Liebe LeserInnnen,
mag sein, dass das hier lang wird... Ich nutze es einfach auch für mich, für die Eigenreflexion... Vielleicht bekomme ich ja auch einige Inputs, die mir weiter helfen. Wenns dir zu lang ist -lies am besten nicht weiter...
Seit meiner Scheidung im Okt 2019 läuft mein Leben unrund und ich finde meinen Platz nicht.
Als Ehepaar haben wir ein Haus gekauft, Pflegekinder aufgenommen, hatten gemeinsame Vision von uns als Pflegefamilie. Ich war mit dieser Situation glücklich, ich war es gewohnt, dass ich immer Visionen hatte, Ideen, dass ich kreativ war... Ich bin Sozialpädagoge und Zirkuspädagoge. Ich hatte einen Kinderzirkus aufgebaut, habe lange mit Zirkuswagen und Zugmaschine zu tun gehabt, war auf vielen Motorradreisen durch Skandinavien, Rumänien usw gereist... Auch für unser Leben als Pflegefamilie hatte ich immer Ideen und die Kinder eingebunden -Traktor, Holz aus dem Wald holen, Apfelsaft pressen, angeln usw... Beruflich hatte ich einen Lehrauftrag an einer Förderschule - meine Idee war es, bei uns tiergestützte Pädagogik aufzubauen. Schafe halten usw... Das Motto: Das Leben ist ein Spiel.
Das mal so in Kurzversion - also ich würde mich nicht als Langweiler bezeichnen, sondern eher als Macher - das sagte und sagt meine ehemals geliebte Frau auch, das sagen auch andere...
Und dann kam die Scheidung. Ich wollte das alles nicht, ich wollte an der Ehe arbeiten. Mir hat es komplett meine Lebensplanung unter den Füßen weggezogen. Ich habe bis nach der Scheidung in unserem Haus gelebt -es war recht harmonisch... Aber irgendwann musste ich ja dem Leben ins Auge sehen und ich wollte Familie leben und nicht in einem "Arbeitsteam" und Körperlichkeit außer Haus leben - was eine Idee -nicht von mir- war.
Ich hatte keine Kraft schon wieder irgendwo ganz neu anzufangen. "Ein Dorf weiter weg zu ziehen und so das gemeinsame Leben aufrecht zu halten" war für mich keine Option -ich bin absolut nicht der Depri-Typ, aber bei dieser Vorstellung hätte man mich damals einweisen können, das hätte ich emotional nicht geschafft.
Also bin ich nach über 20 Jahren zurück in meine alte Heimat, 500km entfernt von unserem Eigenheim.
Natürlich habe ich viel gebetet und gefragt und nach Weisung gefragt. ( Nebenbemerkung: In dieser ganzen Trennungszeit habe ich einige ICL Seminare besucht, die mich sehr weiter gebracht haben und habe auch Eigenreflexionsgespräche seitdem in Anspruch genommen. Wenn du das alles nicht kennst - es lohnt sich, google das gerne mal!)
Zuerst schien auch es auch zu gelingen... Ich fand einen tollen Job in der Schulsozialarbeit und im Hort - konnte Zirkus machen, meine Interessen einbringen... "Die Kinder lieben ihn" - so die Aussage der Schulleiterin... Ich schien auf dem richtigen Weg, bekam wieder Selbstvertrauen usw...: Gott, danke!!!
Dann für mich völlig überraschend, Corona war gerade im Ausbruch und alles an den Schulen war eingeschränkt: Ich wurde gefeuert... lange Story. Die Eltern haben einen Aufstand gemacht, sie waren empört, die wollten mich unbedingt zurück.... Es wurde von Eltern oder so eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die Schulleiterin bewirkt usw.. nach einigen Jahren hat sich meine damalige Teamleiterin in aller Form entschuldigt, wie das damals abgegangen ist... Es war echt filmreif, ich verstand die Welt nicht mehr...
Ich war ziemlich am Boden zerstört -Gott, was soll das denn nun alles???
