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Sind Glaube und Wissenschaft vereinbar?

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Lucan-7
Themenstarter
Beiträge : 20187

Aufgrund einer Nebendiskussion in einem anderen Thread eröffne ich hier doch nochmal ein neues Thema... mal wieder Wissenschaft und Glaube.

Es soll hier jetzt nicht um die bekannte Wissenschaftsfeindlichkeit mancher gläubigen Menschen gehen, sondern vielmehr um jene Leute, die Wissenschaft und Glauben für grundsätzlich vereinbar halten, weil sie sie als zwei verschiedene Bereiche betrachten: Wissenschaft befasst sich mit dem offensichtlichen, messbaren und wahrnehmbaren Bereich, Glaube befasst sich mit einem Bereich außerhalb davon, der mit wissenschaftlicher Methodik nicht zu erfassen ist.

Auf den ersten Blick erscheint das einleuchtend, weil die Wissenschaft ganz offensichtlich nur einen Teil der Realität erfasst hat und es nach wie vor viele ungelöste Fragen gibt... und es scheint, dass um so mehr neue Fragen aufgeworfen werden, je mehr die Wissenschaft herausfindet.

Genug Raum also, so sollte man meinen, für einen Glauben an das, was außerhalb dieses Bereiches liegt.

Aber lassen sich die Bereiche wirklich so deutlich voneinander abgrenzen? Ich denke nicht. Denn wenn ein gläubiger Mensch sagt: "Wissenschaftliche Methodik funktioniert!", dann glaubt er grundsätzlich an ihre Anwendbarkeit. Und das müsste dann auch für alle Bereiche gelten, in denen sich wissenschaftliche Methodik anwenden lässt. Denn: Wissenschaft funktioniert und ist anwendbar.

Das müsste dann allerdings auch für die Bibel gelten. Denn natürlich kann man die Bibel, ganz nüchtern, als überlieferte historische Schrift betrachten, so wie andere historische Schriften auch. Ihre Glaubwürdigkeit lässt sich also, so wie bei anderen historischen Schriften auch, nach wissenschaftlichen Methoden beurteilen und einschätzen.

Das bedeutet (leider) nicht, dass sich damit automatisch daraus eine historische Wahrheit ergibt. So wie in vielen anderen Fällen auch haben wir hier große Lücken, keine direkte Möglichkeit der Überprüfung und nur wenig zusätzliche Hintergrundinformationen. Historiker wissen um die Unzuverlässigkeit historischer Quellen, weil sie häufig nicht der Überlieferung historischer Wahrheit dienten, sondern Botschaften vermitteln sollten. Im Ergebnis lassen sich daher oft nur begründete Einschätzungen geben, warum dieses oder jenes für wahrscheinlich oder für unwahrscheinlich gehalten werden sollte.

Nun, lange Rede kurzer Sinn: Bei Anwendung dieser Methodik auf die Bibel wird auf keinen Fall herauskommen, dass die Bibel historische Ereignisse korrekt wiedergibt oder eine zuverlässige Quelle übernatürlicher Ereignisse ist.

Und ja, ich kenne solche Veröffentlichungen, wo versucht wird, genau das zu zeigen... und keine Einzige, der das auch gelingt.

Deshalb behaupte ich hier mal ganz frech: Wer als gläubiger Mensch wissenschaftliche Methodik befürwortet, der macht sich selbst etwas vor. Denn die eigene Glaubensbasis hier außen vor zu lassen ist letztlich willkürlich.

Oder übersehe ich hier etwas Entscheidendes...?

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529 Antworten
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Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 6501
@lucan-7

Aber lassen sich die Bereiche wirklich so deutlich voneinander abgrenzen? Ich denke nicht. Denn wenn ein gläubiger Mensch sagt: "Wissenschaftliche Methodik funktioniert!", dann glaubt er grundsätzlich an ihre Anwendbarkeit. Und das müsste dann auch für alle Bereiche gelten, in denen sich wissenschaftliche Methodik anwenden lässt. Denn: Wissenschaft funktioniert und ist anwendbar.

Soweit keine Einwände.

Das müsste dann allerdings auch für die Bibel gelten. Denn natürlich kann man die Bibel, ganz nüchtern, als überlieferte historische Schrift betrachten, so wie andere historische Schriften auch. Ihre Glaubwürdigkeit lässt sich also, so wie bei anderen historischen Schriften auch, nach wissenschaftlichen Methoden beurteilen und einschätzen.

Natürlich. Allerdings haben wir ein Problem, das nicht prinzipieller, sondern praktischer Natur ist: Historische Überlieferung ist lückenhaft. Hast du ja auch erwähnt.

Nun, lange Rede kurzer Sinn: Bei Anwendung dieser Methodik auf die Bibel wird auf keinen Fall herauskommen, dass die Bibel historische Ereignisse korrekt wiedergibt oder eine zuverlässige Quelle übernatürlicher Ereignisse ist.

Das ist mir zu platt. Erstens ist die Bibel eine Zusammenstellung von 66 Texten (die der Einfachheit halber alle „Bücher” genannt werden). Und da sind einige, bei denen sich die Frage nach historischer Zuverlässigkeit gar nicht stellt, etwa die Psalmen oder die Briefe des NTs, die nur ausnahmsweise mal so was wie eine historische Meldung enthalten. Wenn es darum geht, den Quellenwert zu bewerten, muss jedes Buch einzeln betrachtet werden.

Zweitens gibt es Bücher, in denen Angaben enthalten sind, die früher als unhistorisch beurteilt wurde, zum Teil sogar als historisch widerlegt galten - bis sich herausstellte, dass das doch stimmt. Ein Buch, dass Dinge zuverlässiger berichtet als geschichtswissenschaftliche Darstellungen aus der ersten Hälfte des 20. Jh. ist für meine Begriffe eine ernst zu nehmende Quelle.

Also dass es historische Ereignisse gibt, die in der Bibel korrekt dargestellt werden, ist Fakt. Ein Schluss auf sämtliche Darstellungen wär aber wieder nicht wissenschaftlich. Und es gibt auch Fälle, wo zwar die Fakten stimmen (soweit sich das überprüfen lässt), aber die Gesamtdarstellung eine bestimmte »Tendenz« hat. Ein bestimmter Eindruck durch Selektion und Gewichtung des Berichteten.

Und die Erfahrung, dass Manches in der Bibel, was früher als unhistorisch galt sich als zuverlässig erwiesen hat, lässt mich hoffen, dass das auch für andere Punkte gilt. Zumal manche Darstellungen die Unzuverlässigkeit der Bibel betonen, ohne dass es dafür eine echte Grundlage gibt. Bei der Darstellung der Belagerung Jerusalems durch Sanherib gab es mal Passagen im Artikel, in den Informationen, die aus der Bibel stammen, als Punkte genannt wurden, welche die biblische Darstellung widerlegen!

Bleiben noch die übernatürlichen Ereignisse. Nun, für so was ist die Wissenschaft nicht zuständig. Ob es das gibt, wird bis zur Rückkehr von Jesus immer eine Glaubensfrage bleiben, außer für die, die so was direkt miterleben.

Deshalb behaupte ich hier mal ganz frech: Wer als gläubiger Mensch wissenschaftliche Methodik befürwortet, der macht sich selbst etwas vor. Denn die eigene Glaubensbasis hier außen vor zu lassen ist letztlich willkürlich.

Wer Wissenschaft betreibt, sollte stets seine Glaubensbasis außen vor lassen, egal ob Atheist, Buddhist, Christ, Deist und so weiter auch durch den Rest des Alphabets 😉

Die Wissenschaft kann viel untersuchen, übernatürliche Ereignisse gehören nicht dazu. Ich hatte ja in einem Beitrag das anhand von zwei Beispielen versucht zu erläutern.

Oder übersehe ich hier etwas Entscheidendes...?

Siehe oben 😉

hkmwk antworten
Arcangel
(@arcangel)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 4156

@hkmwk 

Wer Wissenschaft betreibt, sollte stets seine Glaubensbasis außen vor lassen, egal ob Atheist, Buddhist, Christ, Deist und so weiter auch durch den Rest des Alphabets

Sowas kann man auch als Interessenskonflikte definieren, und davon ist die Wissenschaft leider grösstenteils nicht frei. Vor allem, wenn es um die Finanzen geht und wenn es nur darum geht, welche Forschung finanziert wird und welche nicht. Viele Forscher sind gezwungen auf dem Feld zu forschen, für den es einen Markt gibt, und nicht dort, wo es sie interessieren würde oder was akademisch Sinn macht.

Und es gibt auch Fälle, wo zwar die Fakten stimmen (soweit sich das überprüfen lässt), aber die Gesamtdarstellung eine bestimmte »Tendenz« hat. Ein bestimmter Eindruck durch Selektion und Gewichtung des Berichteten.

Was in der Antike durchaus Usus war. Ich meine, die Mesopotamischen Könige lebten ja auch tausende von Jahren und zogen mit Millionen von Soldaten in die Schlacht.

arcangel antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 6501

@arcangel 

Ich meine, die Mesopotamischen Könige lebten ja auch tausende von Jahren und zogen mit Millionen von Soldaten in die Schlacht.

Zahlen sind bei altorientalischen Texten notorisch schwierig …

hkmwk antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 20187

@hkmwk 

Erstens ist die Bibel eine Zusammenstellung von 66 Texten (die der Einfachheit halber alle „Bücher” genannt werden). Und da sind einige, bei denen sich die Frage nach historischer Zuverlässigkeit gar nicht stellt, etwa die Psalmen oder die Briefe des NTs, die nur ausnahmsweise mal so was wie eine historische Meldung enthalten. Wenn es darum geht, den Quellenwert zu bewerten, muss jedes Buch einzeln betrachtet werden.

Natürlich, und ich bin auch überzeugt, dass sich etliche historische Wahrheiten darin finden. Aber hier geht es natürlich um die Einschätzung der für den Glauben entscheidenden Stellen.

 

Zweitens gibt es Bücher, in denen Angaben enthalten sind, die früher als unhistorisch beurteilt wurde, zum Teil sogar als historisch widerlegt galten - bis sich herausstellte, dass das doch stimmt. Ein Buch, dass Dinge zuverlässiger berichtet als geschichtswissenschaftliche Darstellungen aus der ersten Hälfte des 20. Jh. ist für meine Begriffe eine ernst zu nehmende Quelle.

Merkst du was? Du machst genau den Fehler, den du mir gerade vorgeworfen hast... du betrachtest die Bibel als "ein Buch", das zuverlässig ist - nur weil sich ein bestimmter Teil dieser Textsammlung als wahr herausgestellt hat.

Aber genau so wenig, wie die Bibel als Ganzes widerlegt wird, wenn sich ein Teil als falsch herausstellt wird sie umgekehrt als Ganzes bestätigt, wenn ein Teil davon wahr ist.

 

Bleiben noch die übernatürlichen Ereignisse. Nun, für so was ist die Wissenschaft nicht zuständig. Ob es das gibt, wird bis zur Rückkehr von Jesus immer eine Glaubensfrage bleiben, außer für die, die so was direkt miterleben.

Der Begriff "übernatürlich" ist eine volkstümliche Umschreibung, aber keine präzise Zuordnung. Sinnvoll ist es, von "real" und "nicht real" zu sprechen, also: Ist Gott real oder ist er es nicht? Wenn Gott real ist und ausserdem, so wie es ja behauptet wird, in der messbaren Realität wirkt, dann ist er auch wissenschaftlich relevant.

Das bedeutet nicht, dass man ihn damit automatisch messen oder nachweisen kann, aber alles, was konkrete Auswirkungen hat, also Ursache einer bestimmten Wirkung ist, muss als real betrachtet werden. Und die Wissenschaft beschäftigt sich ja mit nichts anderem als der Realität.

 

Wer Wissenschaft betreibt, sollte stets seine Glaubensbasis außen vor lassen, egal ob Atheist, Buddhist, Christ, Deist und so weiter auch durch den Rest des Alphabets

Gemeint war hier aber etwas anderes, nämlich: Seine Glaubensbasis einer wissenschaftlichen Prüfung unterziehen.

Ich habe damit kein Problem, bei einem gläubigen Menschen mag das anderes aussehen.

 

lucan-7 antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 6501

@lucan-7 

Du machst genau den Fehler, den du mir gerade vorgeworfen hast... du betrachtest die Bibel als "ein Buch", das zuverlässig ist

Also wenn schon, dann ein biblisches Buch (z.B. Apg) als Ganzes. Mehr habe ich nicht gesagt.

Immerhin: Für die Zeit nach 850 v.Chr. wird es schwer, etwas in der Bibel zu finden, das als historisch widerlegt gilt. Also mindestens bei den nicht übernatürlichen Dingen seh ich da keine Gründe, was anzuzweifeln, wenn die Bibel die einzige Quelle dafür ist.

Aber genau so wenig, wie die Bibel als Ganzes widerlegt wird, wenn sich ein Teil als falsch herausstellt wird sie umgekehrt als Ganzes bestätigt, wenn ein Teil davon wahr ist.

Wenn praktisch alles, was überprüfbar ist, sich als wahr herausstellt, dann sagt das schon was über den Rest aus. Wär doch wirklich merkwürdig, dass ein Autor nur dort unzuverlässig ist, wo wir ihn nach 2000 Jahren nicht mehr überprüfen können.

er Begriff "übernatürlich" ist eine volkstümliche Umschreibung

Ich hatte ihn von dir übernommen …

Wenn Gott real ist und ausserdem, so wie es ja behauptet wird, in der messbaren Realität wirkt,

Die Wirkungen lassen sich beobachten (ich hatte ja u.a. den Mauerfall erwähnt), aber ob dann Gott Ursache war, ist dann schon weniger einfach, weil nicht direkt messbar.

 

hkmwk antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 20187

@hkmwk 

Immerhin: Für die Zeit nach 850 v.Chr. wird es schwer, etwas in der Bibel zu finden, das als historisch widerlegt gilt. Also mindestens bei den nicht übernatürlichen Dingen seh ich da keine Gründe, was anzuzweifeln, wenn die Bibel die einzige Quelle dafür ist.

Die Umstände von Jesu Geburt, also die Volkszählung, die Josef und Maria nach Betlehem zwingt, halte ich historisch nicht für haltbar. Wie es mit den Jahreszahlen der Regierung von Herodes aussieht bin ich kein Experte, ich weiss aber, dass auch das umstritten ist. Auch den Kindermord halte ich nicht für historisch.

Dass es hier grundsätzlich um reale Personen und Ereignisse geht, davon gehe ich schon aus. Manche Details sprechen aber gegen eine genaue Überlieferung.

Ich hatte ihn von dir übernommen …

Es ist klar, was gemeint ist, wenn wir von "übernatürlichen Ereignissen in der Bibel" sprechen - in der Naturwissenschaft ergibt der Begriff aber keinen Sinn. Da kann ein Ereignis, das real beobachtet wird, nicht "übernatürlich" sein.

 

Die Wirkungen lassen sich beobachten (ich hatte ja u.a. den Mauerfall erwähnt), aber ob dann Gott Ursache war, ist dann schon weniger einfach, weil nicht direkt messbar.

Wenn Gott real eingreift, dann lassen sich auch hypothetische Modelle dafür erstellen, wie und wo er das tut. Es gäbe dafür ja nur bestimmte Möglichkeiten.

lucan-7 antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 6501

@lucan-7 

Die Umstände von Jesu Geburt, also die Volkszählung, die Josef und Maria nach Betlehem zwingt, halte ich historisch nicht für haltbar.

Warum?

Wie es mit den Jahreszahlen der Regierung von Herodes aussieht bin ich kein Experte, ich weiss aber, dass auch das umstritten ist.

Der Tod im Jahr 4 v.Chr. ist schon ziemlich klar, die Argumente dagegen halte ich (und sviw die meisten Historiker) nicht für stichhaltig.

Spannender ist die Sache mit Quirinius.

Auch den Kindermord halte ich nicht für historisch.

Kann aber nicht widerlegt werden. Josephus (die einzige andere zusammenhängende Quelle für diese Zeit) berichtet vorzugsweise über Jerusalem und/oder die Oberschicht. Der Mord an geschätzt zwei Dutzend Säuglingen einfacher Leute könnte durchs Raster gefallen sein, zumal das passierte, bevor Josephus geboren wurde.

Wenn Gott real eingreift, dann lassen sich auch hypothetische Modelle dafür erstellen, wie und wo er das tut.

Voraussagen, wann Gott ein Wunder tut, gibt es nicht. Also was für Modelle sollten das sein, und inwiefern sollten die helfen?

hkmwk antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 20187

@hkmwk 

Warum?

Weil es völlig unsinnig ist, dass bei einer Volkszählung die Leute zurück in ihre Heimatstädte gehen müssen. Eine Volkszählung hat den Sinn, die Leute da zu erfassen, wo sie gerade leben.

ich gehe davon aus, dass Jesus in Nazareth geboren wurde und man im Nachhinein eine Geschichte brauchte, um die Geburt in Betlehem stattfinden zu lassen. Denn dafür hatten die Autoren ja einen triftigen Grund, sie wollten, dass die Menschen glaubten, Jesus sei der Messias gewesen. Die Botschaft war wichtiger als die historische Wahrheit.

 

Der Tod im Jahr 4 v.Chr. ist schon ziemlich klar, die Argumente dagegen halte ich (und sviw die meisten Historiker) nicht für stichhaltig.

Spannender ist die Sache mit Quirinius.

Wie gesagt, darüber weiß ich selbst zu wenig. Ich kenne nur verschiedenen Diskussionen zum Thema.

 

Kann aber nicht widerlegt werden. Josephus (die einzige andere zusammenhängende Quelle für diese Zeit) berichtet vorzugsweise über Jerusalem und/oder die Oberschicht. Der Mord an geschätzt zwei Dutzend Säuglingen einfacher Leute könnte durchs Raster gefallen sein, zumal das passierte, bevor Josephus geboren wurde.

Eine Geschichte nicht widerlegen zu können macht sie noch nicht plausibel. Es geht ja nicht nur um die Frage, ob der König wohl die Möglichkeit und die Macht dazu gehabt hätte, Kinder töten zu lassen, sondern auch um die Frage was ihn dazu hätte veranlassen sollen. Reicht es dazu wirklich, dass da irgendwer kommt und behauptet, eines dieser Kinder - der Sohn eines Zimmermanns! - sei der neue König? Ist so etwas öfters vorgekommen, gibt es ähnliche Beispiele aus der Geschichte? War Herodes bekannt als ein König, der schnell mal überreagierte?

Auch hier hatten die Autoren ein Motiv für die Geschichte: Dass Gott selbst den Auserwählten vor boshaften Menschen beschützte, was Jesu herausgehobene Stellung zeigen sollte.

Und für solche Geschichten finden sich wieder etliche Beispiele...

 

Voraussagen, wann Gott ein Wunder tut, gibt es nicht. Also was für Modelle sollten das sein, und inwiefern sollten die helfen?

Ich hatte da vor einiger Zeit mal etwas vorgestellt. Es gibt nicht unendlich viele Möglichkeiten, Wasser in Wein zu verwandeln: Auflösen des Wassers und Ersetzen durch Wein oder Umwandlung der vorhandenen Atomstrukturen.

In beiden Fällen lässt sich der Energieaufwand ausrechnen, der dafür notwendig ist. Genau so wie den Energieaufwand, Jesus über dem Wasser schweben zu lassen (Physikalisch gesehen war es ein "Schweben", sofern das Wasser selbst nicht verändert wurde).

Und auch für eine "gesteuerte Evolution" gibt es nur eine begrenzte Anzahl von Möglichkeiten, wie diese wohl vonstatten gehen könnte.

Es ist aber wohl noch kaum einem Gläubigen eingefallen, dergleichen auch zu formulieren... vielleicht, weil die Wunder dadurch dann wesentlich profaner klingen.

 

lucan-7 antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 6501

@lucan-7 

Weil es völlig unsinnig ist, dass bei einer Volkszählung die Leute zurück in ihre Heimatstädte gehen müssen.

Erstens gab es solche Volkszählungen, kann mich an die Meldung erinnern (oder wars ein Hinweis in einem Buch? ist lange her) wo das entdeckt wurde. Ist aber fast off-topic.

Zweitens: Wenns um Immobilien geht, muss man dahin. Laut Matthäus lebte Joseph in Bethlehem, nach Galiläa ist er wohl als »Arbeitemigrant« gekommen. Lukas, der aus der Sicht von Maria schildert, erzählt wie sie vom Engel besucht wird, und anschließend für 3 Monate zu Elisabeth geht. Aus Josefs Sicht: Urplötzlich bricht sie spontan nach Judäa auf, bleibt dort drei Monate, kommt zurück und ist schwanger.

Matthäus schildert aus der Sicht von Joseph, der verzichte, Maria wegen Ehebruchs anzuklagen (was ihre Steinigung bedeutet hätte) - und wenn die Lesart »nicht in Schande bringen« stimmt, also statt Ehebruchprozess nur eine öffentliche Verstoßung, wär ihre Ehre und damit ihr Leben ruiniert gewesen. Aus seiner Sicht: Wenn er die Verlobung ganz privatim löst, kann sie (und der Kindsvater?) nach ner Lösung suchen. Und dann wird er vom Engel eines Besseren belehrt.

Also schnell geheiratet und ab nach Bethlehem, die Volkszählung hilft zu begründen, warum man dem Dorftratsch entflieht. Meine Vermutung ist, das Joseph per Erbteilung einen gewissen Prozentsatz von einem Häuschen dort gehörte, wo natürlich auch andere Erben ankamen. Die »Unterkunft« (auch so kann man das Wort übersetzen!) war demnach so voll, dass man ein Neugeborenes besser nicht auf den Boden legt - die naheliegendste Lösung ist der in der Wand eingebaute Futtertrog für das Vieh (gabs in den Häusern damals wirklich!).

Da ist jetzt nix Unsinniges, die Vermutungen sind auch nicht zu weit hergeholt.

sondern auch um die Frage was ihn dazu hätte veranlassen sollen. Reicht es dazu wirklich, dass da irgendwer kommt und behauptet, eines dieser Kinder - der Sohn eines Zimmermanns! - sei der neue König?

Welches Kind das war hat ja niemand gesagt - sonst wären nicht alle Säuglinge getötet worden. Vielmehr gab es die Aussage von magoi, denen die Leute (wenn nicht gar Herodes selber) schon gewisse astrologisch-hellseherischen Fähigkeiten zutrauten. So was erstickt man besser im Keim. Und dass Herodes nicht zimperlich war, ist bekannt. »Es ist besser, ein Schwein von Herodes zu sein als ein Sohn von ihm« soll Augustus gesagt haben (der Satz enthält im Griechischen ein Wortspiel, deutet aber vor allem darauf hin, dass Herodes zwei seiner Söhne hinrichten ließ, aber als Jude nie Schweinebraten aß).

In beiden Fällen lässt sich der Energieaufwand ausrechnen, der dafür notwendig ist.

Beim Schöpfer aller Energie, der das Weltall am Laufen hält, sind solche Berechnungen sinnlos.

Und auch für eine "gesteuerte Evolution" gibt es nur eine begrenzte Anzahl von Möglichkeiten, wie diese wohl vonstatten gehen könnte.

Wenn ich die Theorie des »punctuated equilibrium« richtig kapiert habe, gibt es während der Evolution »unendlich« viele Zeitpunkten, an denen der reine Zufall die momentane Richtung eines bestimmten (kleinen) Evolutionsschritts bestimmt. So was kann Gott auch steuern, ohne irgendwie »gegen Naturgesetze zu verstoßen«.

Auf dem Wasser gehen ist natürlich was Anderes. Ein Wunder in jeder Hinsicht.

hkmwk antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 20187

@hkmwk 

Also schnell geheiratet und ab nach Bethlehem, die Volkszählung hilft zu begründen, warum man dem Dorftratsch entflieht. Meine Vermutung ist, das Joseph per Erbteilung einen gewissen Prozentsatz von einem Häuschen dort gehörte, wo natürlich auch andere Erben ankamen. Die »Unterkunft« (auch so kann man das Wort übersetzen!) war demnach so voll, dass man ein Neugeborenes besser nicht auf den Boden legt - die naheliegendste Lösung ist der in der Wand eingebaute Futtertrog für das Vieh (gabs in den Häusern damals wirklich!).

Warum sollten denn die anderen Erben ebenfalls dort sein, wenn doch nur Josef einen triftigen Grund hatte, dort hinzugehen?

Aber abgesehen davon: Ich kenne dutzende solcher Geschichten und Erklärungen, weshalb vermeintliche Widersprüche in der Bibel doch irgendwie möglich sein sollen. Da wird dann hin- und her überlegt, warum diese oder jene Person hier oder dort gewesen sein mag, warum mit einer Zeitangabe doch ein anderer Tag gemeint gewesen ist und warum wir dies oder jenes nicht wissen können... alles, um die Geschichte am Ende irgendwie glaubwürdig zu machen.

Mein Punkt ist hier: Würden Historiker auf diese Weise an historische Texte herangehen und sich die größte Mühe geben, irgendwelche Erklärungen dafür zu finden, weshalb die Texte wahr sind - dann würden sie unsauber arbeiten und wären nicht vertrauenswürdig. Denn historische Texte sind grundsätzlich mit einer gewissen Vorsicht zu betrachten.

Und, sprechen wir mal über den Elefanten im Raum: Das gilt erst Recht für Texte, in denen von "übernatürlichen" Dingen die Rede ist. Kein seriöser, objektiver und neutraler Wissenschaftler würde bestätigen, dass die Bibel hier von einer historischen Wahrheit berichtet. Solche Wissenschaftler, die das tun, sind selber Christen und tun das aus dieser Motivation heraus.

Womit wir wieder am Anfang wären... die unterschiedlichen Methodiken.

 

Beim Schöpfer aller Energie, der das Weltall am Laufen hält, sind solche Berechnungen sinnlos.

Nein. Weil sich die Mindestenergie, die nötig ist, um Jesus über dem Wasser schweben zu lassen, aus der Erdanziehungskraft und seinem Körpergewicht ergibt, per Definition.

Denn Jesus über dem Wasser hat durch sein Gewicht und die Erdanziehungskraft eine potentielle Energie, und die steht fest.

Gleiches gilt für Wasser und Wein. Es gibt einen energetischen Zustand vorher und nachher, und es ist Energie nötig, um diese zu ändern - völlig unabhängig davon, WIE genau Gott das gemacht hat. Es ergibt sich aus den physikalischen Zuständen. Und die waren ja real, wir reden hier nicht von "geistigem Wein", sondern von einer materiellen Flüssigkeit mit entsprechenden Eigenschaften.

 

lucan-7 antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 6501

@lucan-7 

Warum sollten denn die anderen Erben ebenfalls dort sein, wenn doch nur Josef einen triftigen Grund hatte, dort hinzugehen?

Es gab doch noch den Grund, sich als Mitbesitzer registrieren zu lassen … ich habe mit keine Silbe gesagt, dass die anderen keinen triftigen Grund gehabt hätten. Nur Joseph hatte noch eine zusätzlichen.

Kein seriöser, objektiver und neutraler Wissenschaftler würde bestätigen, dass die Bibel hier von einer historischen Wahrheit berichtet

Ich hab auch nicht behauptet, dass damit erwiesen ist, dass die Geschichte stimmt. Ich hab nur widersprochen, als du so tatst, das wäre so nicht möglich.

Und (jedenfalls bei mir) spielen da noch andere Erfahrungen mit: Da gab es doch den babylonischen König in der Bibel, der auf keiner (chronologisch lückenlosen!) Liste babylonischer Könige stand, also doch offensichtlich unhistorisch war - bis Keilschrifttäfelchen gefunden wurden, deren Text klarmachte, dass es ihn  doch gab.

Nein. Weil sich die Mindestenergie, die nötig ist, um Jesus über dem Wasser schweben zu lassen

Also wenn schon, dann eine Kraft. Energie wär nötig, um ihn anzuheben. Wenn man auf festen Boden steht, ist auch keine Energie nötig, damit man nicht im Boden versinkt, sondern es reicht die Kraft, die der Boden dem Versuch entgegensetzt, ihn zusammenzupressen.

Aber wenn Naturgesetze außer Kraft gesetzt werden, reicht es z.B. aus, wenn die Gravitation nicht mehr wirkt …

Wie Gott das genau gemacht hat ist nicht klar, und auch irrelevant.

Gleiches gilt für Wasser und Wein. Es gibt einen energetischen Zustand vorher und nachher

Wie stark unterscheiden sich das Energieniveau von einem Liter Wasser und einem Liter Wein?

Wenn Gott will, dass sich Quarks umgruppieren, dann tun die das. Ob getunnelt, oder mal kurz die Raumzeit perturbiert wurde oder wie sonst - woher sollten wir das wissen?

In einem Satz: Einen Vorgang, der nicht gemäß den Naturgesetzen abläuft, mit Hilfe von Naturgesetzen zu analysieren ist widersinnig.

hkmwk antworten
Kappa
 Kappa
(@kappa)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 92

@lucan-7

 

Den vor 1900 Jahren wahrscheinlich als Märtyrer gestorbenen Autoren kann man wunderbar Lügen unterstellen. Sie sind zwar am Anfang fast alle für einen Glauben, der das Wort "Wahrheit" an oberster Stelle hat, gefoltert und oder getötet worden, aber das scheint keine Rückschlüsse zuzulassen, das bewusste Geschichtsverdrehung nicht unbedingt in dieses Bild passt.

 

Eine jüdische Volkszählung am Heimatort macht insofern vielleicht Sinn, weil viele Juden in der Diaspora lebten und in den Ortschaften in Israel eventuell Karteien geführt wurden bzw. besser, Persönlichkeiten validiert werden konnten. Ausweise gab es damals ja keine.

 

kappa antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 20187

@kappa 

Den vor 1900 Jahren wahrscheinlich als Märtyrer gestorbenen Autoren kann man wunderbar Lügen unterstellen. Sie sind zwar am Anfang fast alle für einen Glauben, der das Wort "Wahrheit" an oberster Stelle hat, gefoltert und oder getötet worden, aber das scheint keine Rückschlüsse zuzulassen, das bewusste Geschichtsverdrehung nicht unbedingt in dieses Bild passt.

Wenn die Bereitschaft, für etwas zu sterben, automatisch für die Wahrheit dieser Sache spricht, dann lägen die Islamisten bezüglich der Glaubwürdigkeit wohl ganz vorn...

Ich unterstelle aber gar nicht, dass die Evangelisten oder andere Autoren alle gelogen haben. Ein Mann wie Lukas dachte vermutlich tatsächlich, dass Jesus der Messias war. Und er lief umher und redete mit Leuten, denen Jesus einst begegnet ist... oder mit Leuten, die Leute kannten, denen Jesus begegnet war.

Und diese Leute fühlten sich geehrt, dass so ein gelehrter Mann ihnen zuhört, und sie erzählten all die Wundergeschichten, die man so über Jesus berichtete. Und Lukas schrieb alles auf, was zu seinen Vorstellungen von Jesus passte.

Ich gehe auch davon aus, dass die Frauen vor dem Grab tatsächlich dem Gärtner begegnet sind, und dass der Fremde, von dem die Jünger berichteten, tatsächlich nur ein Fremder war. Der Leichnam wurde vermutlich von den Römern weggebracht, denn die waren ja am nächsten Morgen nicht mehr da.

Daraus entstand dann die Geschichte der Auferstehung. Ich denke nicht, dass die Jünger da bewusst eine Lügengeschichte erfunden haben... aber ich vermute, sie haben sich da etwas zurecht gelegt, was ihnen in diesem Moment Trost gab.

Ich kann nicht zu 100% belegen, dass es so war, vermutlich war es auch irgendwie anders... aber es ist eine Möglichkeit.

Und zwar eine, die mir wesentlich wahrscheinlicher vorkommt als eine Auferstehung...

 

lucan-7 antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 6501

@lucan-7 

Wenn die Bereitschaft, für etwas zu sterben, automatisch für die Wahrheit dieser Sache spricht

Nö, aber sie spricht dagegen, dass diese Leute bewusst gelogen haben.

und redete mit Leuten, denen Jesus einst begegnet ist... oder mit Leuten, die Leute kannten, denen Jesus begegnet war.

Vorsicht - er ist den Dingen schon anothen nachgegangen. Außer du unterstellst ihm, in seinem Vorwort gelogen zu haben.

Der Leichnam wurde vermutlich von den Römern weggebracht

… und die haben sich nicht gemeldet, das das Synhedrion liebend gerne einen Beweis gehabt hätte, dass Jesus nicht von den Toten auferstanden ist …

aber ich vermute, sie haben sich da etwas zurecht gelegt, was ihnen in diesem Moment Trost gab.

Du vergisst, dass Jesus ihnen erschienen ist. Eine erste Liste findet sich bei Paulus (1.Kor 15), der weitergibt, was er empfangen hat - doch offenbar nach seiner Bekehrung ca. 32 n.Chr., also sehr kurz nach der Auferstehung. Wenn es da schon eine feste Tradition über die Erscheinungen des Auferstandenen gab, dann steckt mehr dahinter als etwas, dass »sie sich zurechtgelegt haben«.

 

hkmwk antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 20187

@hkmwk 

Vorsicht - er ist den Dingen schon anothen nachgegangen. Außer du unterstellst ihm, in seinem Vorwort gelogen zu haben.

Du meinst, er wurde inspiriert? Es ist wohl kaum nachvollziehbar, wie er darauf kam...

 

… und die haben sich nicht gemeldet, das das Synhedrion liebend gerne einen Beweis gehabt hätte, dass Jesus nicht von den Toten auferstanden ist …

Haben sie nicht? Beweise es!

...geht halt nicht. Deshalb sage ich auch nicht, dass auf jeden Fall so war - aber es ist eine von mehreren Möglichkeiten.

Und wenn man mehrere Möglichkeiten hat, dann kann man versuchen, darüber zu urteilen, was wohl die wahrscheinlichste dieser Möglichkeiten ist. Eine dieser Möglichkeiten ist natürlich auch, dass Jesus tatsächlich auferstanden ist.

Aber dafür, diese Möglichkeit als die WAHRSCHEINLICHSTE anzunehmen - da braucht es schon SEHR gute Argumente.

Und die sehe ich hier halt nicht.

 

Du vergisst, dass Jesus ihnen erschienen ist. Eine erste Liste findet sich bei Paulus (1.Kor 15), der weitergibt, was er empfangen hat

Paulus hat Jesus nie persönlich getroffen, und wie er zu seinen Aussagen kam wissen wir schlicht nicht.

