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Zwischen Missbrauch und dem gesellschaftlichen Muss

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Saturius
Themenstarter
Beiträge : 11

Hi,

ich bin neu hier. Und ich muss zugegeben, früher war ich gläubig. Aber mit den Jahren verlor ich den Glauben. Aus Wut? Aus Hass? Aus Selbstzweifeln? Aus dem, was in meiner Kindheit passierte?

Ich weiß es nicht. Lange Zeit war ich ohne Glaube glücklich, weil ich mir sagte, was mir passierte, lässt kein Gott zu. Und doch bin ich hier. Und doch frage ich fast jeden Abend zu Gott: "Warum?"

Es ist viel passiert in meinem Leben. Ich versuche es für euch möglichst kurz zu halten.

Als ich 6 war starb meine Schwester an metachromatischer Leukodystrophie (was das genau ist, lest es bitte nach, zu umfangreich es zu erklären).

Ca. als ich 8 war fing es an, dass mein Bruder mich für gewisse Gefälligkeiten .... Wenn ich was von ihm geliehen haben wollte sollte ich eine gewissen Gegenleistung bringen. Ich wisst, was ich meine.

Es war unregelmäßig. Aber das ging bis zum 12. Lebensjahr. Er war dann 15 und hatte eine Freundin. Ab da hörte es auf.

Ich habe das bisher "gut" weggesteckt. Aber mit 19 fing ich an zu ritzen. Zuerst war mein Grund, weil meine Freundin mich verließ. Aber das war es nicht. Es war Wut auf mich selber. Ja, es grenzte schon an Hass.

Die Ritzerei hab ich schon seit über 10 Jahren nicht mehr.

Ich sprach meinen Bruder vor 2 Jahren an. Seine Antwort am Telefon "keine Ahnung mit wem du das erlebt hast, aber mit mir nicht. Du an meinem P.... Das ist ja widerlich.... " etc pp.

Natürlich leugnet er es. Ich bin ihm auch nicht mehr böse. Ich wollte es nur abgehandelt haben. Aber er leugnet es. Vllt aus Scham, Vllt weil er es selbst verdrängt hat.

Ich habe es auch meinen Eltern erzählt vor 4 Jahren. Sie waren geschockt. Aber deren Verhalten zeigt mir auch, sie glauben es nicht.

 

Ich weiß nicht, was ich mir von diesem Post verspreche oder erhoffe.

Ich beantworte auch gerne Fragen. Vllt hilft mir das auch.

Ich danke für dieses Forum

Der neue Manuel

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Saturius
Themenstarter
Beiträge : 11
Veröffentlicht von: @mariposa22

Es ist nicht leicht, sich vom Einfluss der Familie zu befreien und ein eigenes selbstbestimmtes Leben zu führen. Es ist in einem drin, dass man den Eltern gefallen will.

Davon kann ich mich nicht freisprechen. Natürlich ist auch in mir der Wunsch, den Eltern zu gefallen und deren "Stolz" zu erhalten. Und das habe ich ich gute 15 Jahre versucht. Aber ich war eben nicht glücklich. Es war ein langer Prozess. Ich bin selbstbewusst. Wenn man mich kennenlernt, bin ich stolz auf mich und mein Leben. Auch wenn es eben nicht der allgemeinen Gesellschaft gefällt. Aber ICH bin zufrieden und glücklich.

Veröffentlicht von: @mariposa22

Im Grunde genommen wartet man darauf, dass die Eltern anerkennen, dass man erwachsen ist und bereit ist, sich dem Leben zu stellen. Irgendwie will man einen Freifahrtschein von den Eltern, den man aber möglicherweise niemals erhält. Viele Eltern wollen gar nicht, dass die Kinder sich ablösen, weil sie Angst davor haben, dass die Kinder mit ihrem eigenen Leben den Eltern vor Augen führen, was mit deren eigenem Leben nicht stimmt.

Meine Mutter ist eine Glucke. Wenn ich mich mal 3 Tage gar nicht melde, macht sie sich Sorgen. Mein kleiner Bruder lebt in Schweden und meldet sich fast gar nicht bei der Familie (er hat ja soooo viel zu tun und ohne ihn dreht sich die Welt nicht mehr) und hat vor Kurzem eine Tochter bekommen. Mein großer Bruder hat Frau und 2 Kinder, der meldet sich nur, wenn sie mal nen freien Abend haben wollen.

Meine Mutter braucht das Familienleben. Sie hat Depressionen (ihre Mutter hat sich kurz vor meiner Geburt das Leben genommen, ihr Vater war die Hölle in ihrer Kindheit, ihre Schwester ist an Demenz erkrankt und sie kümmert sich um sie, dann der Tod meiner Schwester damals).

Sie hat meine Lebensweise und Lebensansichten akzeptiert, wenn sie die auch nicht gutheisst. Natürlich wünschen sich die Eltern dass ihre Kinder ein gutes Leben haben (heute häufig definiert durch Einkommen und damit finanzielle Freiheiten).