Tja, wo sollte es weitergehen... Diese Sache mit dem gefeuert werden verfolgte mich noch an Bewerbungen 250 km entfernt... Aufgrund der Vereinzelung durch die C verordnungen zog ich in ein Hofprojekt zu Zirkusfreunden... Schlussendlich verband ich meine Arbeit als Schulsozialarbeiter mit meinem landwirtschaftlichem Interesse - ich wohnte auf einem Bauernhof, arbeitete dort mit, und hatte eine Stelle in der Schulsozialarbeit. Das war befristet... danach zog ich wieder in meine alte Heimat, wieder eine spannende Stelle in der Schulsozialarbeit...
Da ich gerne offen bleiben wollte, für das was da noch kommen könnte, bewarb ich mich nur auf befristete Stellen. Ich hatte nie den Eindruck, dass ich in dieser Zeit fest zu einem Lebensort JA sagen wollen würde. Ich wollte ja auch gerne wieder Partnerschaft leben ( Nach 2 Jahren nach der Scheidung hatte ich ein Scheidungsseminar bei Team F besucht. Bald danach hatte ich wirklich für mich die Klarheit, dass ich bereit bin für einen Neuanfang - neue Beziehung)
Als ich da wieder zurück ging in meine alte Heimat, baute ich mir wieder einen Bauwagen aus ( Ich / wir als Ehepaar hatten viele Jahre in Bauwagen und Zirkuswagen gelebt, also.... war es back to the roots...). Das hat mir viel Spaß gemacht und somit startet eigentlich hier das, was mich beschäftigt ( Du hast also den ganzen text bis hierher nur als Einleitung gelesen ;-))
Der Bauwagen stand und steht noch auf einem wundertollen Gelände, das eine Rentnerin besitzt. Sie ist Gärtnerin und hat vor 40 Jahren begonnen ein nacktes Stück Ackerland in eine echte Oase zu verwandeln mit Hecke ringsum, Wäldchen, Schwimmteich, großes Haus usw... Ihr Ziel ist es, ihr Lebenswerk der Nachwelt zu erhalten, zu übergeben. Wow dachte ich, da mache ich mit, das ist meins, da bringe ich mich ein, das hat Potential, da ist gemeinschaftliches Leben möglich usw...
Ach, kompliziert - da muss man sich mit Leben in Gemeinschaft auskennen ( Ich habe früher 6 Jahre lang in Gemeinschaft gelebt mit 60 Menschen -als Genossenschaft organisiert - da habe ich auch meine Frau damals kennengelernt). Jedenfalls waren und sind die Pläne der Eigentümerin nicht kompatibel mit der Vorgehensweise, die erfahrene Gemeinschaftsleute als langfristig tragfähig sehen. Die Eigentümerin wird ihre Stellung als Chefin behalten und auch selbst dann, wenn sie einen Verein gegründet hat, werden Menschen wie bisher kommen und gehen, weil sie nicht loslassen und abgegeben kann.... So wie es all die Jahre war , wird es weitergehen...
Mittlerweile lebten einige Menschen dort - und nun ist es so, dass die Eigentümerin nur noch Gäste- und Seminarbetrieb machen möchte - alle müssen Ende Februar gehen... mein Bauwagen steht schon abfahrtbereit...
(Da mir ihre Zukunftspläne schon im Sommer eher suspekt vorkamen, war ich den Sommer viel unterwegs und habe mir Gemeinschaften angesehen... aber ich hatte keine Gemeinschaft gefunden, die mir so richtig zusagte)
Also taten wir uns zusammen, die, die dort wohnten und überlegten, wo wir denn gemeinschaftlich wohnen könnten... Mir fiel ein leerstehendes Pfarrhaus ein. Wir konnten es anschauen, waren begeistert, der Kirchengemeinderat sagte "wir können in Verhandlung treten". Jetzt kam vor 2 Tagen - nach 6 Wochen warten - die Absage: Der Rat kann eine Vermietung nicht leisten, da man als Vermieter Pflichten hat und das alles betreuen muss usw.."