Wieder halt die Frage, warum wir ihn als Autorität (!) akzeptieren sollten.

lucan-7 antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 6501

@lucan-7 

Du meinst, er wurde inspiriert?

Nö, Inspiration liegt auf einer anderen Ebene. Ich habe dem »Leuten, die Leute kannten, denen Jesus begegnet war« widersprochen.

Haben sie nicht?

Na, wenn bekannt geworden wäre, was mit dem Leichnam Jesu geschehen ist, dann wär der Glaube an die Auferstehung zusammengebrochen.

Paulus hat Jesus nie persönlich getroffen

Aber nach seiner Berufung durch Jesus vor Damaskus hat er andere Christen getroffen. Und von denen hat er den (rhythmischen, also leicht merkbaren) Text mit der Lister der Jesuserscheinungen (Paulus hat nur zwei Bemerkungen hinzugefügt: Dass nicht mehr alle von den 500, sondern »nur« die meisten noch leben, und dass am Ende Jesus auch ihm erschienen ist).

Das heißt den Text gab es schon ca. 32 n.Chr. Hatte ich doch geschrieben.

hkmwk antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 20187

@hkmwk 

Nö, Inspiration liegt auf einer anderen Ebene. Ich habe dem »Leuten, die Leute kannten, denen Jesus begegnet war« widersprochen.

Lukas verstand sich als eine Art Reporter. Er hat Informationen über Jesus gesammelt. Seine Quellen müssen andere Leute gewesen sein, weil er selbst nie Jesus begegnet ist. Ob diese Leute, von denen er seine Informationen hat, alle selbst Jesus begegnet sind bleibt unklar - er lässt sich darüber nicht aus.

 

Na, wenn bekannt geworden wäre, was mit dem Leichnam Jesu geschehen ist, dann wär der Glaube an die Auferstehung zusammengebrochen.

Ja... und der Bericht der Römer, sofern es ihn gab, wurde halt bisher nicht gefunden bzw. ist eben verschollen.

Das sagt nichts über die Möglichkeiten aus.

 

Aber nach seiner Berufung durch Jesus vor Damaskus hat er andere Christen getroffen. Und von denen hat er den (rhythmischen, also leicht merkbaren) Text mit der Lister der Jesuserscheinungen (Paulus hat nur zwei Bemerkungen hinzugefügt: Dass nicht mehr alle von den 500, sondern »nur« die meisten noch leben, und dass am Ende Jesus auch ihm erschienen ist).

Jau.

Und wieder: Autoritätsargument.

Ein Einzelner sagt etwas über "500 Zeugen". Das ist immer noch die Aussage eines Einzelnen...

 

Nur mal so aus Spaß: Nenne mir ein einziges Argument für die Richtigkeit der biblischen Schriften - bezüglich für das Christentum entscheidender, relevanter Aussagen - das KEIN Autoritätsargument ist.

lucan-7 antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 6501

@lucan-7 

Ob diese Leute, von denen er seine Informationen hat, alle selbst Jesus begegnet sind

Er schreibt, dass er den Dingen auf den Grund gegangen ist, also nicht einfach »Leute, die Leute …« befragt hat. Und wie er in Judäa war (Apg 21; 27,1), hatte er auch Gelegenheit, was direkt zu erfahren.

In der Apostelgeschichte ist zu erkennen, dass er gute Quellen hatte. Zuweilen schimmern Infos durch, die Lukas selber wohl kaum bewusst waren, die er aber offensichtlich korrekt weitergibt.

und der Bericht der Römer, sofern es ihn gab, wurde halt bisher nicht gefunden

Vor allem hat er Null Wirkung gehabt, als das Synhedrium ihn veröffentlichte. - Nö, so nen Bericht gabs offensichtlich nicht.

Nenne mir ein einziges Argument für die Richtigkeit der biblischen Schriften - bezüglich für das Christentum entscheidender, relevanter Aussagen

Wie wärs mit: Die haben ein Merkmal ehrlicher Zeugen - sie sagen auch das, was auf den ersten Blick ihrem Aussageziel zu widersprechen scheint.

hkmwk antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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@hkmwk 

Er schreibt, dass er den Dingen auf den Grund gegangen ist, also nicht einfach »Leute, die Leute …« befragt hat.

Wir wissen aber nicht, welche Qualitätsstandarts Lukas hatte, weil er dazu nichts schreibt. Ob er Dinge aufschrieb, weil er die Quellen für vertrauenswürdig hielt, weil er sie selber überprüfte oder weil sie einfach nur in sein Weltbild passten ist nicht bekannt.

 

Vor allem hat er Null Wirkung gehabt, als das Synhedrium ihn veröffentlichte. - Nö, so nen Bericht gabs offensichtlich nicht.

Welche Wirkung sollte denn ein interner Bericht der Römer, der nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war, auf die Jünger gehabt haben? Es dürfte da wohl kaum Kontakte gegeben haben, und offensichtlich gab es auch keinerlei Nachfragen bei den Römern - sonst wäre das wohl in den Evangelien erwähnt worden, sofern es die Auferstehung bestätigt hätte.

Falls nicht hätte man es auch nicht erwähnt...

Wie wärs mit: Die haben ein Merkmal ehrlicher Zeugen - sie sagen auch das, was auf den ersten Blick ihrem Aussageziel zu widersprechen scheint.

Auf den ersten Blick, genau. Auf den zweiten Blick verleiht es den Aussagen Glaubwürdigkeit. Und die Leute waren ja nicht blöd damals.

Grundsätzlich gehe ich ja auch davon aus, dass hier historiche Ereignisse beschrieben werden - aber nur soweit es die Rahmenhandlung betrifft, nicht die religiöse Interpretation.

 

lucan-7 antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
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@lucan-7 

Wir wissen aber nicht, welche Qualitätsstandarts Lukas hatte, weil er dazu nichts schreibt.

Wir wissen, dass ihm da, wo was nachprüfbar ist, praktisch kein Fehler nachgewiesen werden kann. Ein minimaler Fehler bei der Volkszählung (Qurinius war nicht Statthalter von Syrien, sondern in einer anderen Provinz, als er zum ersten Mal - im Zusammenhang mit dem Feldzug gegen die Homadenser - eine Volkszählung leitete), aber er hatte im Osten so viele Truppen unter sich wie normalerweise nur der Statthalter von Syrien). Und einmal einen falschen Titel - mit dem aber die betreffenden Personen gerne angeredet wurden, den er also vermutlich selber so gehört hat (Apg 16 gehört zu einem »Wir-Bericht«). Das wars denn schon.

Das spricht für gute Quellen, so schlecht kann der Qualitätsstandard von Lukas nicht gewesen sein.

Welche Wirkung sollte denn ein interner Bericht der Römer, der nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war

Du meinst, die Römer haben den Leichnam weggebracht, aber diese Info bewusst geheim gehalten? Warum hätten sie das tun sollen?

Wie ich schon sagte: Das Synhedrium hätte so einen Bericht gut gebrauchen können, um das Gerede von der Auferstehung zu beenden.

hkmwk antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 20187

@hkmwk 

Du meinst, die Römer haben den Leichnam weggebracht, aber diese Info bewusst geheim gehalten? Warum hätten sie das tun sollen?

Ich betreibe hier das gleiche Spiel wie die Theologen, die sich überlegen, was wohl passiert sein könnte, um einen Text zu erklären. Du hast mir ja auch die Geschichte von Josef erzählt, der fliehen musste wegen Ehebruch und dann vor einem Haus voller Erben stand... auch das war ja nur eine Möglichkeit, eine Erklärung, wie der überlieferte Text zustande gekommen sein könnte.

Und so sind eben auch die Römer eine Möglichkeit. Die könnten den Leichnahm weggebracht haben, weil ihnen erzählt wurde, dass um diesen Jesus viel erzählt wird und es deshalb Probleme geben könnte. Dass ihnen hier die genauen Einzelheiten bekannt waren, davon ist wohl nicht auszugehen, da Jesus ja zu den Juden gepredigt hat, Römer waren da die große Ausnahme.

Und natürlich haben sie das nicht groß herumerzählt, warum auch? Je nachdem, woher diese Leute kamen hatten sie mit den Einheimischen nicht viel zu tun. Und ob die Soldaten später noch vor Ort waren weiss man auch nicht... eigentlich hätte es ja nahegelegen, sie zu befragen, was denn da eigentlich passiert ist. Davon wird aber auch nichts berichtet.

Und dann kommt halt die Sache mit der Wahrscheinlichkeit: Was ist als wahrscheinlicher zu betrachten - dass Römer eine Leiche fortschaffen oder dass ein Toter wieder lebendig wird?

lucan-7 antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

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@lucan-7 

der fliehen musste wegen Ehebruch

Das ist so unpräzise, dass es schon ne Verdrehung von dem ist was ich sagte.

Und so sind eben auch die Römer eine Möglichkeit.

Das waren Soldaten, die hatten Vorgesetzte … und die Römer kamen ja nur ins Spiel, weil die Juden nicht nach ihrem Gesetz warten wollten, bis sie wieder hinrichten durften. Also dass »die Römer« nicht wussten, wie wichtig ihre Aktion war, ist doch sehr unwahrscheinlich.

Und dann kommt halt die Sache mit der Wahrscheinlichkeit:

Klar, für einen der mit Gott lebt sieht die Wahrscheinlichkeit anders aus als für einen, der Gott nicht kennt.

hkmwk antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 20187

@hkmwk 

Das ist so unpräzise, dass es schon ne Verdrehung von dem ist was ich sagte.

Das war nicht meine Absicht, sorry... eine präzise Widergabe war aber auch nicht erforderlich, du weisst ja, wie ich es meinte.

 

Das waren Soldaten, die hatten Vorgesetzte … und die Römer kamen ja nur ins Spiel, weil die Juden nicht nach ihrem Gesetz warten wollten, bis sie wieder hinrichten durften. Also dass »die Römer« nicht wussten, wie wichtig ihre Aktion war, ist doch sehr unwahrscheinlich.

Unwahrscheinlicher als eine Auferstehung?

 

Klar, für einen der mit Gott lebt sieht die Wahrscheinlichkeit anders aus als für einen, der Gott nicht kennt.

Hm... was kommt denn zuerst: Der Glaube an die Auferstehung oder der Glaube an Gott?

Denn der Glaube an Gott ist es doch, der die Kriterien verändert, nach denen man diese Geschichte beurteilt, oder?

lucan-7 antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 6501

@lucan-7 

Schwer zu sagen, das ist so ähnlich wie beim hermeneutischen Zirkel …

Aber tatsächlich sind es i.d.R. persönliche Erlebnisse, die Menschen dazu bringen, an Jesus zu glauben. Diese (die eigene und die von Mitchristen) beeinflussen natürlich auch, wie man die biblischen berichte einschätzt.

hkmwk antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 20187

@hkmwk 

Aber tatsächlich sind es i.d.R. persönliche Erlebnisse, die Menschen dazu bringen, an Jesus zu glauben. Diese (die eigene und die von Mitchristen) beeinflussen natürlich auch, wie man die biblischen berichte einschätzt.

Da gab es jetzt nicht, was mich hätte überzeugen können.

Zudem schwang da auch gewisse Angst mit: "Wenn ich jetzt anfange, das zu glauben, dann glaube ich nachher noch jeden Blödsinn...". Denn es hätte ja bedeutet, meine bisherigen Überzeugungen aufzugeben, an denen ich mich bisher orientiert habe.

Also genau das, was hier Thema ist... denn man kann die Sache ja auch umgekehrt sehen: Man kann wissenschaftliches Denken auf religösen Glauben anwenden... man kann aber auch religiöses Denken auf die Wissenschaft anwenden.

Denn wenn man das erst für gleichwertig hält, dann besteht eben die Gefahr, alles durch die religiöse Brille zu sehen - und da kommt meiner Ansicht nach nichts Gutes bei heraus.

lucan-7 antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 6501

@lucan-7 

man kann aber auch religiöses Denken auf die Wissenschaft anwenden.

Wenn damit nur die Wissenschaft interpretiert wird, ist das ok. Ich sage ja, dass Naturgesetze das beschreiben, was Gott regelmäßig tut, und dann gibts eben noch die Ausnahmen, wo Gott anders handelt.

Wenn aber die »Anwendung« dazu führt, dass die Methodik geändert wird, dann ist die Tür zur Pseudowissenschaft offen - der Schritt dahin wird nur dann nicht getan, wenn auch andere Leute (z.B. Atheisten) die neue Methodik als Bereicherung der Wissenschaft akzeptieren können. ID ist vermutlich ein Beispiel für solche Pseudowissenschaft.

hkmwk antworten
Fizzibitz
(@fizzibitz)
Beigetreten : Vor 3 Monaten

Beiträge : 15
Veröffentlicht von: @lucan-7

Es soll hier jetzt nicht um die bekannte Wissenschaftsfeindlichkeit mancher gläubigen Menschen gehen, sondern vielmehr um jene Leute, die Wissenschaft und Glauben für grundsätzlich vereinbar halten, weil sie sie als zwei verschiedene Bereiche betrachten: Wissenschaft befasst sich mit dem offensichtlichen, messbaren und wahrnehmbaren Bereich, Glaube befasst sich mit einem Bereich außerhalb davon, der mit wissenschaftlicher Methodik nicht zu erfassen ist.

 

Das müsste dann allerdings auch für die Bibel gelten. De natürlich kann man die Bibel, ganz nüchtern, als überlieferte historische Schrift betrachten, so wie andere historische Schriften auch. Ihre Glaubwürdigkeit lässt sich also, so wie bei anderen historischen Schriften auch, nach wissenschaftlichen Methoden beurteilen und einschätzen.

 

Nun, lange Rede kurzer Sinn: Bei Anwendung dieser Methodik auf die Bibel wird auf keinen Fall herauskommen, dass die Bibel historische Ereignisse korrekt wiedergibt oder eine zuverlässige Quelle übernatürlicher Ereignisse ist.

 

 

 

Dazu gibt es ja immer die zwei berühmten Beispiele, haben Adam und Eva wirklich gelebt oder nicht? Für mich kein Problem, wir waren damals nicht mit dabei und können das selber nicht objektiv beurteilen ob wir vom Affen abstammen oder nicht.
Stammen  wir also von mir aus von Adam und Eva ab, wo ist das Problem?
Viel schwieriger wird es schon bei  der Frage, was war zuerst da, die Sonne oder die Erde?
Die Bibel behauptet stur, die Erde war zuerst da, später erst die Sonne, die Wissenschaft sagt natürlich,  zuerst war die  Sonne da und  die Erde hat sich quasi später aus der Sonne heraus entwickelt..... wer hat nun recht?

fizzibitz antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 20187

@fizzibitz 

Für mich kein Problem, wir waren damals nicht mit dabei und können das selber nicht objektiv beurteilen ob wir vom Affen abstammen oder nicht.

Doch, das können wir beurteilen. Die Forscher machen ja kein Geheimnis daraus, woher sie ihre Erkenntnisse haben und warum sie der Ansicht sind, dass Menschen und Affen gemeinsame Vorfahren haben.

Auch die Belege dafür sind vielfach zugänglich. Man muss sie sich halt nur anschauen.

 

 

Viel schwieriger wird es schon bei  der Frage, was war zuerst da, die Sonne oder die Erde?
Die Bibel behauptet stur, die Erde war zuerst da, später erst die Sonne, die Wissenschaft sagt natürlich,  zuerst war die  Sonne da und  die Erde hat sich quasi später aus der Sonne heraus entwickelt..... wer hat nun recht?

Auch hier wirst du eine Menge begründeter Antworten der Forscher finden, wie sie zu ihren Schlüssen kommen.

Ob man das versteht hängt natürlich von den Vorkenntnissen ab und wie sehr man sich da hineinarbeiten möchte. Aber ein großes Geheimnis ist das nicht, das ist schon machbar.

 

lucan-7 antworten
Fizzibitz
(@fizzibitz)
Beigetreten : Vor 3 Monaten

Beiträge : 15

@lucan-7 

das ist schon klar, das die Wissenschaftler umfangreiche Erklärungen und Formeln für ihre Thesen vorweisen können. Aber ich denke, dass die Bibel quasi ganz bewusst die Wissenschaft absurd führt.
Wissenschaftlich gesehen kann man ja auch keine schon halbverweste Leiche wieder zum Leben erwecken und keinen Blinden durch blosses Anrufen oder Beschmieren der Augen mit Lehm wieder sehend machen und nicht auf dem Wasser spazieren gehen.
Was wäre denn, wenn Gott zuerst die Erde gemacht  hätte und später noch die Sonne und Venus und Mars und merkur dazu und allen einen Anschwung gegeben hätte, damit sie sich um die Sonne drehen?
Dann noch die Schwerkraft erfunden, damit die Erde und die anderen Planeten auch in ihrer Spur bleiben?
Schwierig würde es doch erst, wenn die Bibel etwas behaupten würde, was heute  nachweislich wissenschaftlich falsch ist. Zum Beispiel dass die Erde eine Scheibe sei oder die Sonne sich um die Erde dreht statt Erde sich  um die Sonne?
Die Bibel sagt aber (richtig),  dass die Erde Kugelgestalt hat und frei im Raum schwebt.
Dass mit den Säulen auf denen die Erde ruht (wo manche daraufhin sagen, dass die Bibel behaupten würde, die Erde sei eine Scheibe) ist aber nur sozusagen Satire aus dem Hiob Buch.
Gott sagt dort...........zeige mir doch die Säulen, auf denen die Erde ruht............... weil Gott doch ganz genau weiß, dass alles durch Schwerkraft zusammen gehalten wird und die Erde keine Säulen braucht und daher auch keiner diese  Säulen zeigen kann.

fizzibitz antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 20187

@fizzibitz 

das ist schon klar, das die Wissenschaftler umfangreiche Erklärungen und Formeln für ihre Thesen vorweisen können. Aber ich denke, dass die Bibel quasi ganz bewusst die Wissenschaft absurd führt.

Warum sollte sie? Die Bibel basiert doch selbst auf Ursache-Wirkungs Prinzipien: Weil dies oder jenes geschah, geschieht jetzt dies und das als Folge dessen.

 

Was wäre denn, wenn Gott zuerst die Erde gemacht hätte und später noch die Sonne und Venus und Mars und merkur dazu und allen einen Anschwung gegeben hätte, damit sie sich um die Sonne drehen?

Wiederum: Warum sollte er? Das würde doch bedeuten, dass Gott die Menschen ganz bewusst in die Irre führen wollte, indem er falsche Spuren legt. Das ergibt für mich keinen Sinn. Zumal dann ja wirklich ALLES möglich wäre... vielleicht gibt es die Erde ja erst seit heute früh, und sie wurde komplett so erschaffen, als würden wir glauben, dass es eine Vergangenheit gäbe...?

Auf dieser Basis, in der es keine Regeln gibt, lässt sich auch kein Glaube aufbauen... denn der würde seinerseits ja auch keine Regeln kennen. Da gibt es nur Willkür und Beliebigkeit, das heißt, du kannst alles glauben, was dir dein Bauchgefühl sagt... und das wäre dann die einzig gültige Richtschnur.

Halte ich kaum für einen guten Weg...

 

lucan-7 antworten
Wutzky
 Wutzky
Beiträge : 36

Ich gehöre zu denen, die Wissenschaft und Glauben für vereinbar halten, und zwar in dem Sinn, dass eine Person mit beidem umgehen kann, ohne sich in Widersprüche zu verstricken. Äußerlich gesehen gehe ich nicht von einer "einhäusigen" Realität mit Erkennbarem und nicht Erkennbarem aus, sondern von zwei ineinander geschachtelte Bereichen oder Dimensionen: Die "sichtbare" oder "natürliche" Welt, die der wissenschaftlichen Methode zugänglich ist, eingebettet in eine "unsichtbare", "übernatürliche" Welt, die nur dem Glauben zugänglich ist. Wobei die innere Dimension nicht in die äußere hineinreichen kann, die äußere aber kann in die innere hineinwirken. Dieses "Weltbild" macht mir vieles, was die Bibel sagt, verständlich. Etwa dass Gott unerreichbar fern und zugleich jedem von uns nahe ist.

Der Mensch kann mit eigenen, innerdimensional wissenschaftlichen Methoden nichts über Gott herausfinden. Er kann über Gott nur wissen, was ihm Gott selbst aus seiner Dimension heraus offenbart. Ihre Erfahrungen mit Gott haben verschiedene Leute über einen Zeitraum von über eineinhalb Jahrtausenden aufgeschrieben. Dass diese Schriftensammlung trotzdem wie aus einem Guß ist, und dass die Einzelbücher der Bibel auf vielfache Weise miteinander "verlinkt" sind, vorwärts wie rückwärts, ist das eigentlich Erstaunliche. Ich würde aber nicht sagen, dass sich aus ihr eine Wahrheit ergibt, sondern dass sie eine Wahrheit aus einer höheren Dimension wiedergibt.

Das erinnert mich gerade an einen Satz von Harald Lesch: "Es gibt kein Messinstrument für Gott, es sei denn, der Mensch selbst ist dieses Messinstrument."

Als ich, damals Atheist, zum Glauben kam, wusste ich kaum etwas darüber. Und dann "platzte" dieser Gott, von dem ich zu wissen glaubte, dass es ihn nicht gibt, quicklebendig in mein Leben. Das waren völlig neue, überraschende Erfahrungen, und ich wusste damals nicht im geringsten, worauf ich mich mit dem Glauben einließ. Doch in der Bibel las ich von ähnlichen Erfahrungen, und andere Christen berichteten auch von solchen Erfahrungen. Die verstandesmäßige Durchdringung des Erlebten kam erst mit der Zeit. Und mit dem Bibellesen. Die Bibel war für mich glaubwürdig, weil sie meine Erfahrungen bestätigte und einordnete. Eine wissenschaftliche Prüfung auf ihre Zuverlässigkeit brauchte ich nicht.

wutzky antworten


Jack-Black
Beiträge : 3149

@lucan-7 vielmehr um jene Leute, die Wissenschaft und Glauben für grundsätzlich vereinbar halten, weil sie sie als zwei verschiedene Bereiche betrachten: Wissenschaft befasst sich mit dem offensichtlichen, messbaren und wahrnehmbaren Bereich, Glaube befasst sich mit einem Bereich außerhalb davon, der mit wissenschaftlicher Methodik nicht zu erfassen ist.

Ich hab mal den relevanten Terminus gefettet: Methodik. Wissenschaft ist ja der Bereich menschlicher Aktivitäten, in welchem Wissen geschaffen wird. Woraus? Aus Geglaubtem. Alles Wissen besteht aus Geglaubtem. Aber nicht alles Geglaubte besteht aus Wissen. Vieles, was geglaubt wird, kann gar nicht gewußt werden, weil es in Fehlannahmen über die Welt besteht: denn Wissen ist laut klassischer Definition eine wahre gerechtfertigte Meinung (Glaubenssatz*). Wenn eine Meinung falsch liegt (also in einem Irrtum besteht), ist sie unwahr und kann also kein Wissen sein. Wenn sie nicht gerechtfertigt ist (d.h. explizit oder implizit logisch kongruent zu anderem Wissen), kann sie ebenfalls kein Wissen sein.

Das zu lösende Problem der Wissenschaften besteht grudsätzlich darin, die Elemente der Menge an wahren, gerechtfertigten Meinungen (Glaubenssätzen) aus der Gesamtmenge aller Meinungen (Glaubenssätze) herauszufinden. Um dies zu vermögen, muss sie bestimmte Unterscheidungskriterien haben, die an den jeweiligen Glaubenssatz (die Meinung) angelegt werden können, um zu überprüfen, ob es sich um eine wahre und gerechtfertigte oder unwahre oder ungerechtfertigte Meinung handelt. Darüber hinaus ist es hilfreich im Sinne von effizienzsteigernd, die Unterscheidungskriterien systematisch anzulegen, um also nicht jeden Glaubenssatz, und sei er noch so hirnrissig, mit dem gleichen Aufwand umständlichauszuschließen zu müssen. Das nennt man dann Methodik: es werden standardisiert bestimmte Kriterien angelegt und wenn schon das erste, basalste Kriterium nicht erfüllt wird vom Glaubenssatz, braucht man sich nicht weiter bemühen und andere Kriterien anzulegen. Wenn beispielsweise ein Glaubenssatz in sich widersprüchlich ist, kann er sofort als unwahr (beziehungsweise unsinnig) beiseite getan werden: es lohnt sich der Aufwand nicht, ihn weiter zu untersuchen. Wenn der Glaubenssatz schon Gewußtem logisch widerspricht, kann er ebenfalls in die Tonne gekloppt werden, es sei denn, er erklärt einen Sachverhalt, für den es bisher noch keine Erklärung gab. Dann wird's kompliziert insofern, als das Gewußte nun in Verdacht gerät, überhaupt gar nicht gewußt, sondern einfach nur eine (irrige) Meinung (Geglaubtes) gewesen zu sein, deren Wahrheit oder Rechtfertigung nicht ausreichend überprüft wurde. Es folgt dann womöglich ein Paradigmenwechsel: das einst für Wissen gehaltene Geglaubte wird als Irrtum verworfen und durch das neue Wissen ersetzt.

Die wissenschaftliche Methodik hat sich über die Jahrhunderte insofern weiterentwickelt, als sie für genau solche Fälle wieder Strategien bereit hält, wie mit Widersprüchen zwischen für wahr und gerechtfertigt gehaltenen Glaubenssätzen umzugehen sei. Gleichzeitig hat sie - aus Schaden wird man klug - inzwischen eingepreist, dass kein Glaubenssatz über irgendwelche Tatsachen hundertprozentig gerechtfertigt sein kann: ein prinzipieller Irrtumsvorbehalt besteht bei jeder wissenschaftlichen Aussage (Entscheidung darüber, was als Wissen zu gelten hat). Allerdings ist die zu vermutende Wahrscheinlichkeit, mit welcher eine wissenschaftliche Aussage irrig sei, nicht bei allen Aussagen gleich: das Irrtumsrisiko nimmt ab, je stärker eine Aussage sich widerspruchsfrei mit anderen "bewährten" Aussagen in Kongruenz bringen läßt.

Ein Teil der wissenschaftlichen Methodik besteht darin, Fehlschlüsse zu erkennen. Denn wenn eine Meinung als gerechtfertigt anerkannt werden soll, muss untersucht werden, inwiefern die jeweilige Rechtfertigung fehlerfrei sei. Fehlschlüsse wurden zu diesem Zweck kategorisiert und bei jeder Rechtfertigung (Begründung) einer Meinung (eines Glaubenssatzes) kann nun geschaut werden, ob sie in eine der bekannten Fehlschluss-Kategorien fällt und somit ungültig ist. Wenn ein Glaubenssatz nicht gerechtfertigt ist, wenn also keine fehlerfreie (im Idealfall: empirisch belegte) Begründung dafür, dass er wahr sei, angeführt werden kann, bedeutet dies noch nicht, dass er unwahr sei. Aber es bedeutet, dass es sich bei ihm nicht um Wissen handelt, sondern allenfalls um das, was man als Hypothese bezeichnet.

Wenn hier nun vom Verhältnis von Glauben zu Wissenschaft geredet wird, wäre es in meinen Augen sinnvoller, von wissenschaftlicher Methodik und - öhm... - der Methodik des Glaubens zu reden. Aber das klingt ja schon etwas seltsam: Methodik des Glaubens?

Wovon genau ist also da überhaupt die Rede? Welche "Methodik" hat der Glaube? Wenn von christlichen Apologeten Glaube immer wieder als eine Vertrauenssache bezeichnet wird, als ein "Vertrauen auf (Gott)", dann muss jemand, der gewohnt ist, die wissenschaftliche Methodik anzuwenden auf Glaubenssätze, schon skeptisch werden. Denn darauf zu vertrauen, dass etwas wahr sei, nur, weil sich eine bestimmte Person dafür verbürgt, fällt in die Fehlschluß-Kategorie "Autoritätsargument". Für jemanden, dem es darum geht, herauszufinden, ob eine Behauptung wahr oder unwahr sei, kann ein Autoritätsargument nie ausschlaggebend sein. Damit ist also das gesamte christliche Konzept des "Beziehungsglaubens" aus wissenschaftlicher Perspektive hinfällig. Alle Glaubenssätze, die sich auf eine Autorität (Jesus, Gott, (fleischgewordenes) Wort Gottes, theologische Gelehrte, kirchliche Dogmen usw. usf.) beziehen, müssen aus wissenschaftlicher Perspektive als ungerechtfertigt eingeordnet werden. Was, wie oben schon erwähnt, nicht bedeutet, dass sie deswegen schon als falsch/unwahr betrachtet werden müssen. Sie sind nur eben nicht gerechtfertigt.

Probleme bekommen solche Glaubenssätze erst dann, wenn sie sich nicht mit anderweitigem Wissen vertragen, also im Widerspruch zu Sätzen stehen, die als wahr und als gerechtfertigt anerkannt sind. Der Glaubenssatz "Gott liebt die Sanftmütigen" kann wahr sein, auch wenn seine Rechtfertigung (So steht es geschrieben!) aus wissenschaftlicher Perspektive nicht werthaltig ist. Der Glaubenssatz "Gott erschuf die Welt in sieben Tagen.", dessen Rechtfertigung (So steht es geschrieben!) von exakt derselben Qualität (also invalide) ist, ist aber nicht wahr insofern, als er logisch anderem empirisch gesicherten Wissen widerspricht. Sollte er wahr sein, wäre praktisch alles Wissen, das wir über empirisch untersuchbare Gegenstände haben, über den Haufen geworfen. Der empirische Beleg ist aber sozusagen die härteste Währung, in welcher wissenschaftlich gezahlt werden kann: jede noch so vernünftig begründete und auch mit bisherigem Wissen kompatible Hypothese wird verworfen, sobald sie sich empirisch als falsch erwiesen hat.

Zurück zur Methodik: wenn wir nun davon ausgehen, dass es eine andere Methodik als die wissenschaftliche gebe, um zu Erkenntnissen also wahren Meinungen über Tatsachen zu gelangen, zu welchen die empirische Methode keinen Zugang habe - also über Tatsachen, das sogenannte Übernatürliche betreffend - so müsste ja eine solche Glaubens- oder Religions-Methodik beschrieben werden können: wie stellt man im Rahmen des religiösen Glaubens sicher, dass ein aufgestellter (behaupteter) Glaubenssatz über übernatürliche Verhältnisse wahr und nicht (irrtümlich oder bewußt) unwahr ist? Welche Unterscheidungskriterien gibt es da?

Soweit ich es überblicken kann, gibt es da nur solche Kriterien, die bezüglich natürlicher Gegenstände von der wissenschaftlichen Methode als fehleranfällig oder sogar prinzipiell fehlschlüssig aussortiert wurden: Persönliche Erfahrung. Zeugnis. Offenbarung. Autorität. Extase/Rausch. Tradition. Und logische Fehlschlüsse wie das argumentum ad ignorantiam, falsche Dichotomien, Kategorienfehler und so weiter und so fort.

Über das also, was nicht Gegenstand der Wissenschaften ist, kann praktisch nichts gewußt werden. Ergo ist die Denkfigur der einander nicht überlappenden Zuständigkeitsbereiche auf ironische Weise zutreffend: es überlappen sich der Bereich, über den etwas gewußt werden kann und der Bereich, über den nichts gewußt werden kann, unmöglich. Denn sie schließen einander aus. Sprachlich ergibt diese Denkfigur denn auch im Deutschen weniger Sinn, im Englischen (non overlapping magisteria) schon eher.

Diese Denkfigur wurde allerdings sozusagen in apologetischer Ansicht konstruiert, um religiöse Aussagen der Begründungs-Pflicht zu entziehen. Non-overlapping magisteria - das sollte heißen: mischt ihr (Naturwissenschaftler) euch nicht in unseren Bereich ein (mit irgendwelchen methodischen Standards, die wir nicht erfüllen können) und wir mischen uns nicht in Euren Bereich ein. Diese Denkfigur kam aber interessanterweise erst so richtig in Schwung, als sich nach vielen Jahrhunderten, in denen sich die Religion sehr wohl in die Angelegenheiten der Naturwissenschaften eingemischt hatte, so langsam der Vorteil der naturwissenschaftlichen Methodik herumgesprochen hatte: dass es im Regelfall verläßlicher war, nach Erklärungen und Problemlösungsstrategien im konkreten Fall von naturwissenschaftlicher Seite zu suchen statt von religiöser (d.h. kirchlicher) Seite. Kurz: als sich herausstellte, dass die naturwissenschaftliche Aussagen mit hoher Wahrscheinlichkeit dann, wenn sie sich im Widerspruch zu religiösen Aussagen befanden, am Ende durchsetzten, die Deutungshoheit der Glaubens-Institutionen also weiter und weiter schwand - da kam man dann auf den Trichter, aus der Not eine Tugend zu machen und schon verlorenes Terrain großzügig der Gegenseite zuzusprechen, um so "den Rest" (also das Übernatürliche) behalten zu können. Denn jener Rest: die Verprechungen und Behauptungen über das Jenseits, das Übernatürliche und das, was nach dem Tod geschieht - der sichert ja heute denen, die vom religiösen Betrieb profitieren, ihr Auskommen.

Nun könnten beide Seiten ja zufrieden sein, falls sie sich wirklich auf ihren jeweiligen Bereich beschränken würden. Aber da gibt es zwei kleine Probleme. Erstens läßt sich das Recht darauf, Fehlschlüsse zur Begründung von Meinungen anzuführen, schlecht monopolisieren: stets und ständig begründen Leute ihre Meinungen darüber, was wahr und was unwahr sei, mit invaliden Argumenten. Der Bereich dessen, über das nichts gewußt werden kann, läßt sich also sehr schlecht dagegen schützen, dass jeder, der mag, seinen Senf darüber absondert.

Also wird man seitens des (institutionalisierten) Glaubens auch nicht lange suchen müssen, um Naturwissenschaftler zu finden, die ihre empirisch nicht belegbaren Meinungen über Gott, Jesus, Mariä Empfängnis oder die Platzverhältnisse im Paradies zum Besten geben. Also lässt sich ohne viel Aufwand der Vorwurf "an die Wissenschaft" konstruieren, sie würde nicht in ihrem Bereich bleiben: indem man einzelne Menschen, die (auch) wissenschaftlich arbeiten, als pars pro toto herannimmt.

