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Wirbel um Qualitätssiegel im Bordell

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Irrwisch
Themenstarter
Beiträge : 3480

https://www.zeit.de/news/2021-02/04/wirbel-um-qualitaetssiegel-im-bordell

In dem Artikel lese ich, dass das Diakonische Werk Karlsruhe zusammen mit Bordellbetreibern ein " Gütesiegel" erarbeiten und erstellen möchte.

Das Ganze wird sehr kontrovers diskutiert.

Was ist eure Meinung dazu?

Ich bitte darum, euch bei diesem Thema nicht verbal die Köpfe einzuschlagen.
Auch bitte ich um Nachsicht, dass ich hier nicht allzu viel mitschreiben werde.

Der Garten und die Wolle rufen!

Frühlingshafte Grüße
Inge

Antwort
83 Antworten
Anonymous
 Anonymous
Beiträge : 0

Sollte sich nicht der TÜV oder die LGA darum bemühen!

M.

Anonymous antworten


chubzi
 chubzi
Beiträge : 1287

Wie soll so ein Gütesiegel aussehen? Unsere Damen sind aus garantiert heimischen Anbau.
Im Mittelalter gab es in der nähe des Stadttores Gasthäuser der besonderen Art die von der Obrigkeit überwacht und geschützt wurden. Dies auch zum Schutz der anderen Frauen der Stadt.
Herbergen dieser Art wurden auch in der Schrift nicht unbedingt negativ beschrieben. Ich denke an Jericho.

chubzi

chubzi antworten
PeterPaletti
Beiträge : 1317

Ich fürchte, die Freier haben andere Auswahlkriterien als ausgerechnet ein kirchliches oder diakonisches Gütesiegel.

peterpaletti antworten
15 Antworten
Johannes22
(@johannes22)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 2973

Müsste man man eruieren ob es da ein Interesse gibt. Keine Ahnung wie die so ticken,

johannes22 antworten
PeterPaletti
(@peterpaletti)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 1317

Was gibt es da zu eruieren? Die Freier wollen guten Sex für wenig Geld. Punkt.
Wobei es sicher individuell verschieden ist, was ein Freier unter "guten Sex" versteht.

peterpaletti antworten
Johannes22
(@johannes22)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 2973
Veröffentlicht von: @peterpaletti

Was gibt es da zu eruieren? Die Freier wollen guten Sex für wenig Geld. Punkt.

Ich habe mal einen Podcast gehört wo eine Carmen interviewt wurde die für ein Wochenende 6000 Euro berechnet. Das mit "die freier" stimmt schon mal nicht, einige scheinen auch bereit zu sein viel Geld auszugeben. Und so wie es bei Klamotten Siegel gibt das sie z.B. ohne Kinderarbeit produziert wurden oder ohne Ausbeutung und einige Konsumenten bereit sind mehr Geld dafür auszugeben wird es auch SICHER Freier geben die bereit sind faire Bordelle zu bevorzugen bzw. mehr Geld dafür auszugeben. Wir wissen lediglich nicht WIE viele.

johannes22 antworten
PeterPaletti
(@peterpaletti)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 1317

Klar, mit "die Freier" stimmt natürlich nicht.
Es gibt auch Edelprostituierte und Männer, die viel Geld für sie ausgeben können. Aber diese Männer gehen ja nicht ins Bordell, ob mit oder ohne Gütesiegel.

peterpaletti antworten
Tatokala
(@tatokala)
Beigetreten : Vor 18 Jahren

Beiträge : 2620
Veröffentlicht von: @peterpaletti

Aber diese Männer gehen ja nicht ins Bordell, ob mit oder ohne Gütesiegel.

Nein, die sind mit gro0er Wahrscheinlichkeit schon als "Stammkunden" irgendwo untergebracht.

Die Frage wäre, ob "Neukunden", die in diese Richtung wollen, überhaupt noch als erste Adresse das Bordell nehmen.
Die Zeit überholt sich.😀

tatokala antworten
JanaKlar
(@janaklar)
Beigetreten : Vor 1 Jahr

Beiträge : 18

@johannes22 Auch Edelprostituierte können Zwangsprostituierte sein.

In Deutschland passiert die meiste Gewalt tatsächlich in den legalen Betrieben.

janaklar antworten
Tatokala
(@tatokala)
Beigetreten : Vor 18 Jahren

Beiträge : 2620

Nein, eruieren könnte man da schön.

Veröffentlicht von: @peterpaletti

Die Freier wollen guten Sex für wenig Geld. Punkt.

Wenn es so einfach wäre, würde es ja nicht auch die Edelsparten geben in Richtung Escort-Service usw. Das ist wie beim Einkaufen auch. Da geht es ja nicht nur ums Prinzip: so billig wie möglich. Mitunter gibt man auch bewusst für bessere Qualität mehr aus.

Nachtrag vom 19.02.2021 1723
"schon", nicht "schön".

tatokala antworten
PeterPaletti
(@peterpaletti)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 1317

Richtig, es gibt auch Edelsparten wie Escort-Service, aber für die soll ja ein kein diakonisches Qualitäts-Siegel erstellt werden, sondern für Bordelle, wie ich das verstanden habe.

peterpaletti antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21528
Veröffentlicht von: @peterpaletti

Ich fürchte, die Freier haben andere Auswahlkriterien als ausgerechnet ein kirchliches oder diakonisches Gütesiegel.

Es wird sicher einen Großteil nicht interessieren.

Es könnte aber solche Männer, die diesbezüglich ein schlechtes Gewissen haben, dazu ermutigen doch mal zu Prostituierten zu gehen, wenn die Arbeitsbedingungen sogar von unabhängiger Seite überprüft wurden.

lucan-7 antworten
PeterPaletti
(@peterpaletti)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 1317

Ich denke nicht, dass ein Großteil der Freier ein schlechtes Gewissen dabei hat.

peterpaletti antworten
JohnnyD
(@johnnyd)
Beigetreten : Vor 23 Jahren

Beiträge : 1419

Das wäre die erste Dienstleistung, bei der sich die Kundschaft für die Arbeitsbedingungen des Dienstleisters interessiert. Das interessiert uns auch nicht bei Friseuren, Steuerberatern, Erziehern, Pflegern oder Paketboten.

johnnyd antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21528
Veröffentlicht von: @johnnyd

Das interessiert uns auch nicht bei Friseuren, Steuerberatern, Erziehern, Pflegern oder Paketboten.

Was heisst "uns"? Es gibt Läden, bei denen ich bewusst nicht einkaufe, aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen, die sie bieten.

Ich kann nicht sagen, wieviele Menschen das betreffen würde... aber natürlich würde die ein oder andere Hemmschwelle sinken, wenn Prostitution plötzlich ein sauberes Image hätte. Manche Leute fühlen sich vielleicht gerade vom "verruchten" und "verbotenen" angezogen... andere schreckt aber vielleicht genau das ab.

lucan-7 antworten
Tatokala
(@tatokala)
Beigetreten : Vor 18 Jahren

Beiträge : 2620
Veröffentlicht von: @johnnyd

Paketboten.

