Warum mir gläubige Menschen Angst machen
Tja, das ist doch mal eine Überschrift... man darf gespannt sein, zumal es mir damit durchaus ernst ist.
Aber was meine ich jetzt damit? Es ist ja nicht so, dass ich schreiend Reißaus nehme, wenn ich irgendwelchen Christen oder Moslems begegne. Eigentlich komme ich da ja ganz gut klar. Aber es gibt auch ein gewisses Unbehagen, das ich bisher nie so recht formulieren konnte... aber inzwischen denke ich, dass ich langsam dahinterkomme, woher dieses Unbehagen kommt.
Mir wurde das bewusst durch einen anderen Beitrag von mir, bei dem es um Musik ging, die manche Christen für bedenklich halten. Den Beitrag findet man hier.
Kurz gesagt geht es um eine Rock-/Metalband, die das Thema "Satanismus" als Konzept für ihre Musik und Bühnenshow gewählt hat. Der Gründer der Band sieht sich als humanistischer Atheist, ihm geht es nach eigener Aussage um Freiheit und Nächstenliebe, der Teufel ist für ihn nur ein gesellschaftliches Symbol, das er für seine Musik und teils kritischen Texte verwendet.
Dem trat (nicht zum ersten Mal) ein Pastor entgegen, der von sich sagt, dass er ganz selbstverständlich an Gott glaubt und deshalb auch zwangsläufig an den Teufel. Er unterstellt der Band, bewusst dem Satan zu huldigen und damit böse Mächte herauf zu beschwören. Deshalb wollte er mit einem Gebetskreis gegen das geplante Konzert vorgehen... und das war noch recht harmlos, anderswo gab es auch Demonstrationen (Wobei mir da nichts Gewalttätiges bekannt wäre...).
Der Sänger der Band äußerte sich später zu dem Thema und sagte, dass er durchaus bereit gewesen wäre, mit dem Pastor zu sprechen... dass sie aber aufgrund ihres unterschiedlichen Weltbildes wohl auf keine gemeinsame Ebene gekommen wären, auf der sie sich hätten verständigen können.
Klar, der eine hält den Teufel für echt und gefährlich, der andere für eine amüsante Märchenfigur... wie will man da einen Kompromiss finden und sich verständigen...?
Und ich denke, genau das ist der Knackpunkt hier... dass es da eine Ebene gibt, über die keine Verständigung mehr möglich ist. Und das halte ich für eine große Gefahr heutzutage, nicht nur bezogen auf den Glauben.
Nun ist es in der Realität zumindest mit den Christen ja so, dass ich da meist keine großen Probleme sehe... die Christen wollen halt sonntags in den Gottesdienst und singen und Lobpreis machen... und ich bin froh, dass ich mich nochmal grunzend auf die Seite legen und länger schlafen kann. Kein Problem, da hat halt jeder seine Prioritäten. Und mit Vergebung und Nächstenliebe habe ich auch kein Problem, das scheinen mir sehr erstrebenswerte Dinge zu sein.
Aber es bleibt halt trotz allem eine Ebene, auf der keine Verständigung möglich ist. Das ist zwar im Alltag hierzulande kaum von Bedeutung... dennoch bleibt hier ein Befremden und ein gewisses Unbehagen. Denn die Verständigung auf eine gemeinsame Ebene kann von entscheidender Bedeutung sein. Ob man an die Gefahr eines Vulkanausbruches glaubt oder nicht und auf welcher Basis man das tut kann sehr konkrete und drastische Auswirkungen haben... es ist also wichtig, dass man hier auf eine gemeinsame Ebene kommt.
Die Tatsache, dass es hier etwas gibt, mit dem ich mit gläubigen Christen auf keine gemeinsame Ebene kommen kann macht es für mich etwas unheimlich. Ich will das jetzt nicht übermäßig dramatisieren, weil ich keinen konkreten Anlass zur Sorge habe... aber es lässt sich eben auch nicht völlig leugnen.
Und vielleicht geht es vielen hier ja umgekehrt genau so? Der Pastor aus meinem Beispiel hatte jedenfalls definitiv Grund zur Sorge, und er wäre bei einem Austausch mit der Band vermutlich ähnlich verzweifelt... wie kommt man da zusammen, wenn man doch so völlig unterschiedliche Voraussetzungen und Sichtweisen hat?
