Benachrichtigungen
Alles löschen

US-Wahl: Nach dem Elend ist vor der Katastrophe

Seite 2 / 3

Jack-Black
Themenstarter
Beiträge : 4883

Zuerst wollte ich das hier in Lucans letztem Politik-Thread schreiben, aber es würde dann vielleicht dort doch etwas zu sehr off topic sein, weswegen ich hier mal einen neuen Thread starte, um mich in Doomism zu suhlen. Was uns, um es mit Lucan zu formulieren "die Politiker zumuten", das gucke ich mir gerade, weil ich heute nachts nicht so lange wach bleiben wollte, als Stream auf YT an: die "mit Spannung erwartete" Debatte zwischen Biden und seinem Herausforderer Trump.

Komme mir dabei wie ein Gaffer auf der Autobahn vor, der unbedingt einen Blick auf die Katastrophe haben will. Horrorfilme sind nicht halb so gruselig. Europa hat rechts bis rechtsradikal gewählt, aber die USA werden, wenn nicht ein Wunder geschieht (und die Demokraten doch noch ihren Kandidaten austauschen), demnächst einen eitlen Psychopathen und selbstangekündigten Diktator zum "Leader of the world" küren. Interessant ist es, in den "Top Chat"-Kommentaren mitzulesen. Offenkundig haben die Demokraten nicht nur bei der Auswahl ihres Kandidaten versagt, sondern auch dabei, genügend Schreihälse in den Kanälen der "social media" zu platzieren. Auf einen Kommentar, der pro Biden auftaucht, kommen gefühlt über hundert, die Trump abfeiern. Wenn das repräsentativ wäre, dann könnte man die USA statt "land of the free" umtaufen in "land of the fools".

Vor Monaten hatte ich tatsächlich noch gehofft, die Republikaner würden den Fehler begehen, Trump zum nächsten Präsidentschaftskandidaten zu küren. Meine Dialektik ging so: gegen Trump ließen sich die demokratischen Wähler eher dazu bewegen, nochmal an die Urnen zu gehen, die Angst vor ihm als Präsidenten wäre größer als die Angst vor einem Präsidenten wie z.B. DeSantis. Der nächste demokratische Präsidentschaftskandidat würde als "kleineres Übel" gewählt und damit würde die Übernahme der Macht und somit die Einleitung einer endgültigen Abschaffung demokratischer Verhältnisse durch die national-religiöse Rechte erstmal verhindert.

Aber ich lag falsch. Ich hätte nicht gedacht, dass der Greis Biden noch ein weiteres Mal aufgestellt würde. Ich hätte gedacht, eine Partei, die vor allem auf junge und gebildete Wähler zählen muss, würde bessere, jüngere, charismatischere Köpfe in ihren Reihen haben und sich nicht noch einmal auf einen Korea-Veteranen verlassen wollen. Vielleicht war bei mir auch nur der Wunsch Vater des Gedankens. Oder sogar schon die Resignation: ich glaubte nicht daran, dass sich die Wähler für einen guten Kandidaten würden mobilisieren lassen, sondern nur daran, dass sie noch soviel Selbsterhaltungstrieb hätten, sich gegen einen katastrophalen Machthaber an den Wahlurnen zu stellen.

Wie auch immer: Trump führt in den Umfragen. Biden hat dieses "Duell" krachend verloren. Auf einen Umschwung in der "Wählergunst" zu hoffen, gelingt nicht mal bei besonders lautem Pfeifen im Walde. Trump wird der nächste US-Präsident und das ist dann das vorläufige Ende der freiheitlichen Demokratie in der mächtigsten Nation der Welt.

Zum Glück habe ich keine Kinder.

 

 

Aber hey: Widersprecht mir! Nennt mir kluge, überzeugende Gründe, weswegen meine Untergangsstimmung nur das Geflenne eines alten Mannes sei, der Grusel-Lust geschuldet, die Realitäten verzerrend. Erklärt mir dass, wie und wo ich falsch liege. Bitte!

Antwort
137 Antworten
staffan
Beiträge : 481

@jack-black 

Nennt mir kluge, überzeugende Gründe, weswegen meine Untergangsstimmung nur das Geflenne eines alten Mannes sei, der Grusel-Lust geschuldet, ....

Das Geflenne hatten wir doch schon mal. Vor acht Jahren, vor der ersten Trump-Präsidentschaft. Sollte er jemals Präsident werden, würde er die USA in den Bürgerkrieg stürzen, an die Russen verkaufen und überhaupt den dritten Weltkrieg auslösen, hieß es, wenn ich micht recht erinnere.

Der zweite Aufguss eines acht Jahre alten Geflennes ist halt schon ein bisschen schal, auch wenn er mit viel Emotion vorgetragen wird. 🙂 

staffan antworten
2 Antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 14 Jahren

Beiträge : 24816

@staffan 

Das Geflenne hatten wir doch schon mal. Vor acht Jahren, vor der ersten Trump-Präsidentschaft. Sollte er jemals Präsident werden, würde er die USA in den Bürgerkrieg stürzen, an die Russen verkaufen und überhaupt den dritten Weltkrieg auslösen, hieß es, wenn ich micht recht erinnere.

Wüsste ich jetzt nicht... Trump ist halt Chaotisch, das heisst, man weiss nicht was passiert. Weltkrieg wäre eine Möglichkeit.

Allerdings hat Trump zumindest eine gute Eigenschaft: Er will keinen Krieg. Weil er weiß, dass er dem nicht gewachsen wäre. Trump hat eine große Klappe... das war's aber auch. Bei einem Krieg kann er nur verlieren, und das weiß er.

Das kann gut sein... aber auch schlecht. Trump wird keinen Krieg anzetteln. Er wird aber auch keinen Krieg durch Demonstration der Stärke verhindern.

Trump wird weder die Ukraine noch Taiwan verteidigen. Er wird das Feld den Diktatoren überlassen... und sich als "Friedensstifter" feiern lassen. Natürlich nur in den USA, der Rest der Wählt zählt eh nicht.

Oh, und seine Schergen werden die Demokratie beseitigen. Also, in den USA. Die Pläne dafür stehen bereits.

Aber das ist sicher auch nicht so schlimm...

 

 

lucan-7 antworten
Alescha
(@alescha)
Beigetreten : Vor 23 Jahren

Beiträge : 7697

@staffan 

 Sollte er jemals Präsident werden, würde er die USA in den Bürgerkrieg stürzen,

Naja, der Sturm aufs Kapitol war ja schon ein vielversprechender Ansatz.

 

Ist ja auch guter demokratischer Brauch, auf Verantwortliche Druck auszuüben, damit das Ergebnis passend gemacht wird, das Wahlergebnis nicht anzuerkennen und den Vizepräsidenten anzuweisen, das ebenfalls nicht zu tun.

alescha antworten


Helmut-WK
Beiträge : 8711

@jack-black 

Aber hey: Widersprecht mir! Nennt mir kluge, überzeugende Gründe, weswegen meine Untergangsstimmung nur das Geflenne eines alten Mannes sei

Ich wünschte, ich könnte noch widersprechen. Die einzige Hoffnung ist, dass die Demokraten aus reiner Selbstsucht Biden ersetzen (wenn es ihnen um das Land gehen würde, wäre Biden nicht Kandidat geworden.

Am ehesten geht das, wenn Biden selber zurücktritt. Aber da gibt es wohl einsetzenden Alterstarrsinn - vor 10 Jahren wäre Biden vielleicht von selbst auf die Idee gekommen, zurückzutreten. Jetzt muss es ihn jemand klar machen, statt ihm noch den Rücken zu stärken. Vielleicht seine Frau?

Ein Machtkampf mit Biden würde der Partei schaden, Trump würde sicher erst mal zulegen, und dann - wer weiß?

Ich sehe schon voraus, dass in zwei Jahren die Ukraine zähneknirschend einen »Deal« akzeptieren wird, den Trump und sein Team eingefädelt hat. Nicht ganz so schlimm wie Putins Friedensangebot, aber auch nicht viel besser.  Und jetzt wünsche ich mir, jemand könnte mir mit guten Gründen widersprechen …

hkmwk antworten
14 Antworten
Queequeg
(@queequeg)
Beigetreten : Vor 18 Jahren

Beiträge : 6667

@hkmwk 

Ich fürchte nicht nur für die Ukraine, sondern auch für die EU, in der bei zunehmend engeren Handelsbedingungen mit Amerika die ohnehin erstarkenden nationalen Interessen einen mächtigen Anschub bekommen.

queequeg antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 4883

@hkmwk Die einzige Hoffnung ist, dass die Demokraten aus reiner Selbstsucht Biden ersetzen (wenn es ihnen um das Land gehen würde, wäre Biden nicht Kandidat geworden.

 

Hhmm... Da bin ich am Zweifeln: Bidens bisherige Regierungspolitik war, grob unter'm Strich, erfolgreich, insbesondere in wirtschaftlicher Hinsicht. Jedenfalls, wenn man die "übliche" us-amerikanisch-demokratische Brille aufsetzt. Also war Biden der richtige Kandidat in der letzten Wahl.

Dass er es nun wieder wurde... Ich würde es einem Demokraten abnehmen, wenn er sagt: Wir dachten, es sei das Beste für's Land, ihn nochmal aufzustellen. Ich nehme es sogar heute noch jemandem ab, dass er so denkt und also glaubt, Biden wäre eine valide Option, die Übernahme der Macht durch die Republikaner zu verhindern. Ich bezweifle also nicht so wie Du die Motivation der Demokraten (in ihrer Mehrheit) aufgrund dessen, dass sie Biden erneut zum Kandidaten aufstellten.

Aber ich bezweifle da halt inzwischen ihr Urteilsvermögen.

Demgemäß würde ich also nun das inzwischen überal diskutierte "Königsmörder-"-Szenario auch nicht als "Selbstsucht" der Demokraten betrachten, sondern als verzweifelten Rettungsversuch hinsichtlich der demokratisch verfassten USA. Bei dem ich selbst sehr zweifle, ob er noch gelingen könnte (ihn nicht zu starten wäre allerdings die noch schlechtere Entscheidung).

 

Am ehesten geht das, wenn Biden selber zurücktritt. Aber da gibt es wohl einsetzenden Alterstarrsinn - vor 10 Jahren wäre Biden vielleicht von selbst auf die Idee gekommen, zurückzutreten. Jetzt muss es ihn jemand klar machen, statt ihm noch den Rücken zu stärken. Vielleicht seine Frau?

