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Weltliche Argumente für und gegen Abtreibung - Triggergefahr

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Lucan-7
Themenstarter
Beiträge : 21637

Triggerwarnung: Es handelt sich hier um eine kontroverse Diskussion, in der auch Meinungen geäußert werden, die in ihrer Kürze verletzend sein können. Es geht unter anderem darum, was das Menschsein ausmacht (Bewusstsein, Wahrnehmung, Sich seiner selbst bewusst sein). Wer hier empfindlich ist, den bitte ich zu überlegen, ob weiterlesen möchte.

Liebe Grüße, Channuschka-Mod

 

Ich hatte ja vor einiger Zeit den thread eröffnet, der sich mit der Frage der biblischen Argumente gegen die Abtreibung befasst. Mein persönliches Fazit daraus ist, dass man sich als Christ hier natürlich auf eine bestimmte Bibelinterpretation beziehen kann, dass die Bibel selbst hier aber nicht eindeutig ist - schon gar nicht, wenn es darum geht, Nicht-Christen zu überzeugen. Aber genau darum geht es ja, es geht um eine allgemeine gesellschaftliche Frage, nicht um eine Frage die nur eine bestimmte Glaubensgemeinschaft betrifft.

Wenn man sich das für und wider an Argumenten anschaut, dann geht es oft um die Frage des "Bewusstseins", des möglichen "Schmerzempfindens" eines Embryos oder auch allgemein sein mögliches "Erleben" der eigenen Abtreibung. So, als würde es sich hierbei um ethische oder juristisch relevante Werte handeln.

Das ist bei einem Tötungsdelikt aber nicht der Fall. Wenn ich plane, eine Person zu töten, dann spielt es dabei ethisch keine große Rolle, ob diese Person dabei bei Bewusstsein ist, ob sie bei der Tötung Schmerzen empfindet oder wie sie die eigene Tötung erlebt. Warum sollten dies also bei einer Abtreibung relevante Argumente sein?

Das relevante Argument, was bei einem Tötungsdelikt entscheidend ist, lautet: Der getötete Mensch kann sein Leben nicht länger fortsetzen.

Verurteilt wird also nicht der Vorgang des Tötens selber (Das kann ja durchaus sanft und schmerzlos erfolgen), sondern die Tatsache, dass dieser Mensch in Zukunft nicht mehr lebendig sein wird.

Eben diese Argumentation lässt sich aber auch auf einen Embryo übertragen. Denn dieser hätte im Normalfall ein langes Leben vor sich, welches nach einer Abtreibung nicht mehr stattfinden kann. Was der Embryo selbst davon mitbekommt oder ob er sich irgendetwas bewusst ist spielt dabei keine Rolle.

Man könnte jetzt, basierend auf eben dieser Argumentation, tatsächlich eine Abtreibung mit "Mord" gleichsetzen. So weit will ich aber nicht gehen. Zum einen spielen hier natürlich auch die genauen Motive eine Rolle, zum anderen sehe ich durchaus einen Unterschied zwischen einem Menschen, der bereits voll ausgebildet ist oder sogar bereits auf der Welt war, und einem Embryo, der noch kein vollständig ausgebildetes menschliches Wesen ist.

Ich sehe hier aber klare Argumente dafür, dass eine Abtreibung immer eine Ausnahme sein sollte und das gesellschaftliche Bestreben dahin gehen sollte, eine solche überflüssig zu machen.

Gleichzeitig möchte ich verhindern, dass Frauen, die sich trotz allem für eine Abtreibung entscheiden, stigmatisiert werden... und ich bin mir bewusst, dass das bei einer solchen Argumentation bereits ein Widerspruch ist.

Und hier sehe ich die eigentliche gesellschaftliche Herausforderung.

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204 Antworten
Ziag
 Ziag
Beiträge : 224
Veröffentlicht von: @lucan-7

Deshalb habe ich ja diesen Thread eröffnet, um hier nach gemeinsamen Grundlagen zu schauen, die man als allgemeingültig betrachten könnte.

Wie soll es für einen Menschen der sich nicht an der Wahrheit orientiert, irgendeine allgemeingültige Grundlage geben?