@lucan-7 Wie man zusammenkommt..? Wenn man weiß, wo die Differenzen liegen, dann diese gegebenenfalls umschiffen... Ist so meine Erfahrung im Alltag...
Wenn man sich kennt, dann weiß man ja, wie konservativ oder nicht der andere tickt und kann so ungefähr einschätzen, ob sich eine Diskussion darüber lohnt oder mehr Verwirrung stiftet.
Das kann man immer nur am individuellen Fall entscheiden, denke ich... Auch die von dir herangezogene Beispielgeschichte, denn die Frage wäre, inwiefern der Pastor nun repräsentativ ist für "gläubige Menschen". Das ist ein sehr bunter Pool (sieht man ja hier im Forum) und da wird auch nicht jeder so einseitig verbissen die ganze Sache sehen.
Aber das ist vielleicht nicht die Antwort, die du hören wolltest...
Wie man zusammenkommt..? Wenn man weiß, wo die Differenzen liegen, dann diese gegebenenfalls umschiffen... Ist so meine Erfahrung im Alltag...
Wenn man sich kennt, dann weiß man ja, wie konservativ oder nicht der andere tickt und kann so ungefähr einschätzen, ob sich eine Diskussion darüber lohnt oder mehr Verwirrung stiftet.
Sicher, das ist ja ganz normaler Alltag... sei es jetzt aufgrund des Glaubens oder auch politischer Ansichten.
Aber in beiden Fällen mag es zu Unterschieden kommen, die sich nicht mehr ignorieren oder umschiffen lassen.
Ob es so weit kommt muss man dann halt abwarten.
Aber das ist vielleicht nicht die Antwort, die du hören wolltest...
Im Zweifelsfall will ich die Wahrheit hören. Und wenn die Wahrheit lautet, dass man da nicht viel machen kann... dann ist das halt so.
Jesus ruft seine Schäfchen auf individuelle Weise. Dich nicht durch die Bibel oder Kirche. Vielleicht aber durch Gespräche, die dir leicht unheimlich vorkommen...
Nicht vergessen, dass er sich mit den wichtigsten Schriftgelehrten gehörig angelegt hat. Er hat durch die Berührung der Seelen von Menschen überzeugt.
@monifere
Jesus ruft seine Schäfchen auf individuelle Weise. Dich nicht durch die Bibel oder Kirche. Vielleicht aber durch Gespräche, die dir leicht unheimlich vorkommen.
Ich habe mir ja das eine oder andere aus der christlichen Lehre angenommen. Und ich glaube ja auch an bestimmte Werte und dergleichen. Aber für die mythologischen, christlichen Vorstellungen reicht es halt überhaupt nicht. Mit diesem Jesus bekomme ich nicht viel zusammen. Ich glaube an den Humanismus, nicht an "jenseitige" Welten und Wesen... und falls es die trotzdem geben sollte (was weiss ich schon...), dann sehe ich keinen Grund, weshalb andere Leute darüber mehr wissen sollten als ich.
Was genau macht dir Angst?
@lucan-7 und andere Diskutierer, so tolerant und unentschlossen
Seht es mal rein „menschlich“. Wilhem Busch meinte: „Musik wird oft nicht schön empfunden, weil sie mit Geräusch verbunden“. Dies ist eine unüberwindliche Barriere, und darüber hinaus sind die Schallwellen aktiv. Die erzeugen Gefühle, haben Einfluss darauf. Auf einen Schlag gibt es aufgekratzte, planlose Zuhörer, „Nullbocker“, sogar aggressiv reagierende Tiere, matte Blätter von Gewächsen.
Bis zu einem gewissen Punkt (in verschleierten Vorstellungen) kommen Toleranz und Ablenkung noch zum Zug. Wie bei Rauschmitteln tritt die verkehrte „Verherrlichung“ ein. Die „Werber“ pochen auf ihr demokratisches Recht, beschimpfen Mahner als Spinner. Bei erkannter Zunahme der Schäden, darüberhinaus durch Sehen des Grunds, entstehen Polarisierungen und dann eben die Entschleierung, mitsamt Wut.
Welche Seite magst du? Lärm, dumm werden, Körper- und Seelenschäden, schwarze Wolken, Ungewitter, Lügen …
oder ein aufstrahlend reines, gesundes Leben.
