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Tatort / Polizeiruf Saison 2022/23

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andreas
Themenstarter
Beiträge : 1800

Willkommen liebe Krimifreunde!

Am Sonntag beginnt die neue Saison, diesmal geht es in Ludwigshafen los.

Hier ist der Ort, wo sich über die Sonntagskrimis ausgetauscht werden kann.

Bewährt hat sich:
Der Thread sollte die ganze Saison umfassen, aber dabei nicht zu unübersichtlich werden. Darum beschränkt er sich auf die Sendungen "Tatort" und "Polizeiruf 110". Sollte es ein interessantes Spin-Off geben (wie damals "Schmimanski"), klar, kein Problem. Aber jedes andere wertvolle Stück aus der Krimilandschaft würde den Rahmen sprengen. Faustregel: Lief es am Sonntagabend im Ersten?

Für die Erstausstrahlungen versuchen wir, jede anzulegen. Bei interessanten Wiederholungen alter Folgen fühlen wir uns frei, aus sie hinzuweisen oder nicht.

Manche von uns sehen den Film sofort im Fernsehen, andere später in der Mediathek. Manche auch nur, wenn sie hier lesen, ob er sehenswert ist. Für all die ist es wichtig: Wenn wir relevante Filminhalte posten, setzen wir ganz oben in unsern Kommentar fettgedruckt das Wort "Spoiler".
Manchmal sind wir unterschiedlicher Meinung, wie relevant ein Inhalt ist. Wenn wir nicht sicher sind, wie andere das empfinden: Lieber einmal zu oft "Spoiler" schreiben.

Mit dem neuen Forensystem müssen wir schauen, dass es nicht zu unübersichtlich wird. Mein Vorschlag dazu wäre:

  • Eine neue Sendung legen wir an, indem wir immer auf diesen Eingangspost hier antworten. Der Post zur neuen Sendung wird fett überschrieben mit dem Datum und dem Namen und Ort des Films.
  • Für weitere Kommentare zu einer neuen Sendung antworten wir nicht auf diesen Post hier, sondern auf den Kommentar, mit dem die Sendung angelegt wurde. Solche Antworten lassen sich "einklappen".
  • Spoilern tun wir sinnvollerweise dann erst in der Antwort auf den Post zur jeweiligen Sendung und nicht in diesem selbst.

Ist das verständlich? Wenn das mal nicht hundertprozentig klappt, sind wir alle barmherzig. Für weniger komplizierte Vorschläge bin ich auch offen.

Gruß von

Andreas

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196 Antworten
andreas
Themenstarter
Beiträge : 1800

15.01. Dortmund "Du bleibst hier"

Das ist gewissermaßen der Scharnier-Film zwischen den Folgen mit Bönisch und dem, was vielleicht noch kommt. Im direkten Vergleich steckt Faber den Verlust der Kollegin schlechter weg als Karow in Berlin, aber das hätten wir auch nicht anders erwartet.

Die drei, die ja in Zukunft irgendwie als Team funktionieren sollen, nehmen sich in dieser Folge Zeit, es nicht zu tun - also noch weniger als je zuvor - um dann langsam wieder zusammenzufinden.

Das ist alles großartig gespielt und inszeniert. Es ist sehenswert für alle, die wissen wollen, wie es in Dortmund weitergeht, und vermutlich die nächste Folge sonst nicht verstehen würden.

Den Weg zurück ins so normal wie mögliche Faber-Leben nimmt der Film über einen Umweg in Fabers Kindheit. Geschmackssache, ob man das so machen sollte, aber wenn man sich drauf einlässt, super gemacht.

Also wer bei Dortmund dranbleiben will, muss diesen gucken.

 

Ach so, und nebenbei war auch noch irgendein Mord aufzuklären. Ja, gut, das ist halt die Arbeit dieser Leute und musste im Tatort wohl auch vorkommen. Wer aber sonntags vor allem deswegen einschaltet, wird evtl. enttäuscht sein.