Mein Vater ist... Er hat immer gearbeitet. Von Morgens bis Abends. Für ihn ist Arbeit seine Definition von Frei sein. Deshalb arbeitet er auch jetzt in seiner Rente mit 75 Jahren. Er braucht es. Aber genauso intolerant ist er auch. Wer wenig arbeitet kann nicht wirklich glücklich sein. Wer gar nicht arbeitet, ist nicht glücklich. Wer wenig Geld hat, kann sich nicht frei fühlen. Denn man muss ja Urlaub machen, wegfliegen, in Hotels, irgendwo am Strand liegen etc. Sich also mit irgendeinem Luxus definieren um von anderen zu hören, wie toll man ist. Kann man machen.

Aber ich bin nicht so.

Leben bedeutet für mich, die Zeit zu genießen, die mir Gott schenkt. Mich nicht den Ansichten der Gesellschaft zu unterwerfen nur um eine Erwartung zu erfüllen. Zeit für mich selbst zu nehmen. Die Zeit zu genießen und zu nutzen.

Ich brauche keinen Urlaub in der Türkei, auf den Malediven, in Ägypten oder auf Teneriffa. Mit dem Zug irgendwohin fahren, die Stadt und die Landschaft genießen. DAS ist Urlaub. Nicht irgendwo sein um anderen zu imponieren.

Veröffentlicht von: @mariposa22

Ich habe den Eindruck, du bist ein sehr reflektierter Mensch, der sich nicht so leicht in ein Schema pressen lässt. Ich denke, du bist auf dem richtigen Weg.

Bis vor ein paar Jahren war ich nicht so reflektiert. Ich wollte gefallen, es möglichst allen recht machen. Hauptsache, die anderen finden mich toll. Bis ich mit meiner Unzufriedenheit am Ende war. Mag sein, das vieles in meinem Leben anderen nicht gefällt. Aber, wie ich schon oben schrieb, wenn der Preis "toll" zu sein Werte wie Treue, Loyalität, Aufrichtigkeit und Sozialität abzugeben, bin ich lieber nicht "toll". Und dadurch fühle ich mich "toller".

Ich hoffe, du verstehst, was ich damit meine.

 

Veröffentlicht von: @kommode

*seufz* Da wird mal wieder der Bock zum Gärtner gemacht... Schuldzuweisungen in dieser Sache und ein Nicht-Glauben(-Wollen) der Übergriffe Deines Bruders. Wegsehen und das Weiterreichen von Verantwortung... leider ein übliches Schema.

Ja, mein Vater hat seine eigene Ansicht der Welt. Man kann nicht zufrieden sein oder glücklich, wenn man nicht seine Ansicht der Welt für sich selbst lebt. Und mein Bruder selbst leugnet natürlich den Missbrauch. Ich vermute mal, mein Vater leugnet es, weil er zum einen schon 2 Kinder verloren hat durch Tod und nicht noch ein Kind verlieren will. Zum anderen aber auch, "was nicht sein darf, das nicht sein kann."

Ich bin ihm auch nicht böse, dass er es nicht akzeptiert oder sehen will. Es ist ok. Den Missbrauch hab ich auch akzeptiert. Ich kann ihn weder rückgängig machen noch vergessen lassen. Aber ich kann mich auch nicht drin suhlen und bestimmen lassen. Unter den Teppich kehren kann ich ihn aber auch nicht.

 

Veröffentlicht von: @kommode

Eltern haben ja oft eine genauere Vorstellung davon, wie ihr Kind glücklich wird und bleibt, als das Kind selbst 😉 Meistens meinen sie es auch gut

Das tun beide. Im Grunde wollen sie, dass ich glücklich bin. Aber sie und ich definieren Glück eben unterschiedlich. Und sie verstehen nicht, dass ich fernab ihrer Maßstäbe doch glücklich bin. In ihren Augen kann ich nicht glücklich sein. Und in meinen Augen verstehe ich nicht, wie sie sich glücklich fühlen wenn sie mehr Zeit für einen fremden (Arbeitgeber) aufbringen als für ihr eigenes Privatleben.

Aber sie sind es. Und das reicht mir dann.

Veröffentlicht von: @kommode

Du musst nicht gut finden oder es für Dich wollen, was ich wie mache oder lebe. Aber nimm es einfach als meine Entscheidung hin. Wir können sie diskutieren, Du kannst mir Deine Meinung dazu sagen. Aber am Ende ist meine Entscheidung die, die zählt.

Genau das sage ich dann auch. Man muss mein Leben, meine Lebensweise oder meine Lebenseinstellung nicht toll finden. Genauso wie ich andere nicht toll finden muss. Aber ICH entscheide, was mir gut tut und womit ich mich glücklich fühle. Glück ist subjektiv. Ebenso wie Leid.

saturius antworten
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komMODe
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(@kommode)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

Beiträge : 370

@saturius 

Hallo Saturius

Schon seitdem Du die ersten Male über den Lebens(ver)lauf Deiner Mutter geschrieben hast, beschäftigt es mich.
Was sie erlebt hat, ist traumatisch. Gut, dass sie sich hat therapeutisch begleiten lassen. Ob es ihr geholfen hat, kann ich nicht beurteilen. Du sprachst davon, dass es anscheinend nicht soooo erfolgreich war - aber wer weiß, wie es ohne Therapie gelaufen wäre?! Eine solche Geschichte so unter die Füße zu bekommen, dass sie nicht in irgendeiner Form auf das Umfeld ausstrahlt, wäre schon großes Kino. Dass Ihr als Kinder unbewusst und ungewollt in Mitleidenschaft gezogen wurdet, ist nicht verwunderlich. Umso größer mein Respekt für den Weg, den Du zu Dir, zu Deinen eigenen Entscheidungen gegangen bist.

