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Selektives Bibellesen

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andreas
Themenstarter
Beiträge : 1807

Hi zusammen!

Vor kurzem las ich einen Thread mit einem ganz ähnlichen Titel und dachte: Gutes Thema! Allerdings war der Titel anders gemeint, was ja auch völlig okay ist. Wir müssen ja nicht alle dieselben Themen gut finden.

Aber es ließ mich nicht los, und ich versuche mal zu sortieren.
Ich meine damit nicht, dass wir selektieren, was wir in der Bibel lesen. Das tun wir auch. Sondern es geht mir um die Selektion dessen, was wir beim Lesen erfahren wollen.

Meine Eingangsthese lautet: Es ist gar nicht möglich, die Bibel nicht selektiv auszulegen. Wir alle tun das. Es ist aber möglich, sich die eigene Selektion bewusst und sie im Diskurs auch anderen transparent zu machen. Oft ist es nämlich so internalisiert, dass wir es gar nicht mehr merken.
Meine Unterthese lautet: Viele Missverständnisse im Forum wären zu vermeiden, wenn wir unser selektives Lesen hin und wieder uns und anderen bewusst machen würden.

Ich beginne mit einem Beispiel aus der Tradition: Unser Zugang zu den "5 Büchern Mose". Ich setze sie in Anführungsstriche, weil bereits dieser Titel Ergebnis einer bestimmten Art zu lesen ist.
In den meisten Inhaltsverzeichnissen unserer Bibeln sind diese Bücher gemeinsam mit denen von Josua bis Esther überschrieben mit "Geschichtsbücher".
Lese ich sie als Geschichtsbücher, ist die Frage, die ich mir beim Lesen stelle "Was ist passiert?" bzw. "Von welche Geschehnissen erzählen diese Bücher?" Wenn ich der einzige bin, der mit dieser Lupe spätestens im 3. Buch Mose eine gewisse Langeweile spürte, lasst es mich bitte wissen! 😊
Die Überschrift, die das Judentum für diese 5 Bücher hat, lautet "Thora", was wir gern mit "Gesetz" wiedergeben, aber besser "Weisung" sagen sollten. Die Frage, die man sich beim Lesen stellt, lautet "Was sollen wir tun?" bzw. "Welche Lebensweise ist gut und richtig?" Mit dieser Fragestellung liest man natürlich 1. Mose 1 bis 2. Mose 19 sehr viel anders als wir es gewohnt sind. Talmudische Auslegung kann da echt ein Augenöffner sein.

Ich vermute, alle, die die Bibel lesen, haben bestimmte Fragen, die sie bei der Lektüre stellen, und stellen andere nicht. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit wären solche Fragen:

"Was ist passiert?"
"Ist das passiert?"
"Was ist zu tun?"
"Wer soll etwas tun?"
"Welchen Zuspruch finde ich für mich hier?"
"Was will Gott sagen? und wem?"
"Welche Art von Text ist das?" - Ein Gleichnis oder ein Gedicht liest man anders als einen Bericht. Doch nicht bei allen Texten ist klar, was davon sie sind.
"Auf welcher Ebene ist das, was ich hier lese, wahr?"
"In welcher Weise sind diese Worte inspiriert?"
"Welche Bilder korrespondieren mit Bildern in meiner Seele?"
"Was ist die historische Umwelt, auf die sich die Schreiber beziehen?"
"Sollen diese Worte mir meine Verlorenheit oder Gottes rettende Gnade deutlich machen?" (aka die Frage nach "Gesetz und Evangelium")
"Tut es mir gut, das zu lesen, oder nicht?"
"Was erfahre ich beim Lesen über mich?"
"Was erfahre ich über Jesus?"
"Wer oder was wird hier nicht erwähnt?"
"Benutzen die Schreiber - z.B. wegen einer Verfolungssituation - Codes, die für die ersten Lesenden leicht verständlich waren, aber für uns nicht so leicht?" (Etwa "Babylon" für "Rom")
"Gibt es hier Humor und Ironie?"
"Welche andere Stilmittel werden benutzt?"
"Welche Machtstrukturen werden hier als selbstverständlich vorausgesetzt? Und was mache ich damit?"
"Ist dieser Text genauso wichtig wie andere Texte in der Bibel? Wichtiger? Weniger wichtig?"

Ich habe hier versucht, mich auf Fragen zu beschränken, die mit der Annahme "Die Bibel ist Gottes Wort" vereinbar sind. Manche davon setzen sie sogar voraus, andere nicht. Und bei einigen weiß ich, dass man diskutieren kann, ob sie damit vereinbar sind.

Darüberhinaus denke ich, wir haben einige dieser Fragen je für uns schon mehr oder weniger bewusst beantwortet, bevor wir die Bibel aufschlagen.

Ich bin mir sicher, Ihr kennt noch weitere Leitfragen der Bibelauslegung. Eigene oder die von anderen.

Welche Fragen gibt es noch?
Würdet Ihr sagen, es gibt bei der Auslegung der Bibel angemessene und unangemessene Fragen?
Würdet Ihr sagen, manche sind wichtiger als andere?
Welche?

Und natürlich, wie würdet Ihr das begründen?

Danke fürs Lesen und Mitdenken.

Andreas

Antwort
82 Antworten
Adjutante
Beiträge : 2614
Veröffentlicht von: @andreas-wendt

Meine Eingangsthese lautet: Es ist gar nicht möglich, die Bibel nicht selektiv auszulegen. Wir alle tun das.

Ich bin am überlegen, ob diese These wirklich stimmt. Weil, eine streng an den Text gebundene Verkündigung ist ja auch möglich.

adjutante antworten
14 Antworten
andreas
(@andreas-wendt)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

Beiträge : 1807
Veröffentlicht von: @adjutante

Ich bin am überlegen, ob diese These wirklich stimmt.

Cool. Bin gespannt, wo die Überlegungen hinführen.

Veröffentlicht von: @adjutante

Weil, eine streng an den Text gebundene Verkündigung ist ja auch möglich.

Stimmt. Aber bereits die Entscheidung, an den Text die Verkündigung zu binden, beruht auf Vorentscheidungen. Etwa der Annahme, dass ein mehrere Jahrtausende alter Text uns heute etwas zu sagen hat. Und der Frage: was?
Das ist eine Annahme, die ich teile, aber die ich ja letztlich schon mitbringe, bevor ich die Bibel aufschlage.
Und dann ist die Entscheidung, weiter zu fragen: Sagt der Text uns heute dasselbe, was er den ersten Lesenden / Hörenden sagte? Und wenn ja, wer waren die und was sagte er denen? Und inwiefern ist unsere Situation mit ihrer vergleichbar? Und inwiefern auch nicht?
Oder sagt er uns was Anderes? Aus welchem Grund?

All diese Fragen kann man unterschiedlich beantworten und weiterhin streng an den Text gebunden verkündigen.

(Ich habe dazu auch meine Antworten, aber ich weiß, dass sie auf einer Menge Vorentscheidungen beruhen.)

andreas-wendt antworten
Adjutante
(@adjutante)
Beigetreten : Vor 16 Jahren

Beiträge : 2614

Wenn man aber all diese Fragen und Vorentscheidungen außen vor läßt und ganz beim Text bleibt, kann die Fülle der biblischen Botschaft voll zur Geltung kommen. Dann muß man nur noch den Klang eines Textes herausholen können und die Verkündigung wird frisch bleiben.

Mir wird schmerzlich bewußt, dass ich das wenig so in der Praxis umgesetzt habe.

Nachtrag vom 15.02.2022 0003
... Also ich meine es so, dass man schon den Kontext, die Zeitgeschichte, die Sprache (soweit es möglich ist), die eigentliche Aussage (ohne die Ausschmückung) beachtet ...

adjutante antworten
Irrwisch
(@irrwisch)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 3480

Nachgefragt

Veröffentlicht von: @adjutante

Ich bin am überlegen, ob diese These wirklich stimmt. Weil, eine streng an den Text gebundene Verkündigung ist ja auch möglich.