Welche Seite magst du? Lärm, dumm werden, Körper- und Seelenschäden, schwarze Wolken, Ungewitter, Lügen …
oder ein aufstrahlend reines, gesundes Leben.
Gleichnisse können gut und hilfreich sein. Sie können auch für Verwirrung sorgen. Und mir ist nicht so ganz klar, was genau du meinst und welche Seiten das sein sollen...
Puh. Ich hab mich jetzt durch alle Seiten durchgearbeitet und mich zu keinem Kommentar hinreißen lassen.
Und immer noch frage ich mich, ob (und falls ja, warum) sich Deine Angst allein auf seltsame Christen beschränkt.
(Und ja - ich kenne seltsame Christen und manche sind mir auch unheimlich-unangenehm)
Aber ganz klar - Fundamentalisten mit einem anderen Glauben sind mir kein Stück lieber.
Es ist nämlich nicht der Glaube - es ist der Fundamentalismus, der mir Sorge bereitet.
Das ist sehr richtig. Es ist nicht der Glaube an sich, sondern der Fundamentalismus, der irritiert und Angst macht.
Aber - leider ist religiöser Glaube jeder Art ein besonders guter Weg in den Fundamentalismus.
Der Grund dafür ist sehr offensichtlich: Menschen eines religiösen Glaubens, denken und hoffen, dass mit ihrer irdischen Existenz nicht alles beendet ist, wenn das Leben aufgehört hat. Das glaubt der Fanatiker auch, aber ich habe immer wieder gefunden, dass er sein Fundamentalismus als Wehrwaffe gegen andere Überzeugungen benutzt wird. D.h., er ist kein besonders gläubiger Mensch, sondern hinter der Fassade ein Mensch, der äußerst zweifelnd glaubt. Deshalb brauch er auch dringend "Mitstreiter", die alles so sehen wie er, um seine verpönten Zweifel zu beseitigen.
Puh. Ich hab mich jetzt durch alle Seiten durchgearbeitet und mich zu keinem Kommentar hinreißen lassen.
Und immer noch frage ich mich, ob (und falls ja, warum) sich Deine Angst allein auf seltsame Christen beschränkt.
Nun, ich hatte das ja begründet: Ich komme mit vielen Gläubigen auf keine gemeinsame Ebene, und darin sehe ich eine Gefahr.
Und ich wüsste jetzt nicht, wieso mit einem Muslim oder einem Hindu eine solche gemeinsame Ebene eher möglich sein sollte als mit einem Christen... im Zweifelsfall sind die noch viel weiter weg.
Es ist nämlich nicht der Glaube - es ist der Fundamentalismus, der mir Sorge bereitet.
Das ist wohl eine recht willkürliche Unterscheidung. Nicht alle Leute, die sich als "Fundamentalisten" sehen, bereiten auch allgemeine Probleme.
Veröffentlicht von: @lucan-7Nun, ich hatte das ja begründet: Ich komme mit vielen Gläubigen auf keine gemeinsame Ebene, und darin sehe ich eine Gefahr.
Du hattest es begründet - Dein Beispiel war trotzdem etwas ... eigenartig.
Und ich komme auch mit vielen Gläubigen auf keine gemeinsame Ebene, aber das geht mir mit vielen Ungläubigen genauso.
Oder mit irgendwie-anders-Gläubigen - ein radikaler Veganer z.B. kann genauso wenig gesprächsbereit sein.
Und ich wüsste jetzt nicht, wieso mit einem Muslim oder einem Hindu eine solche gemeinsame Ebene eher möglich sein sollte als mit einem Christen... im Zweifelsfall sind die noch viel weiter weg.
Richtig, falls Du es glaubensmäßig meinst.
Räumlich kann ich mich nicht über einen Mangel an Muslimen beklagen - und ich bin mir sicher, dass (auch wieder ein Beispiel) mit einer Person dieses Glaubens nicht viel Verständigung möglich ist, wenn von dieser Person -sommers wie winters- nichts, aber auch gar nichts(!) zu sehen ist. (Also diese Person ist zu sehen, aber nur in Form eines wandelnden schwarzen Umhangs mit Kappe und Gesichtsschleier, im Sommer auch noch Sonnenbrille - man sieht keine Hände, keine Augen, keine Regung im Gesicht, kann keinen Blickkontakt aufnehmen ...) Und ich geh davon aus, dass da auch kein Kontakt und erstrecht keine Verständigung gewünscht ist.