 

Mein Vater ist... Er hat immer gearbeitet. Von Morgens bis Abends. Für ihn ist Arbeit seine Definition von Frei sein. Deshalb arbeitet er auch jetzt in seiner Rente mit 75 Jahren. Er braucht es.
...
Und in meinen Augen verstehe ich nicht, wie sie sich glücklich fühlen wenn sie mehr Zeit für einen fremden (Arbeitgeber) aufbringen als für ihr eigenes Privatleben.

Arbeit und Dauerbeschäftigung kann auch wunderbar von Dingen ablenken, denen man nicht begegnen, mit denen man sich nicht beschäftigen möchte.

Einen sonnigen Tag Dir

komMODe

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Saturius
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Beiträge : 11

Hi @komMODe

Veröffentlicht von: @kommode

Schon seitdem Du die ersten Male über den Lebens(ver)lauf Deiner Mutter geschrieben hast, beschäftigt es mich.

Inwieweit?

Ich habe meine Oma nie kennengelernt. Sie hat sich das Leben genommen, als meine Mutter mit mir im 5 oder 6. Monat schwanger war. Ich habe sie also nie kennengelernt. (mütterlicherseits).

Veröffentlicht von: @kommode

Was sie erlebt hat, ist traumatisch. Gut, dass sie sich hat therapeutisch begleiten lassen. Ob es ihr geholfen hat, kann ich nicht beurteilen. Du sprachst davon, dass es anscheinend nicht soooo erfolgreich war - aber wer weiß, wie es ohne Therapie gelaufen wäre?!

Da hast du recht. Keine Ahnung, wie es ohne Therapeut gelaufen wäre. Aber ihre Depressionen sind weder besser noch schlechter geworden. Aber wenn ich zu einem Arzt gehe um einen Bruch behandeln zu lassen und nach x Jahren immer noch mit dem Bruch leben muss.... Ihr hilft es bzw tut es gut zu ihm zu gehen. Aber nach über 5 Jahre sollte ein Arzt einen Bruch auch versorgen statt ihn nur zu pflegen.

Ich hoffe, du verstehst was ich meine.

 

Meine Eltern haben erst vor 7 Jahren von dem Missbrauch erfahren. Und ICH habe den Eindruck, dass sie es nicht wirklich glauben. Ob Verleugnung oder Unglaube mir gegenüber weiß ich nicht. Aber ich habe mich ihnen damals geöffnet (leider unter Alkohol), und meine Mutter war sichtlich erschrocken über das Gesagte. Mein Vater auch aber eben ziemlich "solide".

Heute habe ich den Eindruck, dass sie das nicht glauben oder wissen wollen. Als ich letzte Woche beim Gespräch mit meinem Vater das kurz erwähnt habe, hat er schnell das Thema gewechselt. Ich hatte meinen großen Bruder ja darauf angesprochen. Natürlich hat er das abgewiegelt und verneint. Was ich auch verstehen kann.

Aber ich habe den Eindruck, dass auch meine Eltern sagen "der war damals betrunken als er uns das sagte. Wer weiß, was dran ist".

 

Arbeit und Dauerbeschäftigung kann auch wunderbar von Dingen ablenken, denen man nicht begegnen, mit denen man sich nicht beschäftigen möchte.

saturius antworten
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lubov
 lubov
(@lubov)
Beigetreten : Vor 19 Jahren

Beiträge : 2684

@saturius Hallo du,

Keine Ahnung, wie es ohne Therapeut gelaufen wäre. Aber ihre Depressionen sind weder besser noch schlechter geworden. Aber wenn ich zu einem Arzt gehe um einen Bruch behandeln zu lassen und nach x Jahren immer noch mit dem Bruch leben muss.... Ihr hilft es bzw tut es gut zu ihm zu gehen. Aber nach über 5 Jahre sollte ein Arzt einen Bruch auch versorgen statt ihn nur zu pflegen.

Als ich das erste Mal wegen Depressionen in Behandlung war, hab ich ähnlich gedacht. Ich ging in eine tolle Privatklinik und erwartete, wie ein Auto repariert zu werden. Man hat dort 6 Wochen gebraucht, bis ich bereit war, zu hören, - und zu begreifen begann - dass Menschen keine Autos sind.

Depressionen können etwas sein, was einen das ganze Leben begleitet - und bei dem man mal mehr, mal weniger Unterstützung braucht - das ist sehr individuell.

 

Übrigens gibt es auch Krankheiten, bei denen man mit Brüchen leben muss, mit Unterstützung vom Arzt besser als ohne. Eine Freundin von mir hatte, als Folge einer anderen Grunderkrankung, immer mindestens einen gebrochenen Knochen im Fußgewölbe. Heilte einer zusammen, brach ein anderer. Sie wollte keine Amputation - also bekam sie gepolsterte Schuhe, stabilisierende Bandagen etc.