Mich schon.
Ich nehme mit Nachsicht zur Kenntnis, daß die manchmal keinen Bock haben, bis in den fünften Stock hochzulaufen, und mir nen Zettel in den Briefkasten stecken, obwohl ich da bin.

tatokala antworten
JanaKlar
(@janaklar)
Beigetreten : Vor 1 Jahr

Beiträge : 18

@lucan-7 Als Prostituierte musst du dich abspalten könne und Menschen, die gerade Sex wollen, obwohl du es gerade nicht möchtest, freundlich gegenübertreten. 

Klar sind Arbeitsbedingungen wichtig, aber der Akt an sich ist auch schon Traumatisch. 

janaklar antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21528

@janaklar 

Als Prostituierte musst du dich abspalten könne und Menschen, die gerade Sex wollen, obwohl du es gerade nicht möchtest, freundlich gegenübertreten.

Klar sind Arbeitsbedingungen wichtig, aber der Akt an sich ist auch schon Traumatisch.

Eine Prostituierte sollte die Freiheit haben, nicht zu arbeiten wenn sie es nicht will.

Das Problem das ich hier sehe ist, dass es wesentlich mehr "Freier" gibt als Frauen, die so eine Arbeit tatsächlich freiwillig machen wollen.

Es geht also darum, die Frauen die das nicht wollen zu schützen - und Regeln für jene zu finden, die es trotzdem tun. Denn die wird es immer geben, egal wie die Gesetzeslage auch ist.

Die Gesetzeslage im Moment fördert aber die Prostitution und erleichtert es der Mafia, Frauen zur Prostitution zu zwingen - und das ist ein Skandal.

 

 

 

lucan-7 antworten


JohnnyD
Beiträge : 1419

Der Artikel beschreibt vor allem die Empörungsrhetorik, erklärt aber nicht, worum es eigentlich geht.

johnnyd antworten
5 Antworten
Tatokala
(@tatokala)
Beigetreten : Vor 18 Jahren

Beiträge : 2620

Ja, den Eindruck hatte ich auch. Erstaunlich wenig Inhalt dahinter.😀

tatokala antworten
Irrwisch
(@irrwisch)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 3480

Ein weiterer Artikel
https://www.bw24.de/baden-wuerttemberg/karlsruhe-bordell-diakonisches-werk-kirche-guetesiegel-schutz-frauen-zr-90193738.html?cmp=defrss

....der auch Zahlen über die Freiwilligkeit der sich Prostituierenden hergibt.

irrwisch antworten
JohnnyD
(@johnnyd)
Beigetreten : Vor 23 Jahren

Beiträge : 1419

Ok, da steht schon mehr drin.

Es sind sich also alle irgendwie einig, dass es in dieser Branche konkrete Hilfen für Aussteiger geben sollte.

johnnyd antworten
lubov
 lubov
(@lubov)
Beigetreten : Vor 19 Jahren

Beiträge : 2684

Erneut die Bitte
Liebe Inge,

für die, die den Artikel nicht lesen können oder wollen, gib doch bitte etwas mehr in den Thread als nur den Link und einen Halbsatz. Danke.

Gruß und Segen
lubov-mod

lubov antworten
Irrwisch
(@irrwisch)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 3480

Hi Lubov

Das diakonische Werk Karlsruhe stellt sich unter dem Gütesigel vor, dass etwa Prostituierte eine Schulung in ihrem Gewerbe bekommen

ich zitiere jetzt:"
will man Anfängerschulungen etwa im Kundenumgang oder Unterstützung bei Spezialisierung in bestimmten Sparten des Prostitutionsgewerbes anbieten, heißt es vom Diakonischen Werk Karlsruhe. " Ende des Zitats

In dem Artikel wird auch Traumatherapeutin Ingeborg Kraus zu Wort kommen lassen.

Hier Aussagen von ihr:
"Kraus, die sich seit 20 Jahren mit dem Leben von Prostituierten beschäftigt, verurteilt Gewalt von Männern gegenüber Frauen und verweist darauf, dass es die Pflicht der Kirchen sei, zu handeln. Einen anderen Menschen zum Ausleben der eigenen Triebe zu kaufen und zu benutzen, sei nicht akzeptabel, so Kraus. Ihre Überzeugung untermauert sie mit einem Verweis auf das Europäische Parlament, nach dessen Überzeugung Prostitution ein Widerspruch zu den Menschenrechtsprinzipien und zur Gleichstellung der Geschlechter sei. " Zitat Ende.

irrwisch antworten
lhoovpee
Beiträge : 2824

Rechter der Arbeiterinnen muss gestärkt werden
Wenn es um das Thema Prostitution geht, sollten immer die Rechte der Arbeiter*innen gestärkt werden. Bordellbetreiber oder Freier sollten immer jene in der schlechteren Verhandlungsposition sein. Denn nur so wäre es möglich das die Sexarbeiter*innen frei und selbst entscheiden, was sie in welchen Umfang anbieten.

In der Realität sieht dies leider nicht so aus. Menschenhandel spielt dort eine Rolle. Aber durch Verbote und Wegschauen ändert sich dort nichts. Bordelle in denen die Sexarbeiter*innen fair behandelt werden sind Mangelware, wenn ich entsprechenden Reportagen glauben schenken kann.

Ein Siegel für Bordelle wäre eine Möglichkeit, Bordelle besser zu kontrollieren. Ich könnte mir Vorstellen, dass so ein Siegel sicherstellt, dass die Sexarbeiter*innen über ihre Rechte aufgeklärt werden; über Aussteigerprogramme informiert werden müssen, etc.
Ich weiß aber nicht, ob die Kundschaft auf so etwas Wert legen wird.

lhoovpee antworten
9 Antworten
Feliciah
(@feliciah)
Beigetreten : Vor 15 Jahren

Beiträge : 1252
Veröffentlicht von: @lhoovpee

Bordellbetreiber oder Freier

*gleichmaldenStiftansetz*:

Bordellbetreiber*innen 🤓
Freier*innen

...das konnte ich mir jetzt bei Dir einfach nicht verkneifen, nachdem Du mit dem Rest des Textes so genau warst. 😀

feliciah antworten
Tatokala
(@tatokala)
Beigetreten : Vor 18 Jahren

Beiträge : 2620

Das generische Maskulinum muss gestärkt werden, denn es befindet sich (leider) in einer sehr schwachen Position.

