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Mein Sohn nennt sich seit neuestem Atheist

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blauschery
Themenstarter
Beiträge : 17

Ich habe meine Kinder nach den biblischen Maßstäben großgezogen.
Mein Ältester will gerade nichts vom Glauben wissen. Er hat schon gekifft und hat sehr viel Alkohol getrunken. Wenn wir über biblische Wertmaßstäben reden, ist er anderer Meinung, so auch bei Abtreibung.
Meine Tochter lebt ihr Leben mit Gott.
Mein 2. Sohn macht treu seinen Dienst in der Gemeinde bei der Technik, hat wohl auch Jesus in seinem Herzen, hat eine Freundin, will aber immer weniger in die Jugend, wobei es gerade so ist, dass coronabedingt sie sehr klein ist.
Mein fast 16 Jähriger meint, dass er nicht glaubt, dass es einen Gott gibt. Er liest das Buch Atheismus für Anfänger. Man kann mit ihm offen reden, aber er lehnt alles ab und meint, nach dem Tod kommt sowiso nichts, deswegen würde er jetzt sein Leben geniesen.
So hatte ich es mir nicht vorgestellt. Ich selber bin in einer christlichen Familie aufgewachsen und habe mein Leben Jesus übergeben. Das habe ich für meine Kinder auch gehofft.
Wie gehe ich damit um? Hat mir jemand einen Rat?

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61 Antworten
Jack-Black
Beiträge : 3519

Richte ihm herzliche Grüße aus!

Veröffentlicht von: @blauschery

Mein fast 16 Jähriger meint, dass er nicht glaubt, dass es einen Gott gibt.

Dann ist er schon schlauer als viele ältere Atheisten, die es anders (und damit falsch) ausdrücken würden: "Es gibt keinen Gott."
Er preist da schon die agnostisch korrektere Position ein, dass er halt nicht weiß, dass es Gott nicht gebe, sondern lediglich glaubt. Du hast einen klugen Sohn!

Veröffentlicht von: @blauschery

Man kann mit ihm offen reden, aber er lehnt alles ab

Was lehnt er ab? Was meinst Du mit"alles"?

Veröffentlicht von: @blauschery

meint, nach dem Tod kommt sowiso nichts, deswegen würde er jetzt sein Leben geniesen.

Auch das ist ja eine sehr vernünftige (und ehrliche!) Position. Es liegt nun an Dir (und anderen, die ihm sozial nahestehen), durch Vorleben ihm zu zeigen, wie das Leben "genossen" werden kann: Nicht allein durch Sex and drugs and rock'n'roll, sondern auch dadurch, sich konstruktive Ziele zu setzen und an ihrer Erreichung zu arbeiten (bestimmter Beruf, Erfolge in Sport, Kunst oder Kultur, aber auch soziale Ziele: eine glückliche Partnerschaft, Engagement für andere, dass einen erfüllt... You name it!).

Veröffentlicht von: @blauschery

habe mein Leben Jesus übergeben. Das habe ich für meine Kinder auch gehofft.

Warum hoffst Du, dass Deine Kinder unbedingt nach Deiner facon glücklich werden sollten? Es ist ihr Leben und sie sollten doch ihren eigenen Weg in's Glück finden dürfen, oder?

Veröffentlicht von: @blauschery

Hat mir jemand einen Rat?

Lebe Dein Leben. Wenn es Dir gelingt, wenn Du nach Deiner facon glücklich wirst und man Dir das anmerkt - kann es anderen als Orientierungsmöglichkeit dienen.

Gruß,
the Jack

jack-black antworten
8 Antworten
blauschery
(@blauschery)
Beigetreten : Vor 6 Jahren

Beiträge : 17
Veröffentlicht von: @jack-black

Dann ist er schon schlauer als viele ältere Atheisten, die es anders (und damit falsch) ausdrücken würden: "Es gibt keinen Gott."
Er preist da schon die agnostisch korrektere Position ein, dass er halt nicht weiß, dass es Gott nicht gebe, sondern lediglich glaubt. Du hast einen klugen Sohn!

Er ist sehr schlau und sehr intelligent

Veröffentlicht von: @jack-black

Was lehnt er ab? Was meinst Du mit"alles"?