Umgekehrt ist es aber freilich auch so, dass allein das Jenseitige und Übernatürliche nicht hinreicht, um die religiöse Kundschaft auf Dauer zufrieden zu stellen: man müsste ja sämtliche Wunder und sämtliche Erfolgsversprechungen auf diesseitige Erfüllung von Gebeten dran geben, wollte man sich korrekt an die Grenzziehung zwischen den zwei Zuständigkeitsbereichen halten. Die Glaubenskundschaft möchte nicht nur über das Bescheid wissen, was im Jenseits geschieht, sondern sie möchte schon auch Butter bei die Fische. Dass Gott ihnen hier und jetzt ganz handfest und empirisch brauchbar dabei hilft, das Auto über den TÜV zu bringen, den Zivilrichter beim Nachbarschaftsstreit auf die eigene Seite, den mißratenen Sohn aus der Drogensucht und die Tochter auf die Elite-Uni. Außerdem möchten sie, dass er anläßlich genügendem Gebetsaufwandes die eine Krebserkrankung heilt und die eine Geisel aus den Fängen der Entführer befreit und den einen Passagier von dem untergehenden Schiff rettet und dem einen kleinen kenianischen Baby eine beruflich Karriere als Influenzerin ermöglicht und die eine Landwirtschaftsregion mit genügend Regen versorgt und das eine Volk im Krieg vor der Vernichtung durch seine Feinde beschützt. Wollten die Sachwalter des religiösen Glaubens sich auf "ihren Bereich" beschränken, so müssten sie in all diesen Fällen ihre Kundschaft bescheiden: "Tut uns leid, aber dafür sind wir nicht zuständig, denn all dies hat nichts mit dem Übernatürlichen zu tun, sondern ist vollständig in den empirisch untersuchbaren Bereich der physikalischen Kausalitäten eingebettet. Fragt bitte die Kollegen von der wissenschaftlichen Abteilung, ob die euch da irgendwie hilfreich beraten können!"

 

Zusammengefaßt: Wissenschaft ist der Bereich, in welchem man bemüht ist, zutreffende von unzutreffenden Glaubenssätzen zu unterscheiden. Es gibt also keine Wissenschaft unabhängig von Glauben (-ssätzen) und alles Wissen wird immer (!) geglaubt**. Religiöser Glaube indessen, der sich ausschließlich auf das "Übernatürliche" bezieht, hat mit Wissenschaft nichts zu tun, sondern definiert sich eigentlich gerade dadurch, auf eine wissenschaffende Methodik zu verzichten. Epistemologisch betrachtet könnte man sagen: so ein Glaube gehört zur Restmenge dessens, was im Verfahren des Wissenschaffens als nicht mal falsifizierbar (und erst recht nicht verifiziert) und also unzuverlässig abgeschieden wird.

 

 

 

 

 

*Ein Glaubenssatz sei hier verstanden als eine Aussage über Tatsachen, die den Anspruch hat, wahr zu sein. Wer also etwas glaubt, geht davon aus, das dieses etwas den (subjekt-unabhängigen) Tatsachen entspricht.

 

**Wer sagt: "Ich weiß X, glaube es aber nicht!", redet Unsinn, auch wenn es rhetorischen Sinn ergeben mag nach dem Schema: "Es ist so krass, dass sich gefühlsmäßig alles in mir dagegen strebt, X zu akzeptieren."

jack-black antworten
184 Antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 6501

@jack-black 

Keine schlechte Analyse. Einige Abschnitte hätten auch von mir sein können.

Aber der Unterschied beginnt da, wo es um persönlichen Glauben geht, also zwischen der Beziehung des Gläubigen mit Gott.

Niemand (außer vielleicht Autisten oder andere nicht ganz »normalen« Leute) wird in Beziehungen mit wissenschaftlicher Methodik arbeiten, da gehts um die Erfahrungen, die mit mit dem anderen macht (oder vorher das, was man von anderen über diese Person gehört hat), um Vertrauen oder Misstrauen.

Weshalb die Gründe dafür zu glauben oft mit persönlichen Erfahrungen zusammenhängen. Manche sind rein subjektiv (etwa wenn jemand ne Vision hat), andere sind realer. Auf Formaten wie »Erlebt-tv« oder »Mensch, Gott« gibt es viele berichte, was Leute mit Gott erlebt haben, bis zu ziemlich krassen Geschichten, wo es schwer fällt, da noch an ne natürliche Erklärung zu glauben.

hkmwk antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 3149

@hkmwk Aber der Unterschied beginnt da, wo es um persönlichen Glauben geht

Wie erwähnt: die wissenschaftliche Methode berücksichtigt den Umstand, dass es, sobald "persönlicher Glaube" in's Spiel kommt, die Verläßlichkeit von Behauptungen abnimmt. Deswegen wird auf Anekdotische Evidenz a la

Auf Formaten wie »Erlebt-tv« oder »Mensch, Gott« gibt es viele berichte, was Leute mit Gott erlebt haben, bis zu ziemlich krassen Geschichten, wo es schwer fällt, da noch an ne natürliche Erklärung zu glauben.

 

eben nicht viel gegeben. Es ist unwissenschaftlich, sich durch "krasse Geschichten", die empirisch nicht verifizierbar sind, beeindrucken zu lassen. Darum geht's doch hier im Thread, oder? Ob sich (religiöser) Glaube und Wissenschaft da vereinen ließen. Wer solche krassen Geschichten als Beleg für die Wahrheit irgendwelcher Glaubenssätze versteht, verzichtet darauf, die - sich in der Praxis bewährt habende! - wissenschaftliche Methodik anzuwenden.

Es läuft also, wenn jemand meistens (z.B. im Beruf) Glaubenssätze mittels der wissenschaftlichen Methode auf ihre Substanz, d.h. ihren Wahrheitswert, hin überprüft, im Privaten dann aber sich von "krassen Geschichten" hinsichtlich anderer Glaubenssätze überzeugen läßt, auf ein Messen mit zweierlei Maß hinaus.

Ich nehme zur Veranschaulichung mal Deine Formulierung:

Geschichten, wo es schwer fällt, da noch an eine natürliche Erklärung zu glauben.

Sie enthält sozusagen in amalgamierter Form mindestens zwei klassische Fehlschlüsse: Erstens das argumentum ad ignorantiam, das Argument, das sich auf Nicht-Gewußtes bezieht. Jemand kennt hier keine (ihn) überzeugende "natürliche Erklärung", und aus dieser Unkenntnis wird dann stillschweigend abgeleitet, dass es eine solche wohl nicht gebe.

Zweitens, etwas versteckt, die falsche Dichotomie: Wenn die eine Erklärung nicht stimmt, muss die andere Erklärung stimmen. Bezogen auf Deinen Satz: da die "natürlichen Erklärungen", die für die Erfahrungsberichte gegeben werden, nicht glaubwürdig sind, bleibt allein die Erklärung, hier habe (ein spezifischer, in der Regel also der ohnehin schon seit Kindheitstagen angebetete*) Gott gehandelt, übrig.

 

 

 

 

 

*Man könnte hier als dritten Fehlschluß also auch noch den Bestätigungsfehler vermuten...

jack-black antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 6501

@jack-black 

Interessanterweise bist du nicht darauf eingegangen:

Niemand (außer vielleicht Autisten oder andere nicht ganz »normalen« Leute) wird in Beziehungen mit wissenschaftlicher Methodik arbeiten

Und das zweite: Es geht doch nicht um einen Schluss der Art »das wissen wir nicht, also …«. Sondern dass sich eine »alternative«, nicht wissenschaftliche Erklärung geradezu anbietet.

Nach der »Wende« stand die Existenz der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal auf der Kippe. Neue Standard im wiedervereinigten Deutschland, ein Wessie, der die Einrichtung anscheinend am liebsten platt gemacht hätte als Entscheider. Dass es die Lobetaler Anstalten noch gibt, entschied sich in einem Gespräch.

Uwe Holmer, damaliger Leiter der Anstalten (bekannt als der Pastor, der dort Honecker Asyl gewährte) fragte den Wessie, wie viel Geld denn für die Sanierung zur Verfügung gestellt werden könnte. Der nannte einen Betrag - und Holmer zog einen Sanierungsplan über exakt diese Summe aus der Schublade. Er hatte ihn einen Tag vorher erstellen lassen, nachdem ihm Gott im Gebet diese Summe mitgeteilt hatte. - Nur Einbildung plus Zufall?

Ich hab die Summe, die Holmer nannte, als er das im Radiointerview erzählte, nicht mehr im Kopf, aber es war eine (niedrige) zweistellige (Millionen-)Zahl mit Nachkommastelle …

Das ist natürlich nur ein Beispiel …

hkmwk antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 3149

@hkmwk Interessanterweise bist du nicht darauf eingegangen: Niemand (außer vielleicht Autisten oder andere nicht ganz »normalen« Leute) wird in Beziehungen mit wissenschaftlicher Methodik arbeiten.

Warum sollte ich darauf eingehen? Wer "arbeitet" denn überhaupt in Beziehungen? Wenn ich allerdings den Verdacht hätte, meine Frau würde mich betrügen, dann würde ich durchaus gewissermaßen nach der wissenschaftlichen Methodik arbeiten, um herauszufinden, ob der Satz "Sie betrügt mich!" wahr oder falsch ist. Mag sein, dass ich damit zu den "nicht ganz normalen" Leuten gehöre, aber hey - mindestens eine Berufsbranche erwirtschaftet in dieser Hinsicht erkleckliche Beträge: die der Privatdetektive. Naja gut, nach der Reform des Scheidungsrechts gingen da die Gewinnmargen zurück, weil die Ergebnisse entsprechender Untersuchungen nicht mehr gerichtlichen Standards genügen müssen... So kam die wissenschaftliche Methode also in Beziehungsfragen auf den Hund und heute genügen wieder subjektiver Verdacht und Bauchgefühl, um zu dem Schluß zu kommen: "Die Schlampe betrügt mich, jede Wette!"  😉

Es geht doch nicht um einen Schluss der Art »das wissen wir nicht, also …«. Sondern dass sich eine »alternative«, nicht wissenschaftliche Erklärung geradezu anbietet.

Also sowas wie die Erklärung für Tag und Nacht, dass die Sonne vom Titanen Helios über den Himmel per von Hengsten gezogenem Wagen kutschiert wird, dann abends am Westrand der platten Erde versinkt, um, unterirdisch zurücktransportiert, pünktlich am nächsten Morgen wieder am Ostrand zu erscheinen? Ich finde - so eine nicht wissenschaftliche Erklärung böte sich geradezu an. 🙂

 

Nach der »Wende« stand die Existenz der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal auf der Kippe. (...) Nur Einbildung plus Zufall?

Fragst Du mich das? Mir fiele mindestens eine weitere Erklärung ein: dass der Pastor sich dieses Wunder ausgedacht, also gelogen hat. Und/oder dass er sich, bevor er von diesem "Wunder" in der Öffentlichkeit erzählte, mit dem "Wessie" in's Einvernehmen setzte. Daneben ließen sich allerhand alternative Erklärungen ersinnen, z.B. dass er schon aus anderer Quelle ungefähr wußte, wie hoch der Geldbetrag ungefähr ausfallen könnte und er dann zufällig richtig lag oder womöglich mehrere Pläne hatte vorbereiten lassen, von denen dann zufällig einer haargenau passte und dann hervorgezogen wurde.

Das ist natürlich nur ein Beispiel …

Mir fielen auch noch andere Erklärungen ein 😀 . Was mir zudem noch einfällt, ist: dieser gute Draht zum lieben Gott sollte unbedingt genutzt werden für weitere Sanierungspläne und andere Projekte, in denen es bei Millionenbeträgen auf die Nachkommastelle genau sein soll.

 

Nee, im Ernst: So häufig erscheinst Du mir hier als wirklich kluger und vernünftig argumentierender User, aber Du läßt Dich von solchen "Wunderberichten" beeindrucken? Macht es Dich nicht schon skeptisch, wenn erzählt wird, ein Wessi, der die Einrichtung "anscheinend am liebsten platt gemacht hätte", habe einen zweistelligen Millionenbetrag auf die Nachkommastelle genau benannt? Woher sollte dieser Wessi denn überhaupt auf die Idee gekommen sein, auch noch die Pfennige genau zu nennen?

Allein dieses eine Detail muss einen doch stutzig machen*. Es soll da eine Präzision suggeriert werden, die sich nur durch ein echtes göttliches Wunder erklären ließe und im Eifer dessen, nur diese eine "Erklärung" als plausibel übrig zu lassen, wird beim Erfinden der Geschichte übersehen, dass kein gnadenloser Wessi-Entscheider auf die Idee käme, potentielle Förderbeträge im Millionenbereich bis auf die Nachkommastelle im Gespräch zu beziffern.

 

 

 

 

Abschweifung

Wenn ich mir vorstelle, ich wäre ein "Entscheider", der die Einrichtung am liebsten platt machen will (weil halt ein religionsfeindlicher Kapitalistenarsch-Wessi) - dann würde ich mir einen Überblick über die Einrichtung verschaffen, über den Daumen peilen, wieviel die Sanierung kosten würde - z.B. 14 Millionen Mark. Und dann würde ich sagen: "Acht Millionen, maximal zehn Millionen könnte man da womöglich locker machen, je nachdem, was noch in den Fördertöpfen, die mir gerade einfallen, drin ist." Was ich ganz gewiß nicht sagen würde: "Lieber Herr Pastor, wir können Ihnen dafür höchstens 13.455.442 Mark und siebzig Pfennige zuschießen."

Denn so genau wüßte ich's überhaupt nicht und also wäre das Nennen so eines Betrags nicht anders als eine höhnische Beleidigung zu verstehen. Als echter Wessi-Arsch würde ich indes nicht unnötigerweise die Leute beleidigen - warum sich Feinde schaffen?!

Aber: wenn ich so ein Wessi-Arsch wäre, wäre ich natürlich auch, wie ja bekanntlich die Gesamtheit aller, die da treuhandmäßig den DDR-Nachlass abwickelten, korrupt bis auf die Knochen. Sähe ich also, wie sehr diesem Ossi-Pastor seine Einrichtung am Herzen liegt, würde ich im Gespräch fragen: "Wieviel bräuchten Sie denn?" Und wenn der mir dann Dreinzehnmillionenvierhundertfünfundfünfzigtausendvierhundertzweiundvierzig Mark und siebzig - nennen würde, einen Betrag, den Gott ihm im Gebet genannt habe, brächte ich, im Wissen um die tatsächlich zur Verfügung stehenden Mittel, vielleicht folgenden Vorschlag: "Naja, bekanntlich - das isso bei uns im Kapitalismus - wird's am Ende ja immer teurer als geplant. Sie bräuchten da also vielleicht noch ein bißchen Spiel nach oben. Folgende Idee: Wir runden die Fördersumme auf glatte fünfzehn Millionen auf und die überzähligen anderthalb Millionen werden fair getailt: eine halbe Million für Sie und ihre gottgefällige Einrichtung, eine halbe Million für mich, der ich dafür ein paar Hebel in Bewegung setzen und letztlich meinen Hals hinhalten muss, falls die Sache auffliegt - und eine halbe Million für den Generalunternehmer, der die Mehrkosten irgendwo in die Abrechnungen mit einpflegen muss. Den Medien können Sie dann von ihrer göttlichen Offenbarung über den genauen Betrag erzählen, eine bessere PR gibt's ja gar nicht, glauben Sie mir, Klappern gehört zum Geschäft! Und Sie dürfen mich gern als jemanden hinstellen, der Ihnen eigentlich gar nicht helfen, sondern hier alles platt machen wollte. Das Image des gnadenlos harten Hundes stört mich nicht. Es verleiht mir sogar noch Glaubwürdigkeit, wenn die Leute denken: er ist zwar fies, aber doch auch ehrlich... Mein lieber Herr Pastor: das wäre doch eine win-win-win-Situation für uns alle, oder?"

 

 

 

 

*Würde ich ohne Kontext so eine Geschichte lesen, ich hielte sie für eine Satire über Wunderglauben, nicht für eine Story, die ernst genommen werden soll.

jack-black antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
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@jack-black 

Wenn ich allerdings den Verdacht hätte, meine Frau würde mich betrügen

Du wartest also, bis es einen Grund für den Verdacht geht, statt zu versuchen, die Aussage »Meine Frau ist mir treu« zu falsifizieren? Du hat es nie von die aus kontrolliert (etwa in der Verlobungszeit)?

Also sowas wie die Erklärung für Tag und Nacht, dass die Sonne vom Titanen Helios über den Himmel per von Hengsten gezogenem Wagen kutschiert wird, dann abends am Westrand der platten Erde versinkt, um, unterirdisch zurücktransportiert, pünktlich am nächsten Morgen wieder am Ostrand zu erscheinen? Ich finde - so eine nicht wissenschaftliche Erklärung böte sich geradezu an. 🙂

Inwiefern bietet sie sich an? Welches Indiz spricht dafür, das meiner Geschichte vergleichbar wäre?

Mir fiele mindestens eine weitere Erklärung ein: dass der Pastor sich dieses Wunder ausgedacht, also gelogen hat.

Wenn alle solche Geschichten nur ausgedacht sind, gibt es aber viele christliche Lügner … und keineswegs nur Leute, die das im Radio erzählen, sondern auch der Mann im Bibelkreis der erzählt, warum er kein Atheist mehr ist.

Es passt nicht in dein Weltbild, also schüttelst du so was aus dem Ärmel. Immerhin hast du noch die Version, dass er nur bei der Anzahl der Pläne geflunkert hat (wie viele Pläne lassen sich innerhalb eines Tages aufstellen? Die müssen ja auch gründlich genug sein, um nicht wegen Formfehler, nicht ausreichenden Maßnahmen o.ä. abgelehnt zu werden).

Normalerweise argumentierst du doch vernünftiger! (scnr)

Was mir zudem noch einfällt, ist: dieser gute Draht zum lieben Gott sollte unbedingt genutzt werden

Gott ist kein Automat. Es gibt kein Naturgesetz, dass Er immer so hilft. Er wollte, dass Lobetal erhalten bleibt,

Was ich ganz gewiß nicht sagen würde: "Lieber Herr Pastor, wir können Ihnen dafür höchstens 13.455.442 Mark und siebzig Pfennige zuschießen."

Hä? Also wenn schon, dann »13,5 Millionen«, das würde dem Beispiel entsprechen. Aber klar, ins Lächerliche ziehen hilft …

hkmwk antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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Beiträge : 20187

@hkmwk 

Du wartest also, bis es einen Grund für den Verdacht geht, statt zu versuchen, die Aussage »Meine Frau ist mir treu« zu falsifizieren? Du hat es nie von die aus kontrolliert (etwa in der Verlobungszeit)?

Ich kann zumindest die Frage: "Ist meine Frau eine real existierende Person?" falsifizieren.

Und diese Frage geht allen anderen Fragen voraus, also: Bevor ich einem "Gott" vertrauen kann wäre erst einmal die Frage zu klären: "Wer genau ist eigentlich "Gott"?" und "Sprechen wir hier von einer real existierenden Person?".

Ob ich ihr oder ihm vertraue oder nicht ist dann in erster Linie eine Frage der Psychologie.

lucan-7 antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

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@hkmwk Du wartest also, bis es einen Grund für den Verdacht geht, statt zu versuchen, die Aussage »Meine Frau ist mir treu« zu falsifizieren? Du hat es nie von die aus kontrolliert (etwa in der Verlobungszeit)?

Ich verstehe ehrlich den Zweck dieser Fragen nicht. Warum sollte ich grundlos in meiner Beziehung "arbeiten"?

Aber um die Sache mal abzukürzen: Du setzt vermutlich voraus, dass meine Beziehung zu meiner Frau eine passende Analogie sei zu der Beziehung eines Gottesgläubigen zu seinem Gott.

Ich bestreite, dass dies eine treffende Analogie ist hinsichtlich des Thread-Themas.  Denn wiewohl die Qualität meiner Beziehung zu meiner Frau sich nicht intersubjektiv belegen läßt, also andere nicht beurteilen können, wie ich diese Beziehung empfinde, wie sie aus meiner Perspektive aussieht - so läst sich doch zumindest die Existenz jener Frau subjektunabhänig belegen. Ebenso, wie sich einzelne Handlungen von ihr subjektunabhängig belegen lassen. Dies gilt hinsichtlich des Gottes, zu welchem jemand eine Beziehung zu haben behauptet, nicht.

Es mag, um beim Threadthema zu bleiben, Wissen geben, über das allein ein Subjekt verfügt und das nicht subjektunabhängig überprüft werden kann. Beispielsweise das Wissen darüber, in einem bestimmten Moment Bauchschmerzen zu haben. Oder das Wissen darüber, vor Kurzem da hinten einen Vogel gesehen zu haben. Aber sobald es über Qualia (Bauchschmerzen) hinaus geht, wird's sehr problematisch, noch von Wissen zu reden. Es ist möglich, dass man vor Kurzem da hinten einen Vogel gesehen hat. Es ist aber ebenso möglich, dass man sich nur einbildet, vor Kurzem da hinten einen Vogel gesehen zu haben. Hier kann es sich also um Wissen handeln - oder  nur um Einbildung. Gemäß einer strengen Interpretation der klassischen Wissens-Definition kann es sich bei dem Glaubenssatz "Ich habe da vor kurzem einen Vogel gesehen" nicht mehr um Wissen handeln, weil's halt, auch, wenn der Satz wahr sein sollte, an der Rechtfertigung haperte: sie bestünde allein darin, dass man sich auf seine Sinne und sein Gedächtnis in diesem Fall verlassen könne. Aber wollte man eine analoge Rechtfertigung auch demjenigen durchgehen lassen, der da vor kurzem statt eines Vogels einen fliegenden dreiäugigen Drachenkopf gesehen hat?

Genug der Abschweifung: Meine Beziehung zu meiner Frau ist etwas anderes, als die Beziehung meines Nachbarn zu seinem Gott. Entsprechend kann mich meine Frau auch vor Gericht bringen, wenn ich sie mißhandelt habe, während dies dem Gott meines Nachbarn, trotz all seiner Allmacht, nicht möglich wäre. Die Beziehung zwischen mir uns meiner Frau besteht objektiv, die zwischen meinem Nachbarn und seinem Gott nicht.

Wenn alle solche Geschichten nur ausgedacht sind, gibt es aber viele christliche Lügner…

Tja... Mir hat mal einer erzählt, es gäbe keinen Menschen, der niemals lügen würde. Wie? Auch keine Christen, im Ernst? Im vollsten Ernst! Ich mochte es kaum glauben... 😀

(Nebenbei: Atheisten wie ich lügen natürlich den lieben langen Tag lang. Wenn's nicht gerade wirklich notwendig ist, dann zumindest - haha, Uraltwitz! - um in Übung zu bleiben. Grad eben z.B. schrieb ich irgendwas über meine angebliche Ehefrau - dabei bin ich gar nicht verheiratet. Und falls doch, würde die mich nie betrügen, warum sollte sie, wo ich doch so ein toller Hecht bin?!)

Aber hey - dass alle solchen Geschichten nur ausgedacht seien, ist ja keine Behauptung von mir, sondern eine von Dir stammende Vermutung, bei der es nun darauf ankommt, was unter "solche" zu verstehen wäre. Ich habe nicht behauptet, zu wissen, dass die Geschichte ausgedacht ist. Ich habe nur meine Zweifel angemeldet hinsichtlich ihrer Plausibilität. Ich wendete auf sie in gewisser Weise die weiter oben skizzierte wissenschaftliche Methodik an insofern, als bei Glaubenssätzen unter anderem auch abgeklärt wird, inwiefern sie etabliertem Wissen über die Welt entsprechen oder widersprechen. Dazu gehört auch Erfahrungswissen wie jenes, dass sich Entscheider in informellen Gesprächen bei in Rede stehenden Millionenbeträgen nur sehr, sehr, sehr selten auf Nachkommastellen festlegen. Wäre damit bewiesen, dass die Geschichte, wie von Dir berichtet, erlogen war? Nein. But you have to make a case. And sorry,  I'm not convinced.

 

Es passt nicht in dein Weltbild, also schüttelst du so was aus dem Ärmel.

Ich schüttle nur alternative Erklärungen aus dem Ärmel, die weniger extraordinary sind als die Behauptung, die von dem Pastor hier vorgetragen wurden. Lügen sind etwas alltägliches (ordinary), pfenniggenaue Offenbarungen Gottes hingegen nicht. Das ist alles. Ich behaupte doch nicht, zu wissen, dass der Mann lügt. Ich halte nur die von Dir hier referierte Geschichte nicht für glaubhaft. Und die Gründe, warum ich es nicht für glaubhaft halte, habe ich genannt. Dadurch zeichnet sich die "wissenschaftliche Methodik" aus: Glaubenssätze auf ihre Plausibilität hin zu überprüfen und zwar umso skeptischer und aufwendiger, je mehr sie dem widersprechen, was wir von der Welt wissen. Und nochmal: Autoritäten (christlicher Pastor) und Anekdote sind keine belastbare Evidenz, zählen also wenig, wenn es darum geht herauszufinden, wie es um den Wahrheitswert einer Aussage bestellt ist.

Du hast die Geschichte, falls ich das recht verstanden habe, aus dem Radio. Wie war das - hat derjenige, der ihn da interviewte, dann recherchiert, z.B. bei dem Entscheider-Wessi nachgefragt und bei dem Büro, dass am Tag vor dem Treffen mit dem Entscheider den entsprechenden Sanierungsplan erstellt hatte? Eventuell um Kopien (samt Datierung) der in der Geschichte auftauchenden Pläne gebeten? Und die Termine miteinander abgeglichen? Und überprüft, inwieweit dem Pastor nicht aus anderer Quelle bekannt sein konnte, welche Förderbeträge in welchen Fällen beantragt werden konnten? Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und vermute dreist: Nö.

Und wie komme ich darauf, dass da einer vom Radio es mit der journalistischen Selbstverpflichtung, gründlich die den Leuten kredenzten Fakten zu recherchieren, nicht so genau nahm? Weil ich ihm unterstellte, dies nicht für nötig befunden zu haben. Es war ihm vermutlich egal, ob ihm der Pastor da jetzt die Wahrheit erzählte oder ein Märchen auftischte. Zumindest war es ihm den Rechercheaufwand nicht lohnend, warum sollte er jetzt seinen Interviewpartner vergrätzen - für was? Er kredenzte den Leuten hier keine Fakten, sondern ließ nur jemanden "seine Geschichte" erzählen. Wer wollte sich darüber schon beschweren?

Immerhin hast du noch die Version, dass er nur bei der Anzahl der Pläne geflunkert hat (wie viele Pläne lassen sich innerhalb eines Tages aufstellen? Die müssen ja auch gründlich genug sein, um nicht wegen Formfehler, nicht ausreichenden Maßnahmen o.ä. abgelehnt zu werden).

Die Version ist tatsächlich deutlich weniger plausibel als die Annahme, er habe einfach gelogen, da stimme ich Dir zu. Aber auch hier wieder gilt es, Wahrscheinlichkeiten gegeneinander abzuwägen: Sagen wir mal, er hat fünf Pläne in der Schublade, wobei er von dritter Seite schon so eine ungefähre Vorstellung darüber hatte, welche Förderbeträge in Fällen wie dem seinen realistisch erwartbar seien. Einer von denen stimmt zufälligerweise bis auf eine (nicht zwei... 😀 ) Stellen hinter dem Komma mit dem Betrag, den der Wessi nennt, überein. Klar: den würde ich dann auch hervorziehen. Wenn keiner der Pläne auch nur ungefähr an den Betrag käme, der mir genannt wird, blieben alle fünf in der Schublade liegen.

Nehmen wir mal an, einer der fünf kommt tatsächlich bis auf die erste Nachkommastelle bei einem zweistelligen Millionenbetrag heran. Dann ist das in der Tat ein erstaunlicher Zufall. Zwar nur ein Fünftel so erstaunlich, wie wenn da nur ein Plan gelegen hätte, aber immerhin: das kommt einem Secher mit Zusatzzahl im Lotto (Gewinnchancen ungefähr 1:140 Millionen) nahe. Wirklich ein erstaunlicher Zufall. Und nun? Nun sollen wir glauben, Gott habe da einem Pastor eine Zahl eingegeben. Warum? Damit der das nachher im Radio erzählen und solcherart Gott "die Ehre geben" kann? Ansonsten scheint ja da nichts am Lauf der Welt verändert worden zu sein. Den vom Wessi genannten Betrag hätte der Pastor ja nach dem Gespräch dem Büro als Finanzrahmen des zu erstellenden Sanierungsplans geben können - und dann hätte halt alles seinen entsprechenden Lauf genommen. Zufälligerweise also hätte - ob da jetzt fünf Pläne oder fünfzig oder doch nur einer in Auftrag gegeben worden wären (warum läßt er einen Tag vor dem Gespräch den Plan erstellen, statt abzuwarten, was der Wessi ihm bietet? Glaubte er der Gottesoffenbarung auf den Cent genau und wollte solcherart das Wunder aktenkundig machen?), ein Ereignis stattgefunden, das ähnlich wahrscheinlich war wie ein Supersechser im Lotto.

Von mir aus. Geschehen unwahrscheinliche, d.h. erstaunliche Dinge? Sicherlich. Einer meiner Lieblingsfilme (Magnolia) beginnt mit einer Eingangssequenz, die ein paar solcher erstaunlicher Geschehnisse auflistet. Das kann doch wohl nicht alles reiner Zufall sein...

Nie hab ich schon nach dem Intro vor erstaunter Begeisterung Tränen lachend im Kinosessel gehockt (aber Achtung: es dauert nach diesem Auftakt eine ganze Weile, bis sich im Lauf der eigentlichen Filmhandlung wieder ein ähnliches Begeisterungsniveau einstellt).

Aber nun ja: Zufälle sind eine Frage der Erwartungshaltung und der nachträglichen Interpretation von Geschehnissen.

 

Normalerweise argumentierst du doch vernünftiger! (scnr)

Ich behaupte nicht, dass die Variante mit den mehreren Plänen sonderlich plausibel sei. Ich behaupte nur, dass sie eine von vielen alternativen Erklärungen zu der Zufall/Einbildung-Erklärung sein könnte. Und auch zu der "Gott hat dem Pastor den pfennig genauen Millionenbetrag im Gebet offenbart um so irgendwas per Offenbarungwunder zu beweisen"-Erklärung.

Wie oben länger als notwendig dargelegt, vermute ich, dass dieses Offenbarungswunder eine erfundene Geschichte ist.  Und die "mehrere Pläne auf Vorrat"-Version ist ja eigentlich auch nur eine Variante der "erfundene Geschichte"-Erklärung. Tatsächlich, wenn ich jetzt so von Dir angestoßen nochmal drüber nachdenke: sie ist durch ihre Kompliziertheit unplausibler als die Variante, wo der Pastor sich das mit der von Gott offenbarten Fördersumme einfach nur ausgedacht hat.

Ach egal, ich denke schon viel zu lange über diese vermutlich frei erfundene Anekdote nach, hätte jemand anders als Du sie hier angeschnitten, wäre ich wohl kaum mit einem Wort drauf eingegangen. ^^

jack-black antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
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@jack-black 

Mir hat mal einer erzählt, es gäbe keinen Menschen, der niemals lügen würde.

Nur dass so viele Leute gelogen haben …

Aber hey - dass alle solchen Geschichten nur ausgedacht seien, ist ja keine Behauptung von mir

Na ja, wenn du gleich bei der ersten damit ankommst, ohne dich irgendwie näher mit der Person die das sagt beschäftigt zu haben, legt doch nahe, dass du so denkst.

Es war ihm vermutlich egal,

Nö, er hat Holmer für glaubwürdig gehalten.

Sagen wir mal, er hat fünf Pläne in der Schublade

Das ist eine andere Geschichte, als Holmer sie erzählt hat. Also sind wir wieder beim Thema Lüge.

Damit der das nachher im Radio erzählen

Hallo? Es ging darum, ob die Lobetaler Anstalten dicht machen müssen! Ein Wunder nur um des Wunders Willen ist nicht Gottes Art.

Glaubte er der Gottesoffenbarung auf den Cent genau

Wie kommst du bei 13,5 Millionen auf ein »auf den Cent genau«?

Geschehen unwahrscheinliche, d.h. erstaunliche Dinge?

Die Frage ist, ob da nachträglich ein Sinn hineingelegt wird, oder ob der schon vorher da war. In Zufälle wie den, dass die Verteidiger von Zschäpe die Namen Heer, Stahl und Sturm trugen, würd ich auch kein göttliches Handeln sehen, und »dass ich da mit dem Leben davonkam, muss göttliche Vorsehung sein« ist auch sehr schwach.

Wie oben länger als notwendig dargelegt, vermute ich, dass dieses Offenbarungswunder eine erfundene Geschichte ist

Klar, weil nicht sein kann was nicht sein darf.

hkmwk antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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@hkmwk 

Hallo? Es ging darum, ob die Lobetaler Anstalten dicht machen müssen! Ein Wunder nur um des Wunders Willen ist nicht Gottes Art.

Inwiefern hing es denn davon ab, dass der Mann die Zahlen vorher kannte, ob die dichtgemacht worden wären?

Es war doch offensichtlich ein Betrag vorhanden, der ihm zur Verfügung gestellt werden sollte. Da sollte also weder etwas dichtgemacht werden, noch hing der Zuschuss davon ab, ob der Pfarrer die Summe richtig erraten würde.

Wo ist da jetzt das entscheidende Wunder?

Es geht hier doch allein um die Erzählung: "Gott hat mir eine Zahl genannt, die stimmte, und das erzähle ich jetzt im Radio!"

 

lucan-7 antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
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@lucan-7 

Wenn kein vernünftiger Plan da ist oder ein zu großer an Geldmangen scheitert …

hkmwk antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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Beiträge : 20187

@hkmwk 

Wenn kein vernünftiger Plan da ist oder ein zu großer an Geldmangen scheitert …

So ein Plan lässt sich ja auch noch erstellen, wenn man die Geldmittel kennt... und die waren ja offenbar im Vorfeld realistisch geschätzt worden.

Abgesehen von der Zahlenraterei ist da für mich kein Wunder erkennbar.

lucan-7 antworten
Jack-Black
(@jack-black)
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Beiträge : 3149

@hkmwk Hä? Also wenn schon, dann »13,5 Millionen«, das würde dem Beispiel entsprechen. Aber klar, ins Lächerliche ziehen hilft …

Ich setze die Kommas bei Millionenbeträgen immer erst da, wo die Cent- oder, früher, die Pfennigbeträge kamen. Da haben wir es also mit einem Mißverständnis zu tun.