Ein anderer Freund hat Glasknochen... da sind Brüche an der Tagesordnung.

Ich verstehe, und kenne auch selber, dass man als Kind unzufrieden, manchmal auch unglücklich mit dem ist, was Eltern tun oder nicht tun. An manchen Stellen sollte man - muss ich mir auch immer wieder mal selbst sagen - nicht ungerechtfertigt hart mit ihnen ins Gericht gehen. Sorgt letztlich auch dafür, dass man unzufrieden ist an einer Stelle, die man eh meist nicht ändern kann, verbraucht also unnötig Kraft, die man besser für sich selbst nutzen könnte. Und ja, ich halte meine eigene Nase grade fest, während ich schreibe, und grinse über mich selbst.

 

Gruß und Segen
lubov

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Saturius
(@saturius)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 11

@lubov 

Entschuldige, die hattest geantwortet während ich noch schrieb.

 

Natürlich gibt es Brüche, die niemals heilen und man ständig einen Arzt braucht.

Meine beiden Eltern haben viel "scheiße" durch, die ich niemandem wünsche. Mein Vater hat aus 1. Ehe 2 Kinder. das 2. Kind starb mit 3 Monaten durch plötzlichen Kindstod. Danach musste er für ein paar Monate nach Belgien, weil er einberufen wurde zum Wehrdienst. Als er zurückkahm war seine Frau mit seinem Sohn einfach weggezogen, Wohnung leer, und 20.000 Mark schulden (war in den 70ern).

Dann hatte er mit meiner Mutter eine Tochter, die 6 Jahre lang ganz normal und gesund war. Und dann brach die tückische und unheilbare Krankheit durch, an der sie starb.

Nach der Scheidung lernte er eine wirklich tolle Frau kenne, die an Krebs starb nach 2 Jahren. Dann lernte er eine andere ebenso schöne und tolle Frau kennen. Sie starb ebenfalls an Krebs. Ein paar Jahre später erkrankte seine Schwester an Krebs und starb auch daran. Seine Mutter erkrankte an Alzheimer und starb ebenfalls (er kümmerte sich auch im Krankenhaus um sie und musste für ihre Patientenverfügung kämpfen, dass sie umgesetzt wurde).

Meine Mutter hatte einen bösen Vater (in Urlaubsfahrten drohte er mehrmals, das Auto in den Abgrund zu fahren um alle zu töten, schlug sie und ihre Geschwister zur Strafe... ) Ihre Mutter hat sich in der Wanne das Leben genommen, sie verlor meine Schwester wie oben schon erwähnt...

Und dann komm ich noch dazu und erzähle nach 30 Jahren, dass der älteste Sohn mich sexuell missbraucht hat. Ich verstehe, dass beide das nicht wahrhaben wollen und es wegschieben. Ändert aber nichts an der Tatsache.

saturius antworten
Saturius
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Beiträge : 11
Veröffentlicht von: @saturius

Arbeit und Dauerbeschäftigung kann auch wunderbar von Dingen ablenken, denen man nicht begegnen, mit denen man sich nicht beschäftigen möchte.

Leider wurde die Bearbeitung nicht übernommen.

Ja, mein Vater war immer ständig arbeiten. Vermutlich um sich selbst "Ruhe" zu verschaffen.

Das nehme ich nicht übel. In meiner Vergangenheit war ich auch mit Frauen zusammen, die Kleinkinder hatten. Und das ist anstrengend. Sowohl für die Mütter als auch für die Väter. Aber ich habe die Kinder genauso lieb gehabt und mich um sie gekümmert.

Bestes Beispiel: Ich war damals 22. Lernte eine Frau kennen mit 2 Kindern. Der "große" war 3, die kleine war 1,5 Jahre alt. Die kleine hatte einen ganz bösen Herzfehler. 3 mal im Jahr war eine Katheteruntersuchung um auf die OP vorzubereiten (2 Shunts, 3 Stants). Jedesmal hab ich mir Urlaub genommen und im Wohnheim mit meiner damligen Freundin "gewohnt". Kein billiges Vergügen.

Am Tag der großen HerzOP hab ich auch Urlaub genommen. Unbezahlt. Aus den angesetzten 6 Stunden wurden 14 Stunden OP. Aber die kleine hat es überstanden und war danach gesund.

 

Was ich sagen wollte. Ja, ich verstehe meinen Vater, dass er sich in Arbeit stürzt um dem Stress privat zu entfliehen. Aber wenn es drauf ankam, war er immer da. Für meine Schwester hat er seinen gut bezahlten Job gekündigt um die letzten Jahre für sie da zu sein. Auch für uns anderen Kinder ist er immer erreichbar und steht parat, wenn es darauf ankommt.

Also an Liebe und Fürsorge scheitert es in meiner Familie nicht. Eher an den Ansichten.

Ich habe meinen Mist in der Vergangenheit gebaut. Keine Frage. Aber Besserung und Einsicht wird mir nicht zugestanden (jedenfalls von meinem Vater aus).