Magst du mir erklären, was du mit " streng an den Text gebunden" meinst?

irrwisch antworten
Adjutante
(@adjutante)
Beigetreten : Vor 16 Jahren

Beiträge : 2614

Damit meine ich, dass man leicht ganz schnell vom Text wegkommen kann.

Wenn ich eine Themapredigt wähle kann es sein, dass ich den Text nicht voll zur Geltung bringe oder ich bewege mich im Rationalismus.

Ich kann einen Text zum Sprungbrett nehmen, indem ich ein paar Mal auf dem Text wippe und dann in der ganzen Bibel herum schwimme.

Oder aber ich wähle einen Bibeltext lediglich als Motto oder Anstoß. Der Text läßt den Schiffsmotor anspringen, dann geht das Schiff ins freie Meer zu Politik, Wissenschaft, Kultur, Lebensweisheiten ... Dann ists für mich aber keine Predigt mehr, sondern eine Rede.

Nachtrag vom 13.02.2022 1326
Naja, oder aber ich bleibe nahe am Text mit dem Blick auf den Kontext, der Zeit damals etc. ...

adjutante antworten
Irrwisch
(@irrwisch)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 3480

Nachgedacht
Deine Antwort und deine Argumente habe ich gelesen.

DeinenNachtrag finde ich ganz wichtig.
Erst durch die Brille der Zeit damals, den Kontext und wenn es gut läuft, auch auf damaliges jüdisches Glaubensverständnis ist mir so mancher Text erst erschlossen worden.

Aber ich habe gewagt, deine These weiterzudenken.
Wenn so, wie du es beschreibst,Predigten immer und von Jederprediger*in so gestaltet würde, müssten denn dann nicht alle Predigten gleich lauten?

irrwisch antworten
Adjutante
(@adjutante)
Beigetreten : Vor 16 Jahren

Beiträge : 2614
Veröffentlicht von: @irrwisch

Aber ich habe gewagt, deine These weiterzudenken.
Wenn so, wie du es beschreibst,Predigten immer und von Jederprediger*in so gestaltet würde, müssten denn dann nicht alle Predigten gleich lauten?

Ich denke nicht, denn sonst bleiben sie ja (für den Verkündiger und für den Hörer) nicht mehr frisch. Wichtig ist vor allem, dass mir (also nicht nur mir, gelle) der Heilige Geist das für mich Relevante sagen kann (deshalb Gebet).

adjutante antworten
Irrwisch
(@irrwisch)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 3480
Veröffentlicht von: @adjutante
Veröffentlicht von: @adjutante

Aber ich habe gewagt, deine These weiterzudenken.
Wenn so, wie du es beschreibst,Predigten immer und von Jederprediger*in so gestaltet würde, müssten denn dann nicht alle Predigten gleich lauten?

Ich denke nicht, denn sonst bleiben sie ja (für den Verkündiger und für den Hörer) nicht mehr frisch. Wichtig ist vor allem, dass mir (also nicht nur mir, gelle) der Heilige Geist das für mich Relevante sagen kann (deshalb Gebet).

"Frische Predigten"aren und sind für mich immer solche gewesen, in die der Pastor immer wieder Bilder in Form von Erleben, Begegnungen und Bezügen zum Leben im Hier und Jetzt eingebracht hat.
Solche Predigten, und vovon auch die eine mir äusserst ungut bis übel in Erinnerung gebliebenen haben sich vom Kopf ins Herz vorarbeiten können.
Bei solchen Prdigten kann ich denBezug zu meinem Alltag, zu meinem Leben herstellen.

Damit will ich nicht sagen, dass die von dir hier angedachten Predigten nicht auch nötig und gut wären.
Sie haben für mich aber eher eine Bedeutung Richtung Lehre.

Ich habe zuvor in der Lehre erfahren, dass Gott in Jesus mir meine Sünden vergibt.
Das war lange Zeit feine Theorie für mich.
Bis ich an dem Punkt ankam, wo ich doll reingerasselt bin.
Erst da ist mir Gottes Gnade und Barmherzigkeit so richtig groß geworden.

Anderes Beispiel:
Jesus bringt uns nahe, dass unsere Verfehlungen schon in Gedanken beginnen.
Er zeigt das sehr drastisch auf, indem er den Männern sagt, dass ein Mann schon die Ehe bricht, wenn er eine Frau ansieht und sie dabei begehrt.

Das geht auch prima zum Beispiel in extrem belastenden Situationen mit anderen Gedanken.
So jedenfalls ist es mir einmal in solch einer sehr belastenden und länger andauernder Lebenssituation ergangen.
Die sehr herausfordern und mich an meine Grenzen bringend war.

Damals ( vor ca. 23Jahren) habe ich erkannt,es gibt nichts, wozu auch ich in Gedanken nicht fähig wäre.
Mir ist seitdem noch einmal viel bewusster geworden, dass in mir die beiden imTempel betenden Personen wohnen.
Sowohl der Pharisäer, als auch der Zöllner.

Ich möchte dir Mut machen, deine Verkündigung nach dem, was für dich dran ist, weiter zu tun.

Gottes Geist wirkt nicht nur in dir und durch dich.
Deine Zuhörer werden mit Hilfe des Heiligen Geistet in ihrer jeweiligen Lebenssituation schon verstehen.
Nicht alle gleich und vielleicht nicht alle in jeder Predigt.
Aber doch so, dass sie verändert aus dem Gottesdienst in ihren Alltag gehen.

Gerade dieses unterschiedliche Reden Gottes oder auch Verstehen der Menschen ist für mich so faszinierend für mich.

Was bleibt , ist für mich die Aussage in einem der Briefe:

Unser Erkennen, unsere Interpretation der Bibel wird immer nur Stückwerk sein können

Denn unsere Bibel ist eine reich gefüllte und nie versiegende Schatzquelle....zumindest für mich 😀

irrwisch antworten
Channuschka
(@channuschka)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

Beiträge : 4278

Ich stelle, die These auf, dass es nicht möglich ist. Egal, wie nahe man am Text bleibt. Schon die Übersetzung ist eine selektive Wahl des Textes, weil jede Übersetzung eine Interpretation ist und in jeder Übersetzung was anderes im Vordergrund. Dazu kommt, dass man selbst alleine beim Vorlesen schon durch Betonung unwillkürlich bestimmte Dinge in den Vordergrund rückt, erst recht wird man bei jeder Auslegung, egal wie sehr man am Text bleibt, bestimmte Punkte mehr in den Fokus rücken als andere und damit einen Schwerpunkt aussuchen.

channuschka antworten
lubov
 lubov
(@lubov)
Beigetreten : Vor 19 Jahren

Beiträge : 2684

Das sehe ich auch so. Kommt noch dazu, dass jeder fast jedes Wort mit anderen "Bildern" füllt - und andere Bilder im Kopf bedeuten natürlich schon Interpretation. Selbst, wenn man mit dem "Urtext" arbeiten könnte und würde, wäre das so.

lubov antworten
Adjutante
(@adjutante)
Beigetreten : Vor 16 Jahren

Beiträge : 2614

Für mich spricht gegen diese These, dass der Heilige Geist uns in "alle Wahrheit" leitet.

adjutante antworten
Channuschka
(@channuschka)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

Beiträge : 4278

Ich glaube durchaus, dass der heilige Geist jedem ins Herz legt, was er gerade braucht - selektiv.

Ich glaube aber auch, dass er uns den Kopf zum Denken gegeben hat und zum Nutzen, wenn wir selbst Predigen.
Ich hab schon echt komische bis leicht verstörende Predigten gehört, wenn jemand "den Geist" predigen ließ.