Wobei dann allerdings die Erstaunlichkeit hinsichtlich der Genauigkeit von Gottes angeblicher Vorhersage um einen Millionen-Faktor sinken würde. Educated guess plus ein Quentchen Zufall wäre hier dann die m.A.n. naheliegendste Erklärung. Und in dem Fall würde ich dann nicht mal davon ausgehen, dass der Pastor vorsätzlich log, sondern eher davon, dass er sich seinen educated guess dann "im Gebet" selbst als Antwort Gottes gab.

jack-black antworten
Kappa
 Kappa
(@kappa)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 92

@jack-black Das Wort Vertrauen spielt ja mehr in den Bereich hinein, wo es um Personen geht.

 

Übrigens kommt da die Wissenschaft (übrigens beherrscht kaum ein Mensch alle Teilwissenschaften hat die Möglichkeit, sich selbst von allem ein eigenes Bild zu machen und zu verstehen) zu Ihrem Ende.

Für das Qualia Phänomen oder die "Möglichkeit des Erlebens" gibt es null wissenschaftlichen Beweis. Alles nur Subjektiv , streng genommen weist Du nicht einmal ob die eigene Frau existiert oder ob Sie nicht nur ausschließlich eine Art Maschine ist.

 

Da fängt dann wieder das Vertrauen an, das Sie doch real da ist in dem anderen Menschen.

 

Dieses Vertrauen kann man auch auf den Herrn bekommen und entwickeln, wenn wir ihm wirklich ernsthaft und demütig bitten und ihn offen suchen, kann ich mir schlecht vorstellen, daß er das ignoriert.

 

kappa antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 20187

@kappa 

Übrigens kommt da die Wissenschaft (übrigens beherrscht kaum ein Mensch alle Teilwissenschaften hat die Möglichkeit, sich selbst von allem ein eigenes Bild zu machen und zu verstehen) zu Ihrem Ende.

Es hilft schon, sich ein wenig mit wissenschaftlicher Methodik auseinanderzusetzen... und vor allem damit, wie gesichert Ergebnisse je nach Methodik sein können. Bei manchen Dingen haben wir handfeste Belege und klare Nachweise - andere Dinge sind nur Vermutungen.

 

Für das Qualia Phänomen oder die "Möglichkeit des Erlebens" gibt es null wissenschaftlichen Beweis. Alles nur Subjektiv , streng genommen weist Du nicht einmal ob die eigene Frau existiert oder ob Sie nicht nur ausschließlich eine Art Maschine ist.

Zumindest gibt es gute Gründe, auch bei anderen Menschen ein ähnliches inneres Erleben zu unterstellen.

Glaube hilft hier allerdings auch nicht weiter... auch gläubige Menschen können hier nur vermuten.

 

lucan-7 antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 20187

@hkmwk 

Der nannte einen Betrag - und Holmer zog einen Sanierungsplan über exakt diese Summe aus der Schublade. Er hatte ihn einen Tag vorher erstellen lassen, nachdem ihm Gott im Gebet diese Summe mitgeteilt hatte. - Nur Einbildung plus Zufall?

Ich hab die Summe, die Holmer nannte, als er das im Radiointerview erzählte, nicht mehr im Kopf, aber es war eine (niedrige) zweistellige (Millionen-)Zahl mit Nachkommastelle …

Wenn jemand gefragt wird, wieviel Geld für eine Sanierung zur Verfügung gestellt wird, dann ist es absolut unüblich irgendwelche Nachkommastellen zu nennen. Allein das lässt die Story wenig plausibel wirken.

Davon abgesehen ist das wieder so eine Geschichte, wo ich mich frage: Was soll das? Der biblische Gott offenbart sich heute, indem er einem Pfarrer eine bereits feststehende Summe für einen Sanierungsplan nennt? Hätte es irgendwas geändert, wenn der Pfarrer das nicht gewusst hätte und seinen Plan erst erstellt hätte, nachdem er die Summe genannt bekam?

Wo ist da der Zusammenhang zum biblischen Gott - abgesehen davon, dass der Pfarrer logischerweise an ihn glaubt?

 

lucan-7 antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 20187

@jack-black 

Wenn du so weitermachst werde ich mir demnächst jedesmal zwei Tage frei nehmen müssen, um Postings von dir noch beantworten zu können... 😀 

 

Wenn hier nun vom Verhältnis von Glauben zu Wissenschaft geredet wird, wäre es in meinen Augen sinnvoller, von wissenschaftlicher Methodik und - öhm... - der Methodik des Glaubens zu reden. Aber das klingt ja schon etwas seltsam: Methodik des Glaubens?

Nun, wie wir ja schon festgestellt haben, ist der religiöse Glaube im wesentlichen ein Autoritätsglaube, in diesem Fall wären die entscheidenden Autoritäten die Verfasser der Bibel, neben anderen. Es wird sich darauf verlassen, dass deren Äußerungen tatsächlich eine Offenbarung Gottes darstellen. Dem wird die wissenschaftliche Methodik nicht vorangestellt (Es wird also nicht die Frage gestellt, ob das überhaupt eine plausible Annahme ist), sondern untergeordnet (Es werden Argumente gesucht, weshalb es plausibel sein könnte und deshalb auch als gegeben angenommen werden kann).

 

Über das also, was nicht Gegenstand der Wissenschaften ist, kann praktisch nichts gewußt werden. Ergo ist die Denkfigur der einander nicht überlappenden Zuständigkeitsbereiche auf ironische Weise zutreffend: es überlappen sich der Bereich, über den etwas gewußt werden kann und der Bereich, über den nichts gewußt werden kann, unmöglich. Denn sie schließen einander aus. Sprachlich ergibt diese Denkfigur denn auch im Deutschen weniger Sinn, im Englischen (non overlapping magisteria) schon eher.

Diese Denkfigur wurde allerdings sozusagen in apologetischer Ansicht konstruiert, um religiöse Aussagen der Begründungs-Pflicht zu entziehen.

Eben das ist das Bedenkliche am religiösen Glauben. Es wird zwar gerne betont, dass es eben "Glaube" ist - es wird aber so behandelt, als sei es "Wissen", für dass es auch hinreichende Argumente gibt. Die in erster Linie aber darin bestehen, dass sich gläubige Menschen gegenseitig die Richtigkeit ihres Glaubens versichern - siehe Autoritätsargument...

 

lucan-7 antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 3149

@lucan-7 Wenn du so weitermachst werde ich mir demnächst jedesmal zwei Tage frei nehmen müssen, um Postings von dir noch beantworten zu können...

Ach, mach es wie ich und formuliere einfach schlampig, das spart Zeit. Wie schlampig ich formuliere, fällt mir häufig erst auf, wenn Du oder andere Zitate von mir bringen. Hier z.B.:

Diese Denkfigur wurde allerdings sozusagen in apologetischer Ansicht konstruiert

sozusagen? <- Bloßes rhetorisches Füllmaterial.

Ansicht? -> müsste "Absicht" heißen.

Oder hier:

 

Sprachlich ergibt diese Denkfigur denn auch im Deutschen weniger Sinn, im Englischen (non overlapping magisteria) schon eher.

Diese Denkfigur? Die müsste ja doch wohl erstmal in ihrer deutschen Form genannt werden:

Das Konzept der einander nicht widersprechenden (sondern vielmehr ergänzenden) Wissensbereiche. (Vor dem Hintergrund dessen, dass die Theologie hierzulande mitsamt theologischen Fakultäten an den Universitäten eben unter den Geisteswissenschaften firmiert.)

Also: Denk- und Formulierungsstandards senken, dann kommste schon hinterher! 😀

 

jack-black antworten
Wutzky
 Wutzky
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Beiträge : 36

@jack-black 

Veröffentlicht von: @jack-black

Das nennt man dann Methodik: es werden standardisiert bestimmte Kriterien angelegt und wenn schon das erste, basalste Kriterium nicht erfüllt wird vom Glaubenssatz, braucht man sich nicht weiter bemühen und andere Kriterien anzulegen. Wenn beispielsweise ein Glaubenssatz in sich widersprüchlich ist, kann er sofort als unwahr (beziehungsweise unsinnig) beiseite getan werden: es lohnt sich der Aufwand nicht, ihn weiter zu untersuchen. Wenn der Glaubenssatz schon Gewußtem logisch widerspricht, kann er ebenfalls in die Tonne gekloppt werden, es sei denn, er erklärt einen Sachverhalt, für den es bisher noch keine Erklärung gab.

Ist die Methodik wirklich nur logisch? Was ist mit so widersprüchlichen Ideen, wie der, dass Licht gleichermaßen aus Teilchen und Wellen besteht? Hätte man Relativitätstheorie oder Quantenphysik nicht sofort verwerfen müssen, statt sie weiter zu erforschen, nur weil sie den Erkenntnissen der klassischen Physik widersprechen? Müsste die Physik nicht eigentlich ganz hinschmeißen, weil diese beiden sie heute tragenden Säulen sich gegenseitig wiedersprechen, und sich die Weltformel, die beides harmonisiert, einfach nicht finden lässt?

Wenn ich etwas Neues erfahre, das nicht in mein bisheriges Bild von der Welt passt, dann geht nicht gleich die Tonne auf, sondern ich sehe darin erst mal eine Chance, dazuzulernen. Schließlich ist die Welt größer als mein Verstand. Aus These und Antithese könnte eine Synthese zu ganz neuen Einsichten oder sogar einem Paradigmenwechsel führen.

Die Bibel fordert auf: "Prüft alles, und das Gute behaltet." So eine Prüfung kann langwierig sein. Wenn sie (noch) nicht möglich oder das Ergebnis unklar ist, dann kommt es in die "Wiedervorlage". Und da liegt es manchmal ziemlich lange und erzeugt innere Spannungen, die man aushalten muss. Umgekehrt weitet Geprüftes und für gut Befundenes den Blick und hilft, entspannter mit den am kontroversesten diskutierten Themen unserer Zeit umzugehen.

Veröffentlicht von: @jack-black

Der Glaubenssatz "Gott erschuf die Welt in sieben Tagen.", dessen Rechtfertigung (So steht es geschrieben!) von exakt derselben Qualität (also invalide) ist, ist aber nicht wahr insofern, als er logisch anderem empirisch gesicherten Wissen widerspricht. Sollte er wahr sein, wäre praktisch alles Wissen, das wir über empirisch untersuchbare Gegenstände haben, über den Haufen geworfen. Der empirische Beleg ist aber sozusagen die härteste Währung, in welcher wissenschaftlich gezahlt werden kann

Zustimmung zum letzten Satz, denn die Empirie ist die einzige Möglichkeit, auch den Glauben zu validieren. Nur ist leider das, was in den ersten sieben Tagen oder Jahrmillionen passiert ist, eben gerade nicht empirisch untersuchbar. Da bleibt uns nur, das eine oder das andere zu glauben.

Veröffentlicht von: @jack-black

Über das also, was nicht Gegenstand der Wissenschaften ist, kann praktisch nichts gewußt werden. Ergo ist die Denkfigur der einander nicht überlappenden Zuständigkeitsbereiche auf ironische Weise zutreffend: es überlappen sich der Bereich, über den etwas gewußt werden kann und der Bereich, über den nichts gewußt werden kann, unmöglich.

Es kann erfahren werden. Es ist Empirie, Erfahrungswissen. Und genau mit dem Konzept der beiden einander überlappenden Bereiche (jetzt weiß ich, dass es sogar einen Namen hat) kann ich so manche "unverständliche", sich dem Verstehen entziehende Erfahrung gut in mein inneres Bild von der Welt einordnen. Der vielzitierte "Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft", der also unser Verstehen übersteigt, war für mich früheren Atheisten das Frappierendste und Überzeugendste dafür, dass an der Sache mit dem Glauben etwas dran ist. Und er trägt mich bis heute.

Im weiteren Verlauf schreibst Du von einer Begründungspflicht. Doch Erfahrungen müssen nicht begründet werden. Sie können nur bezeugt werden. Deshalb sagt Jesus nicht, wir sollen seine Apologeten sein. Sondern wir sollen seine Zeugen sein.

Veröffentlicht von: @jack-black

**Wer sagt: "Ich weiß X, glaube es aber nicht!", redet Unsinn, auch wenn es rhetorischen Sinn ergeben mag nach dem Schema: "Es ist so krass, dass sich gefühlsmäßig alles in mir dagegen strebt, X zu akzeptieren."

Gefühlsmäßiges muss nicht Unsinn sein. Es ist Erfahrung. Es ist menschlich. Und es nimmt zu: Als damals über Nacht die Mauer fiel, die doch noch 100 Jahre stehen sollte, passte für das Unfassbare, das wir damals erlebten und fühlten, nur ein Wort: "Wahnsinn!" Ab da wurde die Welt VUCA. Jetzt wird sie auch noch BANI.

Die Widersprüchlichkeiten, Vieldeutigkeiten und Unverständlichkeiten dieser Welt emotional zu ertragen und produktiv damit umzugehen ("Ambiguitätstoleranz"), könnte bald eine sehr gefragte Schlüsselkompetenz sein. Wie sehr uns diese Fähigkeit bisher noch fehlt, sehen wir daran, dass sich die großen Diskussionen unserer Zeit immer extremer und unversöhnlicher polarisieren und sich am Ende in Ad-hominems und Zerstrittenheit verlieren.

 

Eines noch: Dein Text ist lang, aber genussvoll zu lesen. Mir scheint, Du liebst Sprache und Ausdruck ebenso wie ich.

Leider macht es mir die etwas spröde Forumssoftware schwer, ebenso genussvoll zu antworten. Ich werde es künftig wohl lieber bei kürzeren Beiträgen belassen.

wutzky antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 3149

@wutzky Ist die Methodik wirklich nur logisch?

Nö, nicht "nur". Sie ist logisch aufgebaut, ja. Und sie ist darüber hinaus auch noch - in Relation zu allen anderen Methoden, Wissen zu schaffen (d.h. zu entscheiden, ob ein Glaubenssatz wahr sei) - effizient.

Was ist mit so widersprüchlichen Ideen, wie der, dass Licht gleichermaßen aus Teilchen und Wellen besteht? Wer behauptet denn sowas? Es gibt unterschiedliche Modelle, anhand denen man sich unterschiedliche Daten erklären kann. Licht besteht nicht aus Wellen, sondern hat eine Wellenfunktion <-- ein Modell, mit dem sich bestimmte experimentelle Ergebnisse am besten verstehen lassen.

Und mit dem Teilchenmodell (dass Licht aus Photonen bestehe) lassen sich wiederum andere experimentelle Ergebnisse am besten verstehen. Da besteht kein logischer Widerspruch, insbesondere nicht hinsichtlich der empirischen Befunde.

Hätte man Relativitätstheorie oder Quantenphysik nicht sofort verwerfen müssen, statt sie weiter zu erforschen, nur weil sie den Erkenntnissen der klassischen Physik widersprechen?

Wenn man entsprechend der "Glaubensmethodik" verfahren hätte: ja, dann hätten sie verworfen werden müssen, wie seitens der Kirchen ja so einige naturwissenschaftliche Theorien verworfen wurden, weil sie im Widerspruch zu Autoritäten standen. Aber darin besteht ja gerade der Vorzug der wissenschaftlichen Methode: sie hat die Erkenntnis, dass Wissen nie vollständig sein kann, schon mit "eingepreist". Weswegen ja z.B. jede Theorie, die etwas auf sich hält, falsifizierbar sein muss, d.h. ihre Vertreter die Bedinungen, unter welchen sie als falsch verworfen werden müsste, immer schon mit benennen können sollten.

Dass die wissenschaftliche Methodik auf diese Weise "ehrlich" ist, hat ja überhaupt erst einen Haufen von religiösen Apologeten auf den den ID-Trichter gebracht: ständig sind Argumente, die vorgebracht werden gegen die Evolutionstheorie von der Art, dass bestimmte Aussagen der ET durch einen konkreten Fund, eine konkrete Messung falsifiziert seieb: Bäume, die durch mehrere Gesteinsschichten hindurchgewachsen seien, Fußabdrücke von Menschen neben Dinosaurierfußabdrücken, die nahe legen, sie seien zeitgleich entstanden, die Dicke der Mondstaubschicht, die auf ein um Hunderterpotenzen geringeres Mondalter schließen lasse und so weiter und so fort.

Wäre der Widerspruch eines Satzes zu anderen etablierten Sätzen der wissenschaftlichen Methode gemäß ein Ausschlußkriterium dafür, dass er wahr sei - es gäbe überhaupt keinen wissenschaftlichen Fortschritt und die wissenschaftliche Methode wäre so dysfunktional hinsichtlich des Wissen-Schaffens wie die religiöse Glaubens-Methode.

Freilich gibt es so etwas wie "etabliertes Wissen", oder, um eine andere Formulierung zu verwenden: "den derzeitigen Stand des Wissens". Darin ist schon die Möglichkeit enthalten, dass sich dieser Stand mit der Zeit verändert, bzw. das einstmals etablierte Wissen verworfen und durch neues Wissen ersetzt wird. Gleichzeitig aber müssen eben dafür, dass etabliertes Wissen als Irrtum verworfen wird, besonders Bedingungen erfüllt werden, auch das gehört zur wissenschaftlichen Methodik: "Extraordinary claims need extraordinary evidence." Deutsch: ausserordentliche Behauptungen (und Behauptungen, die dem etablierten wissenschaftlichen Konsens widersprechen, sind nun mal ausserordentlich) brauchen ausserordentliche (also besonders gute, deutliche, und, seien wir ehrlich: empirisch sichere, also nachprüfbare)  Belege.

Meiner Übersicht nach werden in den Naturwissenschaften denn auch meist dort ältere Vorstellungen als irrig revidiert, wo neue Messungen sich nicht mehr mit ihnen in logischen Übereinstimmung bringen lassen. Manchmal treten noch nicht einmal neue, als Wissen gehandelte Modellvorstellungen an ihre Stelle, sondern man beläßt es bis auf's Weitere bei der Feststellung, dass die alten Vorstellungen falsch, bzw. unvollständig waren und einem noch kein stimmigeres, vollständigeres Modell eingefallen ist, das sie ersetzen könnte (z.B. eine theory of everything). Oder aber man "erweitert" jene Vorstellungen insofern als man sagt: ja, sie stimmten, aber nur in diesem und jenem Gültigkeitsbereich. (Die Relativitätstheorie hat ja z.B. auch nicht dazu geführt, dass man die gesamte Newton'sche Physik in die Tonne kloppte...).

Denn die wissenschaftliche Methodik taugt ja nicht allein dazu, Glaubenssätze als wahr und gerechtfertigt zu erkennen. Sie taugt ebenso und sogar noch besser dazu, falsche Glaubenssätze zu erkennen (denn viele Aussagen können leicht empirisch falsifiziert werden, während ihre Verifikation schwierig oder womöglich sogar prinzipiell unmöglich ist). In diesem Sinne ist sie häufig frustrierend für Leute, die daran gewöhnt sind, dass jemand, der eine Behauptung über XYZ als falsch bezeichnet, schon in der Pflicht steht, eine entsprechend wahre Behauptung über XYZ zu machen. Beispiel: Jemand sagt, die Behauptung, Gott habe alle Tierarten vor ungefähr 7000 (oder 9000 oder von mir aus auch 25000 ) Jahren erschaffen, sei falsch, denn alle empirischen Befunde wiesen darauf hin, dass sich die Tierarten in mehreren hundert Millionen Jahren entwickelt hätten, braucht deswegen keine Antwort darauf liefern, wie denn bitteschön überhaupt das Leben entstanden sei. Selbiges gilt auch z.B. hinsichtlich der Entstehung der Erde oder unseres Sonnensystems. Dass die nicht so enstanden, wie es in der Bibel erzählt wird, darf behauptet werden, ohne dass man deswegen eine Erklärung parat haben müsste, wie überhaupt die Welt entstand.

Gefühlsmäßiges muss nicht Unsinn sein.

Hä? Ich hab genau geschrieben, was Unsinn ist: zu behaupten, das, was man wisse, glaube man nicht. Insofern weiß ich nicht, worauf Dein Einwand überhaupt zielen könnte und muss also vermuten, dass Du das, was ich schrieb, entweder nicht genau genug gelesen oder aber nicht verstanden hast.

Ab da:

Als damals über Nacht die Mauer fiel, (...)

kann ich keinen Zusammenhang mehr mit dem, was ich schrieb, und dem, was hier Threadthema ist, erkennen und klinke mich daher aus.

 

jack-black antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

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@jack-black 

Was ist mit so widersprüchlichen Ideen, wie der, dass Licht gleichermaßen aus Teilchen und Wellen besteht?

Da besteht kein logischer Widerspruch

Nur hat die Lösung etwas vom Flair der Trinitätslehre, die auch erklärt, dass es kein Widerspruch ist, dass Jesus und Sein Vater beide JHWH sind, Jesus nicht der Vater, und JHWH eins.

Im 17. und 18. Jh. hat man sich noch drum gestritten, ob das Licht Welle oder Teilchen wär. Erst hat Newton sich mit besseren Argumenten durchgesetzt, also dass es Korpuskeln sind, dann brachte weiterer Erkenntnisgewinn den Wissensstand, dass es doch Wellen sind. Erst mit der Quantentheorie gilt beides …

Wenn man entsprechend der "Glaubensmethodik" verfahren hätte

Wie ich schon Lucan gegenüber sagte: Beim Glauben geht es nicht um Glauben oder Wissen über etwas, sondern um eine Beziehung mit jemanden. Du wirst in persönlichen Beziehungen auch keine wissenschaftlichen Experimente anstellen, sondern eine andere »Methodik« benutzen.

Bäume, die durch mehrere Gesteinsschichten hindurchgewachsen seien

Die gibts, davon gibts Fotos. Wobei natürlich nicht die Bäume durch Gestein gewachsen sind, sondern sich die Gesteinsschichten um die senkrecht stehenden Farnbäume gebildet haben. An die Dinospuren kann ich mich auch erinnern, insbesondere an die Meldung in dem kreationistischen Journal, das ich damals bezog, dass es sich um Irrtümer bis Fälschungen handelt.

hkmwk antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

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@hkmwk 

Die gibts, davon gibts Fotos. Wobei natürlich nicht die Bäume durch Gestein gewachsen sind, sondern sich die Gesteinsschichten um die senkrecht stehenden Farnbäume gebildet haben.

Entweder das... oder die versteinerten Bäume wurden nachträglich in vorhandene Spalten von Gesteinsschichten geschoben. So etwas habe ich selbst einmal dokumentiert... keine Bäume, sondern Teile einer Gesteinsschicht, die in eine andere Gesteinsschicht geschoben wurde.

Nur hat die Lösung etwas vom Flair der Trinitätslehre, die auch erklärt, dass es kein Widerspruch ist, dass Jesus und Sein Vater beide JHWH sind, Jesus nicht der Vater, und JHWH eins.

Nein. Es bedeutet lediglich, dass unsere simplen Vorstellungen von "Materie" nicht ausreichen, die Realität zu beschreiben. Weil sich Teilchen in der Realität anders verhalten, als wir es aus unserem alltäglichen Leben gewohnt sind.

Ein Widerspruch zur wissenschaftlichen Methodik ergibt sich hier nicht.

lucan-7 antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

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@lucan-7 

Entweder das... oder die versteinerten Bäume wurden nachträglich in vorhandene Spalten von Gesteinsschichten geschoben

Und dabei wurden die Bäume nicht verformt? Das Gestein hatte genau die richtigen »Löcher« dafür?

keine Bäume, sondern Teile einer Gesteinsschicht, die in eine andere Gesteinsschicht geschoben wurde.

Das ist was Anderes.

Es bedeutet lediglich, dass unsere simplen Vorstellungen von "Materie" nicht ausreichen, die Realität zu beschreiben.

Klar doch. Wenn etwas nicht der Alltagsrealität entspricht, wirds kompliziert. Ob bei Quanten oder bei Gott.

Ein Widerspruch zur wissenschaftlichen Methodik ergibt sich hier nicht.

Den hab ich auch nicht behauptet.

Es geht darum, wie man mit widersprüchlichen Daten umgeht. bei der Quantentheorie ist die Lösung des Dualismus ja auch erst nach einigem Nachdenken gekommen, und wie der zu »interpretieren« sei, darüber gabs auch heftige Diskussionen. Ich hab als Teenager »Knaurs Buch der modernen Physik« gelesen, der Autor (Bohm) hat da seine Interpretation benutzt, ohne explizit zu sagen dass er nicht die Kopenhagener Deutung vertritt. Hat nicht gerade zur Klärung der Frage beigetragen, was denn »die Quantentheorie sagt«. 😉

hkmwk antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

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@hkmwk 

Und dabei wurden die Bäume nicht verformt? Das Gestein hatte genau die richtigen »Löcher« dafür?

Es ist nur eine Möglichkeit, ich weiß nicht, was genau hier zutrifft. Was ich selbst beobachtet habe, ist dass ein "Keil" einer Gesteinsschicht, in diesem Fall die Füllung einer Rinne, in einen Spalt einer darüber liegenden Schicht geschoben wurde.

Ein versteinerter Baum stellt ebenfalls einen solchen "Keil" dar, der bei entsprechender Bewegung der Schichten in einen Spalt geschoben werden kann.

Ob das beim entsprechenden Beispiel der Fall ist kann ich nicht beurteilen. Es ist auch möglich, dass hier einfach ein Baum in einem Überschwemmungsgebiet langsam zugeschüttet wurde. Die Fotos, die ich von dem entsprechenden Beispiel habe, reichen da leider nicht aus.

In keinem Fall widersprechen sie aber einer alten Erde... es gibt Beispiele von Schichten, die innerhalb weniger Stunden mehrere hundert Meter erreichen.

Das ist was Anderes.

Nö. Geologisch gesehen ist das vergleichbar.

 

Klar doch. Wenn etwas nicht der Alltagsrealität entspricht, wirds kompliziert. Ob bei Quanten oder bei Gott.

Inwiefern sollten Atome der "Alltagsrealität" entsprechen? Oder Quanten?

Das sind weder Kugeln noch Bauklötze...

Es geht darum, wie man mit widersprüchlichen Daten umgeht. bei der Quantentheorie ist die Lösung des Dualismus ja auch erst nach einigem Nachdenken gekommen, und wie der zu »interpretieren« sei, darüber gabs auch heftige Diskussionen. Ich hab als Teenager »Knaurs Buch der modernen Physik« gelesen, der Autor (Bohm) hat da seine Interpretation benutzt, ohne explizit zu sagen dass er nicht die Kopenhagener Deutung vertritt. Hat nicht gerade zur Klärung der Frage beigetragen, was denn »die Quantentheorie sagt«.

"Widersprüchliche Daten" auf welcher Grundlage?

Dass da manches bisherigen Annahmen der Physik widerspricht ist ja unbestritten... deshalb muss die Physik ja auch entsprechend erweitert werden. Manches passt da halt nicht mehr.

Inwiefern soll das jetzt religiösen Vorstellungen helfen...? Auch Quantenphysik muss begründet werden und ist keineswegs beliebig...

 

lucan-7 antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

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@lucan-7 

Ein versteinerter Baum stellt ebenfalls einen solchen "Keil" dar

Nö. Ein Kein hat ein Dickes und ein  dünnes Ende, die entsprechenden »Baumstämme« der karbonischen Baumfarne sind oben und unten ziemlich genau gleich dick.

Und wie gesagt: Ich glaube nicht, dass dein Keil unverformt blieb, als der da hineingepresst wurde, anders als die Stämme der Baumfarne.

es gibt Beispiele von Schichten, die innerhalb weniger Stunden mehrere hundert Meter erreichen.

Der Aufsatz, in dem die Fotos drin standen hat genau das argumentiert: Dass die entsprechenden Kohleflöze ungefähr gleich alt sein müssen, weil die Schüttung so schnell stattfand. Zusammen mit weiteren Indizien kam er so darauf, dass das gesamte Karbon ca. 0 Millionen Jahre gedauert hat … das müssen wir nicht diskutieren, mir kams darauf an, dass diese Baumstämme existieren.

"Widersprüchliche Daten" auf welcher Grundlage?

Es ging doch um den Widerspruch, den Wutzky nannte: Eine Welle ist kein Teilchen.

Es war ja nicht so, dass die Physiker sofort das gesagt haben, was Jack-Black zur Erklärung sagt. Um da keinen Widerspruch zu sehen, braucht man u.a. die heisenbergsche Unschäreferelation, die stand nicht von Anfang an zur Verfügung.

hkmwk antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

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@hkmwk 

Nö. Ein Kein hat ein Dickes und ein dünnes Ende, die entsprechenden »Baumstämme« der karbonischen Baumfarne sind oben und unten ziemlich genau gleich dick.

Wie gesagt, es ist möglich. Wenn der Stamm flach in einer Schicht lag, dann kann diese Schicht einen entsprechenden Keil bilden, so dass der Stamm dann entsprechend verschoben wird.

Dass das hier passiert ist habe ich nicht geschrieben. Aber genau das macht das wissenschaftliche Arbeiten aus: Dass Möglichkeiten abgewogen werden. Es wäre unseriös von mir, anhand eines unscharfen Fotos zu behaupten, ich wüsste genau, wie das entstanden ist.

 

Leider wird der Wissenschaft genau dieser Anspruch immer wieder unterstellt... das schimmert ja auch in deinem Beispiel durch:

Es ging doch um den Widerspruch, den Wutzky nannte: Eine Welle ist kein Teilchen.

Es war ja nicht so, dass die Physiker sofort das gesagt haben, was Jack-Black zur Erklärung sagt. Um da keinen Widerspruch zu sehen, braucht man u.a. die heisenbergsche Unschäreferelation, die stand nicht von Anfang an zur Verfügung.

Ja, man stelle sich vor... da haben die Leute doch einfach weiter geforscht und sind dann zu neuen Schlussfolgerungen gekommen!

Licht kümmert sich nicht darum, was wir uns vorstellen, es IST einfach. Und wir versuchen, Modelle zu entwickeln, mit denen wir uns dessen Eigenschaften erklären können. Nur um dann womöglich festzustellen, dass diese Modelle gar nicht ausreichend sind.

"Welle" und "Teilchen" sind lediglich unsere Vorstellungen, nicht das reale Licht.

 

Der Aufsatz, in dem die Fotos drin standen hat genau das argumentiert: Dass die entsprechenden Kohleflöze ungefähr gleich alt sein müssen, weil die Schüttung so schnell stattfand. Zusammen mit weiteren Indizien kam er so darauf, dass das gesamte Karbon ca. 0 Millionen Jahre gedauert hat … das müssen wir nicht diskutieren, mir kams darauf an, dass diese Baumstämme existieren.

Nur zur Ergänzung: Allein aus der Dicke einer Schicht lässt sich keine Zeitdauer berechnen, jedenfalls nicht ohne weitere Hinweise. Manche millimeterdünne Schichten wurden über viele Jahre oder gar Jahrtausende abgelagert, andere hundert Meter mächtige Schichten können in wenigen Minuten entstanden sein.

Und diese Schichten können auch direkt übereinander vorkommen... so einfach lassen sich keine Rückschlüsse über lange Zeiträume ziehen.

lucan-7 antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

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@lucan-7 

Ja, man stelle sich vor... da haben die Leute doch einfach weiter geforscht und sind dann zu neuen Schlussfolgerungen gekommen!

In diesem Fall war der entscheidende Fortschritt in der Forschung aber kein neues Experiment, sondern ein Nachdenken darüber, was eigentlich gemessen wird. Keine neuen Daten, sondern Gehirnschmalz (oder meinetwegen auch: Geistesblitz des Genies Heisenberg).

Und man stelle sich vor: Als anhand verschiedener Bibelstellen es gegensätzliche Auffassungen über Gott Vater und Sohn gab, haben die Leute weiter nachgedacht und diskutiert, bis sie eine Lösung namens Trinitätslehre fanden, die sich durchgesetzt hat.

Das war die Parallele, und nicht mehr - die Unterschiede kenne ich auch. Ich hatte ja bewusst sehr allgemein »etwas vom Flair der Trinitätslehre« gesagt.

hkmwk antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 20187

@hkmwk 

Und man stelle sich vor: Als anhand verschiedener Bibelstellen es gegensätzliche Auffassungen über Gott Vater und Sohn gab, haben die Leute weiter nachgedacht und diskutiert, bis sie eine Lösung namens Trinitätslehre fanden, die sich durchgesetzt hat.

Sie setzte sich aber nicht deshalb durch, weil sie nachweisbar wahr ist, sondern weil sie einfach die mächtigeren Fürsprecher hatte.

Mal wieder die Autorität...

 

In diesem Fall war der entscheidende Fortschritt in der Forschung aber kein neues Experiment, sondern ein Nachdenken darüber, was eigentlich gemessen wird. Keine neuen Daten, sondern Gehirnschmalz (oder meinetwegen auch: Geistesblitz des Genies Heisenberg).

So wie Einsteins Theorie ja auch erst viel später experimentell überprüft werden konnte... und das letzte Wort ist da vermutlich auch noch nicht gesprochen.

 

lucan-7 antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 6501

@lucan-7

Sie setzte sich aber nicht deshalb durch, weil sie nachweisbar wahr ist, sondern weil sie einfach die mächtigeren Fürsprecher hatte.

Mächtiger als die Dynastie von Konstantin dem Großen, der anscheinend eher mit den Arianern sympathisierte? Wer sollte das sein?

So wie Einsteins Theorie ja auch erst viel später experimentell überprüft werden konnte...

Du wechselst das Thema. Ich hatte eine Parallele angedeutet, und da geht es beide Male darum, dass mit Nachdenken und Diskussion (hast du mal »Der Teil und das Ganze« von Heisenberg gelesen?) ein Widerspruch aufgelöst wurde.

Einsteins Theorie (ich nehme an, du meinst die Relativitätstheorie) stand in »Widerspruch« zur klassischen Physik, löste aber Probleme, wie sie z.B. das Michelson-Morley-Experiment aufwarf. Und war vor allem in sich widerspruchsfrei. Bei der Quantentheorie sah das anders aus, und die Lösung (jedenfalls die, die Heisenberg in einem etwas populärwissenschaftlichen Aufsatz beschrieb, der als Text in einem meiner Schulbücher stand, weiß nicht mehr ob Deutsch oder Philosophie) des Widerspruchs von »ein Quant ist mal Welle mal Teilchen« umfasste mehr als die Neufassung einiger Begriffe, sondern ging bis in die Logik hinein.

Gut, Quantenlogik ist ein wenig aus der Mode gekommen, aber die Frage nach der Interpretation der Quantenmechanik ist bis heute nicht abschließend geklärt. Doch wann was experimentell bestätigt wurde, ist ein völlig anderes Thema.