Der Missbrauch wurde wahrgenommen als ich es erzählte, aber rückblickend nicht geglaubt bzw auf meinen damaligen Alkoholismus abgeschoben. Nach dem Motto "der war besoffen, als er das erzählte. Ob das alles so war... " Das merke ich ja, wenn mal das Thema nebenbei aufkommt.

saturius antworten


komMODe
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Moin Manuel @Saturius

Nur um Missverständnissen vorzubeugen: Ich versuche nicht, Deine Eltern zu verteidigen, sie in die 'sie hatten es auch schwer'-Ecke zu stellen, um Verhalten zu rechtfertigen.

Vielmehr beschäftigt mich der rote Faden, der sich durch Generationen zieht. Was Deine Eltern teilweise in ihren Herkunftsfamilien erlebt haben, was ihnen dort schon für ihr Leben mitgegeben wurde, hat sie geprägt. Und damals war es fast unmöglich (selbst wenn man gewollt hätte), sich Hilfe zu organisieren.

Schau Dir die Kriegs- und Nachkriegsgenerationen an (zu denen Deine Eltern auch gehören, schätze ich). Was haben die Menschen damals teilweise miterlebt, mit angesehen. Und da es so viele betraf, außerdem gar keine wirkliche Wahl bestand, ging es dann mit der Tagesordnung weiter. Und innerlich triggerten die Bilder, prägten die Erfahrungen den Umgang mit sich selbst und den Kindern etc Diesen Menschen möchte und kann ich gar keinen Vorwurf machen.  Es gab schlicht neben dem schwierigen und schmerzhaften Versuch der Selbstreflektion (nahezu) keine Möglichkeit der Hilfe.

Was Deine Eltern an traumatischen Erlebnissen 'gesammelt' haben, kann nicht spurlos an ihnen vorbeigehen. Und es beeinflusst zwangsläufig auch ihr Verhalten Euch Kindern gegenüber. An der Liebe zu Euch mangelt es nicht, schreibst Du. Das glaube ich Dir. Aber es scheitert an den Ansichten, sagst Du. Auch hier meine Zustimmung.

Sinngemäß las ich mal irgendwo die Aussage: 'Eine besch...ne Kindheit ist kein Grund, auch ein besch...er Erwachsener zu werden.' Unsere Herkunft und Lebenserfahrungen nehmen uns nicht aus der Verantwortung für uns selbst und anderen Menschen. Das Wahrnehmen der Verantwortung kann z.B. auch schon bedeuten, Unvorstellbares für möglich zu halten. Dem eigenen Kind Glauben zu schenken, wenn es von einem Übergriff berichtet. Das mag für Eltern eine gefühlsmäßige Katastrophe sein, es mag jenseits ihrer Vorstellungskraft liegen. Aber nicht Du bist in der Verantwortung, sie vor weiteren Schockmomenten zu schützen. Sie haben eine Verantwortung Dir gegenüber. Sie haben die Verantwortung dafür, dass ihre Kinder Sorgen und Leid nicht hinnehmen und still ertragen müssen -wie sie es wohl selbst getan haben. Klar, Du bist kein Kind mehr. Aber Du bist IHR Kind. Wenn sie Dich auch damals vielleicht nicht haben schützen können, wäre der Schutz heute durch ein Anerkennen und Glauben angebracht.

Liebe Grüße

komMODe

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Saturius
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Beiträge : 11
Veröffentlicht von: @kommode

Nur um Missverständnissen vorzubeugen: Ich versuche nicht, Deine Eltern zu verteidigen, sie in die 'sie hatten es auch schwer'-Ecke zu stellen, um Verhalten zu rechtfertigen.

Das habe ich auch so nicht verstanden. Keine Sorge. Ansonsten hätte ich eher eine Nachfrage gestellt.

 

Veröffentlicht von: @kommode

Vielmehr beschäftigt mich der rote Faden, der sich durch Generationen zieht. Was Deine Eltern teilweise in ihren Herkunftsfamilien erlebt haben, was ihnen dort schon für ihr Leben mitgegeben wurde, hat sie geprägt. Und damals war es fast unmöglich (selbst wenn man gewollt hätte), sich Hilfe zu organisieren.

Ja, unsere Eltern sind mit anderen Erziehungsmethoden aufgewachsen als wir. Mein Vater hatte es noch mit dem Rohrstock auf die Finger bekommen in der Schule. Meine Mutter durfte als Frau/Mädchen keine wirkliche Meinung haben. Ihr Bruder hatte mehr Rechte als sie.  Ja, all das weiß ich und wissen auch meine Eltern.

Teilweise haben sie es besser gemacht. Ja, ich bekam eine auf den Ar... wenn ich es überzogen hatte. Ich würde jetzt nicht sagen, dass es mir geschadet hat. Ich halte nichts von Gewalt oder "Klapsen" in einer Erziehung. Und ich war in ein paar Beziehung wo Kleinkinder zu meiner Freundin gehörten. Aber so gewaltsam das Kind auch war, reden... Einfach nur reden und erklären. Und nach ein paar Wochen war das Kind wie ausgewechselt.

 

Veröffentlicht von: @kommode

Was Deine Eltern an traumatischen Erlebnissen 'gesammelt' haben, kann nicht spurlos an ihnen vorbeigehen. Und es beeinflusst zwangsläufig auch ihr Verhalten Euch Kindern gegenüber.