Daß auch Frauen Bordelle betreiben (und auch Freier sein können, wenn auch in der Minderzahl) , sollte im 21. jhd. doch Allgemeinbildung sein.😎

tatokala antworten
Feliciah
(@feliciah)
Beigetreten : Vor 15 Jahren

Beiträge : 1252
Veröffentlicht von: @tatokala

Das generische Maskulinum muss gestärkt werden, denn es befindet sich (leider) in einer sehr schwachen Position.

Veröffentlicht von: @tatokala

Daß auch Frauen Bordelle betreiben (und auch Freier sein können, wenn auch in der Minderzahl) , sollte im 21. jhd. doch Allgemeinbildung sein.😎

Das ist nicht richtig, es gibt gar nicht wenige Frauen, die ebenso Bordelle betreiben. Auch im Ausland.

Du kennst noch den Begriff (Vorsicht: Nicht politisch korrekt) = "Puffmutter"?

Veröffentlicht von: @tatokala

Daß auch Frauen Bordelle betreiben (und auch Freier sein können, wenn auch in der Minderzahl) , sollte im 21. jhd. doch Allgemeinbildung sein.😎

Dass auch Frauen Bordelle betreiben und auch Freier sein können, weiß man nicht erst seit dem 21. Jahrhundert. Das sollte zur Allgemeinbildung gehören.

feliciah antworten
Tatokala
(@tatokala)
Beigetreten : Vor 18 Jahren

Beiträge : 2620
Veröffentlicht von: @feliciah

Das ist nicht richtig,

da hast du mich mißverstanden, das mit der Minderzahl bezog sich nur auf die Freierrolle, nicht auf Funktion als Bordellbetreiber.

Veröffentlicht von: @feliciah

erst seit dem 21. Jahrhundert. Das sollte zur Allgemeinbildung gehören.

Genau. Und deswegen dachte ich, daß eine Extrabetonung dieses Tatbestandes über die weibliche Endung nicht nötig ist, weil klar ist, daß das generische Maskulinum alle einschließt. 😎

lg
Tatokala

Nachtrag vom 19.02.2021 1959
oder auch Bordellbetreiber*in, von mir aus.

tatokala antworten
lhoovpee
(@lhoovpee)
Beigetreten : Vor 8 Jahren

Beiträge : 2824
Veröffentlicht von: @tatokala

Daß auch Frauen Bordelle betreiben (und auch Freier sein können, wenn auch in der Minderzahl) , sollte im 21. jhd. doch Allgemeinbildung sein.😎

Ändern nichts dran, dass ich nur die Hälfte gegendert hatte. 😛

lhoovpee antworten
Tatokala
(@tatokala)
Beigetreten : Vor 18 Jahren

Beiträge : 2620

Fällt mir jetzt erst auf...So versteckt man Frauenfeindlichkeit.😛

tatokala antworten
lhoovpee
(@lhoovpee)
Beigetreten : Vor 8 Jahren

Beiträge : 2824

Merci 😀

lhoovpee antworten
Feliciah
(@feliciah)
Beigetreten : Vor 15 Jahren

Beiträge : 1252

😘

feliciah antworten
JanaKlar
(@janaklar)
Beigetreten : Vor 1 Jahr

Beiträge : 18

@lhoovpee Ich bin nicht der Meinung, dass die Rechte der Arbeiterinnen durch Gütesiegel gestärkt werden müssen. 

Eine Frau in häuslicher Gewalt hat auch nichts davon, in ihrer Sithuation gestärkt zu werden. Rechte dahingehend, das sie möglichkeiten hat, da rauszukommen, wären wichtig. 

Das Nordische Modell zum Beispiel. 

Viele denken, dass das Nordische Modell einfach nur Freier bestraft und die Frauen dann weniger verdienen. Aber gleichzeitig verlangt es dass, dadurch, dass der Staat Prostitution als Gewalt anerkennt, Ausstiegshilfen, Schutzhäuser ect. bezahlt. Und dass die Frau sich nicht strafbar macht, wenn sie sich Prostituiert. 

Es gibt Frauen, die sichtbare Blaue Flecken haben, kein Deutsch verstehen, aber auch Deutsche. Wenn sie sich (aus offensichtlichen Gründen) nicht trauen, gegen ihre Peiniger Auszusagen, können diese Straffrei bleiben. Das ist normal in der Branche. 

Das Argument, dass Prostitution durchs Nordische Modell in den Untergrund abdriften würde, ist übrigens Falsch. Freier müssen wissen, wo Prostituierte zu finden sind. Es braucht Marketing.

Wer mehr darüber wissen will, kann z.B. mal Huschke Mau googlen. Sie setzt sich seit Jahren in dem Bereich ein, hat selbst Erfahrung und erklärt das Thema sehr gut. Von ihr kommt die Aussage, das Geld keinen Konsens ersetzen kann, die das ganze meiner Meinung nach sehr gut Zusammengefasst. Wer davor nicht mit jemand schlafen möchte, wird es durch das Geld nicht plötzlich als schön empfinden. Vergewaltigung bleibt Vergewaltigung. 

janaklar antworten


Lucan-7
Beiträge : 21528

Die Bordelle sind die falschen Ansprechpartner
Ich halte den Gedanken nicht grundsätzlich für falsch... aber letztlich wird dadurch die Prostitution gefördert, denn Leute, deren schlechtes Gewissen sie bisher noch davon abhält in ein Bordell zu gehen würden sich durch so eine "bescheinigte Qualität" ermutigt fühlen, dass das alles doch gar nicht so schlimm ist. Oder anders gesagt: Prostitution wird ein Stück mehr normalisiert.

Besser wäre es, zwar mit Prostitutierten zusammenzuarbeiten und Verbesserungsvorschläge zu formulieren... diese dann aber dem Gesetzgeber als Vorschlag vorzulegen, damit diese Forderungen dann vom Staat umgesetzt. Und jeder Betrieb, der diese Forderungen nicht erfüllt, wird dann dichtgemacht.

Denn damit, lediglich die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen kann keiner Werbung machen.
Kann ein Betrieb jedoch behaupten, dass sie sogar "besser" sind als das (Und das auch von Dritten bestätigt wurde), dann ist das Werbung.

Allerdings habe ich den Eindruck, dass der Bericht etwas übertreibt... um ein "Gütesiegel" wie bei Stiftung Warentest ging es hier nie, es geht um einen Katalog mit Forderungen, der umgesetzt werden soll. Falls das passiert, dann könnte allerdings tatsächlich der Eindruck eines "Gütesiegels" entstehen, ganz falsch ist es demnach auch nicht.

lucan-7 antworten
8 Antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 3612

Wer, wenn nicht die Bordelle, sollte denn Ansprechpartner sein?

Veröffentlicht von: @lucan-7

Ich halte den Gedanken nicht grundsätzlich für falsch... aber letztlich wird dadurch die Prostitution gefördert, denn Leute, deren schlechtes Gewissen sie bisher noch davon abhält in ein Bordell zu gehen würden sich durch so eine "bescheinigte Qualität" ermutigt fühlen, dass das alles doch gar nicht so schlimm ist. Oder anders gesagt: Prostitution wird ein Stück mehr normalisiert.

