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"Das Böse" - wissenschaftlich beschreibbar?

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klappstool
Themenstarter
Beiträge : 427

Moin zusammen,

mich interessiert, ob das "Böse" irgendwie wissenschaftlich beschreibbar ist. Meine Gedanken darüber pausieren an dem Punkt wo ich feststellen muss, dass ja auch "das Gute" immer nur situations- und gesellschaftsbedingt beschreibbar ist. Ich dachte nur, für "Wahrheit" gibt es ja auch das Wort "Fakten" als Beschreibung. Ihr merkt, ich bin noch nicht ganz fertig mit Denken, aber es hat mich doch so sehr beschäftigt, dass ich dachte, ich frag hier mal öffentlich.

Danke für eure Gedanken. 😊

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32 Antworten
Lucan-7
Beiträge : 21561

Es ist insofern wissenschaftlich beschreibbar, dass man sich anschaut, was Menschen im allgemeinen für "böse" halten und dann nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden sucht.
Aber das "Böse an sich" ist nicht beschreibbar, weil es nicht unabhängig von menschlicher Wertung existiert.

Erinnert mich an den alten Animationsfilm "Heavy Metal", der aus verschiedenen Episoden besteht und in dem sich eine sprechende Kugel als "das absolut Böse" vorstellt... was mich schon immer etwas amüsiert hat, weil ich mich immer fragte, aus was diese Kugel denn wohl bestehen mag... 😉

lucan-7 antworten
2 Antworten
klappstool
(@klappstool)
Beigetreten : Vor 5 Jahren

Beiträge : 427
Veröffentlicht von: @lucan-7

Aber das "Böse an sich" ist nicht beschreibbar, weil es nicht unabhängig von menschlicher Wertung existiert.

Es ist ein Teufels-/Gotteskreis, nicht wahr? 😀 Es ist doch interessant zu sehen, dass es Dinge gibt die ohne die menschliche Wahrnehmung nicht beschreibbar sind.

Grad überleg ich ob der Satz Keks ist oder Sinn ergibt. Ich schätze aber, dass du mich verstehst. 😊

klappstool antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21561
Veröffentlicht von: @klappstool

Es ist doch interessant zu sehen, dass es Dinge gibt die ohne die menschliche Wahrnehmung nicht beschreibbar sind.

Ich würde sagen, die menschliche Wahrnehmung ist nochmal ein Universum für sich... da gibt es eine ganze Menge zu entdecken.

Veröffentlicht von: @klappstool

Ich schätze aber, dass du mich verstehst.

Ich vermute mal ja...

lucan-7 antworten


GoodFruit
Beiträge : 2601

Sicher kannst Du das "Böse" wissenschaftlich beschreiben - als Teil einer geisteswissenschaftlichen Arbeit. "Böse" ist ja Resultat eines moralischen Urteils. Und um so urteilen zu können, muss die Gesetzmäßigkeit, nach der zu beurteilen ist, definiert sein. Das macht man in der Ethik - und da gibt es ja durchaus diverse Ansätze. Wir können vor diesem Hintergrund nicht erwarten, dass es eine Definition für "Böse" mit Absolutheitsanspruch gibt - es sei denn Du machst Dich vom wissenschaftlichen Ansatz frei und argumentierst Montheistisch (im Sinne von Monopol) oder von der Basis einer Ideologie aus, die Absolutheitsanspruch erhebt (der Naturalismus macht das so).

Auch Begriffe wie "Wissen" oder "Fakten" können relativ sein. Vieles ist mit letzter Gewissheit nicht zu beweisen sondern nur mehr oder weniger wahrscheinlich. Dadurch erhalte ich keinen wirklich festen Boden sondern nur eine mehr oder weniger dicke Suppe. Den Fels, auf den Du bauen kannst, hast Du dann wieder im Glauben. Aber ob der trägt, ist Glaubenssache ...

goodfruit antworten
Johannes22
Beiträge : 2973

Bei dem Bösen, dem (moralisch) schlechtem und dem (moralisch) Guten handelt es sich um undefinierbare und damit auch wissenschaftlich nicht beschreibbare Begriffe. Ähnlich wie z.B. Gelb (also die Qualia von Gelb) niemandem beschrieben werden kann der es nicht erlebt hat.
Wir WISSEN aber was "Gelb" ist (außer die Blinden und Farbenblinden) und wir WISSEN was moralisch Gut und moralisch schlecht sowie Böse ist.

