Tatort / Polizeiruf 2023/2024
Hallo Ihr Lieben!
Am Sonntag den 27.08.23 beginnt die neue Sonntagabend Krimisaison mit einem Polizeiruf aus Magdeburg.
Hier ist der Ort, wo wir uns über die Tatorte / Polizeirufe austauschen.
Bewährt hat sich:
Der Thread sollte die ganze Saison umfassen, aber dabei nicht zu unübersichtlich werden. Darum beschränkt er sich auf die Sendungen "Tatort" und "Polizeiruf 110".
Für die Erstausstrahlungen versuchen wir, jede anzulegen. Bei interessanten Wiederholungen alter Folgen fühlen wir uns frei, aus sie hinzuweisen oder nicht.
Manche von uns sehen den Film sofort im Fernsehen, andere später in der Mediathek. Manche auch nur, wenn sie hier lesen, ob er sehenswert ist. Für all die ist es wichtig: Wenn wir relevante Filminhalte posten, setzen wir ganz oben in unsern Kommentar fettgedruckt das Wort "Spoiler".
Manchmal sind wir unterschiedlicher Meinung, wie relevant ein Inhalt ist. Wenn wir nicht sicher sind, wie andere das empfinden: Lieber einmal zu oft "Spoiler" schreiben.
- Eine neue Sendung legen wir an, indem wir immer auf diesen Eingangspost hier antworten. Der Post zur neuen Sendung wird fett überschrieben mit dem Datum und dem Namen und Ort des Films.
- Für weitere Kommentare zu einer neuen Sendung antworten wir nicht auf diesen Post hier, sondern auf den Kommentar, mit dem die Sendung angelegt wurde. Solche Antworten lassen sich "einklappen".
- Spoilern tun wir sinnvollerweise dann erst in der Antwort auf den Post zur jeweiligen Sendung und nicht in diesem selbst.
Wenn das mal nicht hundertprozentig klappt, sind wir alle barmherzig.
Ist das verständlich? Wenn nicht, bitte fragen!
Und jetzt bin ich gespannt auf die ersten Folgen,
Trissi
PS: danke Andreas für Deine Threaderöffnung letztes Jahr, ich konnte das fast alles so übernehmen! 😊
14.1. Köln "Pyramide"
Wo ich letzte Woche noch schrieb, dass Köln und Stuttgart von der unaufgeregten Zusammenarbeit in Ludwigshafen lernen sollten, scheint es mir hier, dass die Kölner es schon getan haben. Sollte dies ein Tatort-Jahr werden, in dem mit dem Rumgezicke im Team Schluss ist? Nun, loben wir es nicht vor dem ersten Dortmund-Fall.
Max und Freddy ermitteln zusammen mit Natalie und Jütte im Umfeld halbseidener Finanzgeschäfte. Drehbuch und Regie lassen sie routiniert ihre Arbeit machen und geben sonst den großartig besetzten Episodenhauptrollen viel Raum zum Aufspielen, und man merkt vor allem Robin Sondermann an, welche Freude er daran hatte. Chef, Motivator, Arschloch, Inspiration, Influencer, und den einen oder anderen Prediger des "prosperity Gospel" habe ich in ihm auch gesehen.
Klar, der Film bedient sich tief in der Motivkiste von "Wolf of Wall Street", nur dass dies eben weder Hollywood noch die Wallstreet ist. Statt diese Schwäche zu bedauern, werden eben noch mehr die Einzelschicksale einfacher Leute erzählt, mit denen wir uns identifizieren können.
Nebenbei gibt es einen Todesfall aufzuklären, den diese Geschichte eigentlich nicht gebraucht hätte. Aber er wirkt, wo er da ist, auch nicht als Fremdkörper, sondern passt stimmig in die Gesamtgeschichte.
Diesem Film gelingt, was das deutsche Fernsehen sonst extrem selten schafft: Er ist mitfühlend bedrückend und zugleich sehr sehr unterhaltsam. Allein diese Kombi lässt mich eine klare Empfehlung abgeben, ihn zu gucken.

Nebenbei gibt es einen Todesfall aufzuklären, den diese Geschichte eigentlich nicht gebraucht hätte. Aber er wirkt, wo er da ist, auch nicht als Fremdkörper, sondern passt stimmig in die Gesamtgeschichte.
Diesem Film gelingt, was das deutsche Fernsehen sonst extrem selten schafft: Er ist mitfühlend bedrückend und zugleich sehr sehr unterhaltsam. Allein diese Kombi lässt mich eine klare Empfehlung abgeben, ihn zu gucken.
Ja - genau so sehe ich es auch.
Harte Tatort-Ultras werden vielleicht einwenden, der Film sei ja gar kein richtiger Krimi, wie wir ihn gewöhnt sind.
Und tatsächlich ähnelte er in manchen Einstellungen eher einem Kammerspiel - oder einem investigativen Bericht über Abzockerfirmen und Schneeballsysteme. Aber allein dies, mit der sehr realistischen Darstellung und den authentisch wirkenden Darstellern machte den Tatort sehens- und bemerkenswert!

SPOILER !!!
Wo ich letzte Woche noch schrieb, dass Köln und Stuttgart von der unaufgeregten Zusammenarbeit in Ludwigshafen lernen sollten, scheint es mir hier, dass die Kölner es schon getan haben.
Naja. Soooo schlimm sind Freddy und Max auch nicht gewesen. Sie sind zwar sehr unterschiedlich und auf ihre Art und Weise auch rechte "Ballerköppe", aber im Grunde einigen sie sich immer und geraten selten in tiefe Konflikte.
Nach wie vor mein Lieblingsteam, ich hoffe, die bleiben noch eine Weile.
Zum Fall:
es hat uns fast körperliche Schmerzen bereitet, in Rückblenden zu verfolgen, wie der Hauptdarsteller nicht nur sein Leben, sondern das der ganzen Familie an die Wand fährt und eine Tragödie auslöst.
Umso schmerzhafter dann die Erkenntnis, dass der Gerechtigkeit keine Genüge getan werden kann, sondern am Ende die Falschen draufzahlen und dabei noch verspottet werden.