Er lehnt die Bibel als Gottes Wort ab, er lehnt die Schöpfung ab, er lehnt unsere christlichen Werte ab. Manchmal macht er sich über den "angeblichen"Gott lustig. Da schreiten wir dann ein, weil wir denken, dass dies zu Weit geht. Für ihn gibt es kein Leben nach dem Tod.

Veröffentlicht von: @jack-black

Warum hoffst Du, dass Deine Kinder unbedingt nach Deiner facon glücklich werden sollten? Es ist ihr Leben und sie sollten doch ihren eigenen Weg in's Glück finden dürfen, oder?

Sie müssen ihren Glauben nicht so leben, wie ich, aber mein größter Wunsch ist es, dass sie auch mal bei Gott sind.

blauschery antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 3519
Veröffentlicht von: @blauschery

Er lehnt die Bibel als Gottes Wort ab

Ja, das ist für einen Atheisten ja nun auch eher die Defaulteinstellung. Welche Begründung habt Ihr denn ihm gegenüber vorgebracht dafür, dass die Bibel Gottes Wort sei?

Veröffentlicht von: @blauschery

er lehnt unsere christlichen Werte ab.

Welche Werte meinst Du da genau? Lehnt er Fairness ab? Lehnt er Ehrlichkeit ab? Lehnt er Hilfsbereitschaft ab?

Veröffentlicht von: @blauschery

Manchmal macht er sich über den "angeblichen"Gott lustig.

Ja, aber manchmal gilt auch difficile est non satiram scribere...
Und wichtig ist hier wieder: er macht sich über den "angeblichen" Gott lustig, also über das Gottesbild, was ihm gegenüber von Gottesgläubigen vertreten wird. Aus seiner Perspektive macht er sich da also nur über eine in seinen Augen absurde Idee lustig. Und das ist eigentlich die netteste Art, wie man mit Ideen, die man für falsch, absurd, womöglich sogar gefährlich und schädlich hält, umgehen kann, findest Du nicht?

Veröffentlicht von: @blauschery

Da schreiten wir dann ein, weil wir denken, dass dies zu Weit geht.

Wie schreitet Ihr denn in solchen Fällen ein? Verbietet Ihr ihm, seine diesbezügliche Meinung zu äußern? Und falls ja: wie sanktioniert Ihr es, wenn er sich nicht an so ein Verbot hält?

Veröffentlicht von: @blauschery

Für ihn gibt es kein Leben nach dem Tod.

Aber er lehnt ja nicht ein Leben nach dem Tod ab, sondern er geht lediglich davon aus, dass es sich dabei um eine falsche Idee handelt. Ich lehne z.B. auch nicht das Leben nach dem Tod ab. Ich bezweifle nur sehr bestimmt, dass es ein solches geben könne (jedenfalls in dem Sinnne, dass da eine Seele mit Ich-Bewußtsein meinen Körper verläßt usw.. Natürlich geht das Leben nach meinem Tod weiter - das der anderen und insbesondere auch das der Mikroorganismen, die meinen Leichnam dann zersetzen werden...)

Veröffentlicht von: @blauschery

Sie müssen ihren Glauben nicht so leben, wie ich, aber mein größter Wunsch ist es, dass sie auch mal bei Gott sind.

Nochmal: warum?
Bist Du so glücklich mit Deiner Art zu leben, dass Du denkst, dass es kein größeres Glück geben könne?

Und nun mal theologisch gefragt: gehst Du davon aus, dass Dein Gott einen Plan für jeden einzelnen Menschen hat? Falls ja: gehst Du davon aus, dass jemand Gottes Pläne verteiteln könne?
Solltest Du es nicht also Deines Gottes Entscheidung überlassen, ob Deine Kinder später "auch mal bei Gott" sein werden oder nicht?

Ich meine: laut Bibel verstockt Gott, wen er will und erwählt zum Glauben, wen er will. Befürchtest Du etwa, Dein Gott könne etwas Falsches für Deine Kinder wollen?

