Gleich vorweg: Gemeint sind Filme, die in irgendeiner Vergangenheit spielen, und diese Vergangenheit überzeugend und plausibel darstellen.
Natürlich müsste man an dieser Stelle an erster Stelle Dokumentationen nennen, die es sich ausdrücklich zum Ziel gesetzt haben, eine bestimmte Epoche so genau wie möglich zu rekonstruieren.
Mitreissender ist das allerdings, wenn ein entsprechend dramaturgisches Drehbuch vorliegt. Das ist unterhaltsamer, verspricht mehr Zuschauer, mehr Einnahmen... und hat damit meist mehr Budget als dröge Dokus. Was ja theoretisch wiederum der authentischen Darstellung zugute kommen könnte... wenn die Produzenten denn darauf Wert legen und nicht nur stumpfe Klischees bieten.
Bekannt wurden Filme wie "Gladiator" oder "Der Untergang" vor allem auch dadurch, dass sie behaupteten die jeweilige Zeit besonders "authentisch" darzustellen... was dann durchaus umstritten war oder auch glatt widerlegt wurde.
Welche Filme gibt es dann aber nun, die eurer Meinung nach recht gut eine bestimmte Zeit wiedergeben? Vielleicht auch nur in Teilen?
Persönliche Favoriten wären hier für mich etwa "Das Boot", "Der Untergang", "Luftschlacht um England" sowie der weniger bekannte "Komm und sieh" wenn es um die Zeit des 2. Weltkrieges geht.
"Johanna von Orelans" von Luc Besson würde ich bezüglich eines historischen Films aus dem Mittelalter empfehlen, vieleicht auch "Der Name der Rose".
Wobei mir gerade bei letzteren auch klar ist, dass unsere Vorstellungen von "Authentizität" wiederum stark durch das Kino geprägt sind und Vergleiche hier nicht unbedingt mit historischen Fakten, sondern eher mit anderen Filmen stattfinden, die in ihrer Qualität noch weniger glaubwürdig sind... was wohl ein generelles Problem ist, wenn man nicht selbst Experte ist.
BBC Miniserie Pride and Prejudice
Die BBC Miniserie Pride and Prejudice würde mir spontan einfallen. Das Material ist von einem Zeitzeugen, die Verarbeitung ist angemessen.
Das ist unterhaltsamer, verspricht mehr Zuschauer, mehr Einnahmen... und hat damit meist mehr Budget als dröge Dokus.
gefühlt, je mehr Budget Dokus haben, desto mehr denke ich "äääh, habt ihr das auch tatsächlich recherchiert"? (und meine Ahnung zu den Themen hält sich massiv in Grenzen)
Viel von meinem Wissen/Eindrücken über Grob-Mittelalter (und älter. Und neuer. Aber Geschichte. Meistens.) hab ich vom youTube-Kanal Lindybeige, dessen Infovideos ich uneingeschränkt empfehlen kann (es gibt auch allerlei Rants und so, für die ein grain of salt hilfreich ist). Das Budget dort hält sich massiv in Grenzen, oft steht der Typ eine Stunde vor der Kamera und redet relativ frei über ein bestimmtes Thema, hin und wieder werden Bilder dazu eingeblendet, aber das ist so viel besser, als es gerade klingt. Man sollte Englisch verstehen und es ist viel zu Waffen/Rüstungen, aber durchaus auch z.B. Fackeln und wieso sie keine Taschenlampen sind, Handwerkskunst, Transport, Geldsystem, diverse Einzelereignisse, "was haben sie bei diesem Film völlig versemmelt", etc.
Ansonsten, Authentizität in Filmen... ja, schwierig. Meistens schau ich dann doch lieber Dinge, die zugeben, dass sie es erst gar nicht versucht haben.
In groben Zügen (also, wie erging es den Leuten, Waffen, Kleidung, Taktik etc.) soll Band of Brothers (noch eine Miniserie) recht erfolgreich in der Darstellung sein; über die Details der Handlung herrscht Diskussion wie angemessen es verarbeitet ist.