Nun ist allerdings Prostitution normal - sprichwörtlich das "älteste Gewerbe" überhaupt. Man muß sich schon entscheiden, wie man es sieht: Prostitution als Gewerbe (wie es manche der Sexarbeiter sehen) oder Prostitution als prinzipiell verwerflich und sozusagen per se kriminell?

Wenn man akzeptiert, dass Prostitution - dort, wo eben keine Menschenrechte verletzt werden - ein normales Gewerbe sein kann, dann muß man oranisatorisch Strukturen schaffen, in denen es auch ausgeübt werden kann: den illegalen gegen den legalen Bereich abgrenzen. Selbstverständlich werden dann Kunden mit "gutem Gewissen" im legalen Bereich "einkaufen", also legale und damit regelkonforme Sexdienstleistungen konsumieren. Was im Sinne jener Sexarbeiter ist, die solche regelkonformen Leistungen anbieten. Damit können solche Leistungen teurer und damit lukrativer für die Anbieter werden: Prostituierte, die sich, bzw. ihr Sexdienstleistungsgewerbe anmelden, bekommen einen Standortvorteil gegenüber den illegalen Konkurrenten.

Und das ist in unserem Wirtschaftssystem der einzig funktionierende Mechanismus, mit dem man kriminelle Geschäfte zurückdrängt: Dass man die legale Konkurrenz eben besserstellt.

Weil das Thema Prostitution so emotionsbesetzt ist, kann dieser Sachaspekt nur schwer kommuniziert werden, aber es lohnt sich, andere Bereiche der organisierten Kriminalität anzuschauen, insbesondere die Geburtsstunde der "modernen Mafia", nämlich das Prohibitionsgesetzt in den USA. Dort wurde - aufgrund "moralischen Drucks" (übrigens unter maßgeblicher Beteiligung kirchlich organisierter Frauen, die nachvollziehbarerweise keine Alkoholiker als Männer wollten und meinten, so das Problem lösen zu können) der Ausschank von Alkohol verboten. Mit den bekannten Folgen: Kriminelle nutzten die Gelegenheit, die gleich bleibende Nachfrage nach Alkohol zu bedienen, scheffelten ihre ersten Milliarden - und profitierten seitdem die Zivilgesellschaf zu spät reagierte und den legalen Alkoholausschank wieder ermöglichte, von dieser Anschubfinanzierung und davon, dass die Gesellschaft auch heute noch nicht kapiert, dass bestimmte Bedürfnisse (wie das nach drogeninduziertem Rückzug von der Realität oder eben auch das Bedürfnis nach Sex) nicht verboten werden können. Weswegen die Mafia sich weiter am Vertrieb illegaler Drogen und am Prositituierten- bzw. Menschenhandel eine goldene Nase verdient.

Deine Argumentation könnte man also ebenso auf Alkoholausschank statt auf Prostitution münzen. Sie wäre dann genauso zutreffend, bzw. eben nicht zutreffend.

Prostitution ist völlig normal - nur wird das Phänomen häufig euphemistisch "Liebesheirat" genannt: wenn eine solvente Partei eine sexuell attraktive Partei heiratet aufgrund des unausgeprochenen Vertrages, nach welchem die eine Partei Geld (wirtschaftliche Sicherheit) und die andere Partei Sex (ehelichen Beischlaf) mit in die Ehe bringt.

Dort, wo die Parteien keine Lust auf solch langfristige Verträge haben, wird es von der Gesellschaft auf einmal kriminalisiert, wird auf die Beteiligten moralisch herabgesehen.

Ebenso dort, wo das Geschäft informell stattfindet: Wenn die eine Partei sich auf tolle Feste einladen läßt, sich Geschenke machen läßt oder sonstige Vorteile genießt, für die mit Sex bezahlt wird, ohne die Sache so direkt auch zu benennen.

Diese "legale" Prositution, die zum "normalen Leben" dazugehört und immer schon dazugehörte, wird nicht kriminalisiert - insbesondere da die Kunden zu der sozial mächtigen Schicht gehören. Wer wollte es dem Oberarzt oder dem Baulöwen oder dem berühmten Popstar usw. usf. verübeln, dass sie nich auf Dauer den sexuellen Avancen zu widerstehen vermögen, die ihnen ständig gemacht werden von jungen, sexuell attraktiven Personen? Außerehelicher Sex wird doch schon längst nicht mehr als Verbrechen verfolgt...

Um es kurz zu machen: Die Prosititution, die nicht gefördert werden sollte (darin, dass sie es nicht sollte, besteht eine Deiner Prämissen), ist nur jener deutlich sichtbare Bereich der Prostitution, die organisierbar ist (also eine Prostitution, die offen insofern ist, als einer klaren Dienstleistung ein klar ausgezeichneter Preis gegenübersteht). Gegen die Grundlage dieser Prostitution ist kein Kraut gewachsen: Solange die Nachfrage nach Sex das Angebot von Sex übersteigt, läßt sich aus diesem Ungleichgewicht Profit schlagen.

Und nun muß man sich überlegen, ob dieses Geschäft (das so oder so stattfinden wird!) besser in den kriminellen Untergrund gedrängt werden soll, oder ob man sich sagt: Na gut, wir schaffen einen legalen Rahmen, in welchem es betrieben werden kann und in welchem die Regeln des Geschäfts überprüft werden können.

Nur, wenn es diesen legalen Rahmen gibt, können sich dann Anbieter, die die Regeln beachten (welche z.B. in einer bestimmten Qualität der Dienstleistung bestehen) gegen Anbieter, die das nicht tun (bzw. deren Dienstleistungsqualität zu schlecht ist, um am Markt zugelassen zu werden: wenn sie z.B. Zwangsprostituierte, Minderjährige usw. beschäftigen), durchsetzen.

Auf diesem Markt wie auch in anderen Marktsegmenten sollte man langsam mal anerkennen, dass es nicht viel bringt, an die "Verbraucher" zu appellieren. Die "Schuld" beim Freier zu suchen, ist so schön einfach und es kommt den Mafiabossen gelegen: Je "illegaler" das ist, was der Freier da zu kaufen wünscht, desto höhere Preise können dafür verlangt werden. Die Marktlogik bedeutet nämlich, dass die Kosten für höhere "Sicherheitsmaßnahmen", d.h. die Kriminalitätsrisiken (erwischt zu werden) an den Kunden weitergegeben werden.

Wenn der Kunde nicht mehr in dem die Gesetze beachtenden Bordell seinen Blowjob für hundertfünfzig Euro bekommt, muß er ihn für zweihundert Euro auf dem Schwarzmarkt erledigen lassen. Vermutlich von einer Zangsprostituierten, die er aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse nicht einmal fragen kann, ob sie diesen Job freiwillig macht. Von den zweihundert Euro bekommt sie dann vielleicht fünf Euro - und die restlichen hundertfünfundneunzig Euro fließen in den Aufbau neuer Menschenhandelsrouten.
Na bravo!