Nebenbei gefragt: Du erwähntest, Dein Sohn habe "Atheismus für Anfänger" gelesen. Hast Du das Buch auch schon gelesen? Womöglich wirst Du ja Denkfehler in diesem Buch entdecken und kannst Deinen Sohn dann mit guten Argumenten von Deiner Position beeindrucken? Oder interessiert es Dich nicht, wie er zu seiner Überzeugung gelangt und wie sie begründet ist?

jack-black antworten
blauschery
(@blauschery)
Beigetreten : Vor 6 Jahren

Beiträge : 17
Veröffentlicht von: @jack-black

Wie schreitet Ihr denn in solchen Fällen ein? Verbietet Ihr ihm, seine diesbezügliche Meinung zu äußern? Und falls ja: wie sanktioniert Ihr es, wenn er sich nicht an so ein Verbot hält?

Wir sagen ihm, dass er nicht so über Gott, der uns wichtig ist, reden soll. Er darf seine Meinung sagen, aber ihn nicht runtermachen.

Veröffentlicht von: @jack-black

Nebenbei gefragt: Du erwähntest, Dein Sohn habe "Atheismus für Anfänger" gelesen. Hast Du das Buch auch schon gelesen? Womöglich wirst Du ja Denkfehler in diesem Buch entdecken und kannst Deinen Sohn dann mit guten Argumenten von Deiner Position beeindrucken? Oder interessiert es Dich nicht, wie er zu seiner Überzeugung gelangt und wie sie begründet ist?

Wir lesen dieses Buch gerade mit ihm zusammen. Uns sträuben sich dabei die Nackenhaare, da Bibelstellen aus dem Zusammenhang gerissen werden. Wir reden dann auch darüber. Deswegen kommen wir sehr langsam vorwärts.

blauschery antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 3519
Veröffentlicht von: @blauschery

Uns sträuben sich dabei die Nackenhaare, da Bibelstellen aus dem Zusammenhang gerissen werden.

Na, dann könnt Ihr ja diese Bibelstellen dann in den Kontext einzuordnenhelfen! 😀

p.s.: Dass eine Bibelstelle aus dem Kontext gerissen sei, wird erfahrungsgemäß immer von jenen behauptet, deren eigene Interpretation mithilfe dieser Bibelstelle infrage gestellt wird. "Aber man muß doch den Zusammenhang beachten!" - dieser Einwand wird häufig derartig reflexhaft erhoben, dass es schon wieder zum Lachen anregt. Aber hey - ich find's super, dass Ihr da gemeinsam am Thema arbeitet! 😊

jack-black antworten
Tatokala
(@tatokala)
Beigetreten : Vor 18 Jahren

Beiträge : 2607
Veröffentlicht von: @jack-black

p.s.: Dass eine Bibelstelle aus dem Kontext gerissen sei, wird erfahrungsgemäß immer von jenen

Bibelstellen aus dem Zusammenhang reißen, ist auch bei Christen durchaus üblich. Bzw. möglich. Also insofern kein Argument gegen das Buch. 😊

tatokala antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 3519
Veröffentlicht von: @tatokala

Bibelstellen aus dem Zusammenhang reißen, ist auch bei Christen durchaus üblich.

Wirklich? Wär ich nie drauf gekommen. 😉

Veröffentlicht von: @tatokala

Also insofern kein Argument gegen das Buch. 😊

Nein, das Buch ist große Klasse! Mit ihm läßt sich alles begründen. Auch das Gegenteil.

jack-black antworten
blauschery
(@blauschery)
Beigetreten : Vor 6 Jahren

Beiträge : 17
Veröffentlicht von: @jack-black

Na, dann könnt Ihr ja diese Bibelstellen dann in den Kontext einzuordnenhelfen! 😀

Das tun wir dann auch

Veröffentlicht von: @jack-black

p.s.: Dass eine Bibelstelle aus dem Kontext gerissen sei, wird erfahrungsgemäß immer von jenen behauptet, deren eigene Interpretation mithilfe dieser Bibelstelle infrage gestellt wird. "Aber man muß doch den Zusammenhang beachten!" - dieser Einwand wird häufig derartig reflexhaft erhoben, dass es schon wieder zum Lachen anregt. Aber hey - ich find's super, dass Ihr da gemeinsam am Thema arbeitet! 😊

Das stimmt. In unserer Gemeinde versuchen wir deswegen immer, Bibelstellen im Kontext weiterzugeben und nicht nur einzelnde Sätze rauszureißen.