Ich mache meinen Eltern auch gar keinen Vorwurf. Ganz im Gegenteil. Sie haben uns alle 3 verdammt gut erzogen. Ok, beim ersten Kind hat man halt so seine Fehlversuche die das Kind auch prägen. Meine Mutter damals extrem pazifistisch. Bloß keine Strafe, nur diskutieren, keine Konsequenzen. Das zeigt sich eben auch heute. Aber sie lernten dazu. Das ist ok.

Veröffentlicht von: @kommode

Aber es scheitert an den Ansichten, sagst Du. Auch hier meine Zustimmung.

Ja, denn meine Eltern sind damit großgeworden "arbeiten. Immer Arbeiten. Wenn du arbeitest, geht es dir gut und du machst deinen Partner durch dein Einkommen glücklich". Mag sein, dass es in den 70ern und 80ern so war. Aber das ist heute nicht mehr. Man arbeitet mittlerweile nur noch um arbeiten gehen zu können. Aber ist eben eine Einstellungssache. Was auch ein anderer Thread wäre.

Veröffentlicht von: @kommode

Das Wahrnehmen der Verantwortung kann z.B. auch schon bedeuten, Unvorstellbares für möglich zu halten. Dem eigenen Kind Glauben zu schenken, wenn es von einem Übergriff berichtet.

2 Jahre nach meiner "Beichte" an die Eltern, was mein großer Bruder getan hat, kam mal wegen einem Nachrichtenbericht zur Sprache "Kinderfi... " gehören lebenslang weg. Worauf meine Mutter nur sagte "ja, das auf jedenfall". Ich hab mich nicht getraut zu fragen, was dann aus meinem großen Bruder werden soll...

Mit anderen Worten, sie hat es als "besoffene Behauptung" abgetan und es nicht für wahr gehalten.

Aber auch das ist ok. Es ist ihr Sohn. Und solange nichts bewiesen ist... Auf der anderen Seite redet der andere Sohn eben Unsinn. Ich möchte sie auch nicht damit belasten, weil sie derzeit mit ihrer dementen Schwester genug am Kopf hat.

Ich habe meinem Bruder die Tat verziehen. Aber verzeihen heisst nicht vergessen.

 

Veröffentlicht von: @kommode

Sie haben die Verantwortung dafür, dass ihre Kinder Sorgen und Leid nicht hinnehmen und still ertragen müssen -wie sie es wohl selbst getan haben. Klar, Du bist kein Kind mehr. Aber Du bist IHR Kind. Wenn sie Dich auch damals vielleicht nicht haben schützen können, wäre der Schutz heute durch ein Anerkennen und Glauben angebracht.

Auf der einen Seite richtig. Aber soll ich verlangen oder erwarten, dass sie meinen Bruder ächten und missachten? Sie haben schon viel Leid erlebt, durch den Verlust meiner Schwester. Soll ich ihnen noch den Glauben und die Liebe an noch einem Kind rauben?

Ich habe mehr oder minder mit dem Missbrauch abgeschlossen. Ganz abschliessen kann man das nicht. Scheinbar bereut es mein Bruder auch, sonst hätte er es nicht so wehement abgestritten, als ich mit ihm darüber sprach. Er will es wohl selbst nicht wahrhaben.

Aber ich kann nicht sagen, es passierte nie. Ich war und bin auch kein nachtragender Mensch. Aber wenn schon die eigenen Eltern einem scheinbar nicht glauben, dann tut es schon weh.

saturius antworten
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neubaugoere
(@neubaugoere)
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Beiträge : 15273

@saturius 

Hej, ich kann vielleicht nicht viel zu dir und/oder deiner Geschichte sagen. Ein Teil dieser deiner Antwort spricht mich allerdings an. Zu mir: ich bin vor vielen Jahren vergewaltigt worden durch meinen Freund. - Die Zeit danach war sicher für alle Menschen um mich herum sehr anstrengend. Meine Seele schlug wild um sich und "hasste" einfach alle und alles, nicht nur Männer (ich sprach mit einer Therapeutin drüber in der Therapie). - Mit einer damaligen Freundin riss ich das Thema mal an in einem Gespräch und sie sagte mir etwas, was mir jetzt eben beim Lesen dieser Worte von dir wieder einfiel:

Veröffentlicht von: @saturius

Auf der einen Seite richtig. Aber soll ich verlangen oder erwarten, dass sie meinen Bruder ächten und missachten? Sie haben schon viel Leid erlebt, durch den Verlust meiner Schwester. Soll ich ihnen noch den Glauben und die Liebe an noch einem Kind rauben?

Es bewirkte bei mir den "Startschuss" zur Heilung insgesamt, als ich es einfach nur zugegeben habe, vergewaltigt worden zu sein. Bis dahin war ich nämlich immer nur selbst schuld, versank in Hass und Selbstmitleid und was auch immer noch. Es macht einen Unterschied, wenn man drüber redet. In deinem Fall - so stelle ich mir das vor (ähnlich wie komMODe es sagte) - kann ich mir vorstellen ist es für dich hilfreich, wenn deine Eltern in einem Gespräch "es" einfach glauben und anerkennen, dass es passiert ist. Das kann eine Menge verändern, diese Annahme, dieses sich-dazu-stellen. Sie sollen niemanden ächten oder missachten. Aber dir gegenüber dazu stehen, was damals war oder eben nicht war, wie sie sich verhielten, also ihre Sichtweise von damals und von heute ... 

