Fifa WM im Katar - wo stehen wir?

@tristesse Ich schau das sowieso nicht, egal wo.  Ich schreib hier nur, da ich gestern eine Welspiegel Doku im Ersten gesehen habe.

Wie immer ist alles nicht so schwarz/weiß wie es gesagt wird sondern hat viele Graustufen.

Ein interessanter Beitrag über Frauen in Qatar, Frauen in Führungspositionen, Vorurteilen,  WM,  Alkohol (wenn die Briten kommen).

Interview mit dem ehem. Enegieminister der vor einigen Jahren Deutschland Gas aus Qatar angeboten hat, das man nicht wollte, da Russland billiger wäre. Er warnte damals schon vor der Abhänigkeit von einem Lieferanten. Ein großer Abnehmer für Gas ist Japan. Nachdem Lieferverträge mit Japan abgeschlossen wurden, konnten Anlage zur Verflüssigung gebaut werden.

@tristesse Ah, wir kommen zum Fußball, denn Fußball ist unser Leben denn König Fußball regiert die Welt... Und während ich diesen alten Gassenhauer von anno dazumal träller ist schon alles gesagt, was gesagt werden muss, um mich permanent von der aktiven Betrachtung dieses Sportes abzubringen.

Schon wieder eine Weltmeisterschaft. Diesmal in Katar. Wer es nicht kennt: Katar ist ein Emirat an der Ostküste der arabischen Halbinsel, das aufgrund des heißen Klimas vorwiegend aus Wüste besteht. Natürlich denkt man bei der Betrachtung des gesamten Landes direkt an Fußball und das wilde Umherkicken eines weißen Balles auf einem grünen Rasen. Davon gibt es in Katar ja auch so viel.

Sarkasmus beiseite: Natürlich hat sich Katar angestrengt. Hat Spielorte geschaffen. Und hier ist das erste Verrückte: Stadien müssen heruntergekühlt werden, damit erstens der Rasen den heißen Temperaturen Katars überlebt, und dann müssen die Stadien während der Spiele heruntergekühlt werden, damit die eingereisten Spieler nicht den Hitzetod sterben. Und das alles während man in anderen Ländern lustig über Energiekrise und den menschengemachten Klimawandel sinniert. Und ganz ehrlich: Das ganze ist doch eher eine Show, in der jedes Gastgeberland zeigen will, dass es in der Lage ist, innerhalb kürzester Zeit die Rahmenbedingungen für ein solches Turnier zu erstellen. Somit ist diese WM mehr als jede andere eine Zurshowstellung menschlichen Strebens, wo der Mensch einmal mehr zeigt, dass er die Natur beherrscht - ohne dabei zu merken, dass er Gottes Schöpfung vollkommen zugrunde richtet.

Ich würde dieses ja noch verstehen wenn das Wüstenland Katar eine großartige Fußballtradition hätte, aber selbst dass ist nicht der Fall. Es gibt in Katar keine Fußballkultur, wie wir sie jetzt von Ländern wie beispielsweise Deutschland, England oder Frankreich oder meinetwegen auch Brasilien kennen würden. Warum die Fußballorganisation FIFA hier sich dazu geneigt sah, die WM überhaupt an Katar zu vergeben, ist mir zunächst unbekannt, aber ich denke mal dass eventuell der eine oder andere schwarze Koffer hier den Besitzer gewechselt haben muss.

Naja, es geht ja immerhin über Fußball. Wen interessieren da schon Dinge wie ökologische Verträglichkeit oder korruptes Vorgehen. Und ganz im Ernst: Wir leisten ja Missionsarbeit. Wir bringen die gute und fröhliche Kunde des Fußballsports in ein Land ohne jegliche Fußballkultur. Das müsste uns das ja alles wert sein - und auch die mutmaßlich 1.200 während der Bauarbeiten an den Stadien verstorbenen Arbeitsmigranten sind in diesem Unterfangen ja auch nur ein kleiner, fast schon unbedeutender Kollateralschaden. (Ich weiße hier sicherheitshalber erneut auf Sarkasmus hin).

Was ich eigentlich sagen möchte: Um den Fußball wird generell zuviel Aufhebens gemacht. Ist der Fußball die Umstände wirklich wert? Und diese Frage stellt sich ganz deutlich, wenn man die Umstände anguckt, die für die diesjährigen WM betrieben werden.

Ich persönlich habe nicht vor, auch nur ein einziges Spiel dieser WM zu verfolgen. Jedoch muss ich aber auch sagen, dass ich kein exzessiver Fußballfan bin. Ich muss auch nicht dabei zusehen, wie sich 22 Menschen um eine Sache streiten. Wenn ich das will, fahre ich Bahn und betrachte, wie sich 22 Menschen um einen Sitzplatz streiten.

Fußball - von mir aus: Kann weg. Danke.

Veröffentlicht von: @lucan-7

Wenn beim Endspiel dieser WM trotz deutscher Beteiligung die Einschaltquoten erheblich (!) unter denen der letzten Male liegen,

Ich kann mir nicht vorstellen, dass - sollten wir wirklich so weit kommen - sich die Mehrheit das aus lauter Wohlanständigkeit und politischer Korrektheit entgehen lässt....aber sehr wahrscheinlich wird sich das Problem" (wenn man es denn als solches sehen möchte) sowieso nicht stellen. Wie gesagt: ich rechne eher damit, dass es sich nach der Vorrunde erledigt haben wird. 

Ich habe gerade festgestellt, dass das Eröffnungsspiel der WM in Katar auf den Totensonntag fällt, an dem man in den evangelischen Kirchen in Deutschland und der Schweiz den Verstorbenen gedenkt.