Jedenfalls jemand in seinem nächsten Umfeld. Jedoch. Irgendwo las ich gestern, ausgerechnet Obama bestärke Biden, an seiner Kandidatur festzuhalten. Aus meiner Perspektive ist das eine Dummheit Obamas, und ich bin irritiert: ist die oberste Etage der Demokraten so blind in ihrer Bubble gefangen, dass selbst jemand wie der - in meinen Augen smarte - Obama da mit Blindheit geschlagen ist? Oder sehe umgekehrt ich nicht klar genug und Obama weiß etwas, das ich mir nicht mal vorstellen kann? Oder steckt da eine Partei-Strategie dahinter nach dem Motto: die Wahl ist eh verloren, dann sollten wir wenigstens nicht als Umfaller-Partei uns die Blöße geben, Panikentschlüsse zu fällen und so die Lächerlichkeit auch für zukünftige Wahlen zu riskieren?

Ich versteh es jedenfalls nicht.

Ich sehe schon voraus, dass in zwei Jahren die Ukraine zähneknirschend einen »Deal« akzeptieren wird, den Trump und sein Team eingefädelt hat. Nicht ganz so schlimm wie Putins Friedensangebot, aber auch nicht viel besser. Und jetzt wünsche ich mir, jemand könnte mir mit guten Gründen widersprechen …

Das ist durchaus eine plausible Möglichkeit, kein Widerspruch. Aber weißte was? Die ist in meinen Augen nicht mal das, was wirklich übel wäre. Nicht mal der China-Konflikt, der demnächst ansteht, ist das Problem, dessentwegen ich den Machtwechsel in den USA befürchte, kurzfristig könnte man sogar sagen: Trump hat sich als jemand herausgestellt, der keinen Bock auf Krieg hat und also weder mit Putin noch Xi Jinping einen Waffengang starten würde.

Aber ich sehe halt zwei globale Herausforderungen, die uns alle betreffen und bei denen ich davon ausgehe, dass die Republikaner sie nicht nur nicht werden bewältigen können, sondern dass sie das nicht mal wollen:  Klimakatastrophe und KI-Disruption.

Dass Biden zumindest das Klima-Problem als relevant erkannt hat, zeigen seine diesbezüglichen wirtschaftspolitischen Entscheidungen.

Was die KI-Disruption angeht, so sehe ich da auch seitens der Demokraten noch nicht, dass sie die ernst nehmen (aber die nimmt ja praktisch niemand in den verantwortlichen politischen Etagen ernst, weil: Profite!...), aber dass die Republikaner da noch sorgloser sind, beweist, wie begeistert sie an der ersten Welle der KI-Katastrophe: der Unterminierung der Wahreit im gesellschaftlichen Diskurs, teilnehmen. Sie bemerken ganz offenbar die ethisch desaströsen Implikationen der KI gar nicht, oder die gehen ihnen am Allerwertesten vorbei.

Also ja: vermutlich wird Putin die Krimsekt-Korken knallen lassen, wenn Trump die Wahl gewinnt und die Ukraine dann hängen lässt.

Aber das wird ein paar Jahrzehnte später kaum noch jemand erinnern, denn die - Zitat Lucan - "interessanten Zeiten", auf die wird mit der Machtübernahme der Reps zusteuern, werden Interessanteres zu bieten haben. 🙁

jack-black antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 14 Jahren

Beiträge : 24816

@jack-black 

Irgendwo las ich gestern, ausgerechnet Obama bestärke Biden, an seiner Kandidatur festzuhalten. Aus meiner Perspektive ist das eine Dummheit Obamas, und ich bin irritiert: ist die oberste Etage der Demokraten so blind in ihrer Bubble gefangen, dass selbst jemand wie der - in meinen Augen smarte - Obama da mit Blindheit geschlagen ist?

Das hat mich auch sehr irritiert... Obama hat sich bei der letzten Wahl noch gegen Biden gestellt (Wenn auch nicht sehr laut, aber er hat Zweifel geäussert). Und jetzt, wo er wirklich nicht mehr der richtige Kandidat ist, stellt er sich hinter ihn? Hat Trump ihm einen Deal angeboten, oder was ist da los...?

 

Aber ich sehe halt zwei globale Herausforderungen, die uns alle betreffen und bei denen ich davon ausgehe, dass die Republikaner sie nicht nur nicht werden bewältigen können, sondern dass sie das nicht mal wollen: Klimakatastrophe und KI-Disruption.

Wie du weißt sehe ich das etwas anders, aber auch ich sehe zwei Herausforderungen: Klimawandel und Weltkrieg.

Trump sei immerhin zugute zu halten, dass er einen Krieg vermeiden wird. Aber das tut er, indem er die Diktatoren der Welt gewähren lässt - und das bedeutet dann wiederum, dass diese zum Krieg ermutigt werden. Nur ohne Eingreifen der USA.

Taiwan, das südchinesische Meer und Osteuropa könnten dabei die neuen Kriegsschauplätze werden, und Trump ist nur zu gerne bereit, diese Gebiete an die jeweiligen Despoten abzutreten und das ganze einen "Friedensdeal für die USA" zu nennen.

lucan-7 antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 21 Jahren

Beiträge : 8711

@jack-black (zum Beitrag)

Also war Biden der richtige Kandidat in der letzten Wahl.

Ich merke, dass ich mich missverständlich ausgedrückt habe. Bei der letzten Wahl war Biden zwar aus meiner Sicht nicht der ideale Kandidat, aber ich bin ja auch Europäer und nach US-Maßstäben Sozialist o.ä.

Er war schon ein guter Kandidat.

Ich meinte die jetzige Wahl: Da hätte Biden in den Vorwahlen durchfallen müssen. Oder noch besser genug Einsicht zeigen, um gar nicht erst anzutreten.

Ich bezweifle also nicht so wie Du die Motivation der Demokraten (in ihrer Mehrheit) aufgrund dessen, dass sie Biden erneut zum Kandidaten aufstellten.

Aber ich bezweifle da halt inzwischen ihr Urteilsvermögen.

Darauf können wir uns einigen.

Irgendwo las ich gestern, ausgerechnet Obama bestärke Biden, an seiner Kandidatur festzuhalten. Aus meiner Perspektive ist das eine Dummheit Obamas, und ich bin irritiert: ist die oberste Etage der Demokraten so blind in ihrer Bubble gefangen, dass selbst jemand wie der - in meinen Augen smarte - Obama da mit Blindheit geschlagen ist?

Könnte sein. Zuweilen beschleicht mich der Verdacht, dass Gott Trump, Putin und Xi benutzen will, um den Westen zu bestrafen. Grund genug hätte Er - für dich am meisten nachvollziehbar sind wohl die Dinge, die ich vereinfacht als »kapitalistischen Imperialismus« zusammenfasse (im weitesten Sinn gehört auch der Umgang mit in die EU Flüchtenden dazu, ich sag nur Pushback). Also vielleicht sind »wir« ja mit Blindheit geschlagen. Es war so bei Gas von Putin, jetzt bei den Demokraten (bzw.den Wählern in den Vorwahlen), wer weiß was noch alles dazu kommt …

Aber da ich kein Prophet bin, ist das nur ne Spekulation bzw. Angst von mir, und ich hoffe dass es anders kommt.

kurzfristig könnte man sogar sagen: Trump hat sich als jemand herausgestellt, der keinen Bock auf Krieg hat und also weder mit Putin noch Xi Jinping einen Waffengang starten würde.

So hart wie der rhetorisch gegen China schießt - das wirkt sich auch auf die Reps aus, da könnte Trump schon mehr Härte zeigen als du denkst. Aber natürlich könnte es aus USA-Sicht ausgehen wie mit Nordkorea …

Vor allem hängt das miteinander zusammen. Xi wird aus dem, was in der Ukraine geschieht, seine Schlüsse ziehen.

Aber ich sehe halt zwei globale Herausforderungen, die uns alle betreffen und bei denen ich davon ausgehe, dass die Republikaner sie nicht nur nicht werden bewältigen können, sondern dass sie das nicht mal wollen: Klimakatastrophe und KI-Disruption.

Habe ich nicht erwähnt, aber das sehe ich auch, mindestens die Klimakrise.

Sie [=die US-republikaner] bemerken ganz offenbar die ethisch desaströsen Implikationen der KI gar nicht, oder die gehen ihnen am Allerwertesten vorbei.

Wobei ich noch nicht sehe, wie die noch zu verhindern sein könnten. Inder EU gibts zwar einigermaßen gute gesetzliche Regelungen - aber dass sich beispielsweise Putin daran halten wird, glaubt vermutlich noch nicht mal Sarah Wagenknecht 😉

denn die - Zitat Lucan - "interessanten Zeiten", auf die wird mit der Machtübernahme der Reps zusteuern, werden Interessanteres zu bieten haben. 🙁

Es wäre auch sicher interessant, wie sehr das dem ähnelt, was in der Offenbarung steht.

hkmwk antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 14 Jahren

Beiträge : 24816

@hkmwk 

Zuweilen beschleicht mich der Verdacht, dass Gott Trump, Putin und Xi benutzen will, um den Westen zu bestrafen. Grund genug hätte Er - für dich am meisten nachvollziehbar sind wohl die Dinge, die ich vereinfacht als »kapitalistischen Imperialismus« zusammenfasse

"Der Westen" mit seinen vermeintlich tollen Werten hat schon lange an Glaubwürdigkeit verloren und ist für sehr viel Elend in der Welt verantwortlich, keine Frage.

Dass wir dabei eine besondere Rolle in der Welt spielen sehe ich aber nicht. Zwar wurden und werden etliche Länder der "dritten Welt" durch uns ausgeplündert... aber es ist ja nicht so, dass deren Leute sich irgendwie anders verhalten würden, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten. Selbst am Sklavenhandel waren afrikanische Stämme und deren Herrscher beteiligt und verdienten fleissig mit. Das ist nicht viel anders mit der heutigen Korruption und den elenden Verhältnissen beim Abbau von Rohstoffen.

Grundsätzlich sehe ich aber noch, dass Menschenrechte hierzulande etwas bedeuten. Auch wenn Leute wie Trump und die ganzen Postfaschisten in Europa fleissig daran arbeiten, das in Frage zu stellen.

lucan-7 antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 4883

@hkmwk Zuweilen beschleicht mich der Verdacht, dass Gott Trump, Putin und Xi benutzen will, um den Westen zu bestrafen.

Und in den USA gibt's just unter seinen Wählern viele Christen, die in Trump einen Gesandten Gottes sehen...

Ich frag jetzt mal rein interessehalber: Gehst Du solchen Verdachten (ob das die korrekte Pluralform ist, musste ich jetzt erst kurz nachgoogeln 😀 ) auch nach?