 

@alle: In letzter Zeit schreibe ich viel allein, und kann es auch nicht lassen. Ich hoffe, Ihr habt halbwegs Interesse am Lesen und fühlt Euch nicht überfahren. Aber ich habe auch großes Interesse, was von Euch zu lesen.

andreas-wendt antworten
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AWHler
 AWHler
(@awhler)
Beigetreten : Vor 1 Jahr

Beiträge : 5

@andreas-wendt 

Hallo ...

oft wird ja am TATORT kritisiert, dass die persönlichen Befindlichkeiten, Lebensumstände und biografischen Hintergründe der Ermittler viel zu sehr thematisiert werden.

Gerade das empfinde ich aber als Stärke der TATORT-Konzepte, der ins Szene gesetzten

Teams und der Protagonisten.

Und so fand ich auch Fabers "Intermezzo" sehr gelungen.

Bin gespannt, wie es in Dortmund weitergeht.

 

awhler antworten
tristesse
(@tristesse)
Beigetreten : Vor 2026 Jahren

Beiträge : 19045

@andreas-wendt 

@alle: In letzter Zeit schreibe ich viel allein, und kann es auch nicht las

sen. Ich hoffe, Ihr habt halbwegs Interesse am Lesen und fühlt Euch nicht überfahren. Aber ich habe auch großes Interesse, was von Euch zu lesen.

Ich war jetzt seit Mitte Dezember sehr krank, so dass ich wenig Kraft für Jesus.de hatte, aber die Tatorte hab ich natürlich nach wie vor gesehen, z.T. im Krankenhaus, meiner Bettnachbarin war zum Glück egal, was wir Sonntags gucken. Danke dass Du hier die Fahne hochgehalten hast 🙂 

Ich war SEHR gespannt auf den neuen Dortmunder ohne Böhnisch und fand ihn furchtbar zäh. Zwischendurch in all der Vergangenheitsbewältigung und der persönlichen "Schicksale" beider junger Ermittler hab ich total vergessen, dass man ja auf der Suche nach einem Mörder war.

Ich weiß, dass es wichtig war zu erzählen, wie Faber mit seinem Verlust umgeht und dass man ihn wieder ins Team zurückholen musste, aber wenn die persönlichen Belange so dermaßen im Zentrum stehen, dass man den eigentlichen Fall, um den es geht, dann unter den Tisch fallen lässt, braucht man das nicht "Tatort" nennen, sondern macht einen ARD Zweiteiler in der Themenwoche "Schicksalsschläge" draus und lässt dann Faber seine Vergangenheit und sein Trauma in aller Ruhe aufarbeiten, ohne störende Leichen oder Kollegen.

Denn die Tat an sich und die Auflösung war gar nicht so uninteressant und hätte meiner Meinung nach mehr Aufmerksamkeit verdient. Pluspunkt in diesem Film: ein ganz großer, raumeinnehmender Protagonist war die Stadt Dortmund und zwar so, wie man sie noch von früher kennt. Kleine Viertel, in dem jeder jeden grüßt, Gaststätten, in denen man selbst eingelegte saure Bohnen serviert, Friseure, die die Haare ondulieren wie 1983 zum Abiball und kichernde Rentner, die beim Haare machen ein Piccolöchen zischen und Kuchen essen. Herrlich schrullig, alles leicht verstaubt, aber herzerwärmend.

Bekommt von mir 2 von 5 Lockenwicklern und ne Pommes Schranke obendrauf.

 

 

 

 

tristesse antworten


andreas
Themenstarter
Beiträge : 1800

22.01. Ludwigshafen "Lenas Tante"

Der Film hat eine grandiose Anfangsszene. Wenn man die sieht und sich vorstellt, wie ein Krimi, der so beginnt, weitergehen könnte, hat man Edgar Wallace in die Gegenwart geholt und ist hochzufrieden mit der Krimiunterhaltung, die der eigene Kopf einem bietet - zumindest im Vergleich zu dem, was die ARD uns stattdessen bietet. Was für eine Verschwendung eines so guten Einstiegs.

Ich versuche ja gern, an jedem Film was Gutes zu finden. Dieser macht es mir deutlich schwerer als die Tätersuche.

Er wollte vieles, aber irgendwie nichts davon richtig. Er fasste mehrere sehr bedrückende Themen gleichzeitig an, inszenierte das aber überhaupt nicht bedrückend, sondern eher oberflächlich.

Wenn man all diese Themen ausblendet, bleibt am Anfang ein Mord und am Ende eine Antwort. Wer das in anderen Tatorten vermisst hat, bekommt es hier. Aber zwischendurch kann an auch mal mit dem Hund raus.