Jeder behauptet irgendwas und Moral oder Ethik wird völlig unterschiedlich aufgefasst.

Ich arbeite ehrenamtlich seit mehr als 25 Jahren mit Suchtkranken und Straffälligen, beruflich war ich international unterwegs und hab mit den verschiedensten Managern und Technikern zu tun gehabt, die haben keine einheitliche Moralvorstellung.

Das hängt auch von der Kultur und Erziehung ab.

 

ziag antworten
1 Antwort
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21637

@ziag 

Wie soll es für einen Menschen der sich nicht an der Wahrheit orientiert, irgendeine allgemeingültige Grundlage geben?

Ich meine hier keine universelle Gültigkeit, sondern eine gesellschaftliche... für welche Kulturen die dann außer der unsrigen noch gültig sein kann müsste man dann sehen.

Und ich orientiere mich sehr wohl an der "Wahrheit" so wie ich sie sehe, aber nicht an dem, was du für "Wahrheit" hälst. Das ist ein Unterschied.

 

lucan-7 antworten


Blackhole
Beiträge : 1134

@lucan-7 Vor allem sollte eine Gefahr eingedämmt werden:
Daß eine Tendenz, Menschenleben in "akzeptabel" oder "unwert" einzuteilen, überhand nimmt.

Wenn es bei Down-Syndrom nicht mehr selbstverständlich ist, daß man geboren wird, sondern eine "Panne" die hätte vermieden werden können, dann wird auch der geborene Mensch mit Down-Syndrom als Übel das hätte vermieden werden können, gesehen.

Und wo geht es dann weiter? Hat man mit ADHS noch eine Lebensberechtigung?

blackhole antworten
1 Antwort
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21637

@blackhole 

Vor allem sollte eine Gefahr eingedämmt werden:
Daß eine Tendenz, Menschenleben in "akzeptabel" oder "unwert" einzuteilen, überhand nimmt.

Da stimme ich dir völlig zu. Und das wird mit fortschreitender Technologie vermutlich eher noch komplexer werden.

Aber da stellt sich natürlich auch die Frage: Wie beeinflusst man eine Gesellschaft in eine gewünschte, "gute" Richtung?

Deswegen frage ich hier ja auch nach Argumenten. Wobei ich diese lediglich als Basis sehe... entschieden wird am Ende trotz allem nach Gefühl. Aber es ist ja nicht schlecht, auch rationale Argumente auf seiner Seite zu haben - auch wenn diese in diesem Fall sehr schwierig sind.

So weiß ich immer noch nicht, wie ich anhand meiner eigenen Argumentation aus der Nummer herauskomme, Abtreibung mit Mord gleichzusetzen. Und schließlich gilt es ja auch, die Perspektive der Frauen zu berücksichtigen (Ja, heute heißt es eigentlich: "Menschen mit Gebärmutter"...). Das wird ja auch gerne vernachlässigt.

 

lucan-7 antworten
lhoovpee
Beiträge : 2837

@lucan-7 

Warum sollten dies also bei einer Abtreibung relevante Argumente sein?

Das Gesetz ist: "(1) Wer einen Menschen tötet, ohne Mörder zu sein, wird als Totschläger mit Freiheitsstrafe nicht unter fünf Jahren bestraft." - Strafgesetzbuch (StGB) § 212 Totschlag 

Und die Argumentation von einigen ist: Das Embryo ist noch gar kein Mensch, da es noch kein Bewusstsein hat (gibt auch noch andere Ausprägungen: Noch kein fertiges Gehirn, noch kein Schmerzempfingen, ...). Also ist es auch keine Tötung. Die Frage ab wann ein Mensch ein Mensch ist, ist sehr wichtig bei der Frage, ob Abtreibung eine Tötung ist. 

Auch beim Argument "Mein Körper, meine Entscheidung" spielt die Frage mit rein. Ab wann ist das Kind ein eigenständiger Mensch? "Mein Körper" impliziert, dass das Kind eben ein Teil der Schwangeren ist, und kein eigenes Individuum. Und daher hat die Schwangere allein das Recht über das Embryo zu entscheiden. 