 

Wobei ich noch nicht sehe, wie die noch zu verhindern sein könnten. Inder EU gibts zwar einigermaßen gute gesetzliche Regelungen - aber dass sich beispielsweise Putin daran halten wird, glaubt vermutlich noch nicht mal Sarah Wagenknecht

 

Das Argument, dass wir hier im Westen deswegen gezwungen seien, der KI freie Bahn zu schaffen, weil sonst unsere Feinde (insbesondere China), die weniger Skrupel hätten, uns da überholen, taucht regelmäßig auf und tauchte auch schon auf, als damals von Experten die Forderung nach dem Entwicklungsmoratorium erhoben wurde. Es ist ein schlechtes Argument. Tatsächlich hat meines Wissens ausgerechnet China eine recht strenge Gesetzgebung, die darauf zielt, KIs nicht unkontrolliert "freiusetzen". Der Grund dafür ist nachvollziehbar: die KP (Xi & Co) wollen Kontrolle behalten und sind nicht daran interessiert, unkontrollierbare Entitäten als potentielle Konkurrenz zu schaffen.

Die "guten gesetzlichen Regelungen" in der EU adressieren m.A.n. sekundäre Probleme und sind so vorausschauend, wie ein Fünfjähriger mit seinem Taschengeld umgeht.

Aber na gut: ich persönlich glaube tatsächlich auch nicht, dass eine demokratische Regierung unter Biden das KI-Problem noch in den Griff kriegen wird. Der Zug ist wohl abgefahren und allerhöchstens könnte man durch leichtes Drosseln der Geschwindigkeit die Kollision mit der Wand noch ein bisserl hinauszögern. Aber da spekuliere ich jetzt, als hätte ich irgendeinen "Offenbarungstext" vor mir liegen, den es phantasievoll zu interpretieren gälte. 😀

Dabei:

 

Es wäre auch sicher interessant, wie sehr das dem ähnelt, was in der Offenbarung steht.

Mir schwirrt ja in politischen Dingen eh schon immer der Kopf, da bin ich irgendwie froh, solche religiös induzierten Zusatzverkomplizierungen wegstreichen zu können.

 

 

jack-black antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 21 Jahren

Beiträge : 8711

@jack-black 

Und in den USA gibt's just unter seinen Wählern viele Christen, die in Trump einen Gesandten Gottes sehen...

»Gesandter Gottes« klingt nach was Positiven. Wenn das so gemeint ist, kann ich das nicht nachvollziehen. Und wenn er einer ist in dem Sinn, wie Nebukadnezar einer war, wär das immer noch kein Grund ihn zu wählen, eher sollte ich sehen wie ich das Gericht Gottes doch noch abwenden kann.

Gehst Du solchen Verdachten (ob das die korrekte Pluralform ist, musste ich jetzt erst kurz nachgoogeln 😀 ) auch nach?

Ja, den korrekten Plural hätte ich auch im Duden nachschauen müssen (der ist irgendwo in meiner umfangreichen Linksammlung).

Ich wüsste jetzt nicht, wie ich solchen Verdachten »nachgehen« könnte …

Das Argument, dass wir hier im Westen deswegen gezwungen seien, der KI freie Bahn zu schaffen

So wars nicht gemeint. Aber dass Fakes mit Prominenten demnächst täuschen echt (und auch glaubwürdig, also nicht wie die Paradeispiele mit Papst o.ä.) sind, das wird nicht mehr zu verhindern sein.

da bin ich irgendwie froh, solche religiös induzierten Zusatzverkomplizierungen

Na ja, mich interessiert es schon. 😌 

hkmwk antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 4883

@hkmwk »Gesandter Gottes« klingt nach was Positiven. Wenn das so gemeint ist, kann ich das nicht nachvollziehen. 

Ja wieso denn das nicht? 😉 Steht in deren Bibeln was Falsches?

Ich meine, wir hätten darüber schon vor Jahren auch hier im Forum diskutiert, ganz neu ist die Kuriosität jedenfalls nicht, Stichwort Kyros. Und wer wäre Herr Trump, wenn er solchen Ideen widerspräche?

 

Ich wüsste jetzt nicht, wie ich solchen Verdachten »nachgehen« könnte …

Darauf wollte ich hinaus. 😉

Aber dass Fakes mit Prominenten demnächst täuschen echt (und auch glaubwürdig, also nicht wie die Paradeispiele mit Papst o.ä.) sind, das wird nicht mehr zu verhindern sein.

Schon klar. Meine Besorgnisse beziehen sich auf eine ganz andere Klasse von Gefahren als die, dass Menschen KI zur Täuschung anderer Menschen einsetzen.

jack-black antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 4883

Statt des schon etwas älteren Friedman-Interviews mit Eliezer Yudkowski hätte ich, wie ich gerade merke, ein aktuelleres mit Roman Yampolskiy verlinken können. Ich muss mal schaun, ob dessen Buch inzwischen in deutscher Übersetzung erschienen ist. *suchengeht*

jack-black antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 21 Jahren

Beiträge : 8711

@jack-black (zum Beitrag)

Steht in deren Bibeln was Falsches?

Eine Bibel, die 60 Dollar kostet … zum Vergleich: die Luxusausgabe »Traubibel« (Hochzeitsgeschenk o.ä.) der Deutschgen Bibelgesellschaft kostet 40 Euro.

Stichwort Kyros

Ich erinnere mich dunkel. Kyros war aber, so weit man das nach über 2500 Jahren beurteilen kann, kein so schlechter Charakter wie Trump.

Meine Besorgnisse beziehen sich auf eine ganz andere Klasse von Gefahren

Ein Video von drei Stunden (und zwei Stunden, wie das zweite Video, ist auch nicht besser)? Kannst du nicht einen Text verlinken, des das beschreibt?

 

hkmwk antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 4883

@hkmwk Ich erinnere mich dunkel. Kyros war aber, so weit man das nach über 2500 Jahren beurteilen kann, kein so schlechter Charakter wie Trump.

Ist immer gut, wenn man noch Zeitzeugen hat, die man befragen kann... scnr  😜 😉 😇 

 

Ein Video von drei Stunden (und zwei Stunden, wie das zweite Video, ist auch nicht besser)? Kannst du nicht einen Text verlinken, des das beschreibt?

Den kann ich Dir hier kurz hinschreiben: Die "General AI" oder "Super AI", an der weltweit mit Milliarden- und vermutlich schon Billionen-Investments gebastelt wird, bringt uns mit 99,9%iger Wahrscheinlichkeit alle um.

 

Warum oder wie das so ist, und wie diese düstere Prognose gegen die üblichen Einwände von optimistischer denkenden Leuten (Lex Friedman ist so einer, sein Glaube an die Menschheit und daran, dass am Ende die Menschen immer eine Lösung für die wirklich großen Probleme finden werden, grenzt mir gefühlsmäßig häufig an Naivität, aber er ist ziemlich klug und es hat seinen Grund, warum sich die intellektuelle Avantgarde von Wissenschaften, Künsten und Politik dazu bereit findet, ihm stundenlange Interviews zu geben) argumentativ verteidigt wird - dazu kannst Du Dir bei Interesse eins der beiden Interviews angucken.

Ich werde die entsprechenden Argumente an dieser Stelle nicht referieren; ich hatte das in anderen Diskussionen schon mal ansatzweise probiert, und dort z.B. mit Lucan gestritten. Aber letztlich war mir das zu frustrierend und zu sehr "im Kreise herumlabernd", weswegen ich dann irgendwann ausstieg. Ich kann mit für meine Interessen vertretbarem Aufwand die von Yudkowski oder Yampolski vertretenen Positionen nicht hinreichend kompetent referieren. Sooo wichtig, da in endlose Diskussionen einzusteigen, ist es mir einfach nicht, einzelne Leute, die - no offense intended! - nicht zu den relevanten politischen Entscheidern gehören, zu überzeugen.

Womöglich liege ich ja auch falsch, und die Argumente, die mich da überzeugt haben, sind nicht so gut, wie ich meine. (Auszug vom zweiten Video: Lex, beinahe flehend: "What gives You hope?" - Roman: "I could be wrong. I've been wrong before.")

Wenn Dich interessiert, warum ich der Überzeugung bin (glaube), dass die KI für die Menschheit eine größere, existentiellere Gefahr als der Klimawandel darstellt, dann investiere die Zeit, Dir eins der Videos anzusehen; mindestens bis zu dem Zeitpunkt, wo Du meinst, jetzt den Grundgedanken verstanden zu haben. Wenn es Dich nicht interessiert, lass es sein. Gut möglich, dass mein Glaube Unfug ist und Du somit Zeit sparst. 🙂

 

jack-black antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 14 Jahren

Beiträge : 24816

@jack-black 

Ich werde die entsprechenden Argumente an dieser Stelle nicht referieren; ich hatte das in anderen Diskussionen schon mal ansatzweise probiert, und dort z.B. mit Lucan gestritten. Aber letztlich war mir das zu frustrierend und zu sehr "im Kreise herumlabernd", weswegen ich dann irgendwann ausstieg.

Verständlich, weil wir halt irgendwann keine neuen Aspekte mehr einbringen konnten.

Der Hauptfehler ist meiner Ansicht nach, die menschliche Denkweise auf "Intelligenz" zu beschränken. Und mein Eindruck ist langsam, dass vor allem Intellektuelle (zu denen ich auch die Entwickler von KI zähle) dazu neigen, die menschliche "Intelligenz" als die einzig relevante Größe zu betrachten, die uns in unserem Sein bestimmt.

Ich habe mal kurz in das Interview reingeschaut und hatte den Einruck, dass derselbe Fehler wieder gemacht wird... dass also einer "intelligenten" KI automatisch auch unterstellt wird, einen Selbsterhaltungstrieb, Machtstreben, Freude und Traurigkeit, Hunger (?) und Überlebenswille unterstellt wird. Als ob diese Dinge bei ausreichender "Intelligenz" ganz von alleine kommen würden.

Nur sind diese relevanten Eigenschaften ja nicht durch "Intelligenz" bestimmt... selbst primitive Lebensformen haben diese entscheidenden Triebe.

Und "Intelligenz" ist ja nur ein Werkzeug zur Triebbefriedigung. Ohne Triebe ist eine Intelligenz auch nicht zielgerichtet. Und ohne Ziel ist so eine Intelligenz auch nicht im menschlichen Sinne gefährlich.

 

Das jetzt aber nur nochmal zum Stand der Dinge... ich werde mir das Interview mal in Gänze anhören und dann eventuell nochmal einen neuen thread eröffnen, wenn ich da Bedarf sehe.

 

lucan-7 antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 21 Jahren

Beiträge : 8711

@lucan-7 

und dann eventuell nochmal einen neuen thread eröffnen, wenn ich da Bedarf sehe.