Wer weiß, vielleicht muss man die Drehbuchfragen auch ganz ausblenden, um ihn zu würdigen. Bilder waren gut. Musik fand ich auch klasse. Hab ein lang vermisstes Marc-Cohn-Stück wiedergefunden. Das ist doch auch was.

andreas-wendt antworten
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tristesse
(@tristesse)
Beigetreten : Vor 2026 Jahren

Beiträge : 19045

@andreas-wendt 

Ich hab den neuesten Lena Fall noch nicht gesehen und bin nicht sicher, ob sich der lohnt.

tristesse antworten
andreas
(@andreas-wendt)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

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@tristesse Nach meiner Einschätzung nicht. Zur Qualität habe ich ja oben was geschrieben, aber er bietet auch weniger Gesprächsstoff als der Saarbrückener.

andreas-wendt antworten
andreas
Themenstarter
Beiträge : 1800

29.01. Saarbrücken "Die Kälte der Erde"

Ich weise schon zwei Tage vorher auf ihn hin, weil Saarbrücken ja immer sehr linear erzählt, was bei einem nur jährlich erscheinenden Krimi so eine Sache ist. Also braucht man evtl. die Chance, die letzten Folgen noch mal zu sehen.

Die ersten beiden "Das fleißige Lieschen" und "Der Herr des Waldes" finden sich in der Mediathek, aber ausgerechnet der direkt vorige "Das Herz der Schlange" nicht, er ist aber heute Abend 22:20 im Ersten zu sehen. Ob er danach in die Mediathek kommt, wird sich zeigen. Wer sich also wieder in die Geschichte reindenken will, hat jetzt noch die Chance.

Wie sehr der nächste an die letzte Ausgabe anknüpfen wird, haben wir ja schon vor einem Jahr gemutmaßt. Zumindest das verspricht spannend zu werden.

 

andreas-wendt antworten
3 Antworten
andreas
(@andreas-wendt)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

Beiträge : 1800

Ah okay, nun ist auch der direkte Vorgänger online: https://www.ardmediathek.de/video/tatort/das-herz-der-schlange/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3RhdG9ydC81N2VhMDdlNy03YzA4LTRjNTAtOTIzNC00MzNhZTU0NGE3M2E

Also keine Entschuldigung mehr, wenn man am Sonntagabend (oder später) nicht ins Thema reinkommt. Ob's sich lohnt, wissen wir hinterher.

andreas-wendt antworten
tristesse
(@tristesse)
Beigetreten : Vor 2026 Jahren

Beiträge : 19045

@andreas-wendt 

ACHTUNG!!!

Könnte evtl. ein wenig spoilern.

 

 

Wie sehr der nächste an die letzte Ausgabe anknüpfen wird, haben wir ja schon vor einem Jahr gemutmaßt. Zumindest das verspricht spannend zu werden.

Also "spannend" fanden wir es nicht, eher mühsam, langatmig und nervig.

Wie vermutet wird die Geschichte um Adam und die aufgetauchte Kohle des Vaters wieder nicht zum Finale gebracht, dafür hat man sich entschieden, den Tatort mit einem Cliffhanger enden zu lassen, wohl in der Erwartung, dass sich nächstes Jahr noch alle dran erinnern. Die Idee, sich vorher noch mal zu informieren war ziemlich gut von Dir, so war ich beim Einschalten auf dem neuesten Stand.

Der Fall an sich ist so simpel wie langweilig. Damit der Dümmste es auch merkt, wird schon in den ersten drei Minuten so dermaßen deutlich auf den/die Täter/in  hingewiesen, dass es fast peinlich ist. Bei der Festsetzung des/derselbigen in der Schlußsequenz fehlte nur noch ein Heuballen, der durch die Szene rollt. Ansonsten tun die 4 Ermittler:Innen nicht viel mehr, als Leute zu befragen, sich mit breiten Beinen vor Verdächtigen aufzubauen und Probleme zu besprechen, bzw. aus dem Weg zu gehen- ach... und natürlich persönlich involviert zu sein, weil Saarbrücken ja so ein Kuhdorf ist, wo jeder jeden kennt. Nicht selten kam dann von uns der Spruch "Was für ein Zufall!". Das Betroffenheitsthema scheint also momentan bei den Drehbuchautoren en voge zu sein.