Etwas komplizierter:

Nach dem Intuitionismus kann der Mensch in ethischen Fragen durch ein besonderes Empfindungsvermögen beurteilen, was gut ist, ebenso wie in der Ästhetik das Schöne. Dies ist kein Vorgang der Wahrnehmung, sondern die Fähigkeit, eine gegebene Situation beurteilen zu können. Moralische Eigenschaften eines Sachverhaltes sind ähnlich wie sekundäre Qualitäten oder dispositionale Eigenschaften aufzufassen. Ebenso wie man rot als wahrgenommene Eigenschaft ansieht, so ist Gerechtigkeit oder Ekel als Eigenschaft einer moralischen Tatsache zu beurteilen. Moralische Tatsachen sind für den Nonnaturalisten ebenso wenig durch reduktionistische Theorien zu erfassen wie Qualia. Moralische Regeln sind in Anlehnung an Wittgenstein ebenso wie Sprachregeln nur durch ihren Gebrauch innerhalb einer Lebensform bestimmbar.[22]

https://de.wikipedia.org/wiki/Metaethik#Intuitionismus

johannes22 antworten
15 Antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21561
Veröffentlicht von: @johannes22

Wir WISSEN aber was "Gelb" ist (außer die Blinden und Farbenblinden) und wir WISSEN was moralisch Gut und moralisch schlecht sowie Böse ist.

Im Gegensatz zur Qualia können wir uns aber über das "böse" und das "gute" austauschen, die Vorstellung ist nicht auf das Individuum beschränkt.

lucan-7 antworten
Johannes22
(@johannes22)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 2973
Veröffentlicht von: @lucan-7

Im Gegensatz zur Qualia können wir uns aber über das "böse" und das "gute" austauschen, die Vorstellung ist nicht auf das Individuum beschränkt.

Wir können ja auch über Farben reden im Bewusstsein das der/die andere die gleichen Empfindungen dazu hat. Wir gehen ja zurecht davon aus das die Empfindung von z.B. "schön" bei allen Menschen gleich ist.

johannes22 antworten
chubzi
 chubzi
(@chubzi)
Beigetreten : Vor 14 Jahren

Beiträge : 1287
Veröffentlicht von: @johannes22

Wir gehen ja zurecht davon aus das die Empfindung von z.B. "schön" bei allen Menschen gleich ist.

Wirklich? So verkuckt sich eine Weishaut in eine Asiatin und ihre Landsleute wundern sich was der Bleiche an dieser Frau findet.

chubzi

chubzi antworten
Johannes22
(@johannes22)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 2973
Veröffentlicht von: @chubzi

Wirklich? So verkuckt sich eine Weishaut in eine Asiatin und ihre Landsleute wundern sich was der Bleiche an dieser Frau findet.

Die Empfindung schön. Wenn mir jemand sagt: Das ist schön. dann weiß ich was er damit meint ohne das ich schön definieren kann.

johannes22 antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 3627

Qualia paßt nicht als Erklärung oder Analogie

Veröffentlicht von: @johannes22

Wenn mir jemand sagt: Das ist schön. dann weiß ich was er damit meint ohne das ich schön definieren kann.