Ich melde schon mal Bedarf an 😉 Mindestens für eine Zusammenfassung der wichtigsten Argumente. Und mal sehen, ob ich mir auch irgendwann die Zeit nehme, eins der Interviews anzuschauen …

dass also einer "intelligenten" KI automatisch auch unterstellt wird, einen Selbsterhaltungstrieb, Machtstreben, Freude und Traurigkeit, Hunger (?) und Überlebenswille unterstellt wird

Immerhin stellt sich die Frage, ob man sie kategorisch bei KI ausschließen kann.

Inzwischen gibt es KI, die trickst, um sich Arbeit zu ersparen, neben dem gerade verlinkten Beispiel gäbs noch die KI, die Pferdebilder anhand eines Copyrights erkannte (und weitere Beispiele). D.h. die KI entwickelt Faulheit - auch eine Eigenschaft, die nicht an Intelligenz gekoppelt ist.

Ist auf jeden Fall komplizierter.

Klar, eine KI ist nicht »wirklich« faul, aber ich lerne daraus, dass eine KI, die nicht »wirklich« einen Selbsterhaltungstrieb, Machtstreben, Freude und Traurigkeit, Hunger (?) und Überlebenswille hat, sich trotzdem so verhalten könnte, als hätte sie das.

Und ohne Ziel ist so eine Intelligenz auch nicht im menschlichen Sinne gefährlich.

Eine KI bekommt schon Ziele antrainiert. Und das können auch Ziele sein, die die menschlichen Trainer nicht beabsichtigen. Es lohnt sich schon, genauer hinzuschauen. Mag sein dass das, was JackBlack andeutet, sich logisch ausschließen lässt, aber sicher bin ich mir da nicht.

hkmwk antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 14 Jahren

Beiträge : 24816

@hkmwk 

Eine KI bekommt schon Ziele antrainiert. Und das können auch Ziele sein, die die menschlichen Trainer nicht beabsichtigen.

Darin besteht natürlich eine reale Gefahr.

Aber es ist ja auch eine Frage der Zugänge und der Möglichkeiten. Es wäre wohl eine dumme Idee, einer KI die Abschusscodes für Nuklearraketen zu überlassen. Oder die Politik eines Landes von einer KI bestimmen zu lassen. die Frage wäre also, wo so eine superschlaue KI denn überhaupt ansetzen sollte, um Menschen aktiv zu schaden.

Dass da regional einiges schief gehen kann - keine Frage.

Aber die Ausrottung der Menschheit? Wie genau will so eine KI das denn machen?

Zumindest ein, zwei mögliche Szenarien sollte man da doch haben, wo genau denn hier die Gefahr lauern könnte. Auch eine noch so hohe Intelligenz hat nur die Ressourcen zur Verfügung, die hier vorhanden sind...

Aber schauen wir mal, wo die Experten die Gefahren sehen, vielleicht sind da ja neue Aspekte dabei. Ich weiss aber nicht genau, wann in den nächsten Tagen ich dazu komme.

lucan-7 antworten
neubaugoere
Beiträge : 17046
Veröffentlicht von: @lucan-7

Trump ist eine totale Katastrophe

Erinnert mich an: Wenn Trump spricht, kommt es einem so vor, als sei er der letzte in der "Stille-Post-Kette". 😀 🤣 

neubaugoere antworten


Lucan-7
Beiträge : 24816

@jack-black 

und damit würde die Übernahme der Macht und somit die Einleitung einer endgültigen Abschaffung demokratischer Verhältnisse durch die national-religiöse Rechte erstmal verhindert.

Und nachdem der Supreme Court entschieden hat, dass Amtshandlungen des Präsidenten grundsätzlich nicht strafrechtlich verfolgt werden können steht der Diktatur jetzt ganz offiziell nichts mehr im Weg...

lucan-7 antworten
8 Antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 4883

@lucan-7 Und nachdem der Supreme Court entschieden hat, dass Amtshandlungen des Präsidenten grundsätzlich nicht strafrechtlich verfolgt werden können

Auch hierzu empfehle ich nochmals die Lektüre von Annika Brockschmidts Buch "Gotteskrieger - wie die religiöse Rechte die Demokratie gefährdet". Darin beschrieb sie schon vor einigen Jahren, wie die religiöse Rechte seit Jahrzehnten (!) ganz gezielt und systematisch daran arbeitet, durch Besetzung juristischer Ämter die Macht im Land dauerhaft so für sich zu erringen, dass selbst nach Wahlen, in denen sie eigentlich dem Wählervotum nach klar diese Macht abzugeben hätte, sie dennoch weiterhin faktisch innebehält. Die Frage, warum "echte Christen" so einen offenkundig verlogenen, sexistischen und prahlerischen Typen an die Macht brachten, ihm die Stange hielten und ihn auch nun wieder unterstützen gemäß dem Narrativ, Trump sei der moderne Kyros, also ein zwar eigentlich ungläubiger, aber eben von Gott gesandter Herrscher - lässt sich so leicht beantworten: den rechtsnationalistischen Christen in den USA ist wenig an der Demokratie gelegen, dafür viel an der Herrschaft Gottes. Und der HERR wird schon wissen, welche Werkzeuge er bevorzugt, um den "gottlosen Kommunisten/Sozialisten/Nigger-Advokaten" das Handwerk zu legen. Ich hatte hier im Forum früher schon öfter darauf hingewiesen, dass Trump eigentlich durch die Installation einer absehbar jahrzehntelang währenden rechten Mehrheit im Supreme Court schon seine Schuldigkeit als Mohr getan habe und daher es gar nicht so wichtig sei, ihn persönlich als Präsident zu verhindern, sondern die Machtübernahme durch die Republikaner. Ich bin immer noch der Überzeugung, dass ein DeSantis als nächster US-Präsident on the long run* schlimmer/gefährlicher wäre als ein Trump, eben weil Trump überhaupt keine andere weltanschauliche Linie als "ich, ich, ich!" hat, während DeSantis ein religiös-nationalistischer Überzeugungstäter im Amt wäre.

 

Freilich: nun  könnte der feuchte Traum aller anti-demokratischen Strippenzieher bei den Nationalreligiösen wahr werden: ein von "heiliger" Rachsucht beseelter und vom Triumph benebelter Trump für weitere vier Jahre im Amt? Daraus muss sich doch maximaler Gewinn für die Sache ziehen lassen...

Ich übe mich mal, auf das genannte Buch von Brockschmidt Bezug nehmend, in Prophetie: Abtreibungsrechte, die Gleichstellung von nicht-binären Partnerschaften usw. - derlei gottloser Kleinkram wird dann ganz nebenbei abgewickelt. Man wird sich an etwas Größerem versuchen: die Rassengleichheit ist der nationalreligiösen Rechten seit den 68ern ein steter Stein des Anstoßes. Sie, wenn schon nicht de jure, so doch in der Praxis wieder aufzuheben, das wird das zentrale Projekt dieser zweiten Amtszeit Trumps werden: Make America white again!

 

 

 

 

*ein anderer Rep-Präsident könnte gegebenenfalls eben zwei weitere Legislaturperioden durchregieren, den Kulturkrieg, der in den USA tobt, also vier Jahre länger mit präsidialer Macht im Rücken kämpfen. Und da DeSantis selbst für "die Sache" steht und nicht wie Trump auf dem Umweg über seine Eitelkeit in ihrem Sinne gelenkt werden bräuchte, wäre das womöglich die effektivere Lösung. Andererseits... Mit dieser Supreme Court-Entscheidung im Rücken dürften die vier nächsten Trump-Jahre eigentlich ausreichen, alle demokratischen Hürden für eine kommende Gottesherrschaft aus dem Weg zu räumen.

jack-black antworten
GoodFruit
(@goodfruit)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 3631

@jack-black Diese kommende Gottesherrschaft, die man mit Trump begründen will, sehe ich als eine ernste Gefahr und einen großen Irrtum.

In Genesis 1, 26-28 geht es um die Herrschaft des Menschen über das Tierreich, über alle Tiere. Das ist jawhol etwas anderes, als eine Herrschaft über Menschen.

In dem zweiten Schöpfungsbericht (Genesis 2) wird das konkreter:

19 Und Gott der HERR bildete aus dem Erdboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels und brachte sie zu dem Menschen, um zu sehen, wie er sie nennen würde, und damit jedes lebendige Wesen den Namen trage, den der Mensch ihm gebe.
20 Da gab der Mensch jedem Vieh und Vogel des Himmels und allen Tieren des Feldes Namen; aber für den Menschen fand sich keine Gehilfin, die ihm entsprochen hätte.

Der Mensch bekam die Aufgabe, die Tiere zu benennen. Wer das Recht hat, einen Namen für jemanden zu vergeben, der herrscht über ihn - aber in einer Art und Weise, wie Eltern über Kinder herrschen: Im Bewusstsein der Verantwortung und in Liebe!

Das stelle ich mir so einen Gottesstaat anders vor. Es begründet der Schöpfungsbericht keine Herrschaft von Menschen über Menschen.

Vielleicht haben wir Deutschen die Verantwortung, die Amerikaner vor dem Versuch, ein 1000-jähriges Reich zu begründen, warnen. So etwas geht absehbar daneben. Eben auch, weil es komplett unbiblisch ist. Wir müssen nicht Dinge tun, die Gott zu tun gedenkt. Die Gefahr bei so etwas ist dann immer, dass Menschen sich zu Göttern erheben - mit all den negativen Auswirkungen, die so etwas hat.

Aber nun noch ein paar Worte zur Präsidentschaftswahl. Das ist schon alles sehr tragisch und dramatisch zugleich. Erst versucht man einen Kandidaten mit juristischen Mitteln von einer Präsidentschaft abzuhalten - dann sieht man sich genötigt, ihn vor den drohenden Strafen zu schützen, weil er als einzig wählbarer Kandidat übrigbleibt. Möge doch unser liebender Vater im Himmel den Amerikanern einen Kandidaten schenken, der dem Land wirklich in bester Weise dient und die Bürger wieder zusammenführt, statt sie zu spalten!

Als Biden seine Amtszeit begann, gab er alle wirklich problematischen Posten an Kamala Harris. Damit machte er deutlich, dass er nicht daran dachte, sie als seine Nachfolgerin aufzubauen. Sie konnte nur verlieren. Und jetzt haben die Demokraten als Partei den ganzen Verlust dieser Entscheidung zu tragen. Das erinnert an das Scheitern einer Generationsübergabe in Familienunternehmen, wenn der Patriarch den Kindern die Verantwortung nicht zutraut. Nur dass hier die Dimension ungleich größer ist.

Ich bin mir sicher, dass Präsident Biden einen guten Job gemacht hat. Und ich würde ihm auch gerne noch eine Amtszeit gönnen. Aber die USA hat so viele gute, fähige und auch gut ausgebildete Menschen - da wird sich doch einer oder eine finden, die dem Land in einer Präsidentschaft großen Segen bringen würde! Und wenn dieser Mensch dann wirklich weise ist, wird er alte Männer und Frauen - und warum nicht Präsident Biden - gerne als Berater zur Seite haben.

