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Augustinus - ein schlechter Kirchenvater?

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GoodFruit
Themenstarter
Beiträge : 2591

Hallo Community,

ich bin grade über eine Auseinandersetzung mit calvinistischen Inhalten auf Augustinus gestoßen.

Augustinus wird 354 als Augustinus von Hippo in Nordafrika geboren. Er hat eine christliche Mutter und einen heidnischen Vater. Er lebt seine Jugend ohne Gottesbezug, lebt in "wilder Ehe" und macht wohl so einiges an sexuellen Erfahrungen, die ihn dann später dazu verleiten, massiv gegen Sexualität zu predigen. Mich erinnert das an den Kaiser Augustus, der in sexuell wilden Zeiten es als Kaiser in Rom besonders wild treibt und dann extrem restriktive Ehegesetze erlässt, die durch ein Spitzelsystem überwacht werden und so den römischen Staat zum Terrorstaat, der sich vom Gut seiner Opfer schöne Tempel baut, werden lässt.

Augustinus kommt über ein Rhetorikstudium zur Philosophie und schließlich zur gnostischen Sekte der Manichäer und dann aber zum Christentum.

Hier eine nette und leicht zu lesende Darstellung des Lebenslaufs des Augustinus:

http://theologie-kompakt.de/beitrag/augustinus/

Am Ende seines Lebens wird er die Theologie in Europa maßgeblich geprägt haben und zahlreiche Lehren installiert haben, die im Licht der Bibel fraglich scheinen und die Theologie und das, was wir heute glauben, aber stark geprägt haben. Er hat auch den Orden der Augustiner gegründet.

Weshalb ich auf Augustins gestoßen bin, war eine aktuelle Auseinandersetzung mit der Thematik der Prädestination.

Hier ein kurzes Video dazu von Roger Liebi, evangelikaler Theologe, der lange an der theologischen Hochschule in Basel gelehrt hat:

https://www.youtube.com/watch?v=gUE9_UDOvjQ

Roger Liebi stellt hier vor allem die Dissertation von Ken Wilson vor, die in Deutschland als Buch unter dem Titel: "War Augustin der erste Calvinist?" erhältlich ist. Wilson hat sämtliche Schriften Augustins in zeitliche Reihenfolge sortiert und so eine Art geistlichen Lebenslauf des Kirchenvaters erstellt. Dabei stellt Wilson einen Bruch in der Lehre des Augustinus fest, bei dem es zu einem Rückfall in die Lehren der gnostischen Manichäer und philosophisch geprägter Theologie kommt. Hier findet sich dann eine Hinwendung zur Lehre einer totalen Prädestination - also jener Lehre, nach der Menschen mehr oder weniger Marionetten Gottes sind und die dann sogar zu Auswüchsen führt, dass Menschen als Gerettete oder Verlorene abgeurteilt und entsprechend behandelt werden. Das führt dann zu einem Fassadenchristentum und einer Angst als gescheiterter Christ zu gelten. Verbreitet hat diese Lehre in jüngerer Zeit insbesondere Calvin, der aber als Augustinusexperte seine Lehre von Augustinus und damit letztendlich von den Manichäern übernommen hat.

Damit hätten wir das Problemfeld "Prädestinationslehre" mit Augustinus als Theologe, der sie in die christliche Theologie eingeschleust und stark gemacht hat.

Weitere Themen sind:

Verwendung von Allegorien zum Verständnis der Schrift.

Viele seiner Lehren saugt Augustinus aus Allegorien, die er quasi zwischen den Zeilen der Bibeltexte liest bzw. Bilder, die er aus Bibeltexten herauszieht und dann auf anderen Kontext überträgt. Dies ist eine in der Philosophie bekannte Technik, die bis dahin in der Theologie nicht so Anwendung fand. Die Bibel wird nicht mehr wörtlich genommen, sondern im übertragenen Sinne - und um diesen übertragenen Sinn verstehen oder überhaupt erst erkennen zu können, bedarf es philosophischer Ausbildung - das war also nichts mehr für Laien.

Hier ein Artikel, der beispielhaft zeigt, wie Augustinus die Schöpfungsgeschichte geistlich - als Abbild heilsgeschichtlicher Prozesse (Jüngerschaft) umdeutet und wie sich dieses Bild im Laufe des Lebens des Augustinus verändert:

https://www.evangelium21.net/media/873/augustinus-und-der-buchstaebliche-adam

Hier ein mehr genereller Aufsatz zum Thema:

https://www.vision.org/de/die-schatten-des-augustinus-959

Überhaupt ist Augustinus stark von Philosophen wie Plotin geprägt. Er vertritt eine neuplatonische Sicht, die auf der einen Seite eine starke Veränderung auf die Sicht auf das Wort Gottes mitbrachte, auf der anderen Seite aber auch schon eine Art Sollbruchstelle mit dem aufkommenden naturwissenschaftlichen Denken vorbereitete. Denn davon hielt Augustinus nicht besonders viel - aus der zuletzt zitierten Schrift:

Augustinus hinterließ der Kirche ein Weltbild, das sein Wissen über die materielle Welt aus der allegorischen Deutung von Bibelstellen gewinnen wollte, die nicht für diesen Zweck geschrieben waren. Der Prozess Galileis illustriert dies. Die Kirche stufte sein Konzept des Universums als Irrlehre ein.

Philosophisch zu deuten ist auch Augustins Ablehnung des Sexuellen:

Augustinus' Ansichten über Sex waren durch Vorstellungen außerhalb der Bibel verzerrt. Weil in der Philosophie so vieles auf dem Dualismus beruhte, in dem das Körperliche als böse und das Geistige als gut bewertet wurde, idealisierten manche Philosophen die Ehelosigkeit. Sexuelle Beziehungen waren körperlich und somit böse. (auch aus dem Aufsatz bei vision.org)

Damit werden dann auch gleich die Herkunft vieler problematischer Haltungen der Kirchen der letzten Jahrhunderte deutlich.

Augustinus philosophische Sicht bescherte uns auch die Lehre von der Erbsünde und damit der Notwendigkeit, bei Maria eine unbefleckte Empfängnis anzunehmen:

Man ging zum Beispiel davon aus, Jesus sei unbefleckt empfangen worden - ohne Sünde, da sein Vater Gott war. Da aber seine Mutter Maria einen menschlichen Vater hatte, war sie von der Erbsünde betroffen. Um Jesus Christus nun als perfekten Nachkommen zu präsentieren, der von keinem Elternteil Sünde geerbt hatte, musste die Kirche einen Weg finden, Maria als sündenfrei zu bezeichnen. Das tat sie mit der Lehre der unbefleckten Empfängnis, obwohl dies unausweichlich weitere Fragen aufwirft.

[...]

Augustinus' Fehldeutung der Sünde beruht darauf, dass er die Bibel durch das Prisma des Dualismus las - und wird tragischerweise von den meisten zeitgenössischen Theologen als Dogma akzeptiert. Die Lehre der Erbsünde hat mehr mit Augustinus' Wunsch zu tun, den Philosophen nachzueifern, als mit der Heiligen Schrift.

Augustinus haben wir die Kindertaufe als Standard zu verdanken (die es bis dahin wohl nur als Nottaufe gab). Denn wenn es Erbsünde - eine Lehre, die Augustinus aus seinen philosophischen Betrachtungen der Bibel generierte - gab, dann musste die ja abgewaschen werden, damit das Kind nicht in die Verdammnis kam. Ob die Kinder, die Jesus zu sich rief, als er den Umstehenden erklärte, dass den Kindern das Himmelreich gehöre, getauft waren?

Augustinus prägte auch wohl die Vorstellungen von der Hölle, die dann die geistliche Welt im Mittelalter mit Angst besetzte.

Es scheint mir, dass so gut wie alle Thematiken, die heute Gemeinden trennen und uns den Leib Christi in einer Vielfalt gebracht haben, der mir nicht gut erscheint, von Augustinus eingeführt wurden.

Ich schreibe dies alles nicht, um Augustinus dafür zu verurteilen, sondern weil ich es für wichtig erachte, dass man einfach mal schaut, woher die einen oder anderen Ansichten kommen, die heute große Probleme für die Einheit des Leibes Christi darstellen.

Wie Paulus vom Pharisäertum geprägt war, weil dies seine Ausbildung war, so ist Augustinus vom philosophischen Denken geprägt, dass sich oft krass vom hebräischen Denken unterscheidet.

Was Augustinus in meinen Augen ehrt, das ist der Umstand, dass er fähig war, Irrtümer einzugestehen und Ansichten zu verändern. Dass er dabei dann auf die Ansichten einer gnostischen Sekten zurückfiel, muss wohl als tragisch betrachtet werden.

Augustinus hatte es sicher nicht leicht. Die philosophische Sicht der Dinge war in jenen Jahren "in" und vermutlich musste die Kirche da irgendwie reagieren. Augustinus hatte sich mit Lehren aller möglichen Art auseinanderzusetzen und in einem höchst breit gefächerten Feld an Ansichten zu argumentieren.

Zu beachten ist auch noch der historische Kontext, in dem Augustinus lebte. Das römische Reich befand sich im Zustand des Verfalls. Das war insofern problematisch, als das Christentum ja nach Kaiser Konstantin römische Staatsreligion geworden war und eng mit dem römischen Reich verknüpft war. Wenn Konstantin eine erste Welle unguter geistlicher Verformungen in die christliche Welt brachte - mit den von ihm verordneten brachte (Liturgie und Gebäude der Gottesdienste den Krönungsfeiern für römische Kaiser nachempfunden, Talare sind im Grunde genommen Dienstkleidung römischer Beamter, "Eingemeindung" von heidnischen Bräuchen mit christlicher Umwidmung ...), so war es Augustinus, der mit seinen philosophischen Ansätzen biblische Inhalte verformte und Lehren aufbrachte, die wir wohl biblisch als Irrlehren betrachten müssen. Den nächsten großen Schritt der Verformung (wenn wir mal die Krisenzeiten des Papsttums mit seinen weltlichen Verfremdungen und Allmachtsphantasien ausklammern), dann kommt die nächste große Welle der Verfälschung erst bei Bultmann und seinem Ansatz der Entmystifizierung der Bibel.

Aber wir waren ja beim historischen Verdienst des Augustinus - und der ist nicht unterzubewerten. Augustinus hat das Christentum aus einem untergehenden römischen Reich herausgerettet:

https://www.deutschlandfunk.de/augustinus-vater-der-abendlaendischen-theologie-der-fall-100.html

Augustinus war sich gegen Ende seines Lebens wohl bewusst, dass er theologisch so einigen Unfug von sich gegeben hatte. Er versuchte in seinem Werk "Retractiones" viele Ansichten zu revidieren und so den Schaden zu begrenzen. Dass er dazu fähig war, zeichnet ihn als verantwortungsvollen Denker aus. Viel Erfolg hatte sein Rückruf aber wohl nicht. Seine Ansichten prägten das Christentum über die Jahrhunderte - und da sie oft vom Evangelium wegführten, leider nicht in positiver Hinsicht.

Ich wollte das einfach mal zusammenstellen, weil mir die Tragweite der Person des Augustinus erst grade jetzt bewusst geworden ist.

Wenn ich da Irrtümern aufgesessen bin, dann korrigiert mich bitte. Und wenn Euch noch Aspekte bekannt sind, mit denen Augustinus die Kirchengeschichte und die Thologie geprägt hat, dann schreibt das bitte auch.

Wichtig finde ich auch, wie wir als Christen aus der Nummer wieder raus kommen. Denn die Reformation hat ja von den Abwegen der römische katholischen Kirche jener Jahre zurückgeführt - aber eher auf den Status Quo des Augustinus hin als wie auf das wahre Fundament, das Eveangelium zu.

Liebe Grüße,

GoodFruit

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Jimmy
 Jimmy
Beiträge : 167

@goodfruit Man wird hier deutlich unterscheiden müssen zwischen den folgenden Fragen

1. was kirchengeschichtlich wirklich von Augustin entdeckt/ zum ersten Male vertreten wurde und was nicht.

2. was die Reformatoren von Augustin übernommen haben und was nicht, was daran gut war (aus welcher theol. Brille?)

3. welche theologischen Themen du nicht gut findest, bzw. als "unbiblisch" darstellst. Und ob es nicht doch biblische Grundlagen dafür gibt. Und wie diese theol. Themen heute zu verstehen sind.

 

Die Allegorie wurde schon ca. 200 Jahre früher vor Augustin von Theologen benutzt.

Von Gottes Erwählung ist wirklich schon in der Bibel die Rede. Das ist keine Erfindung von Augustin. Die Frage ist nur, was man darunter versteht. Auch da hat Augustin unterschiedliches geschrieben. Das reformatorische Verständnis der Erwählung zum Heil wäre genauer zu untersuchen. Letztlich geht es dabei um die Frage nach dem freien Willen beim Heil. Wer meint, sich mit einem freien Willen für das Heil entscheiden zu können, der mag sich gegen Augustin und die Reformatoren und für den Geist des Humanismus aufstellen. Dann bräuchte man auch keine Erwählung Gottes mehr. --- Andererseits sollte man die Erwählung zum Heil nicht missverstehen, als sei der Mensch nur noch eine Marionette Gottes. Natürlch kann der Mensch sich - auch nach dem Verständnis von Luther und Calvin - in seinem Alltag frei entscheiden, was er tut.

Zur Philosophie verweise ich darauf, dass es mit Martin Buber auch jüdische Philosophen gab, die durchaus das hebräische Denken in Beziehungen gefördert haben.

Auch über die biblische Begründung der Taufe kann man trefflich streiten. Die Frage st dabei, ob man sich auf sein eigenes Glaubensbekenntnis taufen lassen will oder ob man das Vertrauen auf die Gnade Gottes in der Taufe betonen will.

Wer allerdings gegen Augustin die pelagianische Sicht vertritt, der Mensch können aus sich selbest heraus sündlos sein, der braucht auch keine Erbsünde oder Kindertaufe.

Auch die Erbsündenlehre hat in Röm 5,12-17 ihren biblischen Ursprung, auch wenn sie seit der Neuzeit nicht mehr so dinglich verstanden wird wie zu Augustins Zeiten. Auch hier kann man sich freilich für den Humanismus entscheiden, der meint, dass der Mensch "edel, hilfreich und gut" sei.

 

Kurz: von welchem theol. Standpunkt aus willst du Augustin beurteilen?

 

Gruß, Jimmy

 

jimmy antworten
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GoodFruit
(@goodfruit)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 2591

@jimmy Hallo Jimmy,

erst mal vorweg: Ich bin weder Theologe noch Historiker oder Philosoph. Daher kann ich nur von meinem Bibelverständnis als Laie her argumentieren.

Mein theologischer Standpunkt hat sich in über 40 Jahren der Nachfolge geformt. Ich bin seit ca. 2000 bei Jesus.de dabei, habe mich an viele Diskussionen beteiligt und so auch in etliche theologisch Thematiken hineingekommen.

Mir selber fällt auf, dass ich, der ich in eine lutherische Gemeinde hinein getauft wurde, hier eine Heimat habe über die Herkunft hinaus.

Luther hat ja die Soli: Neben dem solus Christus („allein Christus“) stehen in den reformatorischen Kirchen die gleichfalls lateinischen Prinzipien sola scriptura (deutsch „allein durch die Schrift“), sola fide („allein durch Glauben“) und sola gratia („allein aus Gnade“). Quelle: https://www.wikiwand.com/de/Solus_Christus

Wir alle sind Sünder - aber ich meine, dass das sündhafte (menschliche) Wesen allein noch keinen Sünder macht.

13 Und sie brachten Kinder zu ihm, damit er sie anrühre. Die Jünger aber fuhren sie an. 14 Als es aber Jesus sah, wurde er unwillig und sprach zu ihnen: Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solchen gehört das Reich Gottes. 15 Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. 16 Und er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie.

Werfen wir einen Blick auf die Kinder, die da Jesus umgaben. Sie haben Jesus sicher als charismatische und liebevolle Persönlichkeit erlebt - sie hatten vermutlich eher keine Ahnung, wer Jesus war. Aber sie haben sich sicher in seiner Nähe wohlgefühlt, hatten Vertrauen, fühlten sich angenommen.

Ich habe zweimal erlebt, wie jungen Frauen an der theologischen Auffassung, dass jeder Mensch - gleich was er getan hat oder nicht - Sünder ist, fast zerbrochen sind. Sie wollten jeweils die Kinder verteidigen, sie konnten nicht akzeptieren, dass sie als Sünder gesehen wurden, wo sie doch noch nicht einmal schuldfähig waren. Einmal was es eine Mitschülerin, familiär aus dem militärischen Umfeld und eher etwas robuster aufgestellt. Ich war damals überrascht, wie sensibel sie die Ungerechtigkeit wahrnahm, Kinder als Sünder wahrzunehmen und wie sie mit der vollen Power ihrer Präsenz sich dafür einsetzte. Am Ende hat sie dann klein beigegeben - es stand da einfach ein festes theologisches Dogma im Raum, das sich nicht umschubsen ließ.

Das zweite Mal war es ein junges und sehr sensibles Mädchen aus einem Jugendkreis, die in der Frage, ob Kinder Sünder seinen, auf stur stellte. Sie hat da auch keine dogmatische theologische Sicht respektiert und der Jugendleiter gab ihr die Empfehlung, doch ihre Tabletten einzuwerfen. Wir (meine Frau und ich) haben sie dann wenig später in einer psychiatrischen Abteilung eines Krankenhauses besucht ...

Damals habe ich die Sicht der Frauen respektiert und ihr kämpferischer Einsatz hat mich beeindruckt - aber ich habe meine Meinung nicht geändert - ich war da stramm auf kirchlicher Linie.

Ich weiß nicht, wie Luther das gesehen hat - aber ich bin inzwischen überzeugt, dass keinem eine Schuld angelastet wird, die er nicht persönlich begangen hat. Jesus hat die Kinder zu sich gerufen, weil sie alles mitbrachten, was es zu Bürgern des Himmelreichs braucht: Unschuldig, weil unmöglich schuldig gesprochen werden zu können. Ein Kind kann nicht schuldig werden, weil es seine Handlungen von der Konsequenz noch nicht verstehen kann. Und im staatlichen Rechtssystem ist die Frage der Schuldfähigkeit ja immer eine zentrale, wenn es da Zweifel gibt - und bei Kindern ist die Frage eindeutig. Und ich denke nicht, dass da Gott weniger gnädig ist als z.B. das deutsche Rechtssystem.

Kleiner Gedanke am Rand: Einer meiner Töchter hat das Down-Syndrom. Sie wird vom Verstand und Bewusstsein nie mehr sein als ein Kind. Als mir das klar wurde, da dachte ich: Wow, das ist schon stark: ich lebe da mit einem Menschen zusammen, der als einziger den ich kenne, 100% sicher das Himmelreich erreichen wird, weil sie es sich mit keiner Sünde verderben kann! Und wenig später habe ich dann Werke alter Meister gefunden, die Engel mit klaren Gesichtszügen von Downys gezeichnet haben und wo es Darstellungen vom jüngsten Gericht gab und da eine himmlische Ebene der bereits geretteten, mit auf der einen Seite die Apostel und auf der anderen Seite Kinder, einige mit offensichtlichen Merkmalen von Down-Syndrom, zu sehen waren. Im Mittelalter war man in der Sicht auf unsere Behinderten wohl weiter ...

Vor diesem Hintergrund gibt es dann auch keine Notwendigkeit zur Kindstaufe mehr. Einen Bedarf an Taufe gibt es erst da, wo ich schuldfähig werde.

Nun zur Frage der Freiheit in der Entscheidung für Christus:

Die Kinder brauchen Jesus, dass er den Pharisäern beibringt, dass die Kinder bereits errettet sind und dass sie ihnen, die da durch ihr boshaftes Sein (allein die Überheblichkeit!) den Messias als freikaufendes Opfer brauchen, einiges voraus haben und wahre Vorbilder sind.

Wer Sünder ist, der ist ohne Jesus verloren. Errettet werde ich dadurch, dass ich das Rettungsangebot Christi annehme. Ich weiß nicht, wie weit es da eine Prädestination gibt.

Ich habe da einen schönen Aufsatz vom Bibellesebund gefunden:

https://bibelbund.de/2015/07/erwaehlung-und-vorherbestimmung/

Interessanterweise, steigt der zuerst mit dem Thema des Nachforschens, des Forschens in die Thematik ein.

„Gottes Ehre ist es, eine Sache zu verbergen, aber der Könige Ehre, eine Sache zu erforschen“. (Spr 25,2)

Wenn ich dann daran denke, dass Gott den Israeliten eigentlich keinen König geben wollte und sie ihn von Gott mehr oder weniger erzwungen haben, weil sie mit der Welt gleichziehen wollten, dann frage ich mich, ob es gut ist, da zu tief zu forschen - würden sich Kinder für diese Frage interessieren? Ich glaube nicht. Und von daher halte ich die Frage auch für nicht so wichtig, für mehr akademisch, aber wenig praktischer Bedeutung. Dafür mit der großen Gefahr der Spaltung - und, wie man an einigen calvinistischen Derivaten erkennen kann, sogar des Missbrauchs und des Hineingeraten in einen Zustand, dem ich vor dem jüngsten Gericht wenig Hoffnung auf Rettung beimessen würde.

Und ich bin erstaunt, wie ich diese meine Einsicht kirchenhistorisch bei großen Persönlichkeiten wiederfinde (Zitat aus dem verlinkten Beitrag des Bibellesebundes):

Ein sonst so besonnener und auch gelehrter Mann wie John Wesley schrieb in einem Pamphlet, der Gott, den Georg Whitefield verkündigte, sei nicht sein Gott; er gleiche mehr Satan als dem Gott der Bibel.

Ja, Satan hat Freude am Richten - und wenn ich da eine Lehre habe, dass es Menschen gibt, die von Anfang an vorherbestimmt sind gerettet zu werden und solche, die es eben nicht sind - dann habe ich zwei Sorten von Menschen auf der Welt. Und wenn ich jetzt noch die Merkmale definiere, wie ich die unterscheiden kann - dann dürfte es ja kein Problem sein, die, die eh keine Chance haben, platt zu machen. Und schubs, bin ich zum Apostel Satans geworden, mit allen Konsequenzen und bei frömmstem Gehabe einer der schlimmsten Feinde des Himmelreichs.