Veröffentlicht von: @lucan-7

Kann ein Betrieb jedoch behaupten, dass sie sogar "besser" sind als das (Und das auch von Dritten bestätigt wurde), dann ist das Werbung.

Ja. Und Werbung gehört nun mal in den Kapitalismus wie die Wolke zum Regen. Wenn ein Betrieb nicht mehr damit werben kann, dass er ein besseres Produkt anbietet, als es der gesetzliche Rahmen vorschreibt, dann ist dies ein Anreiz für die Betreiber, die Qualität ihres Angebots zu erhöhen: Was wäre das anderes als positiv für die Sexdienstleistenden?

Insbesondere würde, wenn ein legales Angebot bestünde, das anzunehmen keiner gesellschaftlichen Stigmatisierung mehr gleichkäme, das Verständnis für Sanktionen gegen die, welche illegale Angebote bereitstellen, vermutlich viel eher erreichbar, gerade auch in den Kreisen der potentiellen Kunden. Statt immer nur nach einer "Bestrafung der Freier" zu rufen und sie als die Bösewichte hinzustellen, könnte man mal probehalber überlegen, sich in sie und ihre Perspektive hineinzuversetzen. Sie, die sich keinen teuren Escort-Service leisten können, keine Geliebte, die sie mit Mittelmeertrips und Überlassn der Visa-Card beim Shopping "willig" stimmen können. Die Sex wollen aber nicht so wahnsinnig viel Geld haben, sich die informelle Prostitution leisten zu können.
Woher soll das Schuldbewußtsein bei denen kommen, wenn es keinen legal bezahlbaren Sex für sie gibt und sie deswegen auf illegale Angebote zurückgreifen?

Wenn so jemand aber damit konfrontiert werden kann, dass er eben sehr wohl im Bordell mit Gütesiegel sehr wohl auch für ihn noch bezahlbaren Sex bekommen kann und zur Stillung seines Bedürfnisses kein anderern Mensch gegen seinen Willen zum Sex gezwungen werden braucht - dann fehlt diesem Freier die Gewissensentlastung, ja sozusagen durch seine Natur dazu gezwungen zu werden, Zwangsprostiutierte, Minderjährige und Wehrlose zu mißbrauchen.

Warum sollte nicht ein Bordellbetreiber damit werden dürfen, dass alle seine Angestellten einen fairen Anteil an den Einnahmen bekommnen, dass alle des Deutschen mächtig sind, nicht minderjährig sind, geregelte Arbeitszeiten, guten Zugang zu medizinischen oder auch arbeitsrechtbezogenen juristischen Dienstleistungen etc. haben, es ihnen also deutlich besser geht als bei der Konkurrenz, sogar besser, als gesetzlich vorgeschrieben? Sollte nicht der potentielle Freier lieber in so ein Bordell gehen und dort sein Geld ausgeben, als in einer Drecksbude, in der unter Drogen gesetzte Zwangsprostituierte rund um die Uhr vergewaltigt werden?

Was wollen wir denn als Gesellschaft? Wollen wir auf Freier herabblicken und uns so besser und moralisch überlegen vorkommen - und damit gleichzeitig dem Florieren der organisierten Kriminalität Vorschub leisten? Oder wollen wir uns mal ehrlich machen und das anerkennen, was das Sprichwort seit Jahrhunderten weiß - und zusehen, dass dieses älteste Gewerbe aller Zeiten dann auch einen modernen arbeitsrechtlichen und wirtschaftspolitischen Rahmen bekommt?

Und um einem Einwand zuvorzukommen, der häufig immer, wenn ich solche Positionen vertrete, entgegentritt: Ich hab in meinem ganzen Leben noch nicht einen einzigen Cent für illegale Drogen oder Sexdienstleistungen durch Prostituierte bezahlt, ich spreche hier also nicht als alter weißer Mann, der nur in Ruhe weiter in den Puff gehen und sich hin und wieder 'ne Line reinziehen möchte.

Ich spreche hier als jemand, der echt was gegen das organisierte Verbrechen hat und gegen rechtliche Strukturen, die diesem organisierten Verbrechen seine Geschäftsgrundlage bieten - sowie als jemand, der meint, das die Einhaltung von Standards eher durch verbindliche Regelungen erreicht werden kann statt durch einen (positiven wie negativen) Appell an die "mündigen und verantwortungsvollen" Verbraucher.

Nachtrag vom 19.02.2021 1435
Viele Tipp- und Formulierungsfehler enthalten. Besonders sinnentstellend hier:
Wenn ein Betrieb [del]nicht mehr[/del] damit werben kann, dass er ein besseres Produkt anbietet, als es der gesetzliche Rahmen vorschreibt (...)

jack-black antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21528

Ich bin nicht ganz sicher, ob du meinen Beitrag überhaupt gelesen hast oder nur auf die Überschrift angesprungen bist... ich vermute aber, dass das ganz allein deine Schuld ist 😛

Das große Problem mit Prostitution ist das Ungleichgewicht. Man könnte es natürlich einfach auf marktwirtschaftliche Belange von Angebot und Nachfrage reduzieren und den "Markt" den Rest regeln lassen.

Leider übersteigt die Nachfrage das Angebot massiv. Normalerweise würde das zu stark erhöhten Preisen führen, die sich nur wenige leisten können... in der Realität führt es aber zu Zwang und Ausbeutung, weil es gewissenlose Geschäftemacher in dieser Hinsicht immer noch viel zu leicht haben.

Weil nun aber das Leiden betroffener Frauen (Und auch Männer) schwerer wiegt als die Bedürfnisse ihrer Kundschaft (Alles andere wäre für mich völlig indiskutabel) kann man hier nicht mit einer Normalisierung argumentieren.

Deutlich gesagt: Die Prostitution muss so lange eingeschränkt und überwacht werden, bis hier "echte" marktwirtschaftliche Verhältnisse herrschen, das bedeutet, dass ausschliesslich Frauen und Männer in diesem Gewerbe tätig sind, die das freiwillig tun und die Preise erhalten, die der Markt hergibt.

Was aber, wie ich befürchte, aufgrund der Natur dieses "Geschäfts" nie der Fall sein wird...

Veröffentlicht von: @jack-black

Weil das Thema Prostitution so emotionsbesetzt ist, kann dieser Sachaspekt nur schwer kommuniziert werden, aber es lohnt sich, andere Bereiche der organisierten Kriminalität anzuschauen, insbesondere die Geburtsstunde der "modernen Mafia", nämlich das Prohibitionsgesetzt in den USA.