Man versucht politisch korrekt bzw. neudeutsch "woke" daherzukommen und so ist man sowohl LGBTQ, PoC, als auch sozialkritisch, bezieht systemrelevante Themen ein und ist natürlich auch sehr, sehr "wütend". Eingebettet das Ganze in zugegebenermaßen erfrischend freundlichem Wetter, wobei die sepiafarbenen Gelbtöne auch nur die kleinen Schwestern der sonstigen grauen Dünsternis sind. Saarbrücken zeigt sich nicht von seiner besten Seite.

Ich weiß nicht, wer für die Kostüme verantwortlich ist, aber die gewinnen auch keinen Filmpreis. Vielleicht gibt man dem Requisiteur der 70er Jahre Schwulenporno Filme endlich mal Adams Outfit und den einen oder anderen Schnurrbart zurück,  dabei darf dann auch die fürchterliche türkisfarbene, umgekämmte Perücke der Hauptakteurin veschwinden. Vielleicht braucht man die noch für einen Klimbim oder Tutti Frutti Revival. Warum man eine attraktive, selbstbewußte Kommissarin in Unterhemd und Ballonseidenjacke ermitteln lassen muss kann ich ebenso nicht nachvollziehen, aber immerhin durften die beiden Kolleginnen auch was tun und standen nicht nur dekorativ im Besprechungsraum herum wie die letzten Mal.

Bei den Dialogen, besonders zwischen Schürk und Hölzer rollen sich einem die Fussnägel auf ("Du weißt, ich würde mit dir bis ans Ende der Welt gehen, aber nicht auf diese Art und Weise"- "Dann muss ich alleine gehen!!!" *seufz*) und irgendwann stellt jemand endlich mal fest, wie toxisch ihre Beziehung eigentlich ist. Wer nun in wen so verliebt ist hab ich noch nicht rausgefunden, aber vielleicht wäre das einfach zu viel Handlung für so einen Fall.

Apropos Fall: Hat irgendeinen die Auflösung interessiert? Also uns nicht, wir wollten nur, dass endlich die 90 Minuten rum sind. Warum wir uns das dann angetan haben? Ganz ehrlich, ohne die Kommentare meiner Freundinnen hätte ich nach 30 Minuten ausgemacht, aber das gemeinsame Lästern hat es dann doch ziemlich witzig werden lassen.

Wohltuender Lichtblick war die kleine Stella ("Wir mögen keine Bullen"), die für ihr Alter eine richtig gute Performance hingelegt hat. Irgendwie die Einzige, die normal rüberkam.

Ich finde es total schade, dass man sich entschieden hat, auf dieser Schiene mit Saarbrücken weiterzumachen, an sich ist das Team in Ordnung und kann bestimmt auch was, wenn man sich endlich dazu durchringen würde, ein paar Stränge abzuschließen und neu zu starten.

Bekommt von mir 2 abgetrennte Finger im Kühlbeutel und ein Croissant als Trostpreis obendrauf.

tristesse antworten
andreas
(@andreas-wendt)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

Beiträge : 1800

@tristesse Wie immer eine Freude, Deinen Verriss zu lesen.

Bin aber weitgehend bei Dir.

Persönlich hätte ich es allerdings besser gefunden, sie hätten der linearen Geschichte mehr Platz eingeräumt als dem akuten Fall, denn zum einen interessierte die mich mehr, zum andern hätte man dann nicht so sehr gemerkt, wie schlecht der Fall war.

Ich weiß nicht, ich habe von Fußball-Fan-Kultur keine Ahnung. Bin da völlig raus. Aber selbst mir erschien es noch weniger authentisch dargestellt als sonst die Kirche, wenn sie vorkommt (und wo ich mich auskenne). Ist aber ein häufiges Problem, wenn der Tatort sich in das Milieu wagt.

Die Western-Ästhetik fand ich ganz nett.

Aber sonst war es m.E. der bisher schwächste Film der beiden bzw. der vier.

Kann man abhaken.