Wenn man dem Embryo das Menschsein abspricht, dann ist eine Abtreibung keine Tötung. Wenn man dem Embryo das Menschsein zuspricht muss man eine Tötung legitimieren. Und das ist dann sehr wohl eine ethische und/oder moralische Frage.

Man könnte jetzt, basierend auf eben dieser Argumentation, tatsächlich eine Abtreibung mit "Mord" gleichsetzen

Wie kommst du darauf? Mord ist es wenn

  • aus Mordlust,
  • zur Befriedigung des Geschlechtstriebs,
  • aus Habgier oder sonst aus niedrigen Beweggründen,
  • heimtückisch oder grausam oder mit gemeingefährlichen Mitteln oder
  • um eine andere Straftat zu ermöglichen oder zu verdecken,

getötet wird. - Strafgesetzbuch (StGB) § 211 Mord

Das Argument gegen Abtreibung ist: 

  1. Ein Embryo ist ein Mensch
  2. Das Töten von Menschen ist verboten
  3. Abtreibung ist eine Tötung
  4. Daraus folgt: Abtreibung ist verboten

In den meisten Fälle werden aber Ausnahmen definiert (z.B. Leben der Schwangeren ist Gefährdet).

lhoovpee antworten
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Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21637

@lhoovpee 

Wie kommst du darauf? Mord ist es wenn

  • aus Habgier oder sonst aus niedrigen Beweggründen,

"Niedrige Beweggründe", eventuell auch "Habgier" wären hier entscheidend: Ein Mensch wird getötet, um Kosten und persönliche Nachteile zu vermeiden.

Ob das wirklich so zutrifft oder nicht... darum dreht sich letztlich alles.

 

 

lucan-7 antworten


Gelöschtes Profil
Beiträge : 18002

@lucan-7 

Verurteilt wird also nicht der Vorgang des Tötens selber (Das kann ja durchaus sanft und schmerzlos erfolgen), sondern die Tatsache, dass dieser Mensch in Zukunft nicht mehr lebendig sein wird.

Die Frage nach Tötung oder Verurteilung finde ich schlecht gewählt. Die bessere Frage ist da meiner Meinung nach: "Was ist ein Mensch? Und ab wann ist er es?"

Oder genauer: Wann beginnt menschliches Leben?

Und daraus folgen dann auch wieder Fragen wie: "Wann endet es?" - Aber das ist ein anderes diskussionswürdiges Thema.

Die Bibel beruft sich da auf den Atem, was beim Sterben völlig logisch ist (wobei die moderne Medizin da - Gott sei Dank - Übergangszeiträume schaffen konnte). Aus bronzezeitlicher Sicht ist dies auch bei der Geburt nachvollziehbar, eine Totgeburt hat nie geatmet und damit nie gelebt.

Heutzutage wissen wir mehr über die Entstehung menschlichen Lebens, sodass sich diese Grenze weiter nach vorne (und wie oben beschrieben auch nach hinten) bewegt hat. Die Frage ist dabei nur, wo zieht man die Grenze und weshalb? 

Ich persönlich sehe keinen Grund nicht dem Bundesverfassungsgericht zuzustimmen, der die (vordere) Grenze bei der Einnistung der Eizelle zieht.

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Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21637

@billy-shears 

Die Frage nach Tötung oder Verurteilung finde ich schlecht gewählt. Die bessere Frage ist da meiner Meinung nach: "Was ist ein Mensch? Und ab wann ist er es?"

Aber gerade diese Frage führt doch an dieser Stelle nicht weiter. Je nachdem, woran man das Menschsein jetzt genau festmacht fallen auch die Ergebnisse völlig unterschiedlich aus. Da gibt es praktisch keinen Vergleich und nichts, woran man es genau festmacht.

Deshalb ja mein Versuch, hier etwas zum Vergleich heranzuziehen, worüber gesellschaftlich weitgehend Einigkeit besteht. Und mein Punkt hier ist ja, dass man das "Menschsein" eines Embryos durchaus in Frage stellen kann - das Menschsein eines Erwachsenen, der dieser in Zukunft sein wird hingegen nicht.

Und dann war eben meine Überlegung, ob dieses "zukünftige Menschsein" überhaupt relevant ist. Und meiner Ansicht nach ist es das, wie ich hier ja begründet habe.