Toll gemacht, gut gespielt, die einzelnen Kapitel clever aufgezeigt, aber das Ende ist einfach fürchterlich.
Spoiler
Umso schmerzhafter dann die Erkenntnis, dass der Gerechtigkeit keine Genüge getan werden kann, sondern am Ende die Falschen draufzahlen und dabei noch verspottet werden.
Ich schwanke ein wenig, ob ich, wenn ich ihn noch sehen wollte, dies als einen kleinen Spoiler empfände. Immerhin hatte ich schon bis zum Schluss gehofft, man würde den Boss doch noch drankriegen. Hier verrätst Du, dass das vermutlich nicht so wird. Unserer Devise folgend "Im Zweifelsfall lieber Warnung setzen", habe ich die Moderation einmal drum gebeten.
Toll gemacht, gut gespielt, die einzelnen Kapitel clever aufgezeigt, aber das Ende ist einfach fürchterlich.
Fürchterlich im Sinne von "schlecht gemacht" oder "tat genau so weh, wie es sollte"? Letzteres ging mir auch so.
Ja, die Rückblenden waren wirklich gruselig. Man will André die ganze Zeit zurufen "Wach doch auf!" - aber er ist so in seinem Tunnel, es tut weh.
Und mir persönlich klang auch noch an, dass ich diesen "Predigtstil" auch aus christlichen Kreisen kenne und in solchen Szenen immer neu vor der Frage stehe, welche Seite jetzt was genau eigentlich nicht verstanden hat. Das System hatte etwas Sektenartiges, das "Love-Bombing" für den neuen Mitarbeiter, sein ungläubiges Staunen, jetzt endlich jemand Anerkanntes zu sein.
Nur, wie bewerten wir am Ende die Rechtslage beim Tötungsdelikt?

Hej Andreas, hej tristesse,
da hättest du, Andreas, ja jetzt an tristesse das gleiche schreiben können, was sie vor knapp zwei Wochen an Martha geschrieben hat:
"Könntest du bitte (!!!) beim nächsten mal eine Spoilerwarnung setzen, bevor du so elementare Filminhalte einfach so postest?? Es gibt User, die den Tatort noch nicht gesehen haben und denen du damit viel vom Filmvergnügen nimmst.
Mir zum Beispiel grad eben.
Wir schreiben das jedes Jahr hier rein, was ein spoiler ist und warum man ihn setzen muß und es kann doch nicht so schwer sein, da ein wenig mitzudenken!"
Tja, was ist (jeweils konkret) ein Spoiler? So ganz einfach ist die Frage offenbar gar nicht zu beantworten. Und die Spoiler-Empfindlichkeit scheint recht uneinheitlich zu sein. Ich persönlich denke ja, dass man, wenn man auf keinen Fall gespoilert werden möchte, Postings zu einem Film, den man erst noch gucken möchte, erst lesen sollte, nachdem man den Film dann angeschaut hat. Aber jeder wie er mag.
Der Bitte um Spoilerergänzung bin ich gerne nachgekommen.
Liebe Grüße
fr 🙂 sch
@frosch80-mod Ich würde daraus jetzt keine so große Sache machen. Persönlich fand ich besser, was ich geschrieben habe, als was ich hätte schreiben können, aber das liegt wohl in der Natur der Sache, wenn man was schreibt.
Meistens sind wir uns ja hier recht einig, welche Postings keine Spoiler sind, und sie helfen uns dann zu entscheiden, ob wir einen Film noch sehen wollen oder nicht. Auf der anderen Seite sind wir auch meistens einig, was ein Spoiler ist, und setzten die Warnung selbstständig. Die Grauzone ist tatsächlich dünner, als man denken mag.
Dass wir Dich jetzt in zwei Wochen zweimal behelligt haben, ist doch über die Jahre gesehen eher die Ausnahme, oder?
Danke für Deine Arbeit!

Tja, was ist (jeweils konkret) ein Spoiler? So ganz einfach ist die Frage offenbar gar nicht zu beantworten. Und die Spoiler-Empfindlichkeit scheint recht uneinheitlich zu sein. Ich persönlich denke ja, dass man, wenn man auf keinen Fall gespoilert werden möchte, Postings zu einem Film, den man erst noch gucken möchte, erst lesen sollte, nachdem man den Film dann angeschaut hat. Aber jeder wie er mag.
Ich glaube nicht, dass ich zu "spoiler-empfindlich" reagiere, wenn ich nicht möchte, dass man mir erzählt, dass am Ende eines Tatorts die Hauptkommissarin stirbt! Man hätte bei mir einen Spoiler setzen können, aber ich fand die Info nicht so dramatisch, dass es einem den ganzen Film versaut.
Und wie Andreas bereits sagte, wir sind ja nicht ständig dabei, die Moderator*innen zu belästigen.
Batic und Leitmayr kündigen Ruhestand an
Das ist dann doch mal eine Meldung wert. Zwar kommen dieses Jahr einige Personalwechsel auf uns zu, und dieser ist noch ein bisschen hin. Aber anders als bei Göttingen, Dortmund, Dresden, und irgendwie sogar Kiel geht damit dann wirklich eine Ära zu Ende.
Also was wir schon länger ahnten, wurde bestätigt: Es werden noch 7 Filme mit ihnen erscheinen, dann sind es genau 100, und damit ist Schluss mit den beiden.
Ich hab mich an Sie gewöhnen müssen, werde sie dann aber vermissen. Hoffe, Kalli bleibt.
21. Januar Stuttgart "Zerrissen"
Wer diesen Film im Fernsehen verpasst hat, hatte in dem Fall Glück, denn anscheinend fehlte in den ersten 10 Minuten die Tonspur der Texte. Ich hielt das erst für ein gar nicht so schlechtes Stilmittel, bis ich parallel in der Mediathek merkte, dass es doch gesprochenen Text gibt. Dachte erst, dass mit dem Fernseher was nicht stimmt, aber es war der Fehler des Senders, wie mir dann das Internet erzählte.
Kann also sein, dass ich anfangs etwas abgelenkt war.