Ok - Gott - was soll das nun wieder???
Da meine Situation so ungewisse war, hatte ich seit meinem letzten befristetem Job keinen neuen Job angenommen, sondern wartete erst mal ab, wie sich das alles entwickeln würde... Zur Zeit helfe ich aus in einem Waldkindergarten ( und frage mich, wie man vom Rumstehen warme Füße bekommen soll)
Noch ein kleines Zwischenspiel: Im Sommer hatte ich online eine Frau kennengelernt. Sie wohnt ca 900 km entfernt, es sind Kinder mit im Spiel. Wir haben uns getroffen, Urlaub zusammen gemacht usw.
Wir wollten es zusammen probieren- und näher kennenlernen. Da ich "frei" war, zog ich mit meinem Zirkus zu ihr und bewarb mich auf verschiedene Stellen. Ich hatte natürlich Respekt davor - aber... warum nicht riskieren... Ich hätte nicht gedacht, dass ich in solch eine emotionale Lage geraten würde... Ich in dem Haus, nix zu tun, die Landschaft so... nennen wir es "anders" - es ging mir so absolut gar nicht gut, dass ein richtiges Kennenlernen eigentlich nicht möglich war...
Wir hatten dann auch gemeinsame Ideen - aber schlussendlich musste ich eingestehen, dass die Entfernung uns einen Strich durch alles macht. Es hätte echt was werde können - aber die Bindungen, die Entfernung usw... es klappte nicht..
So, und nun meine Fragen, meine Themen, die ich mir und Gott stelle ( Wie gesagt, ich habe ICL Eigenreflexionsgespräche - aber die sind in solch zeitlichem Abstand, dass ich all meine Fragen da nicht thematisieren kann...)
Warum komme ich nicht an??
Das Problem besteht vor allem auch darin, dass ich so gerne Familie leben möchte. Schon vor der Trennung sagte ich meiner Frau, wenn sie sich trennen möchte, möchte ich nochmal neu anfangen - am liebsten inklusive Windeln wickeln, Und dieser große Herzenswunsch ist bis heute geblieben.
Ich eiere auf Online Plattformen rum, bin auch bei Christ sucht Christ und klar weiß ich das alles und lese schlaue Sprüche wie "Du musst erst mal bei dir selber ankommen " usw blabla... habe ich schon alles gemacht - ich war mit Sack und Pack auf den Bauernhof gezogen und dachte, das wirds nun... völlig in mein Interesse an Landwirtschaft versunken... 12 Stunden Arbeit am Tag usw...
Aber darauf - Leben als Familie mit Kindern - komme ich immer wieder zurück... Die Arbeit im Kindergarten jetzt - so kalt und stressig sie ist - ich merke, dass mich die Kinder einfach so berühren, dass ich gut mit ihnen kann ( der Kindergarten würde mich gerne einstellen), der Wunsch ist einfach nach wie vor da...
Ich weiß natürlich auch nach 5 Jahren online dating , dass ich dies nicht mal eben erzwingen kann und weiß auch, dass ich offen sein sollte für Anderes..,. und da überlege ich auch -was gäbe es noch... Keine Ahnung : SOS Kinderdorf Vater... weiterhin im Kindergarten... Pflegevater...
Gleichzeitig macht mir die Arbeit als Schulsozialarbeiter sooooo viel Spaß und laut Rückmeldungen bin ich darin auch gut. ( Ich finde mich auch gut :-)) Und Zirkus... ja den gibt es auch noch.. Ich wollte den wieder aufbauen - seit Pfingsten habe ich eine Webseite, hatte ein Projekt mit einer Grundschule und nur glückliche positive Rückmeldungen - mir hat es nach vielen Jahren Pause auch wieder richtig richtig Spaß gemacht...
So habe ich nun diese Baustellen... viele Interessen, Fähigkeiten und weiß einfach nicht wie ich die unter einen Hut bekomme...