Vielleicht ist es dann der heilige Geist der auswählt was wichtig ist. Selektiv bleibt es auch dann.

channuschka antworten
Adjutante
(@adjutante)
Beigetreten : Vor 16 Jahren

Beiträge : 2614
Veröffentlicht von: @channuschka

Ich glaube durchaus, dass der heilige Geist jedem ins Herz legt, was er gerade braucht - selektiv.

Veröffentlicht von: @channuschka

Vielleicht ist es dann der heilige Geist der auswählt was wichtig ist. Selektiv bleibt es auch dann.

Hmmm ...., vielleicht habe ich den Begriff "selektiv" anders eingeordnet. 🤨

adjutante antworten
lubov
 lubov
(@lubov)
Beigetreten : Vor 19 Jahren

Beiträge : 2684

Wenn ich jetzt: "Ja, und?" antworte, ist das leider so kurz, dass ich finde, es könnte pampig klingen. Ist aber so nicht gemeint, darum: Würdest du bitte etwas ausführen, warum das eine für dich unvereinbar mit dem anderen ist?

lubov antworten
Adjutante
(@adjutante)
Beigetreten : Vor 16 Jahren

Beiträge : 2614

Mein Gedanke dabei ist, dass beim Lesen völlig Neues entstehen kann, an das man zuvor gar nicht gedacht hat. Selbst dann, wenn eine Predigt (Andacht usw.) aus den drei Schwerpunkten besteht: Res, aktum, verbum:
Res: Die Sache, der Text: Was steht da! Kontext, Zeitgeschichte usw.
Nicht ohne Abhängigkeit des Heiligen Geistes ...
Aktum: Wie sieht das heute aus?
Nicht ohne die Abhängigkeit des Heiligen Geistes ...
Verbum: Das Seelsorgerliche!
Nicht ohne die Abhängigkeit des Heiligen Geistes ...

Deswegen habe ich versucht vom selektiven zu trennen.

Nachtrag vom 15.02.2022 1725
... das war so meine Überlegung ...

adjutante antworten


Adjutante
Beiträge : 2614
Veröffentlicht von: @andreas-wendt

Ich bin mir sicher, Ihr kennt noch weitere Leitfragen der Bibelauslegung. Eigene oder die von anderen.

Was sagt der Heilige Geist mir und uns?
Welche Absicht hat der Heilige Geist mit diesem Wort?
Was hat der Heilige Geist jetzt dem Hörer oder Leser zu sagen?

Im AT liegen viele Keime nt'licher Schriftwahrheiten. Deswegen kann man die Keime auch vom NT her auslegen und umgekehrt.

Nachtrag vom 13.02.2022 0151
Okay, ähnlich steht etwas dieser Richtung in deinem Fragenkatalog.

adjutante antworten
1 Antwort
Tagesschimmer
(@tagesschimmer)
Beigetreten : Vor 6 Jahren

Beiträge : 1244
Veröffentlicht von: @adjutante

Was sagt der Heilige Geist mir und uns?

Diese Frage stelle ich mir nicht bewusst. In der alltäglichen Leseroutine ist sie aber wohl das, was hauptsächlich in mir vorgeht. Meine Konzentration lässt es leider nicht zu, dass ich ein ganzes Stück wirklich aufmerksam mit dem Verstand lese. Es gibt aber (fast) immer die besonderen Verse, die mich gerade an dem Tag tief berühren. Das ist meine Erfahrung mit Matth. 4. 4: Leben aus dem Wort

tagesschimmer antworten
Gelöschtes Profil
Beiträge : 18002
Veröffentlicht von: @andreas-wendt

Meine Eingangsthese lautet: Es ist gar nicht möglich, die Bibel nicht selektiv auszulegen.

Ich würde sogar noch weiter gehen: Für jemanden der die Bibel nicht in ihren "Originalsprachen" lesen kann, ist gar nicht möglich einen Bibeltext zu bekommen, der nicht bereits selektiv ausgelegt wurde.
(Auch wenn sich manche damit behelfen dass nur Übersetzung XY von Gott autorisiert/inspiriert/diktiert wurde).

Veröffentlicht von: @andreas-wendt

Welche Fragen gibt es noch?

Für mich gibt es da drei große Gruppen:
1. Was sagt ein Bibeltext zu einem bestimmten Thema? (Da schwingt vor allem mit: Wie könnte es der Autor gemeint und der Adressat verstanden haben?)
2. Was kann ich anhand eines Bibeltextes jemand anderem mitgeben?
3. Was kann ein Bibeltext mir ganz persönlich bedeuten?

Würdet Ihr sagen, es gibt bei der Auslegung der Bibel angemessene und unangemessene Fragen?

Ich würde sagen, es gibt keine ernsthaften Fragen die unangemessen sind. Selbst die Frage "Gibt es Gott überhaupt?" halte ich im Bezug zur Bibel für sehr angemessen, denn stellt man die Frage nicht, würde sie auch nicht bejaht werden können.

Ein komplexeres Beispiel wäre aber auch die Frage "Wie passt der Gott, den ich in meinem Leben kennenlernen durfte, mit den Beschreibungen Gottes bei den Massen- und Völkermorden der Landnahmetexte zusammen?"

Grundsätzlich gehe ich dabei von der Annahme aus, dass Gott keine einzige Frage fürchtet. Wär auch bissl lächerlich..

Veröffentlicht von: @andreas-wendt

Würdet Ihr sagen, manche sind wichtiger als andere?
Welche?

Ja, definitiv. Um ein Beispiel zweier extreme zu nennen, ich halte die Frage "Ist Jesus wirklich auferstanden?" für sehr viel wichtiger als "War Jojachin acht oder achtzehn Jahre alt als er zum König von Jerusalem wurde?"

Veröffentlicht von: @andreas-wendt

Und natürlich, wie würdet Ihr das begründen?

Die eine Frage betrifft entweder nur ein historisches Interesse oder eine bestimmte, enge Sichtweise auf die Bibel, wohingegen die andere Frage auf das Leben vieler Menschen krassen Einfluss haben kann.

Letzteres halte ich durchaus für wichtiger, auch wenn mir bewusst ist, dass das ebenfalls eine rein subjektive, selektive Sichtweise ist.

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andreas
Themenstarter
Beiträge : 1807

Bug or feature?
Danke für Eure bisherigen Rückmeldungen.

Ich sehe, dass die meisten von Euch dem zustimmen würden, dass wir gar nicht anders können, als selektiv zu lesen.

Was wir bisher höchstens angedeutet haben, ist, wie das zu bewerten ist. Ist es - in informatischen Kategorien - ein Bug, ein Fehler im System, den wir nach Möglichkeit zu überwinden versuchen sollten, oder ein Feature, also etwas, was genau so geplant ist?

Ich tendiere immer mehr dazu anzunehmen: Derselbe Heilige Geist, der in der Bibel redet, wirkt auch unter den Bibellesenden. Gott wusste genau, dass seine Leute sein Wort unterschiedlich lesen und befragen und manchmal auch verstehen würden, und hat das genau so geplant.

Bei Rachel Held-Evans las ich über ihr Gespräch mit einer jüdischen Freundin, die von einem Familienabend erzählte: Sie diskutierten die ganze Zeit über irgendeine Bibelstelle, was sie sagen wolle, welches die richtigen Fragen an sie wären, was nicht, sie wurden sich nicht einig, wurden immer lauter, und die Freundin schloss mit den Worten "Für uns Juden war es der perfekte Abend!"

Vielleicht also ist eine gewisse* Diversität in unseren Herangehensweisen an die Bibel gar kein Unfall der Auslegungsgeschichte, sondern genau das, was der Gott, der hinter ihr und hinter uns steht, sich vorgestellt hat.