Aber wenn wir hier schon in Details gehen, noch eins, dass ein wenig mit dem Thema zu tun hat: Einstein lehnte die Quantentheorie ab (also das, was sich ab den 20-er Jahren daraus entwickelte), gerade weil er in seinem pantheistischen (?) Weltbild sich nicht vorstellen konnte, dass »der da oben würfelt«. Sein Glaube war also mit der Quantenmechanik nicht vereinbar. Aber alle Versuche von ihm, die (insbesondere Heisenbergs Unschärferelation) zu widerlegen scheiterten …

hkmwk antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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@hkmwk 

Mächtiger als die Dynastie von Konstantin dem Großen, der anscheinend eher mit den Arianern sympathisierte? Wer sollte das sein?

Leute, die entscheiden können, was die Gläubigen glauben. Wenn das keine Macht ist, dann weiß ich auch nicht...

 

Ich hatte eine Parallele angedeutet, und da geht es beide Male darum, dass mit Nachdenken und Diskussion (hast du mal »Der Teil und das Ganze« von Heisenberg gelesen?) ein Widerspruch aufgelöst wurde.

Mit der Trinität wurde kein Widerspruch aufgelöst - die christliche Lehre wurde lediglich weitgehend auf einen Widerspruch reduziert.

Zudem hätte Jesus an Autorität verloren, wäre er lediglich ein von Gott inspirierter, aber gewöhnlicher Mensch gewesen. In dem Fall hätte das Christentum auch kaum ein Alleinstellungsmerkmal gehabt, denn dergleichen gibt es in vielen Religionen. Jesus als Prophet wäre nur einer unter vielen gewesen - ein Gott, der sich für Menschen opfert, war aber neu.

Ich unterstelle jetzt nicht, dass hier allein machttaktische Gründe ausschlaggebend waren... aber letztlich waren jene Kirchenleute am mächtigsten, die möglichst viele Anhänger hatten - und möglichst viele Anhänger gewinnt man durch eine Geschichte, die Anklang findet.

Wenn du so willst, gab es hier eine Art Evolution der Lehren... und am Ende setzte sich jene durch, mit der sich die meisten Leute überzeugen ließen.

Und diese überzeugten Leute waren dann das Machtfundament, auf das die Leute bei ihrer Entscheidung bauen konnten... denn ab einem bestimmten Punkt wird Religion zum Selbstläufer.

lucan-7 antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 6501

@lucan-7 

Mit der Trinität wurde kein Widerspruch aufgelöst

Die Trinität ist der Widerspruch, der in der Trinitätslehre über die Hypostasen aufgelöst wurde.

Und wer das Christentum auf die Trinitätslehre reduziert, der hat ja den Kern (Erlösung durch Jesu Tod und Auferstehung) aus dem Blick verloren.

Wenn du so willst, gab es hier eine Art Evolution der Lehren...

Ach so meinst du das. Ich bin mir nur nicht sicher, ob das mit dem »Machtfaktor« so historisch stimmt. Allerdings stimmt schon, dass es bei der Frage, wie sich Leute entscheiden, auch menschelt. Warum wurden die meisten Germanen Arianer, und warum die Franken katholisch?

Andererseits: Jede Alternative zur Trinitätslehre, die ich kenne, widerspricht irgendwo einer biblischen Aussage, man könnte sie als Teilmenge der Trinitätslehre bezeichnen (wenn man die Polemik gegen die biblischen Aussagen der Trinitätslehre, die von dieser Alternative abgelehnt wird, mal absieht). Dass sich die Trinitätslehre durchsetzte hat eben damit zu tun, dass sie alle biblischen Argumente, die auf den Tisch gebracht wurden, in sich integriert hat.

hkmwk antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 20187

@hkmwk 

Andererseits: Jede Alternative zur Trinitätslehre, die ich kenne, widerspricht irgendwo einer biblischen Aussage, man könnte sie als Teilmenge der Trinitätslehre bezeichnen

Wenn Jesus sagt, dass er nicht seine eigene Ehre sucht, sondern die Ehre Gottes, widerspricht er damit nicht auch der Trinität?

Wenn er antwortet: "Wurde euch nicht auch gesagt: Ihr seid Götter!", ist das nicht ein Hinweis darauf, dass etwas ganz anderes gemeint ist?

Wenn gesagt wird, dass nicht Jesu Wille, sondern der des Vaters geschehen soll und der Vater ihn sogar verlässt... was hat das für Auswirkungen auf die Trinitätslehre?

Gab es während der Kreuzigung und danach keine Trinität, weil alles getrennt war?

Dass sich die Trinitätslehre durchsetzte hat eben damit zu tun, dass sie alle biblischen Argumente, die auf den Tisch gebracht wurden, in sich integriert hat.

Wenn, dann nur bestimmte Auslegungen davon...

 

 

lucan-7 antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 6501

@lucan-7 

Wenn Jesus sagt, dass er nicht seine eigene Ehre sucht, sondern die Ehre Gottes

Wo sagt Er das?

Wenn gesagt wird, dass nicht Jesu Wille, sondern der des Vaters geschehen soll und der Vater ihn sogar verlässt...

Jesus und der Vater sind zwei verschiedene Hypostasen. Kein Problem für die Trinitätslehre.

Wenn, dann nur bestimmte Auslegungen davon...

Na ja, wenn Joel 3,5 zitiert wird «Wer den Namen des Herrn (im AT: JHWH) anruft, wird gerettet«, und der Zusammenhang zeigt, dass der Herr Jesus gemeint ist, dann sind die besonderen Auslegungskünste in den Auslegungen zu sehen, die bestreiten, dass Jesus JHWH ist. Dass Jesus Gott ist kommt direkt und indirekt so oft in der Bibel vor, dass man schon ne »Brille« braucht, um das nicht zu bemerken.

hkmwk antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 3149

@hkmwk Nur hat die Lösung etwas vom Flair der Trinitätslehre, die auch erklärt, dass es kein Widerspruch ist, dass Jesus und Sein Vater beide JHWH sind, Jesus nicht der Vater, und JHWH eins.

Nein. Die "Lösung" des angeblichen Widerspruchs besagt nämlich nicht, dass das Licht identisch mit seiner Wellenfunktion und/oder identisch mit seinen Teilcheneigenschaften ist. Sondern sie besagt, dass zum Verständnis dessen, was wir als Licht bezeichnen, beide Modelle gebraucht werden, um sämtliche per Wiederholung nachprüfbaren Daten über Lichtphänomene einordnen zu können.

Im Unterschied dazu wird mit der Trinitätslehre, wie Du sie hier zeichnest, den basalsten logischen Prinzipien widersprochen.

 

Probe:

Jesus = A

Sein Vater = B

JHWH = C

 

 

Wenn nun gilt:

Jesus (ist) nicht der Vater,

--> A ungleich B

Wenn gilt: Jesus ist JHWH,

--> A = C

Wenn gilt: Sein Vater ist JHWH

--> B = C

Wenn A ungleich B und A = C

--> kann B nicht = C sein.

Ebenso kann umgekehrt, falls A ungleich B und B=C

A nicht =C sein.

 

Weder das Welle- noch das Teilchenmodell erklären uns, was das Licht ist. Sie veranschaulichen beide lediglich bestimmte empirisch untersuchbare Lichteigenschaften.

Selbst wenn wir mal annehmen wollten, Vater und Sohn seien keine Entitäten, sondern nur Modelle für Eigenschaften von JHWH: welche empirisch untersuchbaren Eigenschaften JHWHs veranschaulichten sie denn dann? Eine entsprechende Versuchsanordnung würde mich mal interessieren...

jack-black antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 6501

@jack-black 

Im Unterschied dazu wird mit der Trinitätslehre, wie Du sie hier zeichnest, den basalsten logischen Prinzipien widersprochen.

Was ich dargestellt habe, entspricht den empirischen befunden, dass Licht mal Welle, mal Teilchen ist. Die Präzision, die diesen Widerspruch auflöst (so wie die, die du angeführt hast, findest du in den trinitarischen Bekenntnissen, für die viel Diskussion (mit entsprechendem Gehirnschmalz) eingesetzt wurde, also in der Lehre von den göttlichen Hypostasen.

welche empirisch untersuchbaren Eigenschaften

Ich habe nicht gesagt, dass die Trinitätslehre eine empirisch begründete Theorie ist, sondern die Parallele war, wie der Widerspruch (in den empirischen Daten oder in den Bibelversen) als scheinbar aufgelöst wird.

hkmwk antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 20187

@hkmwk 

Was ich dargestellt habe, entspricht den empirischen befunden, dass Licht mal Welle, mal Teilchen ist.

Wie Jack schon schrieb: Licht ist weder "Welle" noch "Teilchen". In beiden Fällen handelt es sich um Modelle, die beobachtete Phänomene veranschaulichen sollen. Und wie Experimente zeigen, sind beide Modelle nur zu einem Teil dazu geeignet - um das Wesen des Lichts möglichst vollständig zu beschreiben sind Beide erforderlich.

Ähnliches gilt für das Atommodell und die ganze Teilchenphysik... den Atomen ist es egal, welche Vorstellungen wir uns von ihnen machen. Und sie müssen sich auch nicht nach unseren Modellen richten...

lucan-7 antworten
Jack-Black
(@jack-black)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 3149

Ergänzung von mir in fett:

@lucan-7 In beiden Fällen handelt es sich um Modelle, die beobachtete und experimentell reproduzierbare Phänomene veranschaulichen sollen.

 

 

jack-black antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

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@jack-black 

Womit nicht reproduzierbare Phänomene wie Wunder schon mal außen vor bleiben. Lucan meinte dagegen, es gäbe kein »Stoppschild« …

hkmwk antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 20187

@hkmwk 

Womit nicht reproduzierbare Phänomene wie Wunder schon mal außen vor bleiben. Lucan meinte dagegen, es gäbe kein »Stoppschild« …

Ich verwehre mich ein wenig gegen die "Reproduzierbarkeit" als Notwendigkeit, weil es ja auch einmalige Phänomene gibt, die wissenschaftlich erforscht werden können. Bei der "Reproduzierbarkeit" geht es ja eher um Grundlagenwissen.

Aber auch ein Foto einer unbekannten Tiefseefischart ist ja wissenschaftlich bedeutsam - selbst wenn danach dieser Fisch nie wieder von irgendjemandem gesehen wird.

Hier liegt die "Reproduzierbarkeit" eher darin, dass wir wissen, was ein Fisch ist und wo Fische vorkommen können, denn dafür haben wir viele Beispiele. Ein Foto von einem Fisch auf dem Mond würde hingegen einige Fragen aufwerfen...

lucan-7 antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 6501

@lucan-7 

Wie Jack schon schrieb: Licht ist weder "Welle" noch "Teilchen".

Das ist die Lösung für den Widerspruch. Aber darauf sind die Physiker auch nicht sofort gekommen. Das war doch der Punkt.

Und eine Lösung für das Dekohärenzproblem (»Kollaps« der Wellenfunktion), der alle Physiker zustimmen, gibts bis heute nicht.

hkmwk antworten
Wutzky
 Wutzky
(@wutzky)
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Beiträge : 36

@jack-black 

Veröffentlicht von: @jack-black

Im Unterschied dazu wird mit der Trinitätslehre, wie Du sie hier zeichnest, den basalsten logischen Prinzipien widersprochen.

 

Probe:

Jesus = A

Sein Vater = B

JHWH = C

 

 

Wenn nun gilt:

Jesus (ist) nicht der Vater,

--> A ungleich B

Wenn gilt: Jesus ist JHWH,

--> A = C

Wenn gilt: Sein Vater ist JHWH

--> B = C

Wenn A ungleich B und A = C

--> kann B nicht = C sein.

Ebenso kann umgekehrt, falls A ungleich B und B=C

A nicht =C sein.

 

Bitte entschuldige, ich kann nicht verhindern, mir vorzustellen, wie Vater und Sohn das lesen und dann einander verwundert anschauen. "Der Mensch dachte, und Gott ..."

Jesaja führt öfter das Gleichnis (Modell) vom Ton und dem Töpfer an, z.B. Jes. 29,16. Was kann der Ton über den Töpfer wissen? Welche empirisch ermittelbaren Daten über den Töpfer und seine Domäne können in der einfachen Eierpampen-Welt des Tons logisch widerspruchsfrei bleiben? 

wutzky antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

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@wutzky 

Jesaja führt öfter das Gleichnis (Modell) vom Ton und dem Töpfer an, z.B. Jes. 29,16. Was kann der Ton über den Töpfer wissen? Welche empirisch ermittelbaren Daten über den Töpfer und seine Domäne können in der einfachen Eierpampen-Welt des Tons logisch widerspruchsfrei bleiben? 

Welchen Grund hätte der Ton denn, gläubig zu werden? Für den Töpfer ist der Ton nur ein Werkstoff, er hat nichts mit ihm gemeinsam, von einigen Inhaltsstoffen mal abgesehen.

Der Ton mag denken (Wenn man ihm mal eine solche Eigenschaft zuspricht): "Ich bin etwas Besonderes! Der Töpfer schenkt mir so viel Aufmerksamkeit, er berührt mich, formt mich... ich bin auserwählt! Welche Freude bei meinem Schöpfer zu sein!"

Was der Ton nicht weiß - denn dafür fehlt ihm der Überblick - ist, dass er ein einfacher Gebrauchsgegenstand aus Massenfertigung ist. Er wird in den Ofen geschoben, gebrannt, verkauft, eine Zeitlang benutzt, dann kaputtgehen und fortgeschmissen werden. Und den Töpfer interessiert das nicht, denn der hat ja sein Geld längst bekommen.

Wenn du also sagst, dass wir Gott überhaupt nicht verstehen können - also so gar nicht, nicht mal im Ansatz - dann könnte Gott für uns alles sein.

Möglicherweise auch gar nicht so liebenswert, wie man ihn sich gerne vorstellt - denn hey, was wissen wir denn schon? Nichts!

lucan-7 antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

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@lucan-7 

Was du schreibst ähnelt etwas dem, was in Jes 29 steht …

hkmwk antworten
Seidenlaubenvogel
(@seidenlaubenvogel)
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@lucan-7 Wir wissen, wenn sich was wir glauben, bestätigt - und dabei durchlaufen wir sicher äußerst skurrile Fehleinschätzungen. Schlüssig wird aus meiner Sicht alles erst sein können, wenn wir unser jetziges Erdenleben hinter uns gelassen haben. 

1. Korinther 13, 12 Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin. 13 Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.

Wir sind in den Worten der Bibel ja nicht nur Ton sondern auch Ebenbild. Was wir wissen? Dass wir sind. Dass die Schöpfung ist. Dass Gott ist/ war/ sein wird, nehmen wir unterschiedlich wahr. An der Liebe festhalten ist aber doch etwas, was nahezu jedem am Herzen liegt. Und darin ist er bereits Gott näher als er selbst erahnt. Denn Gott ist Liebe - die in Kapitel 13 des Korintherbriefs beschrieben ist. Und ja, das kann man „nur“ glauben. Das Schöne ist - in aller Unvollkommenheit - es reicht. Es reicht um hier und jetzt schon den kleinen Anteil von Gottes Reich sehen zu dürfen, dass erst noch kommen wird und doch jetzt schon da ist.

 

seidenlaubenvogel antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

Beiträge : 20187

@seidenlaubenvogel 

Wir sind in den Worten der Bibel ja nicht nur Ton sondern auch Ebenbild.

Das sehe ich jetzt zwar als Widerspruch, aber der entscheidende Grund ist ja die Frage: Was wissen wir über Gott?

Und wenn es dann heisst: "Wir wissen gar nicht, was Gott ist, wir sind auch gar nicht in der Lage, es uns vorzustellen, weil Gott alles übersteigt!" - dann gibt es da auch keine Basis für ein vertrauensvolles Verhältnis. Denn wir können ja gar nicht wissen, was Gott vorhat.

Vielleicht ist er ja der "gute Hirte", und die Schafe fühlen sich sicher... bis sie schlachtreif sind, und dann ist der Schock groß...

Heißt also: "Ebenbildlichkeit" muss hier bedeuten, dass es eine gemeinsame Ebene gibt, auf der Vertrauen möglich ist.

Wie das aussehen könnte liegt außerhalb meiner Vorstellung... aber das halte ich für eine entscheidende Voraussetzung.

 

 

lucan-7 antworten
Queequeg
(@queequeg)
Beigetreten : Vor 16 Jahren

Beiträge : 5118

@lucan-7 

Das ist ja die Grundlage des fundamentalen Unverständnisses über Gott. Wenn - u.a. mit Hinweis auf unsere Ebenbildlichkeit mit Gott - die Vorstellung über ihn so sind, dass er nur in allen möglichen Dimensionen größer ist als der Mensch, aber nicht in irgendeiner Qualität, dann kommt man mit der religiösen Logik in Teufels Küche. Mich würde wirklich mal interessieren, was an Gott das "ganz andere" ist, was ihn grundlegend von seinem Ebenbild unterscheidet - hat mir noch niemand was zu sagen gekonnt außer, dass er "heilig" ist und der Mensch nicht. Klasse, da hat man dann eine Leerstelle im Text mit einem Wort gefüllt, dass ebenso leer ist und nichts aussagt.

Und was das Vertrauen betrifft: Wie kann ich jemandem trauen, der verspricht, mich immer zu beschützen und dann schlichtweg nichts tut, wenn ich und Millionen andere ermordet werden - und zwar ausgesprochen deshalb, weil sie an ihn glauben.

queequeg antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
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Beiträge : 6501

@queequeg (zum Beitrag)

Wenn - u.a. mit Hinweis auf unsere Ebenbildlichkeit mit Gott - die Vorstellung über ihn so sind, dass er nur in allen möglichen Dimensionen größer ist als der Mensch,

Laut 1.Ms besteht die Ebenbildlichkeit darin, dass der Mensch als Mann und Frau geschaffen wurde - »zu Seinem Ebenbild, als Mann und Frau schuf er sie (pl)«.

Vom NT her könnte man noch auf Jesu verweisen, das echte Ebenbild Seines Vaters.

»Nur in allen möglichen Dimensionen größer« passt zu keinem der beiden Ansätze.

und Millionen andere ermordet werden - und zwar ausgesprochen deshalb, weil sie an ihn glauben.

Verfolgte Christen sehen das anders - obwohl sie gequält und ermordet werden. Jedenfalls viele, die überlebten und davon berichten können.

hkmwk antworten
Queequeg
(@queequeg)
Beigetreten : Vor 16 Jahren

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@hkmwk 

Weder deine eine Antwort noch die andere überzeugt mich auch nur ansatzweise.

queequeg antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

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@queequeg 

Mich würde wirklich mal interessieren, was an Gott das "ganz andere" ist, was ihn grundlegend von seinem Ebenbild unterscheidet - hat mir noch niemand was zu sagen gekonnt außer, dass er "heilig" ist und der Mensch nicht. Klasse, da hat man dann eine Leerstelle im Text mit einem Wort gefüllt, dass ebenso leer ist und nichts aussagt.

Wenn man vom AT ausgeht, dann ist Gott seinem Wesen nach nicht anders als ein irdischer König... einschliesslich diverser Eigenschaft wie Eifersucht, Jähzorn und Eitelkeit.

Dass hier Gott menschliche Vorstellungen übergestülpt worden sind scheint mir sehr offensichtlich... was am Ende aber bedeutet, dass wir erst recht nichts darüber wissen, wie er denn nun wirklich ist und was genau dieser "Gott" eigentlich sein soll.

lucan-7 antworten
Queequeg
(@queequeg)
Beigetreten : Vor 16 Jahren

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@lucan-7 Ja, so ist es.

queequeg antworten
Seidenlaubenvogel
(@seidenlaubenvogel)
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@lucan-7 … vielleicht hat Glaube viel mit Phantasie zu tun? Habe ich bisher nie so gesehen. Es würde mir aber ganz gut erklären, wie ich all das, was für mich mit meinem Verständnis nicht zusammenpasst, (meist) gut aushalten kann.

seidenlaubenvogel antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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@seidenlaubenvogel 

vielleicht hat Glaube viel mit Phantasie zu tun? Habe ich bisher nie so gesehen. Es würde mir aber ganz gut erklären, wie ich all das, was für mich mit meinem Verständnis nicht zusammenpasst, (meist) gut aushalten kann.

Dazu kann ich selber nicht viel sagen, weil ich ja an genau diesen Dingen scheitere.

Persönlich denke ich, dass Glaube sehr viel mit Sehnsucht zu tun hat und einen inneren Mangel füllen kann - so wird es ja auch in der Bibel selbst beschrieben.

Und dann legt dann jeder seine persönlichen Schwerpunkte, was ihm wichtig ist.

lucan-7 antworten
Wutzky
 Wutzky
(@wutzky)
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@lucan-7 

Veröffentlicht von: @lucan-7

Wenn du also sagst, dass wir Gott überhaupt nicht verstehen können - also so gar nicht, nicht mal im Ansatz

Sage weder ich, noch der biblische Befund. Die von Dir genannten Gemeinsamkeiten von Ton und Töpfer  - nehmen wir sie modellhaft für unsere Gottesebenbildlichkeit (nicht: Gottesebenbürtigkeit) -, aber auch das, was der Töpfer von sich offenbart, und, wer sich darauf einläßt, auch die Erfahrung, als ein einzigartiges, unendlich wertvolles Gefäß geformt worden und wertgeschätzt zu sein, können uns manches über den Töpfer wissen lassen, wenn auch niedrigauflösend, gebrochen und stückwerkartig. 

Die Projektion aus einer höheren in eine niedrigere Dimension ist eben immer unvollständig und nicht frei von Widersprüchen oder Mehrdeutigkeiten. Logik und Wissenschaft können hier keine Sicherheit geben. Der Schritt zu Gott ist immer ein Schritt ins Unbekannte. Kein noch so detailliertes Datensammeln und Analysieren kann die Erfahrung ersetzen, daß der Glaube trägt. Es ist dieser eine Schritt, an dem wir Kontrolle und Sicherheit loslassen und ganz an den Gott abgeben, von dem wir noch nicht sicher wissen, daß es ihn gibt. Danach aber haben wir mehr als Wissen, nämlich Gewißheit. Und unser Verstand ist auch wieder gefragt: Jesus fordert uns ausdrücklich auf, ihn zu benutzen. 

Du fragst, welchen Grund wir haben, gläubig zu werden. Genauso können wir fragen, welchen Grund wir haben, durch Teleskope und Mikroskope zu schauen und zu erforschen, wie das All, die Welt und das Leben beschaffen sind. Gott hat uns die Neugier und die Sehnsucht nach Erkenntnis ins Herz gelegt. Und ebenso die Sehnsucht, Gott zu erkennen (wobei Erkennen in der Bibel mehr ist, als "nur" Erkenntnis zu sammeln).

"Geschaffen hast du uns auf dich hin, o Herr, und unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir."

- Augustinus

wutzky antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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Beiträge : 20187

@wutzky 

Sage weder ich, noch der biblische Befund.

Auch die Bibel sagt, dass wir Gott nicht vollständig durchschauen können und seine Wege unergründlich sind.

Das lässt einiges an Raum für die Frage, ob wir möglicherweise einen entscheidenden und wichtigen Teil Gottes nicht verstanden haben. Und das hätte dann auch massive Auswirkungen auf den Rest. Zum Beispiel dann, wenn sich herausstellt, dass Gott unter "Liebe" oder "Leben" etwas völlig Anderes versteht als wir.

 

Du fragst, welchen Grund wir haben, gläubig zu werden. Genauso können wir fragen, welchen Grund wir haben, durch Teleskope und Mikroskope zu schauen und zu erforschen, wie das All, die Welt und das Leben beschaffen sind. Gott hat uns die Neugier und die Sehnsucht nach Erkenntnis ins Herz gelegt. Und ebenso die Sehnsucht, Gott zu erkennen (wobei Erkennen in der Bibel mehr ist, als "nur" Erkenntnis zu sammeln).

Nun, Neugier und Sehnsucht sind sicher wichtige Gründe. Im Glauben mag beides auch zu einer gewissen Zufriedenheit führen, so lange man alles für stimmig hält.

Über die Richtigkeit des Glaubens sagt das aber nichts aus.

 

 

 

lucan-7 antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
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Beiträge : 6501

@lucan-7 

Das lässt einiges an Raum für die Frage, ob wir möglicherweise einen entscheidenden und wichtigen Teil Gottes nicht verstanden haben.

Also zwischen den Wegen Gottes, der ja mehr Überblick hat als wir (wie sagte C.S.Lewis: Vielleicht fanden einige Ereignisse in unseren Geschichtsbüchern vorrangig deshalb statt, um Seelenzustände in gewissen Menschen hervorzurufen, von deren Existenz wir noch nie gehört haben), und dem Wesen Gottes ist ja noch ein Unterschied.

Natürlich könnte es irgendwelche neuen Offenbarungen geben (etwa über die sieben Geister Gottes, Of 4,5, so dass die Trinitätslehre entsprechend zu modifizieren wäre), aber ich bin überzeugt: nicht vor Jesu Rückkehr (und ob und wie, darüber zu spekulieren hilft niemanden).

Aber wenn Gott unter Liebe oder Leben was Anders versteht als das, was in der Bibel zu finden ist, dann wäre das eine Täuschung. Und die traue ich Gott nicht zu, er kann nicht lügen.

hkmwk antworten
Wutzky
 Wutzky
(@wutzky)
Beigetreten : Vor 1 Monat

Beiträge : 36

@lucan-7 

Veröffentlicht von: @lucan-7

Das lässt einiges an Raum für die Frage, ob wir möglicherweise einen entscheidenden und wichtigen Teil Gottes nicht verstanden haben. Und das hätte dann auch massive Auswirkungen auf den Rest. Zum Beispiel dann, wenn sich herausstellt, dass Gott unter "Liebe" oder "Leben" etwas völlig Anderes versteht als wir.

Was wir wissen müssen, um zu Gott zu finden, hat er uns offenbart. Weiteres werden wir auf dem Weg mit ihm entdecken, und ich kann sagen, daß das auch nach Jahrzehnten des Glaubensweges nicht langweilig wird. Schon Paulus war begeistert: "O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes!"

Sollte Gott etwas anderes sagen, als er meint, wäre das Falschheit (und ich wähle bewußt diesen Begriff, weil es nicht nur um Desinformation geht). Doch die hat anderswo ihre Quelle, nicht bei Gott. Uns allen liegt die Frucht vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse noch schwer im Magen. Deshalb findet sich im Menschen auch Falschheit, und wenn wir damit schlechte Erfahrungen gemacht haben, dann ist das mit dem Vertrauen zu Menschen oder Gott schwierig.

Dennoch können wir nie alles prüfen, ergründen und wissen, um ganz sicher zu sein, bevor wir eine Entscheidung treffen. Wir wären schlicht entscheidungsunfähig. Es geht schon im normalen Alltag nicht ohne ein gerüttelt Maß an Vertrauen: Wenn ich in den Bus einsteige, dann will der Fahrer meine Abokarte sehen. Ich lasse mir aber nicht seinen Führerschein zeigen. Ich bitte ihn nicht, mich mal anzuhauchen, ich frage nicht nach seiner Streckenkenntnis, lasse weder Ölstand, noch Reifendruck messen, verlange keine Bremsprobe. Sondern ich steige ein im Vertrauen darauf, daß er mich sicher nach Hause bringt. Und genauso bin ich auch bei Jesus eingestiegen im Vertrauen darauf, daß er mich sicher nach Hause bringt.

Veröffentlicht von: @lucan-7

Nun, Neugier und Sehnsucht sind sicher wichtige Gründe. Im Glauben mag beides auch zu einer gewissen Zufriedenheit führen, so lange man alles für stimmig hält.

Über die Richtigkeit des Glaubens sagt das aber nichts aus.

Was meinst Du mit Richtigkeit des Glaubens, wenn nicht die Stimmigkeit?

wutzky antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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Beiträge : 20187

@wutzky 

Sollte Gott etwas anderes sagen, als er meint, wäre das Falschheit (und ich wähle bewußt diesen Begriff, weil es nicht nur um Desinformation geht). Doch die hat anderswo ihre Quelle, nicht bei Gott.

Ja, aber wenn wir Gott nicht vollständig kennen - dann könnte er eben auch falsch sein. Dann wäre das seine Seite, die er verschwiegen hat.

Findet sich auch in der Bibel:

"Wer hat je etwas gesagt und es ist geschehen, ohne daß der Herr es befahl? Geht nicht aus dem Mund des Höchsten hervor das Böse und das Gute?" (Klageliefer Jeremia, 37-38)

Das heißt zwar nicht, dass Gott hinterhältig wäre... aber eben auch nicht vollkommen "gut".

 

Was meinst Du mit Richtigkeit des Glaubens, wenn nicht die Stimmigkeit?

Dass einem etwas stimmig vorkommt, obwohl es nicht wahr ist.

 

 

 

lucan-7 antworten
Wutzky
 Wutzky
(@wutzky)
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Beiträge : 36

@lucan-7 

Veröffentlicht von: @lucan-7

Ja, aber wenn wir Gott nicht vollständig kennen - dann könnte er eben auch falsch sein. Dann wäre das seine Seite, die er verschwiegen hat.

Findet sich auch in der Bibel:

"Wer hat je etwas gesagt und es ist geschehen, ohne daß der Herr es befahl? Geht nicht aus dem Mund des Höchsten hervor das Böse und das Gute?" (Klageliefer Jeremia, 37-38)

Das heißt zwar nicht, dass Gott hinterhältig wäre... aber eben auch nicht vollkommen "gut".

Heißt es das wirklich?

Die Klagelieder geben uns tiefen Einblick in ein Ringen mit Gott. Geschrieben hat sie Jeremia, ein Mann, dessen Volk nichts mehr von Gott wissen wollte. Er hatte den Auftrag, sein Volk wieder zu Gott zurückzurufen, und wurde dafür gemobbt und gecancelt. Schließlich mußte er auch noch miterleben, wie der segnende und schützende Gott sich vom uneinsichtigen Volk abwandte - mit der Folge, daß die Babylonier Jerusalem samt dem Tempel zerstörten. Sein prophetischer Auftrag schien gescheitert zu sein, alles schien verloren, doch inmitten seines Frusts entdeckte er die Güte, Treue und Barmherzigkeit Gottes.

Um zu verstehen, was die beiden zitierten Verse wirklich sagen, sollte man ihren Kontext betrachten. Das ganze Kapitel 3 ist nicht nötig zu lesen, doch schon z.B. in den Versen 18 bis 58 erfährt man, wie der geschlagene Jeremia Trost und Ermutigung erlebt. Da ich nicht sicher bin, wie ernst es Dir damit ist, das genauer zu verstehen, mag ich es jetzt weder alles vorkauen, noch ein Fazit vorwegnehmen, das Du mir vielleicht nicht abkaufst. Aber wenn Du willst, laß uns gern noch tiefer in die "wissenschaftliche Methode" des Bibellesens einsteigen.

Für eine erste Annäherung kopiere ich zumindest die beiden Verse aus Kapitel 3 in verschiedenen Übersetzungen rein. Wenn man nicht Theologie studiert und Althebräisch oder Altgriechisch drauf hat, hilft es, Übersetzungen nebeneinanderzustellen, die entweder mehr auf Texttreue oder mehr auf Verständnis setzen:

Luther: 37 Wer darf denn sagen, dass solches geschieht ohne des Herrn Befehl 38 und dass nicht Böses und Gutes kommt aus dem Munde des Allerhöchsten?

Hoffnung für Alle: 37 Wer kann etwas geschehen lassen, wenn der Herr es nicht befiehlt? 38 Alles Glück haben wir ihm zu verdanken, und genauso kommt das Unglück aus seiner Hand.

Elberfelder: 37 Wer ist es, der da sprach, und es geschah – [und] der Herr hat es nicht geboten? 38 Kommt nicht aus dem Mund des Höchsten das Böse und das Gute hervor?

Gute Nachricht: 37 Wer sonst spricht ein Wort und es geschieht? Geschieht nicht alles auf seinen Befehl? 38 Wenn Glück oder Unglück über uns kommt, hat nicht der Höchste es angeordnet?

Einheitsübersetzung: 37 Wer hat gesprochen und es geschah? / Hat nicht der Herr es geboten? 38 Geht nicht hervor aus des Höchsten Mund / das Gute wie auch das Böse?

Veröffentlicht von: @lucan-7

Dass einem etwas stimmig vorkommt, obwohl es nicht wahr ist.

Woher wollen wir wissen, daß es nicht wahr ist?

Woher diese Skepsis gegenüber Gott?

Ist es vielleicht gefärbt von der Erfahrung, daß auch wir Menschen alle unsere "stimmigen" Masken tragen, um damit anderen den Einblick in die dunklen Ecken unserer Persönlichkeit verwehren?

wutzky antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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@wutzky 

Woher wollen wir wissen, daß es nicht wahr ist?

Woher diese Skepsis gegenüber Gott?

 

Es ist weniger "Skepsis" gegenüber Gott, sondern eher "Skepsis gegenüber Leuten, die etwas über Gott behaupten"...

lucan-7 antworten
Wutzky
 Wutzky
(@wutzky)
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@lucan-7 

Veröffentlicht von: @lucan-7

Es ist weniger "Skepsis" gegenüber Gott, sondern eher "Skepsis gegenüber Leuten, die etwas über Gott behaupten"...

Und weil Du nicht wissen kannst, ob es wahr ist, weißt Du, daß es falsch ist?

Natürlich ist der Mensch in der Lage zu lügen, manche sagen, bis zu 200 Mal am Tag. Wissend oder ahnend, daß sein Dichten und Trachten nicht vor Gott und Menschen bestehen kann, verbirgt er sich hinter seiner Gutmenschen-Maskerade, wie einst Adam und Eva hinter Feigenblättern, signalisiert Tugendhaftigkeit, gendert vorbildlich, gibt sich politisch korrekt - und ist doch ein Heuchler. Politikermund gilt seit je als verlogen, Journalisten hängen ihr Fähnchen in den Wind und demonstrieren Haltung wie zu DDR-Zeiten, der Weltklimarat spricht mit gespaltener Zunge und hält an Klimamodellen fest, von denen er selbst einräumt, daß sie zu heiß laufen, und selbst die Wissenschaft hat ihre Replikationskrise und weiß nicht, wie sie damit umgehen soll. Ein trauriges Bild: Uns ist die Wahrheit verlorengegangen, und nun flottieren wir orientierungslos durch Zeit und Leben.

Daß Gott sich trotzdem entschieden hat, sich durch Menschen zu offenbaren, ist so gesehen ein großes Wunder. Es läßt hoffen, daß es doch auch einen guten Kern im Menschen gibt, an dem Gott gern "andockt". Nachdem der Mensch vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen gegessen hat, ist er kein widerspruchsfreies Wesen mehr: "Das Gute, das ich will, tue ich nicht, sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich."