Die Irritation mit dem Ton zog sich dann allerdings weiter, weil ich gespannt war auf die erste Rolle von Thapelo Mashiane in einem 90minüter. Der junge Mann hat früher im "König der Löwen" in Hamburg gesungen, machte sich dann nach dem Umzug nach Aachen einen Namen als Teilnehmer bei "The Voice - Kids", ist also, wenn er er bekannt ist, für seine Stimme bekannt, nun zum ersten Mal in einem Tatort in einer Nebenrolle - und ich habe ziemlich lang gewartet, ob er auch mal was sagen darf. Erinnerte mich an den Dialog in "Monsieur Claude 2", schwarze Darsteller würden in französischen Filmen meist nur Kleinkriminelle ohne Text spielen.
Diese beiden Verwirrungen beiseite geschafft, gab es ein solides Kriminaldrama zu sehen, das nicht zum Mitraten einlud, aber durchaus mitfiebern ließ. Louis Guillaume in der Episodenhauptrolle war in allen Facetten des "zerrissenen" Jungen glaubwürdig.
Carolin Cousin gab als Sozialarbeiterin mit großer Skepsis gegenüber dem "System" dem Film interessante Fragen. Die Täterschaft war hingegen keine davon. Das wollte der Film nicht, also tat er auch gar nicht erst so.
Ein wenig hadere ich mit der Charakterentwicklung von Lannert. In der ersten Folge waren Lannert und Bootz so angelegt, dass Bootz sich an alle Regeln hält und Lannert auch mal unkonventionelle Wege geht (z.B. damals Drogen aus der Asservatenkammer klauen, um eine Zeugin damit zu bestechen - what?). Hier gab es nun über die Figur der Sozialarbeiterin einige Anfragen an die übliche Vorgehensweise, was gut mit dem ursprünglichen Lannert hätte resonieren können. Tat es aber mit dem heutigen nicht.
Lannert und Bootz waren aber nicht die wichtigsten Figuren im Film. Wer zwei Ermittler beim Rätsellösen sehen will, wird hier enttäuscht. Wir sehen einen 13jährigen, der vor schweren Entscheidungen steht. Das ist sehenswert, aber nicht immer leicht zu sehen. Trotzdem: Ich würde ihn empfehlen.

SPOILER
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Wer diesen Film im Fernsehen verpasst hat, hatte in dem Fall Glück, denn anscheinend fehlte in den ersten 10 Minuten die Tonspur der Texte. Ich hielt das erst für ein gar nicht so schlechtes Stilmittel, bis ich parallel in der Mediathek merkte, dass es doch gesprochenen Text gibt. Dachte erst, dass mit dem Fernseher was nicht stimmt, aber es war der Fehler des Senders, wie mir dann das Internet erzählte.
Echt? 🤣 Ist uns gar nicht aufgefallen. Allerdings haben wir über die Mediathek geguckt, vielleicht war es da anders.
Diese beiden Verwirrungen beiseite geschafft, gab es ein solides Kriminaldrama zu sehen, das nicht zum Mitraten einlud, aber durchaus mitfiebern ließ. Louis Guillaume in der Episodenhauptrolle war in allen Facetten des "zerrissenen" Jungen glaubwürdig.
Den Jungen fanden wir auch gut, er war definitiv auch der Rolle gewachsen. Seine Cousins / Schwester sind allerdings arg klischeehaft geraten. Die waren allein deshalb erst mal verdächtig, weil sie sprachen wie sie sprachen, die Klamotten trugen, die sie trugen und die Autowerkstatt war natürlich dann die Spitze. Cool war die Rolle der Oma. der im Knast sitzende Vater war dann wieder sehr stereotyp... hätte auch ein Mafiafilm sein können. "Was zählt, ist die Familie".
Carolin Cousin gab als Sozialarbeiterin mit großer Skepsis gegenüber dem "System" dem Film interessante Fragen. Die Täterschaft war hingegen keine davon. Das wollte der Film nicht, also tat er auch gar nicht erst so.
Tolle Schauspielerin. Für eine Sozialarbeiterin, die mit gefährdeten Jugendlichen zusammen arbeitet, war sie allerdings erschütternd naiv, bzw. unprofessionell. Dass Bootz sie dann noch mitnimmt zu dem Ort der Geiselnahme ("Was machen Sie hier, ich hab doch gesagt, Sie sollen im Auto bleiben!!!") hatte fast etwas Groteskes.
Lannert und Bootz waren aber nicht die wichtigsten Figuren im Film. Wer zwei Ermittler beim Rätsellösen sehen will, wird hier enttäuscht. Wir sehen einen 13jährigen, der vor schweren Entscheidungen steht. Das ist sehenswert, aber nicht immer leicht zu sehen. Trotzdem: Ich würde ihn empfehlen.
Ich mag das Team ja sehr und sie ermittelten auch sehr zurückhaltend, weil die Hauptrolle halt in diesem Film jemand anders spielte und darum fand ich es auch angemessen. Wär die Hauptfigur nicht so stark aufgetreten hätte es mich vermutlich gestört. Der Film konnte sich nicht entscheiden, ob er Drama, Krimi, Tragödie oder Sozialstudie sein sollte, Empfehlen würde ich ihn daher nicht, aber ich würde es auch keinem ausreden ihn zu sehen.
Weitergespoilert
Allerdings haben wir über die Mediathek geguckt, vielleicht war es da anders.
Ja, in der Mediathek stimmten die Tonspuren.
Für eine Sozialarbeiterin, die mit gefährdeten Jugendlichen zusammen arbeitet, war sie allerdings erschütternd naiv, bzw. unprofessionell. Dass Bootz sie dann noch mitnimmt zu dem Ort der Geiselnahme ("Was machen Sie hier, ich hab doch gesagt, Sie sollen im Auto bleiben!!!") hatte fast etwas Groteskes.
😀 Stimmt!
Hab ähnliches schon gedacht, weil sie - Vertrauen zu den ihr anvertrauten Jugendlichen hin oder her - mit nicht abgeschlossener Tür schlief. Das hat nichts mehr mit Vertrauen zu tun, sondern ist schlicht blöd.
Und ja - ich hätte mir in dem Cast auch gern einen echten Sympathieträger mit erkennbarem Migrationshintergrund gewünscht. Die Inszenierung arbeitete mit einigen ethnischen Klischees.