Nicht ganz vergleichbar... eine Flasche Schnaps hat keine Gefühle, die verletzt werden könnten. Alkohol wird ausgeschenkt, nicht ausgebeutet. Und die Nachfrage kann jederzeit bedient werden, egal wie groß der Bedarf auch sein mag.

Veröffentlicht von: @jack-black

Was wollen wir denn als Gesellschaft? Wollen wir auf Freier herabblicken und uns so besser und moralisch überlegen vorkommen - und damit gleichzeitig dem Florieren der organisierten Kriminalität Vorschub leisten? Oder wollen wir uns mal ehrlich machen und das anerkennen, was das Sprichwort seit Jahrhunderten weiß - und zusehen, dass dieses älteste Gewerbe aller Zeiten dann auch einen modernen arbeitsrechtlichen und wirtschaftspolitischen Rahmen bekommt?

Ich fürchte, weder das eine noch das andere bietet hier eine Lösung... Prostitution wird es in irgendeiner Form immer geben, aber das Ungleichgewicht von freiwilligem Angebot und übergroßer Nachfrage verhindert eine Normalisierung als normales Gewerbe.

Deshalb ja auch meine Aussage: Selbstverständlich muss mit Prostituierten gesprochen und ihre Bedürfnisse ernst genommen werden... das Resultat darf aber keine "Bescheinigung" unabhängiger Organisationen sein, dass alles in Ordnung ist (Womit dann entsprechend Werbung gemacht werden kann), sondern Gesetzesvorlagen, die dann von staatlicher Stelle überwacht werden.

Wenn dann ein Bordellbetrieb meint, dass sie höhere Standarts erfüllen, dann dürfen sie gerne damit Werbung machen.
Ob diese Behauptungen auch zutreffen, das mag dann von staatlicher Stelle geprüft werden... aber nicht von Hilfsorganisationen.

lucan-7 antworten
Tatokala
(@tatokala)
Beigetreten : Vor 18 Jahren

Beiträge : 2620
Veröffentlicht von: @lucan-7

Die Prostitution muss so lange eingeschränkt und überwacht werden, bis hier "echte" marktwirtschaftliche Verhältnisse herrschen, das bedeutet, dass ausschliesslich Frauen und Männer in diesem Gewerbe tätig sind, die das freiwillig tun und die Preise erhalten, die der Markt hergibt.

das ist aber auch gerade das Problem, wie ich weiter oben schon mal geschrieben habe: Die Freiwilligen sind ja eben gegen jegliche Einschränkung und Überwachung, weil sie sich damit diskriminiert fühlen. So nach dem Motto: "Mit dem kriminellen Schmuddelkram haben wir nix zu tun!"

Und dann entsteht da die Frage, ob man als außenstehender Mensch da den moralischen Zeigefinger erheben kann.

tatokala antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21528
Veröffentlicht von: @tatokala

das ist aber auch gerade das Problem, wie ich weiter oben schon mal geschrieben habe: Die Freiwilligen sind ja eben gegen jegliche Einschränkung und Überwachung, weil sie sich damit diskriminiert fühlen. So nach dem Motto: "Mit dem kriminellen Schmuddelkram haben wir nix zu tun!"

Wo bitte soll da das Problem sein? Alle Handwerker und Dienstleister haben gewisse Normen zu erfüllen... wird ein Dachdecker etwa "diskriminiert", wenn man seine Arbeit auf Qualitätsmängel überprüft?

(Und jeder, der hier bei einer "behördlichen Prüfung" plötzlich seltsame Phantasien entwickelt muss das mit sich selbst und seinem schmutzigen Charakter ausmachen!)

lucan-7 antworten
Tatokala
(@tatokala)
Beigetreten : Vor 18 Jahren

Beiträge : 2620

Die Damen, die mir da so vorschweben (hab mir mal die eine oder andere auf youtube reingezogen), arbeiten selbst nicht im Bordell. So weit ich mich erinnere waren sie (oder zumindest die eine davon) ziemlich gut darin, herumzujammern, was für ein Schmuddel-Image der Beruf hat.
Ich fand das immer etwas... hm.. tja, was soll man dazu sagen?

tatokala antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21528

Da müsste man nochmal im Detail reden, was mit "Überwachung" gemeint ist. Es geht schliesslich darum, Zwangsprostitution zu verhindern. Und dafür sind Nachforschungen nötig... soviel müssen sich dann auch die Leute, die da wirklich freiwillig arbeiten schon gefallen lassen.

lucan-7 antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 3612
Veröffentlicht von: @lucan-7

Ich bin nicht ganz sicher, ob du meinen Beitrag überhaupt gelesen hast oder nur auf die Überschrift angesprungen bist... ich vermute aber, dass das ganz allein deine Schuld ist 😛

Naja, wenn ich nur auf die Überschrift reagiert hätte, hätte nich gleich am Anfang ein ausführliches Zitat aus Deinem Posting gestanden. Tatsächlich habe ich erst ganz am Ende die Überschrift abgeändert (und wenn ich's jetzt so betrachtet, paßte die Überschrift gar nicht sonderlich gut zum Inhalt meines Postings). Aber von der Tendenz her liegst Du insofern richtig, als ich, von der anfangs zitierten Passage "getriggert", dann eher richtungslos 'nen rant gestartet habe, der sich nur noch sehr lose mit Deiner Position beschäftigte. Entschuldige bitte! Ich hätte besser das Posting dreimal korrekturlesen sollen. Erstens wären dann weniger Tipp- und Formulierungsfehler drin geblieben und zweitens hätte ich's dann womöglich gar nicht abgeschickt oder, leicht redigiert, als Antwort auf das Eingangsposting statt auf Deinen Beitrag.

Veröffentlicht von: @lucan-7

Leider übersteigt die Nachfrage das Angebot massiv. Normalerweise würde das zu stark erhöhten Preisen führen, die sich nur wenige leisten können... in der Realität führt es aber zu Zwang und Ausbeutung, weil es gewissenlose Geschäftemacher in dieser Hinsicht immer noch viel zu leicht haben.