 

 

 

andreas-wendt antworten


tristesse
Beiträge : 19045

5.2. Polizeiruf Polen/Deutschland

Razcek ist weg, Ross ermittelt allein, diesmal geht es u.a. um Jakobswegpilger. Außerdem steht ihm ein Kollege zur Seite, der als erster am Tatort eintrifft und dran bleibt.

Ob André Kaczmarczyk allein ohne seinen augeschiedenen Kollegen funktioniert und wie sich dann der Interimsermittler macht bleibt abzuwarten. Ich bin gespannt und hoffe nach dem letzten schlechten Tatort ist diesmal der Fall besser.

 

tristesse antworten
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andreas
(@andreas-wendt)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

Beiträge : 1800

@tristesse 

Mir gefiel der ziemlich gut. Als Krimi funktionierte er, als Charakterstudie der Personen noch mehr.

Ross und der Kollege Rogov könnten von Alter und Auftreten her nicht unterschiedlicher sein. Und Ross ist dann der einzige, der diesem Typen ohne Vorurteile begegnet und ihm eine Chance gibt. Das ist sehr schön gemacht. Ich wäre aber nicht überrascht, wenn Rogov in der nächsten Folge wieder dabei ist.

Außerdem gewinnt Ross an Konturen, ist sehr schnell in die Rolle des Chefermittlers ohne Raczek reingekommen.

Nett, dass "Wolle" noch ein paarmal namentlich erwähnt wird (der Darsteller ist ja nach Abchluss der Dreharbeiten für den letzten Film verstorben), Adam aber nicht.

Am besten freilich gefiel mir, dass Rogov, der neue Kollege, eine Schimanski-Jacke trug. Zwei stilbildende Kommissarsepochen treffen aufeinander.

Großartig spielte daneben Godehard Giese, den wir eventuell in der Rolle auch noch öfter sehen.

Atmosphärisch hatte es wieder leichte Western-Drives, wofür Brandenburg und seine Menschen als Kulisse dienten. Das Thema "Überschuldung" könnte ja, gerade in einer strukturschwachen Gegend, auch noch ernster inszeniert werden und nicht nur als Auslöser für einen psychologisch raffinierten Krimi. Unter dem Unterhaltungsaspekt war ich froh, dass das nicht so gemacht wurde, kann aber auch verstehen, wenn das auf manche oberflächlich wirkt.

Wegen Ross, Rogov und Jonathan Hüter allemal sehenswert, und die Story ist auch in Ordnung.

andreas-wendt antworten
tristesse
(@tristesse)
Beigetreten : Vor 2026 Jahren

Beiträge : 19045

@andreas-wendt 

Außerdem gewinnt Ross an Konturen, ist sehr schnell in die Rolle des Chefermittlers ohne Raczek reingekommen.

Ich fand es krass, wie wenig ich Raczek vermisst hab. Ross hat genug Profil für zwei oder drei. Stieg aus dem Auto und schon war er präsent. Mir gefällt die Ruhe, die er hat und erst am Ende hat man einen kleinen Moment wo man merkt, dass er auch anders, nämlich ungemütlich sein kann.

Ansonsten ist Ross ruhig, ohne reserviert zu sein, freundlich ohne sich anzubiedern unauffällig, aber nicht ohne Profil. Toller Typ, gefällt mir gut und man merkt, dass er aus dem Theater kommt.

Nett, dass "Wolle" noch ein paarmal namentlich erwähnt wird (der Darsteller ist ja nach Abchluss der Dreharbeiten für den letzten Film verstorben), Adam aber nicht.

Tolle und liebevolle Hommage. Auch wenn dem Zuschauer nicht verraten wird, wo er hingekommen ist, bleibt sein Platz unbesetzt und nicht mal der "Neue" darf dort lange verweilen.

Der Fall an sich. Hach ja. Gewinnt keinen Oscar fürs Drehbuch. War mir alles zu weit hergeholt, wieder mal Zufälle, die es so nicht geben sollte und das Ende meiner Meinung nach doch sehr hanebüchernd.

Interessanterweise war das aber im Zusammenspiel mit dem wunderbaren Team völlig wurscht. Wenn die Handung schon nichts taugt, muss es das Setting retten und das hat in unseren Augen diesmal wunderbar geklappt.

Ich wäre aber nicht überrascht, wenn Rogov in der nächsten Folge wieder dabei ist.