blauschery antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 3519
Veröffentlicht von: @blauschery

Das tun wir dann auch

Ich hab jetzt gerade nachgeschaut, von wem das besagte Büchlein überhaupt stammt: Von Richard Dawkins, dem Autoren von "Das egoistische Gen", "Der entzauberte Regenbogen" und, wohl sein "berühmtestes" Werk "Der Gotteswahn".
Da sich das Buch eher an Jugendliche (im Deutschen wird der Leser, so entnehme ich den Rezensionen, mit "du" angesprochen) und dezidiert "Anfänger" in Sachen Atheismus richtet, werde ich es mir wohl nicht noch extra zulegen. Den Rezensionen auf amazon.com entnehme ich, dass es sich da wirklich um nicht mehr als einen Einstieg handelt. Um also dem Buch intellektuell Gerechtigkeit widerfahren zu lassen und "vorbildlich" zu sein, sollte Euch Eltern klar sein, dass es sich dabei eben nicht um eine Art Grundlagenwerk handelt. Bevor Ihr vorschnell mit dem Vorwurf, da würden z.B. bei Bibelzitaten die Zusammenhänge nicht genügend berücksichtigt, bei der Hand seid, solltet Ihr bedenken, dass Dawkins erstens als Naturwissenschaftler und nicht als Literaturwissenschaftler an Texte herangeht, dass zweitens (so vermute ich zumindest) alle relevanten Argumente, die in diesem Büchlein auftreten, ausführlicher und auch mit Quellenhinweisen besser und sorfältiger abgesichert in seinen anderen Büchern (insbesondere "Der Gotteswahn") zu finden sind - oder eben bei anderen namhaften Religionskritikern.

Ich weise da nur mal auf zwei deutschsprachige Autoren hin, von denen der eine Psychologieprofessor war* und der andere ein studierter Theologe ist, sowie auf deren Bücher :
Franz Buggle: "Denn sie wissen nicht, was sie glauben" und Heinz-Werner Kubitza: "Der Dogmenwahn".
Da finden sich dann nämlich Bibelzitate ausführlich im Textzusammenhang gewürdigt, und dennoch (oder gerade deswegen!) kommen die Autoren zu ähnlichen Schlüssen wie Dawkins.
Dass in einem "Einführungskurs" also nur stichwortartig und der Prägnanz halber verkürzte Zitate aus der Bibel vorkommen (wie ist das eigentlich - wird auch aus dem Koran zitiert? Oder richtet sich Dawkins nur an christlich Sozialisierte?), sollte nicht automatisch so verstanden werden, als werde hier sinnentstellend zitiert.

Veröffentlicht von: @blauschery

Das stimmt. In unserer Gemeinde versuchen wir deswegen immer, Bibelstellen im Kontext weiterzugeben und nicht nur einzelnde Sätze rauszureißen.

Du hast mich vermutlich mißverstanden: ich halte das Argument, jemand bringe Bibelverse vor, ohne ihren Kontext zu beachten, für ein pauschal ersteinmal recht wertloses Argument. Und zwar, da der "Kontext", der zu berücksichtigen sei, nicht objektiver, sondern subjektiver Natur ist. Ich will nicht bezweifeln, dass manche (wenige) Bibelpassagen, wenn man intellektuell ehrlich und aufrichtig ist, nur auf eine Weise sinnvoll zu interpretieren seien. Aber viele Bibelpassagen können eben sehr unterschiedlich ausgelegt werden, oder, wie ich es gegenüber dem anderen User formulierte: Man kann mit ihnen alles belegen - auch das Gegenteil.
Dieses Phänomen, dass, wenn unterschiedliche Leute bestimmte Bibelpassagen lesen und zu beinahe diametral gegensätzlichen Interpretationen geraten (obwohl sie sich ehrlich bemühen, den Kontext zu beachten), ist auch in Christenkreisen längst bekannt.
Und man fand auch in Christenkreisen dagegen kein probates intellektuelles Mittel, sodaß heute wie schon in manch einem Jahrhundert vorher immer wieder der "Heilige Geist" herhalten muß, wenn die Leute nach Erklärungen suchen, warum der andere da die Bibel so grundsätzlich anders als man selbst versteht: dem anderen da hilft der Heilige Geist nicht bei der Auslegung, oder, um es im Christensprech zu sagen: Der andere "hat" den Heiligen Geist nicht.