Und eben an der Stelle hinkt der ganze Qualiavergleich sowohl hinsichtlich ästhetischer wie auch insbesondere moralischer Urteile. Wenn mein Gegenüber sagt: die Blume ist gelb - dann weiß ich zwar nicht, auf welche Weise er das Gelb empfindet (darin besteht das Qualia-Phänomen), aber ich kann durchaus definieren, was gelb, bzw. Gelb-Empfindung ist: die Verarbeitung von neuronal vermittelten Stimula, die sich darauf zurückführen lassen, das ein bestimmter Lichtspektrumsbereich durch die Linse des Auges auf die Netzhaut fällt.
Wenn meinGegenüber sagt: die Frau ist schön! - dann ist das ein ästhetisches Werturteil. Es läßt sich problemlos nachvollziehen, wenn man erfragt, welche Kriterien er diesem Urteil zugrunde legt. Es läßt sich entsprechend auch prognostizieren, wenn man weiß, welche Kriterien das Gegenüber für ästhetische Werturteile hat.
Man selbst würde womöglich anders urteilen und das, was er schön nennt, als häßlich bezeichnen. Aber diese Relativität im Urteil läßt sich objektiv beschreiben und verstehen.

Ebenso sind moralische Urteile, d.h. die Bestimmung, ob ein Verhalten gut oder böse sei, auf völlig andere Weise relativ als individuelle Farbempfindungen. Sie sind objektiv demonstrierbar relativ*. Während sich hinsichtlich des Qualiaphänomens ja nicht einmal sagen läßt, ob nicht mein Gegenüber, wenn er Gelb sieht, doch exakt das Gleiche empfindet wie ich, wenn ich Gelb sehe.

*Ich kann für eine ethisch relevante Handlung problemlos unterschiedliche Perspektiven skizzieren, nach welchen sie einmal als gut und einmal als böse zu bezeichnen wäre. (Lieblingsbeispiel ist da für mich immer noch der Folterskandal von Abu Ghraib, anläßlich dessen ich einst im Spiegel Tagebuchauszüge eines der Folterer las, der felsenfest davon überzeugt war, von Gott persönlich zu dieser - unangenehmen - Aufgabe des Foltens an diese Stelle gestellt worden zu sein.)

jack-black antworten
Johannes22
(@johannes22)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 2973
Veröffentlicht von: @jack-black

Und eben an der Stelle hinkt der ganze Qualiavergleich sowohl hinsichtlich ästhetischer wie auch insbesondere moralischer Urteile. Wenn mein Gegenüber sagt: die Blume ist gelb - dann weiß ich zwar nicht, auf welche Weise er das Gelb empfindet (darin besteht das Qualia-Phänomen), aber ich kann durchaus definieren, was gelb, bzw. Gelb-Empfindung ist: die Verarbeitung von neuronal vermittelten Stimula, die sich darauf zurückführen lassen, das ein bestimmter Lichtspektrumsbereich durch die Linse des Auges auf die Netzhaut fällt.

Deswegen eben meinte ich ja die Qualia von gelb und nicht die naturwissenschaftliche Beschreibung.

Veröffentlicht von: @jack-black

Wenn meinGegenüber sagt: die Frau ist schön! - dann ist das ein ästhetisches Werturteil. Es läßt sich problemlos nachvollziehen, wenn man erfragt, welche Kriterien er diesem Urteil zugrunde legt. Es läßt sich entsprechend auch prognostizieren, wenn man weiß, welche Kriterien das Gegenüber für ästhetische Werturteile hat.

Nö lässt es sich nicht. Ästhetik lässt sich nur nachempfinden weil es eben einen SINN für Ästhetik gibt. Oder einen Sinn für Schönheit.

Veröffentlicht von: @jack-black

Ebenso sind moralische Urteile, d.h. die Bestimmung, ob ein Verhalten gut oder böse sei, auf völlig andere Weise relativ als individuelle Farbempfindungen. Sie sind objektiv demonstrierbar relativ*. Während sich hinsichtlich des Qualiaphänomens ja nicht einmal sagen läßt, ob nicht mein Gegenüber, wenn er Gelb sieht, doch exakt das Gleiche empfindet wie ich, wenn ich Gelb sehe.