Ross' Schlußsatz lässt nichts anderes zu, ich bin damit sehr einverstanden. Ebenso, dass Godehard Giese endlich mal mehr als drei Sätze sagen durfte fand ich gut. Das kann so bleiben.

Bekommt von mir 4 von 5 Hähnchendönern (einen Punkt Abzug für den schwachen Fall) und eine Schublade voll Naschkram obendrauf.

tristesse antworten
andreas
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12.2. Schwarzwald "Unten im Tal"

Tobler und Berg ermitteln in einem "Cold Case". Die Leiche einer Person, in deren Verschwinden sie vor 14 Jahren ermittelten, ist aufgetaucht.

Das Setting: düster-romantisches Schwarzwalddorf, alte Geschichten, ein seit Jahren Verdächtiger, dem nichts nachgewiesen wurde, aber alle misstrauen, tolle Schauspieler dazu, malerische Kulissen. Alle Zutaten, die ein guter mysteriöser Krimi bräuchte.

Das ganz erinnerte mich sehr an den französischen Mehrteiler "Die Bestie von Bayonne", der letztes Jahr im ZDF lief.

Und hier bin ich ratlos: "Die Bestie von Bayonne" funktionierte. Dieser Film nicht. Und ich habe noch nicht raus, warum.

andreas-wendt antworten
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tristesse
(@tristesse)
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@andreas-wendt 

Und hier bin ich ratlos: "Die Bestie von Bayonne" funktionierte. Dieser Film nicht. Und ich habe noch nicht raus, warum.

Es hätte schon mal geholfen, wenn Eva Löbau und Hans-Jochen Wagner wenigstens einen Hauch von Persönlichkeit und Leben in ihre Rollen eingebracht hätten. Nichts gegen Zurückhaltung, das hätte ich mir bei so manch anderem Team in letzter Zeit gewünscht, aber das war die totale Passivität. Da gibt es nichts zum sympathisch finden und nichts zum nicht leiden können, die spulen ihre Dialoge ab, fahren ne Kiste Äpfel durch die Gegend und schauen betroffen. Ach ja, ermitteln tun sie auch noch.

Der Fall an sich bot viel Potential, ich fand ihn durchaus spannend, auch wenn das eine oder andere Klischee vielleicht vermeidbar gewesen wäre, aber sonst gibt es nicht viel zu meckern. Die Auflösung war ziemlich gruselig und traurig, mal wieder bot der Fall am Ende ein breites Spektrum an Verlierern, was mich nicht unberührt ließ. 

Vielleicht könnte man mal anfangen, kleine Dörfer nicht immer so negativ und frustrierend darzustellen, diese ewige Düsternis und Tristesse ist schon mühsam, auch im Schwarzwald scheint mal die Sonne und nicht alle Dorfbewohner sitzen traurig in der Kneipe oder starren betrübt in die Ferne.

Ob man sich jetzt auf das Thema "Die Rückkehr der Wölfe in deutsche Wälder" so fokussieren muss, möchte ich auch mal fragend in den Raum stellen, da hat man es sich etwas zu einfach gemacht. Aber vielleicht war das auch mal wieder ne Metapher, die ich nicht verstanden hab.

Im letzten Polizeiruf rettete den Fall das interessante Team, in diesem war es dann umgekehrt. Von mir aus brauchen die beiden nicht mehr auftreten.

Bekommt 3 von 5 angebissenen Äpfeln und ein Schnäpschen obendrauf. 

tristesse antworten


andreas
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19.02. Polizeiruf Rostock "Daniel A."

Ja, ich vermisse Tempo und Stil der Bukow-Ära. Aber es wäre unfair, diesen Film daran zu messen.

Melly Böwe ist jetzt, nach einem Gastspiel letztes Mal, fest im Team in Rostock, gibt ihren Einstand, und das Team muss sich zusammenfinden. Kennen wir alles schon.

Ging aber alles unter gegenüber dem Episodenthema und seiner Hauptrolle, Trans Mann Daniel, der als Zeuge eines Verbrechens gesucht wird, aber fürchtet, dadurch zu einem verfrühten Outing gezwungen zu sein.

Insofern ist das Verbrechen Auslöser für das persönliche Drama, und insofern ist es ein Kriminalfilm und damit legitimer Teil des Sonntagabends im Ersten.