In Jesus ist Gott Mensch geworden und hat vorgelebt, wie gelingendes Leben aussehen kann. Das war äußerst attraktiv: Wo immer er hinging, suchten die Menschen seine Nähe - abgesehen von den Selbstgerechten. Er sagte: "Wer mich sieht, der sieht den Vater", und: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben." Wie Gott wahrlich ist, kann man deshalb am einfachsten aus den Evangelien erfahren.

Sie wurden zwar wiederum von Menschen aufgeschrieben, doch von vier verschiedenen. Ob sie die Wahrheit über Jesus sagen, kann man auf die gleiche Weise prüfen, wie es Richter tun: Weil Wahrnehmung immer individuell ist, unterscheiden sich Zeugenaussagen immer in einem gewissen Maß. Würden sie sich zu sehr gleichen, wäre das ein Hinweis auf gegenseitige Absprache. Eigentlich paradox: Abweichungen und Unstimmigkeiten als Hinweis auf Wahrheit ... nun ja, ich liebe solche Paradoxien.

wutzky antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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@wutzky 

Und weil Du nicht wissen kannst, ob es wahr ist, weißt Du, daß es falsch ist?

Mir fehlen die Gründe, es für wahr zu halten. Damit sage ich nicht automatisch, dass es unbedingt falsch sein muss, aber es hat für mich keine Bedeutung. So wie für dich ja auch etliche andere Religionen keine Bedeutung haben.

 

Sie wurden zwar wiederum von Menschen aufgeschrieben, doch von vier verschiedenen. Ob sie die Wahrheit über Jesus sagen, kann man auf die gleiche Weise prüfen, wie es Richter tun: Weil Wahrnehmung immer individuell ist, unterscheiden sich Zeugenaussagen immer in einem gewissen Maß. Würden sie sich zu sehr gleichen, wäre das ein Hinweis auf gegenseitige Absprache. Eigentlich paradox: Abweichungen und Unstimmigkeiten als Hinweis auf Wahrheit ... nun ja, ich liebe solche Paradoxien.

Darüber streiten sich die Gelehrten ja noch, wer da von wem abgeschrieben hat und ob es weitere Quellen gibt... aber du hast recht, dass manche Stellen ihrer Form nach tatsächlich dafür sprechen, dass hier historische Begebenheiten aufgeschrieben wurden.

Das bedeutet aber noch nicht automatisch, dass deshalb jede Einzelheit wahr ist. Es gibt viele Möglichkeiten, wie die Wundergeschichten und alles andere zustande gekommen sein mag - auch wenn die Evangelisten gar nicht bewusst gelogen haben, was ich ihnen auch gar nicht unterstelle. Aber Erzählungen über Wunder gibt es halt reichlich in der Welt... das heisst noch nicht, dass deshalb alles wahr ist.

lucan-7 antworten
Wutzky
 Wutzky
(@wutzky)
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Beiträge : 36

@lucan-7 

Veröffentlicht von: @lucan-7

Mir fehlen die Gründe, es für wahr zu halten. Damit sage ich nicht automatisch, dass es unbedingt falsch sein muss, aber es hat für mich keine Bedeutung. So wie für dich ja auch etliche andere Religionen keine Bedeutung haben.

Darf ich fragen, was für Dich Bedeutung hat, und woran Du erkennst, daß es wahr ist bzw. Bedeutung hat?

Für mich hat der Islam übrigens durchaus Bedeutung, denn er hinterfragt (auf seine selbst hinterfragbare Weise) den Lebensstil in unserem vermeintlich christlichen (genauer: postchristlichen) Abendland. Ich habe mich mit dem Inhalt des Islams schon vor Jahren intensiver beschäftigt, um den Nahostkonflikt zu verstehen.

Damit zusammenhängend ist für Christen auch das Judentum von zentraler Bedeutung, da der christliche Glaube darauf aufsetzt und sich darauf bezieht. 

In der DDR hatte für uns Christen auch der Marxismus eine wesentliche Bedeutung, denn er war unser geistiges Gegenüber, und er präsentierte sich bis in Details hinein geradezu als Spiegelbild des christlichen Glaubens, vom "Glaubensbekenntnis" ("Die Materie ist ewig und unerschaffen") über den "Sündenfall" (Privateigentum), "Taufe" (sozialistische Namensweihe), "Konfirmation" (Jugendweihe), "Heilige" (Marx, Engels, Lenin) bis zur "Erlösung" (weltweiter Sieg des Sozialismus).

Veröffentlicht von: @lucan-7

Das bedeutet aber noch nicht automatisch, dass deshalb jede Einzelheit wahr ist. Es gibt viele Möglichkeiten, wie die Wundergeschichten und alles andere zustande gekommen sein mag - auch wenn die Evangelisten gar nicht bewusst gelogen haben, was ich ihnen auch gar nicht unterstelle. Aber Erzählungen über Wunder gibt es halt reichlich in der Welt... das heisst noch nicht, dass deshalb alles wahr ist.

Ich habe beim Schmökern in anderen Themen gelesen, daß Du Geologe bist, und daß die Deutung dessen, was früher mal passiert ist, nicht immer sicher ist: Es kann so gewesen sein, oder auch anders. Woran macht Ihr Geologen die Wahrheit fest? Wann seid Ihr sicher, die Wahrheit gefunden zu haben? Wie geht Ihr mit Unsicherheit um?

Ich habe auch Deine "Geschichte" gelesen, daß Du in den Glauben hineingewachsen, dann aber ins Fragen gekommen bist, weil der Gott des Alten Testaments ein anderer zu sein scheint, als der des Neuen Testaments. Ich selbst bin atheistisch aufgewachsen und hatte das "Vorher-nachher-Erlebnis", aber ich höre oft von "hineingewachsenen" Christen, daß der Schritt vom Kinderglauben zum belastbaren Erwachsenenglauben nicht leicht ist. Daß Du mit inzwischen beeindruckenden 20000 Beiträgen so engagiert nicht in irgend einem wissenschaftlichen Forum, sondern hier mitdiskutierst, zeigt mir, wie sehr Du auf der Suche nach der Wahrheit bist. Oder täuscht mich mein Eindruck?

wutzky antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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Beiträge : 20187

@wutzky 

Darf ich fragen, was für Dich Bedeutung hat, und woran Du erkennst, daß es wahr ist bzw. Bedeutung hat?

Ich denke, "Bedeutung" und "Wahrheit" sind zwei völlig verschiedene Dinge. Was für mich "Bedeutung" hat ist ja etwas sehr individuelles. Daneben muss man "Wahrheit" einfach hinnehmen. In welchem Maß wir überhaupt Wahrheit erkennen können ist auch fraglich... aber ein paar Methoden haben wir, immerhin. Und davon hat sich die Wissenschaft halt bislang als die Zuverlässigste erwiesen... wenn auch nicht absolut, aber was Besseres haben wir nicht, meiner Ansicht nach.

Ich habe beim Schmökern in anderen Themen gelesen, daß Du Geologe bist, und daß die Deutung dessen, was früher mal passiert ist, nicht immer sicher ist: Es kann so gewesen sein, oder auch anders. Woran macht Ihr Geologen die Wahrheit fest? Wann seid Ihr sicher, die Wahrheit gefunden zu haben? Wie geht Ihr mit Unsicherheit um?

Als Geologe lernt man, genau zu unterscheiden, was gesicherte Erkenntnis und was lediglich begründete Vermutung ist. Die Reihenfolge der Gesteinsschichten ist im allgemeinen sehr gut belegt... trotzdem kann es sein, dass man eine Schicht findet, deren Datierung unklar ist.

Und natürlich ist es auch schwer, konkrete Aussagen über den Untergrund zu machen, weil man da ja nichts sehen kann. Man muss sich also auf Stichproben verlassen, und versuchen, daraus ein Bild zu konstruieren, das stimmig ist. Und das ist nicht immer eindeutig, manchmal gibt es mehrere Möglichkeiten, wie der Untergrund aussehen könnte... was etwa dafür wichtig ist, wo Rohstoffe zu finden sind.

Was allerdings die Reihenfolge der Fossilien betrifft, so sind die Lagen sehr eindeutig und sind auch nicht umstritten. Es hängt halt immer davon ab, welche Daten man zur Verfügung hat.

 

Ich habe auch Deine "Geschichte" gelesen, daß Du in den Glauben hineingewachsen, dann aber ins Fragen gekommen bist, weil der Gott des Alten Testaments ein anderer zu sein scheint, als der des Neuen Testaments. Ich selbst bin atheistisch aufgewachsen und hatte das "Vorher-nachher-Erlebnis", aber ich höre oft von "hineingewachsenen" Christen, daß der Schritt vom Kinderglauben zum belastbaren Erwachsenenglauben nicht leicht ist.

In der Tat... da geht man als Erwachsener halt nochmal ganz anders heran. Und da wartet dann manche Enttäuschung... im besten Sinne: Man hört auf, sich zu täuschen...

Es gibt einen Grund, warum religiöse Organisationen versuchen, Kinder frühzeitig zu indoktrinieren... würden sie die Lehren als Erwachsene in Frage stellen, wären sie weitaus weniger erfolgreich.

Daß Du mit inzwischen beeindruckenden 20000 Beiträgen so engagiert nicht in irgend einem wissenschaftlichen Forum, sondern hier mitdiskutierst, zeigt mir, wie sehr Du auf der Suche nach der Wahrheit bist. Oder täuscht mich mein Eindruck?

Die Suche nach der Wahrheit traf am Anfang sicher zu... inzwischen ist es eher mein Interesse am Austausch mit Leuten, die ganz anders denken als ich.

Ständige Bestätigung ist zwar schmeichelhaft... bringt einen aber nicht viel weiter.

 

lucan-7 antworten
Wutzky
 Wutzky
(@wutzky)
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Beiträge : 36

@lucan-7 

Veröffentlicht von: @lucan-7

Als Geologe lernt man, genau zu unterscheiden, was gesicherte Erkenntnis und was lediglich begründete Vermutung ist. Die Reihenfolge der Gesteinsschichten ist im allgemeinen sehr gut belegt... trotzdem kann es sein, dass man eine Schicht findet, deren Datierung unklar ist.

Und natürlich ist es auch schwer, konkrete Aussagen über den Untergrund zu machen, weil man da ja nichts sehen kann. Man muss sich also auf Stichproben verlassen, und versuchen, daraus ein Bild zu konstruieren, das stimmig ist. Und das ist nicht immer eindeutig, manchmal gibt es mehrere Möglichkeiten, wie der Untergrund aussehen könnte... was etwa dafür wichtig ist, wo Rohstoffe zu finden sind.

Die Mischung aus gesicherten Erkenntnissen und begründeten Vermutungen, Stimmigkeit trotz mancher Unklarheiten oder Mehrdeutigkeiten - so kenne ich Wissenschaft auch, und ebenso das Alltagsleben.

Begegnungen mit anderen Menschen haben dann noch einen erhöhten Unsicherheitsfaktor, denn man kann nicht in ihr Herz sehen, sondern nur wissen, was sie selbst von sich offenbaren. Gott offenbart uns viel mehr von sich, als die meisten Menschen es tun. Was wünschst Du Dir darüber hinaus von Gott, um ihm vertrauen zu können?

Veröffentlicht von: @lucan-7

Es gibt einen Grund, warum religiöse Organisationen versuchen, Kinder frühzeitig zu indoktrinieren... würden sie die Lehren als Erwachsene in Frage stellen, wären sie weitaus weniger erfolgreich.

Auch andere Organisationen mach(t)en das, etwa die "Jungen Pioniere" in der DDR. Hat aber bei den meisten nicht funktioniert. Irgendwann stellt man es ja in Frage, und dann muß es sich zeigen, ob es tragfähig ist. Anfangs habe ich auch noch geglaubt, was man mir damals erzählte. In der FDJ dagegen bin ich nur noch formell mitgelaufen, wie das so üblich war, um sich den Ärger wegen des Austritts zu sparen.

Als ich Christ wurde, bin ich sehr bewußt in der FDJ geblieben. Sie gab sich ja "offen für alle, egal welcher Weltanschauung oder welchen Glaubens" (um sie alle indoktrinieren zu können), das paßte also. Und dann habe ich einigen Staub aufgewirbelt mit einem "aktuell-politischen Vortrag über das Nahostproblem" - aus biblischer Sicht...

Veröffentlicht von: @lucan-7

Die Suche nach der Wahrheit traf am Anfang sicher zu... inzwischen ist es eher mein Interesse am Austausch mit Leuten, die ganz anders denken als ich.

Ist die Suche nicht mehr Thema für Dich? Will heißen: Ist es Dir lieber, wenn wir nicht mehr über Glauben und Bibel reden? Ich müßte mich dann sehr zusammenreißen, denn wovon das Herz voll ist, davon fließen die tippenden Finger über. 

wutzky antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

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@wutzky 

Die Mischung aus gesicherten Erkenntnissen und begründeten Vermutungen, Stimmigkeit trotz mancher Unklarheiten oder Mehrdeutigkeiten - so kenne ich Wissenschaft auch, und ebenso das Alltagsleben.

Ja, das macht manches mühsam... viele wünschen sich da mehr Eindeutigkeit, gerade von der Wissenschaft, aber auch im Alltag. Und dann sind sie enttäuscht, wenn sich Dinge als anders herausstellen.

Gott offenbart uns viel mehr von sich, als die meisten Menschen es tun.

Mir ist keine Offenbarung durch Gott bekannt, wenn man von der Schöpfung selbst vielleicht mal absieht. Alles, was in der Bibel steht, wurde von Menschen geschrieben. Das kann man glauben oder nicht...

 

Was wünschst Du Dir darüber hinaus von Gott, um ihm vertrauen zu können?

Damals habe ich mir eine klare Antwort gewünscht, ob die Bibel wirklich eine Grundlage ist, auf der man sein Leben aufbauen kann. Eine solche Antwort habe ich aber nie bekommen, lediglich die Zweifel an der Schrift blieben eindeutig.

 

Ist die Suche nicht mehr Thema für Dich? Will heißen: Ist es Dir lieber, wenn wir nicht mehr über Glauben und Bibel reden? Ich müßte mich dann sehr zusammenreißen, denn wovon das Herz voll ist, davon fließen die tippenden Finger über.

Im Moment wüsste ich weder, wo ich suchen könnte noch wonach überhaupt. Glaube und Bibel sind natürlich trotzdem noch ein Thema für mich (Sonst wäre ich ja nicht hier), aber persönliche Erfahrungen anderer Leute sind für mich natürlich nur bedingt nachvollziehbar. Das Thema hat für mich längst auch nicht mehr die Bedeutung wie vor einigen Jahren, vieles wiederholt sich da doch...

 

lucan-7 antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
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@wutzky (zum Beitrag)

Als ich Christ wurde, bin ich sehr bewußt in der FDJ geblieben.  […] Und dann habe ich einigen Staub aufgewirbelt mit einem "aktuell-politischen Vortrag über das Nahostproblem" - aus biblischer Sicht...

Das erinnert mich an ne Anekdote, die ich mal hörte: Als ein junger Christ aufgefordert wurde, in die FDJ einzutreten, hat er sofort zugesagt und angekündigt, dass er als erste gesellschaftliche Initiative (oder wie hieß das?) dort einen Gebetskreis in der FDJ gründen würde. Daraufhin wurde dann beschlossen, dass er besser kein Mitglied wird … immerhin: Die Absage ging nicht von ihm aus 😄😁😄

hkmwk antworten
Wutzky
 Wutzky
(@wutzky)
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@hkmwk 

Veröffentlicht von: @hkmwk

Die überzeugte Sozialistin Astrid Lindgren zahlte ohne Murren 98% Einkommenssteuer. Erst als sie 102% zahlen wollte, wurde es auch ihr zu viel, und ihr öffentlicher Protest (in Form eines »Märchens«) hat mit zur Niederlage der Sozialdemokraten bei den nächsten Wahlen (und damit langfristig zum Ende des Sozialismus in Schweden) beigetragen.

102 Prozent - das ist eher der Tod, als die Steuer. Da ist wohl eine Software durchgegangen, ähnlich wie die Klimamodelle, wo es nach Auskunft eines einschlägigen Programmierers gern mal negative Bewölkung, negative Schneehöhen und andere Entgleisungen gibt. 

Wie schon Margaret Thatcher sagte: "Das Problem mit dem Sozialismus ist, daß einem am Ende das Geld anderer Leute ausgeht."

Aus Stockholm habe ich gehört, daß die Steuersoftware mit einem Dezimalüberlauf gestorben ist, als sie den Steuerbescheid des früheren H&M-Chefs Stefan Persson berechnen wollten. Das Programm konnte so große Zahlen nicht verarbeiten und mußte eilig korrigiert werden.

Veröffentlicht von: @hkmwk

Das erinnert mich an ne Anekdote, die ich mal hörte: Als ein junger Christ aufgefordert wurde, in die FDJ einzutreten, hat er sofort zugesagt und angekündigt, dass er als erste gesellschaftliche Initiative (oder wie hieß das?) dort einen Gebetskreis in der FDJ gründen würde. Daraufhin wurde dann beschlossen, dass er besser kein Mitglied wird … immerhin: Die Absage ging nicht von ihm aus 😄😁😄

Mich haben sie mal verdonnert, die monatliche "Schule der sozialistischen Arbeit" zu leiten, den Versuch, die Berufstätigen zu indoktrinieren. Und das, obwohl sie wußten, daß ich "kirchlich gebunden" war. Jeder sollte nun mal "gesellschaftlich aktiv" sein, und man konnte sich kaum dagegen wehren. Ich habe die Betonung von "sozialistisch" auf "Arbeit" verschoben, Vortragsredner zu beruflichen Fachthemen kommen lassen und in meinen Berichten an die Partei nicht die Namen der Teilnehmer genannt, sondern nur "anwesend: 5 von 40" geschrieben, um niemanden reinzureiten. Sie haben nichts gesagt, und nach einem Jahr war ich den Job ganz von allein wieder los.

wutzky antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

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@wutzky 

In der DDR hatte für uns Christen auch der Marxismus eine wesentliche Bedeutung

Das galt zeitweise auch für den Westen. In einem 1970 geschriebenen Buch erwähnte Alfred Grosser, dass Westdeutschland das vermutlich einzige Land auf der Welt ist (war!), in dem es Universitäten gibt, wo man nur als Marxist Professor werden kann, und gleichzeitig Universitäten, in denen man als Marxist garantiert nicht Professor werden kann.

Anders als in der DDR waren die meisten aber keine Sowjet-Marxisten, sondern Sozialisten (also keine Kommunisten), Trotzkisten, Maoisten etc. Im Philosophiekurs auf dem Gymnasium waren bei uns auch zwei Anhänger (Mitglieder?) der KPD (maoistisch - nicht zu verwechseln mit der 1956 verbotenen KPD oder der KPD/ML …).

Ich habe mich auch mit dem Kommunismus auseinandergesetzt - aber vor allem mit Blick auf die Praxis, von Lenins Oktoberputsch bis Pol Pot. Ein wenig hat das auch mit meinem streng antikommunistischen Vater zu tun …

hkmwk antworten
Wutzky
 Wutzky
(@wutzky)
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@hkmwk 

Veröffentlicht von: @hkmwk

Anders als in der DDR waren die meisten aber keine Sowjet-Marxisten, sondern Sozialisten (also keine Kommunisten), Trotzkisten, Maoisten etc.

Das klingt ja alles sehr verwirrend. Bei uns waren die Dinge einfach: Siegen haben wir allein von der ruhmreichen Sowjetunion gelernt, Trotzki war ja schon von Stalin gecancelt worden, und nach dessen Tod hat man bei uns auch Stalin selbst gecancelt. Daß es Mao oder Pol Pot gab, erfuhren wir nur aus den Westnachrichten, doch es blieb für uns bedeutungslos. 

Auch das mit Sozialismus und Kommunismus war klar geregelt: Der "real existierende", "noch unvollkommene" Sozialismus war die Vorstufe, und der Kommunismus wäre dann Ausdruck des endgültigen weltweiten Sieges über den Kapitalismus gewesen. Aus heutiger Sicht finde ich es bemerkenswert, daß in der DDR nie vom "Nationalsozialismus" die Rede war, sondern immer vom "Faschismus". 

Nun ja, wir haben das Beste draus gemacht. Der allgegenwärtige Druck von oben hat die viel zitierte und heute schmerzlich vermißte "Kameradschaft" untereinander gestärkt, das Zusammenrücken gegen den gemeinsamen Feind.

Dafür, daß ich noch in der DDR zum Glauben gefunden habe, bin ich bis heute UNENDLICH dankbar. Es war in der DDR nicht offiziell verboten, aber es hat dennoch etwas gekostet. Das hat es so wertvoll gemacht. Die Mauer engte zwar immer noch ein, aber wir hatten eine Freiheit nach oben, und es  gab sogar Privilegien für Christen, etwa die Möglichkeit, sich christliche Bücher aus dem Westen schicken zu lassen. Ich denke gern daran, wie man in den großen kirchlichen Veranstaltungen auch ausdrücklich die "dienstlich Anwesenden" begrüßt hat. Sie haben immer besonderen Beifall bekommen - gut, daß sie da waren, denn auch sie brauchten ja Jesus.

wutzky antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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@wutzky 

Der allgegenwärtige Druck von oben hat die viel zitierte und heute schmerzlich vermißte "Kameradschaft" untereinander gestärkt, das Zusammenrücken gegen den gemeinsamen Feind.

Manche haben es so vermisst, dass sich das heute wieder findet... wobei ich nicht unterstellen will, dass es sich dabei um dieselben Leute oder gar um dieselbe Situation handelt. Aber den Staat als "gemeinsamen Feind" zu betrachten scheint manchen Leuten eine Art nostaligischen Trost zu verschaffen...

 

Ich denke gern daran, wie man in den großen kirchlichen Veranstaltungen auch ausdrücklich die "dienstlich Anwesenden" begrüßt hat. Sie haben immer besonderen Beifall bekommen - gut, daß sie da waren, denn auch sie brauchten ja Jesus.

Ich denke allerdings trotzdem, dass jeder auch die Warnung verstanden hat...

 

lucan-7 antworten
Wutzky
 Wutzky
(@wutzky)
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@lucan-7 

Veröffentlicht von: @lucan-7

Mir ist keine Offenbarung durch Gott bekannt, wenn man von der Schöpfung selbst vielleicht mal absieht. Alles, was in der Bibel steht, wurde von Menschen geschrieben. Das kann man glauben oder nicht...

Genau das. Glaube ist eine Entscheidungssache. Gott macht es nicht zwingend eindeutig, er läßt uns die Entscheidungsfreiheit (im Gegensatz zu manchen Christen, die aus übermäßiger Begeisterung missionarischen Druck machen - zuweilen gehöre auch ich dazu). Liebe wäre nicht echt, wenn sie erzwungen oder uns irgendwie roboterhaft einprogrammiert wäre. Deshalb gibt es auch keinen wissenschaftlichen Befund, der zwingend auf Gott weist, und er offenbart sich auch nicht mit hollywoodreifen Knalleffekten.

Aus welchem Grund auch immer hat der Schöpfer des Kosmos mit seinen riesigen Galaxien und gewaltigen Energien sich entschieden, uns Menschen im kleinen und mit leisen Tönen zu begegnen. Der mächtige Gott offenbart sich seinen Geschöpfen als ein hilfloses, in Windeln gewickeltes und von seinen menschlichen Eltern völlig abhängiges Wesen - und das weitab vom Zentrum der Macht, in einem winzigen Kaff in einer abgelegegen römischen Provinz. Allein das ist eine so abgefahrene und menschen-untypische Idee, daß sich das kein Mensch hätte ausdenken können, und man es fast schon als Gottesbeweis nehmen könnte.

Gott ist kein Objekt, das man zur Untersuchung auf den Objektträger legt. Er ist ein Subjekt, eine Person, ein Gegenüber, oder wie Martin Buber sagt, ein "Du". Man kann ihn zum "Es" machen, endlos ÜBER ihn sprechen und jede Menge Erkenntnis über ihn sammeln, ohne daß sich etwas verändert. Aber man kann eben auch MIT ihm sprechen - und ihn als unmittelbares "Du" erkennen. Ich zitiere, wie schon in einem früheren Beitrag, noch einmal Harald Lesch: "Es gibt kein Meßinstrument für Gott, es sei denn, der Mensch selbst ist dieses Meßinstrument."

Veröffentlicht von: @lucan-7

Aber den Staat als "gemeinsamen Feind" zu betrachten scheint manchen Leuten eine Art nostaligischen Trost zu verschaffen...

Sprichst Du vom "demokratieunfähigen Dunkeldeutschland"? Wir Ossis haben erlebt, wie sich eine Diktatur anfühlt, und was zentral gelenkte Planwirtschaft anrichtet. Wir haben erlebt, wie ein Land und seine Wirtschaft zugrunde geht, haben 89 mit Gottes Hilfe den Sozialismus abgeschüttelt und hofften, so etwas NIE WIEDER zu erleben. Daß wir nun gerade mal eine Generation später wieder dieselbe zerstörerische Dynamik erleben, nur diesmal in grün, und daß man im Westen unsere Warnungen nicht hören will oder nicht versteht oder mißdeutet, macht mich traurig.

Ich gehe allerdings nicht auf die Straße, zumal man nicht weiß, wer da noch alles mitläuft. Wie in der DDR gelernt, verzichte ich auf Kampf und Lautstärke, um mich nicht zu verschleißen oder canceln zu lassen, so daß ich dann mit Rat, Tat oder Orientierung zur Stelle sein kann, wenn der Wiederaufbau beginnt. Als Christ beobachte ich, ordne geistlich ein, bete, bleibe wachsam, meide Verführung - so wie Jesus lehrt. Ich meine im derzeitigen Geschehen das Gericht des Gottes zu sehen, den das einst christliche Abendland vergessen und durch Götzendienst und fragliche "Werte" ersetzt hat. Es ist noch kein Endzeitgericht, aber es ist ein Gericht zur Umkehr: Er rüttelt uns auf, will uns auf sich aufmerksam machen, ruft uns zurück zu sich, bietet uns noch mal seinen Frieden an.

wutzky antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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@wutzky 

Der mächtige Gott offenbart sich seinen Geschöpfen als ein hilfloses, in Windeln gewickeltes und von seinen menschlichen Eltern völlig abhängiges Wesen - und das weitab vom Zentrum der Macht, in einem winzigen Kaff in einer abgelegegen römischen Provinz. Allein das ist eine so abgefahrene und menschen-untypische Idee, daß sich das kein Mensch hätte ausdenken können, und man es fast schon als Gottesbeweis nehmen könnte.

Nun, offenbar fühlten sich aber eine Menge Leute von der Geschichte angesprochen. Und zwar weniger die Herrschenden, sondern die einfachen Leute.

Später haben die Herrschenden diesen Gott dann für sich übernommen und einen klassischen Herrschergott daraus gemacht, weil der ihnen halt besser in den Kram passte...

 

Sprichst Du vom "demokratieunfähigen Dunkeldeutschland"? Wir Ossis haben erlebt, wie sich eine Diktatur anfühlt, und was zentral gelenkte Planwirtschaft anrichtet. Wir haben erlebt, wie ein Land und seine Wirtschaft zugrunde geht, haben 89 mit Gottes Hilfe den Sozialismus abgeschüttelt und hofften, so etwas NIE WIEDER zu erleben.

Da meine Familie zum Teil aus der DDR stammt habe ich da in diesen Jahren auch einiges mitbekommen... aber ich glaube, man muss da aufgewachsen sein, um es wirklich verstehen zu können. Vieles von dem was da jetzt etwa in Thüringen passiert ist für mich unverständlich, und ich suche nach möglichen Erklärungen. Viele mögen denken, nicht nur von der DDR, sondern auch von der BRD betrogen worden zu sein... und jetzt wollen sie Leute wählen, die sie wieder betrügen werden...

Aber das Ganze zieht sich ja über mehrere Generationen und ist deshalb nicht so einfach. Wäre vielleicht mal ein eigenes Thema wert, was da jetzt eigentlich los ist...

lucan-7 antworten
Queequeg
(@queequeg)
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@lucan-7 

"jetzt wollen sie Leute wählen, die sie wieder betrügen werden..."

Das ist leider wahr, aber keineswegs ein Ex-DDR-Problem, sondern ein weltweites. Überall feiert rechtspopulistisches Gedankengut fröhliche Urständ und gewinnen die einfachen Problemlöser Zulauf.

queequeg antworten
Arcangel
(@arcangel)
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@queequeg 

Liegt das vielleicht daran, dass die linken Ideologien zu bunte Blüten treiben, während linke Ideologen ihre Versprechen nicht einhalten können.

Ausserdem ist nicht alles, was nicht stramm links ist, gleicht rechts. Genau sowenig wie jeder Sozialdemokrat gleich ein Kommunist ist.

arcangel antworten
Queequeg
(@queequeg)
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@arcangel 

Liegt vielleicht daran, dass die Wirklichkeit rundum komplexer ist, als einfache Antworten suggerieren.

queequeg antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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@arcangel 

Liegt das vielleicht daran, dass die linken Ideologien zu bunte Blüten treiben, während linke Ideologen ihre Versprechen nicht einhalten können.

Dass die "Linken" Schuld am Erfolg der Rechtsextremen sind ist wohl etwas zu kurz gedacht, auch wenn es da natürlich Zusammenhänge gibt. Aber gleich die Demokratie in Frage zu stellen, nur weil man bestimmte politische Ansichten ablehnt, kann ja nicht die Antwort sein.

Oder besser gesagt: Es ist natürlich eine mögliche Antwort... aber keine, die in einer Demokratie akzeptabel wäre.

Ist aber sicher ein eigenes Thema wert...

lucan-7 antworten
Arcangel
(@arcangel)
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@lucan-7 

Dass die "Linken" Schuld am Erfolg der Rechtsextremen sind ist wohl etwas zu kurz gedacht

Es geht ja nicht um Schuld, sondern darum, dass sich Menschen anderen Ideen zuwenden, weil das bisherige sie enttäuscht hat.

Anstatt alles als rechtspopulistisch zu verteufeln, sollte man sich vielleicht einmal fragen, warum sind die Menschen vom gehabten enttäuscht.

arcangel antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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@arcangel 

Anstatt alles als rechtspopulistisch zu verteufeln, sollte man sich vielleicht einmal fragen, warum sind die Menschen vom gehabten enttäuscht.

Ich hatte da verschiedene Diskussionen... und es geht hier fast immer um irrationale Ängste und Vorurteile. Es ist schwer, mit so etwas umzugehen. Denn um diese Leute zu erreichen, müsste man sie ernst nehmen. Damit sie sich ernst genommen fühlen, müsste man ihre Vorurteile bestätigen. Und wenn man ihre Vorurteile bestätigt, kommt man nicht mehr weiter.

Das macht die Sache praktisch unmöglich...

lucan-7 antworten
Arcangel
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@lucan-7 

Kommt halt immer darauf an, warum Rechts gewählt wird.

Wählt man rechts, weil man selbst diese Ideologie teilt oder wählt man rechts, weil man von Links enttäuscht ist.

Hier haben zum Beispiel die Grünen und die Grünliberalen massiv verloren. Mitte Rechts hat zugelegt, sodass Narrativ. Welches nur stimmt, wenn man die letzten Wahlen als vergleich, hernimmt, vergleicht man mit den letzten paar Wahlen.

Analysiert man hier die Zahlen sieht man das die Grünen 2019 nach Fukushima auf einem Themenkonjukturhoch ritten, der ihnen einen massiven Zuwachs anstimmen brachten. Vergleicht man die aktuellen Wahlen mit denen von 2015, sieht man, dass die Grünen zugelegt haben. Die Grünen waren 2019 einfach aufgrund der Themenkonjunktur überbewertet.

Trotzdem malen viele linke Medien ein Untergangszenario des Rechtsrutsches, der die Gesellschaft in den Faschismus führt.

Sorry, die Parteienlandschaft in der Schweiz verändert sich um ein paar wenige Prozent nach links oder rechts. Ohne das es wirklich einen nennenswerten wechsel in der Politik gibt.

arcangel antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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@arcangel 

Wählt man rechts, weil man selbst diese Ideologie teilt oder wählt man rechts, weil man von Links enttäuscht ist.

Weder noch. Auch wenn "die Linken" als Feindbild dienen gilt die Enttäuschung dem Staat und "denen da oben" als Ganzes. Gibt ja schliesslich noch andere Parteien als Linke und Grüne, aber die werden auch nicht als besser betrachtet.

Meiner Ansicht nach gibt es da eine Angst, von Leuten mit gänzlich anderen Ansichten untergebuttert zu werden... von Leuten, die zu viel verändern wollen, die letztlich nur zerstören wollen und deshalb eine Bedrohung darstellen. Und dieser Bedrohung kann man nur noch mit massiver Härte begegnen, notfalls auch mit Gewalt, denn Kompromisse sind hier nicht mehr möglich. Und indem die eigenen Räume beschützt werden und der Gegner sich zurückziehen muss wird die "Balance" wieder hergestellt, alles ist wieder gut, der "demokratische" Wille des Volkes wurde durchgesetzt.

Dass das überhaupt nichts mit "demokratischem Willen" zu tun hat, sondern nichts anderes als eine Diktatur ist wird gar nicht wahrgenommen.

Denn der "Feind", also in erster Linie die "Linken", werden ja gar nicht als dem "Volk" zugehörig betrachtet. Können sie auch nicht sein, weil sie ja der "Gegner" sind. Folglich braucht ihnen hier auch keine Stimme zugestanden zu werden.

lucan-7 antworten
Arcangel
(@arcangel)
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@lucan-7 

Das mag so in Deutschland sein, in der Schweiz ist dies ein verschwindend kleiner teil der Wählerschaft.

Das Misstrauen gegenüber dem Staat hat zwar auch in der Schweiz zugenommen, aber auf einem extrem tiefen Niveau. Die überwiegende Mehrheit vertraut dem Staat.

Hängt vielleicht damit zusammen, dass hier der Stimmbürger auf allen Ebenen mitreden kann.

arcangel antworten
Queequeg
(@queequeg)
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@lucan-7 

Ja, das ist das Problem. Rechtspopulismus und Rechtsextremismus gedeiht auf dem Boden von Angst aller bestens.

Und gegen Angst helfen keine schlauen Überlegungen, sondern nur das Angebot starker Männer auf sofortige Problemlöser.

queequeg antworten
Arcangel
(@arcangel)
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@queequeg 

Ja, das ist das Problem. Rechtspopulismus und Rechtsextremismus gedeiht auf dem Boden von Angst aller bestens.