Nö sie sind ebenso wie "schön" oder "gelb" Empfindungen die sinnlich erfasst werden .

Veröffentlicht von: @jack-black

Ich kann für eine ethisch relevante Handlung problemlos unterschiedliche Perspektiven skizzieren, nach welchen sie einmal als gut und einmal als böse zu bezeichnen wäre.

Nö ich weiß welche Handlungen immanent (moralisch) gut und (moralisch) schlecht sind. Und der der foltert weiß das auch.

johannes22 antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 3627
Veröffentlicht von: @johannes22

Nö ich weiß welche Handlungen immanent (moralisch) gut und (moralisch) schlecht sind. Und der der foltert weiß das auch.

Klar doch. Sonst würde ja Dein moralisches Gesamtkonzept nicht funktionieren. Du kennst halt die Wahrheit. ^^

jack-black antworten
Johannes22
(@johannes22)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 2973
Veröffentlicht von: @jack-black

Klar doch.

Jep

Veröffentlicht von: @jack-black

Sonst würde ja Dein moralisches Gesamtkonzept nicht funktionieren.

Ist dir gar nicht aufgefallen das das gegenteil in DEIN moralisches Gesamtkonzept passt 😊 Also mir ist das aufgefallen 😊

Veröffentlicht von: @jack-black

Du kennst halt die Wahrheit.

Du? Eine moralische Wahrheit? Dein Ernst?

johannes22 antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21561
Veröffentlicht von: @johannes22

Nö sie sind ebenso wie "schön" oder "gelb" Empfindungen die sinnlich erfasst werden .

Man kann im Fall der Farbe ohne weiteres annehmen, dass das, was du als "gelb" wahrnimmst in meinem Kopf als "blau" erscheinen würde. Über diese Grenze der Vorstellung können wir uns nicht austauschen, das ist das, was die Qualia ausmacht.

Es ergibt aber keinen Sinn, wenn wir annehmen, dass das, was ich als "Freude" empfinde für dich "Wut" darstellt, weil diese Gefühle von uns negativ oder positiv beschrieben werden können, also nicht so austauschbar sind wie Farben.

Natürlich gibt es auch bei diesen Gefühlen am Ende eine gewisse Unsicherheit, inwiefern sie genau übereinstimmen mögen... diese Unsicherheit rechtfertigt aber an dieser Stelle nicht den Begriff der Qualia, weil es hier viel weniger eindeutig ist.

lucan-7 antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21561
Veröffentlicht von: @johannes22

Wir können ja auch über Farben reden im Bewusstsein das der/die andere die gleichen Empfindungen dazu hat.

Im Grunde können wir nur über Wellenlängen reden. Ob das, was in deinem Gehirn "gelb" darstellt wird auch meinem "gelb" entspricht... das können wir nicht herausfinden.

lucan-7 antworten
Johannes22
(@johannes22)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 2973
Veröffentlicht von: @lucan-7

Im Grunde können wir nur über Wellenlängen reden.

Nein wir reden über die Empfindung Gelb und schön. Sicher nicht über die naturwissenschaftliche Beschreibung.

johannes22 antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21561
Veröffentlicht von: @johannes22

Nein wir reden über die Empfindung Gelb und schön. Sicher nicht über die naturwissenschaftliche Beschreibung.

"Gelb" und "Blau" sind austauschbar, ohne dass wir es merken würden, wenn wir es von Geburt an nicht anders kennen.

"Schön" und "Hässlich" ist nicht in gleicher Weise austauschbar. Es ergibt keinen Sinn, an dieser Stelle mit der Qualia zu argumentieren.

lucan-7 antworten
Johannes22
(@johannes22)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 2973
Veröffentlicht von: @lucan-7

Schön" und "Hässlich" ist nicht in gleicher Weise austauschbar. Es ergibt keinen Sinn, an dieser Stelle mit der Qualia zu argumentieren.