Es ist nämlich nicht der Glaube - es ist der Fundamentalismus, der mir Sorge bereitet.
Das ist wohl eine recht willkürliche Unterscheidung. Nicht alle Leute, die sich als "Fundamentalisten" sehen, bereiten auch allgemeine Probleme.
Wieso ist das eine Unterstellung? Du hast geschrieben, dass Dir gläubige Menschen Angst machen. Aber das sind ja auch nicht alle.
Und so wie Dir (und mir) nicht ALLE gläubigen Menschen Angst machen, bereiten auch nicht ALLE Fundamentalisten Probleme.
Du hattest es begründet - Dein Beispiel war trotzdem etwas ... eigenartig.
Und ich komme auch mit vielen Gläubigen auf keine gemeinsame Ebene, aber das geht mir mit vielen Ungläubigen genauso.
Oder mit irgendwie-anders-Gläubigen - ein radikaler Veganer z.B. kann genauso wenig gesprächsbereit sein.
Es geht ja nicht um Gesprächsbereitschaft. Ein radikaler Vegetarier wird in der Regel zwar eine andere Meinung haben, aber er lebt normalerweise dennoch in derselben Welt wie ich. Das heisst, wir werden uns über die Fakten einig sein: Hier wird Regenwald abgeholzt, um Soja anzubauen, damit werden Rinder gefüttert, welche diese und jene Umweltprobleme verursachen. Rinder und Schweine sind empfindsame Lebewesen, die nicht sterben wollen. Bestimmte Haltungsformen bedeuten für die Tiere eine Qual.
Das sind Fakten, aus denen ein Veganer seine Schlüsse zieht - und es sind dieselben Fakten, die ich auch sehe. Auch wenn meine Schlüsse anders sind (Gut, Schweine und Rinder esse ich auch nicht, aber das ist nicht der Punkt hier).
Ein gläubiger Mensch aber, der glaubt, dass Satan über ein Rockkonzert Einfluss auf die Besucher und die Umgebung nehmen kann - der lebt in einer völlig anderen Welt als ich. Da können wir uns auch nicht auf gemeinsame Fakten einigen , da fehlt einfach die Grundlage für eine Diskussion.
Natürlich kann und sollte man trotzdem miteinander reden - aber es ist natürlich viel schwerer, weil man sich gegenseitig viel weniger ernst nimmt. Auf der einen Seite ist jemand, der eine reale Gefahr sieht und der den anderen im besten Fall für unfähig hält, diese Gefahr zu sehen (Im schlechtesten Fall hält er ihn bereits für einen Diener des Teufels). Und auf der anderen Seite hast du jemanden, der den Teufel für ein Hirngespinst hält und den Gläubigen und seine Sorgen deshalb nicht ernst nehmen kann.
Das ist der Punkt, der mir an dieser Stelle Angst macht - die Tatsache, dass man sich nicht auf eine gemeinsame Realität verständigen kann.
Wieso ist das eine Unterstellung? Du hast geschrieben, dass Dir gläubige Menschen Angst machen. Aber das sind ja auch nicht alle.
Ich schrieb "willkürliche Unterscheidung", nicht "Unterstellung". Für mich ist im Grunde schon jemand ein Fundamentalist, der Gott und die Auferstehung Jesu für real hält. Das heisst, jemand der die Fundamente des Glaubens für real hält und davon auch nicht abweicht.
Und natürlich machen mir nicht alle diese Leute Angst... das hängt in erster Linie davon ab, wie viel Verständnis sie für Andersgläubige aufbringen.
Denn auch wenn wir in anderen Welten leben, so kann der gläubige Mensch womöglich doch nachvollziehen, wie ich als Ungläubiger denke... und umgekehrt kann ich mich bemühen, seine Sichtweise und Beweggründe zu verstehen.
Und dann kann man auch gut miteinander auskommen - so lange es keine Konflikte gibt, die auf eben diesen unterschiedlichen Weltbildern basieren. So wie es etwa bei dem Konzert der Fall war.