Ja und nein. Wäre Prostitution als Dienstleistungsgewerbe sozial nicht geächtet, würde sich meiner Vermutung nach ein "fairer" Preis für das Angebot durchsetzen. Bedenke, dass die "gewissenlosen Geschäftemacher", von denen Du sprichst, dem entsprechen, was die gewissenlosen Alkoholschmuggler während der Prohibition waren. Sooo teuer muß die sexuelle Dienstleistung nicht sein - sonst würde sich der Kriminalitätsaufwand überhaupt nicht lohnen. Das, was die Menschenhändler investieren müssen in die Organisation ihrer kriminellen Machenschaften, ist ja schon in den Preisen mit drin, die am Ende die Kunden der Zwangsprostituierten zu zahlen haben. Die Margen im Bereich der kriminellen Wirtschaft sind hoch - sonst würde ja niemand das Risiko eingehen, das mit jedem Verbrechen einhergeht. Das Geld, das im Moment die kriminellen Organisatoren der Prostitution einstreichen, könnte, ohne dass sich an den Preisen etwas ändern würde, komplett an die Sexdienstleister gehen. Wenn - und das ist ein großes Wenn! - der Gesetzgeber sich mal ehrlich machen würde. Billigen Sex bekommt man selbstverständlich nur dann, wenn es Sexdienstleister gibt, die ihre Dienste "günstig" anbieten. Das werden solche Menschen sein, die immer noch lieber sich prostituieren, als überhaupt kein geregeltes Einkommen zu haben: Wie bei allen billig produzierten Waren muß es Billig-Arbeiter geben.
Die gibt es für andere Waren als Sex auch - nur finden sich die eben schön weit entfernt in irgendwelchen Armuts-Slums in Kalkutta, in Vietnam, in Thailand, in den Phillipinen. Während die Dienstleistung Sex ja immer nur "ortsnah" produziert werden kann. Das heißt also, dass die Anbieter hierher kommen müssen (was sie im Rahmen des illegalen Menschenhandels denn auch tun).
Es gäbe eine Lösung: Arbeit als Sexdienstleister könnte als legitimer Grund für das Ausstellen eines Arbeitsvisums gelten. Dass für Arbeiten, die deutsche Arbeitnehmer nicht machen wollen/können, auch heute schon jährlich viele Hunderttausend "Saisonarbeiter" nach Deutschland kommen, konnten wir im letzten Jahr wegen der Coronakrise aus den Zeitungen entnehmen: Als plötzlich die osteuropäischen Erntehelfer fehlten, um deutsche Gurken, Spargel oder Erdbeeren rechtzeitig in die Kühlhäuser zu bringen. Kommen diese Leute "freiwillig" hier zu uns, um diese Knochenarbeit zu bewerkstelligen? Nein, sie kommen, weil sie das Geld brauchen. Für sich und ihre daheimgebliebenen Familien.

Die gleiche Not bringt Millionen von asiatischen Frauen dazu, als "Hausmädchen" in Saudi-Arabien anzuheuern - wobei sich eigentlich herumgesprochen haben dürfte, mit was für elednen Arbeitsbedingungen da zu rechnen ist.

Es ist die Not, die wirtschaftliche Ungleichheit, die Menschen dazu zwing, sich zu prostituieren, bzw. sklavenähnliche Arbeit zu verrichten. Das ist immer so gewesen und wird solange sich nicht ändern, bis das weltweite Armutsproblem gelöst wurde.

Wie stark die Nachfrage das tatsächliche Angebot übersteigt, wird sich dann herausstellen, wenn keine schiere Existenznot mehr Menschen dazu zwingt, eine beliebige Arbeit zu machen. Dann, wenn nicht mehr Existenznot Schwarzamerikaner auf spanische Plantagen treibt, werden wir sehen, wie teuer eine Packung "fair produzierter" Erdbeeren tatsächlich ist. Und wieviel ein "fair produzierter" Blowjob tatsächlich kostet.

Veröffentlicht von: @lucan-7

Weil nun aber das Leiden betroffener Frauen (Und auch Männer) schwerer wiegt als die Bedürfnisse ihrer Kundschaft (Alles andere wäre für mich völlig indiskutabel) kann man hier nicht mit einer Normalisierung argumentieren.

Man soll nicht mit einer "Normalisierung" argumentieren, sondern man soll dafür sorgen, dass Tatsachen anerkannt werden. Ich plädiere doch nicht dafür, Sexarbeiter leiden zu lassen! Sondern ich plädiere dafür, dass dort, wo sie nicht leiden müssen, weil Standards eingehalten und womöglich sogar übererfüllt werden, auch damit geworben werden darf. Selbstverständlich ist Menschenhandel illegal und Sklavenhalter gehören in den Knast! Aber solche polizeilichen Mittel lösen das Problem nicht, sondern - ich wiederhole mich, weil das der springende Punkt ist - die Kriminalisierung der gewerblichen Prostitution, d.h. auch die Kriminalisierung der Freier, erhöht die Gewinne der Kriminellen, so, wie die Kriminalisierung von Drogenkonsum die Gewinne der Drogenkartelle erhöht.

Veröffentlicht von: @lucan-7

Deutlich gesagt: Die Prostitution muss so lange eingeschränkt und überwacht werden, bis hier "echte" marktwirtschaftliche Verhältnisse herrschen,

Dagegen sage ich gar nichts, sondern könnte das sogar sofort unterschreiben - aber ich vermute, wir verstehen unter "Einschränkungen" und "Überwachungen" Unterschiedliches. Warum sollte eine Einschränkung darin bestehen, besondern gute Dienstleistungsqualität nicht auch bewerben zu dürfen? Das ist doch das Threadthema hier: dass bestimmte Bordelle eine Art "Prüfsiegel" bekommen sollen. Was ist daran verkehrt, wenn dieses Prüfsiegel doch gerade Ausdruck dessen ist (sein kann - ich kenne ja gar nicht den konkreten Fall) , dass hier "überwacht" wird, dass Regeln eingehalten oder gar übererfüllt werden?

Veröffentlicht von: @lucan-7

Was aber, wie ich befürchte, aufgrund der Natur dieses "Geschäfts" nie der Fall sein wird...

Ja wie nu? Nehmen wir nochmal die Fakten: Sex für Geld (oder andere Arten der Bezahlung) ist eine Art Warentausch, die man als ältestes Gewerbe der Welt bezeichnen kann. Es ist fast sowas wie ein genetisch implementiertes Gewerbe und als übliches Sozialverhalten selbst im Tierreich zu beobachten, wo "Brautgeschenke" speziesübergreifend zum Balzverhalten gehören.
Das werden wir nicht los, allen Hoffnungen sexualmoralischer Rigoristen zum Trotze, seien die nun religiös oder seien sie links-feministisch motiviert: Sex kann man kaufen.

Wie soll eine langfristig sinnvolle Politik (Gesetzgebung) aussehen, die eine grundlegende Tatsache ignoriert nach dem Motto: es kann nicht sein, was nicht sein darf?

Man kann Sex also kaufen. Man kann nicht (erfolgreich) verbieten, dass Sex gekauft wird.