 

 

lucan-7 antworten
Gelöschtes Profil
(@deleted_profile)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 18002

@lucan-7 

Aber gerade diese Frage führt doch an dieser Stelle nicht weiter.

Ich finde schon, denn es führt zu der wesentlichen Frage: "Unter welchen Umständen ist es erlaubt bzw bleibt es straffrei einen Menschen zu töten."

Und da sind wir dann mittendrin im einer uralten, ethischen Diskussion, die ich für viel besser halte.

Und dann war eben meine Überlegung, ob dieses "zukünftige Menschsein" überhaupt relevant ist. Und meiner Ansicht nach ist es das, wie ich hier ja begründet habe.

Deinen Versuch finde ich deswegen schlecht gewählt, da er die römisch-katholische Sichtweise wieder gibt: Die Verhinderung zukünftigen menschlichen Lebens.

Dies gilt eurer gemeinsamen Sichtweise eben auch für Verhütung. (Und das ist selbstverständlich unsinnig.)

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Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21637

@billy-shears 

Ich finde schon, denn es führt zu der wesentlichen Frage: "Unter welchen Umständen ist es erlaubt bzw bleibt es straffrei einen Menschen zu töten."

Nein, da "führt" es eben nicht hin. So wie ich es sehe ist es gerade umgekehrt: Abtreibungsgegner definieren Embryonen als "Menschen", Abtreibungsbefürworter tun das nicht. Und die Begründung wird dann so gesucht, dass es passt.

Es hängt eben kein Schildchen "Das ist ein Mensch" dran, es bleibt uns selbst überlassen wann genau wir etwas als "Menschen" betrachten.

Deinen Versuch finde ich deswegen schlecht gewählt, da er die römisch-katholische Sichtweise wieder gibt: Die Verhinderung zukünftigen menschlichen Lebens.

Dies gilt eurer gemeinsamen Sichtweise eben auch für Verhütung. (Und das ist selbstverständlich unsinnig.)

Ich ziehe die Grenze dort, wo ein Mensch als ein ganz bestimmtes Individuum festgelegt wurde.

Das kannst du natürlich auch in Frage stellen, aber ich halte das ganz gut für vertretbar.

 

Bei anderen konkreten Fragestellungen, etwa bis zu welchem Zeitpunkt eine Abtreibung straffrei durchgeführt werden darf, hilft meine Argumentation hingegen auch nicht weiter. Bei einer solchen Festlegung ist dann notgedrungen eben wieder eine gewisse Willkür im Spiel.

lucan-7 antworten
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(@deleted_profile)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 18002

@lucan-7 

Nein, da "führt" es eben nicht hin. So wie ich es sehe ist es gerade umgekehrt: Abtreibungsgegner definieren Embryonen als "Menschen", Abtreibungsbefürworter tun das nicht. Und die Begründung wird dann so gesucht, dass es passt.

Es soll noch Menschen geben die fähig sind neutral zu argumentieren und einer solchen Frage nachzugehen.

Oder auf welcher dieser beiden Seiten siehst Du zB das Bundesverfassungsgericht?

Ich ziehe die Grenze dort, wo ein Mensch als ein ganz bestimmtes Individuum festgelegt wurde.

Damit ergibt dein Einwand oben noch weniger Sinn.

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Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21637

@billy-shears 

Es soll noch Menschen geben die fähig sind neutral zu argumentieren und einer solchen Frage nachzugehen.

Was genau soll sich eine solche "Neutralität" denn auszeichnen?

Es liegt doch allein beim Betrachter, welche Merkmale genau denn nun dazu geeignet sind, einen Menschen als solchen zu beschreiben. Das ist eine Festlegung, die wir so gestalten können, wie wir sie haben wollen und zweckmäßig erscheint. Und genau deshalb ist diese Fragestellung auch nicht dazu geeignet, hier zu einer Lösung zu führen. Vielmehr sagt umgekehrt die Lösung etwas darüber aus, ob wir Embryos als Menschen betrachten wollen oder nicht.

Oder auf welcher dieser beiden Seiten siehst Du zB das Bundesverfassungsgericht?

Auf keiner. Zumal das Bundesverfassungsgericht auch nicht die Gesetze festlegt, über die es zu entscheiden hat - das tut der Gesetzgeber, also die Politik.