Tatsächlich ist es (meiner Ansicht nach) so, dass es immer auf den Leser ankommt, welcher "Kontext" im Zusammenhang mit einer Bibelpassage zu beachten ist und welcher nicht.

Das solltest Du insbesondere bedenken, wenn Du mit Deinem frisch atheistischen Sohn (oder weniger anfängerhaften Atheisten) diskutierst: der Kontext, den Du als Gläubige (r?) für wesentlich hältst, könnte für Dein Gegenüber unwesentlich sein. Nimm Gleichnisse Jesu, in denen Knechte (Sklaven) vorkommen, beispielsweise Lukas 17, 7-10:

Wer unter euch hat einen Knecht, der pflügt oder das Vieh weidet, und sagt ihm, wenn der vom Feld heimkommt: Komm gleich her und setz dich zu Tisch?

8 Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Bereite mir das Abendessen, schürze dich und diene mir, bis ich gegessen und getrunken habe; danach sollst du auch essen und trinken?

9 Dankt er etwa dem Knecht, dass er getan hat, was befohlen war?

10 So auch ihr! Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen ist, so sprecht: Wir sind unnütze Knechte; wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren.

Was ist nun hier der Kontext? Die Situation, in welcher Jesus dieses Gleichnis bringt? Geht es hier darum, dass Jesus seinen Aposteln die "richtige" Einstellung gegenüber Gott und dessen übergeordneten Willen (seinen wichtigeren Interessen) in einer Analogie zu veranschaulichen sucht? Muß man sich an dieser Stelle also fragen: was will Jesus überhaupt sagen?

Oder aber liest man diese Stelle so, dass für Jesus das Sklaventum oder zumindest die verächtliche Behandlung der Knechte ganz selbstverständlich sind, dass er also zutiefst antihumane Werte vertritt und einen Gott postuliert, der sich ebenso dünkelhaft gegenüber den Menschen zu verhalten pflegt (und dazu das per Allmacht daherkommende Recht hat) wie ein Feudalherr gegenüber seinen Leibeigenen? Der Fokus ist ein anderer: der christliche Apologet möchte verstehen, was Jesus, der ja immer richtig liegt, hier sagen will und wird daraufhin den "Kontext" beachten.
Der bibelkritische Ungläubige wird die Passage wie einen beliebigen antiken Text lesen und daraus Rückschlüsse ziehen über die Denkweise jener antiken Autoren: Für sie war die Sklaverei ganz selbstverständlich und entsprechend selbstverständlich war es ihnen, dass auch ihr Gott Sklaverei für eine alltägliche und gerechte Institution hielt: hier wird unter dem frommen Deckmantel, das Wesen und Wollen Gottes zu erklären, eigentlich Propaganda für die Herrschenden in einer Sklavenhaltergesellschaft betrieben.

Der christliche Leser dieser Passage wird zu dem Schluß kommen: Jesus erklärt den Aposteln - stellvertretend für uns andere Jesus-Anhänger - dass und warum es richtig ist, immer zuerst darauf zu achten, was Gott will und nicht die eigenen, egoistischen Wünsche an vorderste Stelle zu setzen. Diese Bibelpassage lehrt uns also die christliche Tugend der Demut (gegenüber Gott und seinen Geboten).

Der nicht-christliche Leser dieser Passage wird zu dem Schluß kommen: die Autoren dieser Bibelpassage lassen Jesus als Sprechpuppe ein archaisch-ungerechtes Gesellschaftssystem als "gottgewollt" verteidigen, in welchem Sklaven die harte körperliche Arbeit zu verrichten haben und dennoch immer zuerst die Bedürfnisse ihrer Besitzer (Herren...) im Blick haben sollen.

Was ist nun der "richtige" Kontext?