Dann fällt mir auf, dass alle biblischen Belege, die in dem Bibelbund Aufsatz genannt werden, aus der Epistel stammen.

Und hier wieder ein theologisches Statement von mir, mit dem ich mich von der pauschalisierenden Haltung der Chicagoer Erklärung distanziere: Für mich ist die Epistel ein Abschnitt der Bibel, der klare persönliche theologische Auffassungen enthält und oft sehr menschlich in Situationen von Gemeinden hineinspricht. Neben dem Umstand, dass bei jedem Brief zum Verständnis die spezielle Situation, in die er hineingeschrieben wurde, zu berücksichtigen ist, sind für mich die Briefe nicht in dem Maße Gottes Wort, wie es das AT, die Evangelien, die Apostelgeschichte oder die Offenbarung des Johannes ist. Das bedeutet nicht, dass ich den Briefen keine große Bedeutung beimessen würde, aber wenn da theologische Einsichten aufkommen, die ich nicht klar durch Aussagen von Jesus selbst decken kann, dann bewegen wir uns nach meiner Ansicht auf dünnem Eis.

Ich weiß, dass Gott ewig ist und dass die Dimension "Zeit" für Gott keine Rolle spielt. Menschen können das im Grunde genommen gar nicht denken, weil wir einfach als materielle, irdische Wesen geboren werden, denen die Zeit an den Fingern kleb wie die Materie selbst. Gott kennt uns also von vor der Geburt bis nach dem Tod - er weiß alles und er weiß auch, ob wir das große Ziel erreichen werden oder nicht. Da bedeutet aber keineswegs, dass sich der Mensch nicht frei entscheiden kann - Gott weiß nur eben vorher, wie wir uns entscheiden werden. Und da Gott uns ja als wertiges Gegenüber haben will, musste er uns die Freiheit geben - jene Freiheit, die so großes Elend in der Welt schafft, zugleich aber die Voraussetzung für eine aufrichtige Entscheidung für Gott und für unseren Retter Jesus Christus ist.

Als Mensch bin ich natürlich eingebunden in Beziehungen und geistliche Netzwerke in der Welt. Meine Eltern haben mich erzogen, ich habe als Kind einen Kontakt zur Kirche bekommen oder nicht, ich habe Menschen in meinem Umfeld, die mich lieben und für mich beten - oder ich bin in einer Gemeinschaft, wo Hass, Missgunst, Neid regiert und wo man mich verflucht.

All das hat Konsequenzen auf meine Aussichten, ins Team "Jesus" zu kommen. Und manchmal sind die Beziehungen, die mir da Türen öffnen, ganz bizarr und kaum nachvollziehbar. Mir passiert es gelegentlich, dass ich Menschen entdecke, in denen ich ein fleischernes Herz entdecke, die ich mag, die aber aktuell in übelstem Umfeld stecken. Ich habe für solche Menschen schon gebetet, sie vor Gott gebracht - und dann, manchmal Jahre später, konnte ich lesen, dass diese Menschen zu Jesus gefunden haben. Ob es nur mein Gebet war oder das Gebet vieler, die ähnlich empfunden haben? Ob es überhaupt ein Gebet war? Ich bin jedenfalls davon überzeugt, dass es auch die Aufgabe von Christen auf Erden ist, solche in den Dreck geratenen Edelsteine zu finden und sie in die Hand des Meisters zu geben, der sie reinigt, wunderschön schleift und in die Krone der Braut einbaut.

Ich denke, dass jeder wirklich die Chance hat, zu Jesus zu finden und damit gerettet zu sein. Wie groß diese Chance ist, hängt von vielen Einflüssen ab. Aber die Chance ist nie null und nie 100% (außer ich bin für immer Kind, weil mir das Erwachsenwerden verwehrt ist).

Ist das jetzt "humanistisch"? Für mich ist es zutiefst biblisch!

Das alles sind theologische Haltungen in die ich im Leben als Christ und nicht als Theoretiker mit profunden theologischen Erkenntnissen gekommen bin.

Was Augustinus angeht, so war mir einfach aufgefallen, dass so ziemlich alle Themen, die Ursache von Streit unter Christen, mit der Konsequenz der Spaltung des Leibes Christi haben, von Augustinus mal in für meine Ansicht problematischer Weise eine Ansicht geäußert, einen Standard definiert hat.

Ich denke, dass Augustinus ein guter Mensch war, der in seiner Situation immer das Beste gegeben hat. Allerdings halte ich seine Prägung in den Lebensphasen der Hinwendung zur grichischen Philosophie und in der gnostischen Sekte für so prägend, dass er damit eine bestimmte "Brille" aufhatte, mit der er die Bibel gelesen hat. Da die Kirchengeschichte gezeigt hat, dass diese Haltungen des Augustinus zu Spaltungen führten und da ich seine Haltung oft biblisch auch nicht nachvollziehen konnte, kam ich zu der ERkenntnis, dass es vielleicht eine gute Idee sei, die Bibel (und auch das NT) mal aus dem Mindset der Tradition Jesu heraus zu lesen zun verstehen - nein (ich habe gelernt!), eigentlich zu leben!

Viele Grüße

GoodFruit

goodfruit antworten
Jimmy
 Jimmy
(@jimmy)
Beigetreten : Vor 2026 Jahren

Beiträge : 167

@goodfruit Hallo,

ein langes Post. Da weiß man gar nicht worauf man zuerst antworten sollte.

 

Zu den verängstigten Mädchen: mir scheint, da wurde diesen Kindern sehr einseitig und gesetzlich von Sünde erzählt, ohne - viel stärker - vom Evangelium, von der Gnade zu erzählen, mit der Jesus den Kindern längst entgegenkommt.

Andererseits wird man kaum aus der Geschichte von der Kindersegnung eine allgemeine Dogmatik formulieren können, wonach Kinder grundsätzlich sündlos wären.

Vor diesem Hintergrund gibt es dann auch keine Notwendigkeit zur Kindstaufe mehr. Einen Bedarf an Taufe gibt es erst da, wo ich schuldfähig werde.

Welch seltsame Ansicht. Jesus hat den Auftrag gegeben zu taufen! Gerade bei Menschen mit Behinderungen wird man kein selbst formuliertes Glaubensbekenntnis verlangen können und daher Glaube und Taufe als Geschenk Gottes besser verstehen können. Also warum sollte man deiner Tochter die Taufe vorenthalten? Dazu gibt es gar keinen Grund. (Die Taufe hängt doch nicht davon ab, wie viele Sünden ein Täufling aufzählen kann.)

Wer Sünder ist, der ist ohne Jesus verloren. Errettet werde ich dadurch, dass ich das Rettungsangebot Christi annehme. Ich weiß nicht, wie weit es da eine Prädestination gibt.

Ich vermute, das Grundübel ist da, wo Menschen versuchen bei anderen Menschen zu entscheiden, ob sie denn erwählt sind oder nicht. Wenn wir diese Entscheidung ganz Gott überlassen, haben wir Menschen eine Reihe Probleme weniger.

Ja wirklich! Wir haben den Auftrag das Evangelium allen Menschen zu bezeugen. Wir haben nicht den Auftrag, vorher zu entscheiden, wer denn ggf. erwählt oder nicht erwählt sein könnte. Und ob Gott ihnen dann den Glauben schenkt, ist seine Sache.

 

Und natürlich denkt Gott in ganz anderen Zeitdimensionen als wir. Wenn wir uns fragen, ob sich jemand in den nächsten 12 Monaten bekehren werde, dann weiß Gott vielleicht schon im Voraus, dass dieser Mensch sich in 50 Jahren bekehrt. Halleluja.

Da bedeutet aber keineswegs, dass sich der Mensch nicht frei entscheiden kann

Luther betont in der berühmten Schrift "De servo arbitrio" gegen Erasmus, dass der Mensch sich nicht aus freiem Willen für Jesus entscheiden kann, selbst wenn manche Menschen sich das einbilden. Nein, Paulus sage es in Phil 2 sehr schön: "Schaffet dass ihr selig werdet,aber Gott ist es, der beides tut, das Wollen und das Vollbringen." Für den Menschen ist es ein reines Geschenk, dass Gott ihm den Glauben und auch die Vergebung schenkt. Das hängt nicht davon ab, wie kindlich oder erwachsen jemand ist.

ich denke, dass jeder wirklich die Chance hat, zu Jesus zu finden und damit gerettet zu sein. Wie groß diese Chance ist, hängt von vielen Einflüssen ab. Aber die Chance ist nie null und nie 100%

Solange du das als "Chance" für eine freie Entscheidung des Menschen ansiehst, bist du allerdings ein Nachfolger des Humanisten Erasmus (und vieler späterer Humanisten, teilweise auch einiger späterer Pietisten). Aber wenn du das als Chance Gottes ansiehst, dem Menschen irgendwann einmal den Glauben zu schenken, dann ist das was anderes.

 

Gruß, Jimmy

jimmy antworten
GoodFruit
(@goodfruit)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 2591

@jimmy Welch seltsame Ansicht. Jesus hat den Auftrag gegeben zu taufen! Gerade bei Menschen mit Behinderungen wird man kein selbst formuliertes Glaubensbekenntnis verlangen können und daher Glaube und Taufe als Geschenk Gottes besser verstehen können. Also warum sollte man deiner Tochter die Taufe vorenthalten? Dazu gibt es gar keinen Grund. (Die Taufe hängt doch nicht davon ab, wie viele Sünden ein Täufling aufzählen kann.)

Da stellt sich dann die Frage, was die Taufe wirklich ist. Wo kommt sie kulturell her und welche geistliche Bedeutung hat sie. Ist die Taufe Voraussetzung für das ewige Leben? Soll mit der Taufe Sünden abgewaschen werden - und wenn das so ist, welche Sünden sollten das sein?

In dem Kontext der Kultur, der Jesus zugehört, fällt mir als Taufgelegenheit nur das Bad in der Mikwe ein - jenes rituelle Bad in dem durch Untertauchen erneute Reinheit erreicht wurde. In der Mikwe wurden aber keine Kinder untergetaucht, sondern Menschen, die wirklich Sünden abzuwaschen hatten.

Bei meiner Tochter ging es nicht um eine vorenthaltene Taufe, sondern um eine vorenthaltene Konfirmation - bzw. eine Konfirmation, die nicht mit den Kindern im Ort gemeinsam gefeiert werden konnte, sondern eine ausgesonderte Behindertenkonfirmation. Das haben wir als bittere Erfahrung erlebt. Nicht wegen der anderen Behinderten, die ja alle in der ähnlichen Situation waren, dass sie nicht in bestehende Gemeinden hinein konfirmiert wurden und auf einer gesonderten Veranstaltung abseits der gemeindlichen christlichen Gemeinschaft dieses begehen mussten - in einer Gemeinschaft, die es in dieser Zusammensetzung nie wieder geben würde.

Ich vermute, das Grundübel ist da, wo Menschen versuchen bei anderen Menschen zu entscheiden, ob sie denn erwählt sind oder nicht. Wenn wir diese Entscheidung ganz Gott überlassen, haben wir Menschen eine Reihe Probleme weniger.

Genauso ist es. Und zwar hätten da nicht nur die Menschen, die die "edlen Gemüter" auf die Abschussliste gesetzt haben, sondern auch die Menschen, die sich an derartigen Bewertungen beteiligen und sich darüber die ewige Seligkeit verderben. Aber genau in dieses Problem führt uns die Theologie Calvins. Und damit sind wir mitten im Thema.

Schaffet dass ihr selig werdet,aber Gott ist es, der beides tut, das Wollen und das Vollbringen." Für den Menschen ist es ein reines Geschenk, dass Gott ihm den Glauben und auch die Vergebung schenkt. Das hängt nicht davon ab, wie kindlich oder erwachsen jemand ist.

Es mag sein, dass unser Wille nicht so frei ist, wie manche (dazu zähle ich auch) denken und vielleicht ist es wirklich Gnade, glauben zu dürfen. Aber was bedarf es zum Sündigen? Gehört da nicht eine gewisse Reife dazu, die Konsequenzen unseres Tuns abschätzen zu können? Und das haben wir weder bei Kindern noch bei Behinderten, die zeitlebens auf dem geistigen Niveau von Kindern bleiben werden. Nicht, dass sie Jesus nicht brauchen würden: Ohne Jesus wäre nur ich der Vater meiner Tochter und nicht der viel wichtigere Vater im Himmel ihr Vater. Sündlos bleib ich als Christ vielleicht auch, weil ich dadurch Kind werde - und zeitlebens bleibe. Durch Jesus bekomme ich den Schöpfer aller Dinge zum Vater geschenkt!

Solange du das als "Chance" für eine freie Entscheidung des Menschen ansiehst, bist du allerdings ein Nachfolger des Humanisten Erasmus (und vieler späterer Humanisten, teilweise auch einiger späterer Pietisten). Aber wenn du das als Chance Gottes ansiehst, dem Menschen irgendwann einmal den Glauben zu schenken, dann ist das was anderes.

Interessante Perspektive, an die ich so noch gar nicht gedacht hatte. Ich denke, dass die Chance beidseitig ist. Zum Glauben kommen Menschen ja meist nicht aus der Position der Stärke, sondern der Schwäche. Jesus ist als Arzt für die Sünder gekommen und so gesehen kann meine Sündenlast mich in eine Position bringen, die mir eine Befreiung schenkt, die ich im Glauben, der große Macker zu sein oder das fromme Vorbild, nie bekommen hätte.

 

goodfruit antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 7366

@goodfruit 

Bei meiner Tochter ging es nicht um eine vorenthaltene Taufe, sondern um eine vorenthaltene Konfirmation - bzw. eine Konfirmation, die nicht mit den Kindern im Ort gemeinsam gefeiert werden konnte, sondern eine ausgesonderte Behindertenkonfirmation

Das wäre ein Grund, sich eine andere (z.B. freikirchliche) Gemeinde zu suchen.

Aber was bedarf es zum Sündigen? Gehört da nicht eine gewisse Reife dazu, die Konsequenzen unseres Tuns abschätzen zu können? Und das haben wir weder bei Kindern

Na ja, ab ca. 5 Jahren ist da schon was vorhanden - natürlich noch nicht so vollständig wie bei reifen Erwachsenen, aber eben doch genug, um da von Sünde reden zu können.

die ich im Glauben, der große Macker zu sein oder das fromme Vorbild

Bei der Beschreibung denke ich sofort an Pharisäer (im biblischen Sinn des Wortes).

hkmwk antworten
Kappa
 Kappa
(@kappa)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 236

@goodfruit Einmal den Zustand der Erbsünde abwaschen und Zugang zum neuen Bund und der Gnade Gottes. Sind die Tauflinge älter , kommen viele Tatsünden dazu.

Die Taufe ist ein gutes Beispiel. Wird im Protestantischen Bereich zum Teil nur als Zeichen gesehen. Da frage ich mich immer, für wen eigentlich ?

Die Sichtbare Welt? Den einen Moment ? Die Nichtgläubigen interessiert es nicht einmal .Früher wie heute . Früher in Verfolgung waren Taufen sogar Geheim.

Die Unsichtbare Welt ? Der kurze Moment ? Wenn hier am Täufling nichts weiter geschehen wird, wiederum unsinnig. Wäre die Wiedergeburt getrennt davon, dann würde die Unsichtbare Welt das sowieso sehen.

Das alles macht mehr Sinn, wenn durch die Taufe unsichtbar auch etwas geschieht (das bedeutet Sakrament). In der Tradition ist genau das der Fall- Es ist die Wiedergeburt aus Wasser und Geist. Der Neuanfang mit Gott. 

 

 

vg

 

 

 

 

 

 

kappa antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 7366

@kappa 

Die Taufe ist ein gutes Beispiel.

Wird im evangelischen Bereich ja ganz unterschiedlich gesehen. Aber schon im NT wird ja von verschiedenen Taufen berichtet (Hbr 6,1 Grundtext).

Ich richte mich nach dem, was Petrus geschrieben hat:

1.Pt 3,21 Das ist ein Hinweis auf das Wasser der Taufe, die euch jetzt rettet. Denn der Sinn der Taufe ist ja nicht, dass der Körper vom Schmutz gereinigt wird. Wer sich taufen lässt, bittet damit Gott, sein Gewissen von aller Schuld zu reinigen. Das ist möglich, weil Jesus Christus von den Toten auferstanden 22 und zum Himmel aufgestiegen ist.

Womit klar ist: Die biblischen Verheißungen bezüglich der einen christlichen Taufe gelten nur, wenn der Täufling bei der Taufe auch Gott um ein gutes Gewissen gebeten hat.

hkmwk antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 7366

@jimmy (zum Beitrag)

Auch über die biblische Begründung der Taufe kann man trefflich streiten. Die Frage st dabei, ob man sich auf sein eigenes Glaubensbekenntnis taufen lassen will oder ob man das Vertrauen auf die Gnade Gottes in der Taufe betonen will.

Biblisch gesehen wird man in den Namen Jesus getauft, aus den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Ich bin nicht ganz sicher, was du mit deiner Formulierung meinst. Denkst du daran, dass man in manchen Kirchen vor der Taufe ein Zeugnis ablegen soll, wie man zum Glauben kam, um dann auf dieses Bekenntnis hin getauft zu werden?

Natürlich ist Getauft-werden immer mit dem Vertrauen auf die Gnade Gottes verbunden (ziemlich oberflächliche Täuflinge o.ä. mal außen vor gelassen). Und man sollte wissen, dass es verschiedene Taufen gibt (Hbr 6,2 Grundtext). Die Taufe die rettet wird als Bitte an Gott beschrieben (1.Pt 3,21), wer das bei seiner Taufe nicht getan hat, sollte nicht auf die Taufe vertrauen sondern auf Jesu Opfer.

Womit wir bei der Kindertaufe wären. Der Ausdruck ist unscharf, schließlich gibt es durchaus Kinder, die offensichtlich sündigen. Babytaufe macht eher deutlich, worum es geht. Bekanntlich hat Jesus ja keine Kinder getauft, sondern sie »nur« gesegnet, obwohl Er selber durchaus auch getauft hat (Jh 4,1). Dass ein Haus(halt) getauft wird, wird zwar mehrmals im NT erwähnt, aber nur einmal, dass ein ganzes Haus getauft wird - und da wär die Frage, ob es da Kinder gab.

Auch die Erbsündenlehre hat in Röm 5,12-17 ihren biblischen Ursprung

Wobei »Erbsünde« auch ein Ausdruck ist, der schnell zu Missverständnissen führen kann. Laut der katholischen Erbsündelehre (stammt die von Augustinus?) trägt jeder Mensch von Geburt an die Schuld Adams in sich, die ihm vererbt wurde. Das halte ich nicht für biblisch, zumal Rö 5,12 ja ausdrücklich darauf hinweist, dass auch alle gesündigt haben. Ein Säugling, der noch nie gesündigt hat, fällt wohl kaum in diese Kategorie. Und wenn ich das richti9g verstehe, sieht die evangelische Erbsündelehre entsprechend anders aus …

hkmwk antworten
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(@kappa)
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@hkmwk Erbsünde bedeutet weniger "Schuld", als vielmehr Schwäche der Sünde gegenüber und eine ererbte getrenntheit von Gott. Das Bild oder die Realität bezeugt das meiner Meinung nach sehr gut.

kappa antworten
GoodFruit
(@goodfruit)
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@kappa Der Sündenfall war ja eine ganz konkrete Situation. Ein Moment, einer Entscheidung, die in den Verstoß gegen Gottes Ordnungen führte. Und diese Tat war das Problem und nicht die Neigung, die das Widerstehen gegen die Tat herausfordernd machte. Es möge mich viele seelische Neigungen in die Sünde drängen. Zur Sünder werde ich dadurch noch nicht. Das passiert erst, wenn ich diesen Neigungen nachgebe und durch einen konkreten Verstoß zum Sünder werde. Und so ist denn die Erbsünde in meinen Augen die Frucht aus jener Sünde, die mich aus der Gemeinschaft mit Gott herausgebracht hat, durch die ich nicht mehr im Paradies, sondern in einer Welt leben muss, in der der Teufel munter mitgestaltet.

Überwunden wird das erst durch Jesus Christus, der die Beziehung zum Vater wieder herstellt und mich durch die so geschaffene Gotteskindschaft das Himmelreich schenkt, die mir das Paradies in mir drin schenkt, bis ich denn mit dem Vater im himmlischen Jerusalem zusammen bin.

goodfruit antworten
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(@kappa)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 236

@goodfruit was ich meinte, das die ersten Menschen sich von Gott unheilvoll trennten und diese Art der Gottes Ferne, das auf sich allein gestellt sein, was jeden von uns in die Sünde früher oder später reißt, weiterverwenden an uns.

Es ist doch der Normalfall das jeder von uns sündigt, oder nicht ? Wäre es umgekehrt , könnte man das Konzept der Erbsünde in Frage stellen .

 

Sünde bezieht sich auf die Tat, nicht auf die Schuld. Schuld folgt der einzelnen Tat.

 

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(@kappa)
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nicht weiter verwenden 🙂  Weitervererben soll es heissen

kappa antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

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@kappa (zum Beitrag)

Erbsünde bedeutet weniger "Schuld", als vielmehr Schwäche der Sünde gegenüber

Das katholische Dogma sagt was Anderes (Erbsünde ist die Sünde Adams, die jedem Menschen als eigene Schuld angerechnet wird - kommt sviw von Augustin), aber wenn du in dem Punkt lieber der evangelischen Auslegung bzw. der Bibel folgst als dem Dogma, ist das ja in Ordnung.

 

hkmwk antworten
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(@kappa)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 236

@hkmwk Warum gab es dann früher schon, im Mittelalter, das Konzept des Ortes für Kinder die nicht getauft waren aber nicht sündigten oder nicht schwer sündigten? Also eben das diese nicht in die Hölle kommen, weil sie keine Taten getan haben? Das Dogma war also keineswegs so, das hier nicht unterschiedlich gewichtet wurde.

kappa antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

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@kappa 

Ich weiß nicht alles über das katholische Dogma. Ich hab aber in den 80-er Jahren mal ne katholische Dogmensammlung durchgelesen und u.a. gefunden, dass Erbsünde bedeutet, dass die Schuld Adams einem als eigene Schuld angerechnet wird. Das müssen alle Katholiken (eigentlich) glauben.