Der Film konnte sich nicht entscheiden, ob er Drama, Krimi, Tragödie oder Sozialstudie sein sollte,
Ich würde so weit gehen zu sagen: Krimi wollte er nicht sein, aber es musste halt, weil's ein Tatort war, ne Leiche her, was willsch mache? Ich würde ihn am ehesten als Coming-Of-Age-Drama lesen. All die anderen Aspekte waren dem Sendeplatz geschuldet und deswegen irgendwie reingedrückt.
Mein ewiges Dilemma: Ich weiß, dass er ohne das Tatort-Korsett als reines Drama bei Arte oder so ein besserer Film geworden wäre. Aber auch, dass ich ihn dann wahrscheinlich gar nicht geguckt hätte.

Ich würde so weit gehen zu sagen: Krimi wollte er nicht sein, aber es musste halt, weil's ein Tatort war, ne Leiche her, was willsch mache?
Genau das finde ich nicht okay und daher gibt es bei mir auch nicht die volle Punktzahl 😉

Ich würde ihn empfehlen.
Sehe ich genauso. Absolut empfehlenswerter Film - vielleicht weniger ein "klassischer" Tatort zum mitraten, auch keiner, in dem sich die halbe Polizeieinheit wegen Beziehungsstress untereinander angiftet oder wo stets unterschwellig irgendwelche Probleme aus dem privaten Umfeld die Handlung vergiften.
Eher wieder ein "Kammerspiel mit sozialem Hintergrund", tatsächlich aber eine Tragödie - und (soweit ich es beurteilen kann) sehr, sehr realitätsnah.
Mich persönlich hat der Film mehr berührt als mir lieb war. Denn einen ähnlichen Fall (ein eigentlich netter, freundlicher Junge aus meiner ehemaligen Jugendgruppe, der sich leider nicht von seinem dominanten, kriminellen Vater lösen konnte und dadurch zum Mörder wurde) hatte ich selbst miterlebt.
Dass zu Beginn der Ton (Sprache) fehlte, hielt ich anfangs für einen Regieeinfall.
Wir hatten dann einfach einen anderen Film angeschaut und gegen 21:45h den Tatort auf "one" angesehen - da klappte alles.

Eher wieder ein "Kammerspiel mit sozialem Hintergrund", tatsächlich aber eine Tragödie - und (soweit ich es beurteilen kann) sehr, sehr realitätsnah.
Dennoch sollte halt ein "Tatort" auch ein "Tatort" bleiben, wenn die Tat an sich und die Ermittler vor lauter Sozialstudie zur Nebensache verkommen, kann man sich das auch sparen und gleich einen ARD Film drehen mit anderem Label. Daher bekommt er eben von mir nicht die volle Punktzahl.
Abgekoppelt vom "Tatort" wäre er bei mir besser angekommen.
Vorankündigung für Saarbrücken
Diesen Sonntag sind wieder die Saarbrückener dran. Und wie jedes Jahr ist zu erwarten, dass sie linear weitererzählen, was vor einem Jahr gezeigt wurde. Vielleicht also hilft es, sich nochmmal in die alten Folgen einzulesen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Sch%C3%BCrk_und_H%C3%B6lzer#Folgen

ACHTUNG SPOILERALARM!!!!
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Willkommen in Absurdistan
Der Fall setzt ziemlich genau da an, wo der letzte aufgehört hat, nämlich bei Leos Entdeckung, dass Adam 1,2 Millionen aus hinlänglich bekanntem Bankraub im Kofferraum spazieren fährt. Es kommt zum Streit und (was für ein Zufall!) Leo wird auf dem Heimweg in einen Unfall hineingezogen, den er für Mord hält, aber wie es das Schicksal so will werden die Ermittlungen eingestellt.
Der sonst so korrekte Leo will das nicht hinnehmen und ermittelt auf eigene Faust. Dabei stellt er sich nicht unbedingt sehr brillant an, auch wenn er sehr schnell den "Tätern" auf die Schliche kommt. Diese sind eine Gruppe von 4 Adrenalinjunkies, die aus allem eine Wette machen müssen und ehe Leo es sich versieht, ist er Teil der Truppe (ja, das ging aber schnell) und muss Adam um 100 000 Euro aus der Beute als Wetteinsatz anbetteln. Die bekommt er auch, wird aber nun heimlich von Adam verfolgt, der wissen möchte, was sein Kollege mit der ganzen Kohle anfangen wird.
Das Ganze nimmt schnell an Fahrt auf, als sich die 5 einer waghalsigen Wette nach der anderen aussetzen und irgendwann ist einer der Gruppe tot und Leo enttarnt. Wer meint, der Film sei damit zu Ende, täuscht sich, das Katz und Maus Spiel geht jetzt erst richtig los.
Klingt absurd?
Ist es auch. 😉
Allerdings sind die Saarbrückener für ihre grotesken Geschichten bekannt und irgendwie hat es dieses Drehbuch dann auch durch die Endkontrolle geschafft. Ein Krimi ist es nicht, eher ein Drama, das auch Elemente eines Psychothrillers hat und ein enormes Tempo über längere Stecken hält. Das macht es sehr spannend, man begleitet Leo und fragt sich die ganze Zeit "Wie kommt er da heile raus?". Etwas Erleichterung setzt ein, als sich die Kollegen an seine Seite stellen (die Mädels dürfen endlich auch mal was tun), um ihren Kollegen aus der Klemme zu befreien. Diese neue Harmonie im Team gefällt mir, auch dass der sonst so korrekte Leo mal völlig eigene Wege geht und Grenzen überschreitet. So ein Verhalten kennt man eher von Adam (der übrigens immer wie ein Darsteller aus einem 70er Jahre Schwulenporno daherkommt, ich versteh nicht, wie man den so herrichten kann!).
Alles in allem ist unterm Strich etwas sehr Unterhaltsames draus geworden, man sollte nicht mit zu viel Logik reingehen, das Verhalten der Täter ist wie das des Ermittlers kaum zu verstehen, aber dafür bekommt man auch einiges geboten. Der Cast war mit großer Spielfreude dabei, das hat man richtig gemerkt und das überträgt sich auch auf die Zuschauer.
