Wieviele Geschlecht...
 
Benachrichtigungen
Alles löschen

Wieviele Geschlechter gibt es denn nun eigentlich...?

Seite 2 / 2

Lucan-7
Themenstarter
Beiträge : 21306

Ich beziehe mich hier konkret auf einen SPON-Kommentar, in dem unter anderem die Debatte, wieviele biologische Geschlechter es denn nun eigentlich gibt, kritisch beleuchtet wird:

Geschlechter Identität

Dort wird vor allem Bezug genommen auf die Biologin Marie-Luise Vollbrecht, die sich an einem kritischen Artikel der "Welt" über eine angebliche "Gender-Ideologie" beteiligt hat. Ein von ihr vorgesehener Vortrag, in dem sie darlegen wollte, dass es nur zwei biologische Geschlechter gibt, wurde kurz darauf abgesagt. In dem Artikel wird ausführlich darauf eingegangen, inwiefern die Vorstellung von "zwei Geschlechtern" Transfeindlichkeit fördert und damit Menschen, die nun einmal ganz real existieren, ins Abseits stellt.

Meiner Ansicht nach ist dieser Beitrag ein gutes Beispiel dafür, wie derartige Diskussionen irgendwann völlig unsinnig werden, weil keine Unterscheidung mehr stattfindet zwischen biologischen Tatsachen, wissenschaftlicher Methodik und gesellschaftlicher Realität.

An erster Stelle fiel mir auf, dass Transidentität ja kein Widerspruch zur Dualität der menschlichen Geschlechter ist, ganz im Gegenteil: Es bedeutet ja, biologisch einem bestimmten Geschlecht zu entsprechen, sich aber dem anderen Geschlecht zugehörig zu fühlen.

Der Beitrag versucht aber krampfhaft, Transidentidät als eine Art undefinierbarer Zwischenform darzustellen... als eine Art "weiteres Geschlecht". Aber genau das ist ja in der Regel das, was Betroffene NICHT sein wollen (Mit diversen Ausnahmen, wie so oft). Und es wird hier mal wieder alles durcheinandergeworfen: Biologie, Identität, gesellschaftliche Rolle.

Biologisch gesehen macht es wenig Sinn, von mehr als zwei Geschlechtern zu sprechen. Für den Menschen gibt es weiblich, männlich - und Mischformen zwischen weiblich und männlich. Biologisch betrachtet haben diese Mischformen keine Funktion bezüglich der Fortpflanzung, unabhängig davon, ob diese möglich ist oder nicht.

Und an dieser Stelle haben viele Leute offenbar Probleme: Hier wird versucht, die Biologie als "gesellschaftliche Norm" gegen die "Abweichungen" auszuspielen. Aber die Biologie beschreibt nur, was IST... und das umfasst ALLE Menschen gleichermaßen. Eine gesellschaftliche Wertung findet in der Biologie nicht statt, lediglich eine Beschreibung der Fakten.

Und da ist es nicht zu bestreiten, dass es Menschen gibt, denen kein eindeutiges Geschlecht zu eigen ist. Genau so wie Transidentität eine Tatsache ist. Damit muss unsere Gesellschaft umgehen, und eine Anerkennung dieser Tatsachen ist dringend geboten.

Von der Biologie jetzt aber zu verlangen, die Existenz von mehr als zwei Geschlechtern (Und ihren Mischformen) einzuräumen... das könnte ich meinerseits nun ganz sicher nicht unterstützen, weil es systematisch keinen Sinn ergibt.

Der SPON Bericht bleibt hier unklar, obwohl die Tendenz irgendwie in diese Richtung zu gehen scheint... aber vielleicht verstehe ich da auch nur irgendwas falsch...