Das Dogma war also keineswegs so, das hier nicht unterschiedlich gewichtet wurde.

Mag sein, ich behaupte nicht, dass ich mich da gut auskenne und Fragen dazu beantworten kann …

hkmwk antworten


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Veröffentlicht von: @jimmy

Zu Augustins gebrochenem Verhältnis zur Sexualität kann man nur sagen: vor seiner Bekehrung war sein Leben wohl sehr "ausschweifend" und später - in seinen "Bekenntnissen" - hat er die Sexualität fast gänzlich abgelehnt.

Das war wohl nicht nur bei Augustinus so. 
Auch bei David und Salomo gibt es eine ähnliche Entwicklung (wie wir in unserer Jugend als Pfadfinder gerne sangen): 
"Der David und der Salomo, das waren arge Sünder. Sie lebten frei und liederlich und zeugten viele Kinder. 
Doch als das nicht mehr klappte so (von wegen hohem Alter) schrieb seine Sprüch' der Salomo und David seinen Psalter".

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Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

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@bepe0905 

Auch bei David und Salomo gibt es eine ähnliche Entwicklung

Bei Salomo war es doch eher die umgekehrte Richtung: Als er älter wurde, und viele Frauen hatte, kehrte sich Salomo von Gott ab.

hkmwk antworten
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Beigetreten : Vor 2 Jahren

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@hkmwk ist doch klar: wie sollte er bei so viel Ablenkung und Überbeanspruchung noch Zeit haben für Gott und Energie aufwenden können für das Wesentlich?

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Helmut-WK
(@hkmwk)
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@bepe0905 

Du siehst also ein, dass dein Spruch Unsinn war?

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Veröffentlicht von: @hkmwk

Du siehst also ein, dass dein Spruch Unsinn war?

Wieso Unsinn?
Ganz und gar nicht. 
Das Lieb beschreibt doch nur, wie sich bei den meisten Menschen mit der Zunahme an Jahren die Prioritäten verschieben. 
"Altersmilde" könnte man es vielleicht wohlmeinend nennen. Oder auch "gut essen und trinken" ist der Sex des Alters...

Dass bei David und Salomo noch besondere Umstände hinzu kamen ist eine andere Geschichte. 
Da sollte man bei einem Lied nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen.

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Helmut-WK
(@hkmwk)
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@bepe0905 

Das Lieb beschreibt doch nur, wie sich bei den meisten Menschen mit der Zunahme an Jahren die Prioritäten verschieben

Oh wie lieb 😉 (tknw)

Es ging um David und Salomo. Salomo war falsch beschrieben, denn das mit Frauen kam nach den Sprüchen, und auch bei David muss man nur in die Psalmen schauen, um zu sehen, dass erstens die gefühlte Hälfte nicht von ihm stammt und zweitens viele noch aus der Zeit stammen, als er auf der Flucht vor Saul »liederlich« durch die Gegend zog. Sein berühmter Ehebruch war noch mal deutlich später, und als er im Alter nicht mehr konnte (weshalb Abischag aus Schunem Jungfrau blieb, 1.Kö 1,1-5), da hat er wohl kaum noch Psalmen gedichtet.

Dass bei David und Salomo noch besondere Umstände hinzu kamen

So besonders sind sie nicht. Der Rentner, der lange brav mit seiner Frau zusammenlebte, aber nach deren Tod vor lauter Einsamkeit Kinder verführt und missbraucht, ist ja nur die Spitze des Eisbergs von „je oller, desto toller”. Eine allgemeine Regel aufstellen dürfte schwierig werden.

hkmwk antworten


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@goodfruit vielen Dank für die Mühe, ich finde es nur unredlich, vom Standpunkt des Protestantischen aus der 1500 Jahre nach den Aposteln aufkam, die letztlich doch kontinuierliche Tradition locker flockig zu verurteilen.

Die ersten Kirchenväter waren an der Urkirche sehr viel näher dran als Luther und folgende Lehrer. 

Die Tradition ist nicht vom Himmel gefallen, sie hat sich auch entwickelt, Augustinus ist und war nicht das Maß aller Dinge. Sie hat sich eigentlich schon vor der Schrift her entwickelt, das sollte zu Denken geben. 

Denn vor Mose von Noah an, gab es ohne Zweifel Menschen die eine gute Beziehung zu Gott und einen Glauben hatten. Die Bibel gab es noch nicht. Da sieht man das es eine Deutungshoheit, eine göttliche permanente Position zuzüglich zu den Schriften geben muss wo den Weg zu Gott bewahrt. Das ist heute die letztlich Uralte Kirche. Und nicht Calvin. 

 

 

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GoodFruit
(@goodfruit)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 2591

@kappa Hallo Kappa,

nun, an sich bin ich da um Redlichkeit bemüht. Ich weiß um die Gefahren des Revisionismus - d.h. um unfaire Bewertung, nachdem  ich um die Früchte bestimmter Entwicklungen weiß. Es ist da sehr wichtig, sich in die Zeit der Menschen zu versetzen und sich bewusst zu machen, was sie damals wissen konnten und was nicht.

Die Intention, die diesem Thread zugrunde liegt, ist ja nicht, Augustinus herunterzumachen. Ich denke, ich habe seine historische Dimension und die enorme Wichtigkeit einer großen Person an der Weggabelung der Geschichte, an der ein imperiales Reich, an das das Christentum stark angebunden war, den letzten Atem aushauchte.

Das Problem, das ich mit diesem Thread aussprechen wollte, war die Frage, ob nicht unter dem Einfluss von Augustinus entscheidende Elemente des Evangeliums verloren gingen oder verdreht wurden. Und hier würdige ich sehr wohl auch die Person des Augustinus, der sicher bemüht war, alles richtigzumachen - auf der anderen Seite aber durch eine Mitgliedschaft in einer sehr asketisch lebenden Sekte sehr in seinem Denken und Urteilsvermögen geprägt war.

Nicht Augustinus ist unser Retter, sondern Jesus Christus ist es. Und da, wo uns Jesus Christus Freiheit brachte, sollte ein Christ keinen gutmeinenden Asketen dulden, der diese Freiheit wieder nehmen möchte, weil er entsprechend geprägt ist.

Die Tradition ist nicht vom Himmel gefallen, sie hat sich auch entwickelt, Augustinus ist und war nicht das Maß aller Dinge. Sie hat sich eigentlich schon vor der Schrift her entwickelt, das sollte zu Denken geben.

Wir feiern Pfingsten als Geburtstag der Kirche. Dabei ist Pfingsten die Ausgießung des Heiligen Geistes. Gott spricht zu uns und Gott hilft uns zu verstehen - auch wenn uns vielleicht die Sprache und Kultur fremd ist. Gott ist es, der auch Gemeinden baut und der Kirchen in Existenz führen will. Nur dürfen wir fragen: Wie viel an der Kirche - heute und in der Tradition - ist wirklich von Gott und wie viel ist von Menschen, die meinten, sich da verwirklichen zu müssen.

Ich muss Dir ehrlich sagen, dass ich heute keine Gemeinde habe - und zwar wirklich überhaupt keine. Ich geh nicht nur nicht mehr hin, ich bin aus der Kirche ausgetreten, weil ich zwar Gott liebe und die Rettungstat Jesu dankbar annehme, aber keinen Platz auf Erden finde, wo ich ohne merkwürdige menschengemachte Regeln Gott die Liebe zurückgeben kann, die ich von ihm empfange.

Und es gibt viele "out of church Christians" - Menschen, die Gott lieben, aber die in die kirchlichen sozialen Strukturen vielleicht grade deshalb nicht mehr hineinpassen. Diese Entwicklung versuche ich zu verstehen und dabei bin ich über Calvin gestoßen, der die Wurzeln seiner Lehre bei Augustinus vorgefunden hat.

goodfruit antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 7366

@goodfruit

Ich muss Dir ehrlich sagen, dass ich heute keine Gemeinde habe

Das ist nicht gut. Wir sollen keine Einzelkämpfer sein.

hkmwk antworten
Kappa
 Kappa
(@kappa)
Beigetreten : Vor 2 Jahren

Beiträge : 236

@goodfruit

Mir geht es um mehr als nur einen Lehrer . Es geht um die Einheit über Jahrtausende hindurch bis zu den Aposteln zurück. Einzelkämpfertum wollte Christus sicher nicht . Frage den Herrn ernsthaft das er Dir die Wahrheit zeigt und Du offen sein kannst dazu! Tat ich so ähnlich auch.

Du erinnerst mich an meinen ExKollegen :))

Wünsche frohe Ostern ! vgEd

 

 

 

kappa antworten
GoodFruit
(@goodfruit)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 2591

@kappa Es geht um die Einheit über Jahrtausende hindurch bis zu den Aposteln zurück. Einzelkämpfertum wollte Christus sicher nicht 

Wie gerne würde ich Dir zustimmen!

Und was Jesus angeht - ja, der wollte und will bestimmt keine zerlegte Kirche, sondern die Einheit.

Das, was ich aber gemeindlich erlebe, ist oft am Evangelium vorbei. Und wenn man da Dinge anspricht, dann bekommt man irgendwelche Zitate, wonach es die perfekte Gemeinde nicht gibt. Das strebe ich ja auch nicht an! Perfektion gehört zu den Maßstäben Satans! Aber was ich möchte ist, dass es kein Problem Missstände anzusprechen, ohne dass sich Menschen existentiell bedroht sehen (so kann ich jedenfalls die eine oder andere Reaktion nur verstehen). Wir haben keine Kirche mehr, wo man fehlerhaft sein darf. Und wer bestimmte Standards nicht erfüllt, der ist in der Gemeinde unerwünscht. Ich denke da vor allem an meine Tochter mit Down-Syndrom. WWJD? Die gemeindliche Praxis heute ist da bestimmte nicht die richtige Antwort.

All die Dinge sind ja mal geworden. Irgendwo ist man falsch abgebogen und ich habe mich auf die Suche gemacht, um diesen Zeitpunkt zu identifizieren, dass man ab da neu beginnen kann.

Ein erstes Problem dürfte die Staatskirche gewesen sein, die Constantin aus den Christen machte. Das, was auf den ersten Blick wie eine Erlösung aus einer Zeit der Verfolgung aussah, hatte gewiss auch negative Seiten in Form einer Vermischung mit Sol invictus Glauben und vor Ort jeweils mit lokalen religiösen Größen, die umgewidmet wurden.

Aber ich glaube, dass es zu dem Zeitpunkt noch möglich war, falsche Kruste von wahrem Kern zu unterscheiden.

Bei Augustinus war das dann sehr, sehr schwer. Er war von seinen gnostischen Freunden ins Amt gehoben worden und auch wenn er nach außen sich distanzierte, so blieb er doch in vielen Fragen den Wegen seiner streng asketischen Bundesbrüder treu. Damit war eine Wurzel in der Kirche, die nicht im Evangelium gründete, es vielmehr relativierte. Aber weil das schon so lange her ist, findest Du keine Kirche, in der nicht der augustinische Geist weht. Und es betrifft Katholiken und Protestanten gleichermaßen, wenn auch vielleicht unterschiedlich stark. Calvin hat da noch einiges dazu beigetragen, dass es auf augustinischen Mist mit von ihm beeinflussten Kirchen radikal bergab ging - zumindest, was das Verständnis des neuen Bundes anging.

Ich bin kein gut vernetzter Mensch. Ich habe meine Familie und ich habe meinen Jesus. Mit denen bin ich in biblisch gegründeten Bündnissen verbunden und wo immer Gemeinschaften da Gefahr hineinbringen, weiß ich, was ich zu tun habe, um das zu erfüllen, was Gott wohlgefällig ist. Und das kann dann eben auch mal das Verlassen einer Gemeinde bedeuten.

Ich habe keine Ahnung, wo Jesus mich noch hinführt, wo es weitergehen soll. Das, was ich als Alternative angedacht habe, ist letztendlich auch auf Augustinus gegründet und somit entkomme ich da nicht der Problematik.

 

goodfruit antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 7366

@goodfruit 

Hast du denn noch eine Gemeinde (und sei es eine »out of church«-Gemeinde) gesucht?

Mit denen bin ich in biblisch gegründeten Bündnissen verbunden

Versteh nicht ganz. Meinst du reale „Bündnisse” von Menschen, die Jesus nachfolgen, oder ist das jetzt ein von dir „gefühltes” Bündnis nur für dich und deine Familie?

hkmwk antworten
GoodFruit
(@goodfruit)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 2591

@hkmwk Meinst du reale „Bündnisse” von Menschen

Als Ehemann bin ich mit meiner Frau in einem Bund, den wir vor Gott geschlossen haben, den Gott für Menschen vorgesehen hat und der damit für Gott wohlgefällig ist. Ich sehe mich da in der Verantwortung für meine Frau und meine Kinder.

Als Christ, der sich zu Jesus Christus bekennt und das Mahl feiert, bin ich über den Bund in Christi Blut mit Jesus verbunden und durch diesen Bund, den der Vater und der Sohn geschlossen haben, mit dem Vater verbunden, Kind Gottes.

Hast du denn noch eine Gemeinde (und sei es eine »out of church«-Gemeinde) gesucht?

Wir sind schon lange auf der Suche. Besonders meiner Frau fällt es schwer, da noch einmal Anschluss zu finden oder überhaupt offen dafür zu sein. Es hat da schon so viele Verletzungen gegeben. Und wenn die nicht verheilen, dann ist man vorsichtig, zieht sich zurück, hat Angst vor erneuten Verletzungen.

Das habe ich nicht und ich war auch bereit, mich dann eben allein auf den Weg zu machen. Allerdings hatte ich da den Eindruck, dass das dann gegen die Gemeinschaft, die ich als Familie zu schützen habe, Ansätze gab und so habe ich mich dann ganz ausgeklinkt.

Wenn Du eine Tochter mit starken Defiziten hast, die Du als segensreich im Sinne davon, dass sie zu den wenigen gehört, denen das Himmelreich bereits zugefallen ist (selig sind die geistig armen ...) betrachtest - in der Gemeinde aber als auszugrenzend, weil nicht irgendwelchen Standards gerecht werdend, eingestuft wird, dann ist das nicht mehr meine Gemeinschaft. Und an der Stelle wird eben auch Calvin und Augustinus bedeutsam, weil die so nen Schema von dem berufenen, geretteten Menschen (in der Gemeinde herzlich willkommen) und den gefallenen Menschen ohne Chance (wir müssen draußen bleiben ...) gibt. Das geht so weit, dass ich in dieser Gemeinde Menschen vermute, die einem Gedanken an Euthanasie etwas abgewinnen könnten. Selbst unter Moslems würdest Du so niedere Gesinnungen kaum finden. Das schreibe ich nicht, um zu beleidigen, sondern als ganz bittere Erkenntnis und große Not.

 

goodfruit antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 7366

@goodfruit 

Ich habe so was bisher nicht erlebt. Wenn ich nur an die Auftritte von Down-Menschen beim Marsch für das Leben in Berlin denke, fällt es mir schwer zu glauben, dass das, was du beschreibst, weit verbreitet ist.

Aber ich kann mir auch nur schwer vorstellen, wie Freikirchler für die AfD sein können - weiß aber durch Berichte von Leuten, die ich kenne, dass es so was (z.B. in Sachsen) gibt. Also sehe ich jetzt auch keinen Grund, deine Erfahrungen zu bestreiten.

Allerdings hatte ich da den Eindruck, dass das dann gegen die Gemeinschaft, die ich als Familie zu schützen habe, Ansätze gab

Das verstehe ich jetzt nicht. Redest du von der Gefahr, dass ein Schritt auf eine konkrete Gemeinde von deiner Familie als »Ansatz gegen uns« verstanden wurde, oder was für »Ansätze« gab es gegen euch? - Wenn dir das zu weit geht, musst du das nicht mehr beantworten …

hkmwk antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
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@kappa (zum Beitrag)

Die ersten Kirchenväter waren an der Urkirche sehr viel näher dran als Luther und folgende Lehrer.

Luther war Augustiner, und manches was bei Luther nicht gut war kommt von Augustin.

Natürlich hat die Tradition bei Jesus und den Aposteln angefangen, aber bis 1500 hat sie sich weit davon entfernt (weg von der Bibel entwickelt), so dass Luther wieder Richtung NT umkehrte, und andere Lehrer nach ihm noch mehr.

Da sieht man das es eine Deutungshoheit, eine göttliche permanente Position zuzüglich zu den Schriften geben muss

Die musste es geben, solange die Schriften nicht vollständig waren.

Natürlich braucht man auch den Heiligen Geist, um die Schrift richtig zu verstehen.

Das ist heute die letztlich Uralte Kirche. Und nicht Calvin.

Meinst du jetzt die orthodoxe Kirche, oder die römische Kirche, die sich 1054 von dieser Mutterkirche abgespalten hat?

Egal welche: diese uralte (?) Kirche hat in der Geschichte schon öfters gegen Gott gestanden und Gläubige verfolgt. Weil eben genau das eingetreten ist, was Paulus in Apg 20,30 vorhergesagt hat. Das ist zwar schon was her, aber diese Kirche soll ein unfehlbarer Maßstab sein?

hkmwk antworten
Kappa
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(@kappa)
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@hkmwk Die Bibel und Tradition werden bei Katholischen aber nicht als getrennt betrachtet .

Es sind 2 Beine desselben.

Als die Urkirche die 72 Bücher zusammen stellte, waren alle heutigen Unterschiede zu den Freikirchen bereits Sichtbar. Das ist nicht danach erst gekommen, auch wenn ich früher von Freikirchlern diesbezüglich gerne einmal ausgeschmückte Geschichten gehört hatte.

Der Charakter der Messe, Kindstaufe, Sakramente, Priester, Weihungen, strikte Moral, das Gegenteil eines Wohlstandsevangelium, Verehrungen Heiliger zum Beispiel .

 

kappa antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
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Beiträge : 7366

@kappa 

Als die Urkirche die 72 Bücher zusammen stellte

Die Urkirche hat nichts zusammengestellt. Die Urkirche war ein ziemlich unorganisierter Haufen, jede gemeinde verwaltet sich selbst, erst im 2.Jh. kam es dazu, dass zwischen Aufsehern (»Bischöfen«) und Ältesten (»Priestern«) unterschieden wurde und jemand mehr nicht nur seiner Gemeinde, sondern auch den dieser gemeinde unterstellten Zweiggemeinden vorstehen konnte. Das ist dann nicht mehr die Urkirche, sondern die nächste Entwicklungsstufe.

Erste Kanonlisten und Diskussionen gegenüber dem Kanon gab es ab 150, wobei es im Mainstream (der im Gegensatz zu Gnostikern und dogmatischen Judenchristen stand) wohl schon vorher einen Konsens gab (4 Evangelien, 14 Paulusbriefe - incl. Hebräer), der nun insbesondere gegen Markion verteidigt werden musste. Aber erst die vom römischen Staat anerkannte Reichskirche hat sich auf einen Kanon des NTs geeinigt. Und die erste Konzilsentscheidung über das AT gabs im Konzil von Trient (ab 1546).

Die Entwicklung zu einer einheitlichen Kirche des römischen Reichs (die u.a. die Verwaltungsgliederung in die vom Christenverfolger Diokletian geschaffenen Diözesen übernahm) seh ich nicht nur negativ: damit wurde eine Zersplitterung wie später nach der Reformation verhindert. Aber eben auch zuweilen echte Nachfolger Jesu ausgeschlossen.

Aber spätestens als diejenigen, die am alten Glauben festhielten, als Ketzer verfolgt wurden, war die Entwicklung negativ.

Der Charakter der Messe, Kindstaufe, Sakramente, Priester, Weihungen, strikte Moral, das Gegenteil eines Wohlstandsevangelium, Verehrungen Heiliger zum Beispiel .

Klar, das war schon da, als die Reichskirche sich auf den Kanon des NTs einigte. Aber das ändert nichts daran, dass einiges aus dieser Liste den Aussagen des NTs widerspricht (gegen Wohlstandsevangelium ich beispielsweise auch).

Und die Bündnisse gehören Israel (Rö 9,4), also ist nicht die Kirche für den Umfang des ATs zuständig, sondern Israel. Das sich auf den Umfang geeinigt hat, den die Pharisäer als Schrift anerkannten und den auch Jesus nach Lk 11,51 offenbar benutzt hat.

 

hkmwk antworten
GoodFruit
Themenstarter
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Hallo Community,

nur weil wir hier mit der Thematik ja etwas tiefer eingestiegen waren:

Habe grad einen aktuellen Artikel über Augustinus bei historeo gefunden:

https://www.historeo.de/hintergrund/augustinus-und-die-grenzen-der-toleranz

Thematik ist der Umgang von Augustinus mit Andersdenkenden, mit "Ketzern" innerhalb der Kirche aber auch mit Ungläubigen sowie die Thematik der Rechtfertigung von Krieg bei Augustinus.

Ich kann den Artikel sehr empfehlen.

Zu der Thematik des Umgangs mit alternativen theologischen Ansichten zitiere ich aus dem Artikel:

Augustinus war als Bischof selbst in einen heftigen Konflikt mit einer Ketzergruppe geraten, den Donatisten, und dies war sein Argument, um gegen sie vorgehen zu dürfen. Seine Lösung – gewaltsamer Zwang als „ultima ratio“ gegen Ketzer, die die Kirche gefährden – wurde später vom extremen Ausnahmefall zur allgemeinen Norm erhoben. Abfall vom „reinen“ Glauben wurde zum Verbrechen am Gemeinwesen, auf das seit der kaiserlichen Ketzergesetzgebung von 1224 der Feuertod stand.

Und zur Frage des gerechten Krieges bei Augustinus kommt es zu folgender Zusammenfassung:

Ausdrücklich sind laut Augustinus jene Kriege gerechtfertigt, die auf Gottes ausdrückliche Weisung stattfinden. Da Gott sich allerdings selten deutlich genug bekundet, schlägt er eine ergänzende moralische Definition des „gerechten Krieges“ vor: Ein Krieg ist gerechtfertigt, wenn er zur Wiedergutmachung oder Verhinderung von Unrecht geführt wird. Wenn er geführt wird, um die Weltordnung zu erhalten oder wiederherzustellen.