"Schön" ist eine Empfindung. Gelb und Blau übrigens auch. Mit welcher Vokabel wir diese Empfindung beschreiben ist nur ein Agreement

johannes22 antworten
Tatokala
(@tatokala)
Beigetreten : Vor 18 Jahren

Beiträge : 2623
Veröffentlicht von: @johannes22

z.B. "schön" bei allen Menschen gleich ist.

Äh, naja.

Ich denke, daß z.B. Schönheit in Bezug auf das menschliche Gesicht je nach Ethnie extrem unTerschiedlich wahrgenommen werden kann/wird.

tatokala antworten
Johannes22
(@johannes22)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 2973
Veröffentlicht von: @tatokala

Ich denke, daß z.B. Schönheit in Bezug auf das menschliche Gesicht je nach Ethnie extrem unTerschiedlich wahrgenommen werden kann/wird.

Darüber gibt es ganz unterschiedliche Ansichten und es stimmt zumindest was "extrem" angeht nicht. Ich kann auch die Schönheit chinesischer/japanischer/afrikanischer Kunst wahrnehmen.

johannes22 antworten


Anonymous
 Anonymous
Beiträge : 0

Moin,

"Fakten" und Wahrheit sind zwei verschiedene Dinge, die nur lose zusammenhängen.

Beim Bösen würde ich wie mit der Temperatur oder mit Licht umgehen: "kalt" gibt es so wenig wie "dunkel", kalt ist die Abwesenheit von Wärme, dunkel die Abwesenheit von Licht und analog sehe ich böse als die Abwesenheit des Guten -- und überall gibt es eine Skala mit mehr und weniger.

Liebe Grüße
kueken

Anonymous antworten
4 Antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21561
Veröffentlicht von: @provinzkueken

kalt ist die Abwesenheit von Wärme, dunkel die Abwesenheit von Licht und analog sehe ich böse als die Abwesenheit des Guten

Dann wäre etwa der Saturn ein verdammt "böser" Planet... denn etwas "Gutes" in unserem Sinne gibt es dort eigentlich nicht... 😉

lucan-7 antworten
Tatokala
(@tatokala)
Beigetreten : Vor 18 Jahren

Beiträge : 2623

Der Begriff "lebensfeindlich" enthielte hingegen keine Wertung.

Das kommt auf den Standpunkt des Betrachters an. Von einem Lebensfreunldichen Ort aus kann ich das durchaus wertungsfrei sehen. Solange ich selbst nicht dort bin.

Wenn man mich dort aussetzte, dann wäre mir eine wertungsfreie Beurteilung der Situation wahrscheinlich kaum möglich.

*schnatter* *bibber*

tatokala antworten
lhoovpee
(@lhoovpee)
Beigetreten : Vor 8 Jahren

Beiträge : 2832
Veröffentlicht von: @provinzkueken

analog sehe ich böse als die Abwesenheit des Guten

Und was ist Gut?

lhoovpee antworten
Anonymous
 Anonymous
(@Anonymous)
Beigetreten : Vor 2 Sekunden

Beiträge : 0
Veröffentlicht von: @lhoovpee

Und was ist Gut?

*das* ist die große Frage, auf die ich mir nicht einbilde, eine auch nur im Ansatz alles erfassende Antwort zu haben.

Man könnte es sich einfach machen und antworten mit "Gott ist Gut" oder "Gut ist Gott" oder "Gut ist Liebe" wenn das besser passt. Aber genug Menschen klingt das ja zu weich.

Wer tiefer in Mathe einsteigt findet da auch ganz viel, wo plötzlich von Schönheit gesprochen wird und es eben nicht das "im Auge des Betrachters" ist, sondern durchaus ein wissenschaftlicher Begriff, wo Dinge sich verändern ohne sich zu verändern (Symmetrie ist hier das Thema, ), und irgendwo dort sehe ich auch "Gut" (und Gott) als "wissenschaftliche Größe", aber dafür waren meine vier Semester Höhere Mathematik dann doch nicht genug. Und tendenziell ist das eine Frage, mit der wir Menschen uns seit ein paar Tausend Jahren immer dann, wenn Hunger, Kälte und Raubtiere kein allzu akutes Problem darstellten, immer wieder intensiv beschäftigt haben, ohne zu einem endgültigen Ergebnis zu kommen.