Da am Ende Adam seine Kohle loswird, ist anzunehmen, dass nächstes Jahr ein neues Kapitel in Saarbrücken aufgeschlagen werden dürfte und nach 5 Folgen muss man eine Geschichte auch mal abschließen können. Ich schalte auf jeden Fall ein, das war richtig interessant, wenn auch nicht besonders hochwertig.
Bekommt von mir eine klare Empfehlung, vier von fünf Nudelboxen und einen Fuchsschwanz oben drauf.
@tristesse Ich fand den Mordfall am Ende durchaus gut konstruiert. An der Stelle wurde es für 7 Minuten zum Krimi. Und auch die Überführung und das Entkommen gefielen mir sehr gut.
Als dann das Geld weg war und Adam, befreit vom "Fluch des Geldes", mit Dino zu lachen beginnt, fand ich es so ansteckend, dass ich dem Film manch anderes verzieh.
Dass jemand, der tagsüber Zeit fürs Casino hat, einen Citroen fährt, war irgendwie sinnbildlich für den Film, der sich ja bei diesen Wetten ein paar deutlich spektakulärere Challenges hätte ausdenken können statt allen Ernstes Luftanhalten und Wettrennen.
Eine wirklich große Szene war die Wette mit dem Pulshochtreiben allein durch Worte. Hier zeigte der Film, was er konnte.
Hervorheben möchte ich außerdem die Eingangsszene, Adam und Leo und das Geld aus dem Bankraub. Ein wenig bedauerte ich zu wissen, dass es sich hier um die Kommissare handelt, denn die ganze Szene wirkte wie ein Gespräch zwischen zwei Gangstern. Wie überraschend hätte es sein können, diese beiden als nächstes im Revier zu sehen und sich zu fragen, was das sollte, und dann "4 Jahre zuvor" zu lesen.
Aber vielleicht auch gut, diese 4 Jahre jetzt hinter uns zu haben.
Woher Du Dich mit 70er Jahre Schwulenpornos auskennst, frage ich nicht. Abgesehen von dem Porno-Aspekt wird ja gerade durchaus diskutiert, ob aus den beiden ein Paar wird. Weiß noch nicht, wie ich das fände. Eigentlich bedauerlich, dass für viele eine Freundschaft, die übers Kumpelige hinausgeht und auch Zartes und Zerbrechlichkeiten zulässt, kaum noch ohne romantischen Aspekt vorstellbar ist. Andererseits frage ich mich, wie es wohl erzählt werden müsste: Funktionierende Liebesbeziehungen gibt es ja im Tatort sonst nicht, und ich freue mich über jeden neuen Versuch. Noch lieber aber wäre mir, beim nächsten Mal zwei Polizistinnen und zwei Polizisten bei der (wenn auch fiktiven) Arbeit zuzusehen.
Rezension ohne Spoiler
Wollte dieser Film ernstzunehmen sein, war er völlig überzogen. Wollte er Groteske sein, viel zu harmlos. Findet man sich mit diesem leider oft typisch öffentlich-rechtlichem Zwischending ab, ist er sehr unterhaltsam.
Dieses Mal ermittelt Hölzer im Alleingang in einer Gruppe wetthungriger junger Menschen, deren Motive irgendwie unklar, aber auch egal sind. Das hat zwischendurch Längen, ein paar Unplausibilitäten, dann wieder sehr große Szenen, und steigert sich zu einem recht anständigen Krimi mit zwar für Profis nicht überraschender, aber doch hübsch konstruierter Auflösung.
Dazu scheint der Erzählbogen der vorigen 4 Filme hier zu einem Abschluss zu kommen, der uns gleich doppelt erleichtert: Zum einen, weil er erzählerisch leicht und amüsant ist, zum anderen, weil es hoffentlich wirklich ein Abschluss ist und wir dann in einem Jahr vielleicht den beiden / vieren einfach nur beim Lösen eines Mordfalls zugucken dürfen.
Im Vergleich zu den dichten und düsteren Vorgängern fällt dieser Film deutlich ab, ist damit aber auch weniger anstrengend. Für alle, die das zumindest vorläufige Ende der linearen Erzählung sehen wollen, ist er freilich Pflicht.
4.2. München "Das Wunderkind"
Es waren eigentlich zwei Filme, die uns gezeigt wurden:
Ein Familiendrama über einen Jungen, der sich bei der Pflegefamilie wunderbar entwickelt hat und zu Hause fühlt, dessen Pflegeeltern, sowie dessen Vater, der, im Gefängnis offenbar geläutert, nun nichts sehnsüchtiger erwartet, als wieder mit seinem Sohn zusammenzusein. Dem Handlungsstrang gelingt es, dass alle Beteiligten einem leidtun. Er ist aber genau deswegen auch eher bedrückend zu sehen.
Und ein Krimi über einen Mord im Gefängnis und dessen Aufklärung, der nicht mit Gefängnisfilmklischees spart, aber darum die leichtere Unterhaltung ist.
Beide Filme würden auch ohne den je anderen gleich gut funktionieren. Beziehungsweise gleich schlecht. Denn sie sind zwar stimmig erzählt, aber das zwischenzeitlich auf Kosten der Glaubwürdigkeit.
Der Franz und der Ivo und der Kalli sind ein bisschen weniger souverän als sonst, v.a. das Verhalten vom Franz kam recht unvermittelt. Wir kennen ihn jetzt seit 95 Folgen, und auf einmal erfahren wir was Neues aus seinem Leben, nur, damit sein Verhalten erklärt wird, das die Geschichte wiederum gar nicht gebraucht hätte. Davon abgesehen sind's halt der Franz und der Ivo und der Kalli, und denen sehen wir immer gern zu.
Sehenswert wird das Ganze außerdem durch die sichtbare Spielfreude der Darstellenden und die tollen Bilder.
Fairerweise muss man vielleicht sagen, dass die Latte hoch lag: Wir sind aus München besseres gewohnt und erwarten gerade in der Zielgerade noch einmal noch etwas mehr. Diesen Erwartungen konnte der Film bei mir nicht ganz gerecht werden. Dieselbe Story in einem Polizeiruf München oder einem Freiburg-Tatort hätte ich vermutlich mehr würdigen könne.