[...]

Der gerechte Krieg wurde durch diese Art der Rechtfertigung direkt mit Disziplinargewalt und Strafrecht verbunden. Schon für Augustinus lag der Gedanke nahe, auch Krieg als Bestrafung als legitim zu betrachten. Im augustinischen Weltbild verschmelzen religiöse, moralische und juristische Fragen so eng, dass zwischen Irrglauben, Sünde und Verbrechen nicht mehr streng unterschieden werden kann. Der Krieg gegen andersgläubige Gruppen wird so ausdrücklich gerechtfertigt.

Damit sind geistlich die Weichen für die kommenden Jahrhunderte gestellt. Inklusive Hexenverfolgung, Kreuzzügen etc.

Ich will Augustinus nicht unterstellen, dass er das im Sinn gehabt hat, als er entsprechende Schriften verfasste.

Augustinus kommt aus einer Zeit, in der die römische Weltmacht zerfiel. Das römische Reich war eine Diktatur, die mit Mitteln staatlichen Terrors agierte. Die unterworfenen Nationen waren da an der ganz kurzen Leine. All das zerbrach jetzt und so ist Augustinus Haltung denn ein Versuch, eine moralische Grundlage für klare Linien in Bezug auf eine Weltordnung zu sorgen.

Er hatte die Probleme, die es für das Christentum bedeutete, so eng mit dem römischen Reich verbandelt zu sein, erkannt und das Konzept an sich abgelehnt. Und doch schafft er in seinem Werk Grundlagen für eine erneute Einmischung des Christentums in weltliche Machtkonzepte.

Bei all dem frage ich mich, was wohl Jesus dazu gesagt hätte. Hat uns Augustinus das Himmelreich näher gebracht, das uns Jesus verkündete? Ich glaube kaum. Denn Himmelreich hat wenig damit zu tun, ob ich falsch oder richtig liege - was könnte es da für einen anderen Lehrer als den Heiligen Geist geben? Aber ganz viel, mit der Beziehung, die ich zum Herrn und zum Vater habe.

Erneut tun sich mir hier problematische Seiten des Augustinus auf. Sicher ist Augustinus nicht für alles verantwortlich, was die Nachwelt mit seinen Schriften gemacht hat. Aber er hat doch viele Dinge angesprochen, von denen ich mich frage, ob diese Gegenstand der Lehren und Ziele Christi sind.

Und immer wieder scheint mir die Freiheit, die Christus uns brachte, zu den Hauptopfern all dieser Dinge zu gehören. Der Neue Bund wird da förmlich zugeschüttet und gerät aus dem Fokus. Dafür formiert sich eine rechthaberische totalitäre Linie, die das, was das Christentum predigen und leben sollte, immer mehr in einen deformierten Zustand bringt und so immer mehr am Ziel vorbei agiert.

Viele Grüße

GoodFruit

 

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Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

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@goodfruit 

Das römische Reich war eine Diktatur, die mit Mitteln staatlichen Terrors agierte.

Na ja, »Terror« finde ich übertrieben. Wir sehen das Römische Reich meist durch eine jüdische Brille. Andere Völker haben sich gerne dort integriert. Auch die Gallier, die gewaltsam unterworfen wurde, waren wenige Generationen später überzeugte Römer. Schließlich was das römische Reich die am weitesten fortgeschrittene Zivilisation der Welt.

Und damit für Andere ziemlich anziehend. Der Limes war militärisch nur wenig sinnvoll, die Hauptaufgabe war es, damit zu kontrollieren, wer ins Land darf. Also so ähnlich wie die Grenzzäune zwischen USA und Mexiko oder an den Außengrenzen der EU.

Als die Grenze nicht mehr kontrolliert werden konnten und ganze Germanenstämme im Reich Zuflucht fanden, was dies der Anfang vom Ende des Römischen Reichs. So dass am Ende China die am weitesten fortgeschrittene Zivilisation der Welt war …

Sicher ist Augustinus nicht für alles verantwortlich …

Ein Teil seiner Auslegung kommt ja aus der lateinischen Übersetzung (Itala/Vulgata). Da steht in Lk 14,23 »zwinge sie einzutreten« - dieser Übersetzungsfehler ist die Quelle von Zwangsbekehrung etc.

hkmwk antworten


Arcangel
Beiträge : 4400

@goodfruit 

Hallo Goodfruit,

Danke für deinen Beitrag. Bei solchen Figuren ist mir persönlich immer wichtig, die einzelnen Aussagen gesondert zu betrachten und nicht einfach etwas eine gewisse Autorität verpassen, nur weil diese Aussage von Theologe A stammt. Augustin hat einiges sehr wertvolles gesagt, aber auch einiges welches ich als kriminell falsch betrachte. Nicht jede Aussage darf gleich behandelt werden, da ja, wie du selbst schreibst, Augustin und auch viele andere eine Entwicklung durchmachen.

Wo ich mit Augustin in Konflikt gerate ist, wie du erwähnt hast, seine Sexualethik und sein Menschenbild. Seine Auseinandersetzung mit Pelagius ist hier zu erwähnen. Ist jeder Mensch ein Sünder (als sündiges Wesen geboren)  oder hat jeder Mensch gesündigt? Auf diese Formel lässt sich der Konflikt zusammen dampfen. Eine Frage, welche Einfluss auf unser Taufverständnis, Menschenbild, Gottesbild, und unser Gnadenverständnis hat. Ich halte es für eine der tragischen Momente in der Kirchengeschichte als die Westkirche hier Augustinus und nicht Pelagius gefolgt ist. Aber Augustinus war halt ein Lateiner und Romtreu und Pelagius nicht.

Die zweite grosse Katastrophe (wobei Augustinus sicher nicht der einzige Totengräber war) ist sein krasser Bruch mit dem Griechischen und Hebräischen und seiner Verachtung originaler Texte und zeitgenössischer Überlieferungen aus der zweiten Tempelperiode. Wobei hier so ziemlich alle Kirchenväter versagt haben, mit Ausnahme vielleicht von Origenes.

Die Tatsache das wir heute mehr Originaltexte und zeitgenössische Literatur aus dem 1Jhr vChr bis 1Jhr nChr haben. Als dies die Kirchenväter der Frühkirche hatten, sollte uns zu denken, geben, wenn es um die Bewertung derer Aussagen geht.

arcangel antworten
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Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 7366

@arcangel 

Ich halte es für eine der tragischen Momente in der Kirchengeschichte als die Westkirche hier Augustinus und nicht Pelagius gefolgt ist.

Na ja, de facto ist die Kirche doch ab 1200 (?) doch wieder Pelagius gefolgt - wogegen Luther dann protestierte.

War die Kirche im Spätmittelalter tatsächlich besser als die reformatorischen Kirchen des 16. und 17. Jhs.?

Zumal Pelagius das NT gegen sich hat - ich erinnere an die Verwerfung des (Semi-)Pelagianismus durch die Synode von Aurosia (heute Orange), die erfreulich viele (für einen mittelalterlichen Text) biblische Belegstellen anführt.

hkmwk antworten
Arcangel
(@arcangel)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 4400

@hkmwk 

Na ja, de facto ist die Kirche doch ab 1200 (?) doch wieder Pelagius gefolgt - wogegen Luther dann protestierte.

Ich wusste nicht, dass die römische Kirche im Mittelalter die Erbschuld abgeschafft hat und Sexualität nicht mehr als Sündhaft verstand.

arcangel antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 7366

@arcangel 

De jure (also in der theoretischen Lehre) natürlich nicht - aber dass der Mensch, statt durch Gnade erlöst zu werden, sich sein Heil durch gute Taten (ersatzweise Ablass) verdienen muss, ist nun wirklich nicht die Linie von Augustinus.

Pelagius und Sexualität - da weiß ich nix drüber. Du kannst mich aber gerne schlau machen.

hkmwk antworten
Arcangel
(@arcangel)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 4400

@hkmwk 

Ich habe mich in meinem Beitrag spezifisch zu einem Thema in dem Streit geäussert.

Ist jeder Mensch ein Sünder, oder, hat jeder Mensch gesündigt.

Hier stehe ich auf der Seite Pelagius, das heisst nicht, dass ich das ganze Paket Pelagius kaufe.

Der Mensch ist eine sündige Kreatur, die in Sünde empfangen wurde und von Grund auf böse und korrupt ist. So zumindest die Position Augustins und durch der Lehre der Erbsünde auch die der RKK.

Im Prinzip ist dies ja die Differenz zwischen westlicher und östlicher Tradition. Nach orthodoxer Sicht haben die Menschen durch Adams Sünde zwar den Tod, also die Folgen, aber nicht dessen Sünde geerbt. Eine eigentliche gute Kreatur wird in eine verdorbene, todgeweihte Welt geboren (Erbübel), und durch diese korrumpiert. Bis das, was Paulus im Römerbrief 3 schreibt, eintrifft.

Diese beiden Sichtweisen, die der RKK und die Orthodoxe haben Auswirkungen auf ganz viele theologische Themen. Freier Wille ist auch ein Thema, dieser wird ja nach orthodoxer Sicht auch korrumpiert.

Da gefällt mir Adolf Schlatters Haltung immer noch am besten. "Die Natur des Menschen kann nur wollen, was dieser Natur entspricht. Das Göttliche ist dieser Natur unbekannt und kann nicht gewollt werden. Erst, wenn der Geist Gottes im Menschen eine göttliche Wollung schafft, kann sich der Mensch zwischen dem Natürlichen und dem Göttlichen entscheiden." (sinngemäss aus, Der Dienst der Christen in der älteren Dogmatik.)

Ich bin überzeugt, dass Menschen von Natur aus die Grundlagen, der einer göttlichen Gerechtigkeit wollen können, also Barmherzigkeit, Gerechtigkeit, Vergebung, Nächstenliebe, Treue usw. Was sie aber von Natur aus nicht können, ist sich Gott hinwenden, sie können sich etwas Göttlichem hinwenden, aber nicht hin zu Jesus.

Der Mensch kann also von Natur aus etwas Gerechtes tun, nur wird er dadurch nicht gerecht. Gerecht wird ein Mensch nur durch Gottes Handeln.

arcangel antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

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@arcangel 

Nach orthodoxer Sicht haben die Menschen durch Adams Sünde zwar den Tod, also die Folgen, aber nicht dessen Sünde geerbt

Nach evangelischer Sicht hat der Mensch nicht Adams Sünde geerbt, sondern »nur« die Unfähigkeit sündlos zu leben - weshalb alle gesündigt haben (ja, auch Maria!). Und deswegen ist der Tod zu allen Menschen durchgedrungen.

Ich denke das Zitat von Schlatter bringt das auch gut auf den Punkt.

Ich bin überzeugt, dass Menschen von Natur aus die Grundlagen, der einer göttlichen Gerechtigkeit wollen können

Na ja, Rö 7,18.

Der Mensch kann also von Natur aus etwas Gerechtes tun

Punktuell, ja. Aber eben nicht so vollkommen, wie Gott das fordert (Mt 5,48!).

 

 

hkmwk antworten
Arcangel
(@arcangel)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 4400

@hkmwk 

Punktuell, ja. Aber eben nicht so vollkommen, wie Gott das fordert (Mt 5,48!).

Genau weil unsere Hauptschuld darin liegt, dass wir nicht nach Gott fragen, nicht nach ihm suchen, nicht von ihm abhängig sein willen, uns nicht ihm unterwerfen wollen.

Egal wie moralisch korrekt wir leben, wenn wir ihm nicht nachfolgen ist alles umsonst. Wie beim reichen Jüngling.

 

arcangel antworten
GoodFruit
(@goodfruit)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

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@arcangel Hallo Arcangel,

Danke für Deinen Beitrag.

Augustinus hat ja eine kirchliche Lehre philosophisch gefestigt und gegen alternative Ansichten verteidigt. Das hat sich dann oft zu Dogmen verfestigt. Aber so hat Augustinus seine Lehre ja vielleicht auch verstanden: seine Ansagen hatten Gültigkeit.

Und jetzt begebe ich mich mal an der Seite Jesu unter Menschen und überlege mir: wie denkt Jesus über diese Menschen? Hat er da all diesen philosophischen Background im Kopf - oder sieht er sie einfach nur in ihrer Situation und sieht sie wohlwollend und voll Liebe?

Wenn Jesus in theologischem Streitgespräch verwickelt war, dann doch eigentlich nur dort, wo ihm dies aufgezwungen wurde, wo schlimme Dogmatiker und Streiter um bestimmte Lehrmeinungen ihn vorführen und der Häresie überführen wollten. Wo hat Jesus von sich aus je Menschen mit irgendwelchen dogmatischen Lehrmeinungen belastet? Jesu Worte waren immer praktisch, auf die Situation bezogen und mit Beispielen aus dem Alltag, an dem man dann deutlich sehen konnte, wie der Weg der Nachfolge aussieht.

Was alte Quellen angeht, die es nicht in die Bibel geschafft haben, so gibt es da ja ganz viel.

Ich habe mir neulich mal das Buch Henoch durchgelesen. Ich habe dort viele Bezüge zu anderen biblischen Texten gefunden und die Vorstellung von Hölle, die wir im Mittelalter stark vertreten haben, nach der Bibel aber kaum in dem Detailreichtum nachvollziehen können, findet sich dort ausführlich beschrieben. Ich hatte da das eine oder andere Aha-Erlebnis und wenn man bedenkt, dass da klare Aussagen über den Messias gemacht werden und diese Texte (wohl nicht alle - es gibt mehrere Henoch Bücher) noch in vormessianischer Zeit verfasst wurden, dann finde ich das eindrucksvoll.

Das Buch Henoch ist aber auch eine Apokalypse (so wird es von der Textgattung eingeordnet). Es ist da sehr viel von schlechten Hirten und fehlgeleiteten Schafen die Rede. Und ich frage mich, ob es wirklich die inhaltliche Diskrepanz ist, die die Kirchenväter diese Werke aus der Bibel heraushalten ließ - oder aber ob man nicht vielleicht Angst hatte, da selber in diesen Worten in einem unguten Licht zu stehen.

Und auch was die Streitfragen, denen sich Augustinus stellen musste, angeht, so bin ich nicht immer so ganz klar auf Augustinus Seite und ich kann die andere Seite mitunter zumindest von der Argumentation her nachvollziehen. Oft kann ich mich da auf gar keine Seite schlagen und letztendlich sind die Fragen für eine Nachfolge Christi auch nicht entscheidend. Wohl aber für eine Kirche, die auf Macht und Doktrinen setzt.

goodfruit antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

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@goodfruit 

Was alte Quellen angeht, die es nicht in die Bibel geschafft haben, so gibt es da ja ganz viel.

Davon gibt es im Wesentlichen zwei Gruppen:

  1. Vorchristlich-jüdisch, z.B. Henoch
  2. Aus späteren Jahrhunderten, also insbesondere all die apokryphen Evangelien (angefangen mit dem Thomasevangelium aus dem 2.Jh.)

Ich habe dort viele Bezüge zu anderen biblischen Texten gefunden und die Vorstellung von Hölle, die wir im Mittelalter stark vertreten haben

Wer seid »ihr«?

Sviw stammen die Höllenvorstellungen meist auf dem Petrusevangelium. Gemeinsamkeiten mit Henoch will ich damit nicht bestreiten.

Und ich frage mich, ob es wirklich die inhaltliche Diskrepanz ist, die die Kirchenväter diese Werke aus der Bibel heraushalten ließ

Warum sollten die Christen dem Alten Testament ein weiteres Buch hinzufügen? Henoch war schon deshalb draußen.

Andere Werke kamen nicht rein nach dem Motto: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben 😉 Die meisten apokryphen Evangelien wurden erst geschrieben, als der Kanon des Evangeliums (Lk,Mk,Mt,Jh) schon feststand (spätestens ab ca. 150 n.Chr.) …

Und auch was die Streitfragen, denen sich Augustinus stellen musste

An welche denkst du konkret?

hkmwk antworten
GoodFruit
(@goodfruit)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 2591

@hkmwk 

Wer seid »ihr«? Das habe ich wohl falsch formuliert - es müsste besser heißen: "die wir im Mittelalter oft thematisiert finden." Und da denke ich nicht nur an theologischen Werken, sondern vor allem auch an künstlerischen Darstellungen, die ja irgendwo ihren Bezug haben müssen. Und Dein Hinweis auf das Petrusevangelium ist wichtig, denn von hierher kommen viele Vorstellungen über die Hölle.

Im Buch Henoch finden sich ausführliche Vorstellungen über das Totenreich formuliert. Dann ist dort der Fall der Engel - diese Geschichte um den Fall von Lucifer, der aber nicht der einzige Engel war, der den Himmel verlassen musste - ausführlich beschrieben.

Wenn das Buch 200-100 v. Chr. verfasst wurde, dann dürfte klar sein, dass Henoch eher nicht der Verfasser war. Man nimmt zahlreiche Verfasser an und vermutlich sind es einfach tradierte Geschichten, die da mal aufgeschrieben wurden. Aber auch bei Hiob kennen wir den Autor der Schrift nicht. Von daher sehe ich da kein Problem mit dieser Schrift. Das Besondere am Buch Henoch ist, dass wir da eine vormessianische Apokalypse haben und mich hat dieses Buch denn auch stark an die Offenbarung des Johannes erinnert.

Das Buch dürfte recht verbreitet gewesen sein - allerdings mochte die jüdische Tradition nicht so recht daran freuen, da es ausgeprägte Hinweise auf den kommenden Messias enthält und spätestens seit man den Christus verworfen hatte, war dieses Buch nicht mehr erwünscht.

Bei den Kirchenvätern war die Meinung zu dem Buch uneinheitlich. Tertullian (gestorben 220 n.Chr.) fand das Buch Henoch nützlich. Viele aber lehnten es ab.

Inhaltlich findet man dort eine ausführliche Schilderung des Falls der Engel, wie sie sich mit menschlichen Frauen verbanden und mit ihnen Kinder zeugten - die Helden der Vorzeit, die auch im AT erwähnt sind:

1Mo 6,4 Es waren Riesen zu den Zeiten und auch danach noch auf Erden. Denn als die Gottessöhne zu den Töchtern der Menschen eingingen und sie ihnen Kinder gebaren, wurden daraus die Riesen. Das sind die Helden der Vorzeit, die hochberühmten.

Hes 32,27 Sie liegen nicht bei den Helden, die in der Vorzeit gefallen und mit ihrer Kriegswehr ins Totenreich gefahren sind, denen man ihre Schwerter unter ihre Häupter gelegt und ihre Schilde über ihre Gebeine gedeckt hat, die gefürchtete Helden waren im Lande der Lebendigen.

Und so finden sich einige Dinge ausführlich beschrieben, auf die andere und in der Bibel enthaltene Schriften Bezug nehmen, ohne aber ausführlich darauf einzugehen. Da habe ich mich dann schon oft gefragt, was damit gemeint ist und im Buch Henoch findet sich Antwort. Ob die natürlich richtig ist, kann ich nicht beurteilen.

Auch eine Beschreibung der Aufrichtung des messianischen Reiches findet sich dort und die fand ich besonders interessant. Es beschreibt, wie Schafe (und ich denke, dass dies die Christen sind) von wilden Tieren bedrängt werden und von den Hirten nur unzureichend geführt werden, ja manchmal sogar ans Messer geliefert werden. Das erinnert mich an die Realität des Christentums durch die Jahrhunderte in Verfolgung, in Not, in Vertreibung bis hin zu Ermordung, ich denke an das Abschlachten der Hugenotten, aber auch Überfälle auch christliche Dörfer in Afrika heute.

Im Buch Henoch bringt der Verfasser des Buches die Verbrechen gegen die Schaft vor Gott und so kommt es dann zu einer Wendung der Geschichte und der Ausformung des Himmelreiches. Diesen Aspekt finde ich besonders interessant, weil ich hier auch eine Aufgabe von Christen sehe, ergangenes Unrecht nicht einfach hinzunehmen, sondern vor Gott zu bringen - und zwar nicht allein das Unrecht gegen einen selbst und die eigene Familie, sondern auch das Unrecht, das sonst so bekannt wird.

Es finden sich die Namen der gefallenen Engel und auch die Namen großer guter Engel. Interessant fand ich, dass den Gefallenen Engeln nicht nur vorgeworfen wurde, mit den Menschenfrauen schreckliche Riesen gezeugt zu haben (deren Auslöschung dann Grund für die Sintflut wurde), sondern den Menschen auch kulturelle Fähigkeiten vermittelt haben wie die Verwendung von Metallen oder auch schöne Kleidung, Schmuck und Schminke für die Frauen. Letztere Aspekt war dem Tertullian am Henochbuch besonders wichtig.

Kritisiert wird beim Buch Henoch noch, dass Gott hier den Titel "Herr der Geister" trägt, was als gnostisch verstanden werden könnte. Unerwähnt lassen möchte ich nicht, dass sich das Buch bei bestimmten Apokalyptikern, die einen Einfluss anderer nicht irdischer Zivilisationen auf das Geschehen auf der Erde annehmen, eine gewisse Beliebtheit erfreut - aber man kann sich seine Fans oft nicht aussuchen und so halte ich das dann kein wirkliches Argument gegen dieses Buch.

Warum sollten die Christen dem Alten Testament ein weiteres Buch hinzufügen? Henoch war schon deshalb draußen.

Da antworte ich mal mit der Gegenfrage: Warum nicht?

Ich hatte ja schon erwähnt, dass sich in diesen Schriften oft Antworten finden, nach denen wir hier auf Jesus.de auch schon gesucht haben und in dem offiziellen Kanon der Schriften meist nur Andeutungen und keine ausführlichen Antworten gefunden haben.

Das aber ist kein zentrales Problem des Augustinus. Mehr ein Randaspekt.

An welche denkst du konkret?

Hier ging es um theologische Haltungen, die Augustinus klar ablehnte bzw. um Vorstellungen des Augustinus, denen ich nicht folgen kann.