 

Antwort
47 Antworten
Suzanne62
Beiträge : 7672
Veröffentlicht von: @lucan-7

Meiner Ansicht nach ist dieser Beitrag ein gutes Beispiel dafür, wie derartige Diskussionen irgendwann völlig unsinnig werden, weil keine Unterscheidung mehr stattfindet zwischen biologischen Tatsachen, wissenschaftlicher Methodik und gesellschaftlicher Realität.

Ich habe das auch gelesen und konnte nur noch den Kopf schütteln. Wirklich schade, wenn auch gebildete und intelligente Menschen nicht mehr zwischen biologischem, sozialem (= "gender") und grammatischem Geschlecht unterscheiden können.

Veröffentlicht von: @lucan-7

An erster Stelle fiel mir auf, dass Transidentität ja kein Widerspruch zur Dualität der menschlichen Geschlechter ist, ganz im Gegenteil: Es bedeutet ja, biologisch einem bestimmten Geschlecht zu entsprechen, sich aber dem anderen Geschlecht zugehörig zu fühlen.

Genauso ist es.

Veröffentlicht von: @lucan-7

Aber die Biologie beschreibt nur, was IST... und das umfasst ALLE Menschen gleichermaßen. Eine gesellschaftliche Wertung findet in der Biologie nicht statt, lediglich eine Beschreibung der Fakten.

Damit kommen manche Menschen nicht mehr klar. Festzustellen, dass es biologisch nur zwei Geschlechter gibt, hat nichts mit Transfeindlichkeit zu tun.

Veröffentlicht von: @lucan-7

Genau so wie Transidentität eine Tatsache ist. Damit muss unsere Gesellschaft umgehen, und eine Anerkennung dieser Tatsachen ist dringend geboten.

Dem wird ja - zum Glück - in der aktuellen Gesetzgebung auch Rechnung getragen. Ich finde es auch in Ordnung, als "drittes (soziales) Geschlecht" "divers" einzuführen, um denjenigen, die sich weder eindeutig als Mann noch eindeutig als Frau fühlen, gerecht zu werden.

suzanne62 antworten


Jack-Black
Beiträge : 3518

@lucan-7

Von der Biologie jetzt aber zu verlangen, die Existenz von mehr als zwei Geschlechtern (Und ihren Mischformen) einzuräumen... das könnte ich meinerseits nun ganz sicher nicht unterstützen, weil es systematisch keinen Sinn ergibt.

Der SPON Bericht bleibt hier unklar, obwohl die Tendenz irgendwie in diese Richtung zu gehen scheint...

 

Der SPON-Artikel deutet das nach meiner Lesart nicht mal an. Er beschäftigt sich mit etwas ganz anderem, nämlich dem Meta-Diskurs: den Motiven der Beteiligten, insbesondere auch der "Leitmedien" (denen er, wie ich finde zurecht, Zynismus unterstellt), aber eben auch der reaktionären Rechten und extremistischen Feministinnen. Sowie der Mehrheitsgesellschaft, die sich gern in ihren Vorstellungen von Normalität und Richtigkeit bestätigen läßt.

Zentral ist meiner Lesart entsprechend das Self-ID-Gesetz, welches aus Sicht des Autors durch die erwähnten Skandalisierungen beschädigt werden soll oder könnte:

Das Self-ID-Gesetz soll Menschen aus einer diskriminierenden Rechtslage befreien, die sie als »krank« definiert. Statt fabrizierte Skandale zu orchestrieren, sollten die Medien mehr über diese Situation berichten: die Lebenswirklichkeiten (...)

Man kann sich nun darüber streiten, ob den Medien vorzuschreiben sei, womit sie die Lücken zwischen den Werbeblöcken zu füllen hätten. Es würde ja erstmal reichen, nicht auf jede Sau, die gerade durch's Dorf getrieben wird, draufzuhauen. Und "die Medien", insbesondere die nicht öffentlich-rechtlich finanzierten, haben nun mal keinen Bildungsauftrag, sondern sind einfach nur am Geldverdienen interessiert. An der Stelle kann ich den Autoren zwar verstehen, halte seine Ansprüche aber für überzogen, bzw. etwas naiv.