Deren Entscheidung mag am Ende bindend sein - das bedeutet aber nicht, dass alle Leute dem auch zustimmen müssen. Schließlich handelt es sich ja meist um Kompromisse, und vieles wird im Laufe der Zeit wieder geändert.

Damit ergibt dein Einwand oben noch weniger Sinn.

Inwiefern?

 

lucan-7 antworten
lhoovpee
(@lhoovpee)
Beigetreten : Vor 8 Jahren

Beiträge : 2837

@lucan-7

Ich ziehe die Grenze dort, wo ein Mensch als ein ganz bestimmtes Individuum festgelegt wurde.

Wann ist ein Mensch denn ein Individuum? 

lhoovpee antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21637

@lhoovpee 

Wann ist ein Mensch denn ein Individuum?

Wenn er ein eigenständiges Wesen ist... das trifft auf eine Eizelle nicht zu.

 

lucan-7 antworten
lhoovpee
(@lhoovpee)
Beigetreten : Vor 8 Jahren

Beiträge : 2837

@lucan-7 Was ist ein Wesen und ab wann ist es eigenständig?

lhoovpee antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21637

@lhoovpee 

Was ist ein Wesen und ab wann ist es eigenständig?

Da gibt es mehrere Möglichkeiten. In diesem Fall würde ich es an den Zellen festmachen, die die gleiche DNA enthalten, die später auch der potentiell daraus entstehende Mensch haben wird.

Anderswo in der Biologie sind "eigenständige Wesen" nicht immer klar zu unterscheiden, aber hier bietet sich das wohl an.

 

lucan-7 antworten
Arcangel
Beiträge : 4431

@lucan-7 

Für mich gibt es in dieser Diskussion zwei wesentliche Aspekte, die es gegeneinander abzuwägen gilt.

Auf der einen Seite steht das Leid, dass ungewollte Schwangerschaften mit sich bringen kann.

Auf der anderen Seite steht der Schutz von wehrlosen Leben.

 

Einen Schwangerschaftsabbruch aus Lifestyle Gründen halte ich deshalb für ethisch verwerflich. Ein Schwangerschaftsabbruch aus einer Not heraus kann gerechtfertigt sein. Deshalb fand ich die Fristenlösung mit Gewissensprüfung eigentlich gar keine so schlechte Lösung.

arcangel antworten
10 Antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21637

@arcangel 

Einen Schwangerschaftsabbruch aus Lifestyle Gründen halte ich deshalb für ethisch verwerflich. Ein Schwangerschaftsabbruch aus einer Not heraus kann gerechtfertigt sein.

Wo hört denn der "Lifestyle" auf und wann beginnt die "Not"?

lucan-7 antworten
Arcangel
(@arcangel)
Beigetreten : Vor 23 Jahren

Beiträge : 4431

@lucan-7 

Wann beginnt Leben, oder das Menschsein?

arcangel antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21637

@arcangel 

Wann beginnt Leben, oder das Menschsein?

Ich hatte hier ja bereits mehrfach geschrieben, dass sich diese Frage nicht eindeutig beantworten lässt. Das hängt schlicht von den Kriterien ab, die man da zugrundelegt - und dabei gibt es viele Möglichkeiten.

Deshalb habe ich meine Argumentation ja auf das begründet, was ein Embryo potentiell darstellt: Denn darüber gibt es eine große Einigkeit.

Wie man aber die Argumentation "Not gegen lifestyle" im konkreten Fall anwenden soll, das ist mir überhaupt nicht klar. Wenn eine muslimische Frau aufgrund ihrer familiären Situation zur Abtreibung gezwungen wird... ist das dann "Not" oder "Lifestyle"? Immerhin könnte sie ja auch bewusst immer wieder Männerkontakte suchen, und sich bei der Abtreibung dann auf die Familie berufen...

Welche Gründe hier also akzeptabel sind und welche nicht... das lässt sich wohl kaum mit ein paar Stichworten, festlegen.

 

lucan-7 antworten
Arcangel
(@arcangel)
Beigetreten : Vor 23 Jahren

Beiträge : 4431

@lucan-7 

Ich hab dies gefragt, um die Parallelen aufzuzeigen. Ein 6 Wochen alter Embryo wird anderes ein 32 Wochen alter Fetus.