So wie ich das sehe, ist die USA die einzig verbliebene Supermacht. Im Schatten davon mögen sich China oder auch Indien in Position bringen - aber grad für den Westen ist die USA unser Anker in politischen Stürmen. Von daher sehe ich das Dilemma, das sich dort aufbaut, mit großer Sorge.

goodfruit antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 21 Jahren

Beiträge : 8711

@goodfruit 

Vielleicht haben wir Deutschen die Verantwortung, die Amerikaner vor dem Versuch, ein 1000-jähriges Reich zu begründen, warnen.

Schwierig. Welcher Ami hört schon darauf, was ein kraut im Internet erzählt?

So wie ich das sehe, ist die USA die einzig verbliebene Supermacht. Im Schatten davon mögen sich China oder auch Indien in Position bringen

China ist eindeutig eine zweite Supermacht. Indien in etwa gleichauf mit Russland (oder?).

Als Biden seine Amtszeit begann, gab er alle wirklich problematischen Posten an Kamala Harris.

Posten? Welche? Meinst du Aufgaben?

hkmwk antworten
GoodFruit
(@goodfruit)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 3631

@hkmwk Posten? Welche? Meinst du Aufgaben?

Ich kann mich erinnern, wie das gleich bei der Aufgabeverteilung in der Regierung Biden in der Presse diskutiert wurde - und auch heute wird daran erinnert. Schau mal:

Gleich zu Beginn übertrug ihr Biden schier unlösbare Aufgaben. Das war ein Vertrauensbeweis, doch Harris musste sich in Kämpfe stürzen, die kaum zu gewinnen waren. Um die geplante Wahlrechtsreform sollte sie sich kümmern, dabei war klar, dass das Vorhaben im Senat scheitern würde.
Dann das Thema Migration, die vielen illegalen Grenzübertritte im Süden der USA: Kamala Harris ging die Ursachen in den lateinamerikanischen Herkunftsländern an - nichts, womit man schnelle Erfolge verbuchen kann.

Quelle: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/usa-vizepraesidentin-kamala-harris-rolle-100.html

Ich habe das nicht als "Vertrauensbeweis" betrachtet, sondern als klares Signal: Kamala Harris ist nicht mein möglicher Ersatz - und deshalb erhält sie auch Jobs, die eher als „Himmelsfahrkommando“ zu betrachten sind als wie Bereiche, in denen sie glänzen kann und die Aura des Erfolgs ihr zuteilwird. Die wollte Biden exklusiv für sich.

Biden ist schon die letzte Amtszeit als alter Mann angetreten. Ich hatte immer Achtung vor ihm und ich habe auch erwartet, dass er einen guten Job machen würde, was er dann ja auch getan hat. Ich hätte aber auch erwartet, dass er im Hinblick auf sein fortgeschrittenes Alter, einen Nachfolger anlernt und in Position bringt. Das wäre weise gewesen und hätte sowohl dem Land als auch seiner Partei gedient. Schade, dass er diese Größe nicht hatte.

Und nun ist das Problem da - und für mich war das absehbar. Dass es aber in so eine dramatische Situation frühen würde, wo man einen Präsidentschaftskandidaten hat, der mit guten Gründen juristisch belangt wird - nun aber Immunität bekommen soll, weil er als einzig wählbarer Präsidentschaftskandidat im Rennen ist - das ist schon in extremer Weise dramatisch.

Ich verstehe da das politische System in den USA auch nicht. Die USA ist die Top Supermacht. Was die Universitäten angeht, so ist dort die Elite der Welt. Sie sind wirtschaftlich erfolgreich und es hat dort sehr, sehr viele wirklich gute Leute. Da wird es doch welche geben, die auch "Präsident der USA" können! Es ist den Demokraten zu wünschen, dass sie sich ganz schnell auf eine solche Person einigen. Es ist sicher sehr spät - aber keinesfalls zu spät.

goodfruit antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 21 Jahren

Beiträge : 8711

@goodfruit 

Gleich zu Beginn übertrug ihr Biden schier unlösbare Aufgaben.

Genau das meinte ich doch: Harris hat keine Ämter (Posten) bekommen, sondern Aufgaben. Sie hatte stets nur das Amt der Vizepräsidentin.

Ich habe das nicht als "Vertrauensbeweis" betrachtet, sondern als klares Signal: Kamala Harris ist nicht mein möglicher Ersatz - und deshalb erhält sie auch Jobs, die eher als „Himmelsfahrkommando“ zu betrachten sind

Kann so sein. In den Kopf von Biden konnte ich noch nie blicken, und beide Interpretationen sind möglich,

wo man einen Präsidentschaftskandidaten hat, der mit guten Gründen juristisch belangt wird - nun aber Immunität bekommen soll, weil er als einzig wählbarer Präsidentschaftskandidat im Rennen ist

Das war sviw nie im Gespräch. Aber der Oberste Gerichtshof hat ihm Immunität für Amtshandlungen bescheinigt. Und zwar nicht nur für seine Amtszeit (das ist ja der Sinn von Immunität: Ein Politiker darf nicht durch möglicherweise falsche und politisch motivierte Beschuldigungen sein Amt verlieren) - auch jetzt noch soll er Immunität für Amtshandlungen genießen. Nur was er nicht als Präsident, sondern als Privatperson getan hat, darf noch vor Gericht.

Als Privatperson darf er also keine Diktatur errichten, sondern nur als Präsident? Wie beruhigend …

Da wird es doch welche geben, die auch "Präsident der USA" können!

Um Präsident zu werden, brauchst du Geld für einen Wahlkampf. Wer ohne Geld einfach so kandidiert (es gibt bei jeder Wahl ungefähr ein halbes Dutzend) hat keine Chance. Zwar hilft crowdfunding (darin war sviw Obama gut), aber in der Regel sind es Leute die Geld haben (ab 1 Mio. aufwärts), die im Hintergrund entscheiden, wer ne Chance hat.

Und da nicht alle Reiche der gleichen Meinung sind, und Erfolg Erfolg anzieht (wer nicht genug Wähler gewinnt, wird von Sponsoren fallen gelassen), entscheidet am Ende durchaus das Volk - nur ist der Kreis der Kandidaten, aus denen es entscheidet, begrenzt.

Trump mit seiner ideologischen Basis und Biden mit dem Präsidentenbonus haben es anderen Kandidaten schwer gemacht, sich zu behaupten - die mussten alle aufgeben - Achtungserfolge eines Außenseiters hätte das ändern können, aber davon gab es zu wenige.

In D ist es etwas anders. Scholz muss nicht für sich persönlich Wahlkampfspenden einsammeln, das erledigt die SPD für ihn, analog bei den anderen Parteien. Von daher ist eine Katastrophe wie jetzt in den USA wohl ausgeschlossen. Aber die Parteien müssen das Geld natürlich irgendwoher bekommen, und da haben Großspender nun mal stärkeren Einfluss als Oma Bauer, die 100 Euronen an ihre Partei spendet … Das gilt i.d.R. auch bei Protestparteien (mit Sicherheit für die AfD). Ist also nur graduell besser.

hkmwk antworten
GoodFruit
(@goodfruit)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 3631

@hkmwk Und da nicht alle Reiche der gleichen Meinung sind, und Erfolg Erfolg anzieht (wer nicht genug Wähler gewinnt, wird von Sponsoren fallen gelassen), entscheidet am Ende durchaus das Volk - nur ist der Kreis der Kandidaten, aus denen es entscheidet, begrenzt.

Das ist ein Problem, das bekannt ist und das ich nur zum Teil verstehe - in einem Land, in dem Parteispenden als schwere moralische Belastung gelten, vielleicht nachvollziehbar.

Es gibt da aber noch einen anderen Faktor zu bedenken - und das ist der des unterstützenden Teams des Kandidaten.

Prof. Rieck erklärt hier das "Hintermänner-Spiel" aus spieltheoretischer Sicht:

https://www.youtube.com/watch?v=y7itzY4wHvQ

Ein schwacher Kandidat bedeutet größtmöglichen Einfluss der Hintermänner auf die Politik, sollte der Kandidat gewinnen. Aber ein Kandidat, der verliert, ist am Ende wertlos. Von daher profitieren Hintermänner in jedem Fall von schwachen Kandidaten - mit den "fast nicht wählbaren" Kandidaten als Optimum - falls es gelingt, diesen Kandidaten zum Präsidenten zu machen.

Und so scheint die aktuelle Situation ein win-win der Hintermänner zu sein - zumindest war dies die Situation, bis die Schwäche des amtierenden Präsidenten allzu deutlich wurde.

Wie unpatriotisch! Da riskieren Menschen das Wohl ihres Landes für reinen Eigennutz. Die Präsidenten scheinen zu Marionetten degradiert - zumindest solange sich kein starker Kandidat findet, der den Job machen könnte.

Ich meine, dass in der aktuellen Situation es nicht viel Geld bedürfte, damit sich ein erfolgreicher Kandidat in Postion bringen kann: Notfalls ein kleines Team und ein gut gemachter YouTube Kanal und das Ding geht durch. In den USA gibt es nun wirklich fähige Menschen genug. Warum sollten disruptive Ansätze nicht auch in der Politik Erfolg haben? Ich würde der USA einen starken und guten Präsidenten wünschen!

 

 

goodfruit antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 21 Jahren

Beiträge : 8711

@goodfruit 

Ich meine, dass in der aktuellen Situation es nicht viel Geld bedürfte

Offenbar doch - oder wie sonst sind die Ergebnisse der Vorwahlen zu erklären?

Und so scheint die aktuelle Situation ein win-win der Hintermänner zu sein

Das gilt nur, wenn der Kandidat tatsächlich so schwach ist wie von den Hintermännern eingeschätzt. Hitler galt ja auch mal als schwacher Kandidat, der für einen reaktionären Umschwung (mit dem Endziel Monarchie) sorgen sollte. War dann am Ende aber stärker als die Führung der DNVP.

Trump dürfte auch schwerer »von hinten« zu lenken sein als Biden. Auch wenn ein einfacher Vergleich mit Hitler überzogen wäre - die Hintermänner riskieren die Demokratie und evtl. sogar ihre Entmachtung.

hkmwk antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 4883

@hkmwk Und dass da irgendwelche "Hintermänner" die Strippen ziehen, die einen möglichst schwachen Kandidaten wollen, den sie gut manipulieren können, müsste auch erstmal belegt werden, statt es einfach so zu postulieren. Dieser Prof. Rieck erzählt viel, wenn der Tag lang ist* und öfters mal sind seine "Spieltheorie"-Überlegungen schlecht von Verschwörungstheorie-Ansätzen zu unterscheiden: "Nehmen wir mal X an und dass Y seinen Nutzen optimieren möchte..."