Wenn man sich mit den Vorstellungen von Trinität beschäftigt, anhand derer theologische Vorstellungen und deren Vertreter als Irrlehrer gebrandmarkt wurden oder nicht, dann frage ich mich, ob hier so klare Abgrenzungen nötig sind, weil ich die biblische Begründung oft vermisse bzw. die biblischen Aussagen nicht für deutlich genug halte, dass nicht auch eine alternative Sicht möglich wäre.

Für mich sind das theologische Dogmen, die für die Annahme des Evangeliums und das Leben als Christen eine untergeordnete Rolle spielen. Ich kann die Augustinische Haltung verstehen und ich kann sie sogar annehmen. Aber ich kann die harte Ablehnung, die andere Vorstellungen erfahren haben, nicht nachvollziehen.

Sind es drei Personen mit je eigenständigem Geist, wobei die Geister sich an den Geist Gottes orientieren und diesen unverfälscht für sich annehmen - oder ist es der eine göttliche Geist, der alle Personen erfüllt - oder sind Vater, Sohn und Heiliger Geist Ausprägungen eines einzigen Gottes, einer Person - eine Dreifaltigkeit?

Das sind für mich theologische Vorstellungen, die mich nicht daran hindern, den Bund Gottes mit seinem Sohn Jesus Christus über das Abendmahl hineinzukommen und über den Glauben zu einem Kind Gottes zu werden. Das zählt für mich.

Ich finde die Rolle des Papstes als nicht zu hinterfragende Autorität, die Augustinus so anlegt, problematisch.

Überhaupt finde ich es problematisch, mit Dogmen eine geistige Enge zu erzeugen, wo dies biblisch schwer zu begründen ist.

Auch Augustinus Vorstellung von der Erbsünde und der Verlorenheit des Menschen ohne Taufe halte ich für problematisch.

Augustinus hat in seinem Leben einen Bruch in der Vorstellungswelt vollzogen und hat irgendwann eine Werksgerechtigkeit gepredigt, die dann Theologen wie Calvin dazu verführt haben, großes Leid unter die Christenheit zu bringen und gesellschaftlich schlimme Entwicklungen anzustoßen. Wer heute die Situation der Erde mit all ihren Umweltproblemen und Kriegen beklagt, der darf gerne einmal darüber nachdenken, inwieweit so etwas einem Geist der Konkurrenz, des Besser-sein-Wollens als die Anderen, geschuldet ist.

Über all das kommt die zentrale Frage des Evangeliums zu kurz, das Hineinkommen in die Haltung der Liebe und die Gotteskindschaft. Und hier möchte ich noch einmal betonen, dass ein Christ nichts Größeres werden kann als Kind Gottes. Und ob all die großen Fragen, die Augustinus verbindlich geklärt hat, wirklich Fragen der Nachfolge sind oder ob hier nicht auch eine Intention der Macht und des Beherrschens von Menschen zumindest mal mitgeschwungen ist, das halte ich im Zusammenhang mit Augustinus für eine wichtige Frage. All die großen theologischen Konzepte sind wertlos, wenn sie die Menschen nicht zu Kindern Gottes mit einer in den Worten Jesu geforderten Haltung hineinführen.

goodfruit antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

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@goodfruit 

Das Besondere am Buch Henoch ist, dass wir da eine vormessianische Apokalypse haben und mich hat dieses Buch denn auch stark an die Offenbarung des Johannes erinnert.

In einem Kommentar zur Offenbarung in meinem Bücherschrank wird Henoch als Paradebeispiel für einen Gegensatz benutzt: In Henoch muss der Visionär alle Augenblicke von einem Engel das gedeutet bekommen, was er da sieht, in der Offenbarung sind solche »Deuteengel« selten. - Die Frage ist nicht, ob du das Buch unproblematisch findet, sondern ob es von Gottes Geist inspiriert war.

Es beschreibt, wie Schafe (und ich denke, dass dies die Christen sind) von wilden Tieren bedrängt werden und von den Hirten nur unzureichend geführt werden

Das kommt ja schon im AT vor, mit den Hirten ist die Obrigkeit (König, Hofstaat, Älteste in einer Stadt etc.) gemeint, die das Volk ausbeuten und/oder in die Irre führen.

Ich hatte ja schon erwähnt, dass sich in diesen Schriften oft Antworten finden, nach denen wir hier auf Jesus.de auch schon gesucht haben

Keine Antwort ist besser als eine falsche Antwort.

5M 29,28 Was noch verborgen ist, steht bei dem HERRN, unserem Gott. Was schon offenbar ist, gilt für uns und unsere Kinder auf ewig: dass wir alle Bestimmungen dieser Weisung halten sollen.

Wenn man sich mit den Vorstellungen von Trinität beschäftigt, anhand derer theologische Vorstellungen und deren Vertreter als Irrlehrer gebrandmarkt wurden oder nicht

Da kommt es darauf an, was du konkret meinst. Nicht alle Aussagen der Trinitätslehre sind gleich gut biblisch bezeugt oder wichtig. Dass Jesus Gott (JHWH) ist, ist gewissermaßen heilsnotwendig, aber wenn jemand die Göttlichkeit des Heiligen Geistes nicht glaubt, ist das deutlich weniger wichtig.

Klar ist jedenfalls: Es gibt nur einen (echten) Gott, der Vater ist Gott, Jesus ist Gott, der Heilige Geist ist Gott, der Vater ist nicht der Sohn, der Sohn nicht der Geist und der Geist ist nicht der Vater. Steht alles so in der Bibel. Welche »Theorie« das angemessen beschreibt, ist sekundär - aber die einzige Alternative zur Trinitätslehre, die ich kenne, und die nicht irgendwo der Bibel widerspricht, wäre, die obigen Aussagen einfach so »unerklärt« stehen zu lassen.

Ich finde die Rolle des Papstes als nicht zu hinterfragende Autorität, die Augustinus so anlegt, problematisch.

Auch Augustinus Vorstellung von der Erbsünde und der Verlorenheit des Menschen ohne Taufe halte ich für problematisch.

Das sind ja zwei Punkte (Papst/Erbsünde), wo wir evangelischen Christen anderer Meinung sind.

Das Verhältnis zwischen richtiger Lehre und der Liebe ist ein schwieriger Punkt …

hkmwk antworten
GoodFruit
(@goodfruit)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

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@hkmwk In einem Kommentar zur Offenbarung in meinem Bücherschrank wird Henoch als Paradebeispiel für einen Gegensatz benutzt: In Henoch muss der Visionär alle Augenblicke von einem Engel das gedeutet bekommen, was er da sieht, in der Offenbarung sind solche »Deuteengel« selten. - Die Frage ist nicht, ob du das Buch unproblematisch findet, sondern ob es von Gottes Geist inspiriert war.

Bitte vergiss nicht, dass das Buch Henoch ein vormessianisches Buch ist - die Offenbarung wurde zu einer Zeit verfasst, als der Heilige Geist bereits auf die Erde ausgegossen war.

Erst gestern habe ich Sacharja gelesen und da ist die Rückfrage des Propheten fast so etwas wie ein Refrain. Hier z.B. in Sac. 4:

4 Und ich fuhr fort und sprach zu dem Engel, der mit mir redete: Mein Herr, was ist das? 5 Und der Engel, der mit mir redete, antwortete und sprach zu mir: Weißt du nicht, was das ist? Ich aber sprach: Nein, mein Herr.

Dieses Schema findet sich hinter so gut wie jeder Vision, die der Prophet bekommt. Und Sacharja ist nun ja grad für die Prophezeiungen über den Messias nun wirklich kein unbedeutender Prophet. Mir scheint daher die Bemerkung in Deinem Bibelkommentar nicht so richtig stichhaltig.

Das kommt ja schon im AT vor, mit den Hirten ist die Obrigkeit (König, Hofstaat, Älteste in einer Stadt etc.) gemeint, die das Volk ausbeuten und/oder in die Irre führen.

Ja, das gab es immer schon. Das, worauf sich da Henoch bezog, schien mir aber die Zeit zu sein, als der Messias schon auf Erden war. Es wird da das Bild der Schafe verwendet und das ist ja etwas, was Jesus ganz oft und ganz deutlich auch verwendet.

5M 29,28 Was noch verborgen ist, steht bei dem HERRN, unserem Gott. Was schon offenbar ist, gilt für uns und unsere Kinder auf ewig: dass wir alle Bestimmungen dieser Weisung halten sollen.

Wer ist der Adressat dieser Worte: das jüdische Volk oder die Nationen?

Das bedeutet nun nicht, dass die Weisungen des Herrn nicht für alle gut wären. Aber es ist diese Gesetzlichkeit im Zusammenhang mit dem Beachten der Weisungen nicht auf Menschen aus den Nationen. Für sie ist es eine Weisheit, Weisungen, an die man sich besser hält - aber nichts, was bei Nichtbeachtung mit einem Fluch verbunden wäre.

Klar ist jedenfalls: Es gibt nur einen (echten) Gott, der Vater ist Gott, Jesus ist Gott, der Heilige Geist ist Gott, der Vater ist nicht der Sohn, der Sohn nicht der Geist und der Geist ist nicht der Vater.

Wenn ich es richtig verstehe, dann ging es bei Augustinus darum, dass einige Theologen meinten, dass Gott der Boss in dieser Dreieinigkeit sei, es also eine Hierarchie darin gäbe, was dann von Augustinus so abgelehnt wurde. Ich kann ehrlich gesagt diese Ablehnung nicht ganz nachempfinden. Jesus macht immer wieder deutlich, dass es um den Vater geht. Für mich geht vom Vater alles aus. Jesus und der Heilige Geist sind ihm wesensgleich - aber vom Vater kommt in meinen Augen alles her.

Das sind ja zwei Punkte (Papst/Erbsünde), wo wir evangelischen Christen anderer Meinung sind.

Das Verhältnis zwischen richtiger Lehre und der Liebe ist ein schwieriger Punkt …

Ich finde die Lehre besonders dann schwierig, wenn sie Lieblosigkeit und Härte zur Folge hat.

Es gibt Dinge, die sind elementar und da kann wäre es nicht so gut, davon abzulassen. Aber es muss doch immer in Liebe geschehen. Nenn mir einen Bereich, wo Jesus uns explizit erlaubt hat, lieblos zu sein! Das, was die Päpste über die Jahrhunderte veranstaltet haben, war es aber ganz oft.

Jesus war zornig, Jesus hat im Tempel gründlich aufgeräumt, Jesus hat den Feigenbaum verflucht und er ist eingegangen. Ja, so etwas könnten wir auch tun. Aber wann wäre es angemessen? Und wie verhält sich das mit dem Gebot der Feindesliebe? Keiner kann von einem anderen verlangen, etwas Bestimmtes zu glauben. Aber für den eigenen Glauben sind bestimmte Positionen wichtig, von denen man nicht heruntergehen sollte, die heilsgeschichtlich elementar sind. Aber da ist ein klares Nein dann ja auch kein Ausdruck von Gewalt.

Ich meine, dass jede theologische Lehre, die zum Herrn hinführt, die in eine lebendige Lehre hineinführt, nie falsch sein kann, weil dann irgendwann der Heilige Geist übernimmt. Und das ist eh die perfekte Lehre - zugeschnitten auf jeden Einzelnen. Oft genug sind es aber Dogmen und Ablehnung von Anbetungsstilen etc., die eine Beziehung zum Herrn schwierig machen oder gar verhindern. Da kommt es dann oft genug zur Hinwendung auf ein konkretes Gottesbild, was auch ein Anker sein kann - aber es ist nicht das, was Jesus gestiftet hat. In einer lebendigen Beziehung zum Herrn sind nicht das Befolgen zu Dogmen wichtig, sondern der lebendige und aktive Austausch mit dem Herrn und ein Leben in dieser Beziehung - besonders gesegnet, wenn die Impulse vom Heilige Geist auch treu befolgt werden.

 

goodfruit antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

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@goodfruit 

Erst gestern habe ich Sacharja gelesen und da ist die Rückfrage des Propheten fast so etwas wie ein Refrain.

Aber doch nicht im ganzen Buch!

Es wird da das Bild der Schafe verwendet

Aber eben anders als bei Jesus. Da ist mir die Übereinstimmung zu schwach.

Wer ist der Adressat dieser Worte:

Erst mal das jüdische Volk. Aber die Thora ist auch für uns geschrieben (vgl. 1.Ko 9,9-10). Und die Mahnung, dass wir das, was wir nicht klären können, am besten als ungeklärt stehen lassen, statt auf Teufel komm raus irgendwo ne Erklärung zu suchen, finde ich schon wichtig.

Nicht inspirierte Prophezeiungen sollten wir nicht akzeptieren, egal ob sie 200 v.Chr. oder 2000 n.Chr. gegeben werden.

Wenn ich es richtig verstehe, dann ging es bei Augustinus darum, dass einige Theologen meinten, dass Gott der Boss in dieser Dreieinigkeit sei, es also eine Hierarchie darin gäbe, was dann von Augustinus so abgelehnt wurde.

Ich kenn von Augustinus zu wenig, um da was über ihn zu sagen. Aber in der katholischen Dogmatik gibt es insofern eine Hierarchie, als der Sohn vom Vater und der Geist vom Vater und dem Sohn ausgeht. Die Orthodoxen, die das filioque ablehnen, haben entsprechend eine etwas andere Hierarchie in ihrer Theologie.

Und laut Bibel steht der Sohn eindeutig unter dem Vater, nur ist das (vereinfacht gesagt) zur Zeit ohne praktische Revelanz, so verstehe ich 1.Ko 15,28.

Ich finde die Lehre besonders dann schwierig, wenn sie Lieblosigkeit und Härte zur Folge hat.

In der Regel ist das keine direkte Folge der Lehre, sondern wie man mit der Lehre umgeht. Im NT gibt es auch Hinweise, dass wir falsche Lehren entlarven und bekämpfen sollen. Natürlich mit geistlichen Mitteln (z.B. Gemeindeausschluss, vgl. Mt 18).

Das, was die Päpste über die Jahrhunderte veranstaltet haben

Ich war die katholisch, da sprichst du den falschen an, um das zu kommentieren. Was die Päpste falsch gemacht haben, war falsch (und teilweise eindeutig widergöttlich).

Bin in Zeitdruck geraten, deswegen war Einiges knapp formuliert …

hkmwk antworten
GoodFruit
(@goodfruit)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

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@hkmwk Aber doch nicht im ganzen Buch!

Nicht die Frequenz, sondern der Kontext ist entscheidend. Wenn Bildnisse gebraucht werden, dann sind Rückfragen normal. Auch die Jünger Jesu hatten ja oft keine Ahnung, was Jesus mit den Gleichnissen meinte. Deshalb fragte Jesus nach und erklärte ihnen dann die Bedeutung. Ich finde dieses Merkmal des Nachfragens keins, das irgendeine Bewertung zulässt. Bei Sacharja kommt das immer, wenn ihm gleichnishafte Dinge gezeigt werden, deren Bedeutung er nicht weiß. Und ich würde erwarten, dass das überall in solchen Situationen kommen kann und vielleicht sogar kommen sollte. Und wenn Henoch da ganz viel in diesem Sinne gezeigt wurde, dann ist eine große Anzahl solcher Nachfragen auch zu erwarten.

Die Aufgabe eines Propheten ist zunächst einmal, Dinge zu sehen. Das reicht an sich. Welche Bedeutung diese Dinge haben, muss er nicht wissen. Aber wenn er es wissen will, dann kann er nachfragen. So kann er dann nicht nur das Bild, sondern auch gleich die Deutung weitergeben.

Beim Zungenreden ist es ja auch so, dass der, der dem Heiligen Geist seine Stimme leiht, oft keine Ahnung hat, was da gesprochen wird. Dann gibt es aber Menschen, die die Gabe haben, das verstehen zu können. An sich ist das aber kein Muss, weil es ja der Auferbauung dient. Viele Menschen, die in Zungen reden, fühlen sich hinterher gestärkt und auferbaut. Es geht da nicht um Inhalte, sondern um enge Beziehung.

Nicht inspirierte Prophezeiungen sollten wir nicht akzeptieren, egal ob sie 200 v.Chr. oder 2000 n.Chr. gegeben werden.

Ich will mir da kein Urteil erlauben. Henoch finde ich wichtig, weil da Dinge angesprochen und ausgeführt werden, die sonst in anderen Bibelstellen nur angerissen werden und möglicherweise sonst nur von Menschen verständlich sind, die von der mündlichen Überlieferung erreicht werden.

Darüber hinaus redet Henoch ganz deutlich von dem kommenden Messias, was ja Sinn macht, da in heilsgeschichtlich relativ kurzer Zeit nach der Veröffentlichung, der Messias tatsächlich erscheint. Es würde also Sinn machen, wenn Gott einen Propheten sendet, der an die heilsgeschichtliche Erwartung noch einmal explizit erinnert.

Und laut Bibel steht der Sohn eindeutig unter dem Vater

Genauso sehe ich das auch. Aber das ist nicht, was (so wie ich ihn verstehe) Augustinus vertritt. Er will alle Personen der Dreieinigkeit gleichwertig sehen - jede einzelne ist Gott und wenn der Sohn da vom Vater ausgeht oder aus freien Stücken den Willen des Vaters zu 100% übernimmt, dann reicht ihm das wohl nicht. Und solche Konflikte haben dann Christen auseinandergebracht und er hat Machtpositionen aufgebaut, die sich berechtigt sahen, andere zu bevormunden.

In der Regel ist das keine direkte Folge der Lehre, sondern wie man mit der Lehre umgeht. Im NT gibt es auch Hinweise, dass wir falsche Lehren entlarven und bekämpfen sollen. Natürlich mit geistlichen Mitteln (z.B. Gemeindeausschluss, vgl. Mt 18).

Wenn die problematische Lehren von hierarchisch höchster Stelle in der Kirche ausgehen, dann wird es problematisch - und mit diesen Problemen hatten Leute wie Luther, Johann Hus, Zwingli etc. zu kämpfen.

Mein Eindruck ist der, dass die Probleme erst da entstehen, wo man jedes Detail haargenau festlegen will - unabhängig davon, ob die Dinge heilsgeschichtlich bedeutsam sind und ob die Sachlage biblisch eindeutig ist oder nicht. Manchmal sind ja verschiedene Denkweisen und Perspektiven möglich. Wenn auch da Wahrheit ex cathedra verkündet werden soll, dann macht man unnötig ein Konfliktfeld auf, das bei aufrichtigen Nachfolgern zu Spaltungen führen muss.

 

goodfruit antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

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@goodfruit 

Wenn Bildnisse gebraucht werden, dann sind Rückfragen normal.

Auch ab Kapitel 7 gibts in Sacharja Bilder, aber stets ohne Rückfragen.

Dann gibt es aber Menschen, die die Gabe haben, das verstehen zu können. An sich ist das aber kein Muss, weil es ja der Auferbauung dient

Unsinn. Wie kann die Gemeinde erbaut werden, wenn die Sprachenrede nicht übersetzt wird? Laut 1.Kor muss sie übersetzt werden.

Er will alle Personen der Dreieinigkeit gleichwertig sehen

Bist du sicher, dass er damit nicht meint, dass sie alle das gleiche Wesen haben? Das ist ja kein Gegensatz zur Hierarchie, wie ich sie skizziert hatte.

Mein Eindruck ist der, dass die Probleme erst da entstehen, wo man jedes Detail haargenau festlegen will

Da ist viel Wahres dran. Und auch bei Leuten, die katholische Dogmen ablehnen, gibts zuweilen die Tendenz, alles bis ins letzte zu klären. Hab mich erst heute wieder in einem Gespräch (also nicht im Internet) dagegen gewandt, dass man einen exakten »Fahrplan« der »Endzeit« aufstellt. Aber da das nicht das Hauptthema war (es gibt aktuell wichtigere Themen, und es ging auch um gemeinsames Gebet) haben wir das nicht vollständig durchdiskutiert …

hkmwk antworten
GoodFruit
(@goodfruit)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

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@hkmwk

goodfruit: Wenn Bildnisse gebraucht werden, dann sind Rückfragen normal.

hkmwk: Auch ab Kapitel 7 gibts in Sacharja Bilder, aber stets ohne Rückfragen.

... wie bei Henoch auch.

Die erste Nachfrage finde ich in Kapitel 22. Da aber nicht eine Verständnisfrage, sondern eine Bitte um Konkretisierung.

Die Nachfragen gibt es bei Henoch - aber sehr selten.

Unsinn. Wie kann die Gemeinde erbaut werden, wenn die Sprachenrede nicht übersetzt wird? Laut 1.Kor muss sie übersetzt werden.

Es baut in erster Linie mal mich auf, wenn der Heilige Geist in mir fließt und in Resonanz mit meinem Körper treten darf. Übersetzt werden muss das nur, wenn es in der Gemeinde geschieht. Wenn ich das allein mache, dann brauche ich da nichts zu verstehen. Obwohl manchmal habe ich zumindest eine grobe Ahnung, um was es da grad geht.

Und auch bei Leuten, die katholische Dogmen ablehnen, gibts zuweilen die Tendenz, alles bis ins letzte zu klären. Hab mich erst heute wieder in einem Gespräch (also nicht im Internet) dagegen gewandt, dass man einen exakten »Fahrplan« der »Endzeit« aufstellt. Aber da das nicht das Hauptthema war (es gibt aktuell wichtigere Themen, und es ging auch um gemeinsames Gebet) haben wir das nicht vollständig durchdiskutiert …

Das Problem ist dann, dass da Menschen, die ihre persönliche Perspektive auf bestimmte Dinge gefunden haben, meinen, dass dies jetzt die absolute Wahrheit sei und alle das jetzt so sehen müssten. Dabei kann der Blick von einem leicht anderen Standpunkt aus, zu einer anderen Aussage führen, die kein bisschen weniger richtig ist.

Und wenn Menschen anfangen, ihre Erkenntnisse aus ihrer persönlichen Perspektive quasi in Beton zu gießen, dann geht meist ganz viel kaputt: Gemeinden, Kirchen, Beziehungen und letztendlich kann das sogar Gottes Wort töten, das ja ein lebendiges Wort ist und es bedarf, dass es in unterschiedlichem Licht ganz verschieden in das Leben von Menschen hineinleuchten kann, um dann individuell und präzise berührend wirken zu können.

goodfruit antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

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@goodfruit 

Es baut in erster Linie mal mich auf

Paulus benutzt ja in 1.Ko 14 mehrmals die Form, erst eine positive Aussage zu machen, um dann mit eine aber die Kritik anzubringen. Und »der baut sich selbst, aber nicht die Gemeinde« ist ein Beispiel dafür.