Aber ja, deine Frage hier ist deutlich interessanter und reizvoller, als was genau eigentlich "Böse" ist.

Anonymous antworten
Jack-Black
Beiträge : 3627
Veröffentlicht von: @klappstool

mich interessiert, ob das "Böse" irgendwie wissenschaftlich beschreibbar ist.

Es gibt von dem berühmten Verhaltensforscher Konrad Lorenz einen "Klassiker": Das sogenannte Böse.

Darin untersucht er das Phänomen des Aggressionstriebs, angeregt durch Diskussionen zwischen Psychoanalytikern (freud'scher Schule) und Verhaltensphysiologen.

Das im Titel enthaltene Wort "sogenannte" weist schon darauf hin, dass Lorenz sich des Umstandes bewußt ist, dass "böse" keine naturwissenschaftliche Kategorie sein kann. Es ist viel zu sehr religiös-ideologisch aufgeladen, um noch im wissenschaftlichen Zusammenhang sinnvoll verwendet zu werden.

Ein wissenschaftlicher Umgang mit "dem Bösen" besteht also erstmal darin, herauszufinden, was unter "böse" verstanden wird. Da geben dann Tierverhaltensforschung und Psychologie Hinweise, wie es sinnvoll zu definieren wäre. Aber auf eine Definition muß man sich dann eben erstmal einigen. Und der Vorschlag, unter "dem Bösen" den Aggressionstrieb zu verstehen, schneidet sozusagen alles moralisch Wertende vom eigentlichen Knochen fort, wie es sich für gute Wissenschaft gehört. Ob eine Handlung dann als "böse" bezeichnet werden kann oder nicht, hängt davon ab, ob man nachweisen kann, dass sie Folge des Auslebens des Agressionstriebs war oder nicht. Und um diese wiederum tun zu können, muß man erstmal nachweisen, ob es diesen Agressionstrieb überhaupt gibt und falls ja, ob er in allen Spezies vorhanden ist oder ob es sich um einen "Trieb" handelt, der nur bei manchen Spezies vorkommt.
Und so weiter und so fort.

Ob es überhaupt sinnvoll sei, im wissenschaftlichen Sinne von Gut und Böse zu reden, darüber besteht wohl global absolut keine Einigkeit. Viele Leute gehen davon aus, dass "Moral" überhaupt kein Thema sei, mit dem man sich (natur-) wissenschafltich sinnvoll auseinandersetzen könne - eben da moralische Wertungen (wie "gut" oder "böse") relativ und nicht objektivierbar seien.
Es gibt allerdings Positionen wie die von Sam Harris, der in seinem Buch "The moral landscape" aufzuzeigen versucht, dass es durchaus so etwas wie objektive moralische Aussagen gebe (diese Position werde ich hier jetzt aber nicht referieren, bei Interesse mußt Du da schon selbst reinlesen oder entsprechende Debatten über die Idee auf Youtube usw. gucken).