Konsequenz wäre, dass gemeinsames Lesen und Austausch zum einen unser Auftrag ist, zum andern gar nicht das Ziel haben kann, am Ende in allem einig zu sein, sondern durch die anderen den eigenen Horizont zu erweitern.

*Ich sträube mich noch, die ganze Diversität, die ich kennengelernt habe, als gottgewollt zu sehen. Ich bin überzeugt, dass es auch ein falsches Verständnis der Bibel geben kann. Aber auch, dass das eine richtige Verständnis vermutlich größer als meins ist.

Wie würdet Ihr das sehen? Ist es eher bedauerlich, dass wir halt nur selektiv lesen können, oder gut so? Ist Übereinstimmung ein erstrebenswertes und erreichbares Ziel? Gibt es Grenzen?

andreas-wendt antworten
23 Antworten
Irrwisch
(@irrwisch)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 3480

Vielfalt, Reichtum, Leben 😎

irrwisch antworten
Groffin
(@groffin)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 1873
Veröffentlicht von: @andreas-wendt

Ist es eher bedauerlich, dass wir halt nur selektiv lesen können, oder gut so?

In erster Linie einmal bedauerlich, weil die Diversität gleichzeitig ein Zeichen dafür ist, wie wenig wir wirklich über Gottes Willen wissen.
Verständnis und Einsicht kann letztlich nur von ihm selbst kommen.
Bedauerlich auch, weil Christen sich lieber theoretisch lange über einzelne Bibelstellen zoffen, als auf das Gemeinsame zu schauen und hier für den Herrn zu wirken.

Gut so - weil wir dadurch in den Austausch miteinander kommen, uns reiben und auch Standpunkte überdenken. Auch, dass wir gemeinsam im Verständnis wachsen können.

Veröffentlicht von: @andreas-wendt

Ist Übereinstimmung ein erstrebenswertes und erreichbares Ziel?

Erstrebenswert ja - erreichbar wohl eher nicht.

Veröffentlicht von: @andreas-wendt

Gibt es Grenzen?

Selbstverständlich. Geistlicher Missbrauch, Kriegstreiberei, Verteufelung einzelner wirklicher oder eingebildeter Sünden, Angst-Evangelium, Bibelbastelbogen, usw.
Ist es vor allem relevant, was die Religion uns gibt, oder geht es auch darüber hinaus?

Ich denke nicht, dass die gesamte Diversität im Sinne eines Lernprozesses für die Menschheit "gottgewollt" ist. Es gibt genug Verbrechen, die mit frommen Worten begleitet wurden, genug Leid und Tod im Namen religiöser Motive.
Glaube an den Teufel oder nicht - wo die Liebe fehlt, geht es m.E. an Gottes Wort/Willen vorbei.

groffin antworten
Channuschka
(@channuschka)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

Beiträge : 4278

Warum die Bewertung?

Kann man es nicht ganz wertfrei einfach hinnehmen? Warum immer der Drang alles bewerten zu wollen?

channuschka antworten
andreas
(@andreas-wendt)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

Beiträge : 1807
Veröffentlicht von: @channuschka

Kann man es nicht ganz wertfrei einfach hinnehmen? Warum immer der Drang alles bewerten zu wollen?

Ein Drang ist es nicht. Darum war es mir auch wichtig, es im Eingangspost nicht zu bewerten, sondern es wertfrei darzustellen.

Meine ganz wertfreie Wahrnehmung ist allerdings, dass fast immer, wo man den Anspruch hat, etwas wertfrei hinzunehmen, man es eigentlich positiv bewertet.
Aber wenn Du die Tatsache, dass wir immer nur selektiv lesen, weder gut noch schlecht findest, ist das natürlich auch in Ordnung.

andreas-wendt antworten
Channuschka
(@channuschka)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

Beiträge : 4278
Veröffentlicht von: @andreas-wendt

Meine ganz wertfreie Wahrnehmung ist allerdings, dass fast immer, wo man den Anspruch hat, etwas wertfrei hinzunehmen, man es eigentlich positiv bewertet.
Aber wenn Du die Tatsache, dass wir immer nur selektiv lesen, weder gut noch schlecht findest, ist das natürlich auch in Ordnung.

Hab mal darüber nachgedacht, warum ich es nicht bewerten will.

Ich denke, wir können es nicht ändern, dass wir immer selektiv wahrnehmen.
Wenn ich nun etwas als negativ bewerte, bedeutet es für mich, dass ich es verbessern sollte.
Wenn ich es positiv bewerte, bedeutet es für mich dagegen, dass jeder danach streben sollte.

Gut zweites wäre jetzt nicht so schlimm, weil ich ja von ausgehe, dass jeder selektiv die Dinge wahrnimmt.
Ersteres wäre aber fatal, weil ich daran scheiten muss, die selektive Wahrnehmung abzustellen. Ich kann mich bewusst darum bemühen, objektiver zu sein, aber immer und vollständig wird es mir nicht gelingen.

Deshalb möchte ich es auch nicht bewerten. Es hat Vor- und Nachteile und ist nicht wirklich zu ändern. Ich finde es wichtig , sich der selektiven Wahrnehmung bewusst zu sein, auch den Vor- und Nachteilen, aber es eben nicht als gut oder schlecht einzuordnen.

Übrigens hast du auch recht, das wertfrei oft positiv bedeutet. Deshalb hab ich auch versucht nicht zu schreiben, dass selektive Wahrnehmung ganz natürlich ist. Denn "natürlich" ist bei uns heute meist mit "positiv" belegt. Das war zwar früher mal anderst, aber da wir heute leben und kommunizieren, haben wir die heutigen Bewertungsschemen im Kopf

channuschka antworten
Tagesschimmer
(@tagesschimmer)
Beigetreten : Vor 6 Jahren

Beiträge : 1244

Ich kann dem allem zustimmen.

Veröffentlicht von: @andreas-wendt

Ich tendiere immer mehr dazu anzunehmen: Derselbe Heilige Geist, der in der Bibel redet, wirkt auch unter den Bibellesenden. Gott wusste genau, dass seine Leute sein Wort unterschiedlich lesen und befragen und manchmal auch verstehen würden, und hat das genau so geplant.

Aus der Verzweiflung über die Unmöglichkeit, das mit dem Verstand zu erfassen, entwickeln wir einen Hunger nach dem Heiligen Geist und damit nach einer Beziehung zu Gott. Ihn können sogar „Einfältige“ empfangen. Alles, was mit Jesus verbunden ist, bildet auch eine Einheit, nur ist unsere Erkenntnis und Kreativität ohne den Heiligen Geist zu beschränkt.

Jesus Christus, durch welchen alle Dinge sind und wir durch ihn. 1. Kor. 8, 6

tagesschimmer antworten
neubaugoere
(@neubaugoere)
Beigetreten : Vor 12 Jahren

Beiträge : 15295

ein schöner Gedanke ...

Veröffentlicht von: @tagesschimmer

Alles, was mit Jesus verbunden ist, bildet auch eine Einheit, nur ist unsere Erkenntnis und Kreativität ohne den Heiligen Geist zu beschränkt.