Aber das ist das Problem der Linken, die nehmen die Angst der Menschen nicht ernst. Denn die Angst mag unbegründet oder herbei fabuliert sein. Aber die Angst als Gefühl ist real und bestimmt die Entscheidungen.

Und wenn nun Verängstigte von den Linken ständig hört, dass diese Angst nur rassistisches, homophobes Geschrei sei, obwohl man selbst ein differenziertes Bild zur Einwanderung und Einwanderer hat und durchaus der Meinung ist leben und leben lassen ist die beste Devise gerade wen es um Sexualität geht.

Wenn jetzt diesen Wählern ständig an den Kopf geworfen wird, dass sie lebenswürdige rassistische Untermenschen seien, dann wird halt die Partei gewählt, die ihnen hofiert.

Aber weisst du, was sonnst noch gut auf dem Boden der Angst gedeiht, radikale linke Ideologie. Die Extreme unterscheiden sich nicht grossartig, und beide rekrutieren durch Angst.

Die extreme Linke hat keinerlei moralischen Vorsprung vor der extremen Rechten.

Wenn ich Slogans wie: "Queer for Hamas" hören, wird einem übel. Was ist als nächstens "Jews for Adolf"

arcangel antworten
Queequeg
(@queequeg)
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@arcangel 

Ich hab doch oben gesagt, dass das Problem der Wirklichkeit rundum ist. Jede einfache Lösung - von links, rechts, oben und unten und sonst woher - ist eine Lüge.

queequeg antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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@arcangel 

Aber das ist das Problem der Linken, die nehmen die Angst der Menschen nicht ernst. Denn die Angst mag unbegründet oder herbei fabuliert sein. Aber die Angst als Gefühl ist real und bestimmt die Entscheidungen.

Wie gesagt, ich habe solche Diskussionen geführt.

Da besteht dann die Angst vor "Überfremdung" und vom "großen Austausch", der von der Politik bewusst herbeigeführt wird. Da werden Afrikaner als minderwertig umschrieben ("umschrieben" deshalb, weil es keiner direkt sagt, aber das Ergebnis ist immer: Diese Leute taugen nichts, die passen nicht hierher, die sind meistens einfach nur dumm und faul).

Da ist dann die Rede davon, dass Kinder "frühsexualisiert" werden sollen, was nichts anderes als ein Buzzword ist, bei dem man in seiner Phantasie alles an schrecklichen Dingen einfügen kann, die man sich so vorstellen kann... also, dass Kinder gezielt schwul gemacht oder zur Transsexualität ermutigt werden sollen und jegliche sexuelle Perversität als "normal" dargestellt werden soll.

Und der vermeintliche "Klimawandel" dient ja auch nur dazu, die aufrichtigen und anständigen Bürger dieses Landes zu schikanieren, sie kleinzuhalten, auszuplündern und zum Schweigen zu bringen.

Das sind die Ängste, mit denen ich da konfrontiert werde... in unterschiedlichen Ausprägungen, manchmal nur angedeutet ("irgendwas ist da doch dran") bis hin zur ganz großen Weltverschwörung (ja, die Juden mal wieder!).

 

Und jetzt erkläre mir doch bitte mal, wie ich das "ernst" nehmen soll. Sicher, ich kann bestätigen, dass ich auch nicht jeden Menschen mag, der von weit her nach Deutschland kommt, und manche Leute sind da wirklich problematisch. Darüber muss gesprochen werden.

Aber in diesem Umfang kann ich das nicht ernst nehmen...

 

Und wenn nun Verängstigte von den Linken ständig hört, dass diese Angst nur rassistisches, homophobes Geschrei sei, obwohl man selbst ein differenziertes Bild zur Einwanderung und Einwanderer hat und durchaus der Meinung ist leben und leben lassen ist die beste Devise gerade wen es um Sexualität geht.

Ja, das sagen diese Leute auch... die haben nichts gegen Homosexuelle, nur gegen Homosexuelle, die sich in die Öffentlichkeit drängen - sprich: die sollen halt unsichtbar sein, dann können die auch machen, was sie wollen.

Und natürlich haben diese Leute auch irgendeinen Kumpel namens "Mohammed" oder "Hassan", womit bewiesen wäre, dass sie auf keinen Fall Rassisten sein können (Über die Ansichten von "Hassan" und "Mohammed" bezüglich dieser Themen sprechen wir mal lieber nicht, aber die Kumpels sind schon schwer in Ordnung, keine Frage...)

 

Ich weiss nicht wirklich, wie man da Gefühle ernst nehmen soll, ohne den Leuten klar und deutlich zu sagen, was sie sind...

 

 

lucan-7 antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 6501

@lucan-7 

Da ist dann die Rede davon, dass Kinder "frühsexualisiert" werden sollen

Davon habe ich schon als junger Erwachsener (Ende 70-er) gelesen, bei Christa Meves, die das mit Fallbeispielen aus ihrer Beratungspraxis illustrierte. Beispielsweise das Mädchen, das vom Freund der (geschiedenen) Mutter missbraucht wurde, deshalb zum Vater kam, der bald darauf das Jugendamt bat, es abzuholen, weil es ihn immer wieder zu erotischen Spielchen aufforderte (der Freund der Mutter hatte offenbar »einvernehmlich« agiert).

Und ich habe es seinerzeit life am Radio miterlebt, wie unter den Zuschaueranrufen an die Sex-Experten ein Mädchen folgende Frage stellte: Wenn man Geschlechtsverkehr vor der Geschlechtsreife hat, kann man dann beim ersten Eisprung schwanger werden, bevor eine Menstruation stattfindet, oder passiert die auf jeden Fall? Und als die Experten da entweder auswichen oder die Frage nicht richtig verstanden hatten, hat sie immer dringlicher nachgefragt - die war wohl persönlich davon betroffen.

Frühsexualisierung gibts, sie beginnt mit drüber reden (das soll nichts gegen altersgemäße Aufklärung sagen, bevor das jemand missversteht). Mit »Perversion« hat sie erst mal nichts zu tun (wenn man davon absieht, dass Sex mit Kindern pervers ist, natürlich).

Und es gibt bis heute Fälle (ich hoffe doch: Einzel- und Extremfälle), wo Ideen aus der Pädophilenbewegung in der Pädagogik benutzt werden - etwa wenn Kentler-Schüler an Aufklärungsbüchern für Grundschulkinder mitarbeiten.

und jegliche sexuelle Perversität als "normal" dargestellt werden soll.

Die meisten Perversionen, die im Biologiebuch meines älteren Bruders genannt wurden, gelten doch heute als »normal« …

hkmwk antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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Beiträge : 20187

@hkmwk 

Davon habe ich schon als junger Erwachsener (Ende 70-er) gelesen, bei Christa Meves, die das mit Fallbeispielen aus ihrer Beratungspraxis illustrierte.

Das war damals aber ein völlig anders Thema. Damals haben sich angesichts der sexuellen Revolution auch manche Nicht-Pädophilen zu der Ansicht hinreißen lassen, dass es doch sicher eine gute Idee sei, Kinder so früh wie möglich an die eigene Sexualität heranzuführen. Das hat sich bekanntlich als schwerer Irrtum herausgestellt, und jene, die das trotzdem weiter verfolgt haben, hatten da weniger die Interessen der Kinder als ihre eigenen Bedürfnisse im Sinn.

Heute geht es aber einerseits um homosexuelle Partnerschaften, die für viele Menschen nun einmal Lebensrealität sind, und um Transidentität, ein Thema, das für betroffene Kinder in der Tat bereits relevant ist. Beide Themen lassen sich auch fernab der Sexualität besprechen.

lucan-7 antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
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@lucan-7 

Heute geht es aber einerseits um homosexuelle Partnerschaften

… nicht nur. Auch um sexuelle Praktiken, die schon Grundschulkindern erklärt werden.

und jene, die das trotzdem weiter verfolgt haben

Einige anscheinend noch heute.

hkmwk antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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Beiträge : 20187

@hkmwk 

… nicht nur. Auch um sexuelle Praktiken, die schon Grundschulkindern erklärt werden.

Wann immer solche Gerüchte auftauchen handelt es sich um Vorschläge irgendwelcher Spinner oder um Einzelfälle bestimmter Pädagogen, die dann meist ganz schnell wieder entfernt werden.

Dass "Sexualpraktiken" offiziell auf dem Lehrplan von Grundschulen stehen müsstest du mir dann erst nochmal zeigen.

lucan-7 antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

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@lucan-7 

Lehrplan wär zu hoch gegriffen - aber Broschüren oder auch Theaterspiele der Roten Grütze … hab mir jetzt aber keine Belege aufgehoben.

hkmwk antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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Beiträge : 20187

@hkmwk 

Lehrplan wär zu hoch gegriffen - aber Broschüren oder auch Theaterspiele der Roten Grütze … hab mir jetzt aber keine Belege aufgehoben.

War ja vor einiger Zeit auch mal hier im Forum Thema. Alles, was mir da untergekommen ist waren Broschüren und Vorschläge irgendwelcher dubioser Vereine, die aber nie an irgendwelchen Schulen umgesetzt wurden... oder eben einzelne Pädagogen, deren Treiben ganz schnell wieder beendet wurde, sobald es publik wurde.

Dass es da von Seiten der Behörden irgendetwas in Richtung "Sexualpraktiken" gegeben hätte wäre mir nicht bekannt - egal wie linksgrün die jeweilige Landesregierung auch sein mag.

lucan-7 antworten
Arcangel
(@arcangel)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 4156

@lucan-7 

Da besteht dann die Angst vor "Überfremdung" und vom "großen Austausch", der von der Politik bewusst herbeigeführt wird. Da werden Afrikaner als minderwertig umschrieben ("umschrieben" deshalb, weil es keiner direkt sagt, aber das Ergebnis ist immer: Diese Leute taugen nichts, die passen nicht hierher, die sind meistens einfach nur dumm und faul).

Also ich weiss nicht unser grösstes Migrantenproblem sind die Deutschen, die uns die Arbeitsplätze stehlen, die Strassen verstopfen, den ÖV überstrapazieren und die Wohnungsmarkt anheizen. 😉

Über diese Themen kann man reden, ohne das man sie validiert.

Was man aber ganz sicher tut, wenn man solchen Menschen als *phob oder was auch immer verschreit. Man sie in ihrer Sicht bestärkt. Man kann solche Menschen ja mal mit in die Suppenküche nehmen, wo Schwarzafrikaner den Obdachlosen Hilfeleisten, Lebensmittelverteilung organisieren oder man spielt mit Migranten Fussball, lebt mit ihnen in einer WG kurz lernt sie kennen. Das ist natürlich die persönliche ebene.

Auf politischer Ebene habe ich vor ca 2 Monaten ein Video einer Bürgerfragestunde in einer Deutschen Stadt gesehen. Da war der Bürgermeister und einige von der Verwaltung die red und Antwort standen, über ein geplantes Asylzentrum gleich neben einer Grundschule. Einige der Eltern voten gingen in die Richtung, die du ansprichst. Aber es gab einige durchaus normale und berechtigte Bedenken. Die Antwort der Stadtregierung auf so ziemlich alle Fragen war entweder, vertraut uns, es wird schon nichts passieren, oder das ist rassistischer Blödsinn. Auf keine Frage wurde konkret oder differenziert eingegangen. Ich weiss nicht, ob dies einfacher unverbindlicher Politiker blabla war, damit sie auf nichts behaftet werden können, aber es machte auf mich eher den Eindruck, dass die Regierung die anwesenden Eltern mit ihren Sorgen nicht ernst genommen haben.

Kein Wunder wird man wütend auf die Regierung, wenn man auf konkrete Fragen nur mit Worthülsen abgespeist wird und dabei den Eindruck vermittelt bekommt, nicht ernst genommen zu werden.

Ängste müssen ernst genommen und adressiert werden und nicht mit Plattitüden verteufelt, sonst kommt jemand und schlägt Kapital daraus.

Und wenn Eltern eine Konservative Sexualmoral hat, dann jagt man diese davon, wenn man sie als XY-phob bezeichnet nur, weil sie nicht wollen das ihr Kind in der Krippe seine Sexualität erforscht.

Darum bin ich froh, dass hier das Schulsystem so föderal organisiert ist. Da muss das liberale städtische Modell nicht einer konservativen ländlichen Bevölkerung aufgezwungen werden und umgekehrt.

arcangel antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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Beiträge : 20187

@arcangel 

Über diese Themen kann man reden, ohne das man sie validiert.

Was man aber ganz sicher tut, wenn man solchen Menschen als *phob oder was auch immer verschreit. Man sie in ihrer Sicht bestärkt. Man kann solche Menschen ja mal mit in die Suppenküche nehmen, wo Schwarzafrikaner den Obdachlosen Hilfeleisten, Lebensmittelverteilung organisieren oder man spielt mit Migranten Fussball, lebt mit ihnen in einer WG kurz lernt sie kennen. Das ist natürlich die persönliche ebene.

Das Problem ist, dass viele dieser Menschen sich vor Migranten fürchten, die sie eben NICHT kennen. Die wenigen, denen man vielleicht mal begegnet ist, sind schon in Ordnung... aber die ANDEREN (Jene, von denen man nur aus den Medien gehört hat), die sind es eben nicht.

Da sind dann halt auch viele irrationalen Ängste dabei.

 

Da war der Bürgermeister und einige von der Verwaltung die red und Antwort standen, über ein geplantes Asylzentrum gleich neben einer Grundschule. Einige der Eltern voten gingen in die Richtung, die du ansprichst. Aber es gab einige durchaus normale und berechtigte Bedenken. Die Antwort der Stadtregierung auf so ziemlich alle Fragen war entweder, vertraut uns, es wird schon nichts passieren, oder das ist rassistischer Blödsinn. Auf keine Frage wurde konkret oder differenziert eingegangen.

Da müsste man jetzt die Fragen noch mal im Einzelnen betrachten. Ich arbeite ja in einem eher "linken" Umfeld, also mit Leuten, denen das Recht auf Asyl und dergleichen sehr am Herzen liegt... aber grade weil sich die Leute damit befassen und sich auskennen werden hier auch ganz konkret die Probleme angesprochen. Manche, die sich da engagieren sind auch schon bedroht worden. Man muss sich einfach darüber im Klaren sein, dass "Asyl", wenn man es ernst nimmt, eben auch bedeutet, dass Leute ins Land kommen, die Krieg und Gewalt erfahren haben... oder sogar daran beteiligt gewesen sind, bevor sie fliehen konnten. Viele Menschen sind traumatisiert, da kann man nicht erwarten, dass die mal schnell einen Deutschkurs machen und dann hier voll integriert sind.

Viele Probleme sind da sehr real, und natürlich muss man das ansprechen und Sorgen ernst nehmen.

Aber man muss da schon unterscheiden, zwischen berechtigten Sorgen und irgendwelchen Verschwörungserzählungen...

Und wenn Eltern eine Konservative Sexualmoral hat, dann jagt man diese davon, wenn man sie als XY-phob bezeichnet nur, weil sie nicht wollen das ihr Kind in der Krippe seine Sexualität erforscht.

...dann sollte man diesen Eltern als erstes deutlich sagen, dass es überhauzpt nicht darum geht, dass das Kind "seine Sexualität erforscht" - sondern dass es sich in einer Welt zurechtfindet, die eben etwas komplexer ist , als es noch vor wenigen Jahren der Fall war.

Es geht nicht darum, zu Sexualität zu ermutigen oder ähnliche Dinge... es geht darum, dass Kinder bestimmte Dinge, mit denen sie konfrontiert werden, richtig einordnen können.

 

 

lucan-7 antworten
Arcangel
(@arcangel)
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@lucan-7 

...dann sollte man diesen Eltern als erstes deutlich sagen, dass es überhauzpt nicht darum geht, dass das Kind "seine Sexualität erforscht" - sondern dass es sich in einer Welt zurechtfindet, die eben etwas komplexer ist , als es noch vor wenigen Jahren der Fall war.

Genau, man kann Ängste vernünftig ansprechen und thematisieren. Was aber viele erleben ist das sie überhaupt nicht gehört, werden noch für ernst genommen werden.

arcangel antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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@arcangel 

Genau, man kann Ängste vernünftig ansprechen und thematisieren. Was aber viele erleben ist das sie überhaupt nicht gehört, werden noch für ernst genommen werden.

Das betrifft aber immer beide Seiten. Wenn man seine Ängste begründet vortragen kann, dann sollte man in den allermeisten Fällen auch ernst genommen werden.

Wenn Eltern also lospoltern: "Ich will nicht, dass mein Kind frühsexualisiert wird!" - dann ist der Ofen meist schon aus, wie will man darüber noch diskutieren...? Je mehr man beschwichtigt, desto mehr regen sie sich auf...

Wenn die Eltern aber stattdessen sagen: "Wisen sie, Sexualität ist so ein heikles Thema... können sie mir bitte genau erklären, was das für Themen sind, die sie die ansprechen und was sie damit bezwecken?" - dann hat man eine Grundlage, über die man sprechen kann, und die Eltern können dann immer noch einwerfen, dass sie dies oder jenes ablehnen.

lucan-7 antworten
Arcangel
(@arcangel)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

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@lucan-7 

Das betrifft aber immer beide Seiten. Wenn man seine Ängste begründet vortragen kann, dann sollte man in den allermeisten Fällen auch ernst genommen werden.

Ich erwarte von gewählten Politikern, dass sie die Erwachsenen im Raum sind.

arcangel antworten
Wutzky
 Wutzky
(@wutzky)
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@queequeg 

Veröffentlicht von: @queequeg

Und gegen Angst helfen keine schlauen Überlegungen, sondern nur das Angebot starker Männer auf sofortige Problemlöser.

Woraus sich die Frage ergibt, wie klug es von der Politik war/ist, Corona-, Klima- oder sonstige Angst in großem Ausmaß zu schüren. 

wutzky antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
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@wutzky (zum Beitrag)

Wir Ossis haben erlebt, wie sich eine Diktatur anfühlt, und was zentral gelenkte Planwirtschaft anrichtet.

Das mag ja sein, aber in Sachen Theorie habt ihr offenbar Defizite - niemand (außer evtl. der Linkspartei) will hier eine Planwirtschaft einführen. Die Grünen (insbesondere Habeck und Kretschmann) sind Anhänger der Marktwirtschaft. Ich auch. Denn Marktwirtschaft hat den Vorteil, über das Signal »Preis« Informationen zu verteilen, die dazu sorgen, dass vorhandene Nachfrage optimal befriedigt wird.

Allerdings ist Nachfrage nicht das Gleiche wie Bedürfnisse. Ein Milliardär kann problemlos 100.000 pro Jahr an Nachfrage erzeugen, die wird genauso optimal befriedigt wie die Nachfrage, die ein Hilfsarbeiter generiert.

Und Marktwirtschaft hat den Nachteil, dass die Reichen reicher und die Armen ärmer werden - natürlich gibt es Ausnahmen, aber statistisch gesehen ist das stets so. Und nicht nur auf der individuellen Ebene: Bei der Wiedervereinigung war eigentlich absehbar, dass die arme DDR ärmer und der Westen reicher wird - so funktioniert eben Marktwirtschaft. Es musst viel Geld vom Westen in den Osten gepumpt werden, um das umzukehren.

Es ist eben so: Man braucht Geldtransfer »von oben nach unten«, um den marktbedingten Geldtransfer »von unten nach oben« auszugleichen.

Wenn man sich jetzt anschaut, was Parteien dazu meinen, also wie sehr sie die Interessen der Reichen vertreten, die Nichts nach »unten« abgeben wollen, erhalten wir folgende Hitliste:

  1. FDP
  2. AfD (achte auf das, was sie tun bzw. im Programm steht, nicht auf ihre Reden!)
  3. Grüne
  4. CDU/CSU
  5. SPD
  6. Linke

Nun gibt es natürlich noch andere Punkte, die zu bedenken sind, etwa bei den Linken die Vergangenheit als SED und die Vorleibe für Planwirtschaft …

Und es gibt andere Interessen, etwa das an einer stabilen Umwelt. Schauen wir uns an, wie sehr einer Partei Umweltschutz am Herzen liegt:

  • Grüne
  • CSU
  • SPD
  • CDU
  • FDP
  • AfD

Bei der Linkspartei bin ich mir da nicht sicher. also hab ich sie ausgelassen … und da »Umweltschutz« viele Punkte umfasst, kann man je nach deren Gewichtung auch zu einer etwas anderen Reihenfolge kommen. Aber dass Grüne am meisten und AfD am wenigsten für unsere Zukunft tun (wollen), steht für mich fest.

zentral gelenkte Planwirtschaft

Das Gegenmodell davon ist eine Marktwirtschaft mit Regeln (z.B. Verboten bestimmter schädlicher Produktionen) und Lenkungsmöglichkeiten (vom Leitzins der Zentralbank bis zu Steuern und Subventionen). Und was Links-grün will, ist genau so was. Die FDP hätte dagegen eine ungebremste Marktwirtschaft, also so was Ähnliches wie das, was 1990/91 über die DDR hereinbrach. Ob das besser oder schlechter als Planwirtschaft ist, weiß ich nicht. Als Wessi kann ich »nur« die Theorie liefern, die Praxis kennst du.

hkmwk antworten
Wutzky
 Wutzky
(@wutzky)
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@hkmwk 

Veröffentlicht von: @hkmwk

Das mag ja sein, aber in Sachen Theorie habt ihr offenbar Defizite - niemand (außer evtl. der Linkspartei) will hier eine Planwirtschaft einführen. Die Grünen (insbesondere Habeck und Kretschmann) sind Anhänger der Marktwirtschaft. Ich auch. Denn Marktwirtschaft hat den Vorteil, über das Signal »Preis« Informationen zu verteilen, die dazu sorgen, dass vorhandene Nachfrage optimal befriedigt wird.

Nun ja, die kühnen Ampel-Vorstellungen von einer in großem Maßstab CO2-frei umgebauten Wirtschaft riechen schon streng nach Planwirtschaft, nur daß sie ziemlich planlos wirkt und der Kritik von Fachleuten nicht standhält. Und wenn Energie einerseits künstlich verteuert wird, um sie dann wieder zu subventionieren, weil sie zu teuer geworden ist, dann ist ja die Preisinformation als Kern der Marktwirtschaft dahin.

Veröffentlicht von: @hkmwk

Und Marktwirtschaft hat den Nachteil, dass die Reichen reicher und die Armen ärmer werden

Das ist wahr. Doch nachdem sie in der DDR die Kapitalisten rausgeworfen haben, haben sie sich zeitlebens gewundert, daß es an Kapital fehlte - trotz großzügiger Devisenunterstützung durch den Westen. Was blieb, war eine Gleichverteilung des Mangels. 

Das Versprechen von Gleichheit ist vor allem für die Armen eine attraktive Sache. Doch ich denke, daß Schiller es pragmatischer sah: "Wie doch ein einziger Reicher so viele Bettler in Nahrung setzt! Wenn die Könige bauen, haben die Kärrner zu tun."

wutzky antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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@wutzky 

Nun ja, die kühnen Ampel-Vorstellungen von einer in großem Maßstab CO2-frei umgebauten Wirtschaft riechen schon streng nach Planwirtschaft

Es geht schlicht und einfach um ein Verbot von umweltschädlicher Chemie - in diesem Fall ist das Öl, Gas und Kohle.

Das hat man immer schon so gemacht, egal ob es FCKW oder giftige Pflanzenschutzmittel waren - was uns und der Umwelt schadet muss über kurz oder lang verboten werden. Und mit Öl und Gas ist es nicht anders... nur dass wir leider ziemlich abhängig von dem Zeug sind, weshalb das Ganze etwas komplizierter ist.

Die Heizungsumstellung war marketingtechnisch so blöd wie es eben nur geht... in Wahrheit werden Öl- und Gasheizungen in den nächsten Jahren so teuer zu betreiben sein, dass es viel wirtschaftlicher ist, auf eine Wärmepumpe umzusteigen... und zwar dann, wenn man sowieso eine neue Heizung braucht.

Um mehr ging es nicht... aber eine öffentliche Meute hat daraus "Habek nimmt uns die Heizungen weg!" und ähnlichen Quatsch fabriziert... worauf die Grünen dann wiederum regiert haben, indem sie blöd aus der Wäsche guckten und in hektische Aktionen verfielen, statt die Sache einfach mal zu erklären...

 

Das Versprechen von Gleichheit ist vor allem für die Armen eine attraktive Sache.

Ja... und so langsam handelt es sich bei denen um die Mehrheit. Und dann ist irgendwann halt Schluss mit lustig.

lucan-7 antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
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@wutzky (zum Beitrag)

die kühnen Ampel-Vorstellungen von einer in großem Maßstab CO2-frei umgebauten Wirtschaft riechen schon streng nach Planwirtschaft

Inwiefern? Es gibt keinen Plan, wie viele Autos gebaut, wie viel Stahl produziert wird etc. Wie kommst du auf »Planwirtschaft«?

Und wenn Energie einerseits künstlich verteuert wird, um sie dann wieder zu subventionieren, weil sie zu teuer geworden ist, dann ist ja die Preisinformation als Kern der Marktwirtschaft dahin.

Da hast du recht. ich hatte mich gewundert, dass ausgerechnet die FDP damit angefangen hat, die Preisinformation durch eine Benzinsubvention wieder auszubremsen, inzwischen will Habeck auch so was (Industriestrompreis).

Ein wenig erklärt sich das dadurch, dass mit dem Ukrainekrieg und den Folgen eine Verteuerung stattfand, die nicht vorhersehbar war, und die deshalb zum teil kompensiert werden muss. Aber mit Planwirtschaft hat das nichts zu tun - planlos trifft es schon besser, und daran v.a. ist die Uneinigkeit schuld.

haben sie sich zeitlebens gewundert, daß es an Kapital fehlte

Tja, je mehr Gleichheit, desto weniger Wirtschaftswachstum. Die USA sind insgesamt reicher als D, aber haben (noch?) mehr arme Leute als wir, weil die Ungleichheit größer ist.

Zu wenig Sozialstaat ruiniert die Wirtschaft (es ist fast niemand da, der noch was nennenswertes kaufen könnte), zu viel ebenfalls. Irgendwo dazwischen gibt es drei Optima: (1) optimal für die Reichen (2) optimal im Durchschnitt (höchstes BIP o.ä.) (3) optimal für die Armen. Schweden war nahe bei (3), die alte BRD zeitweise nahe an (2), und dank der FDP bewegen wir uns Richtung (1).

Doch ich denke, daß Schiller es pragmatischer sah: "Wie doch ein einziger Reicher so viele Bettler in Nahrung setzt!

Das ist eine Beschreibung der Wirtschaftsform des Feudalismus. Der Feudalherr zieht Abgaben ein und verteilt sie an Bedürftige und/oder treuen Gefolgsleute. Und bei königlichen Banketten, bei denen »alle« Untertanen kostenlos verpflegt werden, wird auch Geld ausgegeben …

Heute würde dies der Finanzierung von Sozialausgaben durch Steuern, sowie staatlichen Investitionen zwecks Ankurbelung der Wirtschaft entsprechen.

hkmwk antworten
Wutzky
 Wutzky
(@wutzky)
Beigetreten : Vor 1 Monat

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@hkmwk 

Es gibt keinen Plan, wie viele Autos gebaut, wie viel Stahl produziert wird etc. Wie kommst du auf »Planwirtschaft«?

Wenn man das Wort Plan mit Zahlen assoziiert, ist es wohl keine Planwirtschaft ... obwohl Ziele wie 15 Millionen Elektroautos oder 400000 Wohnungen ... na ja, sei's drum. Ich mache (ungeachtet eventueller professioneller Definitionen) den Unterschied daran fest, daß die verteilte Schwarmintelligenz der Vielen klüger ist, als ein Macher an zentraler Stelle, eine Regierung oder eine Plankommission es sein könnte. Sollte ich dafür andere Begriffe nutzen?

planlos trifft es schon besser, und daran v.a. ist die Uneinigkeit schuld.

Und die fachliche Inkompetenz. Eine über 100 oder mehr Jahre gewachsene Wirtschaft samt Energieversorgung eben mal in wenigen Jahrzehnten radikal umzubauen, wäre ja schon MIT Fachexpertise ein Husarenstück.

je mehr Gleichheit, desto weniger Wirtschaftswachstum.

Ein sehr einleuchtend klingender Satz. Ich mag solche kompakten, auf den Punkt gebrachten Gedanken. Danke dafür.

Das ist eine Beschreibung der Wirtschaftsform des Feudalismus.

Heute nennt man die Feudalherren Arbeitgeber. 😉

Wie ich Schillers Zitat auf unsere Zeit übertrage: Manche riskieren etwas, unternehmen etwas und schaffen damit Arbeitsplätze: die "Reichen", auch wenn sie manchmal klamm sind, weil sie alles in die Firma stecken. Und andere meiden lieber das Risiko und tun es als "Kärrner", auch wenn sie sich heutzutage Häusle, Blechle und Fernreisen leisten können. Das ist kein Werturteil; es ist gut, daß die Menschen unterschiedlich sind. Ein Unternehmer braucht nun mal auch Mitarbeiter. Das ist ja die Ungleichheit, die Wachstum schafft - wie oben gerade gelernt.

wutzky antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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@wutzky 

Ich mache (ungeachtet eventueller professioneller Definitionen) den Unterschied daran fest, daß die verteilte Schwarmintelligenz der Vielen klüger ist, als ein Macher an zentraler Stelle, eine Regierung oder eine Plankommission es sein könnte. Sollte ich dafür andere Begriffe nutzen?

Das hätte nichts mit "Schwarmintelligenz" zu tun... ohne die Vorgaben der Regierung würden einige wenige Firmen entscheiden, wo genau es gerade am profitabelsten ist zu bauen.

Die Leute, die es sich leisten könnten, hätten dann immer großzügigere Wohnungen.. während die Armen sich auf wenigen Quadratmetern in verfallenen Wohnungen drängeln, die keinen interessieren.

Eine über 100 oder mehr Jahre gewachsene Wirtschaft samt Energieversorgung eben mal in wenigen Jahrzehnten radikal umzubauen, wäre ja schon MIT Fachexpertise ein Husarenstück.

Die Fachexpertise ist da, sie muss nur koordiniert werden. Und es ist ja kein totaler Umbau, die vorhandenen Strukturen werden ja weiter genutzt. Und es funktioniert auch, die erneuerbaren Energien werden ja immer weiter genutzt, der CO2 Ausstoß Deutschlands sinkt bereits.

Wir brauchen halt nur viel mehr davon...

 

je mehr Gleichheit, desto weniger Wirtschaftswachstum.

Ein sehr einleuchtend klingender Satz. Ich mag solche kompakten, auf den Punkt gebrachten Gedanken. Danke dafür.

 

Da möchte ich doch mal einen satz aus der Bibel zweckentfremden: "Die Wirtschaft ist für den Menschen da, nicht der Mensch für die Wirtschaft".

Wir werden nie eine "Gerechtigkeit" in der Art haben, dass alle Menschen das Gleiche besitzen, und das will auch keiner. Aber wenn die Schere zwischen Arm und Reich allzu weit auseinandergeht - und das tut sie zur Zeit - dann verschieben sich die Machtverhältnisse, die Reichen können wie Diktatoren agieren und die Armen werden immer ärmer und verlieren jegliche Teilhabe.

Heute nennt man die Feudalherren Arbeitgeber.

Hoffentlich nicht... aber genau auf dem Weg sind wir: Ins Mitelalter, wo wenige Adelige über das Schicksal der Menschen entschieden... und sich dafür auch noch zujubeln liessen.

 

lucan-7 antworten
Wutzky
 Wutzky
(@wutzky)
Beigetreten : Vor 1 Monat

Beiträge : 36

@lucan-7 

Die Fachexpertise ist da, sie muss nur koordiniert werden.

Ja! Traurig nur, daß das nicht passiert. Die Regierung denkt sich was aus, dann beginnen die Ingenieure und Ökonomen zu rechnen, finden heraus, daß das so nicht funktionieren kann, und schlagen andere Lösungen vor, aber die Regierung hört nicht darauf. Statt dessen sucht sie sich Jasager als Berater.

Da möchte ich doch mal einen satz aus der Bibel zweckentfremden: "Die Wirtschaft ist für den Menschen da, nicht der Mensch für die Wirtschaft".

So sollte es sein. Und man experimentiert auch schon in diese Richtung: New Work, Work-Life-Balance, Vier-Tage-Woche... Doch bisher kann das die eigentlichen Probleme nicht lösen. Notwendig wäre ein radikaler Paradigmenwechsel, der allerdings nicht politischer Natur sein kann, aber angesichts bestehender politischer Regulierungen noch schwierig ist.

Daß sich unterdessen immer mehr Geld und Macht in wenigen Händen sammeln, und jeder von ihnen mittlerweile darüber nachdenkt, wie er die Welt beherrschen und nach seinem Gusto formen könnte, hat etwas von Planwirtschaft XXXXL. Es fällt mir schwer, mich nicht zu fragen, ob sich da schon Endzeit-Player in Position bringen.

wutzky antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

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@wutzky 

Die Regierung denkt sich was aus, dann beginnen die Ingenieure und Ökonomen zu rechnen, finden heraus, daß das so nicht funktionieren kann, und schlagen andere Lösungen vor, aber die Regierung hört nicht darauf. Statt dessen sucht sie sich Jasager als Berater.

Ich denke, das Problem ist vor allem, dass es zu viele Akteure mit verschiedenen Interessen gibt. Da gibt es Lobbyisten aus der Fleisch- und Ölindustrie, die die Parteien bezahlen und Politiker lukrative Posten versprechen. Da gibt es die Opposition, die keine Gelegenheit auslässt, der Regierung zu schaden - statt zu schauen, was denn nun das Beste für das Land ist.

Es gibt da eine neue Qualität der Gegnerschaft. Früher war es selbstverständlich, dass in den USA Republikaner und Demokraten zusammengearbeitet haben, wenn es notwendig war.

Heute sind Politiker bereit, das ganze Land vor die Wand zu fahren, nur wenn sie sich dadurch eine Chance auf Widerwahl erhoffen können. Die Opposition, dass sind keine Kollegen mehr, das ist der "Feind", der um jeden Preis bekämpft werden muss.

Diese Entwicklung macht mir auch etwas Angst... denn es gefährdet ganz klar die Demokratie.

 

So sollte es sein. Und man experimentiert auch schon in diese Richtung: New Work, Work-Life-Balance, Vier-Tage-Woche... Doch bisher kann das die eigentlichen Probleme nicht lösen. Notwendig wäre ein radikaler Paradigmenwechsel, der allerdings nicht politischer Natur sein kann, aber angesichts bestehender politischer Regulierungen noch schwierig ist.