 

Wer also einen 16 Wochen alten Fetus töten will. Brauch mMn. einen besseren Grund als: "Ich bin noch jung, ich will die Welt sehen und Partie machen."

arcangel antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21637

@arcangel 

Ich hab dies gefragt, um die Parallelen aufzuzeigen.

Ich sehe da keine Parallelen. Wir können ja immerhin recht sachlich über die Eigenschaft eines Embryos reden oder darüber, dass aus ihm voraussichtlich ein Mensch werden würde.

Aber was ist bitte "Lifestyle" in diesem Zusammenhang, und was "Not"? Subjektiver geht es doch gar nicht!

 

lucan-7 antworten
Arcangel
(@arcangel)
Beigetreten : Vor 23 Jahren

Beiträge : 4431

@lucan-7 

 

Man kann also deiner Meinung nach nicht sachlich darüber diskutieren, was Not ist, und was einfach nur unbequem oder lästig ist. Für die einen mag es ja tatsächlich eine Not sein, ihr Leben einzuschränken, weniger Partys zu machen, zu reisen und Kariere zu machen.

arcangel antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21637

@arcangel 

Man kann also deiner Meinung nach nicht sachlich darüber diskutieren, was Not ist, und was einfach nur unbequem oder lästig ist.

Ich sehe dafür keine Grundlagen. Solche Fragen sind ja immer nur relativ zu sehen. In einer modernen, zivilisierten Welt ist es "Not", wenn jemand in einer Wellblechhütte hausen muss und nur das Einfachste zu essen hat. Da wäre es nicht zuzumuten, noch ein Kind aufzuziehen.

In einer apokalyptischen Welt, in der es nur noch wenige Bewohner gibt und die Zivilisation weitgehend zerstört ist, wäre dieselbe Wellblechütte allerdings der reinste Luxus, und die Bedingungen, dort ein Kind aufzuziehen wären geradezu optimal.

Genau so kann es auch "Not" sein, wenn in einem gebildeten Freundeskreis eine Frau schwanger wird und als Einzige ihre Karriere und Lebensplanung aufgeben muss.

Du kannst auch sagen, dass die junge Frau aus muslimischem, streng religösem Elternhaus in "Not" ist, wenn sie schwanger wird, während das bei ihrer Freundin aus weltoffener Familie nicht der Fall ist.

Heisst dann konkret: Wenn diese beiden Freundinnen das Nachtleben geniessen, hat die Muslimin keine Konsequenzen zu fürchten, weil sie ja jederzeit abtreiben darf, während ihre Freundin höllisch aufpassen muss, weil sie diese Möglichkeit nicht hat...

Ich fürchte also, hier können nur medizinische Einschätzungen über Schwangerschaftsrisiken oder Vergewaltigungen in eine Beurteilung von aussen mit einfliessen. Moralische Überlegungen duch Aussenstehende halte ich nicht für praktikabel.

 

 

lucan-7 antworten
Arcangel
(@arcangel)
Beigetreten : Vor 23 Jahren

Beiträge : 4431

@lucan-7 

Aber das Recht abzutreiben ist eine moralische Frage, und eine Frage, die von der Gesellschaft beantwortet werden muss und nicht alleine in der Entscheidungshoheit des Individuums liegt. Deshalb gibt es ja eine Fristenlösung. Deshalb finde ich die Frage nach der moralischen Rechtfertigung bei einer Abtreibung zentral, auch wenn sie nicht praktikabel ist, wir hatten das ja mal mit der Gewissensprüfung.

arcangel antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21637

@arcangel 

Aber das Recht abzutreiben ist eine moralische Frage, und eine Frage, die von der Gesellschaft beantwortet werden muss und nicht alleine in der Entscheidungshoheit des Individuums liegt.

Die Gesellschaft kann hier aber nur grobe Rahmenbedingungen vorgeben. Eine Einzellfallunterscheidung, wann genau eine "Notlage" vorliegt halte ich aus oben genannten Gründen nicht für durchführbar und auch nicht für erstrebenswert.