Ich tausche das "beschränkt" rein worttechnisch durch "gestückelt" bzw. "Stückwerk" (jeder hat ein Stück) aus und wage den Gedanken, dass Gemeinschaft darin besteht, zusammenzukommen, um Gott "größer" zu erleben ... 😌

neubaugoere antworten
Tagesschimmer
(@tagesschimmer)
Beigetreten : Vor 6 Jahren

Beiträge : 1244

😊

Veröffentlicht von: @neubaugoere

"Stückwerk"

tatsächlich hatte ich dieses Wort im Kopf, hab dann doch eine andere Formulierung gewählt, aber es passt. Wir mögen ja auch die Vergleiche mit dem Puzzle oder Blumenstrauß oder Orchester oder …

tagesschimmer antworten
neubaugoere
(@neubaugoere)
Beigetreten : Vor 12 Jahren

Beiträge : 15295

ja, mit dem Puzzle, oder auch Mosaiksteinchen, um dann so ein riesiges Mosaikbild zu legen ... *schmunzel*

neubaugoere antworten
Herbstrose
(@herbstrose)
Beigetreten : Vor 9 Jahren

Beiträge : 14194

Ich tendiere immer mehr dazu anzunehmen: Derselbe Heilige Geist, der in der Bibel redet, wirkt auch unter den Bibellesenden. Gott wusste genau, dass seine Leute sein Wort unterschiedlich lesen und befragen und manchmal auch verstehen würden, und hat das genau so geplant.

Genau das ist es, was Gottes Wort auch heute noch lebendig macht.

herbstrose antworten
neubaugoere
(@neubaugoere)
Beigetreten : Vor 12 Jahren

Beiträge : 15295
Veröffentlicht von: @andreas-wendt

Konsequenz wäre, dass gemeinsames Lesen und Austausch zum einen unser Auftrag ist, zum andern gar nicht das Ziel haben kann, am Ende in allem einig zu sein, sondern durch die anderen den eigenen Horizont zu erweitern.

ja, so in der Art sehe ich das auch ...

Es geht um das Miteinander, um den Austausch, um das Bereichern des anderen durch meine eigene Art, meine Sicht, meine Gedanken (und eben das mich bereichern anderer durch ihre Art, ihre Sicht, ihre Gedanken) ... es geht um Anbetung Gottes ... darum, ihn zu suchen ... nicht nur allein, eben auch gemeinsam ... Gott hat sich auch bei "der Erfindung" seines Leibes etwas gedacht ... Es ist leichter - gemeinsam. Schauen wir uns die "Funktion" des Leibes an, dann entdecken wir viel von seiner Fürsorge darin ... dieses "W-I-R" als Schutz, als Fürsorge, als Begleitung, als Acht geben auf ... durch gute und eben auch schlechte Zeiten gemeinsam ... weil es nicht um mich geht, sondern um Gott und um Anbetung ...

sollten mal 5 Cent werden, nu isses n bissl mehr 😉

neubaugoere antworten
Adjutante
(@adjutante)
Beigetreten : Vor 16 Jahren

Beiträge : 2614
Veröffentlicht von: @andreas-wendt

Derselbe Heilige Geist, der in der Bibel redet, wirkt auch unter den Bibellesenden. Gott wusste genau, dass seine Leute sein Wort unterschiedlich lesen und befragen und manchmal auch verstehen würden

Ja, so ist es. Gottes Wort kehrt nicht leer zu ihm zurück .... (Jesaja 55, 11)

adjutante antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21570

Wozu ist die Bibel dann noch gut...?

Veröffentlicht von: @andreas-wendt

Ich tendiere immer mehr dazu anzunehmen: Derselbe Heilige Geist, der in der Bibel redet, wirkt auch unter den Bibellesenden. Gott wusste genau, dass seine Leute sein Wort unterschiedlich lesen und befragen und manchmal auch verstehen würden, und hat das genau so geplant.

Das würde allerdings auch bedeuten, dass die Bibel keine eindeutige Richtlinie darstellt, sondern lediglich "Stein des Anstoßes", über den die Menschen allgemein zum Nachdenken aufgefordert werden.

Dann müsste man allerdings konsequenterweise auch sagen, dass eine solche, sagen wir mal, "spirituelle Diskussionsgrundlage" sich keineswegs auf die Bibel beschränken muss.
Denn dann geht es für die Menschen gar nicht darum, die "Wahrheit" zu erkennen - sondern darüber nachzudenken, was diese "Wahrheit" eigentlich sein könnte. Mit ganz unterschiedlichem Ergebnis.

lucan-7 antworten
andreas
(@andreas-wendt)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

Beiträge : 1807

Das ist die Kritik, die ich eigentlich aus christlich-fundamentalistischer Richtung erwartet hätte.

Ich würde die Bibel vielleicht eher mit einem von Gott geschaffenen Haus vergleichen, in dem wir alle Unterschiedliches entdecken und wichtig finden.

andreas-wendt antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21570
Veröffentlicht von: @andreas-wendt

Das ist die Kritik, die ich eigentlich aus christlich-fundamentalistischer Richtung erwartet hätte.

Du weisst doch, dass das genau das Bild ist, das wir Atheisten vom Glauben haben 😉

Veröffentlicht von: @andreas-wendt

Ich würde die Bibel vielleicht eher mit einem von Gott geschaffenen Haus vergleichen, in dem wir alle Unterschiedliches entdecken und wichtig finden.

Und außerhalb davon nicht...?

„Denn das Unsichtbare von ihm wird geschaut, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, die von Erschaffung der Welt an in dem Gemachten wahrgenommen werden, damit sie ohne Entschuldigung seien“ (Rö 1,20)

Was hätte die Bibel dann Besonderes zu bieten?
Wäre sie tatsächlich notwendig?

lucan-7 antworten
lhoovpee
(@lhoovpee)
Beigetreten : Vor 8 Jahren

Beiträge : 2836

Die Bibel selbst ist doch bereits ein solcher Austausch von Gegensätzen.

Viele Christen werden nicht müde in der Bibel ein homogene Lehre hineinzulesen. Die ist auch teilweise gegeben. Aber eben nicht im Gesamtwerk oder nur durch später Einfügungen/Redaktoren/Deutungen.

Ein Beispiel ist das Buch Prediger. Es widersprich den Weisheitsbüchern. Der angefügte Epilog versucht das noch raus zu reißen.. Aber naja.

Ein anderes Buch ist Hiob. In allen reden kommen Sprichwörter vor (teilweise Zitate aus Psalmen oder Sprüche), welche Schlussendlich aber nicht helfen. Die Freunde versuchen auf Grundalge der Weisheitsliteratur das Leiden von Hiob zu erklären; erfolglos. Schlussendlich erklärt Gott sich selbst. Am Schluss wird die Frage, warum Hiob leiden musste, aber nicht beantwortet.

Auch im neuen Testament gibt es verschiedene theologische Ausrichtungen, die wir heute versuchen zu homogenisieren (wobei aber die paulinische Lehre die wohl maßgeblich ist).
Wir haben verschieden Evangelien, die die Geschehnissen verschieden anordnen oder teils verschieden überliefern, welche wir versuchen zu homogenisieren.

Diese Mühe ist nicht vollkommen sinnlos. Aber manchmal sollte man sich selbst hinterfragen, ob man die Zeit nicht hätte nutzen könne, um etwas gutes zu tun, was tatsächlich einen Menschen im hier und jetzt hilft.

lhoovpee antworten
Pinia
 Pinia
(@pinia)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 1375
Veröffentlicht von: @lhoovpee

Diese Mühe ist nicht vollkommen sinnlos. Aber manchmal sollte man sich selbst hinterfragen, ob man die Zeit nicht hätte nutzen könne, um etwas gutes zu tun, was tatsächlich einen Menschen im hier und jetzt hilft.