SPOILER-ALARM
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Ein Familiendrama über einen Jungen, der sich bei der Pflegefamilie wunderbar entwickelt hat und zu Hause fühlt, dessen Pflegeeltern, sowie dessen Vater, der, im Gefängnis offenbar geläutert, nun nichts sehnsüchtiger erwartet, als wieder mit seinem Sohn zusammenzusein. Dem Handlungsstrang gelingt es, dass alle Beteiligten einem leidtun. Er ist aber genau deswegen auch eher bedrückend zu sehen.
Vor allem war die ganze Geschichte völlig unrealistisch. Als würde man ein kleines Kind gegen seinen Willen einer gesicherten Pflegefamilie von jetzt auf gleich aus den Armen reißen und dem grad aus dem Knast entlassenen Vater, der zudem eine Anzeige wegen häuslicher Gewalt in der Akte stehen hat in die Hand drücken, damit es mit ihm in einer Sozialwohnung leben muss, wo nicht mal genug Geld da ist, um ein komplettes Bettwäschen Set zu kaufen 🙄 Und dann nimmt das Kind auch nur einen Koffer und einen Rucksack mit?
Leid taten einem in dieser Geschichte tatsächlich alle und dass der Vater das nicht überleben würde, war mir klar, sonst hätte man die Geschichte nicht zufriedenstellend beenden können. Ich hätte es tatsächlich schlüssiger gefunden, wenn entweder der Sohn oder die Pflegemutter den Vater umgebracht hätte. Das mit dem Knastlover, der zufällig einen Tag vorher entlassen wird, war dann doch etwas sehr weit hergeholt und kein bisschen spannend. Die Auflösung verpuffte förmlich.
Franz' Rolle in diesem Drama war höchst unprofessionell: "Wussten Sie, dass gegen den Vater wegen häuslicher Gewalt ermittelt wurde? Aber tun Sie nichts Unüberlegtes!" So eine Voreingenommenheit ("Die im Knast ändern sich nicht!") hätte ich Kalli zugetraut, aber doch nicht Franz nach 40 Dienstjahren. Und dann steht er im Flur und heult?
Apropos Kalli: ich hoffe doch sehr, dass seine zunehmende Präsenz eine kleine Verheißung darauf ist, dass es nach Ivos und Franz' Abgang mit ihm weitergeht.
Und ein Krimi über einen Mord im Gefängnis und dessen Aufklärung, der nicht mit Gefängnisfilmklischees spart, aber darum die leichtere Unterhaltung ist.
Naja. "Leicht" fand ich das nicht, sondern sehr trübsinnig und schwer verdaulich. Das mit der Klischeekisten hab ich auch so empfunden: zwei rivalisierende Banden, natürlich die einen Araber oder Türken und die anderen sahen alle wie Neonazis aus. Dass da Insassen ungewollt dazwischen stehen und manipuliert werden ist natürlich sehr gut vorstellbar. Die korrupte Beamtin, die es mit den Insassen treibt und dafür dann Gefälligkeiten erfüllt trieb es dann doch sehr auf die Spitze. Ob jetzt die Passivität der Gefängnisleitung sein musste, die im Prinzip mehr störte als half weiß ich auch nicht. Ivo wird im Gefängnisflur zusammengeschlagen und sitzt nach neben dem stillen Insassen auf der Bank und streichelt Hasen.... das war einfach alles zu dicke, da hätte man eine Serie draus zimmern können.
Der dritte Mord war sehr interessant, weil er a. überraschender kam als die Morde und Überführungen beider Täter in den Geschichten zusammen und b. weil es so tragisch scheint, dass der einzige, der irgendwie versucht zu helfen, deswegen als Verräter getötet wird.
Aber es war dennoch unterhaltsam, gut anzusehen, toll gespielt und deshalb empfehlenswert.
Vor allem war die ganze Geschichte völlig unrealistisch. Als würde man ein kleines Kind gegen seinen Willen einer gesicherten Pflegefamilie von jetzt auf gleich aus den Armen reißen und dem grad aus dem Knast entlassenen Vater, der zudem eine Anzeige wegen häuslicher Gewalt in der Akte stehen hat in die Hand drücken, damit es mit ihm in einer Sozialwohnung leben muss, wo nicht mal genug Geld da ist, um ein komplettes Bettwäschen Set zu kaufen 🙄 Und dann nimmt das Kind auch nur einen Koffer und einen Rucksack mit?
Genau das meinte ich mit "auf Kosten der Glaubwürdigkeit". Jedenfalls hoffe ich, dass die Jugendämter in Bayern nicht so unterbesetzt sind, so eine Übergabe zuzulassen. Aber auch, dass sie die systematische Entfremdung des Jungen von seinem Vater nicht zulassen würden.
Hier wurde ein Konflikt konstruiert, der ethisch was zum Nachdenken bot, aber dem ein bisschen mehr Realismus geholfen hätte, um mich zum Nachdenken zu motivieren. Warum Ferdinand überhaupt ein Wunderkind sein musste, war zudem völlig unklar. Wäre seine Sehnsucht nach seiner Bezugsfamilie weniger glaubwürdig, wenn er kein Klavier vermissen würde?
Franz' Rolle in diesem Drama war höchst unprofessionell: "Wussten Sie, dass gegen den Vater wegen häuslicher Gewalt ermittelt wurde? Aber tun Sie nichts Unüberlegtes!"
Und in dem Zusammenhang erfahren wir, dass er selbst von seinem Vater misshandelt wurde und deshalb Scholz nicht über den Weg traut. Wieso? Und am Ende gibt der Ivo zu, dass der Franz beim Scholz den "richtigen Riecher hatte"? Hatte er doch gar nicht! Mir scheint, hier sollte irgendwas für die lineare Erzählung der nächsten vier Filme angebahnt werden, aber es ist halt nicht gelungen.
Naja. "Leicht" fand ich das nicht, sondern sehr trübsinnig und schwer verdaulich.
Ich fand den Handlungsstrang leichter anzuschauen, weil ich ihn wegen der Klischees nicht ganz ernstnehmen konnte.