Ich hoffe, es kommt verständlich rüber. - Ja, vergessen habe ich nie. Ich habe vergeben. Und das hat Riesiges bewirkt ...

Lieben Gruß

neubaugoere antworten
komMODe
Moderator
(@kommode)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

Beiträge : 370

@neubaugoere @saturius

Moin Manuel und Neubaugöre

Während ich noch überlege, wie ich geschickter ausdrücke, was ich meine, hat Neubaugöre es treffend formuliert:

In deinem Fall - so stelle ich mir das vor (ähnlich wie komMODe es sagte) - kann ich mir vorstellen ist es für dich hilfreich, wenn deine Eltern in einem Gespräch "es" einfach glauben und anerkennen, dass es passiert ist. Das kann eine Menge verändern, diese Annahme, dieses sich-dazu-stellen. Sie sollen niemanden ächten oder missachten. Aber dir gegenüber dazu stehen, was damals war oder eben nicht war, wie sie sich verhielten, also ihre Sichtweise von damals und von heute ... 

Das Unvorstellbare glauben. Einfach, weil es mir mein Kind erzählt. Das ist sicherlich schwer und bedeutet einen riiiiesigen Sprung über den eigenen Schatten. Und es offenbart auch das eigene 'Versagen', denn man konnte sein Kind nicht schützen.

Liebe Grüße

komMODe

 

kommode antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 21528

@saturius 

Auf der einen Seite richtig. Aber soll ich verlangen oder erwarten, dass sie meinen Bruder ächten und missachten? Sie haben schon viel Leid erlebt, durch den Verlust meiner Schwester. Soll ich ihnen noch den Glauben und die Liebe an noch einem Kind rauben?

An dieser Stelle schwingt etwas mit, das ich als sehr typisch für den christlichen Glauben sehe wie er oft gelebt und interpretiert wird: Dass es für eine bestimmte Sache immer einen "Schuldigen" geben muss und man sich dann als Konsequenz daraus auf die "richtige" Seite stellen muss. Was in diesem Fall bedeutet, der "Schuldige" muss geächtet werden, bis eine "Wiedergutmachung" erfolgt ist.

Das erscheint zunächst richtig, und man kann sich der Logik hier auch nicht ganz verschließen. Aber es gibt einen Haken bei der Sache: Deine Eltern können nicht endgültig entscheiden, was damals passiert ist. Sie haben zwei verschiedene Aussagen, aber es gibt keine Beweise. Auf dieser Grundlage haben sie sich für die Seite entschieden, die für sie am bequemsten erscheint und zumindest aus ihrer Sicht den wenigsten Schmerz für sie selbst verursacht.

Es wäre für dich natürlich eine große Erleichterung, wenn sie sich klar auf deine Seite stellen und den Vorfall deutlich verurteilen würden.

Aber vielleicht wäre es bereits eine große Hilfe für dich, wenn sie zumindest die Möglichkeit einräumen würden, dass du recht haben könntest. Wenn sie also sagen: "Wir haben hier verschiedene Aussagen, wir können und wollen nicht entscheiden, was damals wirklich passiert ist... aber es ist möglich, dass du recht hast, und in diesem Fall täte uns das sehr leid, was damals passiert ist."

In diesem Fall gibt es keine klare Stellungnahme und Verurteilung. Aber du weißt ja, was damals wirklich passiert ist... und du hättest in diesem Fall die klare Distanzierung deiner Eltern, denn sie haben ja ausgesagt, dass sie das verurteilen würden.

Da du ja selber sagst, dass du mit der Sache längst abgeschlossen hast, wäre das vielleicht eine Lösung, mit der alle Beteiligten leben könnten - auch wenn es aus anderer Perspektive vielleicht als ein fauler Kompromiss wirkt, weil man sich natürlich eine klare Stellungnahme wünscht.

 

lucan-7 antworten


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Beiträge : 18002

@saturius 

Hi,

ich finde es klasse das dich geöffnet hast. Traurig aber auch das dadurch vorher schlechte Erfahrung gemacht hast.

Du wirst einen Weg finden damit leben zu können. Da bin ich ziemlich sicher. Aber du musst es ja auch wirklich wollen und das tust du. Siehe dich nie als dauerhaftes Opfer. Komm da raus und denke mal nach was Vergebung ausrichten kann und was es mit dir macht. Da muss man nicht unbedingt Christ sein. Vergebung ist, du sprichst dem Täter frei und lösst dich von deinem Schmerz. Dann akzeptiere das und lass es nicht in deinem Kopf / Herz zu. Das kann man leben. Irgendwann war das mal eine unangenehme Sache, aber  das Leben mit seinen schönen Seiten und Herausforderungen  überwiegt. Geniesse das, es lohnt sich. 