Heisst also, es wird festgelegt, wann genau eine Abtreibung durchgeführt werden kann, was in erster Linie den zeitlichen Rahmen bestimmt sowie medizinische Risiken.

Aber der einen Frau zu sagen: "Deine Not ist sehr groß, du darfst abtreiben" und einer anderen: "Sorry, aber ich sehe hier keine Not, du musst das Kind austragen!" - das halte ich für absurd.

Deshalb schreibe ich ja auch, dass die Voraussetzungen für eine Geburt immer gegeben sein sollten, also nach Möglichkeit keine Frau aus Not abtreiben muss.

Aber die letzte Entscheidung wird immer bei der Frau liegen - auch wenn ich mir wünschen würde, auch die Erzeuger stärker in den Fokus zu stellen.

 

lucan-7 antworten
Arcangel
(@arcangel)
Beigetreten : Vor 23 Jahren

Beiträge : 4431

@lucan-7

Wir können ja immerhin recht sachlich über die Eigenschaft eines Embryos reden oder darüber, dass aus ihm voraussichtlich ein Mensch werden würde.

Ja man kann über die eigentschaften eines Embryos reden, aber darüber zu befinden, ob diese Eigenschaften schon eine Legitimation für oder gegen das Abtreiben sind ist leider nicht so einfach. Wann aus einem Embryo ein Mensch mit Rechten wird, der nicht mehr getötet werden darf, ist genauso schwierig zu beantworten, wie die Frage, wo aus Unbequemlichkeit wirkliche Not wird oder wie viel Not man einem Menschen zumuten kann. 

Ist es einer Frau zuzumuten Einbussen in ihrer Kariere hinzunehmen, weil sie nicht abtreiben darf?

 

Keine leicht zu beantwortende Frage.

arcangel antworten


Orangsaya
Beiträge : 2985
Veröffentlicht von: @lucan-7

Ich hatte ja vor einiger Zeit den thread eröffnet, der sich mit der Frage der biblischen Argumente gegen die Abtreibung befasst.

Da hast Du wohl hinreichend die Gründe geliefert bekommen. Global gesehen ist für die Christen die Bibel das wichtigste Buch, aber auch die Entwicklungen und die Erfahrungen, die sie durch die Jahrtausende gemacht haben spielen auch ein wesentliche Rolle. 

orangsaya antworten
2 Antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21637

@orangsaya 

Da hast Du wohl hinreichend die Gründe geliefert bekommen.

Nein, die Bibel liefert da erstaunlich wenig konkrete Antworten... sogar ganz im Gegenteil!

Natürlich kann man die Gegnerschaft zur Abtreibung trotzdem mit dem christlichen Glauben begründen... aber das erfordert dann doch etwas mehr Mühe, als einfach nur ein paar Bibelzitate zu nennen.

Welche für Nicht-Christen dann ja ohnehin belanglos wären... deshalb ja dieser Thread hier.

 

lucan-7 antworten
lhoovpee
(@lhoovpee)
Beigetreten : Vor 8 Jahren

Beiträge : 2837

@orangsaya Die Bibel gibt keine Antwort darauf. Die Autoren der Bibel hatten keine Ahnung von Samen und Eizellen. Sie wussten schlicht nicht, wie und wann ein Mensch entsteht. 

Ein gängige Ansicht, die auf die antike Vorstellung von Embryonen fußt, ist, dass ein Embryo 40 Tage "unbesellt" sei. Dieser Ansicht haben sich auch die Kirchenväter angeschlossen (ebenso muslimische und jüdische Gelehrte). 

Erst 17xx/18xx wurde bekannt, dass auch weibliche Menschen Eizellen haben. Die katholische Kirche hat nachdem diese Erkenntnis bekannt wurde, die Menschwerdung auf die Verschmelzung von Samen und Eizelle gelegt.

Zur Zeiten der Bibel war dieses Wissen nicht vorhanden. Auf die Bibel zu verweisen (ohne weitere Ausführungen) ist schlicht nichtssagend.

Die Entdeckung der Eizelle der Säugetiere und des Menschen | SpringerLink 

(2) Ab wann ist der Mensch ein Mensch? - Wissen - Tagesspiegel

lhoovpee antworten
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