Das ist deine Einschätzung. Andere kommen zu durchaus anderer Sichtweise - ohne etwas hineinlesen zu wollen, was gar nicht da ist.

z.B. dass die Evangelien in ihrer Zeit an unterschiedliche Adressaten gerichtet sind, oder die Ereignisse mit einem anderen Schwerpunkt berichten. Dem einen geht es darum, aufzuzeigen, dass durch Jesus die atl. Verheißungen erfüllt werden, der andere berichtet in chronologischer Abfolge, der dritte eher thematisch.

oder Hiob: der Leser bekommt bereits am Anfang einen Einblick in den Sinn des Leidens von Hiob: Es geht um die Frage, ob es Hiob um die Präsenz Gottes (d.h. um Gott selbst) oder um die Präsente Gottes (d.h. Gottes Gaben, seinen irdischen Segen) geht. - Dass Hiob selbst keine echte Antwort auf den Sinn seines Leidens bekommt, könnte auch Absicht sein: Menschen bekommen häufig keine Antwort auf die Frage nach dem Sinn oder der Ursache ihres Leidens, aber sie können an oder mit Hiob lernen, selbst in der Tiefe des Leides / angesichts der scheinbaren Sinnlosigkeit ihres Leides an Gott festzuhalten.

oder Prediger: Wer sagt denn, dass nicht der Kern des Buches eigentlich ist, neben einigen lebenspraktischen Ratschlägen die Nichtigkeit alles menschlichen Handelns und Denkens aufzuzeigen, und dem geneigten Leser quasi einzureiben: "Gott hat Ewigkeit in ihr Herz gelegt" (Pred.3,11) - also die Sehnsucht nach Ewigkeit, das nicht ohne Gott füllbare Loch in der menschlichen Seele aufzuzeigen.

Einer der gerne aufgebauten Widersprüche der Bibel ist das Verhältnis von Glauben und Werken bei Paulus und Jakobus. - Ich finde, dass man das nicht zwanghaft harmonisieren muss, sondern als zwei Perspektiven betrachten und ohne Probleme miteinander in Einklang bringen kann.

Ich finde die Mühe lohnt sich, genauer hinzuschauen, denn das bringt zum einen Erkenntnisgewinn und zum anderen damit Wachstum im Glauben, was sich im Leben/Alltag auswirkt.

pinia antworten
lhoovpee
(@lhoovpee)
Beigetreten : Vor 8 Jahren

Beiträge : 2836
Veröffentlicht von: @pinia

Das ist deine Einschätzung.

Logisch. Wessen denn auch sonst. Sie war im übrigen auch eher humoristisch gemeint.

Veröffentlicht von: @pinia

z.B. dass die Evangelien in ihrer Zeit an unterschiedliche Adressaten gerichtet sind, oder die Ereignisse mit einem anderen Schwerpunkt berichten. Dem einen geht es darum, aufzuzeigen, dass durch Jesus die atl. Verheißungen erfüllt werden, der andere berichtet in chronologischer Abfolge, der dritte eher thematisch.

Ja, daher ja mein Einwand, dass eine Homogenisierung im Sinne "Alle vier geben es chronologisch korrekt wieder" oder "Alle überliefern DAS gleiche Jesus-Bild" nicht Zielführend sind.
Wir haben vier Autoren mit verschiedenen Zielsetzungen. Viele Christen sehen aber nur ein Autor "Gott, und der widersprichst sich doch nicht".

Veröffentlicht von: @pinia

oder Hiob: der Leser bekommt bereits am Anfang einen Einblick in den Sinn des Leidens von Hiob: Es geht um die Frage, ob es Hiob um die Präsenz Gottes (d.h. um Gott selbst) oder um die Präsente Gottes (d.h. Gottes Gaben, seinen irdischen Segen) geht. - Dass Hiob selbst keine echte Antwort auf den Sinn seines Leidens bekommt, könnte auch Absicht sein: Menschen bekommen häufig keine Antwort auf die Frage nach dem Sinn oder der Ursache ihres Leidens, aber sie können an oder mit Hiob lernen, selbst in der Tiefe des Leides / angesichts der scheinbaren Sinnlosigkeit ihres Leides an Gott festzuhalten.

Mir geht es nicht um die Sinn-Frage selbst, sondern um Kritik des Buches Hiob an die Weisheitsliteratur.

Hiob und Prediger werden oft als "skeptische Wiesheitsliteratur" betitelt, weil sie eben Weisheitssprüche hinterfragen.

lhoovpee antworten
Channuschka
(@channuschka)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

Beiträge : 4278
Veröffentlicht von: @lhoovpee

Hiob und Prediger werden oft als "skeptische Wiesheitsliteratur" betitelt, weil sie eben Weisheitssprüche hinterfragen.

Die Krise der Weisheit.

Und für alle die es nicht wissen - Weisheit meint hier eine theologische Denkschule und nicht das was wir heute unter Weisheit verstehen.

channuschka antworten
suivant
(@suivant)
Beigetreten : Vor 16 Jahren

Beiträge : 20

Ich kann nur voll und ganz zustimmen. Folgende Aspekte fallen mir dazu ein:

1) Lesen ist nicht etwas Passives, sondern etwas Aktives; die lesende Person ist kein unbeschriebens Blatt, keine Black Box, sondern geht mit Voraussetzungen, Fragen und Vorurteilen an den Text heran. Lesen ist ein Dialog zwischen Text und Leser*in, und dieser Dialog kann bei jedem Menschen anders aussehen.

2) Trotzdem gibt es angemessenere und weniger angemessene Interpretationen biblischer Texte. Dafür lassen sich auch Kriterien benennen: z.B. die Berücksichtigung des Wortlauts des Textes, der Gattung, der Kontexte (literarisch, historisch, kanonisch) u.a.

3) Ein gewisses Maß an Mehrdeutigkeit (Ambiguität) bleibt aber immer bestehen. Sprachliche Zeichen sind häufig mehrdeutig: Im Deutschen sind Wörter wie "Bank" oder "umfahren" zweideutig (letzteres zumindest in schriftlicher Form), ein Satz wie "Es zieht!" oder "Die Ampel ist grün" ist in seiner kommunikativen Absicht mehrdeutig. Das gleiche gibt es natürlich auch in den biblischen Ursprachen, wobei noch hinzukommt, dass es ursprünglich keine Satzzeichen gab und das Hebräische zudem auch noch ohne Vokale geschrieben wurde. Es gibt auch intendierte Mehrdeutigkeit. In Gen 3,1 ist die Frage der Schlange an die Frau sprachlich doppeldeutig: "Hat Gott wirklich gesagt: 1) 'Ihr dürft von allen Bäumen des Gartens nicht essen'? Oder 2) 'Ihr dürft nicht von allen Bäumen des Gartens essen'?" Ich glaube, dass diese Doppeldeutigkeit intendiert ist und die Schlange damit ein bewusstes Verwirrspiel mit der Frau spielen will.

Das heißt: Selbst wenn wir sprachlich und historisch alle Rätsel der Bibel lösen könnten, bleiben immer noch Mehrdeutigkeiten und damit Auslegungsspielräume bestehen.

Ich sehe darin auch eine Chance: Die Bibel ist und bleibt lebendig, die richtige Auslegung der Bibel nie abgeschlossen, sodass wir uns ihnen immer wieder neu stellen müssen. Und es mahnt uns insofern zur Demut, als wir nicht unsere Auslegung der Bibel mit der Bibel selbst verwechseln dürfen.

suivant antworten
Gelöschtes Profil
(@deleted_profile)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 18002

Vielleicht also ist eine gewisse* Diversität in unseren Herangehensweisen an die Bibel gar kein Unfall der Auslegungsgeschichte, sondern genau das, was der Gott, der hinter ihr und hinter uns steht, sich vorgestellt hat.

Ist es nicht genau das, was uns die Bibel selbst zeigt? Gibt es nicht gerade deswegen zB zwei völlig unterschiedliche Schöpfungserzählungen direkt hintereinander um uns zu zeigen „Genau so ist es eben nicht gewesen“?

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andreas
(@andreas-wendt)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

Beiträge : 1807

Das wäre eine Möglichkeit, diese beiden Berichte zu lesen.

andreas-wendt antworten
Gelöschtes Profil
(@deleted_profile)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 18002

Ja, sicher.
Aber ich denke dass nicht nur Texte Signale ihrer Autoren enthalten, wie sie ihre Texte verstanden wissen wollten, sondern Schriften auch Signale derer enthalten, die diese Schriften zusammengestellt haben. Beim Zwölfprophetenbuch wird das zB deutlich.

