Gibt es Menschen, die zwei Religionen gleichzeitig praktizieren?
Hallo zusammen,
kurz & knapp: Denkt ihr, es gibt Menschen, die zwei oder mehrere Religionen praktizieren?
Beispielsweise - kann jemand Christ & gleichzeitig Buddhist sein?
Freue mich auf eure Meinungen
Veröffentlicht von: @deleted_profilePater Anselm Grün versteht das meisterlich!
Den finde ich auch super. Sehr viel Tiefgang in seinen Büchern 🙂 Gefällt mir wirklich ausgesprochen gut...
@coffeeandbible
Eugen Drewermann vermischt auch hervorragend Buddhismus und Christentum

@fizzibitz Nicht nur er. Anselm Grün hat auch esoterisch/buddistisches in seinen Büchern und das Weltethos eines Herrn Küng, der ebenfalls aus der römisch-katholischen Kirche rausgeflogen ist, hat auch einen Mischmasch.
Was die jetzt praktizieren weiss ich nicht, ich denke Pater Anselm praktiziert ein Christentum nach den Regeln seiner Gemeinschaft.
Für mich besteht nach dem Lesen aller Beiträge immer noch die Frage, was man unter 'praktizieren' versteht.
D.h. ich kann natürlich die Rituale verschiedener Glaubensrichtungen 'praktizieren', aber oftmals sind das (aus meiner Sicht) ja nur äußerliche Rituale.
@coffeeandbible Er ist es (also Christ und Buddhist), und das mit voller Überzeugung:
https://de.wikipedia.org/wiki/Niklaus_Brantschen
Er hat auch Bücher darüber geschrieben mit Titeln wie zum Beispiel
Auf den Weg des Zen: Als Christ Buddhist.
Gottlos beten. Eine spirituelle Wegsuche.
Ich habe ihn mal persönlich kennen gelernt. Ein sehr beeindruckender Mann, bereits recht alt. So voller Liebe für die Menschen wie man es sonst kaum je erlebt.
Ich denke nicht, dass man 2 Religionen gleichzeitig praktizieren kann. Ich denke aber, dass man individuell oder auch als Gruppe mehrere Religionen vermischen kann. Das wäre dann aber eine neue.
Eine Ausnahme wäre für mich der Buddhismus, weil man bei diesem durchaus argumentieren kann, dass er keine Religion im eigentlichen Sinne ist. Er kommt ja ohne Gott/Götter aus.
Theoretisch geht das nicht. Dem steht bereits das 1. Gebot entgegen: Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst keine anderen Götter haben neben mir.
Aber es gibt Menschen, die mehrere Religionen praktizieren. In Brasilien bin ich auf mehrere solcher Fälle gestoßen: Indigene, die zwar katholisch getauft sind, aber gleichzeitig weiter ihre angestammte Religion bewahren und praktizieren. Oder Menschen in Salvador de Bahia, wo parallel zum christlichen Glauben die Candomblé-Religion verbreitet ist.
Grundsätzlich anders war es in Europa früher auch nicht anders, und Teile davon haben sich bis heute erhalten. Zwar haben die frühen christlichen Missionare hier die heiligen Bäume der Germanen und später der Sachsen abgehackt oder verbrannt und auch sonstige Kultstätten zerstört, aber anderes wurde auch übernommen und integriert. So ist es wohl kein Zufall, dass wir Weihnachten ungefähr zur Zeit der Wintersonnenwende feiern.
Das oben genannte Erste Gebot stammt ja auch aus einer anderen Religion, dem Judentum. Und den Stammvater Abraham gibt es neben dem Judentum und dem Christentum auch im Islam, nur dass er dort Ibrahim genannt wird.
Die Grenzen sind also manchmal durchlässiger, als es den "Hardlinern" lieb sein kann. Positiv gesehen, gibt es aber auch Möglichkeiten zum gegenseitigen Verständnis oder zur friedlichen Koexistenz.

@tojak Ich kenne das auch aus dem karibischen Raum, auch im Hochland von Kolumbien und Peru und (gar nicht so weit von uns) z.B. bei den Samen in Lappland.
Aber eigentlich wird daraus meistens kein Praktizieren zweier Religionen, sondern die Leute haben sich damit eine neue Glaubensrichtung geschaffen, indem sie Elemente mehrerer Religionen verbinden bzw. nebeneinander her gelten lassen.
Bei den Bahai ist das etwas anders. Dort werden die bestehenden Religionen anerkannt (sowohl als "Suchende nach der höheren Wahrheit" als auch als "Hüter von Wahrheiten"), wobei die Mitglieder dieser Gemeinschaft ihren Glauben nicht als "Religion" im engeren Sinne verstehen, sondern eher als Bindeglied verschiedener Religionen. Einerseits ein interessanter Gedanke, andererseits der Versuch, mit eigenen Mitteln Verbindungen zu schaffen, die so kaum vorhanden sind.