Wenn man sich anschaut, welche Verhaltensweisen üblicherweise als "moralisch gut" und "moralisch böse" beurteilt werden, kann man vielleicht sagen, dass altruistisches Verhalten meist als moralisch (gut), egoistisches Verhalten dagegen als unmoralisch (böse) verstanden wird.
In seinem Buch "The selfish Gene" (deutsch: "Das egoistische Gen") argumentiert der Evolutionsbiologe Richard Dawkins (manchen hier wohl eher durch sein Buch "Der Gotteswahn" bekannt), dass sämtliche genetisch bedingten Verhaltensmuster, die wir als "gut" - im Sinne von: altruistisch - bezeichnen würden, in ihrer Konsequenz doch immer nur im Interesse der sie bestimmenden Gene sind. Also eigentlich "egoistisch". Dass also die "Moral", die (genetisch angelegt) in einer biologischen Population vorherrscht, letzten Endes immer dem Eigeninteresse der diese Population bestimmenden Gene liegt. Das kann man vielleicht an der "Nächstenliebe" am besten klar machen. Wenn ein Mensch um der Nächstenliebe wegen sein eigenes Leben riskiert oder gar opfert, um anderen Menschen damit zu helfen, dann ist das, solange wir die Sache auf der Ebene der Individuen betrachten, eine altruistische Handlung (also eine, die wir als "moralisch gut" bezeichnen würden). Auf genetischer Ebene aber kann das eine durchaus egoistische Handlungsweise sein: ein Gen-Träger opfert sich für einen (oder mehrere) anderen Gen-Träger auf, d.h. das Gen hilft sich selbst.
Ich will jetzt hier nicht das ganze Buch referieren, aber der Perspektivwechsel darin - weg vom Blick auf das individuelle Lebewesen hin auf die Gene, die viele individuelle Lebewesen gewissermaßen "bewohnen" - ist sehr erhellend. Aus dieser Perspektive lassen sich viele "böse" und "gute" Handlungsweisen plötzlich als objektiv sinnvoll und zweckdienlich verstehen, vor denen man vorher komplett verständnislos stand und sich nur fragte: "Why the hack...?!" Ihr Sinn und Zweck besteht eben darin, dass die Gene, welche die Individuen bewohnen, sich erfolgreich reproduzieren können. Und auch dies muß man noch wieder als bildlich gesprochen verstehen: die Gene planen ja nicht bewußt, setzen sich keine Ziele und haben keine subjektiv verstandenen Interessen: sie reproduzieren sich eben nur - mal erfolgreich, mal weniger erfolgreich.

Neben dem psychologischen, neurologischen und evolutionsbiologischen Ansatz kann man geisteswissenschaftlich selbstverständlich auch einen ideengeschichtlichen Ansatz wählen, das Phänomen zu untersuchen: Man kann Religionen und Philosophien von der Vergangenheit bis heute hernehmen und sich anschauen, wie der Begriff "Böse" früher und heute verstanden wurde. Man kann eher eine polithistorisch-ideologische Perspektiven wählen oder eher soziologisch-deskriptiv an die Sache herangehen. Papier (und Speicherplatz) sind bekanntlich geduldig... 😉

Allerdings würde ich sagen: Beschäftigt man sich geisteswissenschaftlich mit der Sache, lernt man genau betrachtet eigentlich nur, was die Leute mein(t)en, wenn sie von dem Bösen rede(te)n. Sobald man sich entschlossen hat, eine ganz bestimmte Definition für "das Böse" zu akzeptieren, läßt sich Genaueres eher auf den genannten naturwissenschaftlich-empirischen Wegen erfahren.

Sollte ich Leseempfehlungen geben und in Reihenfolge bringen, so würde ich jedem Interessierten zuerst das Buch von Dawkins (Das egoistische Gen) vorschlagen. Und danach dann eine Zusammenfassung von Freuds psychoanalytischem Ansatz (wer Zeit hat, kann sich natürlich auch durch seine sämtlichen Werke durchackern, aber wer hat schon soviel Zeit?) und dann das oben erwähnte Buch von Konrad Lorenz. Sam Harris' "The moral landscape" würde ich nicht vorbehaltlos empfehlen, auch wenn ich selbst es überzeugend fand und finde - aber es gibt viele, die es starkt kritisieren (und deren Kritiken ich gar nicht alle kenne und/oder verstehe, obwohl sie schlagende Argumente enthalten könnten) und es ist sozusagen noch nicht abgehangen genug, um es als umstrittenen Klassiker zum "must-read" zu adeln.

jack-black antworten


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