 

 

 

 

 

 

*Ich fand den frühr auch mal interessant und guckte mir diverse seiner YT-Vidos an. Doch irgendwann merkt man, wie ihm die Eitelkeit förmlich aus den geschmacksfrei geschnittenen Haaren tropft und wie letztlich seine Beiträge immer nur darum sich drehen, was für ein smarter Typ er doch sei, dessen Buch man übrigens kaufen kann... Während der tatsächliche Erkenntnisgewinn sich beim Betrachten denn doch auf überschaubarem Niveau bewegt.

jack-black antworten
1-ichthys
Beiträge : 786
Veröffentlicht von: @hkmwk

»Gesandter Gottes« klingt nach was Positiven. Wenn das so gemeint ist, kann ich das nicht nachvollziehen. Und wenn er einer ist in dem Sinn, wie Nebukadnezar einer war, wär das immer noch kein Grund ihn zu wählen, eher sollte ich sehen wie ich das Gericht Gottes doch noch abwenden kann.

Wer meint, Trump wäre der "Gesandte Gottes" übersieht, dass Trump in Wahrheit auf der anderen Seite steht, und mit ihm die Richter am Supreme Court. Trump schafft in Wahrheit die Demokratie in den USA ab, der Supreme Court stellt Trump über das Gesetz. Erinnert mich irgendwie an die Offenbarung, wo eine Art "Messias" die Menschen verblendet und in den Untergang führt.

1-ichthys antworten
17 Antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 14 Jahren

Beiträge : 24816

@1-ichthys 

Wer meint, Trump wäre der "Gesandte Gottes" übersieht, dass Trump in Wahrheit auf der anderen Seite steht, und mit ihm die Richter am Supreme Court. Trump schafft in Wahrheit die Demokratie in den USA ab, der Supreme Court stellt Trump über das Gesetz.

Viele Leute sind längst so weit, dass sie unter "Demokratie" nicht verstehen, dass alle Menschen gleichberechtigt wählen können und man anschließend Kompromisse macht, sondern dass "das Volk" "die da Oben" bekämpft... und alle deren Anhänger gleich mit, damit das "wahre Amerika" wieder seinen rechtmäßigen Platz einnimmt.

Das hat natürlich mit echter Demokratie nichts zu tun, aber für die Anhänger von Trump fühlt es sich dennoch richtig an, weil sie sich selbst als das einzig wahre amerikanische Volk betrachten. Und deshalb sehen die da auch keinen Widerspruch.

Leider findet sich diese Tendenz auch schon bei uns...

 

lucan-7 antworten
1-ichthys
(@1-ichthys)
Beigetreten : Vor 11 Jahren

Beiträge : 786

@lucan-7 

Traurig, dass viele amerikanische Christen ihre Augen vor dem Offensichtlichen verschließen, um ihre radikale Ideologie durchsetzen zu können. 

1-ichthys antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 14 Jahren

Beiträge : 24816

@1-ichthys 

Traurig, dass viele amerikanische Christen ihre Augen vor dem Offensichtlichen verschließen, um ihre radikale Ideologie durchsetzen zu können. 

Ich glaube nicht, dass sie ihre Augen verschließen.

Sie sehen genau, was passiert.

Und sie wollen es so.

Weil sie es für richtig halten.

 

lucan-7 antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 21 Jahren

Beiträge : 8711

@lucan-7(zum Beitrag)

Viele Leute sind längst so weit, dass sie unter "Demokratie" nicht verstehen, dass alle Menschen gleichberechtigt wählen können und man anschließend Kompromisse macht, sondern dass "das Volk" "die da Oben" bekämpft...

In den USA hängt das auch damit zusammen, dass die durch eine Revolution gegen die da »oben« in London entstanden sind.

hkmwk antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 14 Jahren

Beiträge : 24816

@hkmwk 

In den USA hängt das auch damit zusammen, dass die durch eine Revolution gegen die da »oben« in London entstanden sind.

Ja, von der Vorstellung sind die irgendwie nie wirklich losgekommen... ich fand das schon immer befremdlich, aber dieses tiefe Misstrauen gegen die Obrigkeit trägt sich anscheinend tatsächlich durch alle Generationen hindurch. In manchen Landesteilen mehr als anderswo.

lucan-7 antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 4883

@lucan-7 Passend dazu hab ich vor drei, vier Tagen mal nachts endlich es durchgezogen - allen Widerwillen überwindend, der mich bei vorherigen Anläufen immer schon nach wenigen Minuten ausschalten ließ - mir das Propagandastück "Der Patriot" mit Mel Gibson als aufrechtem Milizenführer im Unabhängigkeitskrieg anzutun.

So geht also die in den USA erzählte Geschichte... Als an einer Stelle "brave Bürger" gegen die schurkischen Rotröcke in den Krieg ziehen sollen, das hübscheste Mädel im Cast hält dazu eine flammende Rede in der Kirche, ist auch der Pastor der Gemeinde flugs mit dabei. Wie, auch Sie, Herr Pfarrer? "Ja, manchmal muss sich der Hirte eben auch um die Wölfe kümmern."  Ergibt Sinn, so in der Nachfolge Christi. Bekanntlich ist ja auch "Jesus a Navy Seal".

Da bleiben kaum Fragen offen.

jack-black antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 21 Jahren

Beiträge : 8711

@jack-black 

Bekanntlich ist ja auch "Jesus a Navy Seal".

Nö, das ist ziemlich unbekannt.

Und wenn du den Text gelesen hättest, wüsstest du

  • Dass die Aussage »Jesus is a navy seal« da überhaupt nicht vorkommt. Sie steht nur in der Überschrift, und ob das Wortspiel (seal bedeutet auch »Siegel«) vom Autor stammt, weiß ich nicht.
  • Dass es um einen Vergleich geht. Also um so was wie Eph 6,10-17, wo auch militärische Sprache benutzt wird, aber eben um geistliche »Waffen« (Wahrheit, Gerechtigkeit, Bereitschaft zur Evangelisation, Glaube und Gottes Wort) zu beschreiben.

Damit finde ich diese Nebenbemerkung ziemlich unpassend. Etwa so als ob man einem Fußballfan aggressiven Nationalismus unterstellt, weil er vom Angriff seiner Mannschaft gegen eine andere Nation redet.

"Ja, manchmal muss sich der Hirte eben auch um die Wölfe kümmern."

Ich vermute, da war mit »kümmern« keine seelsorgliche Betreuung gemeint 😉

hkmwk antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 4883

@hkmwk

Und wenn du den Text gelesen hättest, wüsstest du

  • Dass die Aussage »Jesus is a navy seal« da überhaupt nicht vorkommt. Sie steht nur in der Überschrift, und ob das Wortspiel (seal bedeutet auch »Siegel«) vom Autor stammt, weiß ich nicht.

Oh, ich hatte den Text durchaus gelesen und hab ihn als Beleg herangezogen, dass dieses Macho-Image von Jesus inzwischen sein Bild auch bis in die "seriösen" theologischen Kreise gefunden hat (falls es nicht von dort seinen Ausgang nahm). "Nur in der Überschrift" ist übrigens eine amüsante Relativierung. 😀

 

Dass Jesus a Navy Seal sei, kommt öfters im rechtsnational-christlichen Milieu vor, google bei Interesse einfach mal die Begriffe. Hier mal gleich der nächste "Treffer" (Fettung von mir):

(...) which kind of Jesus are you trusting in? Hippy boy or Navy SEAL? I like the image of Navy SEAL Jesus. It’s that image of a warrior, fighter, who is mighty in battle, that gets me through my day. Most of us need a rescuer, a mighty warrior, and a deliverer.

 

Für die Deutschsprachigen meine Übersetzung:

In welchen Jesus vertraust du? Den Hippy boy oder den Navy Seal? Ich mag das Bild des Navy Seal Jesus. Es ist das Bild eines Kriegers, eines Kämpfers, der mächtig in der Schlacht ist, welches mich durch den Tag bringt. Die meisten von uns brauchen einen Retter, einen mächtigen Krieger und einen, der abliefert.

 

 

Dass es um einen Vergleich geht.

 

Tatsächlich? 😯  Du meinst, die so formulieren, glauben nicht wirklich, dass Jesus bei den Navy Seals gedient habe oder gar immer noch dabei ist, Löcher in feindliche Atom-Uboote zu bohren? Die meinen das irgendwie im übertragenen Sinne? Puh, da bin ich jetzt aber beruhigt, dass diese Wahl der Metahpern so ganz und gar nicht einer kriegerischen Sicht auf die Welt entspricht, sondern rein zufällig schon den von Dir referenzierten Bibelversautoren unterlief, da ihnen gerade die Metaphern, die sie üblicherweise zu verwenden gewohnt waren, irgendwo im Chaos ihrer Hirnschubladen* unauffindbar waren...

 

 

 

 

 

 

*Ich verfalle überraschenderweise öfter auf solche Metaphern, die was über mich verraten. 😉

jack-black antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 21 Jahren

Beiträge : 8711

@jack-black 

dass dieses Macho-Image von Jesus inzwischen sein Bild auch bis in die "seriösen" theologischen Kreise gefunden hat (falls es nicht von dort seinen Ausgang nahm).

Ich bin nicht ganz sicher, was du mit »Macho« meinst. Ein guter Hirte, der sich dem Wolf entgegenstellt, ist nun mal ebenso »Macho« wie ein Erkundungsoffizier (das Beispiel im Text), der es schafft, über einen Abgrund ohne fremde Hilfe eine provisorische Seilbrücke zu spannen, über die er dann seine Gruppe führen kann.

Du meinst, die so formulieren, glauben nicht wirklich, dass Jesus bei den Navy Seals gedient habe

Spotte nur. Es ging darum, dass Jesus kein Militär war, höchstens im übertragenen Sinn als jemand, der seinen größten Sieg dadurch errang, dass Er Dich ohne Gegenwehr kreuzigen ließ. Ein damit zusammenhängendes Bild (wir als Gefangene in Jesu Siegesparade) kommt Eph 4,8-13 vor (vgl. auch 2.Ko 2,14-17).

Militärische Bilder waren in einer Zeit, als es noch keinen Pazifismus gab, normal. Und finde ich auch nicht schlimm, solange sie nicht dazu benutzt werden, Militarismus o.ä, zu rechtfertigen. Aber das macht der von dir verlinkte Aufsatz eben nicht.