Übersetzt werden muss das nur, wenn es in der Gemeinde geschieht

Sprachenrede geschieht grundsätzlich in der Gemeinde. Und wenn das nicht nicht übersetzt werden kann, sollte der Betreffende schweigen, darf aber »zu sich selbst und zu Gott« weitersprechen (so wörtlich!). Also so leise weitermachen, dass außer Gott es niemand hört.

Ist jetzt deine Ansicht, dass Sprachenrede auch im Kämmerlein geht, in Beton gegossen?

hkmwk antworten
GoodFruit
(@goodfruit)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 2591

@hkmwk Ich verstehe nicht, wo Deine Kritik eigentlich ansetzt. Paulus nennt Sprachenrede als Gabe Gottes. Damit ist sie zunächst einmal gut.

Die Einschränkungen werden im Korintherbrief ausgesprochen - einer Gemeinde, in der es "drunter und drüber" zu gehen scheint.

Generell gilt aber in 1. Kor 14:

5 Ich wünschte, dass ihr alle in Sprachen des Geistes reden könntet; aber noch lieber wäre es mir, ihr alle könntet prophetische Weisungen verkünden. Das hat mehr Gewicht, als in unbekannten Sprachen zu reden, außer es gibt jemand gleich die Deutung dazu, damit die Gemeinde etwas davon hat.

Das bedeutet, dass Sprachengebet gut ist - in der Gemeinde aber nur angewendet werden sollte, wenn es jemanden gibt, der es versteht und übersetzen kann.

Die Begründung:

14 Wenn ich in solchen Sprachen rede, betet der Geist, der von mir Besitz ergriffen hat, aber mein Verstand ist untätig, und niemand hat etwas davon.

Der Gottesdienst scheint in den ersten Gemeinden anders verlaufen zu sein als bei uns heute:

26 Was folgt daraus für euch, Brüder und Schwestern? Wenn ihr zum Gottesdienst zusammenkommt, kann jeder und jede etwas dazu beitragen: ein Lied vorsingen oder eine Lehre vortragen oder eine Offenbarung weitergeben oder in unbekannten Sprachen reden oder die Deutung dazu geben. Aber alles muss dem Aufbau der Gemeinde dienen.
27 In unbekannten Sprachen sollen zwei oder höchstens drei sprechen, aber der Reihe nach, und jemand soll die Deutung geben.

Da war also nicht der eine große Prediger, sondern alle haben beigetragen. In diesem Umfeld rät Paulus, das Sprachengebet nicht zu viel Raum zu geben und nur unter bestimmten Bedingungen (jemand kann es deuten) und in beschränktem Ausmaß zuzulassen. Ich verweise noch einmal darauf, dass diese Empfehlung für die Gemeinde von Korinth gilt, wo es ein multikulturelles Umfeld gab und die Menschen offen für alles Mögliche waren und die Menschen sich frei fühlten, aus sich herauszugehen. In gleichem Sinne schließt Paulus hier die Beiträge von Frauen aus.

33 Gott liebt doch nicht die Unordnung, sondern er schafft Frieden! Wie es bei allen christlichen Gemeinden[3] üblich ist,
34 sollen die Frauen in euren Versammlungen schweigen. Sie dürfen nicht lehren, sondern sollen sich unterordnen, wie es auch das Gesetz vorschreibt.

Für die "private" Nutzung gibt Paulus in Bezug auf das Sprachengebet Freiheit:

28 Wenn niemand da ist, der es deuten kann, sollen die Betreffenden schweigen. Sie sollen dann für sich zu Hause reden, wo nur sie selbst und Gott es hören.

Du schriebst:

@Helmut-WK: Sprachenrede geschieht grundsätzlich in der Gemeinde. Und wenn das nicht übersetzt werden kann, sollte der Betreffende schweigen, darf aber »zu sich selbst und zu Gott« weitersprechen (so wörtlich!). Also so leise weitermachen, dass außer Gott es niemand hört.

Stimmt das mit Paulus Worten überein? Die Antwort habe ich oben in 1. Kor 14,28 fett hervorgehoben: Zu Hause darf man gerne frei in Zungen reden oder singen.

Ist jetzt deine Ansicht, dass Sprachenrede auch im Kämmerlein geht, in Beton gegossen?

Bei mir ist überhaupt nichts in Beton gegossen - und schon gar nicht, wenn es von Paulus kommt. Versteh mich nicht falsch: Ich achte Paulus schon und ich schätze seine Verdienste um die Mission der Heiden und ich bin ihm dank für das Erkennen der theologischen Zusammenhänge um den Opfertod Christi - aber Paulus ist auch Mensch, Mensch mit einer gewissen Ausbildung und Prägung, Mensch mit Gefühlen und persönlichen Grenzen. Und letztere haben die Korinther offenbar gründlich ausgetestet. In diesem Zusammenhang lese ich auch die Briefe an die Korinther.

Ich möchte noch etwas zu meinen persönlichen Erfahrungen zum Sprachengebet sagen: Zunächst war es mir fremd, weil ich aus einem lutherischen Kontext komme, wo dies nicht praktiziert wird. Ich war gelegentlich in charismatischen Gemeinden oder habe Gottesdienste im Internet geschaut, wo ich dazu ermuntert wurde, dem Heiligen Geist in mir entsprechend Raum zu geben.

Es kommt dann oft schnell die Kritik, dass ich ja überhaupt nicht wisse, was ich da sprechen würde und es könne ja auch sein, dass ein Dämon durch mich spricht. Ich halte die Kritik für berechtigt. Denn ich verstehe da tatsächlich meist nicht, was ich sage. Aber ich habe klare Hinweise darauf, dass es tatsächlich der Heilige Geist ist, der da durch mich spricht:

Wenn ich beim Sprachengebet an Jesus denke, dann merke ich, wie die Stimme in mir schnell sehr emotional wird, wie da wirkliche Begeisterung freigesetzt wird. Eine Macht aus der satanischen Ecke würde das nicht tun - ja, sie würde es nicht einmal können.

Ich glaube schon sehr lange an den Herrn Jesus. Ich höre die Stimme des Herrn gelegentlich in Form von einem leisen Flüstern oder einem Eindruck, der mir etwas in bestimmten Situationen sagen möchte - zum Teil mich zum Handeln auffordern möchte oder mir etwas zu verstehen gibt. Aber ich kenne Jesus nicht als Person, wie ich einen lieben Menschen hier aus Erden kenne.

Der Heilige Geist kennt Jesus anders und er ist wirklich begeistert vom Herrn. Auch wenn ich da kein Wort verstehe (gelegentlich einige wie "Halleluja" oder "bona"), so erkenne ich doch den Lobpreis. Und der ist von einer Heftigkeit, zu der ich als vielleicht zu eingeschränkter Jesus Kenner nicht in der Lage wäre. So schenkt mir der Heilige Geist wunderbaren Lobpreis in den Mund und ich werde da mitgerissen und erkenne in dem Lobpreis auch die Größe des Herrn und die Intensität, mit der er zu bewundern und anzubeten ist.

Mich baut das auf und mich lehrt das etwas über den Herrn. Und anders als Paulus wäre ich mir sicher, dass da auch eine Gemeinde, die für so etwas offen ist, etwas davon hätte.

Jetzt sagst Du vielleicht, ich habe einen Schwarmgeist. Dann sage Du mir bitte, was daran schlecht sein soll! Wenn Jesus der Messias ist und wenn Jesus so groß, so schön und so wunderbar ist, wie der Heilige Geist es mir vermittelt, dann kann die Antwort darauf doch eigentlich nur schwärmerischer Lobpreis sein! Ich gebe mich dem gerne hin - auch wenn es nur im Auto stattfindet ...

Es gibt Wahrheit, die sich nicht in Worte fassen lassen. Manche sind zu groß dafür. Der Heilige Geist kann sich da aber ausdrücken und wer ihn erlebt, wie er über Jesus redet, der versteht mehr, als wie wir in menschliche Worte fassen könnten. Das hören zu dürfen und sogar seine eigene Stimme dafür zur Verfügung zu stellen, das ist mit Sicherheit die größte Gnade, die mir im Leben bislang zuteilgeworden ist! Danke Jesus! Danke Heiliger Geist!

goodfruit antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

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@goodfruit 

Generell gilt aber in 1. Kor 14:

Achte mal auf die »aber«. Die rhetorische Figur des »ja, aber« dürften die Korinther verstanden haben - zumindest rechnet Paulus damit, denn am Ende sagt er (um nicht missverstanden zu werden), dass man Sprachenrede nicht verbieten sollte.

aber Paulus ist auch Mensch

… von Jesus als Apostel für die Nichtjuden berufen, vom Heiligen Geist inspiriert. Das gehört auch dazu.

es könne ja auch sein, dass ein Dämon durch mich spricht

Na ja, damit wäre ich vorsichtig. Was ich eher wahrnehme (in meinem Umfeld) ist, dass die Sprachenrede keine echte Sprache ist, sondern sinnfreie »Spontansprache«, wie sie zuweilen unter starken Emotionen auftritt. Auch das Brabbeln von Kindern (Lallphase oder später »aus Spaß«) kann man in diese Schublade stecken. Und man kann so was auch lernen - es muss nur eine innere Barriere dagegen abgebaut werden, dass man sinnlose Laute spricht.

Das Phänomen tritt auch in anderen Religionen auf, und einmal hörte ich im Radio, wie eine Frau - offensichtlich Esoterikerin - von der »Übung Glossolalie« sprach, bei der man »sinnlose Worte sagt«.

Dämonisches Sprachenreden gibt es sicher - hab mal ein Zitat von einem Spritisten gelesen: Bei uns ist die Sprachenrede nicht wie bei den Pfingstlern, unsere Medien sprechen echte Sprachen. Einem Gläubigen sollte man aber nicht vorschnell einen Dämon unterstellen.

hkmwk antworten
GoodFruit
(@goodfruit)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

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@hkmwk Auch das Brabbeln von Kindern (Lallphase oder später »aus Spaß«) kann man in diese Schublade stecken. Und man kann so was auch lernen - es muss nur eine innere Barriere dagegen abgebaut werden, dass man sinnlose Laute spricht.

Ich weiß eben nicht, ob die Laute sinnlos sind. Gelegentlich sind da Elemente, denen ich einen Sinn zuordnen zu können glaube. Und dann aber auch wieder Begriffe wie "Halleluja", die ja klar auf einen Lobpreis hindeuten.

Ich bin da nur das Sprachrohr und weder Sender noch Empfänger - wie auch ein Radiogerät, das spielt, wo man den Sender eingestellt hat - ohne eigenen Einfluss auf das, was da passiert. Wenn ich es zulasse, dann tue ich das im Vertrauen.

Ich merke aber, wie es mich aufbaut, wie es mir hinterher besser geht und wie ich im Glauben gestärkt bin und mehr Kraft habe als zuvor.

Was aber wirklich einzigartig ist - und das erlebe ich noch nicht lange so - ist die Begeisterung für Jesus, die die Stimme in mir hat. Das ist etwas, zu dem mein verkopfter Glaube und mein nur auf Hoffnung gegründeter Glaube so nicht fähig wäre. Der Heilige Geist - und ich bin mir sicher, dass es der Heilige Geist ist - zeigt mir da, wie jemand, der Jesus wirklich gut kennt, zu Jesus stehen würde. Ich werde da von Begeisterung von Jesus mitgerissen und so lerne ich denn Jesus besser kennen und werde vorbereitet für eine tiefere und intensivere Beziehung zu ihm.

Oft hab ich schon in Lobpreislieder von der Liebe zu Jesus gehört und vielleicht auch mitgesungen. Es gab da mal eine ganze Liederbuchreihe "I love with Jesus". Das habe ich damals zur Kenntnis genommen, wohl wissend, dass ich das nicht in dem Sinne war, wie man sich das bei solchen Worten so vorstellt.

Jetzt aber weiß ich, dass jede Begeisterung für Jesus absolut angemessen ist. Der Heilige Geist lehrt mich lieben, indem er es mir vormacht. Und ich will da gerne mit einstimmen, weil ich Jesus von Herzen gerne das geben will, was ihm gebührt!

Es gibt ja das Gebot, dass wir Gott von ganzem Herzen und allen, was in uns ist, lieben sollen. Das geht noch einmal viel besser, wenn man ihn kennenlernt. Und der Heilige Geist ist ja eine Person der Dreieinigkeit bzw. Dreifaltigkeit - ganz wie Du willst - und damit Gott. Wer bin ich, dass ich Gott ausbremsen wollte, nur weil ich seine Worte nicht verstehe, wenn doch sein Geist mich so tiefe Wahrheiten lehrt?

goodfruit antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
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@goodfruit 

Ich merke aber, wie es mich aufbaut

Es stärkt die Verbindung zu den anderen »Bausteinen« im Haus Gottes?

hkmwk antworten
GoodFruit
(@goodfruit)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 2591

@hkmwk Es stärkt die Verbindung zu den anderen »Bausteinen« im Haus Gottes?

Ich muss selber erst einmal gegründet sein, um brauchbarer Baustein zu werden. Dazu gehört in erster Linie, den Herrn so kennenzulernen, wie er ist und die Beziehung zu ihm zu knüpfen. Ich bin nicht der Baumeister und daher kann ich mich als Baustein auch nicht aus freien Stücken mit anderen verbinden. Das ist die Aufgabe dessen, der weiß, wie sein Himmelreich aussehen soll.

goodfruit antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 7366

@goodfruit 

Irgendwie ist das Bild, das Paulus benutzt, anders.

Erbauen ist das Erbauen der Gemeinde. Eine Erbauung, die nicht dazu beiträgt, ist psychologisch angenehm, aber kein Erbauen.

hkmwk antworten
GoodFruit
(@goodfruit)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 2591

@hkmwk Erbauen ist das Erbauen der Gemeinde. Eine Erbauung, die nicht dazu beiträgt, ist psychologisch angenehm, aber kein Erbauen.

 Ja, Paulus wertet das prophetische Reden höher als das Zungenreden eben, weil letzteres nicht so sehr der Erbauung der Gemeinde dient.

1Kor 14,2 Denn wer in Zungen redet, der redet nicht zu Menschen, sondern zu Gott; denn niemand versteht ihn: im Geist redet er Geheimnisse. 1Kor 14,4 Wer in Zungen redet, der erbaut sich selbst; wer aber prophetisch redet, der erbaut die Gemeinde.

Hier die klare Aussage, dass Zungenreden in erster Linie den auferbaut, der es praktiziert. So erlebe ich das ja auch und wenn ich keine Gemeinde habe, dann ist es doch wichtig, diese Auferbauung dann eben direkt von Gott zu erhalten. Und wer mal mit Menschen spricht, die das so praktizieren, der wird von denen genau dies bestätigt bekommen. Es tut einfach gut.

Wenn man einmal schaut, wo das Zungenreden zuerst aufgetreten ist:

Apg 10, 45 Und die gläubig gewordenen Juden, die mit Petrus gekommen waren, entsetzten sich, weil auch auf die Heiden die Gabe des Heiligen Geistes ausgegossen wurde; 46 denn sie hörten, dass sie in Zungen redeten und Gott hoch priesen. Da antwortete Petrus: 47 Kann auch jemand denen das Wasser zur Taufe verwehren, die den Heiligen Geist empfangen haben ebenso wie wir?

Hier ist das Reden in Zungen ein klarer Hinweis, dass jemand mit dem Heiligen Geist erfüllt ist. Dieser Zusammenhang kann als geforderter Beweis für Christsein missbraucht werden und ich habe schon erlebt, dass grade in pfingstlerischen Gemeinden Menschen, die nicht in Zungen reden konnten, als "2te Wahl" angesehen wurden. Das Reden in Zungen ist ein Hinweis auf das Erfüllt sein mit Heiligem Geist - aber der Umstand, diese Gabe nicht erhalten zu haben, ist kein Beweis dafür, dass jemand den Heiligen Geist nicht hat.

Mk 16,17 Die Zeichen aber, die folgen werden denen, die da glauben, sind diese: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben, in neuen Zungen reden,

Wieder Zungenreden als Zeichen der Nachfolge Christi.

Nach außen hin ist das also ein Zeichen für einen Nachfolger Christi. Sicher kein exklusives Zeichen, denn auch an anderen Dingen kann man einen Christen erkennen - aber es gibt eben den biblischen Hinweis, dass das dazugehören kann.

goodfruit antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 7366

@goodfruit

Hier die klare Aussage, dass Zungenreden in erster Linie den auferbaut, der es praktiziert

… und in der Fortführung des Satzes die Aussage, dass eigentlich eine andere Erbauung dran wäre.

und wenn ich keine Gemeinde habe

Dann ist das nicht gut, Hbr 10,25. Du solltest daran arbeiten, das zu ändern.

Wenn man einmal schaut, wo das Zungenreden zuerst aufgetreten ist

Beim Turmbau zu Babylon. Fällt natürlich nicht auf, wenn Sprachenrede als Zungenrede übersetzt wird.

Und auch im NT ist das nicht das erste Mal. Chronologisch taucht es zuerst in der Apostelgeschichte auf. Wo auch erklärt wird, wofür das Zeichen (1.Ko 14,22!) steht: Dafür, dass Gott Seinen Geist auf alle Menschen (also nicht nur auf Juden) ausgießt (Apg 2,16ff).

Auch in Apg 10 war es ja das Sprachenreden, dass die »ungläubigen« Juden überzeugte, dass Kornelius getauft werden konnte, ohne vorher Jude zu werden. Was ja (mit Variationen) auch der Punkt in Apg 11,15-17; 15,8) ist.

Wenn der Zusammenhang nicht beachtet wird, gibt es Verhältnisse wie in Korinth …

Nach außen hin ist das also ein Zeichen für einen Nachfolger Christi

Wie verstehst du dann 1.Kor 14,23-25? da sagt Paulus ja, dass dieses Zeichen für die Ungläubigen von den Ungläubigen gerade nicht als Zeichen für Nachfolge Jesu verstanden wird, sondern als Zeichen für Wahnsinn o.ä. - Was sich für mich daraus erklärt, dass die Außenseiter (Manche übersetzen »Laien« 😉 ) hier keine Juden sind.

hkmwk antworten
Arcangel
(@arcangel)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 4400

@hkmwk 

Davon gibt es im Wesentlichen zwei Gruppen:

Entscheidend für die Entstehung des neuen Testaments ist aber vor allem die Literatur aus der zweiten Tempel Periode.

Nehmen wir einmal die Taufe, woher kommt die, im AT finden wir die nicht. Poppt die einfach mit Johannes auf?

Oder woher kommen all die Besessenen, im AT finden sich keine, auch dieses Phänomen wird in der Literatur aufgegriffen.

uvm.

Auch Konzepte wie die Theosis wurde in dieser Periode diskutiert. Ich bin kürzlich auf einen interessanten Artikel gestossen. So wurde in der zwischentestamtenlichen Literatur, 2Mo 32,13 nicht quantitativ, sondern vor allem qualitativ verstanden. Wobei Sterne in der damaligen Zeit als Elohime (also wesen die den Himmel Bevölkern) betrachtet wurde.

Nur um zu zeigen, dass Theosis als Konzept bereits etabliert war, bevor dies im neuen Testament thematisiert wurde.

Was das AT betrifft, so wurden viele Texte nicht in Kanon aufgenommen, weil sie nicht in Hebräisch verfasst wurden.

Zumindest bei den beiden Makkabäer war dies das entscheidende Argument dagegen. (ein griechischer Text in der Torah kommt ja mal gar nicht infrage)

arcangel antworten
GoodFruit
(@goodfruit)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 2591

@arcangel Nehmen wir einmal die Taufe, woher kommt die, im AT finden wir die nicht. Poppt die einfach mit Johannes auf?

Was wir aber kennen, ist die Mikwe:

https://www.zentralratderjuden.de/judentum/riten-und-gebraeuche/mikwa-ein-symbol-der-neugeburt/

Im Grunde genommen ist es ja genau das, was wir auch mit der Taufe vermittelt bekommen.

 

goodfruit antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 7366

@arcangel (zum Beitrag)

Entscheidend für die Entstehung des neuen Testaments ist aber vor allem die Literatur aus der zweiten Tempel Periode.

Damit hat sich das Thema ein wenig verschoben. Ich hatte gegen Goodfruit argumentiert, warum Bücher wie Henoch nicht in den Kanon gehören. Als Hintergrundinformation können sie aber durchaus nützlich sein, da bin ich schon mit dir. Ich benutze z.B. die Makkabäerbücher, um darauf hinzuweisen, dass die 2300 Abende und Morgen bei Daniel nicht 2300 Jahre bedeuten (so gewissen Auslegungen), sondern vermutlich 3 Jahre (38 Monate) plus 10 Tage, also die Zeit, in der das Abend- und Morgenopfer im Tempel ausgefallen ist.

Aber das ist kein Grund so was als kanonisch zu betrachten (bzw. sich zu beklagen, dass das nicht im Kanon steht), und was man daraus (»zusätzlich« zur Bibel) lernen kann, ist nicht heilsentscheidend.

PS: Bei Theosis musste ich erst mal nachlesen, was damit gemeint ist …

hkmwk antworten
Arcangel
(@arcangel)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 4400

@goodfruit 

Und jetzt begebe ich mich mal an der Seite Jesu unter Menschen und überlege mir: wie denkt Jesus über diese Menschen? Hat er da all diesen philosophischen Background im Kopf - oder sieht er sie einfach nur in ihrer Situation und sieht sie wohlwollend und voll Liebe?

Das erste schliesst das zweite nicht aus. Jesus hat die Menschen so angesprochen, wie sie es verstanden haben, und dies bedeutete in ihrem philosophischen und kulturellen Kontext.

Wo hat Jesus von sich aus je Menschen mit irgendwelchen dogmatischen Lehrmeinungen belastet?

Johannes 6 zum Beispiel, gerade im Johannes Evangelium gibt es einige Reden von Jesus, die den Leuten ziemlich in den Ohren gerungen haben dürften.