Also bleibt doch nur, wenn man nicht den ungezügelten Marktkräften das Zepter übergeben will, eine Regulierung des Sex-Marktes, oder nicht? In einer auf Verträgen basierenden Gesellschaft (und ich halte den Vertrag für die politisch sinnvollste Grundlage allen politischen Miteinanders) sollten alle wesentlichen Lebenbereiche irgendwie vertraglich regelbar sein. Also auch der Sex.
Die Gesetze, die bisher das Sex-Geschäft regeln, waren/sind unzureichend. Und zwar nicht zuletzt deswegen, weil hier religiöse Ideen mit einflossen und das direkte Reden über die Angelegenheit verunmöglichten. Statt über Sex-Verträge wird seit Jahrtausenden dort, wo die Angelegenheit gesetzlich geregelt zu werden scheint, von Eheverträgen gesprochen. Bis dann in der Neuzeit die eigentliche Idee hinter der Ehe so unbekannt/verwischt worden ist, dass ernsthaft die Leute meinen, es gehe um lebenslang anhaltende "Liebe", statt um einen Vertrag, der materielle und sexuelle Pflichten und Rechte regelt.
Unsere Sexualmoral und die sich aus ihr ergebenden eherechtlichen Regeln werden den Elefanten im Raum weder per Verbotsschildern am Porzellanzertrampeln hindern noch dadurch los, dass wir ihn komplett ignorieren.
Wenn wir nicht anerkennen, dass Sex gekauft werden kann und immer gekauf werden können wird, wenn wir nicht darangehen, diesen Markt zu regulieren, statt ihn in die Illegalität zu drängen - dann werden immer weiter die leiden, die aufgrund ihrer schwachen Position in einer ungeregelten Welt am meisten zu leiden haben.

Entweder, man unternimmt konkrete Schritte, ihnen zu helfen, oder man beläßt es dabei, Befürchtungen zu äußern, dass das Problem wohl nie gelöst werden könne.

Veröffentlicht von: @lucan-7

Nicht ganz vergleichbar... eine Flasche Schnaps hat keine Gefühle, die verletzt werden könnten.

Du übersiehst (geflissentlich? kann mir bei Dir eigentlich nicht vorstellen, dass Du absichtlich mißverstehst) die Ebene, auf der der Vergleich gezogen wurde: Es ging mir um die Art Nachfrage nach einer Ware, die nicht durch Verbote aus der Welt geschafft werden kann.

Ich wollte nicht Schnapsflaschen mit Sexarbeitern vergleichen, sondern die Wirkungsfähigkeit von Gesetzen adressieren, die marktwirtschaftliche Tauschverträge untersagen, die sich nicht untersagen lassen.

Veröffentlicht von: @lucan-7

Wenn dann ein Bordellbetrieb meint, dass sie höhere Standarts erfüllen, dann dürfen sie gerne damit Werbung machen.
Ob diese Behauptungen auch zutreffen, das mag dann von staatlicher Stelle geprüft werden... aber nicht von Hilfsorganisationen.

Warum? 🤨 Was hindert den Staat, solche "Gütesiegel" von Hilfsorganisationen zu überprüfen und, so sie denn irreführend sein sollten, zu verbieten? In anderen Marktbereichen macht sich der Staat soger rein raus aus der Sache und überläßt es am liebsten dem Markt "Gütesiegel" zu organisieren, Stichwort "Lebensmittelampel" oder "Bio"-Label.
Gegen "irreführende Werbung" kann hierzulande geklagt werden, bei neuen Qualitätssiegeln für Bordelle eröffnen sich für Verbraucherschutz-Organisationen dann gänzlich neue Betätigungsfelder.

Wenn wir der Caritas mal einfach abnehmen, dass sich ihr Engagement tatsächlich vornehmlich auf die Interessen der Sexdienstleister konzentriert, dann können wir davon ausgehen, dass sie die Einhaltung der Standards, die Voraussetzung für das von ihnen verliehene Prüfsiegel sind, auch wirklich ernsthaft (und am besten noch: regelmäßig!) überprüfen. Warum sollten wir also auf deren Prüfarbeit weniger vertrauen als auf die Prüfarbeit genervter Verwaltungsangestellter, denen die Sache nicht wirklich ein wichtiges Anliegen ist?

Es kann sich bei so einem Prüfsiegel ja ohnehin nur darum handeln, Betriebe (Bordelle) auszuzeichnen, in denen die gesetzlichen Mindeststandards übererfüllt werden. Bordelle, in denen noch nicht einmal diese Standards erfüllt werden, gehören ganz einfach geschlossen ^^.

jack-black antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21528

Es wäre alles gut und richtig, was du schreibst, wenn denn die Voraussetzungen stimmen würden. Aber deine ganze Argumentation geht an der Realität vorbei, so lange die Nachfrage das Angebot weit übersteigt.

Angeommen, Prostituion wäre ein anerkannter Beruf, und die Prostituierten, Frauen wie Männer, könnten sich selbstständig machen oder selbst organisieren und auch die Bedingungen bestimmen, unter denen sie arbeiten wollen.

Dann werden sich da sicher Etliche finden, die diesen Job tatsächlich übernehmen wollen, die gibt es ja heute auch schon. Aber eben nicht genug, um die Nachfrage komplett zu bedienen.

Denn anders als beim Alkoholschmuggel ist der Grund für die Kriminalität und den Menschenhandel nicht die Gesetzeslage, sondern das fehlende Angebot. Millionen Männer sind bereit, regelmäßig hohe Geldbeträge für Sex zu bezahlen... aber es gibt nicht genügend Frauen, die sich freiwillig dafür hergeben.
Und das ruft die Kriminellen auf den Plan, die Frauen zur Prostitution zwingen, um das Bedürfnis des Marktes zu erfüllen und das Geld abzuschöpfen.

Damit ist die ganze Diskusson über gesetzliche Regelungen und bessere Arbeitsbedingungen praktisch hinfällig... klar muss es das auch geben, weil es natürlich nicht falsch ist die Sitaution der Prostituierten zu verbessern. Gleichzeitig muss aber die Prostituton auch bekämpft werden, so oder so.

Veröffentlicht von: @jack-black

Warum? 🤨 Was hindert den Staat, solche "Gütesiegel" von Hilfsorganisationen zu überprüfen und, so sie denn irreführend sein sollten, zu verbieten? In anderen Marktbereichen macht sich der Staat soger rein raus aus der Sache und überläßt es am liebsten dem Markt "Gütesiegel" zu organisieren, Stichwort "Lebensmittelampel" oder "Bio"-Label.

Weil solche "Gütesiegel" möglicherweise dazu führen, dass Freier, die bisher ihr schlechtes Gewissen abhielt, sich ermutigt fühlen doch mal in ein Bordell zu gehen. Heisst: Das Problem mit dem Ungleichgewicht des Marktes würde noch verstärkt werden.

Ich denke, niemand sollte dazu ermutigt werden, Prostitution in Anspruch zu nehmen - im Gegenteil muss es darum gehen, die Nachfrage zu reduzieren. Beispielsweise, indem man Kunden, die die Dienste von Zwangsprostituierten in Anspruch nehmen, als Vergewaltiger betrachtet und sie entsprechend anzeigt.

Ob sich das nachweisen lässt steht auf einem anderen Blatt... es würde das Risiko für die Freier allerdings erheblich erhöhen.

lucan-7 antworten
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