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Irrwisch
Beiträge : 3480

Selektives (Bibel)lesen
Nicht nur das Lesen,auch die Interpretation des Gelesenen spielt in diese Thematikmit hinein

Dazu eine kleine Geschichte

Ein Mensch, unter uns gesagt, er war sehr reich und sehr geizig, wünsche sich eine Hilfe zum beten.

Gute Freunde schenkten ihm zum Geburtstag deswegen ein kleines Büchlein mit Gebeten.

Unser Mensch schlug erwartungsvoll am nächsten Morgen die erste Doppelseite auf.
Dort fand er gleich ganz oben die Worte
" Gebet am Morgen"

Das Gebet darunter war ganz OK für ihn, aber die Überschrift lies ihn innerlich grummeln.

Am Abend das gleiche Szenarion

Ganz oben stand diesmal

"Gebet am Abend"

Auch wenn das Gebet darunter ihm half, wuchs jetzt schon sein Grummeln in Richtung Ärger.

Aber er überschlief das alles erst einmal

Am nächsten Morgen das gleiche Zeremoniell

" Gebet amMorgen".............
jetzt betete er schon nicht mehr,sondern blätterte das Büchlein weiter und weiter und dann war er durch.

Auf jeder Steite fand er die gleiche Aufforderung, nur tageszeitlich unterschieden

" Gebet am Morgen"
" Gebet am Abend"

Erbost stand er auf und warf dieses kleine Büchlein in den Ofen.

Seinen Freunden schickte er böse Gedanken hinterher.
Wussten sie doch um seine " Sparsamkeit"

Ihm dann ein sogar fromm daherkommendes Büchlein zu schenken, ihn aufforderte, morgens und auch noch abends, und das darüberhinaus noch täglich zu geben.....unerhört, eine Frechheit!!

irrwisch antworten
20 Antworten
Adjutante
(@adjutante)
Beigetreten : Vor 16 Jahren

Beiträge : 2614

Ähnlich ging es mir diese Woche, als ich irgendwo etwas von einer kleinen Aussparung im Pflaster an der Hauswand gelesen hab.
Ein (Wund-)Pflaster an der Hauswand 🤨
Hat ein bißchen gebraucht, bis ich verstanden hab ... 😊

adjutante antworten
Irrwisch
(@irrwisch)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 3480

😎)

irrwisch antworten
paramaribo1954
(@paramaribo1954)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 524

Hallo Adjutante,

das ist so ein Großartiger Thread, dass ich mich gerade entschlossen habe, wenn ich Lust auf jesus.de bekomme, ausschliesslich diesen Thread aufrufen werde.
Hier kann man sich wohl und geborgen fühlen.

Darf ich eine Bitte äussern?

Erklärst du mir deine Gedanken zum "Pflaster an der Hauswand?"

Danke im Voraus.

paramaribo1954

paramaribo1954 antworten
Adjutante
(@adjutante)
Beigetreten : Vor 16 Jahren

Beiträge : 2614
Veröffentlicht von: @paramaribo1954

Darf ich eine Bitte äussern?

Erklärst du mir deine Gedanken zum "Pflaster an der Hauswand?"

Klar. Naja, also ich hab den Thread gefunden, in dem ich den Beitrag gelesen hab:

https://community.jesus.de/forum/ansicht/thread.html?tx_scmforum_pi1 [post_uid]=12914374&tx_scmforum_pi1[disablepreset]=0
Beim Gebet aus Irrwischs Erzählung kommt es auf die Betonierung an. Ist ja schon was, wenn man morgens und abends geben soll 😉

Beim Pflaster hab ich nachdenken müssen und dachte zuerst an eine kaputtige Hauswand, in der ein Loch vorhanden wäre und da nun Kletterrosen rauswachsen würden. Im Pflaster ... Wundpflaster ... Pflaster am Straßenrand oder Garten - aaaarrrgh - Pflaster ähnlich wie Klinker. Ich stand völlig auf dem Schlauch. 😀

adjutante antworten
paramaribo1954
(@paramaribo1954)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 524

Danke für die Antwort.

Vielleicht bin ich etwas "Schwer von Begriff !?!"
Ich habe noch nicht verstanden, in welche Richtung deine Gedanken gehen.

Veröffentlicht von: @adjutante

Beim Gebet aus Irrwischs Erzählung kommt es auf die Betonierung an. Ist ja schon was, wenn man morgens und abends geben soll 😉

Betonierung ? ?
Meinst du Betonung, worauf es bei Irrwischs Erzählung ankommt?

Betonierung kommt von Beton. Das kann es doch nicht sein.

Veröffentlicht von: @adjutante

Beim Pflaster hab ich nachdenken müssen und dachte zuerst an eine kaputtige Hauswand, in der ein Loch vorhanden wäre und da nun Kletterrosen rauswachsen würden. Im Pflaster ... Wundpflaster ... Pflaster am Straßenrand oder Garten - aaaarrrgh - Pflaster ähnlich wie Klinker. Ich stand völlig auf dem Schlauch. 😀

Die Fragen werden größer.....

paramaribo1954 antworten
Adjutante
(@adjutante)
Beigetreten : Vor 16 Jahren

Beiträge : 2614
Veröffentlicht von: @paramaribo1954

Betonierung ? ?
Meinst du Betonung, worauf es bei Irrwischs Erzählung ankommt?

Betonierung kommt von Beton. Das kann es doch nicht sein.

Stimmt. Sollte nur ein kleiner Scherz sein.

Veröffentlicht von: @adjutante

Beim Pflaster hab ich nachdenken müssen und dachte zuerst an eine kaputtige Hauswand, in der ein Loch vorhanden wäre und da nun Kletterrosen rauswachsen würden. Im Pflaster ... Wundpflaster ... Pflaster am Straßenrand oder Garten - aaaarrrgh - Pflaster ähnlich wie Klinker. Ich stand völlig auf dem Schlauch. 😀

Veröffentlicht von: @paramaribo1954

Die Fragen werden größer.....

Lieber paramaribo1954,
hoffentlich hast du hier von mir keinen geistlichen Tiefgang erwartet. Für mich waren das nur Beispiele von selektivem Lesen, von selektiver Wahrnehmung. Falls ich den Begriff selektiv richtig verstehe.

Nachtrag vom 19.02.2022 1033
oder auch im Bezug auf diesen Hinweis:

Veröffentlicht von: @irrwisch

Nicht nur das Lesen,auch die Interpretation des Gelesenen spielt in diese Thematik mit hinein

adjutante antworten
paramaribo1954
(@paramaribo1954)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 524

Danke Adjutante,
du hast mich auf's richtige Gleis gehoben...

Ich war noch im anderen (falschen) Denkmuster. Soll heißen, ich habe zu schnell, ohne mal "in die Tiefe zu gehen", geantwortet.

Veröffentlicht von: @adjutante

Lieber paramaribo1954,
hoffentlich hast du hier von mir keinen geistlichen Tiefgang erwartet. Für mich waren das nur Beispiele von selektivem Lesen, von selektiver Wahrnehmung. Falls ich den Begriff selektiv richtig verstehe.

ich habe, wie gesagt, zu unüberlegt geantwortet.
Von mir wurde kein besonderer Tiefgang vorausgesetzt ider erwartet.

Du hast den Begriff selektiv sehr richtig erfaßt und umgesetzt.
Das habe ich nicht erkannt. Aber jetzt weiß ich wie und was du gemeint hattest.

Liebe Grüße
Klaus

paramaribo1954 antworten
Adjutante
(@adjutante)
Beigetreten : Vor 16 Jahren

Beiträge : 2614
Veröffentlicht von: @paramaribo1954

du hast mich auf's richtige Gleis gehoben...