Johannes 6,66 "Von da an zogen sich viele seiner Jünger zurück und gingen nicht länger mit ihm."

 

Was alte Quellen angeht, die es nicht in die Bibel geschafft haben, so gibt es da ja ganz viel.

Zurecht, es geht ja aber auch gar nicht darum, dass solche Literatur in den Kanon kommt, viel mehr geht es um die Bezüge, die das alte und das neue Testament macht. Wer zum Beispiel das Buch Henoch kennt, weis, worauf sich Petrus und Judas beziehen. Jetzt, da du Henoch gelesen hast, wirst du wohl einen anderen Zugang zu diesen Briefen bekommen.

Oft kann ich mich da auf gar keine Seite schlagen und letztendlich sind die Fragen für eine Nachfolge Christi auch nicht entscheidend. Wohl aber für eine Kirche, die auf Macht und Doktrinen setzt.

Sehe ich etwas anders, manche Dogmen haben einen Einfluss darauf, wie wir andere Menschen sehen und wie wir alltägliches beurteilen.

arcangel antworten
GoodFruit
(@goodfruit)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

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@arcangel Sehe ich etwas anders, manche Dogmen haben einen Einfluss darauf, wie wir andere Menschen sehen und wie wir alltägliches beurteilen.

Dann nenne mir mal Dogmen, deren Befolgung elementar für das Entstehen einer Beziehung zum Herrn sind. Gibt es die nicht, dann sind die Dogmen in meinen Augen überflüssig bis schädlich.

goodfruit antworten
Arcangel
(@arcangel)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 4400

@goodfruit 

Dogmen sind unumstössliche Glaubensgrundsätze.

Elementare Dogmen währen da zum Beispiel:

  • YHWH ist Herr
  • Jesus sein Sohn
  • Durch die Tat Jesus am Kreuz ist mir vergeben.
  • Ich kann mir Vergebung nicht verdienen
  • Jesus ist am dritten Tag auferstanden und lebt nun ewiglich
  • Genauso werde ich auferstehen.
  • usw.
arcangel antworten
GoodFruit
(@goodfruit)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 2591

@arcangel 

Die Dogmen, die Du da nennst, sind sicher unproblematisch. Es gibt da ja aber ein paar mehr davon. Hier die aktuelle Liste der römisch-katholischen Kirche:

https://www.katholisch.com/die-245-dogmen-der-kirche/

Hier mal eine Auswahl daraus, die ich zumindest für diskussionswürdig erachten würde:

98. Maria ist wahrhaft Gottesmutter.
99. Maria wurde ohne Makel der Erbsünde empfangen.
100. Maria war Jungfrau vor,in und nach der Geburt.
102. Maria gebar ohne Verletzung ihrer jungfräulichen Unversehrtheit.
103. Maria lebte auch nach der Geburt Jesu jungfräulich.
105. Es gibt eine übernatürliche Einwirkung Gottes auf die Seelenkräfte, die der freien Willensentscheidung vorangeht.
106. Es gibt eine übernatürliche Einwirkung Gottes auf die Seelenkräfte, die mit der freien Willensentscheidung zeitlich zusammenfällt.
121. Zum Glauben müssen noch weitere Dispositionsakte hinzukommen.
128. Ohne besondere göttliche Offenbarung kann niemand mit Glaubensgewissheit wissen, ob er sich im Stande der Gnade befindet.
129. Das Maß der empfangenen Rechtfertigungsgnade ist nicht bei allen Gerechten gleich.
130. Die empfangene Gnade kann durch gute Werke vermehrt werden.
131. Die Rechtfertigungsgnade ist verlierbar und wird durch jede schwere Sünde verloren.
132. Der Gerechte erwirbt sich durch seine guten Werke wahrhaft Anspruch auf übernatürlichen Lohn von seiten Gottes.
133. Der Gerechtfertigte verdient sich durch seine guten Werke die Vermehrung der heiligmachenden Gnade, das ewige Leben und die Vermehrung der Himmelsglorie.
136. Christus hat seiner Kirche eine hierarchische Verfassung gegeben.
137. Die den Aposteln verliehenen hierarchischen Gewalten sind auf die Bischöfe überrgegangen.
140. Die Nachfolger des Petrus im Primat sind die römischen Bischöfe.
141. Der Papst besitzt die volle und oberste Jurisdiktionsgewalt und die gesamte Kirche nicht bloß in Sachen des Glaubens und der Sitten, sondern auch in der Kirchenzucht und der Regierung der Kirche.
142. Der Papst ist, wenn er ex cathedra spricht, unfehlbar.
145. Die Kirche ist in der endgültigen Entscheidung über Glaubens- und Sittenlehren unfehlbar.
154. Es ist erlaubt und nützlich, die Heiligen im Himmel zu verehren und sie um Fürbitte anzurufen.
155. Es ist erlaubt und nützlich, die Reliquien der Heiligen zu verehren.
156. Es ist erlaubt und nützlich, die Bilder der Heiligen zu verehren.
157. Die lebenden Gläubigen können den Seelen im Fegefeuer durch ihre Fürbitten (Suffragien) zur Hilfe kommen.
158. Die Firmung ist ein wahres und eigentliches Sakrament.
181. Die Gestalten von Brot und Wein bestehen nach der Substanzverwandlung fort.
197. Durch kirchliche Sündenvergebungsgewalt werden die Sünden wahrhaft und unmittelbar nachgelassen.
215. Die Kirche besitzt Gewalt, Ablässe zu verleihen.
234. Der Tod ist in der gegenwärtigen Heilsordnung eine Straffolge der Sünde.
240. Die Höllenstrafe dauert in alle Ewigkeit.

Es sind dabei sicher Dogmen, die biblisch schwer nachzuvollziehen sind und die einem Gläubigen daher zur Belastung werden können.

Werden solche Dogmen hart durchgezogen (und das ist ja ihr Sinn), dann führt das im Konfliktfall zu einem schwer zu befriedenden Konflikt, der auch nur schwer im Geiste aufrichtiger Liebe ausgetragen werden kann.

goodfruit antworten
Arcangel
(@arcangel)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 4400

@goodfruit 

Mein Punkt ist nur, dass man nicht ohne Dogmen glauben kann, denn jeder hat Glaubensgrundsätze, die geglaubt werden, da nicht beweisbar.

Sicher hast du recht, dass es Dogmen gibt, die wenig hilfreich bis sogar schädlich sind.

arcangel antworten
GoodFruit
(@goodfruit)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 2591

@arcangel Ich meine, dass es keine Dogmen braucht. Wenn ich die Evangelien lese, dann erfahre ich etwas über den Weg Christi und wie er mir die Rettung bringen kann. Die Epistel mag mir helfen, diese Dinge heilsgeschichtlich einzuordnen, das Alte Testament dann gibt mir die Grundlagen der messianischen Aufgabe Jesu, in die mich zumeist Paulus gut eingeführt hat und die Apostelgeschichte zeigt mir, wie der Glaube unverfälscht gelebt werden kann.

Die Bibel reicht zu verstehen, worum es im Glauben geht und wie ich Glauben kann. Dafür brauche ich keine Dogmen.

In den Geschichten um den Streit zwischen Augustinus und anderen Theologen kann man mitbekommen, wohin harte Standpunkte bei Fragen, die zumindest ich nicht für heilsgeschichtlich maßgeblich halte, führen kann - und in diesem Sinne führt sich dann die Kirchengeschichte fort. Mein Verdacht ist der, dass auch aus diesem Grund, sich in der Kirchengeschichte nur sehr schwer bis überhaupt nicht eine heilsgeschichtliche Entwicklung erkennen lässt.

Wenn ich den Zustand der Christenheit als Konsequenz, als zwangsläufiges Feedback von Entscheidungen und Entwicklungen betrachte, dann sehe ich da eine dringende Aufgabe, das alles zu überdenken und eventuell umzukehren und sich neu auszurichten - back to the roots, hin zu Jesus selbst, unverfälscht, direkt, radikal und mit einem Herzen gefüllt mit der Liebe Gottes. Fehlhaltungen korrigiert der Heilige Geist. Und wenn ich selber Feedback suche für mein Leben, meinen Glauben, mein Gebetsleben, meine praktizierten Frömmigkeitsstile, meine Art die Bibel zu lesen ... - dann werde ich schon merken, was Früchte trägt und was nicht.

goodfruit antworten
Arcangel
(@arcangel)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

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@goodfruit 

Die Bibel reicht zu verstehen, worum es im Glauben geht und wie ich Glauben kann. Dafür brauche ich keine Dogmen.

Der Begriff Dogma ist zugegeben negativ konnotiert, aber bedeutet nichts anderes als "Ich/Wir glaube/n das ..."

Niemand, der glaubt, kommt ohne Dogmas aus.

Wenn du zurück zu den Wurzeln willst, muss du wissen, was die Wurzeln sind, dann brauchst du wieder Glaubensgrundsätze aka Dogmas.

"Liebe Gott von ganzem Herzen, mit ganzer Kraft und von ganzem Verstand und deinen nächsten wie dich selbst - dadurch ist das Gesetz und die Propheten erfüllt" Ist ein Dogma.

arcangel antworten
GoodFruit
(@goodfruit)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 2591

@arcangel 

Habe im Wiki Artikel zu "Dogma" folgenden interessanten Zusammenhang gefunden:

Im Verlauf der Kirchengeschichte gewann die Kirche als kollektive Instanz und dann im Besonderen das kirchliche Lehramt als die das Dogma formende Autorität immer größere Bedeutung. Vinzenz von Lérins (5. Jahrhundert) formulierte als verbindliche Norm und Bezugsrahmen, „was allenthalben, stets und von allen geglaubt worden ist“; Bernhard von Clairvaux (12. Jahrhundert) weist das Wächteramt darüber den Päpsten zu.

In der Reformationszeit wandte sich Martin Luther gegen Vinzenz’ Auffassung und stellte die kirchlichen Dogmen als norma normata („normierte Norm“) unter die norma normans („normierende Norm“) der Heiligen Schrift. Nicht die Kirche bestimmt also das Dogma als Bezugsrahmen der Bibelinterpretation, sondern umgekehrt bestimmt die Bibel den Glaubensgehalt, der im Dogma durch die Kirche lediglich adaptiert und zu ihrem eigenen Bekenntnis wird; darum wird im evangelischen Raum gern vom „Bekenntnis“ statt vom „Dogma“ gesprochen.

 

Wenn Du also meinst, dass ein Bibelwort wie dies:

"Liebe Gott von ganzem Herzen, mit ganzer Kraft und von ganzem Verstand und deinen nächsten wie dich selbst - dadurch ist das Gesetz und die Propheten erfüllt" Ist ein Dogma.

... dann mag das im katholischen Bezug OK sein. Für einen Lutheraner ist dies "normierende Norm" - Glaubensinhalt aus der Quelle, und nicht nur normierte Norm - also von Menschen ausformulierter Glaubensinhalt. Da ist also ein Unterschied. Und die Dogmen der katholischen Kirche, wo ich in einem Beitrag etwas weiter oben einen Link auf die gesamte Zusammenstellung gesetzt sowie einige für mich kritische aufgelistet habe, sind allesamt keine unmittelbaren biblisch ausformulierten Glaubensinhalte, keine normierende Norm, sondern nur normierte Norm, ein Ausdruck dessen, wie Menschen bestimmte biblische Inhalte verstanden haben. Davon ist sicher vieles akzeptabel - aber es ist das immer Menscheninterpretation.

Mich erinnert das an den Unterschied zwischen echten, oft unter Gebet entstanden, Bibelübersetzungen (Luther, Schlachter, Elberfelder) und Bibelübertagungen in heutiges Deutsch, bei denen die Überträger einen biblischen Inhalt genommen und dann frei in ihren eigenen Worten ausgedrückt haben. Dadurch wird oft eine theologische Färbung und damit eine Bevorzugung bestimmter Perspektiven eingearbeitet - auch wenn ich keinem unterstellen will, dass das absichtlich geschieht. Der Facettenreichtum des Wortes geht dabei dann über den Verlust, der bei jeder Übersetzung geschieht, noch einmal mehr verloren.

Menschenwort und Gotteswort sind verschieden und ich sehe die katholische Kirche da in der problematischen Position, dass sie da Dogmen nicht einfach wieder loswerden kann, weil ex cathedra vom Papst unfehlbar ist und dann Dogmen nur schwer wieder aufgehoben werden können, ohne die Unfehlbarkeit hinterfragbar zu machen. Ich denke da an einige Dogmen, die Maria betreffen. Da sehe ich Zusammenhänge, die bestimmt dem einen oder anderen katholischen Gläubigen den Glauben schwer machen.

Und was das Auslöschen von Schuld angeht, so hat das Jesus für mich am Kreuz getan und da brauche ich keinen Papst dafür, der mir das noch einmal zuspricht oder aber eben nicht. Der Papst hat das Kreuz zu predigen, aber nicht seine Wirkung zu managen.

goodfruit antworten
Arcangel
(@arcangel)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 4400

@goodfruit 

Wir reden hier über Semantik. In reformierten Übersetzungen des NT finden wir oft das Wort Ältester oder Vorsteher, wo im Griechischen das Wort Episkopos steht. Richtigerweise müsste man dieses Wort mit Bischof übersetzen, weil aber Bischof negativ kontiert ist, wird hier also lieber falsch übersetzt.

Dasselbe mit dem Wort katholisch, ich gehöre zur katholischen Kirche, aber nicht zur römisch-katholischen Kirche. Katholisch heisst schlicht und ergreifend "allgemein". Jeder Christ gehört zur allgemeinen aka katholischen Kirche.

Das Einzige, was hier passiert ist, die evangelikale Welt überlässt die Deutungshoheit über Begriffe der rkk, da mache ich nicht mit. Zumal es dann dazu führt, dass manche Evangelikale selbst herrlich deklarieren, ihr Glaube sei Dogmen frei, dabei strotzt diese nur so davon. Was sie aber nicht einsehen, da Dogmen ja etwas Böses aus der römischen Kirche ist und sie ja nur Bekenntnisse (anderes Wort, selbes Konzept) haben.

Dogmen freien Glauben gibt es nicht!

Mich erinnert das an den Unterschied zwischen echten, oft unter Gebet entstanden, Bibelübersetzungen (Luther, Schlachter, Elberfelder) und Bibelübertagungen in heutiges Deutsch, bei denen die Überträger einen biblischen Inhalt genommen und dann frei in ihren eigenen Worten ausgedrückt haben.

Für mich gibt es nur einen normativen Text und dazu gehört nicht die Übersetzung von Luther, der sich doch sehr viele Freiheiten genommen hat. Und auch Schlachter und Elberfelder haben ihre Schwächen. Am besten liest du einen Mix aus verschiedenen Übersetzungen. Zürcher, Luther, Einheitsübersetzung, Neue Genfer, und weitere.

Deutsche Übersetzungen haben praktisch alle den Nachteil, dass sie sich auf den MT Text im AT stützen und dabei ältere Quellen wie die DSS oder LXX ignorieren. Wenn du Englisch kannst, ist ESV zu empfehlen.

Menschenwort und Gotteswort sind verschieden und ich sehe die katholische Kirche da in der problematischen Position,.....

Das sehe ich genauso, aber einfach das Wort Dogma durch Bekenntnis zu ersetzen und dann das ganze etwas weniger verbindlich zu gestalten, löst den Umstand das Glauben Dogmen brauch nicht auf.

Und was das Auslöschen von Schuld angeht, so hat das Jesus für mich am Kreuz getan und da brauche ich keinen Papst dafür, der mir das noch einmal zuspricht oder aber eben nicht. Der Papst hat das Kreuz zu predigen, aber nicht seine Wirkung zu managen.

Wir reden hier ja aber nicht vom Papst, sondern von Dogmen (und du darfst sie auch gerne Bekenntnisse nennen, spielt keine Rolle)

arcangel antworten
GoodFruit
(@goodfruit)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 2591

@arcangel Dogmen freien Glauben gibt es nicht!

Natürlich gibt es Dogmen-freien Glauben! Ich zumindest habe den.

Ich habe Grundüberzeugungen, die ich mir durch Bibelstudium, Austausch mit Christen wie Nichtchristen, andere Literatur, persönliche Erfahrung etc. angeeignet habe.

Diese Grundüberzeugungen mögen wie Dogmen wirken.

Aber sie sind es nicht - aus folgenden Gründen:

Meine Grundüberzeugungen erheben nicht den Anspruch, absoluten Wahrheiten zu entsprechen. Sie sind veränderbar, sie wachsen mit jedem Tag, den ich lebe. Es gibt Überzeugungen, die ich aufgeben musste, weil sie nicht getragen haben. Und es gibt Überzeugungen, auf denen ich so fest gebaut, mit denen ich mich so fest verbunden habe, dass es sehr, sehr unwahrscheinlich ist, dass ich die je aufgeben werde

Aber das sind meine Grundüberzeugungen, meine persönlichen Wahrheiten. Und wenn ich über diese Inhalte mit anderen Menschen spreche, dann tue ich das aus Interesse an den anderen Ansichten anderer und nicht, weil ich ihnen meine Ansichten mit großem Druck aufdrängen will. So kann ich mich dann auch ganz entspannt mit Vertretern anderer Religionen austauschen, ohne dass das zu Konflikten führen muss.

Wo habe ich da also Dogmen? Und ich frage mich ehrlich, wie man aus einer Haltung der Nächstenliebe heraus mit Dogmen leben kann. Denn Dogmen machen immer unfrei. Sie sind wie Monolithen im Raum, die sich nicht verschieben kann und die man in jedes Weltbild einbauen muss - egal, zu welcher Erkenntnis man noch kommen wird.

Ich meine auch, dass wir Dogmen nicht nötig haben. Wenn der Glaube funktioniert, wenn er biblischen Inhalten gemäß orientiert ist und die Verheißungen erkennbar sich erfüllen, dann gibt es doch keinen Grund an fundamentalen Glaubensinhalten zu rütteln. Wenn dem aber nicht so ist, dann helfen mir auch keine Dogmen - dann bin ich auf dem falschen Dampfer und wenn mich Dogmen daran hindern, den zu verlassen, dann richten sie gravierend Schaden an.

Am besten liest du einen Mix aus verschiedenen Übersetzungen. Zürcher, Luther, Einheitsübersetzung, Neue Genfer, und weitere.

Meine Erfahrung ist die, dass es für die allermeisten Bibelstellen egal ist, welche Übersetzung du nimmst. Dann gibt es aber wieder Stellen mit Feinheiten, die unterschiedliche Perspektiven erlauben. Und da wird es dann schwierig. In solchen Fällen hat mir bislang King James + Strongs Bezug zur Ursprungssprache am besten geholfen.

Wir reden hier ja aber nicht vom Papst, sondern von Dogmen (und du darfst sie auch gerne Bekenntnisse nennen, spielt keine Rolle)

Ich habe ja versucht zu beschreiben, wie ich das mit den Grundüberzeugungen halte. Würdest Du die trotzdem "Dogmen" nennen?

goodfruit antworten
Arcangel
(@arcangel)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 4400

@goodfruit 

Ich habe ja versucht zu beschreiben, wie ich das mit den Grundüberzeugungen halte. Würdest Du die trotzdem "Dogmen" nennen?

Ja, denn Dogma, auf Deutsch bedeutet "Meinung" oder "Glaube", dass der Begriff diese römisch-katholische Deutungsebene bekommen hat, in der ein Dogma unumstösslich ist, ist dem Begriff angefügt worden.

Ob du nun Grundüberzeugung, Dogma oder Glaubensfundament sagst, ist im Prinzip alles dasselbe. Ich gebe dir recht, dass man ein Dogma nach römischen Verständnis für einen Glauben nicht braucht.

Sie sind wie Monolithen im Raum, die sich nicht verschieben kann und die man in jedes Weltbild einbauen muss - egal, zu welcher Erkenntnis man noch kommen wird.

Also ich habe solche Dogmen in meinem Leben, zum Beispiel; "Gott lebt und er hat sich durch die Bibel offenbart". Klar gibt es andere Grundüberzeugungen in meinem Leben, die sich verändert haben, und manche Bekenntnisse meiner Jugend habe ich ganz über den Haufen geworfen. Und manches Dogma, dass ich geglaubt habe, hat sich als falsch erwiesen und wurde durch ein anderes Bekenntnis ersetzt.

Mir geht es weniger um den Begriff selbst, vielmehr erlebe ich immer wieder Christen, die behaupten, die Bibel ganz Grundüberzeugungsfrei zu lesen. Ihr Leben komme ganz ohne Grundüberzeugung aus, und lassen sich alleine vom Geist leiten. Dann kommen Aussagen wie; 'Grundüberzeugungen stehen einer wahren Beziehung zu Gott im Wege'.

Meine Erfahrung ist die, dass es für die allermeisten Bibelstellen egal ist, welche Übersetzung du nimmst.

Das stimmt und trifft wohl auf den absoluten grössten Teil der Bibelstellen zu. Dann gibt es Bibelstellen, da verändert sich eine gesamte Theologie, weil ein Wort anders ist.

arcangel antworten
GoodFruit
(@goodfruit)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 2591

@arcangel Mir geht es weniger um den Begriff selbst, vielmehr erlebe ich immer wieder Christen, die behaupten, die Bibel ganz Grundüberzeugungsfrei zu lesen. Ihr Leben komme ganz ohne Grundüberzeugung aus, und lassen sich alleine vom Geist leiten.

Ich denke, dass dieses Problem, das Du da ansprichst, in erster Linie von einer unterschiedlichen Definition des Begriffs "Dogma" herrührt. Wenn Du Dogma und Grundüberzeugung gleichsetzt, dann habe auch ich Dogmen.

Für mich gehört aber zu einem Dogma hinzu, dass es von außen an mich herangetragen wird und dass es monolithisch unumstößliche Härte besitzt - dass es also etwas ist, das ich in mein Weltbild einbauen muss und das sich unter keinen Umständen verändern kann - auch nicht unter dem Einfluss neuer Erkenntnisse oder Erfahrungen.

Ich habe ja einen Link zu den über 200 Dogmen der römisch-katholischen Kirche hier im Thread schon mal geteilt. Wenn ich von Dogmen spreche, dann meine ich so etwas.