Darüber aber, dass, bzw. ob es biologisch nur zwei Geschlechter gebe, handelt der Artikel überhaupt nicht. Indem Du dieses Thema in das Unterforum "Wissenschaft" stellst, statt in's Politik- oder Ethik-Unterforum, bestätigst Du allerdings die Betrachtungsweise des SPON-Autors, perpetuierst die ganze Skandalisierung des Trans-Themas, welche er in dem Artikel darlegt.

jack-black antworten
1 Antwort
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21306

@jack-black 

Der SPON-Artikel deutet das nach meiner Lesart nicht mal an.

Vielleicht nicht. Aber das er hier nicht wirklich eindeutig ist habe ich ja auch kritisiert.

Eigentlich hätte ich der Vollständigkeit halber noch einen anderen Artikel zum gleichen Thema hinzuziehen sollen, in dem eindeutiger gefordert wird, die Biologie möge doch bitte bestätigen, dass es mehrere Geschlechter gibt. Leider habe ich den Artikel nicht mehr gefunden.

Vor diesem Hintergrund (den ich allerdings im Eingangsbeitrag nicht erwähnt habe) wirkt der SPON Artikel durchaus nicht eindeutig.

Mir ging es hier im wesentlichen darum, wofür (Natur-)Wissenschaft sich verwenden lässt - und wofür nicht. Deshalb auch das Unterforum "Wissenschaft".

 

 

lucan-7 antworten
Arcangel
Beiträge : 4340

@lucan-7 

 

Biologisch betrachtet ist es klar, dass Säugetiere nur zwei Geschlechter besitzen und dies auch nicht geändert werden kann. Es gibt aber Tiere, die ihr Geschlecht ändern können, auch als adulte Individuen, da gibt es einige Fische und Amphibien, oder Spezies, die mehr als ein Geschlecht gleichzeitig haben, z.b. Schnecken, oder Arten, die mehr als ein Geschlecht haben.

Aber da der Mensch nun mal ein Säugetier ist, haben wir nur zwei Geschlechter.

Nun gibt es aber Individuen, die eine sogenannte Polysomie auf dem 23 Chromosom haben. Was zu sehr unterschiedlichen Symptomatiken führt und teilweise nicht einmal lebensfähig sind. Betroffene sind vergleichbar mit Trisomie 21, mit Down-Syndrom, niemand bezeichnet solche Menschen als gesund oder "normal", dennoch sind wir als Gesellschaft bemüht solchen Menschen ein möglichst selbstbestimmtes und erfülltes Leben zu ermöglichen.

Aber die meisten Menschen in der trans Bewegung fallen sowieso nicht unter diese Kategorie. In den meisten Fällen liegt die Ursache der gender dysphoriain der Psyche.

Aber damit verlassen wir die Sphäre der biologischen Fakten und gehen ins Feld der Psychologie und Soziologie. Die eigene Weltanschauung und Selbstwahrnehmung hat nicht den geringsten Einfluss auf die Realität, dies sollten gerade Atheisten wissen, werden sie dies doch so vielen Religiösen vor.

Persönlich bin ich der Meinung, dass jeder tun und lassen kann, was er oder sie will, dies hat aber keinerlei Einfluss auf die Realität. Der Versuch, die Realität der eigenen Wunschvorstellung anzupassen, muss unterbunden werden. Dem Versuch Kreationismus in die Schule zu bringen ist genauso entgegenzutreten, wie dem Versuch biologische Realitäten in Bezug auf die Geschlechter neu zu definieren. Beides sind Ideologien, die nichts mit der Realität zu tun haben.

arcangel antworten


Seite 2 / 2
Teilen:

Hey du!

Dieses Forum ist für dich kostenlos.
Das funktioniert nur, weil uns treue Menschen regelmäßig mit ihrer Spende unterstützen.
Bist du dabei?