Ich habe das jetzt nur mal als Beispiel gewählt, um aufzuzeigen: "Aus dem Kontext gerissen!" ist erstmal ein wohlfeiler Vorwurf, den - so zeigt es mir die langjährige Diskussionserfahrung mit Gläubigen und Ungläubigen jeglicher Couleur - man praktisch immer verwenden kann, wenn einem die Interpretation eines Bibelverses durch die "Gegenseite" nicht paßt.
Aus dieser langjährigen Erfahrung hat sich bei mir eine Art intellektueller Reflex entwickelt: Ich nehme den Vorwurf, eine Bibelpassage sei "out of context" verwendet worden, nicht mehr ernst, ja hege sogar meist gleich den Verdacht, die Gegenseite wolle nur davon ablenken, dass ihr kein bessere Gegenargument mehr einfällt. Wenn jemand sagt: "Du reißt das aus dem Zusammenhang!", muß ich, insbesondere, wenn der Vorwurf von religiöser Seite kommt, inzwischen eher spontan lachen: Hey, ich habe die Diskussion gewonnen, denen fällt nichts mehr ein ausser ihren üblichen Ausweichmanövern!
Hier geht es ja um Dich, Deinen Sohn und Eure gemeinsame Lektüre. Und diesbezüglich wollte ich sagen: Wenn Du von deinem Sohn ernstgenommen werden willst, lasse Dich nicht allzuhäufig von ihm erwischen, wie Du dieses "Out-of-context"-Argument bemühst. Denn es wird bei jeder Verwendung ein Stückchen weit schwächer. Und wenn man sich in dem Alter Deines Sohnes befindet, bemerkt man diese solche argumentativen Schwächen schon, bevor man sie genau zu benennen vermag.
Statt also Dich darauf zu konzentrieren, inwieweit Dawkins Bibelpassagen nicht genügend kontextbezogen verwendet, solltest Du Dich womöglich auf die besten und stärksten seiner Argumente konzentrieren, jene Argumente, die Dich vor echte intellektuelle Probleme stellen. Denn das werden vermutlich auch die Argumente sein, die Deinen Sohn am stärksten beeindrucken und bewegen. Wenn Du gegen jene Argumente gute, tragfähige, konsistente und logisch nachvollziehbare Gegenargumente findest - dann kannst Du vermutlich Deinen Sohn beeindrucken und ihm vorleben, wie selbstbewußter Glaube mit Vernunft in Übereinstimmung gebracht werden kann.

Ich will Dir nichts vormachen: Persönlich glaube ich nicht, dass das möglich ist. (Daher bin ich ja auch bewußt Atheist)
Aber ich kann mich ja irren. 😊

Gruß,
the Jack

*Franz Buggle ist leider schon verstorben

jack-black antworten


Anonymous
 Anonymous
Beiträge : 0

lieber blauschery,

ja das tut weh. Da kann ich dich echt verstehen. Selbst musste ich auch das los lassen lernen. Eine Tochter von mir geht weiterhin ihren Weg im Glauben, die andere möchte vom Glauben gar nichts mehr wissen, lebt jetzt mit ihrem Freund zusammen.

Zuerst war ich echt wütend. Bis ich begriff, meine Tochter ist nicht mein Eigentum. Jeder Mensch hat das Recht sich frei zu entscheiden. Das bedeutet, das meine Tochter sich anders verhielt, als ich es von ihr erwartete. Sie liebt mich nicht mehr so, wie ich es möchte, möglichst christlich......................................................................

Ja, das hat mich als Vater verletzt. Doch die Würde seiner Kinder zu achten, bedeutet auch, das sie ihre Lebensentscheidungen frei treffen darf.

Seitdem ich das begriffen habe, habe ich wieder eine echt liebevolle Beziehung zu meiner Tochter und ihrem Freund. Haben echt viel Spaß zusammen......Nicht nur Christen können freundliche Menschen sein.

Aber ich bitte jeden Tag für die beiden. Mache aber keinen Druck, oder führe "Bekehrungsgespräche." Glauben ist freiwillig. Und wie viele traurige Geschichten gibt es, wo Menschen zum Glauben gezwungen wurden. Oder Evangelisten so unter Erfolgsdruck stehen, und es so viele "Scheinbekehrungen " gibt.

Selbst möchte ich durch mein Reden und Tun versuchen, ein gutes Vorbild für meine Tochter und ihren Freund zu sein. Wissen tut sie im Glauben fast alles...........................................................................