Es ist eine Frage der Balance. Menschen sollen sich ja ruhig anstrengen dürfen und reich werden. Das ist eine wichtige Motivation und damit ein Wirtschaftsmotor.

Es darf halt nur nicht ausarten. Wenn Unternehmer so reich werden, dass sie im Grunde einen eigenen Staat darstellen, während große Teile der Menschheit verarmen, dann gerät da etwas aus den Fugen.

Diese Gegensätzlichkeiten immer wieder neu auszubalancieren... das ist die eigentliche Herausforderung

lucan-7 antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
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@wutzky (zum Beitrag)

Heute nennt man die Feudalherren Arbeitgeber. 😉

Nö, die ziehen kein Geld von Leuten ein, um es wieder an andere Leute zu verteilen. Der »Feudalherr« von heute ist der Sozialstaat.

Manche riskieren etwas

Ein Feudalherr hat nichts riskiert - riskiert haben es eher die Leute, die ihm Zins und Fron (also Steuern und Zwangsarbeit im heutigen Sprachgebrauch) verweigerten. Natürlich kann ein Feudalherr auch irgendwas riskiert haben, z.B. eine Fehde gegen einen mächtigen Nachbarn - aber solche Risiken haben ihm i.d.R. kein Geld eingebracht und hatten meist ganz andere Gründe. Und die einzigen, die dadurch Arbeit bekamen, waren die Wundärzte und Bader. Indirekt natürlich auch die, die zerstörte Häuser wieder aufbauten, aber die wurden ja nicht von Feudalherrn bezahlt, sondern vom Bauer oder Bürger, dessen Haus zerstört war.

Das ist ja die Ungleichheit, die Wachstum schafft

Du meinst Verschiedenheit. Ungleichheit ist nicht nötig. Jemand kann auch initiativ werden und z.B. eine Genossenschaft gründen, die dann eine effiziente Produktion aufbaut. Dazu muss er nicht reicher sein als seine Nachbarn.

Die wirklich Reichen verdienen ihr Geld längst nicht mehr durch Arbeitsplätze, sondern durch Geldgeschäfte (»Spekulation« o.ä.). Oder dadurch, dass sie dort, wo Umwelt und arme Leute besser geschützt sind, Arbeitsplätze abbauen und sie in ein »Billiglohnland« verlagern.

wie oben gerade gelernt

Nein, du hast es nicht gelernt, sondern falsch verstanden. Marktwirtschaft schafft Ungleichheit, deshalb muss eine soziale Marktwirtschaft ständig Ungleichheit bekämpfen. Und diese Bekämpfung (nicht die Gleichheit an sich) bremst das Wachstum.

Ungleichheit kann dagegen Wachstum behindern: Wenn fast Alle zu arm sind, um sich etwas zu leisten, lohnt es sich nicht, das herzustellen, außer in ein paar Spezialbetrieben. Beispiel Luxusjacht für 500.000 €: Vermutlich könnte man den Preis halbieren, wenn man die in Serienproduktion baut, und man muss kein Genie sein, um auf diese Idee zu kommen. Also warum gibts noch keine Montagehalle, in der mit modernsten Methoden jeden Tag mindestens ein Dutzend solcher Jachten hergestellt werden? 😉

 

hkmwk antworten
Wutzky
 Wutzky
(@wutzky)
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@hkmwk 

Ich merke, daß mein von Schiller abgeleitetes "Gleichnis" an zu vielen Stellen hinkt. Du nennst viele Details, denen ich durchaus zustimme. Ich versuche jedoch bei grundsätzlichen Überlegungen, zu viele Details zu vermeiden, um mich nicht darin zu verzetteln, und lieber bei den großen Linien zu bleiben.

Hier im Forum sehe ich dagegen viele Diskussionen schnell bei Details landen und dann unübersichtlich werden. Wo ich mich beteilige, versuche ich dann wieder auf eine grundsätzlichere Ebene zu kommen. Doch ich weiß nicht, ob das gut ankommt. Ich werde das beobachten und sehen, was ich verändern kann, und eventuell kürzer treten.

Nein, du hast es nicht gelernt, sondern falsch verstanden. Marktwirtschaft schafft Ungleichheit, deshalb muss eine soziale Marktwirtschaft ständig Ungleichheit bekämpfen. Und diese Bekämpfung (nicht die Gleichheit an sich) bremst das Wachstum.

Das liegt auf meiner Wohlfühl-Denkebene, und es klingt für mich ebenso wahr und annehmbar wie Dein voriger, kürzer gefaßter, aber dafür vielfach adaptierbarer "Lernsatz".

Außer einem politischen, von außen angelegten Regulativ sollte meines Erachtens auch ein weiteres, gemeinsames Regulativ die Entscheidungen aller Marktteilnehmer leiten: Gemeinsame Werte.

Wenn man nicht mehr auf die Ehrlichkeit und Fairness des anderen trauen kann, wenn Gier und Egoismus andere übervorteilen, wird das gemeinsame Handeln immer schwieriger. Gesetze und Verträge werden immer komplizierter, die Komplexität des Zusammenlebens steigt, bis sie irgendwann unbeherrschbar wird. Leider gehen uns die gemeinsamen, ursprünglich biblisch inspirierten Werte zusehends verloren.

wutzky antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

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@wutzky 

Das klingt ja alles sehr verwirrend.

War auch für manche im Westen verwirrend. Wer kannte sich denn schon in der K-Szene aus?

Auch das mit Sozialismus und Kommunismus war klar geregelt

Das habe ich eigentlich schon immer als Propaganda empfunden. Den Sozialismus gabs in Schweden, und der existierte dort sehr real: Die überzeugte Sozialistin Astrid Lindgren zahlte ohne Murren 98% Einkommenssteuer. Erst als sie 102% zahlen wollte, wurde es auch ihr zu viel, und ihr öffentlicher Protest (in Form eines »Märchens«) hat mit zur Niederlage der Sozialdemokraten bei den nächsten Wahlen (und damit langfristig zum Ende des Sozialismus in Schweden) beigetragen.

hkmwk antworten
Arcangel
(@arcangel)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

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@jack-black 

Wovon genau ist also da überhaupt die Rede? Welche "Methodik" hat der Glaube? Wenn von christlichen Apologeten Glaube immer wieder als eine Vertrauenssache bezeichnet wird, als ein "Vertrauen auf (Gott)", dann muss jemand, der gewohnt ist, die wissenschaftliche Methodik anzuwenden auf Glaubenssätze, schon skeptisch werden. Denn darauf zu vertrauen, dass etwas wahr sei, nur, weil sich eine bestimmte Person dafür verbürgt, fällt in die Fehlschluß-Kategorie "Autoritätsargument". Für jemanden, dem es darum geht, herauszufinden, ob eine Behauptung wahr oder unwahr sei, kann ein Autoritätsargument nie ausschlaggebend sein. Damit ist also das gesamte christliche Konzept des "Beziehungsglaubens" aus wissenschaftlicher Perspektive hinfällig. Alle Glaubenssätze, die sich auf eine Autorität (Jesus, Gott, (fleischgewordenes) Wort Gottes, theologische Gelehrte, kirchliche Dogmen usw. usf.) beziehen, müssen aus wissenschaftlicher Perspektive als ungerechtfertigt eingeordnet werden. Was, wie oben schon erwähnt, nicht bedeutet, dass sie deswegen schon als falsch/unwahr betrachtet werden müssen. Sie sind nur eben nicht gerechtfertigt.

Die Methodik des Glaubens, gefällt mir. Glaube kann in einem Autoritätssystem verharren, was ich dann allerdings als Religiosität definieren würde. Glauben versucht allerdings eine Validierung des Geglaubten. Antwortet Gott, wenn ich nach ihm frage, begegnet mir Gott, wenn ich ihn suche, erhört er meine Gebete, usw.

eine wahre gerechtfertigte Meinung

Nach dieser Methodik des Glaubens wird eine Meinung irgendwann gerechtfertigt (oder wenn es nicht erlebt wird eben nicht), der Wahrheitsgehalt einer (subjektiv) gerechtfertigten Meinung, ergibt aus eben diesem empirischen (Erfahrung) Prozess.

Der Glaubenssatz "Gott erschuf die Welt in sieben Tagen.", dessen Rechtfertigung (So steht es geschrieben!) von exakt derselben Qualität (also invalide) ist, ist aber nicht wahr insofern, als er logisch anderem empirisch gesicherten Wissen widerspricht. Sollte er wahr sein, wäre praktisch alles Wissen, das wir über empirisch untersuchbare Gegenstände haben, über den Haufen geworfen. Der empirische Beleg ist aber sozusagen die härteste Währung, in welcher wissenschaftlich gezahlt werden kann: jede noch so vernünftig begründete und auch mit bisherigem Wissen kompatible Hypothese wird verworfen, sobald sie sich empirisch als falsch erwiesen hat.

Nur kann der wissenschaftlich vorgehende Gläubige eben darlegen, dass dies eben so nicht geschrieben steht und deshalb dieser Glaubenssatz deshalb nicht geglaubt werden muss, in Kombination mit gesichertem Wissen kann dieser Glaubenssatz deshalb verworfen werden. Gläubige, die an diesem Siebentagesmythos festhalten, ignorieren (verleugnen) nicht nur empirisch gesichertes Wissen, sondern, auch Grammatik, Syntax sowie innertextlichen und kulturhistorischen Kontext der eigenen Schrift.

Soweit ich es überblicken kann, gibt es da nur solche Kriterien, die bezüglich natürlicher Gegenstände von der wissenschaftlichen Methode als fehleranfällig oder sogar prinzipiell fehlschlüssig aussortiert wurden: Persönliche Erfahrung. Zeugnis. Offenbarung. Autorität. Extase/Rausch. Tradition. Und logische Fehlschlüsse wie das argumentum ad ignorantiam, falsche Dichotomien, Kategorienfehler und so weiter und so fort.

Wenn ich als Christ die Erfahrung mache, dass Gott mir im Gebet antwortet, und nicht nur in einem Einzelgebet, sondern auch in einer Gruppe, eine Erfahrung, die ich mit vielen anderen teile. Ist diese Erfahrung nun fehlschlüssig, weil sie von anderen nicht geteilt wird? Zumal Rahmenbedingungen definiert sind, die für diese Erfahrung notwendig sind. 

Dass Gott ihnen hier und jetzt ganz handfest und empirisch brauchbar dabei hilft,

Wer als Christ ehrlich empirische Daten sammelt, wann Gott wie hilft, wird irgendwann auf den Trichter kommen, dass die Dinge, die du oben aufgeführt hast, eben nicht aus einem Gott'o'mat durch genügend Gebet und fromm Sein herausgezogen werden können. Wer seine Daten und die anderer vergleicht (peer review) kommt bald auf darauf, wie und wo Gott agiert. Zum Verdruss vieler ist die Art und Weise wie Gott agiert ziemlich antagonistisch zu einem westlichen Wohlstandsleben.

arcangel antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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@arcangel 

Wer als Christ ehrlich empirische Daten sammelt, wann Gott wie hilft, wird irgendwann auf den Trichter kommen, dass die Dinge, die du oben aufgeführt hast, eben nicht aus einem Gott'o'mat durch genügend Gebet und fromm Sein herausgezogen werden können. Wer seine Daten und die anderer vergleicht (peer review) kommt bald auf darauf, wie und wo Gott agiert. Zum Verdruss vieler ist die Art und Weise wie Gott agiert ziemlich antagonistisch zu einem westlichen Wohlstandsleben.

Du kannst keine "empirischen Daten" darüber sammeln, wann genau dir Gott geholfen hat und wann ein Ereignis unabhängig von Gott stattgefunden hat. Dafür müsstest du eindeutig und objektiv unterscheiden können, wann Gott etwas verursacht hat und wann nicht.

Und was soll hier der Vergleichsmaßstab sein? Du betest, und etwas passiert. Dein Nachbar, der Atheist ist, betet nicht. Trotzdem passiert auch bei ihm etwas. Wie genau soll sich das jetzt auf dein "peer review" auswirken? Der einzige Unterachied ist, dass der Nachbar Gott nicht als Ursache betrachtet.

Und letztlich müsstest du, falls es hier tatsächlich eine entsprechende Methodik gäbe, auch andere Religionen und andere Götter zum Vergleich heranziehen... plus eine erfundene Religion mit erfundenen Göttern. Und am Schluss müsste sich objektiv feststellen lassen, dass es Dinge wie Gebetserhörung ausschliesslich bei den Christen gibt...

Solche Versuche hat es im übrigen ja auch gegeben. Nachgewiesen wurde dadurch aber Nichts...

lucan-7 antworten
Arcangel
(@arcangel)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 4156

@lucan-7 

Du kannst keine "empirischen Daten" darüber sammeln, wann genau dir Gott geholfen hat und wann ein Ereignis unabhängig von Gott stattgefunden hat.

Fallstudie:

Ich bin ein aktiver Schwimmer, der mehrere Kilometer die Woche schwimmt. Vor 3 Jahren hatte ich eine, Sport bedingte, Beeinträchtigung meiner Linken schulter, sie Schmerzte und ich konnte meinen Arm nicht komplett strecken. Das "Leiden" hat sich über einige Wochen hingezogen und ich war davor zu einem Arzt zu gehen. Ein Freund hat dann für mich gebetet. Resultat, die Schmerzen waren weg und die Bewegungsfreiheit wieder hergestellt. Die Symptome kamen auch nicht wieder ich blieb Schmerzfrei.

Nun kann man sich eine naturalistische Erklärung für dieses Phänomen erdenken.

a) Es war ein psychosomatischer Schmerz, der durch das Gebet gelöst wurde.

b) Es war ein physiologisch bedingter Schmerz, der durch das Ausschütten von Hormonen unterdrückt wurde, was zu einer Lösung der Muskulatur und damit des Problems führte.

c) Eine andere mögliche naturalistische Erklärung für die spontane Heilung (nur kommt mir keine in den Sinn.. )

Oder aber es war Gott, der mich geheilt hat.

Welche der Erklärungen du auch nimmst, das zeitliche Zusammentreffen des Phänomens mit dem Gebet bedeutet, dass hier ein kausaler Zusammenhang besteht.

Ich hatte schon diverse Schmerzen und Probleme und ich noch nie erlebt, dass sich eine solche spontan innert Sekunden verbessert hat (ausser im Zusammenhang mit einem Gebet).

Also mit Gebet habe ich schon diverse spontane Heilungen an mir und anderen erlebt, ohne Gebet habe ich bis jetzt noch nie eine spontane Heilung erlebt. Die eindrückliche dieser Heilung war ein Mann, der von Gelbfieber gezeichnet war, also gelbe Augäpfel, ledrige gelbliche Haut, und entkräftet, dieser Mann war alkoholkrank, hatte Hepatitis. Ich habe während des Gebetes zugesehen, wie sich die Physiologie dieses Mannes verbessert hat, Augäpfel wurden wieder weiss, die hat normal und rosa, und die Kraft kam in diesen Mann zurück. Einige Wochen später haben wir wieder von ihm gehört, er war ohne einen Entzug durchzumachen frei von vom Alkohol, Hepatitis wurde leider nicht getestet.

Du kannst mir gerne eine naturalistische Erklärung hierfür geben. Mir fällt keine ein, die eine spontane Heilung von Gelbfieber und Alkoholismus erklären würde.

Ist das reproduzierbar? Nein, ich habe nämlich währen dieser Zeit für geschätzte Dutzende von Gelbfieber- und Alkoholkranken gebetet, keiner wurde spontan geheilt bis auf dieses einen!

Warum? Keine Ahnung, es lag nicht an mir, vermute ich zumindest.

arcangel antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
Beigetreten : Vor 13 Jahren

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@arcangel 

Welche der Erklärungen du auch nimmst, das zeitliche Zusammentreffen des Phänomens mit dem Gebet bedeutet, dass hier ein kausaler Zusammenhang besteht.

[...]

Ist das reproduzierbar? Nein, ich habe nämlich währen dieser Zeit für geschätzte Dutzende von Gelbfieber- und Alkoholkranken gebetet, keiner wurde spontan geheilt bis auf dieses einen!

Wenn der Schmerz in deiner Schulter normalerweise anderthalb Monate braucht, um abzuklingen, und wenn du "dutzende von Gebeten" (sagen wir mal 50) gesprochen hast, von denen eines geholfen hat... dann ist die Chance auf Heilung an genau diesem Tag mit dem Gebet praktisch genau so groß wie eine zufällige Heilung.

Das zeitliche Zusammentreffen mit dem Gebet wäre demnach auf eine Scheinkorrelation zurückzuführen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Scheinkorrelation

 

lucan-7 antworten
Arcangel
(@arcangel)
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@lucan-7 

Ich habe nicht dutzende Male für meine Schulter gebetet, sondern genau einmal.

arcangel antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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@arcangel 

Ich habe nicht dutzende Male für meine Schulter gebetet, sondern genau einmal.

Das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist: Wieviele Gebete musst du sprechen, bis irgendwann mal eines "funktioniert"?

Ich behaupte, dass da keine statistische Abweichung zu einem Zufall feststellbar ist - du widmest den "Gebetserhörungen" lediglich mehr Aufmerksamkeit.

lucan-7 antworten
Arcangel
(@arcangel)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

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@lucan-7 

Ich spreche nicht von Statistik, sondern davon, Phänomene zu erklären. Eine Diskussion über Statistik ist ein Strohmann.

Wie erklärst du die beschriebenen Phänomene? Und wie erklärst du diese Phänomene in zeitlicher Korrelation zu gebeten?

 

Und wenn du gerne Statistik bemühst, reden wir doch über Wahrscheinlichkeiten. Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit einer spontanen Heilung von Gelbsucht? Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit einer spontanen Heilung einer Alkoholkrankheit ohne Entzug? Wie hoch ist die Wahrscheinlich das beides Gleichzeitig passiert und wie hoch ist Wahrscheinlichkeit, dass dies auch noch während eines Gebetes passiert?

arcangel antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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@arcangel 

Und wenn du gerne Statistik bemühst, reden wir doch über Wahrscheinlichkeiten. Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit einer spontanen Heilung von Gelbsucht? Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit einer spontanen Heilung einer Alkoholkrankheit ohne Entzug? Wie hoch ist die Wahrscheinlich das beides Gleichzeitig passiert und wie hoch ist Wahrscheinlichkeit, dass dies auch noch während eines Gebetes passiert?

Du bemühst die falsche Statistik.

Angenommen, du beobachtest einen Regentropfen, der auf deine Fensterbank fällt.

Nichts Besonderes?

Na gut... aber wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass genau DIESER Tropfen, nachdem er kondensiert ist und auf die Erde fällt, genau auf DIESER Stelle landet? Das dürfte wohl eine Chance von eins zu zig-Millionen, wenn nicht Milliarden sein.

Ist dieser Regentropfen auf genau dieser Stelle deshalb ein Wunder? Wohl kaum... es sei denn, du hättest eine präzise Voraussage gemacht, dass genau das passieren würde. Dass also ein Schluck Wasser aus einem Hubschrauber fallengelassen wird und anschließend genau auf dieser Fensterbank landen würde.

Die Frage ist auch: Das, was du hier schilderst - passiert das ausschließlich Christen, für die gebetet wurde?

Hast du eine Vergleichsgruppe mit gleichen Symptomen, für die nicht gebetet wird?

Gibt es signifikante Unterschiede zwischen diesen beiden Gruppen?

Heilung passiert überall auf der Welt, auch ohne Gebet. Signifikante Unterschiede bei der Heilung von betenden und nicht-betenden Menschen wurden nicht beobachtet - und die müsste es definitiv geben, nach dem was du hier schilderst.

lucan-7 antworten
Arcangel
(@arcangel)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

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@lucan-7 

Schon wieder ein Strohmann.

Hast du eine Vergleichsgruppe mit gleichen Symptomen, für die nicht gebetet wird?

Gibt es eine Gruppe von Menschen, die spontan von Hepatitis und Alkoholismus geheilt wurden. Die in irgendeiner Statistik erfasst sind. Du hast hier ein Ereignis, welches so nicht beobachtet wurde oder wird.

Heilung passiert überall auf der Welt, auch ohne Gebet.

Spontan? Also innerhalb von Augenblicken? Wo bitte sehr passiert das?

arcangel antworten
Queequeg
(@queequeg)
Beigetreten : Vor 16 Jahren

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@arcangel 

Heilung passiert überall auf der Welt, auch ohne Gebet. [Lucasn]

Spontan? Also innerhalb von Augenblicken? Wo bitte sehr passiert das?

Verrenn Dich nicht. Überall kann das passieren. Eine Bekannte, die einen Eierstocktumor hatte, wurde operiert und es war nichts da, kein Tumor und sonst nichts, was operiert werden könnte. Und auch bei radiologischen Kontrollen, war nicht mehr zu sehen.

Körperliche und seelische Funktionen sind mitunter ganz erstaunlich, vor allem da, wenn man an irgendetwas glaubt.

queequeg antworten
Arcangel
(@arcangel)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

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@queequeg 

Meine betonung liegt auf spontan.

Das der Körper über mehr eigene Heilungsfähigkeiten verfügt als dies die wissenschaft wahrnimmt halte ich für gegeben. Solche Genesungen wie du sie beschreibst kommen vor auf natürlich Art und Weise. 

Nur hättest diesen Mann erlebt der innert augenblicken Komplett geheilt wurde, und sich sprichwörtlich verwandelte. Würdest du dies nicht mit einem Natürlichen Prozess vergleichen.

arcangel antworten
Queequeg
(@queequeg)
Beigetreten : Vor 16 Jahren

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@arcangel 

Doch würde ich.

queequeg antworten
Arcangel
(@arcangel)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 4156

@queequeg 

Doch würde ich.

Dann kannst du sicher zumindest Fallstudien Produzieren, in denen Lebererkrankung innert Augenblicken (nicht tagen) geheilt wurde und sämtliche Symptomatik innert Sekunden verschwand.

Wenn dies ein natürlicher Prozess war, dann müsste dies öfters vorkommen und dann wäre sowas sicher irgendwo zumindest anekdotische Evidenz vorhanden.

Doch würde ich.

Also alles darf sein, nur nicht Gott. 🙂

arcangel antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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@arcangel 

Dann kannst du sicher zumindest Fallstudien Produzieren, in denen Lebererkrankung innert Augenblicken (nicht tagen) geheilt wurde und sämtliche Symptomatik innert Sekunden verschwand.

Lass' mich raten... medizinische Belege gibt es dafür zwar nicht, glaubwürdig ist es aber trotzdem?

Wenn es Christen möglich ist, durch Gebet spontan geheilt zu werden - warum macht sich das dann in keiner Statistik bemerkbar? So etwas wäre doch auch für Krankenversicherungen von Bedeutung...

Und erzähl' mir nicht, dass Christen hier keine Lobby hätten. In den USA muss man in manchen Gegenden Christ sein, um überhaupt ernst genommen zu werden. Ein Atheist als Präsident wäre dort undenkbar.

Aber auch dort gibt es keine praktischen Belege für derartige Heilungen...

 

Also alles darf sein, nur nicht Gott.

Und wenn man nichts weiss, dann war es Gott...?

lucan-7 antworten
Arcangel
(@arcangel)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

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@lucan-7 

Und wenn man nichts weiss, dann war es Gott...?

Nein, nur Gott einfach als Möglichkeit auszuschliessen, weil dieser nicht in das eigene Paradigma passt ...

arcangel antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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@arcangel 

Nein, nur Gott einfach als Möglichkeit auszuschliessen, weil dieser nicht in das eigene Paradigma passt ...

Klingt, als sei das eine willkürliche Entscheidung, dass ich dergleichen für extrem unwahrscheinlich halte.

Dass es das nicht ist lege ich hier ja nun immer wieder sehr ausführlich dar - während du keine Gründe dafür angeben kannst, inwiefern Gebet und Heilung auf den biblischen Gott verweisen. Ausser, dass du das halt glaubst.

Soll heissen: Du kannst mangels Vergleichen nichts darüber sagen, ob ein Gebet zu irgendeinem anderen Gott oder der Verzicht auf ein Gebet nicht den gleichen Effekt gehabt hätten.

lucan-7 antworten
Queequeg
(@queequeg)
Beigetreten : Vor 16 Jahren

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@lucan-7 

"Gebet zu irgendeinem anderen Gott "

Ich verweise noch mal auf die Inderin, die nach einer Wallfahr zu einem Tempel der Kali wo sie um Fruchtbarkeit gebetet hatte, endlich prompt im nächsten Monat schwanger war.

queequeg antworten
Queequeg
(@queequeg)
Beigetreten : Vor 16 Jahren

Beiträge : 5118

MaW: Es ist der Glaube, dass etwas geschieht, nicht der, an den ich glaube.

queequeg antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

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@queequeg (zum Beitrag)

Ich verweise noch mal auf die Inderin

Dass auch andere Geister zuweilen Wunder bewirken können, steht auch in der Bibel. Für die letzte Zeit werden sogar besonders eindrucksvolle satanische Wunder vorhergesagt.

Mehr als ein »Wunder sind möglich« kann man rein empirisch kaum herausbekommen.Und dann Wunder nach Quellen sortieren (z.B. Kali für dein Beispiel) und versuchen, Wunder von einer bestimmten Quelle und was sonst noch dieser Quelle zugeschrieben werden kann ethisch zu bewerten. Da schneidet die katholische Kirche, die auch uns oft verfolgt hat, natürlich schlecht ab …

hkmwk antworten
Queequeg
(@queequeg)
Beigetreten : Vor 16 Jahren

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@hkmwk 

Klar, wenn im christlichen Raum ein Wunder geschieht, war es natürlich Gott (Jahwe).

Wenn es in einem anderen religiösen Raum geschieht, war es ein Dämon.

Vermutlich würde es meine Inderin genau umgekehrt verstehen.

Und ich verstehe es so, dass es in beiden Fälle keine Wunder waren.

queequeg antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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@hkmwk 

Mehr als ein »Wunder sind möglich« kann man rein empirisch kaum herausbekommen.Und dann Wunder nach Quellen sortieren (z.B. Kali für dein Beispiel) und versuchen, Wunder von einer bestimmten Quelle und was sonst noch dieser Quelle zugeschrieben werden kann ethisch zu bewerten.

Verwechselst du hier nicht "Quelle" mit "Interpretation durch gläubige Menschen"?

Wie willst du denn objektiv, also quasi religionsübergreifend, feststellen was genau die Quelle eines "übernatürlichen" Ereignisses ist?

lucan-7 antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 6501

@lucan-7 

Verwechselst du hier nicht "Quelle" mit "Interpretation durch gläubige Menschen"?

Interpretation wäre, ob Kali nun ne Göttin ist, von der man (auch) Gutes erwarten kann, oder ein Dämon, der nur täuscht und letztlich schadet …

Was ich meinen, ist schon einen Tick objektiver: Bei ner Frau, die nach Besuch eines Kali-Tempels schwanger wird, wird wohl kaum jemand annehmen, dass einer der tibetische-buddhistischen Götter das Wunder bewirkt hat 😉 Wenn dir jetzt »Quelle« der falsche Ausdruck ist: Welcher dann?

hkmwk antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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@hkmwk 

Interpretation wäre, ob Kali nun ne Göttin ist, von der man (auch) Gutes erwarten kann, oder ein Dämon, der nur täuscht und letztlich schadet …

Wenn "Kali" zwar real ist, aber nicht die, für die sie sich ausgibt, dann existiert die "Göttin Kali" nicht und ihre Gläubigen wären einer Täuschung erlegen, da ein anderes Wesen diese Wunder bewirkt.

Wie will man das aber beurteilen? Wieviele wunderwirkende Wesen gibt es überhaupt? Wie stellt man sicher, dass nicht auch hinter "Jesus" einfach nur ein weiteres solches Wesen steckt? Oder dass vielleicht Jesus der Frau geholfen hat und nicht Kali, weil er ja ins Herz schaut?

Wir Menschen haben doch, auch wenn wir diese Dinge für real und nicht nur für einen Zufall halten, überhaupt keine Möglichkeit, hier irgendetwas zu beurteilen und einzuordnen...

lucan-7 antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
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@lucan-7 

Wenn "Kali" zwar real ist, aber nicht die, für die sie sich ausgibt, dann existiert die "Göttin Kali" nicht und ihre Gläubigen wären einer Täuschung erlegen

Aber egal ob echt oder Täuschung (und zur Täuschung können wir dann auch Psychosomatik o.ä. dazunehmen), die »Quelle Kali« gibt es (und wie gesagt: wenn du einen besseren Ausdruck hast …).

Wie stellt man sicher, dass nicht auch hinter "Jesus" einfach nur ein weiteres solches Wesen steckt?

Objektiv sicherstellen: das geht nicht, da hast du einen zu hohen Maßstab. An der Stelle kommt dann das Vertrauen (»der Glaube«) ins Spiel - vertraue ich Jesus oder bin ich im Grunde »ungläubig«?

Wir Menschen haben doch, auch wenn wir diese Dinge für real und nicht nur für einen Zufall halten, überhaupt keine Möglichkeit, hier irgendetwas zu beurteilen und einzuordnen...

Dass es nicht zu 100% geht heißt nicht, dass überhaupt nichts möglich ist.

hkmwk antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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@hkmwk 

Dass es nicht zu 100% geht heißt nicht, dass überhaupt nichts möglich ist.

Jedes Urteil erfolgt aus der eigenen religösen Überzeugung heraus. Ein objektives Urteil ist nicht möglich.

lucan-7 antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

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@lucan-7 

Auch bei der Beurteilung von Personen gibt es keine 100%-ige Objektivität. Vielleicht wartet deine Frau noch etwas ab, bis sie dann (sagen wir, in zwei Jahren) ihr wahres Gesicht zeigt? Klingt für dich vermutlich absurd, genauso wie deine Verdächtigungen Gott gegenüber für manche Gläubige.

hkmwk antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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@hkmwk 

Auch bei der Beurteilung von Personen gibt es keine 100%-ige Objektivität. Vielleicht wartet deine Frau noch etwas ab, bis sie dann (sagen wir, in zwei Jahren) ihr wahres Gesicht zeigt? Klingt für dich vermutlich absurd, genauso wie deine Verdächtigungen Gott gegenüber für manche Gläubige.

Nun, solche was-wäre-wenn Fragen beschäftigen mich durchaus, und ich finde das auch gut und richtig. Also, nicht sich gegenseitig zu verdächtigen, den Anderen zu betrügen, sondern sich ehrlich zu fragen, ob man sich vielleicht nur etwas vormacht. Denn solche Fälle, dass Menschen sich in ihrem Partner getäuscht haben und das erst nach Jahren herauskommt gibt es ja tatsächlich. Und sich da einfach nur zu sagen: "Das passiert mir nie, so blöd bin ich nicht!" ist dann zu einfach.

Also fragt man sich kritisch, wie denn so etwas passieren kann. Ob es in diesen Fällen vorher Anzeichen gegeben hat, dass etwas nicht so ist, wie man denkt. Und meistens gab es diese Anzeichen auch... sie wurden nur ignoriert.

Nun kann weder ich noch umgekehrt meine Frau zu 100% ausschliessen, dass wir vom Partner in irgendeiner Form betrogen werden.

Trotzdem haben wir eine tiefe Vertrauensbasis, und dabei hilft uns, dass wir uns erst relativ spät kennengelernt haben und wir beide ein gewisses Maß an Lebenserfahrung mitbrachten. Aufgrund dieser Erfahrung kannten wir einige dieser erwähnten Warnsignale und wussten, worauf wir achten mussten und worauf wir wert legten.

Und auch simple Logik half uns... da wir zu Beginn eine Fernbeziehung führten wurde meiner Frau immer wieder von "gutmeinenden" Leuten erzählt, dass ich doch ein Betrüger sein könnte, der es eben jetzt irgendwo anders mit anderen Frauen treibt...

Nun, die Möglichkeit konnte meine Frau natürlich nicht völlig ausschliessen... aber es ergab aus meinem Verhalten heraus keinen Sinn. Warum und wieso genau werde ich an dieser Stelle jetzt nicht weiter ausführen, aber es war tatsächlich eine rein logische Überlegung, dass sie mir in dieser Beziehung vertrauen konnte... und ich ihr ebenso.

Vertrauen ist also etwas, das nicht "einfach so" oder "auf gut Glück" passiert, sondern auch einen Hintergrund hat... wobei natürlich hinzu kommt, dass eine Ehe noch mal eine ganz andere Art von Vertrauen erfordert, als wenn der Nachbar ein Paket annimmt oder dergleichen.

Mein Leben einem Gott anzuvertrauen und auf den christlichen Glauben auszurichten erforderte jedenfalls ein sehr hohes Maß an Vertrauen... und dafür sehe ich keine Grundlage und keine Möglichkeit, wie es im Vergleich bei mir und bei meiner Frau der Fall ist.

 

lucan-7 antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
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@lucan-7 

Vertrauen ist also etwas, das nicht "einfach so" oder "auf gut Glück" passiert

Ist mit dem Glauben an Jesus in der Regel auch so.

hkmwk antworten
Lucan-7
(@lucan-7)
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@hkmwk 

Ist mit dem Glauben an Jesus in der Regel auch so.

Sicher gibt es dafür Gründe... aber keine, die für mich nachvollziehbar wären oder die sich so erklären lassen, wie ich es im Verhältnis zu einem Menschen getan habe.

lucan-7 antworten
Queequeg
(@queequeg)
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@lucan-7 

Es gibt durchaus körperliche Zustände, die als Körperkrankheiten imponieren, aber keine sind, sondern sog, psychosomatische Krankheiten. Da kann man körpermedizinisch Behandeln, wie man will, es wird aber nicht oder nur kurz besser. Trifft ein Mensch mit solchen Beschwerden auf einen Arzt - oder sonst jemanden, z.B. Prediger - der ihm bis ins Mark vertrauenswürdig erscheint, dann reicht mitunter ein Handauflegen oder auch nur ein Blick und die Beschwerden sind perdu. Gleiches kann geschehen, wenn sich dieser Mensch einer neuen emotionalen oder mentalen Beeinflussung öffnet.

Bei dieser Inderin gehe ich davon aus, dass sie aus eben solchen psychosomatischen Gründen bislang nicht schwanger wurde.

queequeg antworten
Queequeg
(@queequeg)
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Beiträge : 5118

@hkmwk 

"wird wohl kaum jemand annehmen, dass einer der tibetische-buddhistischen Götter das Wunder bewirkt hat"

Natürlich - die Frau und einige Millionen Hindus.

 

queequeg antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
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@queequeg 

Die werden meinen, dass es nicht Kali war