Ich kann nicht einfach in ein Zimmer in eine Stadt ziehen - da gehe ich ein...
Ich weiß auch, dass mein ganzer Krempel wie Traktoren, Bauwagen usw Ballast sein kann und bin bereit loszulassen ( Habe ich ja schon öfters getan - meine schöne Oldtimer Mercedes Rundhauber Zugmaschine fährt im Niger...)
Aber... wie bekomme ich meine so große Herzenssehnsucht in den "Griff" , nochmal Familie mit (am liebsten kleinen ) Kindern zu leben? (Ich habe nicht den Anspruch eigene Kinder zu haben - aber es gibt doch in diesem Land auch Single Frauen mit Kindern...)
Wie kann ich Entscheidungen treffen, dass ich irgendwie meine Fähigkeiten und Interessen unter einen Hut bekomme?
Mit dem Pfarrhaus wäre mein Plan so ein bisschen aufgegangen: Wir hätten WG Leben gelebt, es wären Eltern mit Kindern eingezogen. Das wäre für mich schon mal so ein Schritt in die "Loslass-richtung " gewesen. Ich hatte echt Lust auf das Leben mit den Leuten und mit den Kindern... Ich war dran an einer aussichtsreichen Bewerbung für Schulsozialarbeit. Zirkus hätte ich irgendwie integriert in all das... da hätten sich Möglichkeiten aufgetan - ich war bereits im Gespräch mit VHS usw...
(Dennoch möchte ich nicht ewig Single bleiben - und eine Offenheit für einen Umzug - die muss ich meiner Meinung nach als kinderloser Single haben..)
Jetzt ist das Kartenhaus am Mittwoch zusammengefallen - und ich stehe mal wieder mit einem großen Fragezeichen da: "Gott - was kommt denn nun als nächstes? Ich weiß, deine Mühlen langsam... meine Geduld reizt du ganz schön aus..."
Wie gesagt...ich nutze das hier zum Reflektieren - ist alles ziemlich durcheinander... und vielleicht hat ja jemand einen super guten Tipp...
Und falls die Frage aufkommt nach den Pflegejungs: Ja, ich treffe sie in den Ferien, in letzter Zeit öfters, ich hatte ja viel Zeit, weil ich "Gottes langsam mahlende Mühlen" ausgekostet habe und gewartet habe... 😉 Spaß... Den Job als Schulsozialarbeiter startete ich u.a. deshalb, damit ich viele Ferien habe und mit den Jungs Aktionen unternehmen kann... ( Im Sommer haben wir eine Fahrrad-Straßenmusik-Tournee gemacht von Travemünde nach Warnemünde mit Zelt und Kocher und Instrumenten usw... also ja, ich kümmere mich...) und nein, ich war kein Arschloch-Ehemann und weiß wie man kocht und das WC putzt und ich weiß es nicht nur, ich habe es auch zuverlässig gemacht, wir haben uns da gut rein geteilt ( Außer Staub wischen... "wenn du wüsstest wieviel Arbeit das ist..." ok, das weiß ich nicht) usw...
Man könnte jetzt auch einfach sagen: Na wenn es das Pfarrhaus nicht ist, dann ist es eben ein anderes Haus. Aber.... das ist nicht so einfach. Ich wohne nicht in Meck-Pomm, wo große Objekte an jeder Ecke stehen. Hier ist die Wohnlage sehr angespannt. Klar, könnte man vielleicht in den nächsten Jahren was finden... Aber... ich warte und warte und warte usw seit gefühlt Jahren... "Das Volk murrte" - nach einigen Jahren in der Wüste - ich kann das so ein bisschen verstehen... ich murre auch und lieber komme ich ins Handeln als dass ich ausharre in einer Situation, die für mich sehr unzufriedenstellend ist und keine Perspektive in Aussicht hat... Das Pfarrhaus war eine Perspektive - jetzt gilt es eine neue Perspektive zu finden...