Der Erzählung sind Täter, Opfer, Ermittlerinnen ziemlich egal, es geht ihr um den Zeugen. Das kann man toll finden oder ganz doof. Aber der Film ist darin konsequent und darum ein guter Film. Die Episodenhauptrolle war hervorragend besetzt.

Insofern kann ich persönlich Dinge vermissen, etwa stellenweise etwas straffere Erzählung oder "den klassischen Sonntagskrimi", es gelingt mir aber nicht, das als Kritik an dem Film zu formulieren, den ich gesehen habe. An dem habe ich, wenn ich mich drauf einlasse, nichts auszusetzen.

Manchen hier mag es fürs Drauf-Einlassen helfen, den Diskussionsstand der christlichen Ethik zum Thema Trans-Identität präsent zu haben. Dafür sei die allerfrischeste Folge von "Karte und Gebiet" empfohlen: https://karte-und-gebiet.de/home/18-folge-transidentitaet/

 

andreas-wendt antworten
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tristesse
(@tristesse)
Beigetreten : Vor 2026 Jahren

Beiträge : 19045

@andreas-wendt 

Ja, ich vermisse Tempo und Stil der Bukow-Ära. Aber es wäre unfair, diesen Film daran zu messen.

Wir haben den "alten" Rostock nicht vermisst, was aber daran lag, dass die letzten Bukow Fälle einfach nicht mehr unseren Geschmack trafen. Die Beziehung König/Bukow und was sie alles an Altlasten mit sich herumschleppten wurde kompliziert und nervte uns zunehmend. 

Melly Böwe ist jetzt, nach einem Gastspiel letztes Mal, fest im Team in Rostock, gibt ihren Einstand, und das Team muss sich zusammenfinden. Kennen wir alles schon.

Und das macht sie richtig gut. Mit liebenswürdiger Sturheit und ab und an auch ein wenig frech erkämpft sie sich ihren Platz im Team und dem können die Kolleg*innen irgendwann nicht mehr entgegensetzen, gerade die König. Die kommt einfach nicht dazu, ihre Kollegin auszuklammern und zu ignorieren, weil die eben immer da ist, wenn auch oft etwas ungeschickt. Ähnlich wie bei Bukow am Anfang wischt sie einfach alles beiseite und bindet sich ein. 

Bukow steht wie der sprichwörtliche unsichtbare Elefant ständig im Raum, an ihm und den Verlust fürs Team kommt keiner vorbei, wobei jeder anders damit umgeht. Das Team wirkt eher zornig als traurig. 

Insofern ist das Verbrechen Auslöser für das persönliche Drama, und insofern ist es ein Kriminalfilm und damit legitimer Teil des Sonntagabends im Ersten.

Uns fiel auch irgendwann mal auf, dass das kein klassischer Kriminalfall (Leichenfund, Polizei, Ermittlung, Verdächtigung, Befragung, Verwirrung, Verfolgung, Auflösung) war, aber es war uns völlig egal, wir waren total fasziniert von Daniel und seiner Geschichte. Dass der Täter dann wie beiläufig überführt wurde, stand einfach hinter dieser starken Erzählung zurück. Diese von den Ermittlungen in den Hintergrund drängen zu lassen wäre schade gewesen. 

Die Episodenhauptrolle war hervorragend besetzt.

Der war generell sehr gut besetzt, aber Jonathan Perleth als Daniel stach schon echt heraus. Wie der mit einem Blick seine Emotionen freilegen konnte war faszinierend. Die Rolle mit einem Transmann zu besetzen war ein guter Schachzug. Nebenfigur Armin fanden wir dann nicht ganz so gut besetzt, aber die Rolle war toll. 

Waren Pöschel und Thiesler eigentlich immer schon so blöd? Kann mich gar nicht mehr erinnern.

Im Rostock-Bukow Universum hätte das Ganze wohl in Chaos und Verzweiflung geendet, so ein glattes,  versöhnliches Ende ist man von Rostock gar nicht gewohnt, aber gerade das hat uns ganz gut gefallen.

Bekommt ein Tablett frische Scones und ein paar 80er Jahre Hits oben drauf. 

tristesse antworten
Seite 5 / 10
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