Göttingen - 11.02.24
Spoiler
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Der letzte Göttinger Tatort, bevor sich Charlotte wieder nach Hannover zurückbeordern lässt, nicht ohne einen Scherbenhaufen hinter sich zurückzulassen. Dumm ist nur wer Dummes tut, sagt Forrest Gump so schön und Charlotte benimmt sich reichlich dumm und unreif. Ihre Befindlichkeiten, gepaart mit der toxischen Beziehung ihres Vorgesetzten zu seiner Frau nehmen so viel Raum in Anspruch, dass man zwischendurch überlegt, ob es überhaupt einen Fall zu lösen gibt und wen das noch interessiert.
Natürlich häufen sich mal wieder die Zufälle ("Sachen gibt's"), so klein ist Göttingen auch nicht, dass man ständig übereinander stolpern muss. Die einzig wirklich Große in dem ganzen Geflecht um Betrug, Ausbeutung und Gewalt ist Anais, die stoisch, sachlich und professionell versucht dem Täter oder der Täterin auf die Spur zu kommen und am Ende ist es eine kleine Unregelmäßigkeit, die sie sich erlaubt, um den Fall zu lösen.
Vermutlich wäre ohne das private Drumherum der Fall zu simpel gewesen. Wir haben wieder ausgebeutete Paketboten und reichlich viel Betroffenheit. Bis auf die Mutter der verletzten Jungen gehen nur Verlierer aus der Nummer aus, außer vielleicht noch Anais, die Charlottes Posten in Göttingen übernimmt. Schade, dass die nur noch sporadisch auftauchen wird, sie macht ihre Sache richtig gut und bin gespannt auf die Co-Produktion mit Falke.
Kann man gucken, kann man aber auch auslassen.
Ohne Spoiler
Ich kann die Kritikpunkte hier und anderswo verstehen, muss aber sagen, mir gefiel der Film recht gut.
Als Krimi war er nicht sonderlich interessant, aber man muss ihm zugute halten, dass er auch gar nicht so tat, als wollte er's sein.
Die eigentliche Spannung ergab sich für mich aus anderen Fragen: Wir wussten beim Zuschauen von Anfang an, dies wird Charlotes Abschiedsfolge aus Göttingen, und wir fragen uns, wie wird dieser Abschied geschehen? Welche Handlungsstränge von Beziehungen werden wie zu Ende geführt?
Dabei ist Göttingen keine reale Stadt, sondern der Mikrokosmos, als der es seit der ersten Göttingen-Folge eingeführt wurde, wo jeder jeden kennt und das darum auch keinen überrascht. Göttingen ist im Tatort von Anfang an in erster Linie "nicht Hannover."
Also man muss einige Erwartungen, die man an einen Kriminalfilm, der in einer real existierenden Stadt angesiedelt ist, mit einiger Berechtigung haben kann, hinter sich lassen, um den Film zu mögen. Wer findet, solche Filme gehören nicht an einen Sonntagabend ins Erste: Guckt ihn nicht!
Er war vergleichbar mit einer sehr guten Abschlussfolge der Staffel einer Krankenhausserie: Auch die guckt man nicht, um was über Medizin zu erfahren, sondern weil man wissen will, wie es mit den Protagonisten weitergeht.
Es ging intensiv, dicht, an einigen Stellen vorhersehbar, an anderen recht überraschend weiter, und war in dieser Hinsicht durchaus sehenswert. Wer wissen will, wie es mit Charlotte und Anais und Gerd und Nick in Göttingen zu Ende geht: Guckt ihn!
Innerhalb dieses Rahmens, wenn man ihn mehr oder weniger zähneknirschend akzeptiert hat, gibt es für mich nur einen großen Schwachpunkt: Die Inszenierung der Figur Charlotte Lindholm. Liegt es an der Einfallslosigkeit von Regie und Drehbuch oder eher an der schauspielerischen Begrenztheit der Darstellerin, oder hat sie das Pech, etwas zu gut auszusehen, aber ich nehme ihr nicht ab, was sie zu sein behauptet.
Selten wurde so deutlich wie in diesem Film, wie die Figur Lindholm schon immer gedacht war: Die einsame Wölfin, die schlecht im Team arbeiten kann, Hierarchien und Anweisungen ignoriert, kein Privatleben und keine Freunde hat, aber all das wurde nur deutlich, weil es über sie gesagt wird. Gespielt, inszeniert, durch Maske, Kleidung, kleine Details oder sonstwie gezeigt wird es nicht. Oder übersah ich etwas?
Es drängt sich mir wieder einmal der Vergleich mit Doreen Brasch im Polizeiruf Magdeburg auf, die ganz ähnlich angelegt ist, aber ihr glaube ich es. Ich sehe Brasch und weiß, wie Lindholm gemeint ist. Bei Lindholm sehe ich es nicht.
Ich hoffe, dass die Rückkehr nach Hannover und, wie angekündigt wurde, auf die Dörfer, den Lindholm-Fällen ihre alte Stärke zurückgibt, nämlich: gute Fälle, bei denen die Ermittlerin gar nicht so wichtig ist, außer fürs Ermitteln. Man wird ja noch träumen dürfen.

SPOILER
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Als Krimi war er nicht sonderlich interessant, aber man muss ihm zugute halten, dass er auch gar nicht so tat, als wollte er's sein.
Irgendwie steht so eine oder ähnliche Aussage gefühlt über jedem dritten Tatort. Ein Tatort ist nun mal ein Tatort und ein Drama ist ein Drama. Wenn man die Befindlichkeiten der Hauptperson so sehr in den Vordergrund drängt, dass der eigentliche Fall hinten rüber fällt, ist die Bezeichnung "Tatort" irreführend. Vor allem, weil Frau Lindholm früher mal, bevor sie mit Herrn Schmitz ins Bett ging, auch tatsächlich ihren Fokus auf das Verbrechen gelegt hat, daher stammt ja auch die Einschätzung sie hätte keine Freunde. Allein zu ermitteln hat ihr besser gestanden.
Aber mich nervt es irgendwie, regelmäßig Sonntags einzuschalten, um dann zu erleben, dass "der Tatort eigentlich kein Tatort sein will."