Interessant finde ich ja, dass dies Wikipedia im Artikel schon im Einleitungstext erwähnt und dadurch in mir der leise Verdacht hochkommt, dass mir diese Erwähnung mehr sagen soll als mich bloss neutral darüber zu informieren, insbesondere noch vor dem Hintergrund der vielen Opfer, die es offenbar leider gab.

@tristesse 

Schwierige Sache. Ich bin hin-und hergerissen. Gar nicht so sehr, ob ich das jetzt schaue oder nicht. Da steht für mich schon fest, dass ich kaum bis gar nicht schauen werde. Ich habe meinem Mann auch schon angeboten, dass ich unseren Kleinen an allen Abenden ins Bett bringe, wo Deutschland spielt, falls er es schauen will, und ich dafür dann an den anderen freien Abenden Plätzchen backen möchte 😉

Für mich stellt sich eher allgemein die Frage, wie man mit manchen WM-Austragungsorten umgeht. Auch bei Russland hätte der Aufschrei damals viel größer sein müssen, auch da war schon einiges bekannt, was gar nicht geht. Putin war schon damals kein unschuldiges Lamm, der Umgang mit Homosexuellen war auch schon damals sehr fragwürdig, Tiere (Straßenhunde) wurden massenhaft für die WM getötet, etc. Geschaut hab ich trotzdem. Zwar mit Bauchweh, aber ich habs getan. Gut finde ich das nicht. Wie gehe ich zukünftig damit um, das ist eine Frage, die sich mir stellt. Denn solche Länder werden auch weiterhin WMs bekommen, wenn die FIFA da nicht klarere Regeln macht (und ich befürchte, bevor die das macht bin ich die Kaiserin von China). Wo zieht man die Grenze? Warum ging für viele Russland (inklusive mir) und bei Katar ist die Grenze? Sollte nicht zukünftig allgemein besser hingeschaut werden, wie die Zustände in den Ländern sind?

Zu Katar und Deinen Fragen im Speziellen: Ich habe nun verschiedene Dokus angeschaut, die das Thema von unterschiedlichen Seiten beleuchten. Die Arbeitsbedingungen für viele Menschen gehen für mich gar nicht. Dass so viele Menschen gestorben sind, geht für mich auch gar nicht.

Zur religiösen Ausrichtung: Ich finde es sehr schwierig, wie wenig Rechte da viele Frauen haben, so, wie die Religion in Katar oft ausgelebt wird. Das geht für mich auch nicht. Aber das ist nicht das einzige Land. Müsste man dann viele andere Länder, die an der WM teilnehmen, nicht auch boykottieren? 

Kannst Du noch genauer was dazu sagen, was Du mit den klimatechnischen Faktoren meinst? Das viele streamen? (aber das wäre ja auch der Fall, wenn die WM in anderen Ländern wäre). Oder das viele Reisen? Aber das fällt ja bei jeder WM an und hat nicht speziell was mit Katar zu tun...Aber vielleicht meinst Du auch was anders?

Bzgl. Hype um die WM: Ich nehme tatsächlich kaum einen Hype war. Selbst begeisterte Schauer aus meinem Umfeld erlebe ich eher zurückhaltend. Jemand aus meinem Verwandschaftskreis, dem ich das so gar nciht zugetraut hätte, da er nicht unbedingt der Mensch ist, der sich um moralische Themen reflektiert schert, boykottiert das Ganze sogar. Ich war schon sehr erstaunt. Mich selbst packt es dieses Mal auch nicht. Das hat sicher etwas mit den vielen moralischen fragwürdigen Dingen zu tun, aber auch mit der ungewohnten Jahreszeit (da siegt meine Liebe zu Advent und Weihnachten) und dem ausbleibenden Hype.

Zum Schluss aber nach all der Kritik trotzdem auch etwas positiveres. Ich glaube, Katar an sich kommt schlechter weg, als es manchmal ist. In einer Doku habe ich auch verschiedene positive Beispiele gesehen, nicht alle Menschen dort sind schlecht und beuten andere aus, wie es manchmal ein bisschen stimmungsmäßig rüberkommt. Trotzdem finde ich es gut und richtig, das Ganze in Frage zu stellen. Ich weiß aber trotzdem nicht, über was ich manchmal schockierter sein soll: Über die Zustände in Katar oder über Menschen wie Rummenige, der mit Rolex-Uhren von dort wiederkommt, über Bayern München, die sich da auch nicht zu schade sind, Geld von dort zu nehmen, über die Millionen, die in die Bundesliga geflossen sind etc. So viele schimpfen über Katar, aber wie Geld die Welt regiert, kann man auch in Deutschland sehr gut sehen. Und da empfinde ich es auch als scheinheilig, das so oft auf Katar gezeigt wird und so wenig auf Deutschland. Was in Deutschland bzgl. Katar geschieht, finde ich nämlich oft auch sehr fragwürdig.

Ich wünsche mir die Kraft und Energie, mich dort einzusetzen, wo ich etwas bewirken und zum Besseren bewegen kann. 
Und ich wünsche mir die innere Ruhe und Gelassenheit, das hinzunehmen, was ich nicht ändern und beeinflussen kann. 
Deshalb bitte ich Gott, dass er mir hilft, das eine vom anderen zu unterscheiden. 

Zur WM in Katar habe ich schon viel früher meine Meinung gesagt, auch über die Korruption und Geldgier innerhalb der FIFA und der nationalen Verbände. Aber ich weiß, dass ich nichts daran ändern kann - auch nicht, wenn ich nun darauf verzichte, mir die Spiele der deutschen Nationalelf im TV anzusehen.