Aber wie man den Glauben ganz praktisch lebt, da habe ich als Vater doch einige Fehler gemacht. Mehr gelehrt wie vorgelebt...............

Dafür habe ich mich auch bei meinen Töchtern entschuldigt.

liebe Grüße an dich,

Frederick

Anonymous antworten
1 Antwort
blauschery
(@blauschery)
Beigetreten : Vor 6 Jahren

Beiträge : 17

Vielen Dank für deine ehrliche Antwort.
Liebe Grüße blauschery

blauschery antworten
Adjutante
Beiträge : 2555
Veröffentlicht von: @blauschery

Wie gehe ich damit um?

Bitte, zersorge dich nicht!
Wir haben zwar immer eine "Mitverantwortung" für unsere Kinder. Wir können sie christlich erziehen, ihnen Vorbild sein. Aber wir können keine Gläubigen aus unseren Kindern machen. Sie werden unsere Erziehung nicht vergessen, auch wenn sie älter werden. So ähnlich steht es in den Sprüchen geschrieben.

adjutante antworten


B'Elanna
Beiträge : 1728

Bete für Deine Kinder!
Wenn die Kinder klein sind, rede mit den Kindern über Gott.
Wenn die Kinder groß sind, rede mit Gott über die Kinder.

Da ist so viel wahres dran.

Bleib offen für ihre Meinungen, zeige ihnen, dass DU sie "trotzdem" liebst, interessiere Dich für ihre Gedanken - und bete für sie.

Zu Deinem ältesten Sohn möchte ich auf das Kiffen eingehen und dazu [url= https://community.jesus.de/forum/ansicht/thread.html?tx_scmforum_pi1 [post_uid]=12837041]ein Post von Polyglott[/url] verlinken, in dem sie ganz eindrücklich vor dem Kiffen warnt, weil es die Hirnstruktur richtung "scheissegal" verändert und ganz üble soziale Folgen haben kann. Bitte bleib da dran.

belanna antworten
lhoovpee
Beiträge : 2792
Veröffentlicht von: @blauschery

Wie gehe ich damit um? Hat mir jemand einen Rat?

Das einzige das ich dazu sage kann: Versuch nicht deine Kinder zu missionieren. Dann rennen sie nur noch weiter von Glauben weg und verlieren Vertrauen in dir.

Dir bleibt nur übrig ihre Meinungen und Entscheidungen zu respektieren. Lebe deinen Glauben.

lhoovpee antworten


GoodFruit
Beiträge : 2561
Veröffentlicht von: @blauschery

Man kann mit ihm offen reden, aber er lehnt alles ab und meint, nach dem Tod kommt sowiso nichts, deswegen würde er jetzt sein Leben geniesen.

Kann er sein Leben denn als Christ nicht genießen? Ich habe den Eindruck dass da ein krasses Missverständis über den Sinn von Gesetz und Geboten vorliegt ...

Gott möchte doch grade, dass es uns gut geht, dass wir unser Leben genießen - aber an seiner Seite gibt es Genuss ohne Reue!

goodfruit antworten
9 Antworten
Tatokala
(@tatokala)
Beigetreten : Vor 18 Jahren

Beiträge : 2607
Veröffentlicht von: @goodfruit

Kann er sein Leben denn als Christ nicht genießen?

Hat vielleicht auch damit was zu tun, was einem so vorgelebt wird?

tatokala antworten
blauschery
(@blauschery)
Beigetreten : Vor 6 Jahren

Beiträge : 17
Veröffentlicht von: @tatokala

Hat vielleicht auch damit was zu tun, was einem so vorgelebt wird?

Wir dachten eigentlich, dass wir ein lebendiges Christ sein vorleben.

blauschery antworten
Ungehorsam
(@ungehorsam)
Beigetreten : Vor 6 Jahren

Beiträge : 3336

Wir dachten eigentlich, dass wir ein lebendiges Christ sein vorleben.

Darunter versteht erfahrungsgemäß jeder etwas anderes. Sind Gottesdienstbesuche Pflichtprogramm? Sind bestimmte Bücher, Filme, Games, Kleidung etc. auf dem Index? Wird bestimmte Musik als "satanisch" eingestuft und daher verpönt?
Welcher Kodex gilt in puncto Sexualität?
Gibt es Engagement für Benachteiligte der Gesellschaft oder der Globalisierung?