Also man muss einige Erwartungen, die man an einen Kriminalfilm, der in einer real existierenden Stadt angesiedelt ist, mit einiger Berechtigung haben kann, hinter sich lassen, um den Film zu mögen. Wer findet, solche Filme gehören nicht an einen Sonntagabend ins Erste: Guckt ihn nicht!
Warum muss man die Erwartungen hinter sich lassen? Weil Göttingen nicht Hannover ist? Das hab ich irgendwie grad nicht verstanden. Es kann doch nicht sein, dass die Frau vom DPP Logistiker zufällig in dem Krankenhaus arbeitet, wo Täter und Opfer liegen und auch noch die Frau des Chefs arbeitet und dann liegen offen zugänglich auch noch die Beweise für die Misshandlungen im Schrank! Und dann trifft Charlotte auch wieder rein zufällig auf Nick in der Kneipe, der Vorgesetzte ist seit 4 Jahren verheiratet und keiner kennt seine Frau... irgendwer war mit irgendwem in einer Yogaklasse, das ist doch alles völlig absurd! Das kann man auch als Drama nicht ernst nehmen, das ist ja wie bei Konsalik oder Utta Danella 😆
Er war vergleichbar mit einer sehr guten Abschlussfolge der Staffel einer Krankenhausserie: Auch die guckt man nicht, um was über Medizin zu erfahren, sondern weil man wissen will, wie es mit den Protagonisten weitergeht.
Aber zumindest tragen die Protagonisten Kittel und fahren in Krankenhaus Aufzügen rauf und runter. Wenn in der Krankenhausserie nur im Cafe Eis gegessen wird, kommt man zwangsläufig auch zu der Frage, warum sich das "Krankenhausserie" nennt, da sagt man auch nicht: "Es ist keine Krankenhausserie, es wollte auch keine sein!"
Gespielt, inszeniert, durch Maske, Kleidung, kleine Details oder sonstwie gezeigt wird es nicht. Oder übersah ich etwas?
Nein, meiner Einschätzung nach nicht. Sie ist keine besonders gute Schauspielerin oder sie ist so gewöhnt an die Rolle, dass sie sich nicht mehr bemüht. Bisher haben das oft die Fälle oder die anderen Personen aufgefangen, vielleicht fällt das nur jetzt im Team auf, vor allem wenn man mit Größen wie Daniel Donskoy oder Luc Feit antreten muss. Ich glaube, ich hätte einen Cut gemacht, Frau Furtwängler in Rente geschickt und mit Kasumba / Donskoy / Feit weitergemacht.
Ich hoffe, dass die Rückkehr nach Hannover und, wie angekündigt wurde, auf die Dörfer, den Lindholm-Fällen ihre alte Stärke zurückgibt, nämlich: gute Fälle, bei denen die Ermittlerin gar nicht so wichtig ist, außer fürs Ermitteln. Man wird ja noch träumen dürfen.
Wer weiß? 🙂 Die Wiener haben ja auch die Kurve gekriegt... oder die Berliner letztes mal.
Irgendwie steht so eine oder ähnliche Aussage gefühlt über jedem dritten Tatort.
😀Ja, ich befürchte, da könntest Du Recht haben. Ich bin mir noch etwas unschlüssig, was mir besser gefällt:Ein Krimi, der nebenbei auch Drama ist,
- Ein Krimi, der nebenbei auch Drama ist,
- Ein Drama, dass sich mit einem Mordfall als Krimi tarnt,
- Ein Film, der eigentlich Krimi sein will, aber es nicht hinkriegt und Drama wird,
- Ein Film, der überhaupt kein Krimi, sondern Drama sein will und das dann macht.
Als Krimizuschauer ertrage ich 1 am besten, als Filmliebhaber kann ich die Gruppe 4 am besten ernstnehmen, aber zu viele Tatorte sind heute Gruppe 3.
Ich finde aber, das Drama-Element hat der Tatort schon sehr lang, mindestens seit Senger und Dellwo in Frankfurt oder Casstorf in Hamburg, die waren häufig Gruppe 2, und das hat mich am meisten gestört. Da finde ich einen Film wie den gestrigen ehrlicher. Ob er an diesen Sendeplatz gehört, ist eine berechtigte Gegenfrage.
Warum muss man die Erwartungen hinter sich lassen? Weil Göttingen nicht Hannover ist? Das hab ich irgendwie grad nicht verstanden.
Was ich mit Göttingen und Hannover meinte, ist: Göttingen war von Anfang an im Tatort inszeniert als Dorf, in dem sich alle kennen und duzen, und wo solche Zufälle keine sind. Es war als Gegenpol zu Hannover gedacht, vor allem, um der Figur Charlotte neue Herausforderungen zu präsentieren: Sie hat auf einmal mit Nähe zu tun, und man versprach sich wohl, dass sie dadurch neue Facetten zeigen könnte. Nun ja...
All das hat mit der realen Stadt Göttingen wenig zu tun. Vielleicht wäre Uelzen noch passender gewesen, da gibt es auch einen sehr schönen Bahnhof.
Erwartungen wie "Ich sehe jetzt einen Krimi aus Göttingen" haben natürlich bei einem Film, der auf den ersten Blick ein Krimi aus Göttingen zu sein scheint, ihr absolutes Recht. Aber wenn man den Film ausschließlich an dieser Erwartung misst, kann er nur verlieren.
Meine Suchbewegegung wäre: Was passiert, wenn ich ohne diese Erwartungen an den Film gehe? Hat er dann vielleicht doch irgendwelche Stärken? Also um ihn gut zu finden, muss man die Erwartungen hinter sich lassen. Es gibt natürlich, wenn ich einen Göttingen-Tatort einschalte, gute Gründe, diese Erwartungen nicht hinter sich zu lassen. Und dann, da sind wir uns einig, sollte man diesen lieber nicht einschalten.
Ich glaube, ich hätte einen Cut gemacht, Frau Furtwängler in Rente geschickt und mit Kasumba / Donskoy / Feit weitergemacht.
Oh ja, das klingt nach einer großartigen Idee. Vermutlich wäre Luc Feit auch langfristig zu teuer. Aber das unterstreicht ja nur, warum es eine großartige Idee wäre.
So geht es dann wohl nächstes Jahr wieder auf die Dörfer mit Frau Lindholm.