Mach dir nicht die Mühe mit Konfrontation. Das bringt nichts. Wenn du Stärke hast, dann sag dem Täter: Ich vergebe Dir! Das ist deine Stärke 🙂

Geniesse das Leben 🙂

M.

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komMODe
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(@kommode)
Beigetreten : Vor 17 Jahren

Beiträge : 370

@meriadoc 
Moin Meriadoc,

ich ahne, was Du sagen möchtest bzw was Du meinst

"Komm da raus und denke mal nach was Vergebung ausrichten kann und was es mit dir macht. Da muss man nicht unbedingt Christ sein. Vergebung ist, du sprichst dem Täter frei und lösst dich von deinem Schmerz. "

Und es ist schön, wenn mal jemand das Thema Vergebung anspricht, ohne die 'Du musst ihr/ihm (nur) vergeben'-Keule zu schwingen.

Ganz unkommentiert möchte ich Deine Äußerung jedoch nicht stehenlassen, um einer ungute Einordnung vorzubeugen. Vergebung kann im Laufe -und oft erst am Ende- einer Aufarbeitungs/Verarbeitungsphase stehen. Jemandem zu vergeben heißt nicht, ihn frei zu sprechen, aus der Verantwortung und den Konsequenzen für sein Handeln zu entlassen. Es bedeutet, jemandem (berechtigte) Vorwürfe nicht mehr hinterherzutragen. Vielleicht vergleichbar mit: Du hast Schlimmes getan. Das war falsch, und Du wirst auch dafür geradestehen müssen. Aber ich möchte/muss es Dir nicht mehr vorhalten.
Diese Haltung einnehmen zu können, ist nicht selbstverständlich und bedarf in aller Regel eine ganze Zeit.

Liebe Grüße

komMODe

kommode antworten
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(@deleted_profile)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 18002

@kommode 

Bin zum Teil deiner Meinung. Warum?

Wenn der andere das nicht will und auch nicht einsieht oder was weiß ich für Gründe, dann kann man lange schmachten. Ich habe auch viel übles erfahren und habe das auch so gesagt. Aber Einsicht und Verständniss war nicht da. Also habe ich mich entschieden den Täter/ Verursacher einfach so, ohne seiner Gegenwart, zu vergeben. Mir hat das viel gebracht und mehr Freiheit. Seitdem gelingt mir im Leben einiges wesentlich besser. Was der andere mit seiner Schuld macht geht mich nichts mehr an. Resilienz kann man lernen. Man muss nur wollen.  

 

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Lucan-7
(@lucan-7)
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Beiträge : 21528

@meriadoc 

Also habe ich mich entschieden den Täter/ Verursacher einfach so, ohne seiner Gegenwart, zu vergeben. Mir hat das viel gebracht und mehr Freiheit.

Genau das halte ich für den entscheidenden Punkt: Die Vergebung macht DICH frei. Den Täter "freisprechen" kannst du nicht. Ob da beim Täter weiter ein Schuldbewusstsein nagt oder ob sich ein Täter noch weiter vor der Justiz verantworten muss - das ist wieder etwas Ganz anderes.

Manche verwechseln "Vergebung" damit, einfach alles zu vergessen und so zu tun als ob nichts gewesen wäre. Aber darum geht es nicht - denn das käme letztlich ja nur den Tätern zugute, nicht den Opfern.

 

 

lucan-7 antworten
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@lucan-7 

Was hilft es mir wenn der Täter nicht verurteilt wird. Oder nur Bewährung bekommt oder verstorben ist? Selbst wenn der Täter verurteilt wird, ist man auch mit dem Strafmaß nicht einverstanden. Man hört und liest immer wieder das Opfer verbittert bleiben. Was, wenn der Täter trotz Strafe und anderes seine Sünden vor Gott beichtet und das Opfer weiß nichts mehr davon und bleibt verbittert? 

Ungerecht finde ich, wenn der Täter seine Sünden bereut und beim HERRN???? ist, aber das Opfer voller Hass bleibt und deswegen die Möglichkeit nicht annehmen kann und dann verloren geht.

Ich möchte nicht wissen wieviele SS Leute ??Christen?? geworden sind und der Rest in der Hölle schmort. Aber das geht in ein anderes Thema.

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neubaugoere
(@neubaugoere)
Beigetreten : Vor 12 Jahren

Beiträge : 15273

@meriadoc 

Hej, ich glaube ja, dass es hier im Gespräch lediglich eine sprachliche Feinheit ist, die Missverständnisse hervorrufen kann, nämlich deine Aussage

Vergebung ist, du sprichst dem Täter frei

Du hast ja später etwas näher erläutert, wie du es erlebt hast und was du eigentlich meinst. Lucan hat es noch mal aufgegriffen, dass es dich frei macht, weil es dich selbst loslöst, weil du selbst loslässt und das dann eben etwas mit dir macht (dich frei/er).

Ich fände es gut, wenn wir bei unseren eigenen Beispielen blieben und uns nicht wieder in diese "Pauschal-Bewertungskiste" setzen, weil wir immer alle und alles über einen Kamm scheren, wie es lubov gerade woanders geschrieben hat. Und helfen tun diese Aussagen auch niemandem.

neubaugoere antworten
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