Irgendetwas an eurem Lebensstil scheint eurem Sohn nicht attraktiv zu sein, und das setzt er in Verbindung mit eurem Glauben.

ungehorsam antworten
Adjutante
(@adjutante)
Beigetreten : Vor 16 Jahren

Beiträge : 2555
Veröffentlicht von: @ungehorsam

Irgendetwas an eurem Lebensstil scheint eurem Sohn nicht attraktiv zu sein, und das setzt er in Verbindung mit eurem Glauben.

Nicht unbedingt. Das kann durchaus ganz andere Gründe haben.

adjutante antworten
blauschery
(@blauschery)
Beigetreten : Vor 6 Jahren

Beiträge : 17
Veröffentlicht von: @ungehorsam

Sind Gottesdienstbesuche Pflichtprogramm? Sind bestimmte Bücher, Filme, Games, Kleidung etc. auf dem Index? Wird bestimmte Musik als "satanisch" eingestuft und daher verpönt?

Bis zu einem gewissen Alter kamen sie immer aufjedenfall mit. 2 meiner Kinder kommen immernoch mit in den Gottesdienst. Bei Kleidung, Bücher, Filme Games, Musik waren wir eigentlich eher freizügig.
Ich denke nicht, dass es an unserem Lebensstil liegt. Er betont immerwieder, dass es so viel Leid auf der Welt gibt und er nicht versteht, dass Gott nicht eingreift.

blauschery antworten
Ungehorsam
(@ungehorsam)
Beigetreten : Vor 6 Jahren

Beiträge : 3336

Er betont immerwieder, dass es so viel Leid auf der Welt gibt und er nicht versteht, dass Gott nicht eingreift.

Und? Wie antwortet ihr ihm darauf?

ungehorsam antworten
blauschery
(@blauschery)
Beigetreten : Vor 6 Jahren

Beiträge : 17
Veröffentlicht von: @goodfruit

Kann er sein Leben denn als Christ nicht genießen? Ich habe den Eindruck dass da ein krasses Missverständis über den Sinn von Gesetz und Geboten vorliegt ...

Er versteht es auch total falsch, als du darfst nicht und du sollst nicht. Wir haben schon oft versucht, ihm zu zeigen, was der wirkliche Sinn der Gebote ist, nämlich als Richtschnur, dass wir uns viele Probleme ersparen, wenn wir uns daran halten, aber es kommt leider nicht an.

blauschery antworten
Ungehorsam
(@ungehorsam)
Beigetreten : Vor 6 Jahren

Beiträge : 3336

du darfst nicht und du sollst nicht.

Da scheint mir der Hase im Pfeffer zu liegen. Zum erwachsenwerden gehört dazu, daß man alles ausprobiert und Grenzen überschreitet.

ungehorsam antworten
GoodFruit
(@goodfruit)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 2561
Veröffentlicht von: @ungehorsam

Da scheint mir der Hase im Pfeffer zu liegen. Zum erwachsenwerden gehört dazu, daß man alles ausprobiert und Grenzen überschreitet.

Zur Pubertät gehört es auch einen eigenen Weg zu finden, sich sleber als Abgrenzung von den Eltern zu finden. Wenn die Eltern schon auf nem ziemlich guten Weg sind, dann ist das oft schwer.

Ich denke, als Elternteil hast Du in den ersten ca. 14 Jahren ein Fundament gelegt. Ab da muss das Kind oder Jugendliche dann eigenverantwortlich den Weg finden. Und wenn das Fundament gut ist, dann ist das auch etwas, auf das man zurückkehren kann, nachdem die eine oder andere Erfahrung nicht so der Bringer war.

Ab dem Punkt, da sich der Jugendliche selbst abgenabelt hat, bleibt den Eltern nichts als wie offen zu sein für Rückkehr oder Fragen, mehr Mentor als erziehende Person. Und man kann natrülich immer für andere Menschen beten - so auch für die flügge gewordenen Kinder.

goodfruit antworten
Seite 2 / 4
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