Unter diesen Dogmen sind solche, mit denen ich absolut kein Problem habe und wo meine Grundüberzeugung mit dem, was dort formuliert wurde, identisch ist. Dann aber gibt es auch Dogmen, über die möchte ich zumindest mal reden können und es gibt Dogmen, die ich so wohl nie akzeptieren würde, weil ich weder biblische Herleitung noch Notwendigkeit für die Existenz derselben sehe.

goodfruit antworten
Arcangel
(@arcangel)
Beigetreten : Vor 22 Jahren

Beiträge : 4400

@goodfruit 

Unter diesen Dogmen sind solche, mit denen ich absolut kein Problem habe und wo meine Grundüberzeugung mit dem, was dort formuliert wurde, identisch ist. Dann aber gibt es auch Dogmen, über die möchte ich zumindest mal reden können und es gibt Dogmen, die ich so wohl nie akzeptieren würde, weil ich weder biblische Herleitung noch Notwendigkeit für die Existenz derselben sehe.

Dem stimme ich voll und ganz zu.

arcangel antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
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@arcangel (zum Beitrag)

Richtigerweise müsste man dieses Wort mit Bischof übersetzen

Einspruch, euer Ehren 😉 episkopos bedeutet wörtlich Aufseher, und war in der Antike die Bezeichnung für ein Mitglied im Vorstand eines hellenistischen Vereins. Dem entsprach im jüdischen Kontext die Bezeichnung Ältester (wörtlich »älterer«, presbyteros) für ein Mitglied eines Synagogenvorstandes.

Anfangs gab es für dieses Amt keine feste Bezeichnung, neben den oben genannten kommen z.B. in 1.Ts 5,12 die Vorstehenden (proistantes) vor. Klar ist, dass es stets um ein Gremium ging, dem Mehrere angehörten.

Die Ähnlichkeit zwischen Vorstehenden und deutsch Vorstehern dürfte eher »Zufall« sein, aber aus den presbyteroi hat sich der Begriff »Priester« gebildet (eigentlich wäre Priester auf Altgriechisch hiereus), und aus den episkopoi der Begriff »Bischof«. Aber da heute wohl niemand beim Wort Bischof an jemanden denkt, der zusammen mit anderen Bischöfen eine (einzelne!) Kirchengemeinde leitet, wäre es anachronistisch und somit falsch, das Wort im NT mit »Bischof« zu übersetzen.

Deutsche Übersetzungen haben praktisch alle den Nachteil, dass sie sich auf den MT Text im AT stützen und dabei ältere Quellen wie die DSS oder LXX ignorieren

Völlig ignoriert werden die nicht, aber unter dem Einfluss der Funde von Qumran (und z.T. schon vorher) wurde der MT tatsächlich längere Zeit überschätzt. Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass es auch Qumranhandschriften gibt, deren Text z.B. der LXX näher stehen. Am engsten hält sich wohl die Elberfelder an den MT.

hkmwk antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
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@arcangel (zum Beitrag)

Der Begriff Dogma ist zugegeben negativ konnotiert, aber bedeutet nichts anderes als "Ich/Wir glaube/n das ..."

Das ist jetzt zu sehr überspitzt. Das griechische Wort dogma bedeutet ein Befehl bzw. Erlass (kommt z.B. in Lk 2,1 vor!). Im christlichen Kontext ist ein Dogma also ein Befehl der Kirche, etwas zu tun oder zu glauben. Oder mindest4ens das, was man glauben muss, um nicht mit seiner Kirche über kreuz zu liegen.

"Liebe Gott von ganzem Herzen, mit ganzer Kraft und von ganzem Verstand und deinen nächsten wie dich selbst - dadurch ist das Gesetz und die Propheten erfüllt" Ist ein Dogma.

Kein schlechtes Beispiel.

hkmwk antworten
GoodFruit
(@goodfruit)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

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@hkmwk Kein schlechtes Beispiel.

... wobei es für mich einen Unterschied macht, ob der Befehl von Gott kommt (Worte Jesu) oder von Menschen.

goodfruit antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

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@goodfruit 

Ganz neue Töne von dir - auf den Unterschied weist du erst jetzt hin.

hkmwk antworten
GoodFruit
(@goodfruit)
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@hkmwk Ganz neue Töne von dir - auf den Unterschied weist du erst jetzt hin.

Oh, den Unterschied mache ich schon immer. Den halte ich auch für wichtig. Und in diesem Zusammenhang hatte ich ja auch mal die Bücher des Neuen Testaments gewichtet und denen, die unmittelbar Worte Jesu enthalten, eine größere Bedeutung beigemessen.

Dieser Unterschied zwischen Gotteswort und Menschenwort lässt mich dann die Dogmen auch in einem klareren Licht erscheinen. Hier ein Abschnitt aus dem Wikipedia Artikel zu "Dogma", den ich weiter oben schon mal gepostet habe:

In der Reformationszeit wandte sich Martin Luther gegen Vinzenz’ Auffassung und stellte die kirchlichen Dogmen als norma normata („normierte Norm“) unter die norma normans („normierende Norm“) der Heiligen Schrift. Nicht die Kirche bestimmt also das Dogma als Bezugsrahmen der Bibelinterpretation, sondern umgekehrt bestimmt die Bibel den Glaubensgehalt, der im Dogma durch die Kirche lediglich adaptiert und zu ihrem eigenen Bekenntnis wird; darum wird im evangelischen Raum gern vom „Bekenntnis“ statt vom „Dogma“ gesprochen.

Wenn es da Dogmen gibt, die behaupten, dass Maria ihr Leben lang Jungfrau blieb - auch wenn bekannt ist, dass sie mit ihrem Mann Josef noch zahlreiche Kinder bekommen hat, dann weckt das in mir Zweifel, ob die Institution der Dogmen so ernst zu nehmen ist.

Harte menschengemacht Monolithe stören meist mehr als dass sie nützen. Sie machen unflexibel und bergen die Gefahr des Brechens, was das ganze System in Gefahr bringen kann. So etwas ist dann schnell nicht mehr lebendig, sondern nur noch erstarrt. Das mal als systemtheoretische Überlegung. Als Biologe weiß ich, warum sich ein Baum im Wind wiegen kann, ohne die Position zu verlassen und ohne zu brechen.

 

goodfruit antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

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@goodfruit 

Wenn es da Dogmen gibt, die behaupten, dass Maria ihr Leben lang Jungfrau blieb

Was ja rein körperlich schon bei einer Geburt ein wahren Wunder wäre (von dem die Bibel nicht berichtet …).

Ich seh hier jetzt aber keinen, der solche katholischen Dogmen verteidigen will (vielleicht taucht ja noch so jemand auf?). Weshalb es das Gespräch nicht fördert, wenn du ständig auf katholische Dogmen verweist, die von der Bibel nicht gedeckt sind oder ihr gar widersprechen.

hkmwk antworten
GoodFruit
(@goodfruit)
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@hkmwk Ich seh hier jetzt aber keinen, der solche katholischen Dogmen verteidigen will (vielleicht taucht ja noch so jemand auf?). Weshalb es das Gespräch nicht fördert, wenn du ständig auf katholische Dogmen verweist, die von der Bibel nicht gedeckt sind oder ihr gar widersprechen.

Das Thema war ja Dogmen und die Hypothese lautete: jeder hat Dogmen.

Das Problem, das ich ausgemacht hatte, ist, dass jeder unter Dogmen etwas anderes versteht. Für mich sind Dogmen eben diese katholischen Konstrukte, wo irgendwann einmal ein Papst absolute Wahrheit verkündet hat - und ab da musste der Katholik fest daran glauben.

Das macht Dogmen aus. Sie sind willkürlich formuliert und sie sind in den Status von Wahrheiten erhoben. Und wie so etwas aussieht und was das für Folgen hat - dafür hatte ich mal aus der Liste der Dogmen zitiert und wenn Du da auch Schwierigkeiten hast, dem zu folgen, dann scheinst Du mir ja auch nicht eben ein Fan von Dogmen zu sein.

Das generelle Problem von Dogmen oder dogmatischen Aussagen ist ja aber keins exklusiv der katholischen Kirche, sondern überall, wo unumstößliche Wahrheiten verkündet werden, haben wir es mit Menschen zu tun, die sich überheben und die wider jede Vernunft - materiell (naturwissenschaftlich) wie geistlich - eine Machtposition nutzen, um bestimmte Positionen, als unveränderlich einzubetonieren. Einen Sinn macht das nie. Die Folge kann sein, dass bestimmte Themen so aus der naturwissenschaftlichen oder philosophische-theologischen Forschung und Entwicklung ausgeschlossen werden, weil es ja Aussagen sind, die nicht hinterfragt werden dürfen.

Die monolithischen Aussagen von Dogmen stehen wie Denkmäler in der Wissenslandschaft und müssen dann von jedem in seine Überlegungen hineingezwungen werden - ob es jetzt passt oder nicht. So etwas behindert nur und verhindert so Fortschritte beim Finden von Wahrheit.

goodfruit antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

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@goodfruit 

Für mich sind Dogmen eben diese katholischen Konstrukte, wo irgendwann einmal ein Papst absolute Wahrheit verkündet hat

Überraschung: Die von einem Papst verkündeten Dogmen lassen sich an den Fingern einer Hand abzählen!

Katholische Dogmen sind typischerweise auf einem Konzil beschlossen worden. Und insbesondere nach dem Konzil von Konstanz, das verkündigte, dass seine Beschlüsse auch nicht von einem Papst (also auch nicht von einem der drei rivalisierende Päpste, die es abgesetzt hatte) angezweifelt werden können, herrschte die Meinung vor, dass Konzilien über dem Papst stehen. Später hat sich dann die Meinung durchgesetzt, dass das damals eine besondere Situation war, und grundsätzlich die Unfehlbarkeit der katholischen Kirche in der Person des Papstes liegt, was 1870 zum Dogma erhoben wurde - natürlich von einem Konzil.

Das generelle Problem von Dogmen oder dogmatischen Aussagen ist ja aber keins exklusiv der katholischen Kirche

Luther, der die Unfehlbarkeit der Kirche anzweifelte (»Papst und Konzilien können sich irren und haben sich geirrt«), hat stattdessen die feste Grundlage der heiligen Schrift betont. Und seitdem haben evangelische Kirchen immer wieder Dinge, die sie aus der Schrift erkannt haben, zum Dogma erhoben.

Grundsätzlich dürfen alle Dogmen anhand der Bibel hinterfragt werden, das ist Konsens bei evangelischen Christen. Allerdings gibt es immer mehr Kirchen, die die Glaubwürdigkeit der Bibel anzweifeln, das wär jetzt ein eigenes Thema … ich bin da durchaus alt-evangelisch bzw. »evangelikal«.

So etwas behindert nur und verhindert so Fortschritte beim Finden von Wahrheit.

»Fortschritt« ist ein Gedanke, der im 19. Jh. entstanden ist. Davor war die Meinung vorherrschend, dass eine Wahrheit umso fester gegründet ist, je älter sie ist. Fortschritt war in dem Zusammenhang stets ein Näherkommen zu der alten Wahrheit, die ggf. auf Grund veränderter Zeitumstände neu konkretisiert werden musste.

Oder eben so, wie es vor ca. 60 Jahren jemand formulierte: »Sie nennen es Fortschritt, und das zu Recht, es ist ein Schritt fort von Gott«.

Ich oute mich als jemand, der glaubt, dass die Wahrheit sich nicht ändert, sondern nur unser Erkennen der Wahrheit. Und beim betrachten der Geschichte fällt auf, dass immer wieder Erkenntnisse, die als überholt auf den Müllhaufen geschmissen wurden, nach 100 Jahren neu als doch richtig entdeckt wurden. Echten Fortschritt gibts eigentlich nur im Bereich der Naturwissenschaft (und ihrer Anwendung in Technik etc.).

hkmwk antworten
GoodFruit
(@goodfruit)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 2591

@hkmwk Luther, der die Unfehlbarkeit der Kirche anzweifelte (»Papst und Konzilien können sich irren und haben sich geirrt«), hat stattdessen die feste Grundlage der heiligen Schrift betont. Und seitdem haben evangelische Kirchen immer wieder Dinge, die sie aus der Schrift erkannt haben, zum Dogma erhoben.

Welchen Sinn soll das haben, bestimmte Lehrmeinungen und Auslegungen konkreter Bibelstellen auf eine bestimmte Perspektive zu fixieren? Letztendlich ist der Heilige Geist der Lehrer - und der sollte an sich an jedem Gläubigen wirken und ihn in die Wahrheit hineinführen, die für ihn grad dran ist.

Oder eben so, wie es vor ca. 60 Jahren jemand formulierte: »Sie nennen es Fortschritt, und das zu Recht, es ist ein Schritt fort von Gott«.

Wenn es die Dogmen sind, die einen von Gott fernhalten, dann muss man das wohl anders herum lesen. Und nach meiner Erfahrung scheint dem eher so zu sein.

Ich oute mich als jemand, der glaubt, dass die Wahrheit sich nicht ändert, sondern nur unser Erkennen der Wahrheit. Und beim betrachten der Geschichte fällt auf, dass immer wieder Erkenntnisse, die als überholt auf den Müllhaufen geschmissen wurden, nach 100 Jahren neu als doch richtig entdeckt wurden. Echten Fortschritt gibts eigentlich nur im Bereich der Naturwissenschaft (und ihrer Anwendung in Technik etc.).

Nun, dann möchte ich den "Fortschritt" jegliche Form charismatischer Gaben aus dem Leben der Christen herauszuhalten mal ansprechen. Du hattest angedeutet, dass es ein Problem im gemeindlichen Miteinander geben könnte, wenn ein Christ Zungenreden praktiziert. Das hieße, nachdem Paulus ja sagt, dass er sehr viel in Zungen redet, dass ein Paulus heute hochkant aus den meisten Gemeinden hinausgeschmissen werden würde. Ist das ein Fortschritt, der zur Wahrheit führte?

Wer den Heiligen Geist kennt, der weiß, dass der recht sensibel ist und bei der leisesten Ablehnung zu verschwinden pflegt. Er drängt sich nicht auf und wo er unerwünscht ist, wird man ihn nicht antreffen. Aber es ist an sich nur der Heilige Geist, der uns in wirkliche Wahrheiten einführen kann. Ohne Heiligen Geist müssen wir auf Dogmen bauen, die allesamt falsch sein können und wir werden kein Himmelreich bauen, sondern bestenfalls ein menschengemachtes Zerrbild davon. Nur wer den wahren Lehrer achtet, wird den Platz im Leben einnehmen können, den Gott für ihn vorgesehen hat.

Der politische Missbrauch von Kirchen und von Glauben generell hat viel kaputt gemacht. Da die Welt vor großen Herausforderungen steht, Herausforderungen, die zum Teil theologische Misskonzepte provoziert haben (z.B. den höher-schneller-weiter Konsum als eine Folge von Augustinischem bzw. Calvinistischem Zwang, bedeutsam und reich zu erscheinen und so eine Daseinsberechtigung anzeigen zu können) wäre es nicht schlecht, wenn Gott uns über den Mechanismus bzw. der Person nahe kommen könnte, die er dafür vorgesehen hat: den Heiligen Geist.

Klar, dass Machtmenschen, die den Glauben als Instrument der Knechtung gern behalten wollten, das nicht so klasse finden ...

goodfruit antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

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@goodfruit 

Welchen Sinn soll das haben, bestimmte Lehrmeinungen und Auslegungen konkreter Bibelstellen auf eine bestimmte Perspektive zu fixieren?

Nun, wenn etwas eindeutig der Bibel widerspricht, dann kann man das auch deutlich sagen.

Natürlich kann man darin übertreiben und am Ende eine mögliche Auslegung der Bibel verketzern. Aber grundsätzlich ist der Ansatz, Irrlehren zu widerlegen und so zu bekämpfen, schon im NT zu finden.

Wenn es die Dogmen sind, die einen von Gott fernhalten

Dogmen, die nicht auf die Bibel begründet sind, können einen von Gott fernhalten. Eine zu dogmatische und deshalb lieblose Haltung ebenfalls. Ich habe nicht gesagt, dass alle Dogmen gut sind, aber ich widerspreche der Behauptung, dass alle Dogmen prinzipiell was Schlechtes sind.

Nun, dann möchte ich den "Fortschritt" jegliche Form charismatischer Gaben aus dem Leben der Christen herauszuhalten

Ich bin kein Fundamentalist, der so vorgeht wie du hier implizierst.

Der politische Missbrauch von Kirchen und von Glauben generell hat viel kaputt gemacht

Deswegen bin ich froh, inzwischen in einer Freikirche gelandet zu sein, die seit dem 17.Jh. sich gegen die Verquickung von Staat und Kirche gewandt hat (Baptisten).

Ich weiß zwar, dass es Christen gibt, denen es evtl. hilft, wenn die deine Sätze um die Ohren gehauen bekommen (obwohl das im Grunde auch wieder darauf hinausläuft, die mit deiner Dogmatik zu konfrontieren, und somit nicht völlig unproblematisch wäre) - aber so allgemein wie du formulierst ist das nur Polemik, auf die einzugehen sich nicht lohnt.

hkmwk antworten
GoodFruit
(@goodfruit)
Beigetreten : Vor 3 Jahren

Beiträge : 2591

@hkmwk Nun, wenn etwas eindeutig der Bibel widerspricht, dann kann man das auch deutlich sagen.

Ich muss Dir ehrlich sagen, dass ich es häufiger sehe, dass Dogmen in Konflikt mit biblischen Inhalten stehen als wie das andere freie Überlegungen tun. Und es braucht ja Gründe, weshalb ein bestimmter Inhalt auf unveränderlich gesetzt wird. Ein Inhalt, der sich selbst erklärt und wo jeder sofort erkennt, worum es geht, wird nicht zum Gegenstand eines Dogmas werden - es sei denn, jemand hat Interesse daran, diesen allgemeinverständlichen Inhalt in einem besonderen Licht gesehen werden soll, auf das sonst kaum jemand kommen würde. Und so etwas passiert natürlich nicht, wenn da nicht ein politisch motiviertes Interesse dahinter steht - und politisch motiviert kann hier auch nur eine bestimmte Lehrmeinung sein.

Ich weiß zwar, dass es Christen gibt, denen es evtl. hilft, wenn die deine Sätze um die Ohren gehauen bekommen (obwohl das im Grunde auch wieder darauf hinausläuft, die mit deiner Dogmatik zu konfrontieren, und somit nicht völlig unproblematisch wäre) - aber so allgemein wie du formulierst ist das nur Polemik, auf die einzugehen sich nicht lohnt.

Ich will niemandem irgendwas "um die Ohren hauen". Aber ich will mit absolut schräg verbogenen Bibelworten oder geistlichen Inhalten abseits jeden biblischen Fundaments "übers Ohr gehauen" werden. Wer eine Gesetzlichkeit aufmacht, für die es keine Grundlage gibt, betrügt Menschen um ihre Freiheit. Und wer ein menschengemachtes Bild gegen ein von Gott vermitteltes Bild (und ich denke hier an den Heiligen Geist als persönlichen Lehrer) ausspielt und letzteres unterdrückt, um nicht Macht und Handlungshoheit zu verlieren, der betrügt Menschen um das Himmelreich und den Besitz von Wahrheit.

goodfruit antworten
Helmut-WK
(@hkmwk)
Beigetreten : Vor 20 Jahren

Beiträge : 7366

@goodfruit 

Ich muss Dir ehrlich sagen, dass ich es häufiger sehe, dass Dogmen in Konflikt mit biblischen Inhalten stehen

Das hängt natürlich davon ab, welche Dogmen man betrachtet. Ich war nie katholisch, mein älterer Bruder hatte im Konfirmandenunterricht Thesen aus dem Heidelberger Katechismus als teil seines Unterrichts, d.h. ich war keinen 10 Jahre alt als ich schon gelernt hatte, dass viele katholische Dogmen der Bibel widersprechen (welche das im Einzelnen waren, wusste ich damals natürlich nicht).

Also wenns um Dogmen geht, die ich in Ordnung finde, kannst du rein katholische Dogmen schon mal unter den Tisch fallen lassen. Und bei anderen zur Sicherheit mal nachfragen, was ich dazu meine.

Ein Inhalt, der sich selbst erklärt und wo jeder sofort erkennt

Nur so einfach ist es nicht. Wenn etwa Aussagen der Bibel sich zu widersprechen scheinen (z.B. Jesus ist JHWH, der Vater ist JHWH, JHWH ist einer, Jesus ist nicht der Vater) dann gibt es mehrere Möglichkeiten:

  • Das einfach unkommentiert so stehen lassen - da besteht die Gefahr, dass dann jemand kommt und eine der unten stehenden Alternativen proklamiert.
  • Sich nur eine Auswahl schnappen und daraus dann schließen, dass der Rest falsch ist (ohne zu bemerken, dass dieser Rest ja auch in der Bibel steht) - damit würde man der Bibel widersprechen, und spätestens wenn man darauf hinweist, kann man kaum zum obigen Punkt zurück, schließlich argumentiert man ja gegen eine logische Folgerung.
  • Eine Erklärung finden, warum der Widerspruch nur scheinbar ist - damit wäre man bei einer Binitätslehre, nehme ich noch biblische Aussagen zum Heiligen Geist dazu, haben wir das Dogma der Trinitätslehre, dass gegen Verkürzungen wie »Jesus ist der Vater« oder »Jesus ist nicht Gott« verteidigt werden muss, weil die der Bibel widersprechen.

Und dass jeder sofort erkennt, dass die Trinitätslehre (implizit) in der Bibel steht, wirst du ja kaum behaupten wollen …

Ich will niemandem irgendwas "um die Ohren hauen".

Machst du aber mit der Aussage, dass Dogmen grundsätzlich schädlich sind und nur aus Machtstreben entstanden sind.

Und wer ein menschengemachtes Bild gegen ein von Gott vermitteltes Bild (und ich denke hier an den Heiligen Geist als persönlichen Lehrer) ausspielt

Den Schuh zieh ich mir nicht an. Entweder hast du jetzt an mir vorbei gesprochen, statt mit mir zu reden, oder du projizierst ein Feindbild in mich hinein, ohne zu verstehen zu versuchen, was ich wirklich denke.

hkmwk antworten
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