Schön, paramaribo1954. Das freut mich, dass dies gelungen ist. 😊
Liebe Grüße, Adjutante

adjutante antworten
Deborah71
(@deborah71)
Beigetreten : Vor 19 Jahren

Beiträge : 22985

Moin Klaus,

das Wort Pflaster ist nicht eindeutig. Es kann Wundpflaster, aber auch Straßenpflaster bedeuten.

Irrwisch meinte Straßenpflaster und Adju war in Gedanken bei Wundpflaster. Das gab erstmal ein Rätselraten 😀

deborah71 antworten
Adjutante
(@adjutante)
Beigetreten : Vor 16 Jahren

Beiträge : 2614

Was mich irritiert hatte, war Straßenpflaster an der Hauswand.

Nachtrag vom 19.02.2022 0954
Also, das kam noch hinzu.

😀

adjutante antworten
Deborah71
(@deborah71)
Beigetreten : Vor 19 Jahren

Beiträge : 22985

😀 das ist ja auch eine schöne Irritationsvariante ...

deborah71 antworten
Irrwisch
(@irrwisch)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 3480
Veröffentlicht von: @deborah71

Irrwisch meinte Straßenpflaster und Adju war in Gedanken bei Wundpflaster. Das gab erstmal ein Rätselraten 😀

Nein, ganz sichr nicht 😎

Ich war beim Gebet und bei gebet 😀

irrwisch antworten
Adjutante
(@adjutante)
Beigetreten : Vor 16 Jahren

Beiträge : 2614

Du, deborah71 hat es richtig erfasst.
Auch wenn du ganz beim Gebet und geben warst, so ging im folgenden Beitrag von mir mein Gedankensprung an dein Pflaster ... 😀

adjutante antworten
paramaribo1954
(@paramaribo1954)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 524

Hallo Irrwisch

mancher Groschen hat 20 oder 50 Pfennige...

Ich habe mir jetzt nochmal dein Beispiel von dem reichen Mann genau durchgelesen.

Gebet am Morgen = was Luther uns in seinem "Morgengebet" empfielt.

Gebet am Abend = Damit bringen wir unsere Kinder zu Bett.

Gebet am Morgen = das tun die Mitarbeiter in den Tafeln.

[i]Gebet am Abend = das tun wir, (hoffendlich)
wenn wir einen Bettler vor dem Kino antreffen.

Deutsche Sprache, schwere Sprache...

paramaribo1954 antworten
Deborah71
(@deborah71)
Beigetreten : Vor 19 Jahren

Beiträge : 22985

Gut auseinandergetüftelt, Klaus, denn wir haben keine Betonungszeichen bei dem Wort Gebet.

Beten ( Gebét )oder Geben (Gébet) oder beides 😉

Bei mir ist da der Groschen auf pfennigweise gefallen 😀 😀 😀

deborah71 antworten
Irrwisch
(@irrwisch)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 3480

Ich finde, dass sieses Beispiel ich bin nicht besser als meine Väter. hr anschaulich zeigt, wie schnell etwas selektiv gelesen ird.
Oder vielleicht sogar meistens.

Denn der Leser des Büchleins war geizig.

Sein Geiz stand im Vordergrund, beten kam irgendwann danach.

irrwisch antworten
Deborah71
(@deborah71)
Beigetreten : Vor 19 Jahren

Beiträge : 22985

Gebet ist eine Form von Geben. Das ist schon krass, wie sich Geiz selbst bis in diesen Bereich auswirken kann.

deborah71 antworten
Adjutante
(@adjutante)
Beigetreten : Vor 16 Jahren

Beiträge : 2614

Naja, wenn der Mann das so verstanden hat, dass er am Morgen und am Abend geben soll ... Ich hab ähnliches von einem Ehepaar gehört, die das am Anfang ihres Glaubenslebens auch mit falscher Betonung gelesen haben. Zu Beginn fanden sie das noch ganz in Ordnung, morgens und abends etwas für die Kollekte zu geben. Irgendwann haben sie dann doch mal nachgefragt, warum das da immer steht ...

adjutante antworten
Deborah71
(@deborah71)
Beigetreten : Vor 19 Jahren

Beiträge : 22985

Jetzt bin ich infiziert und schaue bei auffälligen Sätzen, wie man die mißverstehen kann. 😀

Gerade kam einer vorbei, das ist aber sowas von kilometerweit off topic, den poste ich hier nicht.

*lacht sich kringelig*

deborah71 antworten
Adjutante
(@adjutante)
Beigetreten : Vor 16 Jahren

Beiträge : 2614

Ist das dann auch selektives lesen?

😉

adjutante antworten


Blackhole
Beiträge : 1112

Was Gott uns sagt, ist nicht zu trennen von der Frage: Was hat Gott den Menschen damals gesagt?

Wir lesen die Bibel heute aus unserer Zeit, mit unserem kulturellen Hintergrund. Wir sind nicht mehr von der Großfamilie abhängig, halten Berufsausbildung für Frauen für selbstverständlich (sobald die Frau verheiratet ist und Kinder da sind, ist es manchmal noch etwas anderes, aber zumindest das Wahlrecht ist für Frauen allgemein akzeptiert), haben eine sehr gute staatliche Absicherung, Krankenkasse, Kurzarbeitergeld, Arbeitslosengeld....

Gott sprach damals in einer sehr grausamen Zeit. Als das Leben um einiges härter war.

Und das ist letzten Endes das wichtige das uns auch heute noch viel sagen kann:
Wenn Gott die Menschen durch diese sehr harte, sehr grausame Zeit begleitet hat, dann hindert ihn nichts daran, auch uns durch unser Leben zu begleiten.

Die grausame Zeit damals hat in den Gesetzen so manche Blüten getrieben die wir heute nicht mehr nachmachen müssen, aber diese Zeit zu verstehen ist entscheidend, um heute noch zu verstehen, was Gott uns sagen will.

blackhole antworten
2 Antworten
Irrwisch
(@irrwisch)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 3480

Nun, mir zumindest genügt, was Gott mir sagt.
Sei es durch eine Predigt oder durch die Bibellese.

Ganz besonders eindrücklich war ein Seminar, in dem unter Anderem
ein Text reihum mehrmals gelesen wurde.
Immer fortlaufend, weswegen wir Teilnehmer nicht immer an der gleichen Stelle des Textes dran waren.

Jeder konnte mit eigener Betonung lesen und auch den Absatz so kurz oder etwas länger wählen,wie er mochte.
Der Text von damals findet sich in 1. Könige 8, 1 - 21.

Wissen muss man dazu noch, dass 10 Jahre zuvor mein Vater gestorben war.
Mit ihm und seinem Verhalten mir gegenüber im Vergleich zu meinen beiden jüngeren Brüdern war ich nicht im Reinen.

Dieser Text und diese Art, ihn zu lesen, haben dann so richtig bei mir reingehauen.
Es war nur 1 Halbsatz, der mich voll getroffen hatte.

ich bin nicht besser als meine Väter.

Damals durften bei mir viele Tränen l.
Tränen, die ich mir bisher in meiner Verletztheit nicht zugstanden hatte.
Ich habe mich nach diesem Bibliodrama ( so hies diese Einheit)
hingesetzt und meinem verstorbenen Vater einen Brief geschrieben.
Darin aufgeschrieben, wofür ich ihm sehr dankbar bin.
Aber auch, was mich so sehr verletzt hat.

Danach konnte ich mit meinem verstorbenen Vater Frieden schliessen.

irrwisch antworten
neubaugoere
(@neubaugoere)
Beigetreten : Vor 12 Jahren

Beiträge : 15295

Danke
❤ Danke für dein Zeugnis.

neubaugoere antworten
Seite 2 / 3
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