Das ist denke ich allgemein so etwas. Erwartest du Authentizität im Setting (Kostüme, Gebäude, Essen, Technologie, Sprache...) oder in der Story (gerade bei "basiert auf einer realen Begegebenheit"-Filmen)? Bei Story: wie realistisch sind moderne Filme dabei, unsere Zeit darzustellen? Geschichten sind eben zuallererst Geschichten. Kostüme: selten. Sehr sehr selten. Restliches Setting: mal so mal so?
sondern eher mit anderen Filmen stattfinden, die in ihrer Qualität noch weniger glaubwürdig sind
den Eindruck hab ich durchaus auch, ja.
UTOYA - 22. Juli
Vorneweg: Es ist ein Spielfilm, in den hin und wieder Originalaufnahmen eingestreut wurden. Die Darsteller sind durch die Bank klasse.
Ein Film über die Anschläge auf das Regierungsgebäude in Oslo und das Jugendlager auf Utoya. Der Film kommt ohne detaillierte Darstellung von Gewalt aus, zeigt aber natürlich Schieß-Szenen.
Ich fand ihn von Anfang an bedrückend und musste fast von Anfang an weinen. Hier wird nichts verharmlost und nichts übertrieben dargestellt. Er scheint sich durch die Reihe an den Berichten und Aussagen der Betroffenen zu orientieren.
Der Trailer ist extrem simpel, aber das macht ihn auch so beklemmend (keine Darsteller, keine Handlung oder Dialoge, keine extremen Bilder - aber jeder weiß, was gemeint ist).
https://www.youtube.com/watch?v=J87SXGagqK0
Trotz meiner persönlichen Reaktion darauf, möchte ich den Film empfehlen.
Nachtrag vom 06.02.2021 1757
Es gibt offensichtlich mehrere Filme darüber. "Meiner" hieß tatsächlich nur "22. Juli". Hier ist der dazugehörige Trailer:
Der Zweite Weltkrieg in Farbe ist eine der besten historischen Dokumentationen, die Sie derzeit auf Netflix sehen können.
@lucan-7 Wie schön, dass ein neuer User diesen etwas älteren Thread wieder hervorgeholt hat. 🙂
Also für mich:
Sophie Scholl - die letzten Tage: Sehr gut dem Geschehen nach dargestellt. Auf der DVD gibt es einen extra Teil (Extra-Ausgabe) mit Interviews, bspw. mit der Schwester Sophie Scholls - Elisabeth Hartnagel-Scholl-, die vor 2 Jahren im Alter von 100 Jahren verstorben ist. Auch viele andere Zeitzeugen wurden interviewt. Den Film könnte ich immer wieder schauen.
Elser er hätte die Welt verändert. Hier geht es um Georg Elser der ein Attentat auf Hitler plante, leider ging die Bombe im Bürgerbräukeller zu spät hoch und Hitler war schon nicht mehr in München.
Napola - Elite für den Führer. Zeigt das Prinzip der Nationalpolitischen Lehranstalten die zukünftige NS-Gauleiter ausbilden sollten.
Hardy Krüger und Hellmuth Karasek waren dort Schüler.
Interessiert man sich für den amerikanischen Bürgerkrieg dann Gettysburg, ja und selbst ein Italo-Western wie "zwei glorreiche Halunken" hat sich an Originalfotos des Bürgerkriegs orientiert. Also der Abschnitt des Filmes mit dem Kriegsgefangenenlager und den Militärzügen ist authentisch.
In letzter Zeit gibt es auf youtube auch "patriotisch - polnische Filme" Sqaudron 303? über polnische Flieger bei der Royal Air Force.
Ich habe da den Eindruck in Polen sucht man nach neuen Vorbildern die mit Kommunismus nichts am Hut hatten.