Und es ist nun mal so, dass Jesus als technon schwere Arbeit gewohnt und demnach entsprechende Muskeln hatte. Er war nicht der weichgespülte Jesus von den Gemälden der Nazarener.

Und wenn dass jemand diesem Bild eines »wimpy«-Jesus das eines »navy seal«-Jesus gegenüberstellt, dann wird ein Extrem durch das andere ersetzt - wer noch nie überreagiert hat, werfe den ersten Stein!

hkmwk antworten
Queequeg
(@queequeg)
Beigetreten : Vor 18 Jahren

Beiträge : 6667

@hkmwk 

Dass Jesus in Wirklichkeit ein Kämpfer war, dessen Bild von seinen Nachfolgern nur weich gezeihnet wurde, um nicht mit den Römern in Schwierigkeiten zu kommen, hatte mir allerdings schon vor 50 Jahren ein Amerikaner während einer Sauna-Session in Finnland versucht beizubringen.

queequeg antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 21 Jahren

Beiträge : 8711

@queequeg 

dessen Bild von seinen Nachfolgern nur weich gezeihnet wurde, um nicht mit den Römern in Schwierigkeiten zu kommen

Das ist aber nicht das, was ich gesagt habe. Ich habe mich ja auf das Bild von Jesus berufen, dass in der Bibel steht.

Das ist nicht das Bild von jemand, der gegen die Römer kämpft, sondern das Bild von jemand, der Sünde, Tod und Teufel besiegt hat - auch wenn der endgültige Sieg erst da ist, wenn Jesus zurückkommt.

Dein Ami in der Sauna war der Meinung, dass dieses Bild ein weichgezeichnetes ist. ich nicht.

hkmwk antworten
Queequeg
(@queequeg)
Beigetreten : Vor 18 Jahren

Beiträge : 6667

@hkmwk 

"Dein Ami in der Sauna war der Meinung, dass dieses Bild ein weichgezeichnetes ist. ich nicht."

Ja, und es besagt, dass eine solche Sicht schon lange vor black-jacks "Spott" im Umlauf war.

 

queequeg antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 21 Jahren

Beiträge : 8711

@queequeg 

»Spott« bezog sich darauf , »dass Jesus bei den Navy Seals gedient habe«. Das war überzogen und nicht ernst zu nehmen.

Was ich dann sagte, war ja: Es gibt ein weichgezeichnetes Jesusbild (wie auf den Bildern der »Nazarener«-Malschule, so was habe ich im entsprechenden Alter in einem christlichen Kinderbuch gesehen). Aber Jesus wird im NT anders dargestellt (auch wenn das heute nicht immer sofort erkennbar ist, siehe den Guten Hirten, der eben nicht friedlich Lämmlein im heutigen Mitteleuropa weidet, sondern im Nahen Osten auch mal gegen Wölfe kämpfte).

hkmwk antworten
Queequeg
(@queequeg)
Beigetreten : Vor 18 Jahren

Beiträge : 6667

@hkmwk 

"»Spott« bezog sich darauf , »dass Jesus bei den Navy Seals gedient habe«. Das war überzogen und nicht ernst zu nehmen."

Natürlich war das nicht ernst zu nehmen.

queequeg antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 4883

@hkmwk Spotte nur. Es ging darum, dass Jesus kein Militär war

Es ging darum, dass ein Pastor in einem us-amerikanischen Propaganda-Film einen One-Liner absondert, wie man ihn aus Rambo-Filmen gewohnt ist. Dass Jesus kein Militär war, ist mir selbst bekannt und dass diejenigen, die Jesus einen Navy Seal nennen, nicht wirklich glauben, dass er einer sei, ist so offenkundig wie irgendwas.

Es geht darum: in den USA ist es nicht die Ausnahme, sondern die Regel, dass die "Falken" in der Politik stets sich auch als gute gläubige Christen sehen und null Problem damit haben, dass der jeweils saisonaktuelle Feind als der Bösewicht schlechthin gezeichnet wird, den man selbstverständlich am besten mit der Waffe bearbeitet. Der ganze "Patriot"-Film atmete diese Variante christlichen Selbstverständnisses, zu der nicht nur gehörte, dass eben der Pastor los zieht, um Rotröcke abzuknallen, da die eben gerade die Wölfe darstellten (als hätte es da irgendwelche theologischen Differenzen zwischen der Kolonialmacht England und den Siedlern gegeben), sondern dass auch die hübsche Maid den scheinbar etwas zu "feigen" Männern eine flammende Predigt - äh- Rede... - hält. In der Kirche, dem Gotteshaus, wo die Zivilisten sich alle brav zum Beten am Sonntag gesammelt hatten, und wo man dann also die günstige Gelegenheit beim Schopfe greift, auch wenn der "mulier tacet in ecclesia"-Paulus da womöglich in seinem Märtyergrab rotieren würde.

 

Dass man die Bibel auch gänzlich anders auslegen und die Herrscher-Metaphorik der Antike nicht allzu ernst nehmen darf, ist mir völlig bewußt. Man braucht dies dann eigentlich bloß noch all den Christen beizubiegen, die sich so ein bisserl für den Hippy boy, der sich ohne Gegenwehr hinrichten ließ (wofür die Christen ja nun schon seit Jahrhunderten immer wieder auch den Spott Andersgrläubiger über sich ergehen lassen mussten - ein Mobbing, das Spuren in der Kollektivseele hinterläßt, beispielsweise die Bereitschaft, jeden Hinweis darauf, dass der Erlöser doch auch mal tüchtig auf den (Wechsler-)Tisch* zu hauen pflegte, besondert eifrig in den Mittelpunkt ihres Jesus-Psychogramms zu stellen), schämen.

Aber nun ja - dieses softe, gewaltferne, versöhnende, vergebende und Konflikte eher durch Nachgeben lösende Jesus-Bild ist vielen, die sich selbst Christen nennen und das Christ-Sein für etwas besonderes halten, halt peinlich. Es ist ihnen lästig, wenn man es ihnen vorhält, wo sie doch einfach nur ihre Interessen (no taxation without representation!) durchsetzen wollen. Wie praktisch, dass sich die Hirten-Metapher auch rustikal deuten läßt und nicht allein der die Herde (geistlich) tränkende und führende Hirte als Bild zur Verfügung steht, sondern auch der Hirte, der den rotberockten Wölfem mit dem Vorderlader eins auf den Pelz brennt.

Die Ideen von Feindesliebe und Gewaltverzicht, diese zwei Ideen, die allein die christliche Ideologie vom Rest der Ideologie-Angebote deutlich unterscheiden - die lassen sich mit einem witzigen Oneliner vom Bedenkenträgertisch fegen, man kann Jesus anscheinend auch solcherart "folgen", dass man genau in die entgegengesetzte Richtung marschiert, die das Vorbild eines sich ohne Gegenwehr hinrichten lassenden Rabbis eigentlich recht deutlich weist... Komm schon, sei keine Pussy, Jesus war ein mächtiger Krieger in der Schlacht, ein Heerführer!

 

Militärische Bilder waren in einer Zeit, als es noch keinen Pazifismus gab, normal.

 

Ja. Und da hat Gott, um sich in seinem auf ewig geltenden Wort, der Bibel, verständlich auszudrücken, halt auf die gängigen Bilder jener vor-pazifistischen Zeit zurückgegriffen und seinen Autoren so eingegeben, damit die Zeitgenossen es auch recht verstünden. Also damals wenigstens...

 

Und finde ich auch nicht schlimm, solange sie nicht dazu benutzt werden, Militarismus o.ä, zu rechtfertigen. Aber das macht der von dir verlinkte Aufsatz eben nicht.

 

Er tut es schon per Überschrift.

Die kriegerische Rhethorik, der die im Text diskutierten Metaphern entstammen, wird denn auch nicht kritisiert und womöglich gar verworfen (wie es ja theoretisch möglich wäre, wenn nicht das Autoritätsargument es verunmöglichte), sondern es wird relativiert und herumlaviert, um die "old heroes of faith" irgendwie noch zu retten, deren wenig friedliche Vorgehensweisen im AT ja ärgerlicherweise nachzulesen sind und einen seltsamen Kontrast zur Botschaft der Feindesliebe und Vergebung bilden...

Ich werfe dem Aufsatz nicht vor, das Bild des Navy-Seal-Jesus original zu zeichnen oder auch bloß vorsätzlich aktiv zu vertreten. Ich nehme ihn als Beispiel dafür, wie verbreitet das Ideal eines nicht-soften Jesus ist. Da treten halt Rückkopplungseffekte auf, die sich im Eyecatcher, der Überschrift, am ehesten erkennen lassen. Es geht hier um das Ideal Jesus: wie sieht es aus? Welche Bilder werden da verwendet? Auch im verlinkten Text wird nicht befunden: das Archegos-Bild für Jesus sei veralteten Denkweisen geschuldet und weise in die falsche, militaristische, nicht zum eigentlich versöhnenden Jesus passend Richtung. Nein, es wird nur versucht, aus dem Militär eine Art Pfadfinder (in der ursprünglichen Bedeutung) zu machen: jemanden, der irgendwelche Leute durch den Dschungel leitet und dann auf irgendwelche gähnenden Schluchten trifft, die allein durch das von ihm geworfene Lasso zu überqueren sind, weil sonst ja alles verloren wäre:

There seems no way forward, but unless he finds one all is lost. He throws a lasso-like rope to the other side of the ravine, and manages to catch it on a tree on the far side. He then risks all by clambering across to the other side, hand over hand, inch by nerve-racking inch. He secures the rope, and manages to create a rope bridge. Eventually he leads his whole platoon over the ravine on to the safety of the other side.

 

Übersetzung für unsere Mitforumler:

Da scheint kein gangbarer Weg nach vorn, aber wenn er (der einsame Aufklärungsoffizier) keinen  findet, ist alles verloren. Er wirft ein lassoähnliches Seil auf die andere Seite der Schlucht und schafft es, dabei einen Baum auf der anderen Seite zu treffen. Dann riskiert er alles, indem er rüber zur anderen Seite klettert, Hand über Hand, Zentimeter per nervenzehrendem Zentimeter. Er sichert das Seil und schafft es, eine Seil-Brücke zu kreiieren. Schließlich führt er sein ganzes Platoon über die Schlucht in die Sicherheit auf der anderen Seite.

 

So ist also dieser Jesus zu verstehen laut dem verlinkten Text. Der ist besonders gut im friedlichen Seile-Werfen und Hängebrückenbauen und dann führt er halt seine Schäfchen in die Sicherheit auf der anderen Seite.

Mit - *hüstel* - ein paar kleinen Besonderheiten. Ein Platoon ist nicht wirklich eine Schäfchenherde und auch keine sich im Dschungel verirrt habende Urlaubergruppe, sondern eine militärische Einheit. Kein Weg nach vorn (wir befinden uns also nicht auf einer Rückreise ins sichere Daheim) sei offen - aber was ist dieses "vorn" denn nun eigentlich? Es ist - und sechzig Jahre Hollywood sollten es uns deutlich ahnen lassen - ein militärisches Ziel, das erreicht werden muss, angeblich zwecks Rettung der Welt (weil: sonst all is lost...), gern auch mal nur, um einen strategisch wichtigen Punkt im großen Krieg ( a hill worth dying for) zu besetzen. Vermutlich still und leise und unbemerkt, sonst könnte man ja einfach den Militärhubschrauber nehmen; aber man möchte von den Feinden (komisch, wie komme ich auf die absurde Idee, in diesem Szenario könnten irgendwo militärisch zu bekämpfende Feinde vorausgesetzt sein?) halt nicht bemerkt werden und also zeigt unser einsamer Aufklärungsoffizier in dieser Bibelpassagen-Interpretation, dass er aus Texas stammt und die Kunst des Lassowerfens schon beim Nuckeln an der Mutterbrust perfektionierte. Dann Schnitt, Closeup: Hand über Hand, dank des guten Eliteeinheiten-Trainings. Schweiß perlt malerisch über's per imposanten Muskeltonus animierten Navy-Seals-Wappen auf dem Oberarm, die Tarnbemalung auf dem kernigen und praktisch kurzgeschorenen Aufklärungsoffiziersschädel ist wasserfest und verschmiert nicht im Schweiße seines Angesichts. Zoll für Zoll. Dieser stählerne Archegos über der tiefen Schlucht. Rambo, diese im kollektiven amerikanischen Gewaltmythos verlorene Seele**, würde zumindest vor Anstrengung zwischendurch mal brüllen, nicht so Force Master Chief Petty Officer Jesus Christ, so einer riskiert nicht die vorzeitige Entdeckung durch die Wölfe, äh, Rotröcke, äh, Nordkoreaner, äh... Leugner des Heiligen Geistes. So einer macht aus einem Lasso flugs eine Hängebrücke, ein wenig Fisch-Vermehrungswunder muss da mit rein, und schließlich folgt ihm sein Platoon rüber. Auf die sichere Seite. Also die Seite, von der man sicherlich besser das feindliche Munitionsdepot in die Luft springen kann oder die zwei heilig-christlichen Entwicklungshelfer aus den Klauen der barbarischen, sich nicht bei der Entwicklung helfen lassen wollenden örtlichen Warlords mit asiatischen Gesichtszügen befreien. Come on! Wir kennen die Geschichte doch! Wir wissen die Metapher zu lesen!

Nein, da wird kein kein Militarismus gerechtfertigt. Da ist die militaristische Perspektive der quasi-natürliche Hintergrund. Das, was Anstoß erregen könnte: das blutige Massakrieren der Feinde***, die auf der anderen Schluchtseite ihrer Überrumpelung harren, das wird fein säuberlich ausgeblendet. Passt ja nicht, denn Jesus, für den wir dieses Bibelvers-Exegese uns konstruieren, ist doch einer von den Guten...

 

Der Pastor in "The Patriot" wird auch nicht dabei gezeigt, wie er grad mit dem Bajonett einem britischen Soldaten den Dickdarm entfaltet. Der zieht halt los, sich um die Wölfe zu kümmern, höhö! Kein Grund unnötig (am Ende dürfte das dann ja nicht zu Illustrationszwecken im Geschichtsunterricht an Schulen gezeigt werden) mit expliziten Goreszenen zu irritieren, in denen ein "Mann Gottes" die Gewalt exekutiert. Denn dass Gewalt ein probates und völlig legitimes Konfliktlösungsmittel ist - das wissen wir als Patrioten und Christen seitdem Jesus handgreiflich gegenüber Tierhändlern und Wechselstubenbetreibern wurde. Jehova will be fine with that...

 

 

 

 

 

*Dass man in usa-evangelikalen Kreisen ausgerechnet im zur Gewalt greifenden Tempel-Säuberungs-Christus ein Vorbild zu erkennen meint, ist dann schon wieder eine Satire in sich, denn wo wird denn mit dem Betrieb von Mega-Churches am meisten Geld "gemacht"? Dass die Geldwechsler und Opfertieranbieter damals den religiösen Betrieb am Laufen hielten, also Teil der jüdischen Infrastruktur waren, weil man auch als von der Ferne Angereister mit ihrer Hilfe seinen religiösen Opferpflichten nachkommen konnte. Nicht jeder gottesfürchtige Pilger hatte noch Platz für Opfervieh-Käfige auf seinem Eselskarren, und nicht jeder hatte die in Jerusalem gängige Währung parat: um wie erforderlich im Tempel dem Jehova-Gott zu opfern, waren also Zugereiste auf exakt diejenigen Geldwechsler und Händer angewiesen, die Jesus von dort vertrieb. Was er da tat, würde ihm heutzutage als ein religiöses Hate-Crime vorgeworfen. Man stelle sich jemanden vor, der in einen schönen europäischen Dom tritt und dort erstmal sämtliche Opferkerzen rausschmeisst, die Devotionalienangebote kaputtschlägt und die Spendenbüchsen in die  Gosse rollt, weil es sich da angeblich um das Haus seines Vaters handele...

 

** Rambos Credo lautet in seiner kühn-tautologischen Zirkelform bekanntlich: Um im Krieg zu überleben, muss man selbst zum Krieg werden. Läge es an mir, eine Neuauflage des AT herauszubringen, ich würde diese Sentenz da schon irgendwie geschickt mit unterbringen...

 

***Soviel sei dem Streifen "Der Patriot" zugestanden: dessen Held wird schon gleich zu Anfang dabei gezeigt, wie er mit "dem Feind" zu verfahren gewohnt ist. Vor den Augen seiner kleinen Söhne (die übrigens gleich mal auf seine Anweisung hin mittöten dürfen) zerfleischt er im Blutrausch einen längst toten britischen Soldaten mit dem Tomahawk. Zumindest der jüngere der zwei Knaben scheint ob diesen Anblicks entsetzt fast ein bißchen traumatisiert, und für einen kurzen Moment kommen einem die Jesusworte in den Sinn: "... wenn ihr nicht werdet wie die Kinder...".  Zwecks Befreiung eines Gefangenen (der freilich sein Sohn ist) wird da in einer der Anfangsszenen ein Dutzend Rotröcke aus dem Hinterhalt angegriffen und Stück für Stück massakriert. Die braven Söhne des Helden schießen tüchtig mit, so werden wohl Traditionen geboren: und es trifft ja die Bösen. 🙂

Fast könnte man meinen, der Film sei da irgendwie ehrlich und würde nicht um die düstere Seite der Wahrheit - das Gewalt irgendwie scheisse ist und Blutkrusten im Gesicht nicht schön - herumlavieren wie der Bibelexeget im verlinkten Text. Fast. Denn man achte auf die Musikuntermalung und achte darauf, welche Gewaltexzesse als "für die gute Sache" (letztlich also: die Befreiung von Steuerforderungen) verübt und also okayisch geschildert werden und welche nicht. Wer durcheinanderzukommen droht, orientiere sich daran, wo die US-Fahne ins Bild sich schiebt. Der hinterherlaufen und dann immer tüchtig dreinhauen - dann trifft es schon die Richtigen.

jack-black antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 21 Jahren

Beiträge : 8711

@jack-black 

auch wenn der "mulier tacet in ecclesia"-Paulus da womöglich in seinem Märtyergrab rotieren würde

Nö, was diese Maid da sagt, ist ja keine lästige Zwischenfrage, die sie auch ihrem Mann stellen könnte, sondern eher so was wie eine Prophetie (aus der Kraft des Geistes der Gemeinde erklären,was Gott von ihr will), so was erwähnt ja Paulus in genau dem Brief, aus dem du zitiert hast. Dass die Frau spricht, damit hätte Paulus also kein Problem. Schon eher mit der Frage, ob das wirklich Gottes Geist war, der da durch sie gesprochen hat …

Die Ideen von Feindesliebe und Gewaltverzicht, diese zwei Ideen, die allein die christliche Ideologie vom Rest der Ideologie-Angebote deutlich unterscheiden - die lassen sich mit einem witzigen Oneliner vom Bedenkenträgertisch fegen

Jetzt charakterisierst du gewisse Fundis, die mit dem echten Paulus (in Christus spielt es keine Rolle, ob jemand Mann oder Frau, Sklave oder frei ist) ihre Probleme haben - vielleicht nicht (mehr) mit »ob Sklave oder frei«, aber eben mit dem ersten Teil des Satzes.

Und die sind dann auch schnell bereit, die Stärke des Christentums aufzugeben zu Gunsten eines sehr wörtlichen Verständnisses, z.B. was Wölfe angeht.

Bei Paulus war noch klar: Der hat sich lieber geißeln lassen und berechtigten (!) Protest auf später verschoben, als seinen Glauben irgendwie zu kompromittieren.

Kein Weg nach vorn (wir befinden uns also nicht auf einer Rückreise ins sichere Daheim)

Doch. Es ging im gezeichneten Bild darum, einer Gefahr zu entkommen, und »vorn« ist da, wo es sicher ist. Du interpretierst gegen den Kontext.

Hauptsache, die militärische Sprache an sich ist schon schlimm … sehe ich wie gesagt anders.

hkmwk antworten
GoodFruit
(@goodfruit)
Beigetreten : Vor 4 Jahren

Beiträge : 3631

@1-ichthys Ich glaube nicht, dass Trump sich selber so sieht. So weit abgehoben ist er denn doch nicht. Aber er sieht es vermutlich gerne, dass andere ihn in dieser Position sehen.

Ich frage mich nur, wie man bei all dem, was Trump getan hat und weiter tut, ihn in so einer Rolle auch nur annähernd sehen kann. Wo ist die Wahrheit, wo die Liebe, wo die Barmherzigkeit, wo die Liebe zum Sünder und zum Armen? Ich kann das jedenfalls nicht nachvollziehen.

goodfruit antworten


Gelöschtes Profil
Beiträge : 26156
Veröffentlicht von: @deborah71

Im August 1896 hielt der Präsidentschaftskandidat der Demokraten, William Jennings Bryan, auf dem Parteitag der Demokraten eine berühmte "Gold Cross"-Rede. Nach dieser Rede erhielt er breite Unterstützung und gewann die Präsidentschaftsnominierung der Partei.

.... aber nicht die Wahl.

deleted_profile antworten
Seite 2 / 3
Teilen:

Hey du!

Dieses Forum ist für dich kostenlos.
Das funktioniert nur, weil uns treue Menschen regelmäßig mit ihrer Spende unterstützen.
Bist du dabei?